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Ein Mann sitzt regungslos auf der Treppe am Maschteich. Vermutlich erschlagen von einem Rivalen aus Jugendtagen. Nach amtlichen Unterlagen ist der allerdings vor Jahren tödlich verunglückt. Oder hat die neidische Konkurrenz im Kampf um lukrative Internetgeschäfte gnadenlos zugeschlagen? Und was hat der Sohn des Ermordeten gesehen? Er war am Tatort. Doch der junge Mann ist geistig behindert, nennt sich Zwölf und malt lieber statt zu reden. Dann überschlagen sich die Ereignisse: Eine Informantin der Polizei wird bei einem Unfall schwer verletzt. Fahrerflucht. In der Altstadt liegt eine alte Frau ermordet in ihrer Küche und ein Hehler verschwindet mit dem Surfbrett spurlos auf der Ostsee. Eine von Zwölfs geheimnisvollen Zeichnungen führt die Ermittler schließlich in Hannovers Unterwelt. Alles scheint mit allem verbunden, über und unter der Erde. Es wird Zeit, dass Kalenberger und Obanczek Licht ins Dunkel bringen.
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Seitenzahl: 304
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Titelseite
Impressum
Über den Autor
Inschrift
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Zehn
Elf
Zwölf
Epilog
Günter von Lonski
5. Hannover-Krimi mit Marike Kalenberger
Im Verlag CW Niemeyer sind bereits folgende Bücher des Autors erschienen:
Das letzte Lied
Tödlicher Wind
Mord auf dem Schützenfest
Bittere Medizin
Eis!
Teufelskralle
Elend!
Alarm im Pfannkuchenhaus (Kinder-Krimi)
Royal Flash
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.ddb.de
© 2015 CW Niemeyer Buchverlage GmbH, Hameln
www.niemeyer-buch.de
Alle Rechte vorbehalten
Der Umschlag verwendet Motive von shutterstock.com
Bright Light ... ID1974 2014, Hanover Silhouette SH-Vector 2014
Druck und Bindung: Nørhaven, Viborg
eISBN 978-3-8271-9865-5
EPub Produktion durch ANSENSO Publishing www.ansensopublishing.de
Der Roman spielt hauptsächlich in allseits bekannten Stätten von Hannover, doch bleiben die Geschehnisse reine Fiktion. Sämtliche Handlungen und Charaktere sind frei erfunden.
Spezielle Informationen wurden den allgemein zugänglichen Internetquellen entnommen.
Über den Autor:
Günter von Lonski wurde 1943 in Duisburg-Laar geboren. Er studierte an der Hochschule der Künste in Berlin. Seit 1981 schreibt er Romane, Krimis, Jugend- und Kinderbücher, Hörspiele, Kurzgeschichten, Glossen, Satiren und Schulbuchbeiträge. 2010 erhielt er den Rolf-Wilhelms-Literaturpreis der Stadt Hameln. Günter von Lonski ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in der Nähe von Hannover. Er ist außerdem Autor von bereits drei erschienenen Weserbergland-Krimis „Das letzte Lied“, „Tödlicher Wind“, „Bittere Medizin“ und „Teufelskralle“, in denen der akribische Journalist Hubert Wesemann ermittelt – spannend, unterhaltend, mit einem Schuss Humor und Ironie. „Ich, Zwölf“ ist nach „Mord auf dem Schützenfest“, „Eis!“, „Elend!“ und „Royal Flash“ der fünfte Hannover-Krimi aus der Feder von Günter von Lonski.
Mehr über Günter von Lonski und seine Aktivitäten erfahren Sie unter www.vonlonski.net
„Der Ermordete ist nicht ohne Verantwortung anseiner Ermordung. Und der Beraubte nicht schuldlosan seiner Beraubung. Der Rechtschaffene ist nichtunschuldig an den Taten des Bösen.“
Khalil Gibran (1883–1931),
libanesisch-amerikanischer Maler,
Philosoph und Dichter
Nun singt die Amsel wieder. Kalenberger tippt auf ihren Wecker, das Display wird beleuchtet. 5:24. Sie rollt sich auf die andere Seite, zieht die Bettdecke über die Schulter, segelt ab in unbekannte Traumwelten. Sie kommt nicht mal aus dem Hafen. Das Telefon klingelt. Ein Telefon, das um 5:27 klingelt, kann kein gutes Telefon sein.
Kalenberger tastet blind den Nachttisch ab. Papiertaschentücher, Wecker, Hustenbonbons, Telefon.
„Ja?“
„Guten Morgen!“
Kollege Obanczek. Jeder Morgen mit ihm ist unerträglich bis zum ersten Schluck Kaffee. Heute Morgen noch unerträglicher. 5:32. „Was gibt’s, Nervensäge?“
„Ich bin im Maschpark hinter dem Neuen Rathaus und stehe auf den Stufen der Rathausterrasse mit Blick auf den Maschteich. Einfach wunderbar und wahnsinnig romantisch. Komm doch einfach her und sieh es dir an.“
Das Neue Rathaus Hannover wurde 1901 bis 1913 im Stil des Späthistorismus auf 6.026 Buchenpfählen errichtet und in den zehn Hektar großen Maschpark am Südrand der Innenstadt eingebettet. Das schlossähnliche Gebäude ist 129 m lang, 67 m breit und 98 m hoch. Ein einzigartiger Bogenaufzug mit 17 Grad Neigung fährt auf die Kuppel des Rathauses. Jährlich besuchen 100.000 Gäste die Aussichtsplattform. Typisch Hannover: Der Bogenschütze vor dem Eingangsportal zielt direkt auf das Büro des Oberbürgermeisters.
„Was soll ich?“, mault Kalenberger.
„Dir das Gesamtkunstwerk ansehen! Wenn du dann schon einmal da bist, können wir uns auch gleich um den armen Kerl kümmern, der zu meinen Füßen sitzt. Offener Mund, starrer Blick auf seine Schuhe, Loch im Kopf.“
„Kann ich vorher unter die Dusche?“
„Du kannst dir alle Zeit der Welt lassen. Der läuft uns nicht mehr weg.“
Als Kalenberger eintrifft, befragt Obanczek einen dürren Mann im orange-grünen Joggingdress. Viel Energie, wenig Haare. Der Mann scheint sein Morgenpensum noch nicht abgearbeitet zu haben und trippelt auf der Stelle. Oder er friert.
Obanczek nickt Kalenberger zu, weist mit seinem Notizbuch auf die Stufen vor der Terrasse. Die Spurensicherung trifft ein. Als Erstes wird das Treppenportal bis zur Terrasse mit rot-weißem Flatterband abgesperrt.
Was für ein friedlicher Anblick. Zu ihren Füßen der dunkle Maschteich. Der Blick auf den größeren Maschsee wird von hohen Bäumen gerahmt. Erste Boote zeigen sich auf dem leicht bewegten Wasser. Sie müsste auch wieder Sport treiben, Rudern zum Beispiel.
Kalenberger atmet tief durch, dann begibt sie sich zu dem Häuflein Elend am unteren Ende des Treppenportals. Sie verschafft sich einen ersten Eindruck: Mittleres Alter, ältere Jeans, keine Marke, Pullover, schwarze Baseball-Cap mit gesticktem Schriftzug: Nie mehr Rügen! Das Kinn ist auf die Brust gesunken. Kalenberger beugt sich zu ihm hinab. Ein Loch im Hinterkopf, linke Seite; da der Mörder von hinten gekommen ist, muss er ein Linkshänder sein. Sonst hätte er übers Wasser laufen müssen. Die Haare sind vom Blut verklebt. Kalenberger denkt unwillkürlich an einen Besuch im Zoo. Sie hatte mit einer Menge Leute vor einem Brutkasten gestanden und zugesehen, wie sich ein Straußenküken aus seinem Ei befreite. Hier war es genauso, nur umgekehrt.
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