Ich will dich, Cowboy! Roman - Trinity Taylor - E-Book

Ich will dich, Cowboy! Roman E-Book

Trinity Taylor

2,5

Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 232 Taschenbuchseiten ... Grace Hudson liebt es, als Cowgirl auf dem Pferderücken Rinder zu treiben. Darin hat sie jede Menge Erfahrung. Worin sie keine Erfahrung hat, sind Sex und Leidenschaft - dafür ihre Schwester Annie umso mehr, die ihre Zeit nämlich lieber auf Männern als auf Pferden verbringt. Als plötzlich der gut aussehende Jack in Grace' Leben tritt und sie sich in ihn verliebt, ist nichts mehr, wie es war. Außerdem hat Grace' Vater nichts Besseres zu tun, als sie mit einem furchtbaren Mann zu verheiraten, der als sexsüchtig bekannt ist. Jack will sie zurückholen. Dafür muss er sich allerdings zwischen seinem Job und ihr entscheiden, und es gibt jede Menge Umstände und Menschen in seinem Leben, die ihm diese Entscheidung verdammt schwer machen ... Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 317

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Impressum:

Ich will dich, Cowboy! Roman

von Trinity Taylor

 

Schon früh hat Trinity Taylor, eine Hamburger Autorin, ihre Passion zum Schreiben entdeckt. Ihre ersten Romane schrieb sie für sich, 2007 startete sie dann mit erotischen Kurzgeschichten durch. Insgesamt hat sie zehn Bücher veröffentlicht, darunter drei Romane und sieben Bücher mit Kurzgeschichten. Momentan arbeitet sie an ihrem elften Buch.

 

Lektorat: Nicola Heubach

 

 

Originalausgabe

© 2020 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: Book Cover Photos @ shutterstock.com fatir29 @ hutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783966417020

www.blue-panther-books.de

Texas 1868

Staub wirbelte auf, als Jacks Quarter Horse über die Prärie preschte, um ein Jungrind einzufangen. Es hatte sich zu weit von der Herde entfernt und suchte wohl nach saftigerem Gras. Jack wusste, dass die Tiere hungrig und immer auf der Suche nach ein bisschen Grün waren, aber hier in Texas hatte die Sonne schon seit Wochen ununterbrochen ihre Hitze über die Prärie geschickt, sodass frisches Gras kaum zu finden war.

Jack umrundete das Tier und schnitt ihm den Weg ab. Muhend ließ es sich zurückdrängen. Doch es suchte trotzdem nach einer Möglichkeit, seitlich an dem Cowboy vorbeizukommen. Jack lachte leise über diesen Versuch und trieb sein Pferd an. Geschickt schaffte es sein Tier, das Rind zu der Herde zu scheuchen. Muhend gab es sich geschlagen und sprang zu den anderen Rindern.

An einen seiner Cowboys gewandt, drückte Jack sich im Sattel hoch und winkte mit lang ausgestrecktem Arm. Er gab ihm somit zu verstehen, dass auf seiner Seite alle Rinder bei der Herde waren. Sein Gegenüber gab ihm ein Handzeichen des Verstehens. Jack galoppierte an der Flanke der Herde entlang, bis er zum hinteren Teil kam. Auch hier war alles in Ordnung. Er griff an seine Gesäßtasche und holte ein silbernes, kleines Etui heraus. Er öffnete es und nahm sich eine seiner selbstgedrehten Zigaretten. Für jede Zigarette hatte er zwei Streichhölzer mit in der flachen Dose parat liegen. Er riss das Streichholz über die raue Sohle seines Stiefels, entzündete seine Zigarette, schwenkte die Hand in der Luft und warf das Zündholz auf den Boden. Jack nahm einen tiefen Zug und ließ seinen Blick über die Rinder und in die Ferne schweifen. Er erblickte sein Ranch-House und lächelte. Diese Ranch, samt Herde, war nicht groß, aber es war seine und darauf war er stolz. 600 Rinder gehörten ihm. Er würde sie in die Rinderstadt treiben und eine ordentliche Summe dafür bekommen. Das würde ihn für die nächsten vier Jahre erst mal über Wasser halten. Er zögerte, diesen Schritt zu tun, weil er seine Freundin Sarah nicht allein lassen wollte. Denn auf so eine beschwerliche Reise, die ein bis drei Monate dauern konnte, wollte er sie auf keinen Fall mitnehmen.

Es war Herbst und Zeit für das Round-up, das Zusammentreiben und Zählen der Rinder. Auch mussten die neuen Kälber das Brandzeichen seiner Ranch bekommen. Das war vorerst wichtiger, als der Viehtrieb nach Norden. Wenn seine Cowboys das geschafft hatten, dann würde er sich mit ihnen auf den Weg machen und hoffen, dass Sarah noch da wäre, wenn er wiederkam.

Er versuchte, sie in der Entfernung auszumachen, doch er konnte sie nicht sehen. Gemächlich ritt er zum Schlussreiter und sagte ihm Bescheid, dass er seine Flanke verließ, weil er kurz zum Ranch-House musste. Dieser nickte und versprach, auf Jacks Seite mit aufzupassen. Jack ließ die Zügel locker und spornte sein Tier an, sofort fiel es in einen Mittelgalopp. Er preschte über den trockenen Boden und kam kurz vor der Veranda zum Stehen.

Sarah trat aus dem Haus und kämmte sich gerade die nassen Haare. »Jack!« Sie strahlte. »Was machst du hier? Solltest du nicht bei deiner Herde sein?«

Er sprang aus dem Sattel, nahm einen Zug von seiner Zigarette, warf sie auf den Boden und trat sie aus. »Wenn man es genau nimmt, bist du auch ein Teil meiner Herde. Ich bin dein Stier und du bist meine kleine Kuh.«

»Oh, wie reizend. Hübscher Vergleich!« Sie zog einen Schmollmund und kämmte sich weiter, während sie in die andere Richtung sah.

Jack war mit zwei Sprüngen bei ihr auf der Veranda, schlang von hinten seine kräftigen Arme um ihren weiblichen Körper und drückte ihr einen Kuss auf den Hals.

»Nun komm mir nicht so. Du hast es dir für heute verscherzt, mein Lieber«, sagte sie eingeschnappt.

Jack raunte: »Das glaube ich kaum …« Er packte ihre Hüften, drückte ihren Oberkörper nach unten und schob sie nach vorn.

Sarah schrie auf. »Jack, was hast du vor?«

Er schob sie in gebückter Haltung über die Veranda.

»Jack, lass mich sofort los!«

Doch er lachte nur und stoppte erst, als sie bei einem Holztisch ankamen und Sarah ihre Hände notgedrungen darauflegen musste. Sogleich bückte Jack sich, raffte ihre ganzen Röcke zusammen und warf sie ihr mit einem Schwung über den Rücken. Während seine Hand auf ihrer Rückseite ihren Oberkörper auf den Tisch presste, zog er ihre lange, rüschenbesetzte Unterhose nach unten. Er bekam ihren blanken Hintern zu sehen. Ein wohliges Raunen entfuhr ihm. Sofort beugte er sich hinunter und biss in ihren Po. Sarah schrie auf.

»Oh, Baby, du bist so lecker!«, murmelte er an ihren weichen Po. Er öffnete seine Hose, ließ sie samt Chaps, in die Kniekehle gleiten und holte seinen harten Schwanz aus seiner langen Unterhose. Seine Hand glitt von ihren weißen, runden Pobacken zwischen ihre Beine und befühlte sie. Sarah stöhnte. Ihre Hände hielten sich rechts und links vom Tisch fest. Sie stellte sich noch breitbeiniger für ihn hin. Jack spürte ihre Feuchtigkeit. Eine Weile glitt er durch ihre leicht geschwollene Spalte und ließ sie stöhnen und sich auf dem Tisch rekeln. Dann führte er seinen harten Schwanz an ihren Eingang und drückte ihn ihr mit einem Ruck in die weiche Möse. Sarah schrie auf – Jack stöhnte auf. Zwei Sekunden später bewegte er sich, entzog sich ihr und fuhr wieder in sie hinein. Er brauchte ihren Oberkörper nicht mehr auf den Tisch zu drücken, sie hatte sich von selbst ergeben und stöhnte wohlig unter jedem seiner Stöße. Seine Hände hielten sie an den Hüften und er rammte seinen Unterleib fest gegen ihren. Er spürte die tiefe Erregung in sich und zog ihren Unterleib nun schneller und stärker zu seinem Schwanz.

Sarah stöhnte gepresst und abgehackt: »Ja, ja, ja …«

Jack konnte sich nicht zurückhalten und kam. Mit kräftigen Stößen fuhr er in ihre Möse und besorgte es sich und ihr. Kurz nach ihm schrie sie auf und ihre Möse zuckte um seinen Schwanz.

Keuchend glitt er nach einer Weile aus ihr heraus und drehte sie zu sich um. Er gab ihr einen langen, intensiven Kuss auf den Mund. Als er sich von ihr löste, blickte er sie lächelnd an und sagte: »Ich liebe dich, Sarah!«

Kapitel 3

Grace stand vor dem Spiegel in ihrem Zimmer. Nackt. Sie drehte ihren Körper und fragte sich, ob es einen Mann gäbe, der diesen fünfunddreißigjährigen Körper überhaupt noch lieben könnte. Ihre zehn Jahre jüngere Schwester Annie nannte sie »eine alte Jungfer, die so alt ist, dass die Männer sie gar nicht mehr als Frau sähen, sondern als Großmutter«. War sie wirklich schon zu alt für einen Mann? Wer würde sie begehrenswert finden, wer würde sie verführen wollen? Würde sie sich selber verführen wollen? Sie sah auf ihre Brüste. Sie waren rund, mittelgroß. Waren sie schön? Grace wusste es nicht. Sie hatte keinen Vergleich. Nie hatte sie die Brüste einer anderen Frau gesehen. Ihr Blick wanderte tiefer und blieb beim Bauch haften. Er war flach vom vielen Reiten, ganz unaufregend. Dann ihre dunkle Mitte. Das Dreieck mit den dunklen Löckchen. Röte schoss ihr ins Gesicht. Konnte ein Mann das gut finden? Konnte er sie wollen, wenn er das sah? Bei ihrer Schwester schien es sehr beliebt zu sein. Aber sie war blond. Grace war dunkelhaarig. Vielleicht machte das den Unterschied … Aber ihre Mom war auch dunkelhaarig gewesen und sie hatte einen Mann gefunden, der sie liebte. Und er war vier Mal in ihr gewesen … Denn Grace hatte noch drei Geschwister. Wieder wurde ihr Gesicht heiß. Ihre Oberschenkel waren kräftig. Alles in allem betrachtet, fand sie sich ganz okay. Vielleicht …

»Grace!«

Ihr Vater! Grace’ Herz begann heftig zu schlagen. Sofort hielt sie die Hände über die Brüste. Er würde es nicht wagen, ihr Zimmer zu betreten, aber trotzdem hatte sie Angst, er könnte es aus Versehen tun. Schnell zog sie ihre Unterwäsche, die aus einer weißen, langen Hose und einem weißen Hemdchen bestand, vor ihre Blöße. »Ja, Dad«, rief sie durch die geschlossene Tür.

»Wo ist Annie?«

»Keine Ahnung, Dad.«

»Dann such sie, ich will mit ihr sprechen.«

Kurz überlegte Grace, ihm an den Kopf zu werfen, er könnte sie selber suchen, doch das wagte sie nicht. »Ja, Dad.« Sie hörte, wie sich seine schweren Schritte auf dem Holzboden entfernten. Erleichtert atmete Grace aus. Sie kam sich vor, als hätte sie etwas Verbotenes getan. Schnell zog sie Hemdchen und lange Unterhose an, dann streifte sie sich ein grobes Baumwollhemd und ihre Stoffhose über, auch eine kleine Weste und den »Südwester«, ihren Hut. Um den Hals knotete sie sich ein rotkariertes Halstuch. Ihre Strümpfe und die geliebten Stiefel vervollständigten ihre Ausstattung. Sie wusste, es war sehr unweiblich, so herumzulaufen, aber sie fand es praktisch. Den ganzen Tag mit einem Kleid auf einem Pferd zu sitzen, konnte sie sich nicht vorstellen. Mit einem letzten, prüfenden Blick in den Spiegel trat sie aus ihrem Zimmer.

Ihr Vater saß auf einem Holzstuhl am Esstisch und schrieb etwas. Er blickte nicht auf, als sie an ihm vorbeiging. Sie grüßte leise, doch er brummte nur etwas Unverständliches.

Sie zog die Tür auf und trat ins Freie. Hell schien ihr die Sonne ins Gesicht, es war schon später Vormittag. Normalerweise wäre sie längst bei der Herde draußen auf der Weide, doch sie hatte heute ihren freien Tag. Den hatte sie eigentlich nur, damit sie laut ihrem Vater, im Haus helfen konnte: Der Köchin Fanny zur Hand gehen, Socken stopfen, Knöpfe annähen, Wäsche waschen … Alles Dinge, die sie zwar tat, aber nicht gern. Meistens erledigte ihre Schwester Annie so etwas, worüber Grace sehr froh war. Sie blickte zur Koppel. Zwei Pferde standen dort und warteten auf die Ablösung der Cowboys, die mit den anderen Treiberpferden draußen waren. Grace legte eine Hand an die Stirn und blickte mit zusammengekniffenen Augen in die Ferne. Sie sah die vielen Rinder und die beiden Cowboys als kleine Punkte. Dort waren nur John, ihr fünf Jahre jüngerer Bruder, und Sam, der fünfzigjährige Cowboy, der schon immer auf der Ranch war, solange sie denken konnte. Annie, ihre Schwester, würde sich niemals auf ein Pferd schwingen und zur Herde reiten. Das war ihr zuwider.

Grace überlegte, wo sie ihre Schwester finden könnte. Sie hörte Hundegebell und sah dann einen kleinen zwölfjährigen Jungen.

»Hey Bobby! Hast du Annie gesehen?«, rief Grace ihrem kleinen Bruder zu.

Dieser blickte hoch und nickte. Dann spielte er weiter.

Grace stöhnte. »Wunderbar! Kannst du mir auch sagen, wo sie ist?!«

»Sie wollte in die Stadt reiten und ist in den Stall gegangen.«

Grace seufzte. »Danke!«, und fragte sich im Stillen, wieso er das nicht gleich hätte sagen können. Alles musste man diesem verschlossenen Bürschchen aus der Nase ziehen.

Sie ging zum Stall und ahnte, was sie zu sehen bekommen würde. Und ihre Erwartungen wurden erfüllt.

Kapitel 4

Annie knetete ihre Brüste und ließ ihr Becken rotieren. Auch wenn das Stroh ihr durch die langen weißen Strümpfe piekste, so versuchte sie, es zu ignorieren und sich nur auf diesen besonderen Ritt zu konzentrieren. Sie sah in die sie bewundernden Augen des Stallknechts, der sie an den Hüften festhielt, sie von seinem Becken hob und wieder darauf niederließ.

»Oh, das ist gut, Pete. Das ist richtig gut!«, stöhnte Annie. Sie schob seine Hände von den Hüften und flüsterte: »Und jetzt lass mich.« Sie nahm ihre Hände von den Brüsten und ließ sie absichtlich vor seinen Augen schweben, während ihr Körper sich nach vorn lehnte und ihre Hände sich auf seiner nackten Brust abstützten. Pete vergrub sein Gesicht zwischen ihren weißen Brüsten und leckte über die harten Nippel. Annie hob ihr Becken und ließ es langsam und genüsslich auf seinen Schwanz gleiten. Pete stöhnte lang aus.

»Pssst, nicht so laut«, zischte Annie.

»Na, du bist gut, erst heiß machen und dann darf ich nichts äußern.«

»Doch, darfst du, aber nicht so laut!«

Er nickte und verbiss sich in ihren Nippeln.

Annie quiekte auf.

Pete nahm den Kopf aus ihren Brüsten und sagte: »Pssst, nicht so laut!«

Annie lachte. Dann ließ sie ihr Becken schnell auf seins klatschen und genoss das unterdrückte Stöhnen Petes. Sie stoppte nach einer Weile, ließ ihn Luft holen, dann machte sie weiter. Pete keuchte. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und packte sie wieder an den Hüften. Mit schnellen, ruckartigen Bewegungen zog er sie immer wieder auf seinen Schwanz. Annie genoss die Kraft dieses Stallknechts, sie war so dankbar, dass es ihn gab und er Lust auf sie hatte, wann auch immer sie ihn um eine kleine, schnelle Nummer bat. Annie kniff sich in die Nippel und keuchte: »Ja, schneller, ja, doller … Ja, ja …«

Mit einem Aufschrei, den Pete nicht unterdrücken konnte, bäumte er sich unter Annie auf. Sie spürte, wie er unter ihr zuckte, und seine liebliche Qual beim Kommen verursachte ihr endlich ihren erlösenden Höhepunkt.

Als Annie von ihm runterstieg, blickte sie sich schnell um, ob auch keiner Zeuge ihrer kleinen erotischen Vorstellung geworden war. Die Pferde, die vereinzelt in den anderen Box­en standen, schienen sich nicht an ihrer Einlage gestört zu haben. Rasch ließ Annie ihre Röcke fallen, eine Unterhose trug sie nicht. Da, sie glaubte, hinter einem Holzbalken etwas weghuschen gesehen zu haben. Das konnte nur Grace sein. Ihr kleiner Bruder würde lachen und auf sie zukommen, egal, was sie gerade getan hatte, und ihr Vater würde wütend lospoltern. Auch ihr großer Bruder John würde ihr lediglich kopfschüttelnd entgegenblicken, aber weiter sein Pferd absatteln. Nur Grace würde sich verstecken. Insgeheim wusste Annie, dass ihre große Schwester sich danach sehnte, einen Mann zu haben. Auch wenn sie so tat, als würde sie das alles nicht interessieren. Genauso verhielt es sich mit dem Sex. Welche normale Frau würde keinen Sex haben wollen? Das war doch das Schönste der Welt! Annie konnte jedenfalls nicht ohne Sex leben. Es war ihr Lebenselixier.

Bisher hatte sie sich mit ihrem heimlichen Freund, dem Indio Teyac, vergnügt. Doch ihr Vater hatte ihn, zusammen mit vier weiteren Cowboys der Ranch, in die Rinderstadt mit zweitausend Rindern geschickt. Sie trieben das Vieh schon seit drei Wochen nach Norden, und es würde mit Sicherheit noch einige Wochen dauern. So musste Annie sich anderweitig ihren Sex besorgen, und in Pete hatte sie eine wunderbare Ablenkung gefunden.

Bewegungslos verharrte Annie einige Sekunden.

»Was hast du?«, wollte Pete wissen.

»Wir werden beobachtet«, flüsterte Annie und blickte zu ihrem Lover. Dieser bekam rote Ohren und Annie kicherte.

Rasch zog Pete sich an, klopfte sich das Stroh von den Klamotten und beeilte sich, zu dem Wassereimer zu kommen, den er vor dem Sex mit Annie einfach hatte stehen lassen.

»Grace? Bist du das?«, rief Annie laut.

Niemand antwortete ihr, doch sie hörte, wie jemand gegen die Stalltür stieß und laufende Schritte, die vom Stall wegführten. Annie rollte die Lippen ein und biss sich von innen darauf.

Kapitel 5

»… und deshalb habe ich mir überlegt, dass ich noch bis zum Frühjahr warte«, sagte Jack, der neben seinem Freund Steve ritt.

»Jack, bist du dir ganz sicher, dass du den gesamten Winter noch warten solltest? Es kann so viel passieren in der Zeit«, gab Steve zu bedenken.

»Ach, Stevie, sei nicht so pessimistisch. Das Einzige, was passieren kann, ist, dass die Rinder reichlich Kälber bis zum Frühjahr bekommen.« Er lachte.

»Ich bin nicht pessimistisch, Jack, ich bin realistisch. Und du weißt, was in einem harten Winter alles passieren kann!«, hielt Steve dagegen.

»Ja, schon gut, mein Freund. Aber ich möchte warten!«

Steve schwieg.

Jack kannte Steve seit sie klein waren. Sie gingen zusammen zur Schule, saßen nebeneinander auf den harten Holzbänken und schrieben sich kleine Zettel, weil das Sprechen im Unterricht sehr streng bestraft wurde. Wenn sie erwischt wurden, war es meistens Jack, der eine Strafe bekam. Die beiden hatten schon immer Träume und Visionen von ihren eigenen Ranches gehabt, wie sie heiraten und Kinder bekommen würden, wie sie ihre Frauen überraschen und lieben würden. Doch dann kam alles ganz anders. Die kleine Farm von Steves Eltern wurde von Indianern überfallen. Alles wurde niedergebrannt. Steve war damals neun Jahre alt gewesen. Er war weggerannt und hatte sich hinter einer alten Kutsche versteckt, die eigentlich als Feuerholz dienen sollte und nur auf eine Axt wartete, die sie zerkleinerte. Nun diente sie Steve als Schutz vor den Indianern. Als er zu Jack auf die Ranch gerannt kam, war etwas in ihm zerbrochen. Jacks Eltern nahmen ihn auf und er lebte bei Jack wie sein jüngerer Bruder. Auch heute noch lebte er auf der Ranch und half ihm als Cowboy beim Rindertreiben.

Jack betrachtete Steve von der Seite. Sein Freund war beleidigt. Diesen Zug kannte er nur von ihm. Es war Steves Art, Jack nicht zu widersprechen und seine Ansichten für sich zu behalten.

»Hey, Stevie, ich weiß, du bist wieder genervt von mir. Aber ich möchte die Ranch noch ausbauen, wegen Sarah und mir … du weißt schon, wenn sie ein Kind bekommt, dann brauchen wir Platz. Die alten Räume sind nicht mehr gut genug. Lass uns einfach bis zum Frühjahr warten. Es ist ja nicht mehr so lange hin, okay?«

Steve ließ seine Augen über die Rinder schweifen. Nach einer Weile erst blickte er Jack an. »Also schön, wie du willst, es sind deine Tiere und es ist deine Entscheidung.«

»Danke, Steve.« Jack legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte kurz zu. Doch sein Freund zog die Stirn in Falten.

»Was hast du«, wollte Jack wissen.

»Ich bin mir nicht ganz sicher, aber je öfter ich an dieser rechten Flanke vorbeireite, desto mehr kommt es mir vor, dass etwas mit diesen Rindern nicht stimmt.«

Jack folgte seinem Blick. »Was meinst du? Was stimmt denn nicht?«

Steve sprang aus dem Sattel und ging ganz vorsichtig auf eines der Rinder zu.

»Steve! Pass auf, du weißt, dass die Tiere das nicht mögen.«

»Ja, ja, ich weiß. Guck mal, Jack.« Steve schob ganz langsam seinen Arm unter dem Kopf eines Rindes durch und bog ihn vorsichtig nach oben. »Sieh dir die Augen und die Nase an.«

Jack konnte erkennen, dass die Augen wässrig aussahen und die Nase von dem Tier lief. Das Rind entwand sich dem Griff Steves, indem es den Kopf nach oben zog, und muhte laut.

»Hast du das gesehen?«, wollte Steve wissen. Er stieg wieder auf sein sicheres Pferd. Er wusste, dass die Rinder vor ihm keinen Respekt hatten, sobald er mit ihnen auf einer Höhe stand.

Nachdenklich nickte Jack. »Ja, das ist sonderbar … Hast du das bei anderen Rindern auch gesehen?« Er ritt im Schritt an den Rindern entlang und zügelte plötzlich sein Pferd. »Steve!«

Sein Freund kam herangeritten und blickte in die Richtung, in die Jack zeigte. »Oh mein Gott!«, stieß Steve hervor.

Sämtliche Rinder hatten diese wässrigen Augen und die laufenden Nasen, in geduckter Haltung konnten die Männer es von ihren Pferden aus ganz deutlich erkennen. Es schienen zwanzig bis dreißig Rinder zu sein.

»Hey, Jack, was ist los?« Einer der Cowboys kam herangeritten.

»Unsere Rinder sind krank. Guck dir Augen und Nasen an.«

»Oh shit! Na, dann hoffen wir mal, dass sie nur einen kleinen Schnupfen haben …«, erwiderte der Cowboy.

Doch daran glaubte Jack auf keinen Fall!

Kapitel 6

Grace wusste, dass Annie Ärger bekommen würde. Nach dem Sex mit Pete, den Grace heimlich beobachtet hatte, war Annie einfach in die Stadt gefahren. Pete hatte ihr die Kutsche angespannt und sie war allein losgefahren. Da Grace und sie sich nicht sehr gut verstanden, hatte Grace auch keinen großen Wert darauf gelegt, ihre Schwester zurückzurufen und ihr zu sagen, dass Dad sie suchte. Es war nicht ihr Problem.

Es war schon fast zehn Uhr abends und die Cowboys waren bereits von der Weide gekommen. Alle saßen um den großen Küchentisch. Nur Annie und ihr Dad Randall waren noch auf der Veranda. Grace hörte ihn fluchen und Annie dagegenhalten. Gegen Annie hatte er kaum eine Chance. Sie war stark und vertrat ihre Meinung, ohne mit der Wimper zu zucken und mit geradem Blick in seine Augen. Grace war in dem Punkt lange nicht so stark wie ihre zehn Jahre jüngere Schwester. Mit fünfundzwanzig war Grace nie so stark gewesen, auch jetzt noch nicht. Es sei denn, es ging um Pferde, Rinder und die Ranch. Da konnte ihr kaum jemand etwas vormachen.

»Los, dann setz dich«, brummte Dad, der gerade mit Annie hereingekommen war und bedeutete ihrer Schwester, sich neben ihn zu setzen. Auf der anderen Seite von ihm saß John. Wie immer. John hatte es in dieser Familie als Sohn sehr leicht. Er hatte alles von Dad beigebracht bekommen. Es war ihm in den Schoß gefallen. Alles, was Grace sich hart erarbeiten und erkämpfen musste, hatte John einfach so von Dad bekommen. Als Grace auf die Welt kam, war ihr Dad sehr enttäuscht gewesen, hatte er doch auf einen Jungen gehofft. Grace nun alles über Pferde, Rinder und die Ranch beizubringen, hielt er von Anfang an für Zeitverschwendung. Deswegen zog er sich zurück und wartete – wartete auf einen Jungen. Nach fünf Jahren hatte er Glück: John wurde geboren. Ab da blühte Randall Hudson auf und brachte John schon mit vier Jahren bei, wie man ein Pferd striegelte, wie man die Hufe auskratzte und wie man ritt. Dass die damals neunjährige Grace mit Cowboy Sam zu den Rindern auf die Weide ritt, war ihm egal. Nur ihre Mutter hatte Angst um sie. Heimlich hatte Grace zugesehen und zugehört, wie man mit den Tieren umgeht und was die Besonderheiten waren. Oft scheuchte Dad sie weg, sagte, dass es nichts für Weiberohren sei und erklärte John dann alles Weitere. John selber scheuchte sie nie weg. Ihm war es gleichgültig, ob Grace dabei war oder nicht. Sie wusste allerdings bis heute nicht, was er empfand. Weder für die Situationen, in denen sie weggeschickt wurde, noch, was er für sie empfand. Er war immer nett zu ihr. Auch heutzutage. Der ausgleichende Pol in der Familie.

Randall ließ sich auf seinen Stuhl fallen und rutschte schwerfällig mit ihm an den Tisch. »Ich habe euch rufen lassen, weil wir besprechen müssen, wie wir in den nächsten Tagen arbeiten. Es ist nun Herbst und wir werden das halbjährliche Round-up in Angriff nehmen. Wir werden die Rinder zählen und die Neugeborenen mit unserem Brandzeichen ›HP‹ vom ›Hudson Point‹ versehen. Sam, John und Grace! Ihr werdet das Round-up durchführen. Ich werde diesmal nicht mitreiten. Mein Bein macht mir zu schaffen.«

Eine kurze Pause trat ein.

John rang sich durch, etwas zu sagen. »Dad, ohne dich wird es schwierig, die Rinder zu branden.«

»Ach was, ihr bekommt das schon hin!«, hielt er dagegen.

»Dad, es ist nur so, dass wir eigentlich nur zwei Männer und eine Frau sind. Es wird Tage dauern, bis wir die Rinder gezählt und die Kälber gebrandet haben.«

»Na schön, dann nehmt ihr noch Annie mit dazu. Sie kann euch auch helfen.«

Annie schrie auf. »WAS? Ich soll zu den stinkenden Rindern?!«

»Nun reiß dich mal zusammen, Kindchen.«

»Auf keinen Fall, Dad!«, rief Annie entsetzt. »Ich werde mich doch nicht dieser schrecklichen Cowboy-Arbeit hingeben. Ich kann nichts dafür, wenn Grace es toll findet, den armen Kälbern ein heißes Eisen auf den Hintern zu drücken. Grace verdirbt hier die Preise.«

»Und du verdirbst die Stimmung«, zischte Grace.

»Das ist keine Frauenarbeit und ich werde einen Teufel tun, mich zwischen die Rinder zu drängen!«

Randall wurde rot vor Zorn.

»Ich will mit zu den Rindern«, rief Bobby dazwischen.

»Nein, kommt nicht in Frage! Du bist erst zwölf. Das ist zu gefährlich für einen kleinen Jungen«, zischte Randall mit zusammengebissenen Zähnen.

»Oh bitte, Dad, bitte, bitte!«

»Nein!«

»Und wenn Grace auf mich aufp…?«

»NEIN habe ich gesagt! Und damit BASTA!«, brüllte Randall.

Sofort war Bobby still. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Annie legte einen Arm um seine Schultern und flüsterte ihm leise etwas ins Ohr. Er schmiegte sich an sie.

»Mr Hudson, wenn ich kurz etwas sagen darf«, bat Sam, der Cowboy.

Sofort änderte sich Randalls Miene und zeigte einen besänftigteren Ausdruck. »Bitte, Sam.«

»Ich denke, es ist nicht die beste Lösung, Miss Annie auf die Weide zu schicken. Nicht, weil sie eine Frau ist, sondern weil ihr die nötigen Erfahrungen fehlen. Was wir brauchen, sind noch zwei, drei Cowboys.«

»Ja, Sam, ich weiß, ich weiß. Aber unsere Cowboys sind nun mal unterwegs zur Rinderstadt. Sie treiben unsere zweitausend Rinder in den Norden und das wird wohl noch eine Weile dauern. Ich kann mir keine weiteren Cowboys leisten. Momentan sieht es so aus, dass ich Cowboys bezahle, die nicht hier sind.«

Sam kratzte sich am Hinterkopf und spielte mit seinem Hut, der auf dem Tisch lag.

»Dad, wie wäre es, wenn du trotzdem noch zwei, drei Cowboys anheuerst und sie aus den Einnahmen des Rinderverkaufs bezahlst«, schlug Grace vor.

»Ach, Unsinn!«, brauste Randall auf. »Kein Cowboy dieser Welt würde sich erst nach drei Monaten bezahlen lassen. Diese Burschen wollen es cash auf die Hand, vorher rühren die keinen Finger!«

Grace seufzte. Sie konnte sagen, was sie wollte, ihr Vater war mit ihren Ideen nie einverstanden. Sie blickte in die Runde. Sam starrte auf seinen Hut, den er in den Händen drehte, Annie spielte an den Schleifen ihres Kleides, Bobby popelte und John blickte ihr gerade in die Augen. Grace erschrak vor seinem Blick. Was hatte das zu bedeuten?

»Dad«, wandte sich John an Randall. »Ich finde den Vorschlag von Grace gar nicht so schlecht. Lass es uns versuchen. Wir heuern ein paar neue Cowboys an, unter der Prämisse, dass sie ihren Lohn erst nach zwei Monaten bekommen. Jeder Cowboy hat dafür Verständnis. Außerdem lockt doch auch die Vorstellung, dass hier etwas getan wird. Rinder sind auf dem Weg zur Rinderstadt, weitere Rinder sind auf der Weide. Wir sind eine große Ranch, die etwas zu bieten hat. Und dahinter lässt sich auch Geld vermuten.«

Randall hatte sich seinem Sohn zugewandt. Nun legte sich ein Strahlen auf sein Gesicht. »Du hast völlig recht, mein Junge. Gut, so machen wir es! Dann werde ich mich mal in der Stadt umhören. Aber ich möchte, dass ihr trotzdem morgen früh mit dem Round-up beginnt. Ihr könnt schon mal die Rinder und Kälber zählen.« Er drehte sich zu seiner Linken und sagte: »Annie, mein Schatz, du brauchst natürlich nicht mit raus. Es war nur so eine fixe Idee.« Er erhob sich. »Dann wünsche ich euch allen eine gute Nacht.«

Allgemeines Stühlerücken. Nachdem Randall verschwunden war, gingen nach und nach auch die anderen auf ihre Zimmer. Nur Sam zog es nach draußen. Er wohnte in einer der Baracken nahe des Pferdestalls.

Grace ließ sich in ihrem Zimmer auf das Bett fallen. Dann würde es morgen wieder richtig losgehen. Insgeheim freute sie sich auf die Aufgabe des Round-up. Und sie war noch glücklicher darüber, dass Annie nicht mitkam. Das Gejammer konnte niemand ertragen, nicht einmal der alte, ruhige, ausgeglichene Sam.

Kapitel 7

Etwas polterte. Es polterte wieder. Und noch einmal. Aber es klang eher wie ein Hämmern …

»Jack!«

Jack fuhr aus dem Schlaf hoch. »Was ist?«

»Ich bin es, Steve.«

»Komm rein!«

»Jack, die Rinder …«, stieß Steve hervor.

Sein Gesicht wurde blass. »Was ist mit ihnen?«

»Wir haben fünf tote Rinder gezählt. Und andere haben diese wässrigen Augen und Nasen. Einige liegen auf dem Boden und wälzen sich. Komm schnell, du musst es dir ansehen!«

Jack sprang aus dem Bett. Er sah, wie Steve sich erschrocken abwandte und umdrehte. Jack war nackt. Das brachte ihn in dieser schlimmen Situation doch tatsächlich zum Lachen. »Hey, was ist los mit dir? Du siehst doch jeden Tag deinen eigenen Schwanz. Meiner ist nicht sehr viel anders als deiner.«

»Jack? Was ist los?« Sarah drehte sich verschlafen zu ihm um und blickte auf seinen nackten Hintern.

»Ich muss auf die Weide. Alles gut, Schatz, schlaf weiter, es ist noch sehr früh.«

Sarah murmelte etwas, ließ sich wieder in ihr Kissen sinken und schloss die Augen.

Rasch zog Jack sich seine lange Unterhose an, seine Lederhose, die Chaps, Strümpfe, ein T-Shirt und ein kariertes Hemd, darüber sein Halstuch. Zum Schluss seine Raulederstiefel. Er angelte sich seinen Hut vom Haken und rannte hinter Steve nach draußen zu den Pferden. Sie mussten nicht in den Stall, denn Steve hatte sein Pferd bereits mitgesattelt und aufgezäumt. Im starken Galopp preschten die Pferde über den staubigen Boden und hinterließen eine Staubwolke. Mit einem Ruck blieben die Pferde bei den erkrankten Rindern stehen.

Mit halb geöffnetem Mund blickte Jack auf die gestorbenen Tiere und die nach Atem ringenden Rinder. »Oh Gott, Steve! Sie ringen nach Atem, sie haben Durchfall, sie werden alle sterben …« Wo Jack auch hinsah, überall stießen die Rinder ein klägliches Muhen aus, röchelten, brachen zusammen. Und alle wiesen das gleiche Merkmal auf: Aus ihren Augen liefen Tränen, als wenn sie weinten, und aus ihren Nasen lief das Sekret.

Ungläubig starrte Jack über seine Herde. »Doc Harris muss her! Ich werde in die Stadt reiten und ihn holen.« Ohne eine Antwort von Steve abzuwarten, wendete er sein Pferd und galoppierte Richtung Stadt.

Kapitel 8

»Mr Hudson, es kann nicht sein, dass ich nun alles allein machen muss! Ich bekoche die ganze Familie, mache die Wäsche, stopfe die Socken, und nun soll ich auch noch ohne Hilfe einkaufen? Das geht nun wirklich zu weit!«, beschwerte sich Fanny, die Köchin.

»Schon gut, Fanny. Dann nehmen sie Annie mit«, schlug Randall genervt vor.

»Nein! Dieses Mädchen nehme ich ganz sicher nicht mit. Sie hat nur ihre privaten kleinen Sachen im Kopf. Ob es nun um ihre Männer oder um ihre Kleider geht, sie denkt nur an sich. Ich nehme Grace oder John mit.«

»Ich brauche beide beim Round-up.«

»Gut, dann gibt es nichts zu essen.« Sie verschränkte die fleischigen Arme vor ihrer mächtigen Brust.

»Also schön.« Genervt drehte er sich um und rief in den Flur: »Grace!«

Kapitel 9

Grace blickte zur Uhr. Sieben Uhr zehn. Frühstück würde erst in zwanzig Minuten sein. Sie klappte ihr Tagebuch zu, lief zu ihrer Zimmertür, zog sie auf und rief: »Ja, Dad?«

»Bist du schon angezogen? Dann komm her!«

Sie lief zur Küche.

»Grace, du fährst heute Morgen mit Fanny zum Einkaufen und hilfst ihr beim Tragen.«

»Aber, ich muss zum …«

»Ich weiß«, knurrte er, »aber jetzt sage ich dir, dass du zum Einkaufen fahren sollst. Basta!« Er ging hinaus.

Grace presste wütend die Zähne aufeinander. Was konnte sie tun, um dem zu entfliehen? Wütend nahm sie sich Kaffee und knallte den Kaffeebecher auf den Tisch. In diesem Augenblick kam Annie in die Küche gelaufen.

»Grace«, sagte sie etwas atemlos, »bitte lass mich in die Stadt fahren. Dann kannst du auf die Weide.«

Verwundert blickte Grace ihre Schwester an. »Warum? Was hast du jetzt wieder vor?«

»Nichts Besonderes. Es ist nur so, dass Dad mir verboten hat, in die Stadt zu reiten.« Als Grace verständnislos guckte, fügte Annie hinzu: »Wegen neulich, als er mich gesucht hat und ich einfach in die Stadt geritten bin und erst abends wiederkam.«

»Ach richtig. Was hast du denn da gemacht?«, wollte Grace wissen.

»Das geht dich nichts an!«

»Gut, dann tausche ich auch nicht.«

Annie blickte auf den Boden, schob etwas mit ihrem Schuh hin und her. »Nur … jemanden getroffen, also, ich wollte jemanden treffen … Aber das geht dich nichts an!«

»Und wen wolltest du treffen?«, bohrte Grace weiter.

»Du kennst ihn ja doch nicht.«

»Los, sag wen!«

»Andrew Banks.«

»Andrew Banks? Diesen Schönling? Dem die Frauen reihenweise hinterherlaufen und er eine nach der anderen vernascht?«

Annie lachte auf. »Vernascht … Wie sich das anhört. Ja, er hat Sex mit ihnen. Ja, genau der!«

Grace spürte, wie sie rot wurde.

»Ach, richtig, das ist für so eine alte Jungfer, wie dich, ja unmöglich!«

Grace wurde wütend und versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, sie wollte unbedingt noch mehr wissen. »Und, was wolltest du von diesem Mr Banks?«

»Na, bestimmt nicht Poker spielen!« Annie lachte. »Höchs­tens Strip-Poker …«

»Hast du dich schon mal mit ihm getroffen?«

»Das geht dich nichts an, Grace! Also, wir tauschen. Du kannst zu den Rindern und ich fahre mit Fanny in die Stadt.«

»Ich habe noch nicht Ja gesagt, Annie.«

»Dann tu es eben.«

»Nein.«

»Wieso nicht, verdammt?«

»Weil Dad mich inständig gebeten hat, dass ich Fanny helfe. Und das werde ich auch.«

Annie wurde wütend. »Du blöde Kuh! Das hättest du auch vorher sagen können. Wenn du das nächste Mal einen Wunsch hast, dann werde ich ihn dir auch nicht erfüllen, du blöde alte Jungfer! Du wirst nie einen Mann bekommen!« Damit rauschte sie heulend in ihr Zimmer.

Grace hatte kein Mitleid. Annie hatte ihr schon so oft in ihrem Leben wehgetan, dagegen war diese Geschichte geradezu eine Lappalie.

Schnaufend betrat Fanny die Küche. »Da bist du ja, Kind. Ich musste ganz allein den Wagen anspannen.«

»Hat dir Pete denn nicht geholfen?«, wollte Grace wissen.

»Doch, aber du weißt ja, wie er ist …«, keuchte sie.

Grace wusste, dass Pete sehr zuverlässig war, was das Anspannen anbelangte und sie wusste auch, dass Fanny gern jammerte, weil ihr vieles zu schwer war. Ihre Leibesfülle trug noch dazu bei.

»So, aber als Erstes wollen wir etwas frühstücken.«

Kapitel 10

Laut klopfte Jack beim Tierarzt Dr. Harris. Augenblicklich wurde ihm geöffnet. Ein kleiner alter, aber rüstig wirkender Mann stand vor Jack. Als er ihn sah, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. »Jack, was führt Sie zu mir?«

»Hallo, Dr. Harris. Meine Rinder sind krank. Können Sie zu mir kommen? Jetzt, sofort?«

»Oh, das wird schwierig. Ich habe noch zwei Auswärtsbesuche. Worum geht es denn, mein Junge?«

»Wir haben heute Morgen acht tote Rinder gezählt. Die meisten von den noch Lebenden haben wässrige Augen und Nasen. Viele liegen nach Atem ringend auf dem Boden …«

»Hmm … ich kann mir in etwa denken, was das ist, aber ich möchte mir selbst einen Überblick verschaffen. Eigentlich müsste ich noch zu einem sterbenden Pferd … Ach, ich komme schnell mit, ich hole nur meine Tasche …«

»Guten Morgen, Doc«, schnarrte eine tiefe Stimme. »Gut, dass Sie Ihre Tasche holen wollen, denn ich bin hier, um Sie und Ihre Tasche abzuholen.«

Schnell sah Jack sich um. Ein gut gekleideter Mann in seinem Alter saß auf dem Kutschbock einer großen, aufs Äußerste gepflegten Kutsche. Er kannte den Mann nicht, aber er wusste schon jetzt, dass sie keine Freunde werden würden. Jack blickte zum Doc. Dieser hielt seine Tasche an sich gepresst, spielte mit seinen Zahnlücken und schien zu überlegen. »Ja, ja … nun, äh, meine Herren … nun ja …«

»Aber Doc«, säuselte der Mann vom Kutschbock, »Sie werden doch nicht ernsthaft überlegen, wem Sie den Vorzug geben. Ich hatte mein Pferd bereits bei Ihnen angekündigt. Da ich mir sicher war, Sie würden jedem x-beliebigen Herumtreiber den Vorzug geben, bin ich auf Nummer sicher gegangen und da bin ich nun. Mit einer Kutsche und einer schönen weichen Decke für Ihren kleinen knochigen Po. Kommen Sie, steigen Sie auf. Guten Tag, Sir!« Er zog leicht den Hut vor Jack und grinste über das ganze Gesicht.

»Danke, danke, Mr Banks«, sagte der Doc, »ich bin gleich da. Danke.«

Nur mit Mühe konnte Jack an sich halten. Er war so machtlos, das ihm fast schwarz vor Augen wurde. Mit Entsetzen sah er der Kutsche hinterher. Was sollte er jetzt tun? Wie sollte er seinen Rindern helfen? Sollte er ihnen beim Sterben zusehen?

»Scheißkerl!«, schrie er. Wütend schlug er gegen einen Holzpfeiler.

Kapitel 11

»So, Grace, nur noch die beiden Säcke, dann haben wir es geschafft.« Fanny stemmte eine große Tüte auf die Ladefläche und ließ sich seufzend auf dem Kutschbock nieder.

Grace schleifte einen Sack mit Mehl hinter sich her. In diesem Augenblick zogen die Pferde an und die Kutsche fuhr los. Erschrocken blickte Grace zur Köchin. »Fanny! Was machst du denn?«

»Ich weiß auch nicht, die Pferde wollen schon los.«

»Dann halt sie doch an, mein Gott!«

»Das versuche ich ja. Brrrrr … brrrrr.«

Grace schüttelte ungläubig den Kopf. Die Kutsche hielt. Seufzend nahm Grace den Sack und zog ihn die zehn Meter weiter, bis sie die Ladefläche erreicht hatte. Dann schwang sie den Sack rauf. Aus dem Saloon, vor dem sie jetzt standen, dröhnte laute Musik. Am frühen Morgen! Grace schüttelte den Kopf. Sie lief zum Kaufmann zurück und holte den letzten Sack. Er war genauso schwer wie der Erste. »Wer braucht schon so viel Mehl!«, rief sie säuerlich.

»Das sind Linsen«, rief Fanny zurück.

Ärgerlich schüttelte Grace erneut den Kopf. »Keiner von den Männern mag Linsen. Wie können wir nur so viel davon kaufen!« Fanny drehte sich auf dem Kutschbock nach vorn und gab keine Antwort. Grace öffnete das Hanfseil und blickte in den Sack. Tatsächlich, es waren Linsen! Sie bekam das Hanfseil so schnell nicht darumgebunden und verdrehte die Öffnung des Jutesacks einfach nur mit den Händen. Noch wütender als vorher zog Grace den Sack hinter sich her. Als sie endlich vor der Ladefläche stand, wuchtete sie den Sack nach oben, doch sie wurde angerempelt. Grace schrie auf, als der Sack kippte und die Linsen sich über ihren Körper ergossen. Beim Zurücktaumeln stolperte sie über etwas am Boden und landete weich auf dem, was am Boden lag. Vor Schreck hatte sie die Augen geschlossen. Als sie sie langsam öffnete, blickte sie in ein markantes Männergesicht mit grünen Augen. Ihre Brüste pressten sich auf seine Brust, seine Arme hielten sie umschlungen.

»Sch… schuldigung«, sagte der Mann.

Der Atem des Mannes roch nach Alkohol. Angewidert sprang Grace auf. Tausende Linsen fielen von ihrem Körper.

Der Mann auf dem Boden guckte ungläubig. »Sie sehen aus, wie eine Zauberin.«

»Bin ich auch. Ich kann Ihnen gleich mal einen Tritt vors Schienbein zaubern!«, giftete Grace.

»Um Himmels Willen, Grace! Was machst du denn da mit den Linsen!«, rief Fanny erschrocken.