Ich mach mir so meine Gedanken - Johnboy Schneider - E-Book

Ich mach mir so meine Gedanken E-Book

Johnboy Schneider

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Beschreibung

Johnboy Schneider macht sich also Gedanken. Na, das kann ja was werden. Ein Gedicht zum Beispiel. Oder gleich achtzehn davon. Dabei geht es um das, was einen Heranwachsenden so umtreibt, der gerade die 50 überschritten hat: unausweichliche Familie, liebende Schmetterlinge, generierende KI, zu verwaltendes, wenn auch nicht vorhandenes, Vermögen, Fatbike fahren, kleine Beschwerden, Made in Germany, Freundschaft und so weiter. Mach dich ruhig auf den Weg, folge seinen Gedankengängen, es könnte inspirierend sein.

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Zeilen, die das Leben schrieb.

Naja, eigentlich schrieb ich sie.

Durchlebe dabei mein Erleben,

das, was mir fünfzig Jahre mitgegeben.

Ob du damit etwas anfangen kannst,

oder nicht, das weißt du bloß,

wenn ans Ende du gelangst.

Also, Augen auf und los!

Vorleseübersicht

Der Beziehungsgeier

.

Vom Beziehungsverlust zur Beziehungspflege

.

Plötzlich weg

.

Oder: Die Angst vor dem Verlust der Verlustangst

.

Die kleine Beschwerde

.

Und wie sie über sich hinauswächst

.

Mordsgedanken

.

Made in Germany

.

Stille

.

Danke fürs Gespräch

.

Die Besten von Ferrero

.

Gut aufgehoben im Setzkasten der Freundschaft

.

Das Leben ist ein Ponyhof

.

Eine Reise durch die Arbeitswelt

.

Manchmal ist der beste Schritt ein Schritt zurück

.

Von kleinen Ereignissen mit großer Aufregung

.

Auf das Leben

.

Und wer hat mir noch gleich die ganzen Nullen und Einsen gegeben?

Business Slam

Wo Familie drauf steht, ist Familie drin

.

Da gibt es kein Zurück

.

Die Schmetterlinge lassen das Flattern nicht sein

.

Über das größte Missverständnis der Zwischenmenschlichkeit

.

Ich bin ganz gerne und ganz besonders Mittelmaß

.

Das tragische Schicksal der Besonderheit

.

Dafür habe ich heute in meinem Kopf keinen Platz

.

Kurz vorm Ertrinken in der Informationsflut

.

Was wäre das Leben ohne Adjektiv?

Schad, es wäre nicht mal fad

.

Arbeitgeber kann jeder

.

Arbeitgeberattraktivität zwischen Notaufnahme und Langzeittherapie

.

Business Slam

20/4.

Ode an die Freude. Am Fatbikefahren

.

Unterm Strich

.

Was ist Vermögen eigentlich?

Schräg ist gerade. Richtig

.

Über Marke und Persönlichkeit

.

Business Slam

Wir alle haben ja so unsere Päckchen. Nicht nur die von Amazon. Sondern so richtig schwere, die wir durch den Lauf des Lebens tragen. Scheiß drauf, machen wir sie doch einfach mal auf. Zum Beispiel das mit dem Beziehungsgedöns.

Der Beziehungsgeier.

Vom Beziehungsverlust zur Beziehungspflege.

Weg.

Nicht mehr da.

Dispräsent.

Unsere Beziehung: gehemmt.

Das Herz baumelt in innerer Leere.

Das Gemüt verdunkelt durch drückende Schwere.

Ich bin acht,

liege auf dem Teer,

die Fäuste trommeln zum Takt

des schmerzenden Verlusts.

Schaue dem Auto hinterher,

darin meine Mutter, als sie mich verließ.

Während ich tränende Wut in den Asphalt unter mir stieß.

Die intensive Phase des Frusts

währte `ne Weile, doch nicht allzu lang.

Recht schnell wuchs ein Clown in mir heran.

Er überspielte, bespaßte, versetzte mich in Euphorie.

An Materiellem mangelte es derzeit nie,

mein Vater mühte sich, uns jedwede Sorge zu nehmen.

Arbeitete, organisierte, bezahlte,

sodass nach außen alles in bester Ordnung erstrahlte.

Dankbar ich ihm dafür bin, sehr sogar,

weil es von Herzen und auch das Beste war,

das er zu tun vermochte – für mich ein Gewinn.

Und während tief in mir drin

das verletzte Kind beständig

den Verlust in die Straße trommelt,

der Clown gewitzt, zugewandt, verständig

um sich herum allerhand Beziehungen sammelt.

Wie ein Geier in zerrupfter Feder

stürzt er sich auf Beziehungen jedweder Art,

auf dass möglichst jede und jeder

ihm gegenüber zugeneigt ward.

Wo allerorts Romantik liebt und streitet,

war es vor allem Beziehungsarbeit,

die dem Clown die Manege bereitet.

Wo er die Wut des Kindes eindämmt

und von Trauer und Tränen befreit

auf die hinteren Ränge verdrängt.

Klar, auch, wenn keine Träne mehr vergossen,

wird die Angst mich treu begleiten.

Eng verbunden werden wir

mein gesamtes Leben wohl bestreiten.

Auch vierzig Jahre später ist sie hier.

Doch sind Kind und Clown schon längst verbündet,

des Beziehungsgeiers Gier

zunehmend unbegründet,

der Frieden mit elterlicher Unzulänglichkeit

endlich geschlossen.

Während Clown und Geier fragen, sprechen und verstehen,

hinter die Fassade ach so erwachsener Herzen sehen,

die kindlich verletzte Seele stetig gesundet.

Der Geier Beziehungen nicht als Beute ergreift,

sie stattdessen lieber wertschätzend erkundet.

Der Verlust der Beziehung bleibt.

Doch ob in Liebe oder Streit,

stets deine eigene Entscheidung zeigt.

Wir alle tragen also unsere Päckchen. Das der Verlustangst beispielsweise. Daran kann man sich schön abarbeiten, ist sie doch alles, was uns geblieben. Doch ach weh, was, wenn wir die Verlustangst auch noch verlieren…

Plötzlich weg.

Oder: Von der Angst, die Verlustangst zu verlieren.

Hier.

Ungefragt. Einfach da.

Omnipräsent.

Subtil zwar,

doch stets immanent.

Die Beziehung zu mir selbst: dadurch gehemmt.

Hallo Verlustangst. Was wäre ich ohne dich?

Mein ganzes emotionales System schließlich

funktioniert seit Jahren liederlich,

und das, wo doch gerade ich

die innere Ordnung ganz gern der äußeren folgen lasse.

Sicher ist es ziemlich hinderlich,

wenn unterbewusst und fremdgesteuert ich

dir das Regiment überlasse.

Diesen Zustand ich offenbar mehr liebe,

als dass ich ihn hasse.

Die Angst vor Verlust.

Die Angst, nicht geliebt zu werden.

Die Angst, nicht zu genügen.

Selten stelle ich mich selbst zufrieden.

Meine Bescheidenheit zu groß,

mein Selbstwertgefühl zu klein.

Da hat allenfalls der Clown in mir was zu lachen.

Verlust und Angst, ob die beiden wohl geflissentlich getrost

gemeinsame Sache machen?

Kann das wohl sein?

Je bescheidener ich mich gebe,

desto weniger Wert schreibe ich mir zu.

Und je mehr ich eintüte,

desto stärker das Gefühl,

dass trotz pflichtbewusstem Kalkül

am Ende des bescheidenen Tages

ich doch nicht genüge.

Ja man kann sich schon abrackern

mit der Angst vor dem Verlust der Liebe,

und wie sie treibt im Leben unpässliche Triebe.

Aber gut, so bin ich beschäftigt,

pflichtbewusste so vor mich hin, habe gut zu tun.

Was nur, frage ich mich, was nur,

sollte die Verlustangst doch mal ruhen?

Wenn nun auch sie aus dem Leben verschwindet,

mich fortan an mein Innerstes selbst anbindet?

Ach je, fortan wär‘ die Verlustangst verloren,

was sollte ich anstelle ihrer nur machen?

Am Ende noch über die angenehmen Lebensseiten lachen?

Mir keine Sorgen mehr darüber machen,

nicht geliebt und nicht gesehen,

nicht bemerkt und nicht geschätzt zu werden?

Würde ich das Leben überhaupt noch verstehen?

Gar einen angstfreien Tod in Langeweile sterben?

Wenn ich mich nicht mal mehr

vor dem Verlust ängstigen kann,

was bleibt dann vom Johnboy Schneider?

Am Ende ein geheiltes Kind im Mann?

Am Ende das, was ich wirklich kann?

Am Ende das, was ich stets ersann?

Dass mich die Welt ob meiner selbst auch lieben kann,

egal wie viel Kinder und Clowns und Beziehungsgeier

in sich vereint der Jan.

Gestohlen bleiben,

das ist, was die Verlustangst mir kann.

Also, denke ich, ob verloren oder hier,

mach doch, was du magst,

als Angst du fortan bei mir versagst.

Ich bleibe selbstverliebt ganz einfach hier,

denn lieber liebe ich mich selbst,

bevor ich neben der Angst

auch noch die Fasung verlier.

Hach, was regen wir uns doch gerne auf. Über die Kleinigkeiten des Tages. Die kleinen Unannehmlichkeiten und Ungereimtheiten und über all das, was nicht in unsere Vorstellung vom Leben passt. Umso tragischer, wenn uns unsere Kleinlichkeit über den Kopf wächst.

Die kleine Beschwerde.

Und wie sie über sich hinauswächst.

Es war einmal eine kleine Beschwerde,

die machte nicht wirklich viel her.

Als Leichtgewicht im Kanon des Alltags

fiel's ihrem Besitzer nicht schwer,

sie lässig und leicht dem Small Talk gleich

einander im Vorbeigehen vorzutragen.

Man hat sich ja sonst nichts Relevantes zu sagen.

Mal wars die verspätete Zustellung durch amazon

und dass mal wieder keine Kiwis im Laden.

Dazu das übliche Servicetheater am Telefon

gefolgt vom Stress an regnerisch-verdrießlichen Tagen.

Diese und ähnlich belanglose Fälle

konnten ihr stets gute Laune bereiten,

denn das alles ließ sich bestens bereden

und des Alltags kleine Unstimmigkeiten

mir nichts, dir nichts und im Nu beilegen.

Aber wie das so ist,

wird‘s meist so nicht bleiben.

Weil Menschen untereinander beizeiten

wenig nachdenken, spontan lieber streiten.

Im Zusammenspiel mit anderen Leuten,

nehmen sie‘s gerne persönlich.

Und sind sie auch noch so gewöhnlich,

können kleine Beschwerden

schnell großen Ärger bereiten.

So wuchs auch die kleine Beschwerde

allmählich zur größeren heran.

Es ging um Wartezeit an ungeöffneten Supermarktkassen.

Darum, den Anschluss der Bahn zu verpassen.

Die Menschen trugen schon schwerer an ihr,

nicht mehr lang und sie würde zur Last.

Es kam, wie es kommen musste,

man nahm sie zu ernst.

Sie musste für alles herhalten,

diffamierende Sprüche, abwertendes Verhalten,

und so begann sie unbemerkt und leisen Schrittes

die Menschen ungewollt zu spalten.

Nach Feierabend mit den Kumpels in der Kneipe beim Bier,

diskutierte man oberflächlich, ohne Scham und ohne Zier,

wie schwächelndes Klima, globale Krisen

und steigende Preise

die persönliche Freiheit einschränken – verdammte Scheiße.

Und wie so mancher mit anderer Gesinnung

oder diversem Geschlecht

die Schuld trägt an der persönlichen Last,

weshalb das Fremde in unsere feine Gesellschaft nicht passt.

Es war soweit:

Die Beschwerde hatte die Komfortzone verlassen,

es ging nicht mehr um Diskurs und Korrektur,

nein, man hatte Schwierigkeiten und Schuldzuweisung

auf der inneren Uhr.

Es ging um die da drüben, die da hinten,

schlicht um all die anderen,

die sich ungefragt in uns'rem hübschen Leben einfinden

und dreist und faul unseren Komfort unterwandern.

So mutierte die kleine Beschwerde

zur beschwerlichen Last,

die den Mensch, besonders in der Herde,

dazu bringt, dass er nicht mehr liebt, sondern hasst.

Die Beschwerde schaute sich das Treiben ein Weilchen an,

wie leichtfertig man sie benutzte,

und wie schnell Alltägliches eskalieren kann.

Ihr wurde nun klar, weshalb eine BeSCHWERde sie war:

Ob‘s ihr gefiel oder nicht,

früher oder später würde sie SCHWER.

Mehr gab ihr gegebenes Schicksal nicht her.

Unter ihrem Deckmantel versteckt

hatte man rasch den Konflikt ausgeheckt,

der, statt konstruktiver Lösungsansätze,

förderte unter den Beschwerdeträgern immer mehr Hetze.

Selbst da, wo Klärung ein leichtes wär,

gefiel offenbar dem Menschen

das Beschweren viel zu sehr.

Nein, mit diesem Quatsch mochte sie sich nicht abfinden,

die Schwere sollte künftig aus ihrem Dasein verschwinden.

Sie beschloss fortan, als Vorbild voranzugehen

und für das Verbindende anstelle der Spaltung zu stehen.

Sie verband höhere Preise

mit dem Bewusstsein für Wert.

Der Bahn verspätete Reise

mit der Lektüre des Buchs,

das sie im Kiosk erspäht.

Den Frust über die Paketzustellung im Land

sie einfach mit Fokus auf lokales Shopping verband.

Und am Servicetelefon sie mit Charme andockte,

womit sie den Servicefachkräften ein Lächeln entlockte.

Sie schätzte Diverses als Schatz,

entgegnete mit Optimismus der Hatz.

Begann sich selbst zu beschweren

gegen Missgunst und Neid, ganz beflissen.

Sie war schließlich kein Privileg der Bequemen und Satten,

die sich‘s bisher auf dem Kissen

der kleinen Beschwerden kommod gemacht hatten.

Die kleine Beschwerde mochte nicht,

dass man ihr verpasst dies garstig Gesicht.

Sie beschloss, kurzgefasst und pointiert,

dass fortan nicht mit Schwere, sondern Würde sie brilliert.

Sie würdigte den Konflikt nun als Chance,

entdeckte in der Auseinandersetzung eine Nuance,

die Kontrahenten und Meinungen verband,

womit sie der Freundschaft knüpfte ein Band.

Dann schließlich kam der kleinen Beschwerde großer Tag,

an den sie sich in Zukunft gerne erinnern mag.

Da trat sie vor die Menschen im Land,

outete sich als BeschWÜRDE

und beschwor sie galant:

Wie schön es doch wäre,

wenn wir alle gegen die Schwere

nicht bloß klatschten,

sondern einfach mal machten.

Ihr Apell folgte schnell:

Lasst uns gemeinsam der Würde frönen,

gegen kleinkariertes Gemotze tönen.

Wir sollten aufstehen, aufeinander zugehen

statt betreten weg- oder nur zusehen.

Lasst uns doch einfach wertschätzen,

was in den Häusern, in den Straßen und auf den Plätzen,

zwischenmenschlich Gutes passiert,

statt missmutig zu stöhnen und bitter zu ätzen.

Abschließend dann verwies sie darauf,

dass jede und jeder doch sein Bestes täte,

und dass dort, wo trotz allem nichts Gutes entstehe,

sie eine Chance für gegenseitige Hilfe wohl sehe.

Das tat schon mal gut.

Doch noch zu groß war unter den Beschwerenden

übers Ungewisse die Wut.

Und so sucht die kleine Beschwerde nach wie vor Hilfe,

um gemeinsam die Kraft der Würde zu entfachen

und aus jeder Beschwerde eine Beschwürde zu machen.