Ilias & Odyssee - Homer - E-Book

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Homer

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Beschreibung

Vollständige und überarbeitete Fassung mit einem Vorwort zu Autor und Werk Die immense Bedeutung der homerischen Epen ist bis heute nicht zu unterschätzen, wirken sich doch Ilias und Odyssee seit der Antike identitäts- und kulturbildend aus. Als Johann Heinrich Voß die Schriften ins Deutsche überträgt, entdecken hiesige Dichter ihre Liebe zu Ilias und Odyssee - und mit ihnen die Leser. Keiner der bedeutenden deutschen Lyriker ist von Homers Werk unbeeinflusst. Mit der wohlwollenden Aufnahme der Epen geht die Wertschätzung der griechischen Sprache einher, die seitdem zum Kanon humanistischer Bildung gehört. Zitate und Reminiszenzen homerischer Motive finden sich nicht nur in der europäischen Literatur, in zeitgenössischen Filmen sowie in den bildenden Künsten, sondern sie haben als Redewendungen Eingang in die Alltagssprache gefunden. Null Papier Verlag

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Seitenzahl: 1334

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Homer

Ilias & Odyssee

Homer

Ilias & Odyssee

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected]Übersetzung: Johann Heinrich Voß 2. Auflage, ISBN 978-3-954180-54-7

null-papier.de/neu

Inhaltsverzeichnis

Au­tor und Werk

Ili­as

In­halt

Ers­ter Ge­sang

Zwei­ter Ge­sang

Drit­ter Ge­sang

Vier­ter Ge­sang

Fünf­ter Ge­sang

Sechs­ter Ge­sang

Sie­ben­ter Ge­sang

Ach­ter Ge­sang

Ne­un­ter Ge­sang

Zehn­ter Ge­sang

Elf­ter Ge­sang

Zwölf­ter Ge­sang

Drei­zehn­ter Ge­sang

Vier­zehn­ter Ge­sang

Fünf­zehn­ter Ge­sang

Sech­zehn­ter Ge­sang

Sieb­zehn­ter Ge­sang

Acht­zehn­ter Ge­sang

Neun­zehn­ter Ge­sang

Zwan­zigs­ter Ge­sang

Ein­und­zwan­zigs­ter Ge­sang

Zwei­und­zwan­zigs­ter Ge­sang

Drei­und­zwan­zigs­ter Ge­sang

Vier­und­zwan­zigs­ter Ge­sang

Odys­see

In­halt

Ers­ter Ge­sang

Zwei­ter Ge­sang

Drit­ter Ge­sang

Vier­ter Ge­sang

Fünf­ter Ge­sang

Sechs­ter Ge­sang

Sie­ben­ter Ge­sang

Ach­ter Ge­sang

Ne­un­ter Ge­sang

Zehn­ter Ge­sang

Elf­ter Ge­sang

Zwölf­ter Ge­sang

Drei­zehn­ter Ge­sang

Vier­zehn­ter Ge­sang

Fünf­zehn­ter Ge­sang

Sech­zehn­ter Ge­sang

Sieb­zehn­ter Ge­sang

Acht­zehn­ter Ge­sang

Neun­zehn­ter Ge­sang

Zwan­zigs­ter Ge­sang

Ein­und­zwan­zigs­ter Ge­sang

Zwei­und­zwan­zigs­ter Ge­sang

Drei­und­zwan­zigs­ter Ge­sang

Vier­und­zwan­zigs­ter Ge­sang

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Autor und Werk

Die im­men­se Be­deu­tung der ho­me­ri­schen Epen ist bis heu­te nicht zu un­ter­schät­zen, wir­ken sich doch Ili­as und Odys­see seit der An­ti­ke iden­ti­täts- und kul­tur­bil­dend aus. Be­son­ders die Ili­as wirft je­doch Fra­gen auf, die wo­mög­lich nie be­ant­wor­tet wer­den kön­nen. Als si­cher gilt, dass bei­de Epen münd­lich vor­ge­tra­gen und in ih­rer über­lie­fer­ten Form erst spä­ter schrift­lich fest­ge­hal­ten wur­den. Wie alt die Dich­tun­gen tat­säch­lich sind, ob sie von Ho­mer ver­fasst wur­den und ob über­haupt eine Per­son die­ses Na­mens ge­lebt hat, ist höchst um­strit­ten.

Der hy­po­the­ti­sche Au­tor

Vor­aus­ge­setzt, Ho­mer hät­te exis­tiert, wird sein Le­ben zwi­schen dem zwölf­ten und dem ach­ten vor­christ­li­chen Jahr­hun­dert da­tiert. Aus­schlag­ge­bend für die­se An­nah­men sind die ihm zu­ge­schrie­be­nen Epen und Dich­tun­gen.

Bei­de Epen ver­ra­ten in­ti­me Ken­ner­schaft der ar­chai­schen Ari­sto­kra­tie, wor­aus ge­fol­gert wird, Ho­mer sei als wan­dern­der Sän­ger in ad­li­gen Häu­sern zu Gast ge­we­sen. Für die äl­te­re Da­tie­rung spre­chen die Be­schrei­bun­gen der my­ke­ni­schen Ge­sell­schaft so­wie der Kriegs­kunst um 1150 v. Chr. Geg­ner die­ser The­se be­ru­fen sich dar­auf, dass auch ein spä­te­rer Au­tor über der­ar­ti­ges his­to­ri­sches Wis­sen ver­fügt ha­ben kön­ne. Zu­dem ver­wei­sen sie auf ein­zel­ne Wen­dun­gen in der Ili­as, die nicht vor 700 v. Chr. ge­bräuch­lich ge­we­sen sei­en. Dar­über hin­aus fin­den sich in der -- auf etwa 750 v. Chr. da­tier­ten -- Odys­see zahl­rei­che der Ili­as ent­lehn­te For­mu­lie­run­gen, die in­di­zie­ren, dass sie ein Spät­werk des Ver­fas­sers der äl­te­ren Schrift sein könn­te.

Der Name des Dich­ters lei­tet sich vom alt­grie­chi­schen Hó­me­ros her, das über­setzt »Gei­sel« be­deu­tet. Gei­sel­nah­me kann eine Form der Un­frei­heit sein, um Lö­se­geld ein­zu­for­dern oder um sich ein Ehren­pfand an­zu­eig­nen. Ein ge­bil­de­ter Mann, der wo­mög­lich meh­re­re Spra­chen be­herrscht, mag als Schrei­ber oder Leh­rer die­nen und sei­nen Herrn durch er­bau­li­che Dich­tung un­ter­hal­ten. Tat­säch­lich wird spe­ku­liert, ob Ho­mer ein sol­ches Los zu­min­dest zeit­wei­lig zu­teil­wur­de.

Grie­chi­sche Nach­fol­ger Ho­mers be­zie­hen sei­nen Na­men hin­ge­gen auf die an­geb­li­che Blind­heit des Dich­ters. Die­se we­ni­ger eh­ren­rüh­ri­ge Deu­tung hin­ter­ließ ihre Spu­ren so­wohl in der rö­mi­schen als auch in der abend­län­di­schen Kunst.

Form und Glie­de­rung der Epen

Die in pe­ri­odi­schen Hexa­me­tern ver­fass­ten Dich­tun­gen be­die­nen sich for­ma­ler Ele­men­te, die meh­re­re For­men des münd­li­chen Vor­trags so­wie der In­ter­pre­ta­ti­on ge­stat­ten. Cha­rak­te­ris­tisch sind, ne­ben epi­schen For­meln, Bein­amen für Men­schen oder Göt­ter so­wie an die Mu­sen ge­rich­te­te Proömi­en. Sol­che ein­lei­ten­den Ge­sän­ge be­rei­ten den Le­ser -- ur­sprüng­lich den Zu­hö­rer -- zu­meist auf das The­ma der fol­gen­den Ver­se vor, wäh­rend Bein­amen der Ver­an­schau­li­chung die­nen. For­mel­haf­te Ver­se be­zie­hungs­wei­se me­tri­scher Auf­bau er­leich­tern die Re­zi­ta­ti­on der Ge­sän­ge aus dem Ge­dächt­nis. Bei­de Epen um­fas­sen je­weils 24 Ge­sän­ge. Frei­lich ist nach wie vor un­ge­klärt, von wem die­se Glie­de­rung stammt. Sie könn­te ho­me­risch sein, von meh­re­ren Ver­fas­sern oder von ei­nem letz­ten Be­ar­bei­ter nach­träg­lich vor­ge­nom­men wor­den sein.

I­li­as

Das Haupt­the­ma des Epos’ vom Tro­ja­ni­schen Krieg ist der Zorn, na­ment­lich der des Achil­les (Achil­leus). Nach­dem Aga­mem­non ihm die Bri­seïs raubt, ver­wei­gert der Myr­mi­do­ne den Kampf. Sei­ne Wut auf den Kö­nig von My­ke­ne, der als Ober­be­fehls­ha­ber der Achai­er fun­giert, wird für die vor Tro­ja la­gern­den Grie­chen bei­na­he zum Ver­häng­nis. Durch Zeus’ Ein­grei­fen ge­lingt es den Tro­ja­nern, die Flot­te der Achai­er an­zu­grei­fen. Erst da­nach er­laubt Achil­les sei­nem Freund Pa­tro­klos, den tro­ja­ni­schen Aus­fall zu be­en­den. Wäh­rend des un­be­dach­ten Sturms auf die Fes­tung wird Pa­tro­klos durch Hek­tor ge­tö­tet; die Fol­ge sei­nes Grolls fällt auf Achil­les selbst zu­rück. Er ei­nigt sich nun mit Aga­mem­non, rich­tet sei­nen Zorn ge­gen Hek­tor und führt die Myr­mi­do­nen wie­der selbst in den Krieg. Das Glück wen­det sich dar­auf­hin den Achai­ern zu. Achil­les tö­tet Hek­tor und schän­det den Leich­nam sei­nes Fein­des. Sei­ne Rage über­win­det er erst, als Kö­nig Pria­mos, der Va­ter des tro­ja­ni­schen Hel­den, ihm ver­ge­gen­wär­tigt, dass so­wohl er selbst als auch Achil­les un­er­setz­li­che Ver­lus­te er­lit­ten ha­ben.

Odys­see

Ur­sprüng­lich -- mög­li­cher­wei­se be­reits um 1150 v. Chr. -- exis­tier­ten ver­mut­lich min­des­tens zwei ver­schie­de­ne Epen, die von der Irr­fahrt so­wie von der Heim­kehr des Odys­seus er­zähl­ten. Die­se münd­li­chen Über­lie­fe­run­gen wur­den even­tu­ell erst in der Mit­te des ach­ten vor­christ­li­chen Jahr­hun­derts schrift­lich fi­xiert und um die Su­che des Te­le­ma­chos nach sei­nem Va­ter er­gänzt.

Drei Hand­lungs­strän­ge sind in der schrift­li­chen Odys­see ge­schickt ver­wo­ben: die Te­le­ma­chie, die mär­chen­haf­ten Be­geg­nun­gen mit my­thi­schen Ge­stal­ten so­wie Odys­seus’ Heim­kehr und Ra­che an den un­recht­mä­ßi­gen Frei­ern sei­ner Frau. Der Au­tor er­zählt, wie der Kö­nig -- nach zehn Kriegs­jah­ren -- wei­te­re er­eig­nis­rei­che zehn Jah­re durch eine von Un­ge­heu­ern und gött­li­chen We­sen be­völ­ker­te Welt irrt, be­vor er end­lich auf Itha­ka ein­trifft. Dort be­ob­ach­tet der Held, wie Ri­va­len sei­ne Frau Pe­ne­lo­pe zur Hei­rat drän­gen und da­bei das kö­nig­li­che Ver­mö­gen auf­zeh­ren. Durch gött­li­che Hil­fe und mit der Un­ter­stüt­zung sei­nes Soh­nes Te­le­ma­chos so­wie des Skla­ven Eu­mai­os ge­lingt es Odys­seus, die un­will­kom­me­nen Gäs­te zu über­wäl­ti­gen. Zen­tra­les Mo­tiv die­ser aben­teu­er­li­chen Ge­schich­te ist die Treue.

Von der Wir­kung des Wor­tes

Ob Ho­mer ge­lebt hat oder nicht -- das ihm zu­ge­ord­ne­te epi­sche Werk ist in sei­ner Be­deu­tung für die abend­län­di­sche Kul­tur nicht hoch ge­nug ein­zu­schät­zen. Be­reits den Grie­chen und Rö­mern gilt er als vor­bild­haf­ter Dich­ter schlecht­hin. Für die grie­chi­schen Po­leis wirkt er als Na­tio­nal­dich­ter, in­dem er mit­tels Ili­as und Odys­see ein ver­bin­den­des Selbst­ver­ständ­nis für alle Grie­chen er­schafft. Ähn­li­ches be­ab­sich­tigt spä­ter Ver­gil, als er mit »Aen­eis« ein my­tho­lo­gi­sches Grün­dungs­epos für Rom ver­fasst.

We­nig ge­le­sen wird Ho­mer im eu­ro­päi­schen Mit­tel­al­ter, weil La­tein das Grie­chi­sche do­mi­niert. Erst mit Dan­te Alig­hieri er­schei­nen im 13. und 14. Jahr­hun­dert wie­der Be­zü­ge zur ho­me­ri­schen Epik. Zu neu­er Re­zep­ti­on ver­hilft der grie­chi­schen Dich­tung die Erobe­rung Kon­stan­ti­no­pels durch die Os­ma­nen. Nach­dem 1453 die dor­ti­gen Ge­lehr­ten aus der Stadt flie­hen, ge­lan­gen grie­chi­sche Tex­te und die nö­ti­ge Sprach­kennt­nis in den Wes­ten. So­wohl Ge­dan­ken­gut als auch Kunst der Re­naissance sind stark durch die ho­me­ri­sche Dich­tung be­ein­flusst. Die Wert­schät­zung je­ner Epo­che für Ho­mer spie­gelt sich nicht zu­letzt in den zahl­rei­chen Über­set­zun­gen der Epen wi­der.

Als Jo­hann Hein­rich Voß die Schrif­ten ins Deut­sche über­trägt, ent­de­cken hie­si­ge Dich­ter ihre Lie­be zu Ili­as und Odys­see -- und mit ih­nen die Le­ser. Kei­ner der be­deu­ten­den deut­schen Ly­ri­ker ist von Ho­mers Werk un­be­ein­flusst. Mit der wohl­wol­len­den Auf­nah­me der Epen geht die Wert­schät­zung der grie­chi­schen Spra­che ein­her, die seit­dem zum Ka­non hu­ma­nis­ti­scher Bil­dung ge­hört.

Zi­ta­te und Re­mi­nis­zen­zen ho­me­ri­scher Mo­ti­ve fin­den sich nicht nur in der eu­ro­päi­schen Li­te­ra­tur, in zeit­ge­nös­si­schen Fil­men so­wie in den bil­den­den Küns­ten, son­dern sie ha­ben als Re­de­wen­dun­gen Ein­gang in die All­tags­spra­che ge­fun­den.

Es mag sein, dass Ho­mer ein My­thos ist. Aber ohne Ili­as und Odys­see wäre Eu­ro­pa ein an­de­rer Kon­ti­nent. Ho­mers Epen sind die li­te­ra­ri­sche Wie­ge un­se­rer Kul­tur.

Ilias

Inhalt

1. Gesang

Α Den Pries­ter Chry­ses zu rä­chen, dem Aga­mem­non die Toch­ter vor­ent­hielt, sen­det Apol­lon den Achai­ern eine Pest. Aga­mem­non zankt mit Achil­leus, weil er durch Kal­chas die Be­frei­ung der Chry­seïs for­dern ließ, und nimmt ihm sein Ehren­ge­schenk, des Bri­ses Toch­ter. Dem zür­nen­den Achil­leus ver­spricht The­tis Hil­fe. Ent­sen­dung der Chry­seïs, und Ver­söh­nung Apol­lons. Der The­tis ge­währt Zeus so lan­ge Sieg für die Tro­er, bis ihr Sohn Ge­nug­tu­ung er­hal­te. Un­wil­le der Here ge­gen Zeus. He­phä­stos be­sänf­tigt bei­de.

2. Gesang

Β Zeus, des Ver­spre­chens ein­ge­denk, be­wegt Aga­mem­non durch einen Traum, die Achai­er zur Schlacht aus­zu­füh­ren. Rat der Fürs­ten; dann Volks­ver­samm­lung. Aga­mem­non, das Volk zu ver­su­chen, be­fiehlt Heim­kehr; und alle sind ge­neigt. Odys­seus, von Athe­ne er­mahnt, hemmt sie. Ther­si­tes dringt schmä­hend auf Heim­kehr, und wird ge­straft. Das be­schäm­te Volk, durch Odys­seus und Ne­stor völ­lig ge­won­nen, wird von Aga­mem­non zur Schlacht auf­ge­for­dert. Früh­mahl, Op­fer und An­ord­nung des Heers. Ver­zeich­nis der achai­ischen Völ­ker. Die Tro­er in Ver­samm­lung hö­ren die Bot­schaft, und rücken aus. Ver­zeich­nis der tro­i­schen Völ­ker.

3. Gesang

Γ Be­geg­nung der Hee­re. Alex­an­dros oder Pa­ris, nach­dem er vor Me­ne­la­os ge­f­lohn, er­bie­tet sich ihm durch Hek­tor zum Zwei­kampf um He­le­na, wel­chen Me­ne­la­os an­nimmt. Die Hee­re ruhn, und Pria­mos wird zum Ver­tra­ge aus Ili­os ge­ru­fen. In­des geht He­le­na auf das skäi­sche Tor, wo Pria­mos mit den Äl­tes­te sitzt, und nennt ihm die achai­ische Heer­füh­rer. Pria­mos fährt in das Schlacht­feld hin­aus. Ver­trag, Pria­mos Rück­kehr, Zwei­kampf. Den be­sieg­ten Pa­ris ent­führt Aphro­di­te in sei­ne Kam­mer, und ruft ihm He­le­na. Aga­mem­non for­dert den Sie­ges­preis.

4. Gesang

Δ Zeus und Here be­schlie­ßen Tro­jas Un­ter­gang. Athe­ne be­re­det den Pan­da­ros, einen Pfeil auf Me­ne­la­os zu schie­ßen. Den Ver­wun­de­ten heilt Machaon. Die Tro­er rücken an, und Aga­mem­non er­mun­tert die achai­ischen Heer­füh­rer zum An­griff. Schlacht.

5. Gesang

Ε Dio­me­des, den Athe­ne zur Tap­fer­keit er­regt, wird von Pan­da­ros ge­schos­sen. Er er­legt den Pan­da­ros, und ver­wun­det den Änei­as, samt der ent­füh­ren­den Aphro­di­te. Die­se flieht auf Ares Wa­gen zum Olym­pos. Apol­lon trägt, von Dio­me­des ver­folgt, den Änei­as in sei­nen Tem­pel auf Per­ga­mos, wo­her er, ge­heilt bald zu­rück­kehrt. Auf Apol­lons Er­mah­nung er­weckt Ares die Tro­er, und die Achai­er wei­chen all­mäh­lich. Tle­po­le­mos von Sar­pe­don er­legt. Here und Athe­ne fah­ren vom Olym­pos, den Achai­ern ge­gen Ares zu hel­fen. Dio­me­des von Athe­ne er­mahnt und be­glei­tet, ver­wun­det den Ares. Der Gott kehrt zum Olym­pos, und die Göt­tin­nen fol­gen.

6. Gesang

Ζ Die Achai­er im Vor­teil. Hek­tor eilt in die Stadt, da­mit sei­ne Mut­ter He­ka­be zur Athe­ne fle­he. Glau­kos und Dio­me­des er­ken­nen sich als Gast­freun­de. He­ka­be mit den ed­len Troe­rin­nen fleht. Hek­tor ruft den Pa­ris zur Schlacht zu­rück. Er sucht sei­ne An­dro­ma­che zu Hau­se, und fin­det sie auf dem skäi­schen Tore. Er kehrt mit Pa­ris in die Schlacht.

7. Gesang

Η Athe­ne und Apol­lon, die Schlacht zu en­den, hei­ßen Hek­tor den tap­fers­ten Achai­er zum Zwei­kampf fo­dern. Un­ter neun Fürs­ten trifft das Los den Ajas, Te­la­mons Sohn. Die Nacht trennt die Kämp­fer. Ne­stor in Aga­mem­nons Ge­zelt rät Still­stand, um die To­ten zu ver­bren­nen, und Ver­schan­zung des La­gers. An­te­nor in Ili­os rät, die He­le­na zu­rück­zu­ge­ben; wel­ches Pa­ris ver­wirft. Am Mor­gen läßt Pria­mos die Achai­er um Still­stand bit­ten. Be­stat­tung der To­ten. Ver­schan­zung des La­gers, und Po­sei­d­ons Un­wil­le. In der Nacht un­glück­li­che Zei­chen von Zeus.

8. Gesang

Θ Den ver­sam­mel­ten Göt­tern ver­bie­tet Zeus, we­der Achai­ern noch Tro­ern bei­zu­stehn, und fährt zum Ida. Schlacht. Zeus wägt den Achai­ern Ver­der­ben, und schreckt sie mit dem Don­ner. Here bit­tet den Po­sei­don um­sonst, den Achai­ern zu hel­fen. Die Achai­er in die Ver­schan­zung ge­drängt. Aga­mem­non und ein Zei­chen er­mun­tert sie zum neu­en An­griff. Teu­kros streckt vie­le mit dem Bo­gen, und wird von Hek­tor ver­wun­det. Die Achai­er von neu­em in die Ver­schan­zung ge­trie­ben. Here und Athe­ne fah­ren vom Olym­pos den Achai­ern zu Hil­fe. Zeus be­fiehlt ih­nen durch Iris um­zu­keh­ren. Er selbst zum Olym­pos ge­kehrt droht den Achai­ern noch grö­ße­re Nie­der­la­ge. Hek­tor mit den sie­gen­den Tro­ern über­nach­tet vor dem La­ger.

9. Gesang

Ι Aga­mem­non be­ruft die Fürs­ten, und rät zur Flucht. Dio­me­des und Ne­stor wi­der­stehn. Wa­che am Gra­ben. Die Fürs­ten von Aga­mem­non be­wir­tet rat­schla­gen. Auf Ne­stors Rat sen­det Aga­mem­non, den Achil­leus zu ver­söh­nen, den Phö­nix, Ajas Te­la­mons Sohn, und Odys­seus, mit zween He­rol­den. Achil­leus emp­fängt sie gast­frei, aber ver­wirft die An­trä­ge, und be­hält den Phö­nix zu­rück. Die an­de­ren brin­gen die Ant­wort in Aga­mem­nons Zelt. Dio­me­des er­mahnt zur Be­harr­lich­keit, und man geht zur Ruhe.

10. Gesang

Κ Der schlaflo­se Aga­mem­non und Me­ne­la­os we­cken die Fürs­ten. Sie sehn nach der Wa­che, und be­spre­chen sich am Gra­ben. Dio­me­des und Odys­seus, auf Kund­schaft aus­ge­hend, er­grei­fen und töte den Do­lon, wel­chen Hek­tor zum Spä­hen ge­sandt. Von ihm be­lehrt, tö­ten sie im tro­i­schen La­ger den neu­ge­kom­me­nen Rhe­sos mit zwölf Thra­ki­ern, und ent­füh­ren des Rhe­sos’ Ros­se.

11. Gesang

Λ Am Mor­gen rüs­tet sich Aga­mem­non, und führt zur Schlacht. Hek­tor ihm ent­ge­gen. Vor Aga­mem­nons Tap­fer­keit fliehn die Tro­er. Zeus vom Ida sen­det dem Hek­tor Be­fehl, bis Aga­mem­non ver­wun­det sei, den Kampf zu ver­mei­den. Der ver­wun­de­te Aga­mem­non ent­weicht, und Hek­tor dringt vor. Ver­wun­det kehrt Dio­me­des zu den Schif­fen; dann Odys­seus, von Ajas aus der Um­zin­ge­lung ge­ret­tet; dann Machaon und Eu­ry­py­los. Zu Ne­stor, der mit Machaon vor­bei­fuhr, sen­det Achil­leus den Pa­tro­klos zu fra­gen, wer der Ver­wun­de­te sei. Pa­tro­klos, durch Ne­stors Rede ge­rührt, be­geg­net dem Eu­ry­py­los, führt ihn voll Mit­leid ins Zelt, und ver­bin­det ihn.

12. Gesang

Μ Künf­ti­ge Ver­til­gung der Mau­er. Die Achai­er ein­ge­trie­ben. Hek­tor, wie Po­ly­da­mas riet, läßt die Rei­si­gen ab­stei­gen, und in fünf Ord­nun­gen an­rücken. Nur Asi­os mit sei­ner Schar fährt auf das lin­ke Tor, wel­ches zween La­pi­then ver­tei­di­gen. Ein un­glück­li­cher Vo­gel er­scheint den Tro­ern; Po­ly­da­mas warnt den Hek­tor um­sonst. Zeus sen­det den Achai­ern einen stäu­ben­den Wind ent­ge­gen. Hek­tor stürmt die Mau­er, und die bei­den Ajas’ er­mun­tern zur Ge­gen­wehr. Sar­pe­don und Glau­kos nahn dem Tur­me des Me­nestheus, dem Te­la­mons Söh­ne zu Hil­fe ei­len. Glau­kos ent­weicht ver­wun­det; Sar­pe­don reißt die Brust­wehr her­ab. Hek­tor zer­sprengt ein Tor mit ei­nem Stein­wurf; wor­auf die Tro­er zu­gleich über die Mau­er und durch das Tor ein­drin­gen

13. Gesang

Ν Kampf um die Schif­fe. Po­sei­don, von Zeus un­be­merkt, kommt die Achai­er zu er­mun­tern. Dem Hek­tor am er­stürm­te Tore des Me­nestheus wi­der­stehn vor­züg­lich die Ajas. Zur Lin­ken kämp­fen am tap­fers­te Ido­me­neus und Me­rio­nes wi­der Änei­as, Pa­ris und an­de­re. Auf Po­ly­da­mas Rat be­ruft Hek­tor die Fürs­ten, daß man ver­eint kämp­fe, oder zu­rück­zie­he. Ver­stärk­ter An­griff.

14. Gesang

Ξ Ne­stor, der den ver­wun­de­ten Machaon be­wir­tet, eilt auf das Ge­tö­se hin­aus, und spä­het. Ihm be­geg­nen Aga­mem­non, Dio­me­des und Odys­seus, die, matt von den Wun­den, das Tref­fen zu schaun kom­men. Aga­mem­nons Ge­dan­ken an Rück­zug ta­delt Odys­seus. Nach Dio­me­des’ Vor­schlag gehn sie die Achai­er zu er­mun­tern; und Po­sei­don trös­tet den Aga­mem­non. Here, mit Aphro­di­tens Gür­tel ge­schmückt, schlä­fert den Zeus auf Ida ein, daß Po­sei­don noch mäch­ti­ger hel­fe. Hek­tor, den Ajas mit dem Stei­ne traf, wird ohn­mäch­tig aus der Schlacht ge­tra­gen. Die Tro­er fliehn, in­dem Ajas, Oi­leus’ Sohn, sich aus­zeich­net.

15. Gesang

Ο Der er­wach­te Zeus be­droht Here, und ge­beut, ihm Iris und Apol­lon vom Olym­pos zu ru­fen; daß jene den Po­sei­don aus der Schlacht ge­hen hei­ße, die­ser den Hek­tor her­stel­le, und die Achai­er scheu­che, bis Achil­leus den Pa­tro­klos sen­de. Es ge­schieht. Hek­tor mit Apol­lon schreckt die Achai­er, de­ren Hel­den nur wi­der­stehn, in das La­ger zu­rück, und folgt mit den Streit­wa­gen über Gra­ben und Mau­er, wo Apol­lon ihm bahnt. Den Kampf hört Pa­tro­klos in Eu­ry­py­los Zelt, und eilt den Achil­leus zu er­wei­chen. Die Achai­er ziehn sich von den vor­de­ren Schif­fen. Ajas, Te­la­mons Sohn, kämpft von den Ver­de­cken mit ei­nem Schiffs­pee­re, und ver­tei­digt des Pro­te­si­la­os Schiff, das Hek­tor an­zün­den will.

16. Gesang

Π Dem Pa­tro­klos er­laubt Achil­leus, in sei­ner Rüs­tung zur Ver­tei­di­gung der Schif­fe, aber nicht wei­ter, aus­zu­ziehn. Ajas wird über­wäl­tigt, und das Schiff brennt. Achil­leus treibt den Pa­tro­klos sich zu be­waff­nen, und ord­net die Scha­ren. Pa­tro­klos ver­treibt die Tro­er, erst vom bren­nen­den Schif­fe, dann völ­lig. Ver­fol­gung und Ab­schnei­dung der äu­ßers­ten. Sar­pe­d­ons Tod. Pa­tro­klos er­steigt die Mau­er, wird aber von Apol­lon ge­hemmt. Hek­tor fährt ge­gen Pa­tro­klos zu­rück, der sei­nem Wa­gen­len­ker Ke­brio­nes tö­tet. Den tap­fe­ren Pa­tro­klos macht Apol­lon be­täubt und wehr­los; wor­auf ihm Eu­phor­bos den Rücken, dann Hek­tor den Bauch durch­bohrt. Sei­nen Ge­nos­sen Au­to­me­don ver­folgt Hek­tor.

17. Gesang

Ρ Streit um Pa­tro­klos. Eu­phor­bos von Me­ne­la­os er­legt. Hek­tor, von Au­to­me­don sich wen­dend, raubt dem Pa­tro­klos die Rüs­tung, ehe Ajas, Te­la­mons Sohn, ihn ver­scheucht. Drauf in Achil­leus’ Rüs­tung ver­stärkt er den An­griff auf den Leich­nam, dem meh­re­re Achai­er zu Hil­fe ei­len. Hart­nä­cki­ger Kampf bei wech­seln­dem Glück. Die trau­ren­den Ros­se des Achil­leus, die Zeus ge­stärkt, lenkt Au­to­me­don in die Schlacht, wo Hek­tor und Änei­as um­sonst ihn an­grei­fen. Um Pa­tro­klos wan­ken­der Sieg. Me­ne­la­os sen­det den An­ti­lochos mit der Nach­richt zu Achil­leus. Er selbst und Me­rio­nes tra­gen den Leich­nam, in­des bei­de Ajas ab­weh­ren.

18. Gesang

Σ Achil­leus jam­mert um Pa­tro­klos’ Tod. The­tys hört sei­nen Ent­schluß Hek­tor zu tö­ten, ob­gleich ihm bald nach je­nem zu ster­ben be­stimmt sei, und ver­heißt ihm an­de­re Waf­fen von He­phä­stos. Den Achai­ern ent­reißt Hek­tor bei­na­he den Leich­nam; aber Achil­leus, der sich waf­fen­los an den Gra­ben stellt, schreckt durch sein Ge­schrei die Tro­er. Nacht. Den Tro­ern rät Po­ly­da­mas, in die Fes­te zu ziehn, ehe Achil­leus her­vor­bre­che: wel­ches Hek­tor ver­wirft. Die Achai­er weh­kla­gen um Pa­tro­klos und le­gen ihn auf Lei­chen­ge­wan­de. Der The­tys schmie­det He­phä­stos die er­be­te­nen Waf­fen.

19. Gesang

Τ Am Mor­gen bringt The­tys die Waf­fen, und si­chert den Leich­nam vor Ver­we­sung. Achil­leus be­ruft die Achai­er, ent­sagt dem Zorn, und ver­langt so­gleich Schlacht. Aga­mem­non er­kennt sein Ver­gehn, und er­bie­tet sich die Ge­schen­ke ho­len zu las­se. Auf Odys­seus’ Rat neh­men die Achai­er das Früh­mahl, die Ge­schen­ke nebst der Bri­seïs wer­den ge­bracht, und Aga­mem­non schwört, sie nie­mals be­rührt zu ha­ben. Achil­leus ohne Nah­rung wird von Athe­ne ge­stärkt, und zieht mit dem Hee­re ge­rüs­tet zum Kampf. Sein Roß weis­sagt ihm nach dem heu­ti­gen Sie­ge den na­hen Tod, den er ver­ach­tet.

20. Gesang

Υ Zeus ver­stat­tet den Göt­tern An­teil an der Schlacht, daß nicht Achil­leus, dem Schick­sal ent­ge­gen, so­gleich Tro­ja er­obe­re. Don­ner und Erd­be­ben. Die Göt­ter zum Kamp­fe ge­stellt. Den Änei­as reizt Apol­lon ge­gen Achil­leus. Bei­der­lei Schutz­göt­ter set­zen sich ge­son­dert. Den be­sieg­ten Änei­as ent­rückt Po­sei­don, da­mit sei­ne Nach­kom­men die Tro­er be­herr­schen. Hek­tor, den Achil­leus an­ge­hend, wird von Apol­lon zu­rück­ge­hal­ten. Durch des Bru­ders Po­ly­do­ros Er­mor­dung ge­rührt, naht er ihm gleich­wohl. Hek­tors Speer haucht Athe­ne zu­rück, ihn selbst ent­führt Apol­lon. Achil­leus mor­det die Flie­hen­den.

21. Gesang

Φ Achil­leus stürzt ei­ner Schar Tro­er in den Ska­man­dros mit dem Schwer­te nach. Zwölf Le­ben­de fes­selt er zum Sühnop­fer für Pa­tro­klos. Den ge­tö­te­ten Ly­kaon hin­ein­wer­fend, höhnt er, daß der Strom­gott nicht ret­te. Auch den As­te­ro­päos, ei­nes Strom­got­tes Sohn, wel­chen Ska­man­dros er­reg­te, streckt er ans Ufer, und höhnt der Strom­göt­ter. Ska­man­dros ge­beut ihm, au­ßer dem Stro­me zu ver­fol­gen. Er ver­spricht’s; doch in der Wut springt er wie­der hin­ein. Der zür­nen­de Strom ver­folgt ihn ins Feld. Je­ner, von Göt­tern ge­stärkt, durch­dringt die Flut. Als Ska­man­dros noch wü­ten­der den Si­mois zu Hil­fe ruft, sen­det ihm Here den He­phä­stos ent­ge­gen, der das Feld trock­net, dann ihn sel­ber ent­flammt. Des Jam­mern­den ge­beut Here zu scho­nen. Ares und Aphro­di­te von Athe­ne be­siegt, Phö­bos dem Po­sei­don aus­wei­chend, Ar­te­mis von Here ge­schla­gen, Her­mes die Leto scheu­end. Rück­kehr der Göt­ter. Pria­mos öff­net den Flüch­ti­gen das Tor. Den ver­fol­gen­den Achil­leus hemmt Age­nor; dann in Age­nors Ge­stalt flie­hend, lockt Apol­lon ihn feld­wärts, in­des die Tro­er ein­flüch­ten.

22. Gesang

Χ Den zu­rück­keh­ren­den Achil­leus er­war­tet Hek­tor vor der Stadt, ob­gleich die El­tern von der Mau­er ihn jam­mernd her­ein­ru­fen; beim An­nahn des Schreck­li­chen flieht er, drei­mal um Ili­os ver­folgt. Zeus wägt Hek­tors Ver­der­ben, und sein Be­schüt­zer Apol­lon weicht. Athe­ne in Deï­pho­bos Ge­stalt ver­lei­tet den Hek­tor zu wi­der­stehn. Achil­leus fehlt, Hek­tors Lan­ze prallt ab; drauf mit dem Schwert an­ren­nend wird er am Hal­se durch­sto­chen, dann ent­waff­net, und rück­wärts am Wa­gen zu den Schif­fen ge­schleift. Weh­kla­ge der El­tern von der Mau­er, und der zu­kom­men­den An­dro­ma­che.

23. Gesang

Ψ Achil­leus mit den Sei­nen um­fährt den Pa­tro­klos, weh­klagt, und legt den Hek­tor aufs Ant­litz am To­ten­la­ger. In der Nacht er­scheint ihm Pa­tro­klos, und bit­tet um Be­stat­tung. Am Mor­gen ho­len die Achai­er Holz zum Schei­ter­hau­fen. Pa­tro­klos wird aus­ge­tra­gen, mit Haar­lo­cken um­häuft und samt den To­ten­op­fern ver­brannt. Bo­re­as und Ze­phy­ros er­re­gen die Flam­men. Den an­dern Mor­gen wird Pa­tro­klos’ Ge­bein in eine Urne ge­legt, und, bis Achil­leus’ Ge­bein hin­zu­kom­me, bei­ge­setzt; vor­läu­fi­ger Ehren­hü­gel auf der Brand­stel­le. Wett­spie­le zur Ehre des To­ten: Wa­gen­ren­nen, Faust­kampf, Rin­gen, Lauf, Waf­fen­kampf, Ku­gel­wurf, Bo­gen­schuß, Speer­wurf.

24. Gesang

Ω Achil­leus, nach schlaflo­ser Nacht, schleift Hek­tors Leib um Pa­tro­klos’ Grab; doch Apol­lon ver­hü­tet Ent­stel­lun­gen. Zeus be­fiehlt dem Achil­leus durch The­tys, den Leich­nam zu er­las­sen; und dem Pria­mos durch Iris, dem Achil­leus die Lö­sung zu brin­gen. Pria­mos, durch ein Zei­chen ge­stärkt, kommt un­ter Her­mes Ge­leit, un­be­merkt von den Hü­tern, zu Achil­leus’ Ge­zelt. Er er­langt den Leich­nam des Sohns, nebst Waf­fen­still­stand zur Be­stat­tung, und kehrt un­be­merkt nach Ili­os zu­rück. Um Hek­tors To­ten­la­ger Weh­kla­ge der Gat­tin, der Mut­ter, und He­le­nens. Be­stat­tung und Gast­mahl.

Erster Gesang

Den Pries­ter Chry­ses zu rä­chen, dem Aga­mem­non die Toch­ter vor­ent­hielt, sen­det Apol­lon den Achai­ern eine Pest. Aga­mem­non zankt mit Achil­leus, weil er durch Kal­chas die Be­frei­ung der Chry­seïs for­dern ließ, und nimmt ihm sein Ehren­ge­schenk, des Bri­ses Toch­ter. Dem zür­nen­den Achil­leus ver­spricht The­tis Hil­fe. Ent­sen­dung der Chry­seïs, und Ver­söh­nung Apol­lons. Der The­tis ge­währt Zeus so lan­ge Sieg für die Tro­er, bis ihr Sohn Ge­nug­tu­ung er­hal­te. Un­wil­le der Here ge­gen Zeus. He­phä­stos be­sänf­tigt bei­de.

Sin­ge den Zorn, o Göt­tin, des Pe­lei­a­den Achil­leus, Ihn, der ent­brannt den Achai­ern un­nenn­ba­ren Jam­mer er­reg­te, Und viel tap­fe­re See­len der Hel­densöh­ne zum Aïs Sen­de­te, aber sie selbst zum Raub dar­stell­te den Hun­den,5 Und dem Ge­vö­gel um­her. So ward Zeus Wil­le vollen­det: Seit dem Tag, als erst durch bit­te­ren Zank sich ent­zwei­ten Atreus Sohn, der Herr­scher des Volks, und der edle Achil­leus. Wer hat jene der Göt­ter em­pört zu feind­li­chem Ha­der? Le­tos Sohn und des Zeus. Denn der, dem Kö­ni­ge zür­nend,10 Sand­te ver­derb­li­che Seu­che durchs Heer; und es san­ken die Völ­ker: Drum weil ihm den Chry­ses be­lei­digst, sei­nen Pries­ter, Atreus Sohn. Denn er kam zu den rüs­ti­gen Schif­fen Achai­as, Frei zu kau­fen die Toch­ter, und bracht’ un­end­li­che Lö­sung, Tra­gend den Lor­beer­schmuck des tref­fen­den Phö­bos Apol­lon15 Und den gol­de­nen Stab; und er fle­he­te laut den Achai­ern, Doch den Atrei­den vor al­len, den zween Feld­her­ren der Völ­ker: Atreus Söhn’, und ihr an­dern, ihr hel­lum­schien­ten Achai­er, Euch ver­leihn die Göt­ter, olym­pi­scher Hö­hen Be­woh­ner, Pria­mos Stadt zu ver­til­gen, und wohl nach Hau­se zu keh­ren;20 Doch mir gebt die Toch­ter zu­rück, und emp­fahet die Lö­sung, Ehr­furchts­voll vor Zeus fern­tref­fen­dem Sohn Apol­lon. Drauf ge­bot bei­fal­lend das gan­ze Heer der Achai­er, Ehrend den Pries­ter zu scheun, und die köst­li­che Lö­sung zu neh­men. Aber nicht Aga­mem­non, des Atreus Soh­ne, ge­fiel es;25 Die­ser ent­sandt’ ihn mit Schmach, und be­fahl die dro­hen­den Wor­te: Daß ich nim­mer, o Greis, bei den räu­mi­gen Schif­fen dich tref­fe, We­der anitzt hier zau­dernd, noch wie­der­keh­rend in Zu­kunft! Kaum wohl möch­te dir hel­fen der Stab, und der Lor­beer des Got­tes! Jene lös’ ich dir nicht, bis einst das Al­ter ihr na­het,30 Wann sie in mei­nem Palast in Ar­gos, fern von der Hei­mat, Mir als We­be­rin dient, und mei­nes Bet­tes Ge­nos­sin! Gehe denn, rei­ze mich nicht; daß wohl­be­hal­ten du keh­rest! Je­ner sprach’s: doch Chry­ses er­schrak, und ge­horch­te der Rede. Schwei­gend ging er am Ufer des wei­tauf­rau­schen­den Mee­res;35 Und wie er ein­sam jetzt hin­wan­del­te, fleh­te der Alte Viel zum Herr­scher Apol­lon, dem Sohn der lo­cki­gen Leto: Höre mich, Gott, der du Chry­sa mit sil­ber­nem Bo­gen um­wan­delst, Samt der hei­li­gen Kil­la, und Te­ne­dos mäch­tig be­herr­schest, Smin­theus! hab ich dir je den pran­gen­den Tem­pel ge­krän­zet,40 Oder hab’ ich dir je von er­le­se­nen Far­ren und Zie­gen Fet­te Schen­kel ver­brannt; so ge­wäh­re mir die­ses Ver­lan­gen: Mei­ne Trä­nen ver­gilt mit dei­nem Ge­schoß den Achai­ern! Also rief er be­tend; ihn hö­re­te Phö­bos Apol­lon. Schnell von den Höhn des Olym­pos entei­let’ er, zür­nen­des Her­zens,45 Auf der Schul­ter den Bo­gen und rings­ver­schlos­se­nen Kö­cher. Laut er­schal­len die Pfei­le zu­gleich an des Zür­nen­den Schul­ter, Als er ein­her sich be­weg­t’; er wan­del­te, düs­ter wie Nacht­graun; Setz­te sich drauf von den Schif­fen ent­fernt, und schnell­te den Pfeil ab; Und ein schreck­li­cher Klang ent­scholl dem sil­ber­nen Bo­gen.50 Nur Maul­tier’ er­leg­t’ er zu­erst und hur­ti­ge Hun­de: Doch nun ge­gen sie selbst das her­be Ge­schoß hin­wen­dend, Traf er; und rast­los brann­ten die To­ten­feu­er in Men­ge. Schon neun Tage durch­flo­gen das Heer die Ge­schos­se des Got­tes. Drauf am zehn­ten be­rief des Volks Ver­samm­lung Achil­leus,55 Dem in die Seel’ es leg­te die li­li­en­ar­mi­ge Here; Denn sie sorg­t’ um der Da­na­er Volk, die Ster­ben­den schau­end. Als sie nun­mehr sich ver­sam­melt, und voll ge­drängt die Ver­samm­lung; Trat her­vor und be­gann der mu­ti­ge Ren­ner Achil­leus: Atreus Sohn, nun denk’ ich, wir ziehn den vo­ri­gen Irr­weg60 Wie­der nach Hau­se zu­rück, wo­fern wir ent­rin­nen dem Tode; Weil ja zu­gleich der Krieg und die Pest hin­rafft die Achai­er. Aber wohl­an, fragt einen der Op­fe­rer, oder der Se­her, Oder auch Trau­maus­le­ger; auch Träu­me ja kom­men von Zeus her: Der uns sage, warum so er­ei­fer­te Phö­bos Apol­lon:65 Ob ver­säum­te Ge­lüb­d’ ihn er­zür­ne­ten, ob He­ka­tom­ben: Wenn viel­leicht der Läm­mer Ge­düft und er­le­se­ner Zie­gen Er zum Op­fer be­gehrt, von uns die Pla­ge zu wen­den. Also re­de­te je­ner, und setz­te sich. Wie­der er­hub sich Kal­chas der The­sto­ri­de, der wei­ses­te Vo­gel­schau­er,70 Der er­kann­te, was ist, was sein wird, oder zu­vor war, Der auch her vor Tro­ja der Da­na­er Schif­fe ge­lei­tet Durch wahr­sa­gen­den Geist, des ihn wür­dig­te Phö­bos Apol­lon; Die­ser be­gann wohl­mei­nend, und re­de­te vor der Ver­samm­lung: Pe­leus Sohn, du ge­beutst mir, o Gött­li­cher, aus­zu­deu­ten75 Die­sen Zorn des Apol­lon, des fern­hin­tref­fen­den Herr­schers. Ger­ne will ich’s an­sa­gen; doch du ver­hei­ße mit Eid­schwur, Daß du ge­wiß will­fäh­rig mit Wort und Hän­den mir hel­fest. Denn leicht möcht’ er­zür­nen ein Mann, der mäch­ti­ges An­sehns Ar­gos Völ­ker be­herrscht, und dem die Achai­er ge­hor­chen.80 Stär­ker ja ist ein Kö­nig, der zürnt dem ge­rin­ge­ren Man­ne. Wenn er auch die Gal­le den sel­bi­gen Tag noch zu­rück­hält; Den­noch laur’t ihm be­stän­dig der heim­li­che Groll in den Bu­sen, Bis er ihn end­lich ge­kühlt. Drum rede du, willst du mich schüt­zen? Ihm ant­wor­te­te drauf der mu­ti­ge Ren­ner Achil­leus:85 Sei ge­trost, und er­klä­re den Göt­ter­wink, den du wahr­nahmst. Denn bei Apol­lon für­wahr, Zeus Lieb­lin­ge, wel­chem, o Kal­chas, Fle­hend zu­vor, den Achai­ern der Göt­ter Rat du ent­hül­lest: Kei­ner, so lang’ ich leb’, und das Licht auf Er­den noch schaue, Soll bei den räu­mi­gen Schif­fen mit fre­veln­der Hand dich be­rüh­ren,90 Al­ler Achai­er um­her! und nenn­test du selbst Aga­mem­non, Der nun mäch­tig zu sein vor al­lem Vol­ke sich rüh­met! Jet­zo be­gann er ge­trost, und sprach, der un­tad­li­che Se­her: Nicht ver­säum­te Ge­lüb­d’ er­zürn­ten ihn, noch He­ka­tom­ben; Son­dern er zürnt um den Pries­ter, den also ent­ehr­t’ Aga­mem­non,95 Nicht die Toch­ter be­frei­t’, und nicht an­nahm die Er­lö­sung: Da­rum gab uns Jam­mer der Tref­fen­de, wird es auch ge­ben. Nicht wird je­ner die schreck­li­che Hand ab­ziehn vom Ver­der­ben, Bis man zu­rück dem Va­ter das freu­dig­bli­cken­de Mägd­lein Hin­gibt, frei, ohn’ Ent­gelt, und mit hei­li­ger Festhe­ka­tom­be100 Heim gern Chry­sa ent­führt. Das möcht’ ihn viel­leicht ver­söh­nen. Also re­de­te je­ner, und setz­te sich. Wie­der er­hub sich Atreus Hel­den­sohn, der Völ­ker­fürst Aga­mem­non, Zür­nend vor Schmerz; es schwoll ihm das fins­te­re Herz voll der Gal­le, Schwarz um­strömt; und den Au­gen ent­fun­kel­te strah­len­des Feu­er.105 Ge­gen Kal­chas zu­erst mit dro­hen­dem Bli­cke be­gann er: Un­glücks­se­her, der nie auch ein heil­sa­mes Wort mir ge­re­det! Im­mer­dar nur Bö­ses er­freut dein Herz zu ver­kün­den! Gu­tes hast du noch nim­mer ge­weis­sagt, oder vollen­det! Jetzt auch mel­dest du hier als Göt­ter­spruch den Achai­ern,110 Da­rum habe dem Volk der Tref­fen­de Wehe be­rei­tet, Weil für Chry­ses Toch­ter ich selbst die köst­li­che Lö­sung An­zu­neh­men ver­warf. Denn traun! weit lie­ber be­hiel­t’ ich Sol­che da­heim; da ich hö­her wie Kly­tämne­stra sie ach­te, Mei­ner Ju­gend Ver­mähl­te: denn nicht ist jene ge­rin­ger,115 We­der an Bil­dung und Wuchs, noch an Geist und künst­li­cher Ar­beit. Den­noch geb’ ich sie wil­lig zu­rück, ist sol­ches ja bes­ser. Lie­ber mög’ ich das Volk er­ret­tet schaun, denn ver­der­bend. Gleich nur ein Ehren­ge­schenk be­rei­tet mir, daß ich al­lein nicht Un­ge­ehrt der Da­na­er sei; nie wäre das schick­lich!120 Denn das seht ihr alle, daß mein Ge­schenk mir ent­ge­het. Ihm ant­wor­te­te drauf der mu­ti­ge Ren­ner Achil­leus: Atreus Sohn, ruhm­voller, du hab­be­gie­rigs­ter al­ler, Wel­ches Ge­schenk ver­langst du vom ed­len Volk der Achai­er? Nir­gends wis­sen wir doch des ge­mein­sa­men vie­les ver­wah­ret:125 Son­dern so viel wir aus Städ­ten er­beu­te­ten, wur­de ge­tei­let; Auch nicht ziemt es dem Vol­ke, das ein­zel­ne wie­der zu sam­meln. Aber ent­lass’ du jet­zo dem Got­te sie; und wir Achai­er Wol­len sie drei­fach er­set­zen und vier­fach, wenn uns ein­mal Zeus Gön­nen wird, der Tro­er be­fes­tig­te Stadt zu ver­wüs­ten.130 Ge­gen ihn rief ant­wor­tend der Völ­ker­fürst Aga­mem­non: Nicht also, wie tap­fer du seist, gott­glei­cher Achil­leus, Sinn’ auf Trug! Nie wirst du mich schlau um­gehn, noch be­re­den! Willst du, in­des dir bleibt das Ge­schenk, daß ich sel­ber um­sonst hier Sit­ze, des mei­nen be­raubt? und ge­bie­test mir, frei sie zu ge­ben?135 Wohl denn, wo­fern mir ein andres ver­leihn die ed­len Achai­er, Mei­nem Sinn es er­le­send, das mir ein vol­ler Er­satz sei! Aber ver­leihn sie es nicht; dann kom­m’ ich sel­ber, und nehm’ es, Dei­nes viel­leicht, auch des Ajas Ge­schenk wohl, oder Odys­seus’ Führ’ ich hin­weg; und zür­nen viel­leicht wird, wel­chem ich nahe!140 Doch von sol­cher­lei Din­gen ist Zeit zu re­den auch künf­tig. Auf nun, zieht ein schwärz­li­ches Schiff in die hei­li­ge Meer­flut; Sam­melt hin­ein voll­zäh­lig die Ru­de­rer; bringt auch Apol­lons He­ka­tom­b’; und sie selbst, des Chry­ses ro­si­ge Toch­ter, Füh­ret hin­ein; und Ge­bie­ter des Schiffs sei der Kö­ni­ge ei­ner:145 Ajas, oder der Held Ido­me­neus, oder Odys­seus, Oder auch du, Pe­lei­de, du schreck­lichs­ter un­ter den Män­nern! Daß du den Tref­fen­den uns durch hei­li­ge Op­fer be­sänf­tigst. Fins­ter schaut’ und be­gann der mu­ti­ge Ren­ner Achil­leus: Ha, du in Un­ver­schämt­heit gehül­le­ter, sin­nend auf Vor­teil!150 Wie doch ge­horcht dir wil­lig noch ei­ner im Heer der Achai­er, Ei­nen Gang dir zu gehn, und kühn mit dem Fein­de zu kämp­fen? Nicht ja we­gen der Tro­er, der lan­zen­kun­di­gen, kam ich Mit hie­her in den Streit; sie ha­ben’s an mir nicht ver­schul­det. Denn nie ha­ben sie mir die Ros­se ge­raubt, noch die Rin­der;155 Nie auch ha­ben in Ph­tia, dem schol­li­gen Männer­ge­fil­de, Mei­ne Frucht sie ver­letzt; in­dem viel Rau­mes uns son­dert, Wald­be­schat­te­te Ber­g’, und des Meers weit­rau­schen­de Wo­gen. Dir, scham­lo­ses­ter Mann, dir folg­ten wir, daß du dich freu­test; Nur Me­ne­la­os zu rä­chen, und dich, du Ehre­ver­geß­ner,160 An den Tro­ern! Das ach­test du nichts, noch küm­mert dich sol­ches! Selbst mein Ehren­ge­schenk, das dro­hest du mir zu ent­rei­ßen, Wel­ches mit Schweiß ich er­run­gen, und mir ver­ehrt die Achai­er! Hab’ ich doch nie ein Ge­schenk, wie das dei­ni­ge, wann die Achai­er Eine be­völ­ker­te Stadt des tro­i­schen Vol­kes ver­wüs­tet;165 Son­dern die schwers­te Last des to­ben­den Schlach­ten­ge­tüm­mels Trag’ ich mit mei­nem Arm: doch kommt zur Tei­lung es end­lich, Dein ist das größ­te Ge­schenk; und ich, mit we­ni­gem fröh­lich, Keh­re heim zu den Schif­fen, nach­dem ich er­schlafft von dem Strei­te. Doch nun geh’ ich gen Ph­tia! denn weit zu­träg­li­cher ist es,170 Heim mit den Schif­fen zu gehn, den ge­bo­ge­nen! Schwer­lich auch wirst du, Weil du all­hier mich ent­ehrst, noch Schätz’ und Gü­ter dir häu­fen! Ihm ant­wor­te­te drauf der Herr­scher des Volks Aga­mem­non: Flie­he nur, wenn’s dein Herz dir ge­beut! Nie werd’ ich dich wahr­lich An­flehn, mei­net­halb zu ver­ziehn! Mir blei­ben noch and­re,175 Ehre mir zu er­wer­ben; zu­mal Zeus wal­ten­de Vor­sicht! Ganz ver­haßt mir bist du vor al­len be­se­lig­ten Herr­schern! Stets doch hast du den Zank nur ge­liebt, und die Kämpf’ und die Schlach­ten! Wenn du ein Stär­ke­rer bist, ein Gott hat dir sol­ches ver­lie­hen! Schif­fe denn heim, du selbst mit den Dei­ni­gen, daß du in Ruhe180 Myr­mi­do­nen ge­bie­test! denn du bist nichts mir ge­ach­tet; Nichts auch gilt mir dein Po­chen! viel­mehr noch droh’ ich dir also: Weil mir Chry­ses Toch­ter hin­weg­nimmt Phö­bos Apol­lon, Werd’ ich sie mit ei­ge­nem Schiff und eig­nen Ge­nos­sen Sen­den; al­lein ich hole die ro­si­ge Toch­ter des Bri­ses185 Selbst mir aus dei­nem Ge­zelt, dein Ehren­ge­schenk: daß du ler­nest, Wie viel hö­her ich sei als du, und ein an­de­rer zage, Gleich sich mir zu wäh­nen, und so mir zu trot­zen ins Ant­litz! Je­ner sprach’s; da ent­brann­te der Pe­lei­on’, und das Herz ihm Un­ter der zot­ti­gen Brust rat­schla­ge­te, wan­ken­des Sin­nes:190 Ob er das schnei­den­de Schwert als­bald von der Hüf­te sich rei­ßend Tren­nen sie soll­t’ aus­ein­an­der, und nie­der­haun den Atrei­den; Oder stil­len den Zorn, und die mu­ti­ge See­le be­herr­schen. Als er sol­ches er­wog in des Her­zens Geist und Emp­fin­dung, Und er das große Schwert schon her­vor­zog; naht’ ihm vom Him­mel195 Pal­las Athen’, ent­sandt von der li­li­en­ar­mi­gen Here, Die für bei­de zu­gleich in lie­ben­der See­le be­sorgt war. Hin­ter ihn trat sie, und faß­te das bräun­li­che Haar des Pe­lei­den, Ihm al­lein sich ent­hül­lend; der an­de­ren schau­te sie kei­ner. Stau­nend zuck­te der Held und wand­te sich: plötz­lich er­kannt’ er200 Pal­las Athe­nens Ge­stalt, und fürch­ter­lich strahl­t’ ihm ihr Auge. Und er be­gann zu je­ner, und sprach die ge­flü­gel­ten Wor­te: Wa­rum, o Toch­ter Zeus des Ägi­ser­schüt­terers, kamst du? Etwa den Fre­vel zu schaun von Atreus Sohn Aga­mem­non? Aber ich sage dir an, und das wird wahr­lich vollen­det:205 Sein un­bän­di­ger Stolz wird einst noch das Le­ben ihm kos­ten! Drauf ant­wor­te­te Zeus blau­äu­gi­ge Toch­ter Athe­ne: Dei­nen Zorn zu stil­len, ge­horch­test du, kam ich vom Him­mel; Denn mich sen­de­te Here, die li­li­en­ar­mi­ge Göt­tin, Die für bei­de zu­gleich in lie­ben­der See­le be­sorgt ist.210 Aber wohl­an, laß fah­ren den Streit, und zu­cke das Schwert nicht. Magst du mit Wor­ten ihn doch be­lei­di­gen, wie es dir ein­fällt. Denn ich sage dir an, und das wird wahr­lich vollen­det: Einst wird dir noch drei­mal so herr­li­che Gabe ge­bo­ten, We­gen der heu­ti­gen Schmach. Drum fas­se dich nun, und ge­horch’ uns.215 Ihr ant­wor­te­te drauf der mu­ti­ge Ren­ner Achil­leus: Euer Wort, o Göt­tin, ge­zie­met es, wohl zu be­wah­ren, Wel­che Wut auch im Her­zen sich hebt; denn sol­ches ist bes­ser. Wer dem Ge­bot der Göt­ter ge­horcht, den hö­ren sie wie­der. Sprach’s, und hemm­te die ner­vich­te Hand an dem sil­ber­nen Hef­te,220 Stieß in die Schei­de zu­rück das große Schwert, und ver­warf nicht Athe­nä­ens Ge­bot. Sie wand­te sich drauf zum Olym­pos, In den Palast des don­nern­den Zeus, zu den an­de­ren Göt­tern. Doch der Pe­lei­de be­gann mit er­bit­ter­ten Wor­ten von neu­em Ge­gen des Atreus Sohn; denn noch nicht ruht’ er vom Zor­ne:225 Trun­ken­bold, mit dem hün­di­schen Blick, und dem Mute des Hir­sches! Nie­mals we­der zur Schlacht mit dem Vol­ke zu­gleich dich zu rüs­ten, Noch zum Hin­ter­hal­te zu gehn mit den ed­len Achai­as, Hast du im Her­zen ge­wagt! Das schei­nen dir Schre­cken des To­des! Zwar be­hag­li­cher ist es, im wei­ten Heer der Achai­er230 Ihm sein Ge­schenk zu ent­wen­den, der dir ent­ge­gen nur re­det! Volk­ver­schlin­gen­der Kö­nig! Denn nich­ti­gen Men­schen ge­beutst du! Oder du hät­test, Atrei­de, das letz­te Mal heu­te ge­fre­velt! Aber ich sage dir an, und mit hei­li­gen Eide be­schwör’ ich’s! Wahr­lich bei die­sem Zep­ter, der nie­mals Blät­ter und Zwei­ge235 Wie­der zeugt, nach­dem er den Stamm im Ge­bir­ge ver­las­sen; Nie mehr sproßt er em­por, denn rings­um schäl­te das Erz ihm Laub und Rin­de hin­weg; und ede­le Söh­ne Achai­as Tra­gen ihn jetzt in der Hand, die Rich­ten­den, wel­chen Kro­ni­on Sei­ne Ge­set­ze ver­traut: dies sei dir die hohe Be­teu­rung!240 Wahr­lich ver­mißt wird Achil­leus hin­fort von den Söh­nen Achai­as All­zu­mal; dann suchst du um­sonst, wie sehr du dich här­mest, Ret­tung, wenn sie in Scha­ren, vom män­ner­mor­den­den Hek­tor Nie­der­ge­stürzt, hin­ster­ben; und tief in der See­le zer­nagt dich Zür­nen­der Gram, daß den bes­ten der Da­na­er nichts du ge­eh­ret!245 Also sprach der Pe­lei­d’, und warf auf die Erde den Zep­ter, Rings mit gol­de­nen Bu­ckeln ge­schmückt; dann setz­t’ er sich nie­der. Ge­gen ihn stand der Atrei­d’ und wü­te­te. Jet­zo er­hub sich Ne­stor mit hol­dem Ge­spräch, der tö­nen­de Red­ner von Py­los, Dem von der Zung’ ein Laut wie des Ho­ni­ges Süße da­her­floß.250 Die­sem wa­ren schon zwei der re­den­den Men­schen­ge­schlech­ter Hin­ge­welkt, die vor­dem ihm zu­gleich auf­wuch­sen und leb­ten, Dort in der hei­li­gen Py­los; und jetzt das drit­te be­herrscht’ er. Die­ser be­gann wohl­mei­nend, und re­de­te vor der Ver­samm­lung: Wehe, wie großes Leid dem achai­ischen Lan­de her­an­naht!255 Traun, wohl freun wird sich Pria­mos des, und Pria­mos Söh­ne, Auch das Volk der Tro­er wird hoch frohlo­cken im Her­zen, Wenn sie das al­les ge­hört, wie ihr durch Zank euch er­ei­fert, Ihr, die ers­ten Achai­er im Rat, und die ers­ten im Kamp­fe. Aber ge­horcht! Ihr bei­de seid jün­ge­res Al­ters, denn ich bin!260 Denn schon vor­mals pflog ich mit stär­ke­ren Män­nern Ge­mein­schaft, Als ihr seid; und den­noch ver­ach­te­ten jene mich nim­mer! Sol­che Män­ner er­sah ich nicht mehr, und er­se­he sie schwer­lich, So wie Pei­ri­thoos war, und der völ­ker­wei­den­de Dryas, Kä­neus auch, und der Held Exa­di­os, auch Po­ly­phe­mos,265 Oder wie Ägeus Sohn, der göt­ter­ähn­li­che The­seus. Traun, das wa­ren die stärks­ten der le­ben­den Er­de­be­woh­ner, Wa­ren selbst die stärks­ten und kämpf­ten nur wi­der die stärks­ten, Wi­der die Berg­ken­tau­ren, und übeten grau­se Ver­til­gung. Seht, und je­nen war ich ein Kriegs­ge­noß, der aus Py­los270 Her­kam, fern ans dem Apier­land; denn sie rie­fen mich sel­ber; Und ich kämpf­te das mei­ni­ge mit. Doch jene ver­moch­te Kei­ner, so viel nun le­ben des Men­schen­ge­schlechts, zu be­kämp­fen. Den­noch hör­ten sie Rat von mir, und ge­horch­ten dem Wor­te. Aber ge­horcht auch ihr; denn Rat zu hö­ren ist bes­ser.275 We­der du, wie mäch­tig du seist, nimm je­nem das Mägd­lein; Son­dern laß, was ihm ein­mal zum Dank ver­liehn die Achai­er: Noch auch du, o Pe­lei­d’, er­he­be dich wi­der den Kö­nig So voll Trotz; denn es ward nie glei­cher Ehre ja teil­haft Ein be­zep­ter­ter Kö­nig, den Zeus mit Ruh­me ver­herr­licht.280 Wenn du ein Stär­ke­rer bist, und Sohn der gött­li­chen Mut­ter: Ist er mäch­ti­ger doch, weil meh­re­rem Volk er ge­bie­tet. Atreus Sohn, laß fah­ren den Zorn; und ich selbst will Achil­leus An­flehn, auch sein Herz zu be­sänf­ti­gen, ihn, der die große Schutz­wehr ist dem achai­ischen Volk im ver­der­ben­den Krie­ge.285 Ge­gen ihn rief ant­wor­tend der Völ­ker­fürst Aga­mem­non: Wahr­lich, o Greis, du hast wohl­zie­men­de Wor­te ge­re­det. Aber der Mann will im­mer den an­de­ren al­len zu­vor sein; Al­len will er ge­bie­ten im Heer, und alle be­herr­schen, Al­len Ge­setz’ aus­tei­len, die nie­mand, mein’ ich, er­ken­net!290 Wenn sie ja Lan­zen­kun­d’ ihm ver­liehn, die ewi­gen Göt­ter; Stel­len sie dar­um ihm frei, auch Schmä­hun­gen aus­zu­ru­fen? Ihm in die Red’ ein­fal­lend, be­gann der edle Achil­leus: Ja für­wahr, ein Fei­ger und Nich­ti­ger müßt’ ich ge­nannt sein, Wenn ich in al­lem mich dir de­mü­tig­te, was du nur aus­sprichst!295 An­dern ge­beut’ du sol­ches nach Will­kür; aber nur mir nicht Win­ke Be­fehl; ich möch­te hin­fort dir we­nig ge­hor­chen! Ei­nes ver­kün­d’ ich dir noch, und du be­wahr’ es im Her­zen. Nie­mals heb’ ich die Arme zum Streit auf we­gen des Mägd­leins, We­der mit dir, noch an­dern; ihr gabt, und neh­met sie wie­der.300 Aber so viel mir sonst bei dem dun­ke­len Schif­fe sich fin­det, Da­von nimmst du mir schwer­lich das min­des­te, wi­der mein Wol­len. Oder wohl­an, ver­such’ es! da­mit sie alle mit an­sehn, Wie als­bald an der Lan­ze dein schwar­zes Blut mir her­ab­träuft! Also ha­der­ten bei­de mit wi­der­stre­ben­den Wor­ten,305 Stan­den dann auf, und trenn­ten den Rat bei den Schif­fen Achai­as. Pe­leus Sohn, zu den Zel­ten ge­wandt und schwe­ben­den Schif­fen, Wan­del­te, samt Me­nö­tios’ Sohn und sei­nen Ge­nos­sen. Doch der Atrei­d’ entließ ein hur­ti­ges Schiff in die Meer­flut; Wäh­le­te zwan­zig hin­ein der Ru­de­rer; bracht’ auch Apol­lons310 He­ka­tom­b’; und dar­auf des Chry­ses ro­si­ge Toch­ter Führ­t’ er hin­ein; und Ge­bie­ter des Schiffs war der wei­se Odys­seus. Alle nun ein­ge­stie­gen, durch­steu­er­ten flüs­si­ge Pfa­de. Drauf hieß Atreus Sohn sich ent­sün­di­gen alle Achai­er: Und sie ent­sün­dig­ten sich, und war­fen ins Meer die Be­fle­ckung,315 Op­fer­ten dann für Apol­lon voll­kom­me­ne Sühn­he­ka­tom­ben Mu­ti­ger Stier’ und Zie­gen am Strand des ver­öde­ten Mee­res; Und hoch wall­te der Duft in wir­beln­dem Rau­che gen Him­mel. So war al­les im Hee­re be­schäf­ti­get. Doch Aga­mem­non Ließ nicht ruhn, was er zan­kend zu­vor ge­droht dem Achil­leus;320 Son­dern Tal­thy­bi­os schnell und Eu­ry­ba­tes rief er er­mah­nend, Die He­rold’ ihm wa­ren und rasch auf­war­ten­de Die­ner: Ge­het hin zum Ge­zel­te des Pe­lei­a­den Achil­leus; Nehmt an der Hand und bringt des Bri­ses ro­si­ge Toch­ter. Wenn er sie nicht her­gä­be, so möcht’ ich sel­ber sie neh­men,325 Hin mit meh­re­ren kom­mend; was ihm noch schreck­li­cher sein wird! Je­ner sprach’s und entließ sie, die dro­hen­den Wor­te be­feh­lend. Un­gern gin­gen sie bei­d’ am Strand des ver­öde­ten Mee­res, Bis sie die Zel­t’ und Schif­fe der Myr­mi­do­nen er­reich­ten. Ihn nun fan­den sie dort am Ge­zelt und dun­ke­len Schif­fe330 Sit­zend; und traun, nicht wur­de des An­blicks fröh­lich Achil­leus. Bei­de be­stürzt vor Scheu und Ehr­furcht ge­gen den Kö­nig Stan­den, und wa­ge­ten nichts zu ver­kün­di­gen, oder zu fra­gen. Aber er selbst ver­nahm es in sei­nem Geist, und be­gann so: Freu­de mit euch, He­rold’, ihr Bo­ten Zeus und der Men­schen!335 Na­het euch! Ihr nicht seid mir Ver­schul­de­te; nur Aga­mem­non, Der euch bei­de ge­sandt um Bri­ses ro­si­ge Toch­ter. Auf denn, füh­re her­aus das Mäg­de­lein, ed­ler Pa­tro­klos, Und laß jene sie neh­men. Doch sei’n sie sel­ber mir Zeu­gen, Vor den se­li­gen Göt­tern, und vor den sterb­li­chen Men­schen,340 Auch vor dem Kö­ni­ge dort, dem Wü­te­rich: Wenn man hin­fort noch Mei­ner Hil­fe be­darf, dem schmäh­li­chen Jam­mer zu steu­ern Je­nes Volks...! Ha, wahr­lich, er tobt in ver­derb­li­chem Wahn­sinn, Blind im Geis­te zu­gleich vor­wärts zu schau­en und rück­wärts, Daß bei den Schif­fen er sich­re das strei­ten­de Heer der Achai­er!345 Je­ner sprach’s; und Pa­tro­klos, dem lie­ben Freun­de ge­hor­chend, Führ­t’ aus dem Zelt, und gab des Bri­ses ro­si­ge Toch­ter Je­nen da­hin; und sie kehr­ten zu­rück zu den Schif­fen Achai­as. Un­gern ging mit ih­nen das Mäg­de­lein. Aber Achil­leus Wei­nend setz­te sich schnell, ab­wärts von den Freun­den ge­son­dert,350 Hin an des Mee­res Ge­sta­d’, und schaut’ in das fin­stre Ge­wäs­ser. Vie­les zur trau­ten Mut­ter nun fle­het er, brei­tend die Hän­de: Mut­ter, die­weil du mich nur für we­ni­ge Tage ge­ba­rest, Soll­te mir Ehre doch der Olym­pier jet­zo ver­lei­hen, Der hoch­don­nern­de Zeus! doch er eh­ret mich nicht, auch ein we­nig!355 Sie­he, des Atreus Sohn, der Völ­ker­fürst Aga­mem­non, Hat mich ent­ehrt, und be­hält mein Ge­schenk, das er sel­ber ge­rau­bet! Also sprach er be­tränt; ihn ver­nahm die treff­li­che Mut­ter, Sit­zend dort in den Tie­fen des Meers beim grau­en Er­zeu­ger. Ei­len­des Schwungs ent­stieg sie der fins­te­ren Flut, wie ein Ne­bel;360 Und nun setz­te sie nahe sich hin vor den Trä­nen­be­netz­ten, Strei­chel­t’ ihn drauf mit der Hand, und re­de­te, also be­gin­nend: Lie­bes Kind, was weinst du? und was be­trübt dir die See­le? Sprich, ver­heh­le mir nichts, da­mit wir es bei­de wis­sen. Doch schwer­seuf­zend be­gann der mu­ti­ge Ren­ner Achil­leus:365 Mut­ter, du weißt das al­les; was soll ich es dir noch er­zäh­len? The­be be­la­ger­ten wir, Eëti­ons hei­li­ge Fes­te, Und ver­wüs­te­ten sie, und füh­re­ten al­les von dan­nen. Red­lich teil­ten den Raub die tap­fe­ren Söh­ne Achai­as, Und man er­kor dem Atrei­den des Chry­ses ro­si­ge Toch­ter.370 Chry­ses dar­auf, der Pries­ter des tref­fen­den Phö­bos Apol­lon, Kam zu den rüs­ti­gen Schif­fen der erzum­schirm­ten Achai­er, Frei zu kau­fen die Toch­ter, und bracht’ un­end­li­che Lö­sung, Tra­gend den Lor­beer­schmuck des tref­fen­den Phö­bos Apol­lon Um den gol­de­nen Stab; und er fle­he­te laut den Achai­ern,375 Doch den Atrei­den vor al­len, den zween Feld­herrn der Völ­ker. Drauf ge­bot bei­fal­lend das gan­ze Heer der Achai­er, Ehrend den Pries­ter zu scheun, und die köst­li­che Lö­sung zu neh­men. Aber nicht Aga­mem­non, des Atreus Soh­ne, ge­fiel es; Die­ser ent­sandt’ ihn mit Schmach, und be­fahl ihm dro­hen­de Wor­te.380 Zür­nend ver­nahm es der Greis und wand­te sich. Aber Apol­lon Hör­te des Fle­hen­den Ruf, denn sehr ge­liebt war ihm je­ner. Und nun sandt’ er sein To­des­ge­schoß; und die Völ­ker Achai­as Star­ben in Scha­ren da­hin, da rings die Ge­schos­se des Got­tes Flo­gen im wei­ten Hee­re der Da­na­er. Sie­he da weis­sag­t’385 Uns ein kun­di­ger Se­her den hei­li­gen Rat des Apol­lon. Ei­lend riet ich sel­ber zu­erst, den Gott zu ver­söh­nen. Aber der Atrei­on’ er­ei­fer­te: schnell sich er­he­bend Sprach er ein dro­hen­des Wort, das nun der Vollen­dung ge­naht ist. Jene ge­lei­ten im Schiff froh­bli­cken­de Söh­ne Achai­as390 Heim nach Chry­sa zu­rück, auch brin­gen sie Ga­ben dem Herr­scher Doch mir nah­men nun eben die He­rold’ aus dem Ge­zel­te Bri­ses Toch­ter hin­weg, das Ehren­ge­schenk der Achai­er. O wenn du es ver­magst, so hilf dem tap­fe­ren Soh­ne! Steig em­por zum Olym­pos, und fle­he Zeus, wenn du je­mals395 Ihm mit Wor­ten das Herz er­freu­e­test, oder mit Ta­ten. Denn ich habe ja oft dich selbst im Palas­te des Va­ters Rüh­men ge­hört, wie du einst dem schwarzum­wölk­ten Kro­ni­on, Du von den Göt­tern al­lein, die schmäh­li­che Krän­kung ge­wen­det, Als vor­dem ihn zu bin­den die an­dern Olym­pier droh­ten,400 Here und Po­sei­daon zu­gleich, und Pal­las Athe­ne. Doch du kamst, o Göt­tin, und lö­se­test ihn aus den Ban­den, Ru­fend zum ho­hen Olym­pos den hun­dert­ar­mi­gen Rie­sen, Den Bria­reos nen­nen die Himm­li­schen, aber Ägäon Jeg­li­cher Mensch; denn er ra­get auch selbst vor dem Va­ter an Stär­ke.405 Die­ser nun saß bei Kro­ni­on dem Don­ne­rer, freu­di­ges Trot­zes. Drob er­schra­ken die Göt­ter, und scheu­ten sich, je­nen zu fes­seln. Set­ze nun, des ihn er­in­nernd, zu je­nem dich, fass’ ihm die Knie’ auch, Ob es viel­leicht ihm ge­fal­len den Tro­ern Schutz zu ge­wäh­ren, Aber zu­rück zu drän­gen zum La­ger und Meer die Achai­er,410 Nie­der­ge­haun, bis sie alle sich sät­ti­gen ih­res Ge­bie­ters, Auch er selbst der Atrei­de, der Völ­ker­fürst Aga­mem­non, Ken­ne die Schuld, da den bes­ten der Da­na­er nichts er ge­eh­ret! Aber The­tis dar­auf ant­wor­te­te, Trä­nen ver­gie­ßend: Wehe mir! daß ich, mein Kind, dich er­zog, un­se­lig Ge­bor­ner!415 Möch­test du hier bei den Schif­fen doch frei von Trä­nen und Krän­kung Sit­zen; die­weil dein Ver­häng­nis so kurz nur wäh­ret, so gar kurz! Aber zu­gleich früh­wel­kend und un­glück­se­lig vor al­len Wur­dest du! Ja, dich ge­bar ich dem Jam­mer­ge­schick im Palas­te! Dies dem Don­ne­rer Zeus zu ver­kün­di­gen, ob er mich höre,420 Geh’ ich sel­ber hin­auf zum schnee­be­deck­ten Olym­pos. Du in­des an des Meers schnell­wan­deln­den Schif­fen dich set­zend, Zür­ne dem Da­nae­r­volk, und des Kriegs ent­hal­te dich gänz­lich. Zeus ging ges­tern zum Mahl der un­sträf­li­chen Äthio­pen An des Okea­nos Flut; und die Himm­li­schen folg­ten ihm alle.425 Aber am zwölf­ten Tag, dann keh­ret er heim zum Olym­pos. Hier­auf steig’ ich em­por zum eher­nen Hau­se Kro­ni­ons, Und um­fass’ ihm die Knie’; und ich traue mir, ihn zu be­we­gen. Als sie sol­ches ge­re­det, ein­teil­te sie. Je­ner al­lein nun Zürnt’ im Geist, und ge­dach­te des schön­ge­gür­te­ten Wei­bes,430 Das man mit Trotz und Ge­walt ihm hin­weg­nahm. Aber Odys­seus Kam und brach­te gen Chry­sa die hei­li­ge Sühn­he­ka­tom­be. Als sie nun­mehr in des Ports tief­grün­di­ge Räu­me ge­kom­men, Zo­gen sie ein die Se­gel, und leg­ten ins schwärz­li­che Schiff sie; Lehn­ten dar­auf zum Be­häl­ter den Mast, an den Tau­en ihn sen­kend,435 Ei­lig hin­ab, und scho­ben das Schiff mit Ru­dern zur An­fuhrt; War­fen dann An­ker hin­aus, und be­fes­tig­ten Seil’ am Ge­sta­de. Aus nun stie­gen sie selbst an den wo­gen­den Strand der Ge­wäs­ser, Aus auch lud man das Op­fer dem tref­fen­den Phö­bos Apol­lon; Aus auch stieg Chry­seïs vom me­er­durch­wal­len­den Schif­fe.440 Die­se nun führ­te so­gleich zum Al­tar der wei­se Odys­seus, Gab in des Va­ters Hän­de sie hin, und re­de­te also: Chry­ses, mich sand­te da­her der Völ­ker­fürst Aga­mem­non, Daß ich die Toch­ter dir brächt’, und die Sühn­he­ka­tom­be dem Phö­bos Op­fer­te für die Achai­er, den Zorn zu ver­söh­nen des Herr­schers,445 Der nun Ar­gos’ Vol­ke so schmerz­li­ches Wehe ver­hän­get. Sprach’s, und gab in die Hän­de sie ihm; und mit Freu­den emp­fing er Sei­ne ge­lieb­te Toch­ter. Auch ord­ne­ten jene des Got­tes Herr­li­che Sühn­he­ka­tom­b’ um den schön­ge­bau­e­ten Al­tar; Wu­schen dar­auf sich die Hän­d’, und nah­men sich hei­li­ge Gers­te.450 Aber Chry­ses be­te­te laut mit er­ho­be­nen Hän­den: Höre mich, Gott, der du Chry­sa mit sil­ber­nem Bo­gen um­wan­delst, Samt der hei­li­gen Kil­la, und Te­ne­dos mäch­tig be­herr­schest! So wie schon du zu­vor mich hö­re­test, als ich dich an­rief, Wie du Ehre mir gabst, und furcht­bar schlugst die Achai­er;455 Also auch nun von neu­em ge­wäh­re mir die­ses Ver­lan­gen: Gib den Da­naern nun der schmäh­li­chen Pla­ge Ge­ne­sung! Also rief er be­tend; ihn hö­re­te Phö­bos Apol­lon. Aber nach­dem sie ge­fleht, und hei­li­ge Gers­te ge­streu­et: Beug­ten zu­rück sie die Häls’, und schlach­te­ten, zo­gen die Häut’ ab,460 Son­der­ten dann die Schen­kel, um­wi­ckel­ten sol­che mit Fet­te Zwie­fach um­her, und be­deck­ten sie dann mit Stücken der Glie­der. Jet­zo ver­brannt’ es auf Schei­tern der Greis, und dun­ke­les Wei­nes Spreng­t’ er dar­auf; ihn um­stan­den die Jüng­lin­ge, hal­tend den Fünf­zack. Als sie die Schen­kel ver­brannt, und die Ein­ge­wei­de ge­kos­tet;465 Schnit­ten sie auch das üb­ri­ge klein, und steck­ten’s an Spie­ße, Brie­ten es dann vor­sich­tig, und zo­gen es al­les her­un­ter. Aber nach­dem sie ruh­ten vom Werk, und das Mahl sich be­rei­tet, Schmaus­ten sie, und nicht man­gel­t’ ihr Herz des ge­mein­sa­men Mah­les. Aber nach­dem die Be­gier­de des Tranks und der Spei­se ge­stillt war;470 Füll­ten die Jüng­lin­ge schnell die Krü­ge zum Rand mit Ge­trän­ke, Wand­ten von neu­em sich rechts und ver­tei­le­ten al­len die Be­cher. Jene den gan­zen Tag ver­söhn­ten den Gott mit Ge­san­ge, Schön an­stim­mend den Päan, die blü­hen­den Män­ner Achai­as, Prei­send des Tref­fen­den Macht; und er hör­te freu­di­ges Her­zens.475 Als die Son­ne nun­mehr hin­sank, und das Dun­kel her­aus­zog, Leg­ten sich jene zur Ruh’ an den hal­ten­den Sei­len des Schif­fes. Als auf­däm­mernd nun Eos mit Ro­sen­fin­gern em­por­stieg; Jet­zo schiff­ten sie heim zum wei­ten Heer der Achai­er. Güns­ti­gen Hauch sandt’ ih­nen der tref­fen­de Phö­bos Apol­lon;480 Und sie er­hu­ben den Mast, und spann­ten die schim­mern­den Se­gel. Voll nun schwell­te der Wind des Se­gels Mit­t’, und um­her scholl Laut die pur­pur­ne Wog’ um den Kiel des glei­ten­den Schif­fes; Und es durch­lief die Ge­wäs­ser, den Weg in Eile vollen­dend. Als sie nun­mehr hin­ka­men zum wei­ten Heer der Achai­er,485 Zo­gen das schwärz­li­che Schiff sie em­por an die Fes­te des Lan­des, Hoch auf den kie­si­gen Sand, und brei­te­ten drun­ter Ge­bälk hin; Selbst dann zer­streu­ten sie sich rings­her zu Ge­zel­ten und Schif­fen. Je­ner zürnt’, an des Meers schnell­wan­deln­den Schif­fen sich set­zend, Pe­leus gött­li­cher Sohn, der mu­ti­ge Ren­ner Achil­leus:490 Nie­mals mehr in den Rat, den män­ner­eh­ren­den, ging er; Nie­mals mehr in die Schlacht. Doch Gram zer­nag­te das Herz ihm, Daß er blieb; er ver­lang­te nur Feld­ge­schrei und Ge­tüm­mel. Als nun­mehr die zwölf­te der Mor­gen­rö­ten em­por­stieg; Keh­re­ten heim zum Olym­pos die ewig­wäh­ren­den Göt­ter495 Alle zu­gleich; Zeus führ­te. Doch The­tis ver­gaß das Ge­heiß nicht Ihres Sohns; sie ent­tauch­te der Woge des Meers, und er­hub sich Schon in däm­mern­der Frü­he zum Him­mel em­por und Olym­pos; Fand nun den war­ten­den Zeus ab­wärts von den an­de­ren sit­zend, Dort auf dem obers­ten Gip­fel des viel­ge­zack­ten Olym­pos.500 Und sie setz­te sich nahe vor ihm, um­schlang mit der Lin­ken Sei­ne Knie’, und be­rühr­t’ ihn un­ter dem Kinn mit der Rech­ten; Fle­hend zu­gleich be­gann sie zum herr­schen­den Zeus Kro­ni­on: Va­ter Zeus, wenn ich je mit Wor­ten dir, oder mit Ta­ten, Fromm­t’ in der Göt­ter­schar; so ge­wäh­re mir die­ses Ver­lan­gen:505 Ehre mir mei­nen Sohn, der früh­hin­wel­kend vor an­dern Sterb­li­chen ward! Doch hat ihn der Völ­ker­fürst Aga­mem­non Jet­zo ent­ehrt, und be­hält sein Ge­schenk, das er sel­ber ge­rau­bet! Aber o räch’ ihn du, Olym­pier, Ord­ner der Welt, Zeus! Stär­ke die Tro­er nun­mehr mit Siegs­kraft, bis die Achai­er510 Mei­nen Sohn mir ge­ehrt, und reich­li­che Ehr’ ihm ver­gol­ten! Jene sprach’s; ihr er­wi­der­te nichts der Wol­ken­ver­samm­ler; Lan­ge saß er und schwieg. Doch The­tis schmieg­te sich fest ihm An die um­schlun­ge­nen Knie’, und fle­he­te wie­der von neu­em: Un­ver­stellt ver­hei­ße mir jetzt, und win­ke Ge­wäh­rung;515 Oder ver­wei­ge­re mir’s! (Nichts scheuest du!) daß ich es wis­se, Ganz sei ich vor al­len die un­ge­ehr­tes­te Göt­tin! Un­muts­voll nun be­gann der Herr­scher im Donner­ge­wölk Zeus: Heil­los traun ist sol­ches, daß du mit Here zu ha­dern Mich em­pörst, wann sie künf­tig mich reizt durch schmä­hen­de Wor­te.520 Zan­ket sie doch schon so im Kreis der un­s­terb­li­chen Göt­ter Stets mit mir, und sa­get, ich hel­f’ im Streit den Tro­ern. Eile du denn jetzt wie­der hin­weg, daß nicht dich be­mer­ke Here; doch mir sei die Sor­ge des üb­ri­gen, wie ich’s vollen­de. Aber wohl­an, mit dem Haup­te dir wink’ ich es, daß du ver­trauest.525 Sol­ches ist ja mei­ner Ver­hei­ßun­gen un­ter den Göt­tern Hei­ligs­tes Pfand, denn nie ist wan­del­bar, oder be­trüg­lich, Noch un­voll­en­det das Wort, das mit win­ken­dem Haupt ich ge­wäh­ret. Also sprach, und wink­te mit schwärz­li­chen Brau­en Kro­ni­on; Und die am­bro­si­schen Lo­cken des Kö­ni­ges wall­ten ihm vor­wärts530 Von dem un­s­terb­li­chen Haupt; es er­beb­ten die Höhn des Olym­pos. So rat­schlag­ten sie bei­d’, und trenn­ten sich. Sie­he, die Göt­tin Fuhr in die Tie­fe des Meers vom glanz­er­hell­ten Olym­pos; Zeus dann in sei­nen Palast. Die Uns­terb­li­chen stan­den em­por ihm Alle vom Sitz, dem Va­ter ent­ge­gen zu gehn; und nicht ei­ner535 Harr­te des Kom­men­den dort, ent­ge­gen ihm tra­ten sie alle. Er nun nah­te dem Thron, und setz­te sich. Aber nicht acht­los Hat­t’ es Here be­merkt, wie ge­heim rat­schlag­te mit je­nem Ne­reus Toch­ter des Grei­ses, die sil­ber­fü­ßi­ge The­tis. Schnell mit krän­ken­der Rede zu Zeus Kro­ni­on be­gann sie:540 Wer hat, Schlau­er, mit dir der Uns­terb­li­chen wie­der ge­rat­schlagt? Im­mer war es dir Freu­de, von mir hin­weg dich ent­fer­nend, Heim­lich er­son­ne­nen Rat zu ge­neh­mi­gen! Hast du doch nie­mals Mir will­fäh­ri­ges Geis­tes ein Wort ge­sagt, was du den­kest! Drauf be­gann der Va­ter des Men­schen­ge­schlechts und der Göt­ter:545 Here, nur nicht al­les ge­traue dir, was ich be­schlie­ßen Ein­zu­sehn; schwer wür­de dir das, auch mei­ner Ge­mah­lin! Zwar was dir zu hö­ren ver­gönnt ist, kei­ner soll je­nes Frü­her er­ken­nen denn du, der Uns­terb­li­chen oder der Men­schen. Doch was mir von den Göt­tern ent­fernt zu be­schlie­ßen ge­nehm ist,550 Sol­ches darfst du mir nicht aus­kun­di­gen, oder er­for­schen. Ihm ant­wor­te­te drauf die ho­heit­bli­cken­de Here: Welch ein Wort, Kro­ni­on, du schreck­li­cher, hast du ge­re­det! Nie doch hab’ ich zu­vor mich er­kun­di­get, oder ge­for­schet; Son­dern ganz in Ruhe be­schließest du, was dir ge­nehm ist.555 Doch nun sor­g’ ich im Her­zen und fürch­te mich, daß dich be­schwat­ze Ne­reus Toch­ter des Grei­ses, die sil­ber­fü­ßi­ge The­tis. Denn sie saß in der Frü­he bei dir, und um­schlang dir die Kniee. Ihr dann win­kend, ver­mut’ ich, ge­lob­test du, daß du Achil­leus Ehren willst, und ver­der­ben der Da­na­er viel’ an den Schif­fen.560 Ge­gen sie rief ant­wor­tend der Herr­scher im Donner­ge­wölk Zeus: Im­mer, du Wun­der­ba­re, ver­mu­test du; spä­hest mich im­mer Doch nicht schafft dein Tun dir das min­des­te; son­dern ent­fern­ter Wirst du im Her­zen mir stets: was dir noch schreck­li­cher sein wird; Wenn auch je­nes ge­schieht, so wird mir’s also ge­lie­ben!565 Sit­ze denn ru­hig und schweig’, und ge­hor­che du mei­nem Ge­bo­te. Kaum wohl schätz­ten dich sonst die Uns­terb­li­chen all’ im Olym­pos, Trät’ ich hin­an, aus­stre­ckend zu dir die un­nah­ba­ren Hän­de! Je­ner sprach’s; da er­schrak die ho­heit­bli­cken­de Here; Schwei­gend saß sie nun­mehr, und be­zwang die Stür­me des Her­zens.570 Doch rings traur­ten im Saa­le die gött­li­chen Ura­n­io­nen. Jet­zo be­gann He­phä­stos, der kunst­be­rühm­te, zu re­den, Sei­ner Mut­ter zu Gunst, der li­li­en­ar­mi­gen Here: Heil­los traun wird sol­ches zu­letzt, und gar un­er­träg­lich, Wenn ihr bei­d’ um Sterb­li­che nun euch also ent­zwei­et,575 Und zu Tu­mult auf­rei­zet die Himm­li­schen! Nichts ja geneußt man Mehr von der Freu­de des Mahls; denn es wird je län­ger, je är­ger! Jetzt er­mahn’ ich die Mut­ter, wie­wohl sie sel­ber Ver­stand hat, Un­se­rem Va­ter zu nahn mit Ge­fäl­lig­keit, daß er hin­fort nicht Schel­te, der Va­ter Zeus, und uns zer­rüt­te das Gast­mahl.580 Denn so­bald er es woll­te, der Donner­gott des Olym­pos, Schmet­ter­t’ er uns von den Thro­nen; denn er ist mäch­tig vor al­len, Aber wohl­an, du wol­lest mit freund­li­chen Wor­ten ihm schmei­cheln; Bald wird wie­der zu Huld der Olym­pier uns ver­söhnt sein. Je­ner sprach’s, und er­hub sich, und nahm den dop­pel­ten Be­cher,585 Reicht’ in die Hand der Mut­ter ihn dar, und re­de­te also: Duld’, o teu­ers­te Mut­ter, und fas­se dich, herz­lich be­trübt zwar! Daß ich nicht, du Ge­lieb­te, mit ei­ge­nen Au­gen es sehe, Wann er dich straft; dar­in sucht’ ich um­sonst, wie sehr ich mich härm­te, Ret­tung: schwer­lich ja mag dem Olym­pier ei­ner be­geg­nen!590 Denn schon ein­mal vor­dem, als ab­zu­weh­ren ich streb­te, Schwang er mich hoch, bei der Fer­se ge­faßt, von der hei­li­gen Schwel­le. Ganz den Tag hin­flog ich, und spät mit der sin­ken­den Son­ne Fiel ich in Lem­nos hin­ab, und at­me­te kaum noch Le­ben; Aber der Sin­tier Volk emp­fing mich Ge­fal­le­nen freund­lich.595 Sprach’s; da lä­chel­te sanft die li­li­en­ar­mi­ge Here; Lä­chelnd dar­auf ent­nahm sie der Hand des Soh­nes den Be­cher. Je­ner schenk­te nun­mehr auch der üb­ri­gen Göt­ter­ver­samm­lung Rechts her­um, dem Kru­ge den sü­ßen Nek­tar ent­schöp­fend. Doch un­er­meß­li­ches La­chen er­scholl den se­li­gen Göt­tern,600 Als sie sahn, wie He­phä­stos in em­si­ger Eil’ um­her­ging. Also den gan­zen Tag bis spät zur sin­ken­den Son­ne Schmaus­ten sie; und nicht man­gel­t’ ihr Herz des ge­mein­sa­men Mah­les, Nicht des Sai­ten­ge­töns von der lieb­li­chen Lei­er Apol­lons, Noch des Ge­sangs der Mu­sen mit hold ant­wor­ten­der Stim­me.605 Aber nach­dem sich ge­senkt des He­li­os leuch­ten­de Fa­ckel, Gin­gen sie aus­zu­ruhn, zur ei­ge­nen Woh­nung ein je­der, Dort wo je­dem vor­dem der hin­ken­de Künst­ler He­phä­stos Bau­e­te sei­nen Palast mit er­fin­dungs­rei­chem Ver­stan­de. Zeus auch ging zum La­ger, der Donner­gott des Olym­pos,610 Wo er zu­vor aus­ruh­te, wann sü­ßer Schlaf ihm ge­naht war: Dor­thin stieg er zu ruhn mit der gol­den­thro­nen­den Here.

Zweiter Gesang

Zeus, des Ver­spre­chens ein­ge­denk, be­wegt Aga­mem­non durch einen Traum, die Achai­er zur Schlacht aus­zu­füh­ren. Rat der Fürs­ten; dann Volks­ver­samm­lung. Aga­mem­non, das Volk zu ver­su­chen, be­fiehlt Heim­kehr; und alle sind ge­neigt. Odys­seus, von Athe­ne er­mahnt, hemmt sie. Ther­si­tes dringt schmä­hend auf Heim­kehr, und wird ge­straft. Das be­schäm­te Volk, durch Odys­seus und Ne­stor völ­lig ge­won­nen, wird von Aga­mem­non zur Schlacht auf­ge­for­dert. Früh­mahl, Op­fer und An­ord­nung des Heers. Ver­zeich­nis der achai­ischen Völ­ker. Die Tro­er in Ver­samm­lung hö­ren die Bot­schaft, und rücken aus. Ver­zeich­nis der tro­i­schen Völ­ker.

Alle nun­mehr, die Göt­ter und gaul­ge­rüs­te­ten Män­ner, Sch­lie­fen die gan­ze Nacht; nur Zeus nicht lab­te der Schlum­mer; Son­dern er sann im Geis­te voll Un­ruh, wie er Achil­leus Ehren möcht’, und ver­der­ben der Da­na­er viel’ an den Schif­fen.5 Die­ser Ge­dank’ er­schi­en dem Zwei­feln­den end­lich der bes­te: Ei­nen täu­schen­den Traum zu Atreus Soh­ne zu sen­den. Und er be­gann zu je­nem, und sprach die ge­flü­gel­ten Wor­te: Eile mir, täu­schen­der Traum, zu den rüs­ti­gen Schif­fen Achai­as; Gehe dort ins Ge­zelt zu Atreus Sohn Aga­mem­non,10 Ihm das al­les ge­nau zu ver­kün­di­gen, was ich ge­bie­te. Heiß’ ihn rüs­ten zur Schlacht die hauptum­lock­ten Achai­er All’ im Heer; denn jet­zo sei leicht ihm be­zwun­gen der Tro­er Weit­durch­wan­der­te Stadt. Nicht mehr zwei­fa­ches Ent­schlus­ses Sein die olym­pi­schen Göt­ter; be­wegt schon habe sie alle15 Here durch Flehn; und hin­ab auf Ili­os schwe­be Ver­der­ben. Je­ner sprach’s; und der Traum, so­bald er die Rede ver­nom­men, Eil­te hin­weg, und kam zu den rüs­ti­gen Schif­fen Achai­as. Hin nun eil­t’ er, und fand des Atreus Sohn Aga­mem­non Schla­fend in sei­nem Ge­zelt; ihn um­floß der am­bro­si­sche Schlum­mer.20 Je­ner trat ihm zum Haup­t’, an Ge­stalt dem Soh­ne des Ne­leus Ne­stor gleich, den hoch vor den Äl­tes­ten ehr­t’ Aga­mem­non; Des­sen Ge­stalt nach­ah­mend be­gann der gött­li­che Traum so: Schlum­merst du, Atreus Sohn, des feu­ri­gen Ros­se­be­zäh­mers? Kei­nem Rich­ter ge­bühr­t’s die gan­ze Nacht zu durch­schlum­mern,25 Dem zur Hut sich die Völ­ker ver­traut, und so man­cher­lei ob­liegt. Auf, nun höre mein Wort; ich kom­m’, ein Bote Kro­ni­ons, Der dich sehr, auch fer­ne, be­güns­ti­get, dein sich er­bar­mend. Rüs­ten heißt er zur Schlacht die hauptum­lock­ten Achai­er All’ im Heer; denn jet­zo sei leicht dir be­zwun­gen der Tro­er30 Weit­durch­wan­der­te Stadt. Nicht mehr zwei­fa­ches Ent­schlus­ses Sein die olym­pi­schen Göt­ter; be­wegt schon habe sie alle Here durch Flehn; und hin­ab auf Ili­os schwe­be Ver­der­ben Her von Zeus. Du merk’ es im Geis­te dir, daß dem Ge­dächt­nis Nichts ent­fällt, wann jet­zo vom lieb­li­chen Schlaf du er­wa­chest.35 Also sag­t’ ihm der Traum, und wand­te sich; je­nen ver­ließ er Dem nach­sin­nend im Geist, was nie zur Vollen­dung be­stimmt war. Denn er hoff­te noch heut’ des Pria­mos Stadt zu er­obern; Tor! und er­kann­te nicht, was Zeus für Ta­ten ge­ord­net. Denn er be­schloß noch Jam­mer und Angst­ge­schrei zu er­re­gen40 Tro­ern zu­gleich und Achai­ern im Un­ge­stü­me der Feld­schlacht. Jet­zo er­wacht’ er vom Schlaf, noch um­tönt von der gött­li­chen Stim­me; Setz­te sich auf­recht hin, und zog das wei­che Ge­wand an, Sau­ber und neu­ge­wirkt, und warf den Man­tel dar­über; Un­ter die glän­zen­den Füß’ auch band er sich statt­li­che Soh­len;45 Häng­te so­dann um die Schul­ter das Schwert voll sil­ber­ner Bu­ckeln; Nahm auch den Herr­scher­stab, den er­er­be­ten, ewi­ger Dau­er; Wan­del­te dann zu den Schif­fen der erzum­schirm­ten Achai­er. Eos aber die Göt­tin er­stieg den ho­hen Olym­pos, Zeus und den an­de­ren Göt­tern des Ta­ges­licht zu ver­kün­den.50 Und er ge­bot He­rol­den von hellau­s­tö­nen­der Stim­me, Rings zur Ver­samm­lung zu ru­fen die hauptum­lock­ten Achai­er. Tö­nend ruf­ten sie aus, und flugs war die Men­ge ver­sam­melt. Ei­nen Rat nun setz­t’ er zu­erst der er­ha­be­nen Älts­ten, Am Ne­sto­ri­schen Schif­fe, des herr­schen­den Grei­ses von Py­los;55 Als sich jene ge­setzt, ent­warf er die wei­se Be­ra­tung: Freun­de, ver­nehmt; ein gött­li­cher Traum er­schi­en mir im Schlum­mer Durch die am­bro­si­sche Nacht; und ganz dem er­ha­be­nen Ne­stor War an Wuchs und Größ’ und Ge­stalt er wun­der­bar ähn­lich. Die­ser trat mir zum Haupt, und re­de­te, also be­gin­nend:60 Schlum­merst du, Atreus Sohn, des feu­ri­gen Ros­se­be­zäh­mers? Kei­nem Rich­ter ge­bühr­t’s die gan­ze Nacht zu durch­schlum­mern, Dem zur Hut sich die Völ­ker ver­traut, und so man­cher­lei ob­liegt. Auf, nun höre mein Wort; ich kom­m’ ein Bote Kro­ni­ons, Der dich sehr, auch fer­ne, be­güns­ti­get, dein sich er­bar­mend.65 Rüs­ten heißt er zur Schlacht die hauptum­lock­ten Achai­er All’ im Heer, denn jet­zo sei leicht dir be­zwun­gen der Tro­er Weit­durch­wan­der­te Stadt. Nicht mehr zwei­fa­ches Ent­schlus­ses Sein die olym­pi­schen Göt­ter; be­wegt schon ha­ben sie alle Here durch Flehn; und hin­ab auf Ili­os schwe­be Ver­der­ben70 Her von Zeus. Du merk’ es im Geis­te dir. - Die­ses ge­re­det, Flog er hin­weg und ver­schwand; und der lieb­li­che Schlum­mer ver­ließ mich. Aber wohl­an, ob viel­leicht zu rüs­ten ge­lingt die Achai­er! Sel­ber zu­erst durch Wor­te ver­such’ ich sie, wie es Ge­brauch ist, Und er­mah­ne zur Flucht in viel­ge­ru­der­ten Schif­fen:75 Ihr dann, an­ders­wo and­re, be­re­det sie wie­der zu blei­ben. Also re­de­te je­ner, und setz­te sich. Wie­der er­hub sich Ne­stor, wel­cher ge­bot in Py­los san­di­gen Flu­ren; Die­ser be­gann wohl­mei­nend, und re­de­te vor der Ver­samm­lung: