Adventroas - Herbert Gschwendtner - E-Book

Adventroas E-Book

Herbert Gschwendtner

0,0

Beschreibung

Advent ist die – zumindest von Natur aus – stillste und dunkelste Zeit des Jahreskreises, aber auch die zarteste, hoffnungsfrohste und unaussprechlichste Winterwunderweihnachtszeit! Ganz gleich, ob Sie lieber mit Kerzenschein oder winzigen Glühbirnchen Ihr Zuhause erhellen, Hauptsache, es steht unter einem guten Stern. Denn, wenn Zeit und Aufmerksamkeit fehlen, kommen uns viele Tage ewig gleich vor. Herbert Gschwendtner führt uns mit seinen sehr persönlichen Tipps durch den Advent. Er hat Ausflüge, Wanderungen, Märkte und urige Wirtshäuser in allen Bundesländern ausgesucht, aber auch so manchen kleinen, stillen Geheimtipp parat: um in wohltuend weihnachtliche Stimmung zu kommen und nicht geschäftig daran vorbeizulaufen, um Dinge zu erfahren, die sich nicht in Geschenkpapier wickeln lassen, um sich ohne Hast von Sternstunden verzaubern zu lassen. Folgen Sie Herbert Gschwendtner auf seinem Weg durch den Advent!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 112

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Herbert GschwendtnerAdventroas

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2016 Verlag Anton Pustet5020 Salzburg, Bergstraße 12Sämtliche Rechte vorbehalten.

Konzept und Lektorat: Anja ZachhuberGrafik und Produktion: Nadine Kaschnig-LöbelCoverfoto: Shebeko/www.shutterstock.com

Druck ISBN 978-3-7025-0847-0

e-ISBN 978-3-7025-8035-3

www.pustet.at

Adventroas

Eine Reise durch den Adventmit Herbert Gschwendtner

VERLAG ANTON PUSTET

Salzburg

Filzmooser Weihnachtsidylle

Schwaigerlehen-Berngarten Stuhlfelden

Rezept: Rauchnudeln

Rachn geh mit dem Großvater

Weihnachtswandern in Radstadt

Hellbrunner Adventzauber

Oberösterreich

Wolfgangseer Advent

Gosauer Bergweihnacht

Huskytraum – Ebensee

Tegernbach – Die Hofbühne im Advent

Weinberger Schloss Advent und Waldburg

Bayern

Waldweihnacht Halsbach

Rezept: Erdäpfel-Lebkuchen

Adventroas durch den Bayerischen Wald

Niederösterreich

Schräger Advent Schönberg am Kamp

Kellergassenadvent in Hadres

Burgruine Aggstein

Zruckdenkn im Advent

Wien

Art Advent am Karlsplatz

Der Duft vom oafachen Leben

Der Himmel über Wien

Burgenland

Rust

Rezept: Raunigeln

Steiermark

Die Christtagsfreuden-Wanderung

Advent im Benediktinerstift Admont

De Schutzengln im Kripperl

Advent auf der Pürgg

A moderne, vorweihnachtliche Krippn

Kärnten

Burgadvent Hochosterwitz

Granatium Radenthein

Tirol

Lienz

Kufstein

Rezept: Prügeltorte

Tiroler Bergadvent Wildschönau

Erinnerung an die Eisschokolade

Rezept: Eisschokolade

Rattenberger Advent

Advent auf der Hungerburg und in Hall in Tirol

Advent früahra

Südtirol

Martell, der höchstgelegene Adventmarkt der Alpen

Bodensee

Bodensee Advent

Konstanz und Mainau im Advent

Salzburg

Filzmooser Weihnachtsidylle

Filzmoos bietet im Advent viele schöne Begegnungen. Weithin bekannt ist die Wallfahrtskirche mit dem „Filzmooser Kindl“, die das malerische Ortsbild gemeinsam mit der 2 454 Meter hohen Bischofsmütze ziert. Das „Filzmooser Kindl“ ist eine spätgotische, farbig gefasste Figur und steht als Mittelpunkt der Wallfahrtskirche mit goldenem Strahlenkranz über dem Hochaltar. Dieses segnende Jesuskind mit seinen barocken Beigaben Krone, Kreuz und Weltkugel trägt je nach Jahreszeit ein andersfärbiges „Gnadenröckl“. Weiß zu Ostern, zu Pfingsten und das Jahr über Rot und Golden in der Weihnachtszeit. An den Adventwochenenden umgibt die Wallfahrtskirche ein ganz besonderer Adventmarkt, der in seiner Romantik jedem Besucher ein heimeliges Adventgefühl vermittelt.

Die idyllische Filzmooser Landschaft wird durch eine Pferdeschlittenfahrt zu den Hofalmen zu einem unvergesslichen, adventlichen Erlebnis. In warme Decken gehüllt geht es in der Abenddämmerung durch die winterliche Waldlandschaft an der „Warmen Mandling“, deren Wasser zwischen den mit Schneehauben bedeckten Steinen im Bachbett murmelt. Der Geruch von Pferdeschweiß, die Geschichten der Kutscher und das unvermeidliche Schnapserl gehören genauso zu dieser Pferdeschlittenfahrt wie das Staunen ob der bezaubernden Berglandschaft beim Erreichen des weitläufigen Hofalmgebietes.

Unter den vielen, sympathischen Bauern, die mit ihren Gespannen die Gäste durch das Tal kutschieren, sticht besonders ein Original ins Auge: der Fiakerwirt Georg Vierthaler mit seinen „Tiger-Pferden“, einer seltenen, gescheckten Noriker-Rasse, deren Zucht immer spannend ist. Nicht immer kommt nämlich auch ein Fohlen mit den spezifischen Kennzeichen – weißem Fell mit schwarzen Punkten – zur Welt.

Angekommen am Fuß der Bischofsmütze erwartet die Besucher schließlich die „Weihnachtsidylle Hofalmen“ mit einem wildromantischen Bergsee-Rundweg.

Beginnen wir mit der Unterhofalm, die alleine schon wegen ihrer malerischen Lage besticht. Die verschiedenen Stuben – Hofalmstadl, Jagastubn oder Almstubn mit Wasserfall bis hin zur alten Almstube aus dem Jahr 1776 – vermitteln eine ganz besondere Atmosphäre. Dazu passend lockt die Speisekarte mit Schmankerln und Hausmannskost. In einem Hütterl neben der Unterhofalm können kleine Holzkunstwerke bewundert und erworben werden.

Von der Unterhofalm führt ein kurzer Anstieg zum romantisch gelegenen Almsee, umrahmt vom tiefVerschneiten Gosaustein und Rettenstein. Am Ufer dieses kleinen Bergsees erwartet den Adventwanderer die Heilige Familie in einer Holzhütte und beim Blick über den See ist ein kleines, beleuchtetes Miniaturdorf zu entdecken. Eine Darstellung der Herbergssuche, viele beleuchtete, riesige Scherenschnitte und eine Geschichtenhütte, in der sich die Besucher um einen Geschichtenerzähler scharen, sind weitere Höhepunkte an diesem beleuchteten Rundweg. Natürlich wird unterwegs auch Wärmendes wie Glühwein und Punsch am Lagerfeuer ausgeschenkt. Weisenbläser untermalen die Stimmung und wenn dazu im Mondlicht die Schneekristalle glitzern und der Schnee unter den Schuhen knirscht, ist auch der Winter in seiner Eigenheit hautnah zu spüren. Je nach Fortschreiten der Adventzeit geben sich Nikolaus und Krampus oder die Anklöckler ein Stelldichein. Alle Jahre ändern sich die Darstellungen ein wenig, sodass die „Weihnachtsidylle Hofalmen“ immer wieder zu einem neuen Erlebnis wird.

Bevor es schließlich hinunter zur Unterhofalm geht, lädt die Almkapelle zur inneren Einkehr. Mit dieser Kapelle hat sich der Almbesitzer Christian Salchegger einen langgehegten Traum erfüllt, ist er doch auch „Ritter zum Heiligen Grab zu Jerusalem“. Nach diesem Rundweg locken die originellen Stuben der Oberhofalm, deren Ausstrahlung das ideenreiche kulinarische Angebot unterstreicht.

Auch tagsüber lohnt sich ein Besuch der Hofalmen, die verträumt unter einer dicken Schneeschicht liegen. Am Weg zwischen den beiden Almen steht malerisch ein vereistes Mühlrad am kleinen Bach und wenn Schnee von den Bäumen staubt, glänzt dieser im Sonnenlicht.

Übrigens bietet Filzmoos an jedem Adventtag ein besonderes Erlebnis, welches vom Adventkalenderbasteln und Adventkranzbinden über Fackel- und Schneeschuhwandern bis zu Adventlesungen mit Stubenmusik in der Bauernstube reicht.

www.filzmoos.at

Am See

A dicke Eisschicht hat da See,am Ufer liegt ganz dick da Schneeund auf den ersten kurzn Blickglaubt ma, ’s Lebn is alls erstickt.Aba wenn ma’s genau betrachtgibts Lebn gnua in dera Pracht.A Oachkatzl sitzt auf an Ast hoch obn,beobachtet vo an Fuchs herunt am Bodn.Beim Voglhäusl drübn da wechsln festde verschiedenen gefiederten Gäst.Am Waldrand stehngan a paar Rehwia braune Fleckn im weißn Schnee.Ma derf si nur nit gar zu vü bewegn,dann ko ma am See allerhand sehn.

Schwaigerlehen-Berngarten Stuhlfelden

Stellen Sie sich einen Adventabend der kulinarischen Genüsse bei Kerzenlicht in einer 500 Jahre alten Rauchkuchl vor, in der eine überaus umtriebige und sympathische Wirtin direkt unter den Gästen auf der offenen Feuerstelle Köstlichkeiten aus heimischen Produkten zubereitet, die an Geschmack und Präsentation durchaus mit einer Haubenküche mithalten können. Zu finden ist diese Besonderheit in Stuhlfelden.

Erstmals wurde Stuhlfelden im Jahr 963 als „ad Stoulveldum“ urkundlich erwähnt und ist damit die älteste genannte Gemeinde des Oberpinzgaus, gelegen zwischen den Kitzbüheler Alpen im Norden und den Ausläufern der Granatspitz-Gruppe der Hohen Tauern im Süden. Heute ist Stuhlfelden eine Nationalparkgemeinde mit etwa 1 500 Einwohnern. Eines der ältesten Gebäude des Ortes ist das Anwesen Schwaigerlehen-Berngarten, dessen Ursprung bis in das Jahr 1486 zurückverfolgt werden kann.

Schon der Eintritt in das altehrwürdige Haus beeindruckt. Die dunklen Holzwände des Vorhauses zieren alte, bäuerliche Gebrauchsgegenstände, ein Klavier und Jagdtrophäen. Auf kleinen Ablageplätzen liegen rote Äpfel und als natürliche Zier dieser romantischen Dunkelheit leuchten Lampionblumen in sattem Gelb bis dunklem Orange in gläsernen Vasen und zeugen vom guten Geschmack der Hausherrin Theresia Bacher.

Wenn sie als Wirtin einen unvergesslichen Adventschmaus bereitet, denkt sie auch gerne zurück an ihre Kindheit, in der die Adventzeit nicht die Bedeutung von heute hatte. Für sie und ihre fünf Geschwister galt es meistens schon in der Früh vor dem Schulbesuch im Stall zu helfen und die weihnachtliche Hoffnung lag vor allem in der Sorge um den Vater, der den Winter über beim Jungvieh oben im Bergmahd war, um das im Sommer geerntete Bergheu zu verfüttern. Sorge wohl darum, ob er am Heiligen Abend wohlbehalten über den oft eisigen oder tiefverschneiten, steilen Weg am Hof ankommen würde. Ansonsten gab es da natürlich auch Abende, wo Bratäpfel die jungen Herzen erfreuten und man nett in der warmen Stube beisammen saß.

Vorweg sei bemerkt, dass man sich für das nun folgende Geschehen früh genug anmelden muss. Beginn dieses einzigartigen Adventerlebnisses ist 18 Uhr. Man wird zunächst in eine der geschichtsträchtigen, warmen Stuben geladen und die Wirtin Theresia Bacher stellt sich mit kleinen Kreationen aus ihrer Küche sowie mit Kletzenbrot und Lebkuchen aus der eigenen Bäckerei vor. Dabei erfährt man, welche Speisenfolge kredenzt wird und woher die einzelnen frischen Produkte stammen. Die Thresi, wie sie liebevoll genannt wird, ist eine stattliche Erscheinung. Bei einem fruchtig-gehaltvollen Glühwein begrüßt sie auf die ihr angeborene Art und Weise alle Gäste mit sympathischer Herzlichkeit und stellt sie untereinander vor. Sofort springt ein Funke von einem zum anderen über, der spätestens beim Adventgedicht ihrer seligen Mutter Maria Rattensberger alle Gäste wie mit einer stimmungsvollen Decke umhüllt:

Advent, in deine Stillegehen der Gedanken so viele,halten Einkehr und schaun vorausist auch wohlbestellt Herz und HausEs naht sich ein Jahr seinem Ende,dazwischen gabs oft Sturm - auch ein klein wenig Ruh.Das Geschick liegt in des Mächtigen Hände,wieder wendet sich unser Erwarten ihm zu.Wir stehen am Tor eines Neuen,nicht ahnend was es uns bringt.An wie vielen Stunden wir dürfen uns freuen,oder ob das Herz mit dem Kummer ringt?Geben wir dem Herrgott unser ganzes Vertrauenverbunden mit der großen Bitt,dass nicht zu viel Hartes unser Hoffen zerrütt!

Dass unsere Hände sich dürfen regenin der Arbeit ums tägliche Brotund er gibt uns seinen Segen,dass nicht walte die Not.So mögen die Tage dannwieder zu einem Jahr sich rankenund wir beten um die Kraftfür alle Tage zu danken.

Maria Rattensberger

Nach dieser Zeremonie geht es hinüber in die adventlich geschmückte Rauchkuchl mit der offenen Feuerstelle und an den liebevoll gedeckten Tischen heißt es zunächst eng zusammenrücken, was das Miteinander zum Untereinander der Gäste macht. Rund um die große Feuerstelle ist schon alles angerichtet. Es knistert das Feuer unter der riesigen Pfanne. Fleißiges Personal kümmert sich um die Getränke und schon bei den Vorspeisen sind so manche „Hmms“ und „Ohhhs“ zu hören.

Schließlich ruhen alle Blicke auf der Thresi, dem knisternden, offenen Feuer und der dampfenden Pfanne, deren köstlicher Duft sich mit dem leichten Geruch des Rauches vermischt. Unzählige Kräuter verfeinern den Geschmack. Immer wieder erklingt von der Feuerstelle her der typische Oberpinzgauer Dialekt der Thresi, die es versteht, auch während des Kochens die Gäste humorvoll zu unterhalten.

Von Gang zu Gang wird man mit neuen Geschmacksvariationen überrascht und wenn auch das Hauptgericht verzehrt ist, tunkt die Thresi noch die schmackhafte Soße mit Weißbrotschnitten aus der Pfanne und reicht sie zum „Drübastrahn“ den Gästen.

Richtig adventlich wird’s beim Dessert: Es gibt „Rauchnudln“. Diese süße Nachspeise gab es in früheren Zeiten nur an den Raunacht-Abenden, an denen beim Rosenkranzgebet der Hausherr mit der Räucherpfanne durchs Haus ging, um es vor Bösem zu schützen. Es gibt zwölf Raunächte. Heute wird noch da und dort in den drei Raunächten am Abend der Thomasnacht, der Silvesternacht und der letzten Raunacht am 5. Jänner geräuchert. Die Rauchnudeln erfordern eine ausgiebige Vorbereitung für den Teig, bevor sie in die üppig mit geschmolzener Butter gefüllte Pfanne kommen und über dem Feuer gebraten werden, bis sie sich goldgelb färben. Dann werden sie mit Preiselbeermarmelade und Vanillesoße serviert.

Das Rezept zu den Rauchnudeln sei hier verraten. Am besten schmecken sie aber aus der großen Pfanne unter den vielen erwartungsvollen Gaumen in der Rauchkuchl der Thresi Bacher.

www.schwaigerlehen.at

500 g Dinkelauszugsmehl

40 g Germ

40 g Zucker

80 g Butter

3 Eidotter

250 ml Milch

Salz, Rum, Rosinen

Butterschmalz zum Herausbacken

Rauchnudeln für 6 Personen

Das Dampfl für den Germteig der Rauchnudeln wird aus Germ, einem Löffel Zucker, einem Schluck warmer Milch und etwas Mehl in einer Schüssel angerührt. Nachdem das Dampfl aufgegangen ist, wird es mit dem handwarmen Mehl vermischt. Die lauwarme, zerlassene Butter und die restlichen Zutaten werden dazugerührt. Dann wird der Teig mit dem Kochlöffel so lange geschlagen, bis er sich vom Schüsselrand löst. Da der Germteig schmalzgebacken wird, kommt etwas Rum in den Teig, damit er weniger Fett aufsaugt. Nach Geschmack kann man auch Rosinen hineingeben.

Nun muss der Teig rasten, damit er aufgehen kann, bevor mit dem Löffel gleichmäßige Teigstücke ausgestochen werden. Daraus formt man Kugeln, gibt sie in die Eisenpfanne mit heißem Butterschmalz und bäckt sie auf beiden Seiten goldgelb. Die Thresi serviert die Rauchnudeln mit Zucker bestreut auf einem Teller mit Preiselbeermarmelade und Vanillesoße.

Rachn geh mit dem Großvater

Es war immer eine große Ehre für mich, wenn ich mit dem Großvater in einer Raunacht durch Hof und Stall zum Räuchern mitgehen durfte. Das war ein ganz besonderes Ritual. In unserer Knappenwohnung gab es das ja nicht. Vater hielt nicht viel von dieser Tradition, weil er meinte, in ein Miethaus passe so ein alter Brauch nicht. Deshalb durfte ich am Abend vor der Thomasnacht mit dem Großvater am Bauernhof das „Rachngeh“ erleben.

Bitterkalt war dieser Abend und ich musste das Weihrauchschüsserl tragen und ab und zu mit einem kleinen Löffel der Weihrauchpfanne neue Nahrung geben. Zunächst ging es in den Keller, wo das Eingemachte in den Regalen stand und die Karotten und Erdäpfel im Sand eingeschlagen waren, damit sie sich über den Winter hielten und vor Frost geschützt waren, der zuweilen durch die Ritzen auch in den Keller kroch. Irgendwie war mir dieser Keller unheimlich, huschte einem doch ab und zu eine Maus vor die Füße. Wenn so etwas passierte, stellte Großvater gleich wieder eine Falle auf, damit diese Biester nicht zu viel Schaden anrichteten.

Froh, aus dem Keller wieder zu ebener Erde zu sein, ging es dann weiter. Großvater murmelte von Raum zu Raum den Rosenkranz und wenn ich in Gedanken versunken beim „Gegrüßt seist du Maria“, das „Heilige Maria Mutter Gottes …“ übersehen hatte, wurde er auf einmal laut, um mich aus meinen Gedanken zu holen.

Dennoch, der Weihrauchgeruch und die Andächtigkeit dieses Ganges hatten eine besondere Wirkung auf mein junges Gemüt. Es war mir, als ginge alle Heiligkeit auf Erden mit uns durch Haus und Hof.