Illuminae. Die Illuminae Akten_01 - Amie Kaufman - E-Book

Illuminae. Die Illuminae Akten_01 E-Book

Amie Kaufman

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Beschreibung

Dieses Buch definiert Lesen neu Heute Morgen noch dachte Kady, das Schlimmste, was ihr bevorsteht, ist die Trennung von ihrem Freund Ezra. Am Nachmittag dann wird ihr Planet angegriffen. Kady und Ezra verlieren sich bei der Flucht und gelangen auf unterschiedliche Raumschiffe. Doch die Fliehenden werden immer noch von dem feindlichen Kampfschiff verfolgt. Und damit nicht genug: Ein Virus, freigesetzt bei dem Angriff mit biochemischen Waffen, mutiert mit grauenhaften Folgen. Und dann ist da noch AIDAN, die Künstliche Intelligenz der Flotte, die von Raumtemperatur über Antrieb bis Nuklearwaffen alles an Bord steuert. Leider nur ist AIDAN bei dem Angriff außer Kontrolle geraten und übernimmt nun das Kommando. Science Fiction Roman der Sonderklasse und Lovestory in einem!

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EPUB

Seitenzahl: 463

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AMIE KAUFMAN & JAY KRISTOFF

Aus dem amerikanischen Englisch von Gerald Jung & Katharina Orgaß

Ausführliche Informationen über

unsere Autoren und Bücher

www.dtv.de

Übersetzung der Gedicht-Ausschnitte auf Seite 256:

›Sonett XVIII‹ von William Shakespeare: Christa Schuenke. In: William Shakespeare. Die Sonette. Aus dem Englischen von Christa Schuenke. © 2011 dtv Verlagsgesellschaft, München.

›She Walks in Beauty‹ von Lord Byron, ›Endymion‹ von John Keats und ›Sonett IV‹ von Christina Rossetti: Sabine Roth und Britt Arnold.

Deutsche Erstausgabe

2017 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

© 2015 LaRoux Industries Pty Ltd. und Neverafter Pty Ltd.

Titel der amerikanischen Originalausgabe: ›Illuminae. The Illuminae Files_01‹, 2015 erschienen bei Alfred A. Knopf, an imprint of Random House Children’s Books, a division of Penguin Random House LLC, New York

© für die deutschsprachige Ausgabe:

2017 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Umschlaggestaltung: Ray Shappell unter Verwendung eines Fotos von Shutterstock

Raumschiff-Logos © 2015 Stuart Wade

Raumschiff-Baupläne und -Querschnitte © 2015 Meinert Hansen

Filmplakat © 2015 Kristen Gudsnuk

Fotos im Innenteil © 2015 Shutterstock

Lektorat: Britt Arnold

Herstellung: Simone Horlacher

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig (01)

ISBN 978-3-423-43296-2

FÜR NIC,

DER IMMER DIE BESTEN GESCHICHTEN ERZÄHLT

UND AUCH MIT DIESER HIER ANGEFANGEN HAT

MITTEILUNG AN: Frobisher, Geschäftsleitung

VON: Ghost ID (#6755-4181-2584-1597-987-610-377-ERROR-ERROR-ERROR . . .)

EINGANG: 29/01/76

BETREFF:Alexander-Dossier

Verehrte Geschäftsleitung, hier nun die Datei, die mich fast das Leben gekostet hätte.

Ich möchte Sie nicht mit einer Auflistung der durchforsteten Datenbanken, durchsprungenen Lichtjahre oder der Kinder, die im Verlauf der Ereignisse zu Waisen wurden, belästigen – das von uns geforderte Honorar dürfte den Grad der gemeisterten Schwierigkeiten ausreichend widerspiegeln. Wie es aussieht, haben Ihre Säuberungstrupps doch nicht so sorgfältig gearbeitet, wie Sie es gern hätten, und der kleine Privatkrieg Ihrer Firma hat sich keineswegs so unbemerkt abgespielt wie erhofft.

Das Ihnen vorliegende Dossier enthält sämtliche Infos, die wir zur Kerenza-Katastrophe auftreiben konnten. Nach Möglichkeit haben wir Scans der Originaldokumente beigefügt. Der Spaß beginnt mit der Vernichtung der Kolonie auf Kerenza (genau heute vor einem Jahr). Danach folgen chronologisch die Vorfälle auf dem Schlachtkreuzer Alexander und dem Forschungsschiff Hypatia, so gut wir sie rekonstruieren konnten.

Sämtlichen schriftlichen Protokollen sind die ursprünglichen Bild- und Tondaten beigefügt. Alle Unregelmäßigkeiten, sowohl in Bezug auf die Rechtschreibung als auch auf die nicht immer stubenreine Sprache, wurden aus den Originalunterlagen übernommen. Kommentare meines Teams sind mit einem Büroklammer-Symbol gekennzeichnet.

Einige schriftliche Materialien wurden von der TZV zensiert und mussten von unseren KommTechs wiederhergestellt werden, Flüche und Kraftausdrücke bleiben auf Ihren Wunsch hin jedoch geschwärzt. Schließlich möchten wir ja nicht, dass in dieser Geschichte, obwohl sie mit dem Tod Tausender Menschen beginnt, unflätig geflucht wird, oder?

Die Illuminae-Gruppe

Eingang: 30/01/75

Vernehmer: Erzählen Sie mir von gestern.

Kady Grant: Ich war grade in der Schule, als es losging. Es hört sich vielleicht blöd an, aber ich hatte an diesem Morgen mit meinem Freund Schluss gemacht, und er saß im selben Klassenzimmer, auf der anderen Seite. Wie ich so aus dem Fenster starre und mir überlege, was ich dem Schwachkopf noch alles sagen sollte, da fliegen auf einmal diese Schiffe direkt über die Schule, so tief, dass die Fenster vibrieren.

Vernehmer: Wussten Sie, was da vor sich geht?

Kady Grant: Nein. Wer denkt schon gleich an eine Invasion? Die Siedlung Kerenza war nicht ganz legal, aber es herrschte immer ziemlicher Verkehr rings um die Mine und die Raffinerie. Ich dachte, es ist bestimmt ein Erzfrachter, der zu tief reinkommt, und dann dachte ich weiter darüber nach, wie ich meinen Ex fertigmachen könnte.

Vernehmer: Wann haben Sie gemerkt, dass es sich um eine Invasion handelt?

Kady Grant: Wahrscheinlich als alle Sirenen auf einmal losgingen. Irgend so ein Schlaukopf, der inzwischen wahrscheinlich tot ist, hatte den Alarm im Raumhafen ausgelöst. Die Defiant – unser WUC-Schutzschiff – hatte eine Warnung rausgeschickt, dass irgendwelche unfreundlichen Zeitgenossen mit fetten Kanonen vor der Tür stehen und …

Vernehmer: Woher wissen Sie, dass die Defiant eine Warnung rausgeschickt hatte?

Kady Grant: Ich kann ganz gut mit Computern. Ich wollte wissen, was im Hafen los war, also hab ich nachgeguckt.

Vernehmer: Wurde die Schule zu diesem Zeitpunkt bereits evakuiert?

Kady Grant: So wie Sie es sagen, hört es sich organisierter an, als es war.

Vernehmer: Wie war es denn?

Kady Grant: Wie auf dem Ponyhof. Von den Schreien, der Panik und den Explosionen mal abgesehen.

Vernehmer: Wie sind Sie rausgekommen?

Kady Grant: Ich bin Querdenkerin.

Vernehmer: Das heißt, Sie haben Ihren Comp…

Kady Grant: Das heißt, ich hab ein Fenster aufgemacht.

Vernehmer: Ach so.

Kady Grant: Ich war mit dem Auto da. Ausgeliehen von meiner Mom, weil ich nicht mit ihm zusammen U-Bahn fahren wollte. Dass ich das Auto dabeihatte, hat mir das Leben gerettet. Ich hab einen meiner Lehrer auf dem Parkplatz gesehen, und dann kam auf einmal dieser Metallbrocken mit einem irren Kreischen vom Himmel runter und …

Vernehmer: Ja?

Kady Grant: Im ersten Moment dachte ich noch, ich hätte die Schlüssel in meinem Pult liegen lassen, deshalb hab ich meine Schultasche ausgeräumt und alles durch die Gegend geschmissen – wahrscheinlich wusste ich irgendwie, dass ich das ganze Zeug sowieso nicht mehr brauche, ist doch verrückt, oder? Aber dann hab ich die Schlüssel ganz unten in der Tasche gefunden und bin ins Auto rein, und als ich grade den Motor anmache, schaue ich über den Hof und dort steht er, einfach so, und sieht mich an. Ich schwöre …

Vernehmer: Moment - die Liste der Überlebenden ist noch nicht komplett. Von wem reden Sie gerade?

Kady Grant: Von Ezra Mason.

Vernehmer: Den haben wir. Er ist an Bord der Alexander.

Kady Grant: [Unverständlich.]

Vernehmer: Geht’s wieder, Mr Mason?

Ezra Mason: Schon okay. Meine Schulter tut weh.

Vernehmer: Ein Sani bringt Ihnen gleich noch ein Schmerzmittel. Sie sprachen gerade von Ihrer Flucht aus der Schule.

Ezra Mason: So was hab ich echt noch nicht gesehen. Massen von Menschen in Panik. Alle schreien. Drängeln. Lehrer. Schüler … ich meine, wir kannten uns doch alle! Da war ja sonst nichts außer der Kolonie. Aber alle drehten total durch. Ich weiß noch, dass ich von der Meute mitgerissen wurde und mich fragte, wieso der Boden unter meinen Stiefeln eigentlich so weich war. Erst dann wurde mir klar, worauf ich da rumspazierte.

Vernehmer: Wie sind Sie rausgekommen?

Ezra Mason: Ich bin einsfünfundneunzig. Ich war Abwehrspieler in der G-Ball-Mannschaft unserer Schule. Einmal hab ich einen Fänger so heftig erwischt, den mussten sie anhand seiner DNA identifizieren.

Vernehmer: Wohin haben Sie sich nach dem ersten Raketeneinschlag geflüchtet?

Ezra Mason: Alle anderen sind Richtung U-Bahn gerannt, aber ich dachte mir, dass eine Blechbüchse in einem unterirdischen Eistunnel nicht gerade der allerbeste Ort ist, wenn überall Bomben explodieren. Deshalb …

Vernehmer: Moment mal – auf Kerenza gab es eine U-Bahn? Ich dachte, es war eine illegale Siedlung?

Ezra Mason: Mann, Alter, das Bergwerk Kerenza war schon zwanzig Jahre in Betrieb, ohne dass jemand es entdeckt hätte. Da wohnten ganze Familien! Sie wissen doch, wie weit wir von der Kernwelt weg sind, oder nicht?

Vernehmer: Vielleicht weiter, als Sie glauben …

Ezra Mason: Was soll das denn schon wieder heißen?

Vernehmer: Nichts. Entschuldigung.

Vernehmer: Wir sprachen gerade von dieser U-Bahn.

Ezra Mason: Äh … stimmt. Jedenfalls wollte ich da nicht runter, deshalb bin ich über die Feuertreppe raus und dann hintenrum zum Parkplatz. Was wahrscheinlich nicht besonders schlau war, weil ich ja kein Auto hatte. Ich sehe mich also um, und es regnet Feuer vom Himmel, und ich friere immer noch, denn wenn es richtig kalt wird auf Kerenza, kann es im Wind schon mal an die minus vierzig werden. Und da stand sie.

Vernehmer: Wer?

Ezra Mason: Meine Exfreundin. Die gerade mal drei Stunden vorher mit mir Schluss gemacht hatte. Eine irgendwie … komische Situation.

Vernehmer: Was haben Sie gemacht?

Ezra Mason: Na ja, ich dachte mir, kann gut sein, dass sie mich einfach über den Haufen fährt, wenn ich mich vor ihren Wagen stelle. Also hab ich an die Scheibe geklopft und »Wie wär’s mit einer kleinen Spritztour?« oder so was in der Art gesagt, und im selben Augenblick ist die südöstliche Raketenabwehrstellung abgeraucht, vermutlich ein Volltreffer. Vielleicht möchten Sie in Ihrem Bericht ja festhalten, dass diese Dinger … jedenfalls wehren sie keine Raketen ab.

Vernehmer: Ihre Exfreundin hat Sie also einsteigen lassen?

Ezra Mason: Ja. Wahrscheinlich hat sie sich überlegt, dass sie mich doch nicht so sehr hasst, dass sie mich eiskalt von einem BeiTech-Killerkommando ausradieren lässt. Aber sie musste erst ein paar Sekunden drüber nachdenken.

Vernehmer: Woher wussten Sie, dass BeiTech hinter dem Angriff steckte?

Ezra Mason: Na ja, ein ziemlich guter Hinweis darauf war das riesengroße BeiTech-Logo auf dem Kriegsschiff direkt über uns. Es war einfach so aus den Wolken gefallen und inzwischen dabei, die restlichen Verteidigungssilos wegzuballern.

Vernehmer: Mit »Kriegsschiff« meinen Sie den Schlachtkreuzer Lincoln?

Ezra Mason: Genau den. Elende ■■■■■■■. Tschuldigung. Darf man hier eigentlich fluchen?

Vernehmer: Was geschah dann?

Kady Grant: Wir sind vom Parkplatz runter wie bei einer Verfolgungsjagd. Irgendein Vollidiot hatte sein Auto direkt vor der Ausfahrt geparkt, aber wir haben die Kiste einfach weggerammt.

Vernehmer: Wie sah die Umgebung der Schule aus?

Kady Grant: Überall Explosionen und jede Menge Tote. Tote Zivilisten, die für ein ■■■■■■■■■■ Bergbauunternehmen gearbeitet haben. Ich meine, stellen Sie sich mal vor, Sie sind ein interstellarer Konzern, okay? Sie finden raus, dass einer Ihrer Konkurrenten irgendwo illegal Bergbau betreibt. Was unternehmen Sie? a)Sie melden es der TZV und lachen sich ins Fäustchen, wenn es Bußgelder regnet, oder b)Sie fliegen mit einem Haufen Kriegsschiffe los und radieren jeden Mann, jede Frau und jedes Kind auf dem Planeten aus. Was verdammt noch mal hat sich BeiTech eigentlich dabei gedacht?

Vernehmer: Das tut momentan nichts zur Sache. Wir müssen uns auf das konzentrieren, was auf Kerenza vorgefallen ist, und so viele Informationen über den Angriff zusammentragen wie möglich.

Kady Grant: Echt unglaublich.

Vernehmer: Könnten wir dann vielleicht …

Kady Grant: Jaja, ist ja gut. Wir sind auf die Hauptstraße raus, und Ezra hat das Radio angestellt. Erst dachte ich, der Blödmann sucht den passenden Soundtrack oder so was, aber dann kam schon die Sonderdurchsage. Alle sollten zum Raumhafen, wo unsere Forschungsflotte Shuttles runterschickt, die uns rauf in die Umlaufbahn bringen.

Vernehmer: Sie sind also zum Raumhafen gefahren?

Ezra Mason: Schon. Ich hab das Radio angemacht, um eine coole Fluchtmusik zu finden, aber da kam nur diese Durchsage. Alle wurden aufgefordert, sofort zum Hafen zu kommen, weil wir von dort evakuiert würden. Das haben wir dann versucht. Aber überall waren Autos, und ein umgekippter Laster lag quer über der Fahrbahn. Kady hätte uns fast selber umgekippt, und als ich sie gefragt habe, ob lieber ich fahren soll, hat sie … na ja, sie hat mich ganz schön zusammenge… äh, gestaucht.

Vernehmer: Schon gut, Mr Mason.

Ezra Mason: Mr Mason ist mein Vater. Von dem Sie mir immer noch nicht verraten haben, warum ich ihn nicht sehen darf.

Vernehmer: Zuerst müssen wir erfahren, was Sie alles gesehen haben, danach dürfen Sie Kontakt mit Zivilisten aufnehmen, Mr Mason … äh … Ezra.

Ezra Mason: »Kontakt mit Zivilisten« … Mann, Alter, der Typ ist mein Vater! Ihr Jungs habt doch auch Väter, oder nicht? Oder werden heutzutage alle Angehörigen der großen Terranischen Zentralverwaltung im Reagenzglas gezüchtet?

Vernehmer: Schildern Sie mir einfach, was als Nächstes geschah.

Ezra Mason: BeiTech hat den ■■■■■■■■■ Raumhafen in die Luft gejagt - das geschah als Nächstes. Die haben ein halbes Dutzend Raketen reingejagt, bis nur noch ein rauchender Eiskrater übrig war. Mit einem der Jungs vom Bodenpersonal hab ich G-Ball gespielt, Rob Flynn hieß er. Und Burton, unser Nachbar gleich nebenan, hat in der Quarantänestation gearbeitet. Und dieses Mädchen, Jodie Kingston, die kenn ich schon seit der achten Klasse, die hat bei der Hafenkommunikation gearbeitet. Sie war …

Vernehmer: Ezra?

Ezra Mason: Wow. Ist mir grad wieder eingefallen. Sie war das erste Mädchen, das ich geküsst habe …

Vernehmer: Sollen wir kurz unterbrechen?

Kady Grant: Nein, ich will das jetzt hinter mich bringen. Als der Raumhafen weg war, wusste niemand mehr, wohin. Wir sind eigentlich einfach nur den Explosionen ausgewichen. Überall hat der Boden gebebt. Erst dachte ich, das kommt von den Raketeneinschlägen, aber dann wurde mir klar, dass die Einschläge die Eisplatte unter dem Fundament der Kolonie aufbrachen.

Vernehmer: Verfügen Sie über geologisches Fachwissen?

Kady Grant: Blöde Frage - ich bin siebzehn! Natürlich nicht. Aber plötzlich klafften riesige Risse im Boden, so breit, dass sie ein Auto verschlucken konnten. Und bevor Sie jetzt fragen, woher ich das weiß: Ich hab’s gesehen. Autos wurden verschluckt, mitsamt den Kindern auf dem Rücksitz.

Vernehmer: Sie sind also durch die Stadt gefahren. Was geschah dann?

Kady Grant: Ezra wollte seinen Vater suchen, der hat in der Raffinerie gearbeitet, aber ich hab ihm klargemacht, dass wir nicht durch die vielen Leute kommen, die von dort wegwollten. Sein Vater ist ein kräftiger Kerl, so wie Ez. Der würde sich schon irgendwie durchschlagen, hab ich gesagt. Wenn wir auf das Raffineriegelände gefahren wären, hätte womöglich jemand den Wagen geklaut, und dann wären wir am ■■■■■ gewesen. Ich hab gesehen, wie eine Frau einen Typen von einem Quad gezerrt hat und dann mit ihrem Kind weggebrettert ist. Und ein Wachmann hat einen Mann erschossen, der hinten auf seinen Truck klettern wollte. Wahrscheinlich wären wir nicht mal bis zur Raffinerie gekommen. Ich wollte lieber meine Mom finden, und meine Cousine Asha. Mein Pa war nicht auf dem Planeten, er arbeitet zurzeit auf der Sprungstation Heimdall. Mom ist Pathologin, in der Forschung, und arbeitete im Krankenhaus. Asha machte dort eine Ausbildung.

Vernehmer: Soll ich nachsehen, ob Ihre Mutter auf der Liste steht?

Kady Grant: Nein, ich weiß, dass sie es rausgeschafft hat. Sie ist hier auf der Hypatia. Ich hab sie schon gesehen.

Vernehmer: Und Ihre Cousine?

Kady Grant: Hat’s nicht geschafft.

Vernehmer: Tut mir leid.

Kady Grant: Mir auch.

Vernehmer: Also … hat Ezra daraufhin Vernunft angenommen? Sind Sie zu Ihrer Mutter gefahren?

Kady Grant: Wollten wir jedenfalls. Ezras Mutter ist ja nicht da, deshalb hat meine Mutter ihn ein ganzes Jahr durchgefüttert. Ich glaube, sie hat sich über unsere Trennung mehr aufgeregt als alle anderen. Wir wollten zu ihrem Labor, aber alles war voller Geländefahrzeuge und Quads, Leute rannten rum. Der Boden riss auf und Gebäude stürzten ein, und die ganze Zeit über ballert dieses riesige BeiTech-Schiff am Himmel immer weiter Raketen auf unsere Verteidigungsanlagen. Evakuierungs-Shuttles hoben ab. Es war so laut, dass ich dachte, mir platzt das Trommelfell. Und dann fängt Ezra auch noch an, an meinem Fahrstil rumzumeckern!

Vernehmer: Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum Sie beide sich getrennt haben.

Kady Grant: Wenn Sie wüssten! Aber egal, dann krachte jedenfalls das halbe Cineplex auf unseren Wagen.

Vernehmer: … Äh … wie bitte?

Ezra Mason: Ich weiß nicht, wie lange ich ohnmächtig war. Als ich wieder zu mir kam, dachte ich, der Himmel ist mit lauter Spinnweben überzogen. Dann habe ich gemerkt, dass ich durch die zersplitterte Windschutzscheibe gucke und wir halb unter einem Gebäude begraben sind. Das Auto Schrott, Kady neben mir, ihr Gesicht voller Blut, und ich kann keinen Puls feststellen. Ich hab sie aus dem Wrack gezogen und mit Mund-zu-Mund-Beatmung angefangen, und da hat sie mir eine geknallt, Euer Ehren.

Vernehmer: Sie hat Sie geschlagen?

Ezra Mason: Jep. Mitten ins Gesicht. Ziemlich gut gezielt sogar. Keine Ahnung. Sie dachte wohl, ich wollte sie küssen. Sie hatte sich den Kopf angeschlagen und war ziemlich durcheinander. Und schon schreien wir uns an, bis uns klar wird, dass der Himmel voller Zyklon-Jagdflieger ist. Und ich dachte: Na endlich ist die Kavallerie da.

Vernehmer: Konnten Sie die Lincoln immer noch sehen?

Ezra Mason: Nein. Aber wir haben gesehen, dass die Raffinerie getroffen war. Sie war mit … mit irgendwas überzogen. Schwer zu beschreiben. Es war wie ein Nebel, aber schwarz. Er kroch ganz langsam durch die Luft, wie Sirup. Kein Rauch. Es war … irgendwas anderes.

Vernehmer: Sie sagten, Ihr Vater hat in der Raffinerie gearbeitet?

Ezra Mason: Stimmt. Deshalb wollte ich ihn natürlich suchen. Und Kady wollte immer noch ihre Mutter suchen. Und der Gletscher reißt auf, und der Himmel brennt, und ich glaube, dass ich in der Ferne BeiTech-Bodentruppen erkenne. Dann habe ich’s gesagt.

Vernehmer: Was hat er gesagt?

Kady Grant: Er hat gesagt: »Da hast du dir ja einen Supertag ausgesucht, um mit mir Schluss zu machen, Kades.«

Vernehmer: Das haben Sie allen Ernstes gesagt?

Ezra Mason: Logisch. Daraufhin ist natürlich die Hölle los. Kady schreit mich an und ich schreie sie an. Alles kommt raus, was sich im ganzen letzten Jahr angesammelt und vor sich hin gebrodelt hat. Ich hab sie geliebt. Echt. Ich liebe sie immer noch! Aber manchmal ist sie einfach … Es war bescheuert. Um uns geht die Welt unter und wir schreien uns wegen irgendwelcher Collegebewerbungen an, wegen Rücksichtnahme und dem ganzen ■■■■■■. Nicht zu glauben, oder?

Vernehmer: Sie sind siebzehn, richtig?

Ezra Mason: Fast achtzehn.

Vernehmer: Doch, dann ist es durchaus zu glauben.

Ezra Mason: Eiskalt, Alter. Echt eiskalt.

Vernehmer: Was geschah dann?

Ezra Mason: Ich bin weggerannt. Sie hat noch gerufen, dass ich spinne, aber ich war … so wütend. Und weil ich außer meinem Vater niemanden mehr habe, bin ich … tja, ich bin zurück zur Raffinerie gerannt, zwischen den brennenden Autos und einstürzenden Gebäuden durch. Direkt vor mir ist eine Zyklon-Jagdmaschine in ein Wohnhaus gekracht. Ich hab die Hitze im Gesicht gespürt, aber ich hab mich nur geduckt und bin weitergelaufen. Ich wollte näher ran an die Fabrik, aber da waren überall BT-Truppen. Große, gepanzerte Typen in Wintertarnung und mit Gewehren, die einen Glaziosaurus hätten umnieten können. Ich hatte keinen richtigen Plan, ich wollte bloß zu meinem Vater. Dann kam dieser Nebel … aber wie sich rausstellte, war das dann auch kein Problem mehr.

Vernehmer: Warum nicht?

Ezra Mason: Weil ich angeschossen wurde.

Vernehmer: Er wurde angeschossen?

Kady Grant: Ich wollte es erst auch nicht glauben. Diese blöden ■■■■■■! Das wollte ich doch machen! Die mussten sich schließlich nicht andauernd mit seinen …

Vernehmer: Sie haben doch gesagt, Sie hätten sich zu diesem Zeitpunkt längst getrennt. Woher wussten Sie, dass er angeschossen wurde?

Kady Grant: Erst wollte ich zu Fuß zum Labor meiner Mutter, aber dann kamen mir lauter BeiTech-Truppen in die Quere. Überall landeten Transporter, die Soldaten und Geländefahrzeuge ausspuckten. Ich hatte ziemlich sicher eine kleine Gehirnerschütterung. Einmal musste ich stehen bleiben, um zu kotzen. Ich hab gesehen, dass vor den Labors Shuttles runterkamen, um die Leute zu evakuieren, und ich hab einfach gehofft, dass meine Mom in einem davon unterkommt. Weil das Auto Schrott war hab ich einen BeiTech-Wagen geklaut.

Vernehmer: Wie bitte?

Kady Grant: Ich werde oft unterschätzt. Wahrscheinlich, weil ich nicht besonders groß bin.

Vernehmer: Haben die BeiTech-Leute Sie denn nicht daran gehindert?

Kady Grant: Die hatten genug damit zu tun, aus dem Weg zu springen. Außerdem kannte ich mich in der Innenstadt gut aus, und die nicht. Hinter dem Gemeindezentrum bin ich ein paarmal scharf abgebogen und hab dabei die Türen abgefahren. Als ich am anderen Ende wieder rauskam, hatte ich sie abgehängt. Unsere Leute hatten keine Waffen, um auf mich zu schießen, und ihre Leute hielten mich wahrscheinlich für eine von ihnen.

Vernehmer: Was geschah dann?

Kady Grant: Da war diese eklige schwarze Wolke, die aus der Atmo auf die Raffinerie runterwaberte, und ich wusste ja, dass Ezra dort irgendwo rumlief. Inzwischen hab ich gehört, dass das so eine Art Biowaffe war - stimmt das?

Vernehmer: Davon weiß ich nichts. Sie sagten, Ihr Exfreund sei angeschossen worden, demnach haben Sie ihn offenbar gefunden.

Kady Grant: Auf der falschen Seite hinter den BeiTech-Truppen. Er war voller Blut, ich bin fast ausgerastet, als ich das gesehen habe.

Vernehmer: Konnten Sie ihn mitnehmen?

Kady Grant: Ich, äh … Kann ich für irgendwas belangt werden, was da unten passiert ist?

Vernehmer: Die haben ein Viertel von unseren Leuten ausgelöscht. Von uns vergießt keiner eine Träne, wenn Sie zu Protokoll geben, dass Sie ein paar BeiTechs ausgeknipst haben, um zu Ihrem Exfreund zu gelangen.

Kady Grant: Wie gesagt, ich bin nicht groß, und da war jede Menge Blut überall. Ich glaube, mein Fuß ist auf dem Gaspedal ausgerutscht. Ich kam ja kaum dran, verstehen Sie? Ich hab ein paar von den Typen umgefahren und dann direkt neben ihm angehalten.

Vernehmer: Was hat er gemacht?

Kady Grant: »Hallo, Kades«, hat er gesagt. Ja, Ezra ist echt der Hauptgewinn. Weil der Truck keine Tür mehr hatte, konnte er einfach reinklettern, und dann sind wir abgedüst. Am Stadtrand kamen inzwischen auch Shuttles runter, aber welche ohne BeiTech-Kennzeichnung, und da haben wir es einfach riskiert. Wir haben gehofft, dass unsere Forschungsflotte sie geschickt hatte.

Vernehmer: Und dann?

Ezra Mason: Danach weiß ich kaum noch was. Ich glaube, ich hab einen Witz gemacht, dass ich ihren Führerschein und die Autopapiere sehen will. Weil sie … sie hat diese Typen einfach über den Haufen …

Vernehmer: Schon klar.

Ezra Mason: Genau. Dann hab ich gesagt: »Ich blute«, und sie hat gesagt: »Halt die Klappe, ich rede nicht mit dir.« Also hab ich mich darauf konzentriert, nicht zu sterben. Ich hab geblutet wie ein Schwein, es hat so höllisch wehgetan, dass ich lachen musste. Vielleicht setzte auch schon der Schock ein. Kady schnauzte mich an, ich soll was draufpressen, aber das tat noch viel mehr weh. Über uns flogen Kampfjets. Ich weiß, dass mir richtig kalt wurde, und dass ich Kady beim Fahren zugeschaut hab. Sie war auch voller Blut, und ihre Haare waren mit Schnee und was weiß ich verkrustet. Ich glaube, ich hab ihr noch gesagt, dass sie schön ist … dann ging bei mir das Licht aus.

Vernehmer: Haben Sie es bis zu den Shuttles geschafft?

Kady Grant: Fast. Wir saßen ja jetzt in einem BeiTech-Fahrzeug, deswegen bin ich ein Stück vorher ausgestiegen und hab Ezra über das Eis gezogen, damit sie sehen, dass wir Zivilisten sind. Ein paar Leute vom Krankenhauspersonal hatten es auch bis dahin geschafft. Sie wurden mit den Verletzten in ein Shuttle gepackt und wir anderen in die restlichen. Ich hab gebrüllt wie eine Irre, bis mir endlich jemand geholfen hat, ihn da reinzuhieven. Keine Ahnung, wie ich ihn überhaupt die ganze Strecke hinter mir herschleifen konnte. Währenddessen schlugen ständig Raketen rund um uns ein, setzten alles in Brand. Die Sanis dachten wahrscheinlich, wenn ich noch so rumbrüllen kann, bin ich nicht so stark verletzt, dass ich in den Krankentransport gehöre, deshalb musste ich Ezra einem Arzt überlassen. Deshalb kam er auf die Alexander und ich auf die Hypatia.

Vernehmer: Sie waren uns eine große Hilfe. Haben Sie mitbekommen, ob die Raffinerie von Raketen getroffen wurde?

Kady Grant: Ich glaube nicht. Da war nur diese schwarze Wolke. Aber die würden doch nicht die Raffinerie in die Luft jagen, oder? Ich meine, wenn BeiTech die Kolonie verschwinden lassen wollte, hätten sie uns doch einfach bei der TZV anschwärzen können. Sie waren offensichtlich hinter dem Hermium her, das wir abgebaut haben. Da vernichten sie doch nicht die einzige Möglichkeit, es zu verarbeiten.

Vernehmer: Über ihre Beweggründe können wir bis jetzt nur spekulieren.

Kady Grant: Wenn sie uns einholen, können wir sie ja mal fragen. Bevor sie uns in tausend Stücke zerballern.

Vernehmer: Eins noch, Mr Mason.

Ezra Mason: Geht es zufällig um die Schmerzmittel, die Sie mir vorhin versprochen haben?

Vernehmer: Wir haben eben eine aktualisierte Liste der Opfer reinbekommen. Leider habe ich Neuigkeiten bezüglich Ihres Vaters.

MITTEILUNG AN DIE OFFIZIERE

SCHLACHTKREUZER ALEXANDER-78V

EINGANG: 30/01/75

VON: GENERAL DAVID TORRENCE

Offiziere der Alexander,

in den 24 Stunden seit dem Überfall auf die Kolonie Kerenza, dem Gefecht gegen die BeiTech-Truppen und unserem anschließenden Rückzug haben unsere Analysten rund um die Uhr daran gearbeitet, sich ein präzises Bild von unserer Situation zu machen. Hier die Ergebnisse:

Unser Sprungtor-Generator ist schwer beschädigt – die Wurmlöcher, die sich damit noch erzeugen lassen, sind instabil und würden wahrscheinlich zusammenbrechen, bevor ein Sprung ausgeführt werden kann, was die Vernichtung der Alexander zur Folge hätte. Der amtierenden Technikchefin Colonel Eva Sanchez zufolge ist der Schaden nicht zu reparieren (schon gar nicht nach dem Tod von Mallory Yzerman, unserer ehemaligen Technikchefin). Unterm Strich: Raumsprünge kommen nicht infrage.Das nächste stationäre Sprungtor, das uns in ein Kernsystem zurückbringen könnte, ist die Station Heimdall. Sie befindet sich zwar auf der anderen Seite des Universums, aber in 6,5–7 Monaten erreichen wir ein Wurmloch, das uns zur Heimdall bringen kann. Kurz gesagt: Wir müssen eine Reise von über einem halben Jahr zurücklegen, ehe wir in eine besiedelte Zone und damit in Sicherheit springen können.Während der Schlacht wurde unser Artificial Intelligence Defense Analytics Network (AIDAN) beschädigt, unsere KI, die für viele lebenswichtige Funktionen an Bord verantwortlich ist, unter anderem für die Kontrolle des Hauptantriebs und die Berechnung von Sprungtoren.
Die Raketen, die AIDAN beschädigt haben, haben zusätzlich einen nicht unerheblichen Prozentsatz unserer Neuroprogrammierer eliminiert. Obwohl AIDAN weiterhin funktionstüchtig und damit in der Lage ist, sich selbst zu reparieren, ist das gesamte Ausmaß des Schadens noch unklar.Weitere Bereiche des Schiffes haben Schaden genommen, vor allem unsere H2O-Tanks, der Abwehrschirm und die Antriebssysteme.Mindestens ein am Angriff auf Kerenza beteiligtes BeiTech-Schlachtschiff, die BT042-TN (alias Lincoln), hat das Gefecht überstanden und die Verfolgung unserer Flotte aufgenommen. Mit den erlittenen Schäden und der derzeitigen Belegung haben wir laut Einschätzung unseres Gefechtsstabes bei einer direkten Konfrontation mit der Lincoln eine Überlebenschance von 22,7 Prozent.Die beiden Ziviltransporte, die wir momentan eskortieren – das Forschungsschiff Hypatia und der Schwerfrachter Copernicus – haben insgesamt 3.348 Zivilisten aus der Kolonie Kerenza an Bord. Die Alexander selbst hat weitere 1.027 Zivilisten aufgenommen. Angesichts der o. g. Schäden an den H2O-Tanks stellt diese Überbelegung eine zusätzliche Herausforderung dar. Weder die Hypatia noch die Copernicus sind uns eine Hilfe, falls die Lincoln angreift.Notrufe sind über die Zwischenstation Heimdall auf sämtlichen Kanälen der Terranische Zentralverwaltung abgesetzt worden. Bis jetzt haben wir noch keine Antwort erhalten. Das bedeutet mit großer Wahrscheinlichkeit, dass unsere Übermittlungen nicht gehört wurden.

Kurz gesagt, meine Damen und Herren: Wir bluten aus vielen Wunden und ringsum sind Haie im Wasser. Wir haben zu wenig Personal, sind unterbewaffnet und über ein halbes Jahr von einem realistischen Fluchtpunkt entfernt. Deshalb erlasse ich hiermit folgenden Befehl mit sofortiger Wirkung:

Jeder Kolonist aus Kerenza, der über Fachkenntnisse verfügt, mit denen sich unsere Ausfälle in irgendeiner Weise ausgleichen lassen, wird zum Militärdienst bei der Terranischen Zentralverwaltung dienstverpflichtet. Darunter fallen alle Ingenieure, Mediziner, Wissenschaftler und sämtliche militärisch ausgebildeten Personen.

Des Weiteren werden alle Kolonisten, die über siebzehn Jahre alt sind, unverzüglich auf ihre Fähigkeiten und Eignung in den Bereichen Informatik, Mechanik, Elektronik, räumliche Wahrnehmung, Mustererkennung, Visuomotorik, Zuckreflex und Stressbewältigung getestet. Jeder, der mit Tauglichkeit C oder höher eingestuft wird, gilt ab seinem 18. Geburtstag als dienstverpflichtet. Wir brauchen Piloten. Wir brauchen Schützen. Wir brauchen Schrauber. Und wir brauchen Chipheads. Und zwar sofort.

Wir haben es mit einer beispiellosen Situation zu tun. Meines Wissens hat noch nie ein interstellarer Konzern offen ein Schiff der Terranischen Zentralverwaltung angegriffen. Es ist mir egal, ob die Rechtsabteilung von BeiTech schon die Messer wetzt. Wir müssen diesen Firmen klarmachen, dass niemand über dem Gesetz steht und dass niemand ein TZV-Schiff angreift, ohne die Konsequenzen dafür zu tragen.

Sie alle haben unermüdlich gearbeitet und sich ehrenvoll ausgezeichnet. Wir haben Kameraden verloren. Wir haben Brüder, Schwestern und gute Freunde verloren. Mir ist bewusst, wie schwer und anstrengend die letzten Tage für Sie alle gewesen sind. Der Weg, der vor uns liegt, wird noch anstrengender werden. Aber da ich jeden Einzelnen von Ihnen persönlich kenne, zweifle ich nicht daran, dass Sie der bevorstehenden Aufgabe gewachsen sind und wir die Zivilisten unversehrt zur Heimdall bringen werden.

Centrum tenenda.

David Torrence

General der Terranischen Zentralverwaltung

Kommandant der Alexander-78V

SEITENANSICHT

FRONTALANSICHT

ALEXANDER–78V

Schwerer Schlachtkreuzer mit der Fähigkeit, flüchtige Sprungtore zur interstellaren Raumfahrt zu generieren.

Ausgerüstet mit einem Geschwader Jagdmaschinen der Zyklon-Klasse. Fähig zur Ausführung von Atomschlägen.

Kommandant: General David Torrence

Erster Offizier: Colonel Lia Myles

KLASSE: Vortex

LÄNGE: 3.25 km

HÖHE: 1.3 km

BESATZUNG: 4.000

GESCHWINDIGKEIT MAX: 1.7 sst

BESCHLEUNIGUNG: 1.4 sst

HAUPTANTRIEB: Typhoon MK VII x 6

SEKUNDÄRANTRIEB: Atlas Mk II x 12

TRÄGHEITSDÄMPFER: 1 g

ABWEHRSCHIRM:

DDT-10.9 phalanx

RG-166 samsara x 48

AIDAN-unterstützte FFG-01i

NUTZLAST:

Goliath 50 mt x 40

Capricorn 10.8 mt x 100

JÄGER: Zyklon Mk IV x 125 (s)SHUTTLES:

Vitus III x 20

Vitus IX x 12

SEITENANSICHT

FRONTALANSICHT

HYPATIA

Langstrecken-Forschungsschiff, ideal geeignet für die Weltraumerkundung.

Leichte Bewaffnung und Panzerung. Ausgerüstet mit neuester Aufspür- und QASAR-Technik.

Kapitän: Ann Chau

Erster Offizier: Syra Boll

KLASSE: Oracle

LÄNGE: 0.9 km

HÖHE: 0.21 km

BESATZUNG: 500

GESCHWINDIGKEIT MAX: 1.5 sst

BESCHLEUNIGUNG: 1.3 sst

HAUPTANTRIEB: Balor IX (gt4)

SEKUNDÄRANTRIEB: Balor IV x 4

TRÄGHEITSDÄMPFER: 0,98 g

ABWEHRSCHIRM:

ZXII-unig

Twilight GH-2 x 2

NUTZLAST: Capstone 7c x 6

JÄGER: keine

SHUTTLES: Nova III x 12

SEITENANSICHT

FRONTALANSICHT

COPERNICUS

Mittelstreckenfrachter für Schwertransporte (Erze/Eis/Necs)

Langsam und schwerfällig, aber ausdauernd.

Modulare Frachträume sorgen für hervorragende Ladeflexibilität.

Kapitän: Harry Ryker

Erster Offizier: Heather Kelly

KLASSE: Taurus

LÄNGE: 1.2 km

HÖHE: 0.96 km

BESATZUNG: 450

GESCHWINDIGKEIT MAX: 0.99 sst

BESCHLEUNIGUNG: 0.8 sst

HAUPTANTRIEB: Helix-Chelsea VIII (in-line)

SEKUNDÄRANTRIEB: : H-C II x 3

TRÄGHEITSDÄMPFER: 0.94 g

ABWEHRSCHIRM: Opti-Nex II (Standard)

NUTZLAST: z.Zt. keine

JÄGER: keine

SHUTTLES: Vitus II x 12

Kerenza, Schlacht von

Dieser Artikel bezieht sich auf die Schlacht von Kerenza IV.

Infos zum Planeten und seinem System gibt es hier.

INTRO

Die Schlacht von Kerenza IV war der erste Streich im noch immer andauernden und erstaunlicherweise nirgendwo erwähnten Stellarcorp-Krieg. Der vonseiten der BeiTech Industries[1] ausgeführte Angriff richtete sich gegen illegale Bergbauaktivitäten des Wallace Uljanow Consortiums[2]. Der Schlachtkreuzer Alexander[3] der Terranischen Zentralverwaltung reagierte auf die Notrufe des WUC, was zu einem heftigen Gefecht zwischen BeiTech, WUC und TZV-Verbänden führte.

WUT DA FAQ

Der Artikel ist zurzeit unter Beschuss, weil ihr eingebildeten Arschgeigen Firmenpropaganda in euch rein stopft wie billigen Staub bei einer Schnüffel-Party. Wir brauchen bessere Belege! Bitte helft mit und schließt euch dem Schwarm an. Bitte Infos immer mit Zitaten verifizieren. (Mama zählt hier nicht). Und lernt endlich Rechtschreibung, um [entsprechende Gottheit hier einfügen] willen.

INHALT [VERBERGEN]

1. Hintergrund

2. Erster Angriff

3. Reaktion der TZV

4. Verfolgung

5. Sekundärer Konflikt

6. Nachwirkungen

HINTERGRUND

Kerenza IV befindet sich im Freespace, ungefähr 34.5 AU entfernt von einer Zwischenstation, die zur stationären Sprungstation Heimdall führt. Unter dem Schelfeis des Planeten lagert eine ungewöhnlich hohe Konzentration von Hermium. Trotz der Verordnung zu interstellaren exotischen Rohstoffen von 2514[4] betreibt das Wallace Uljanow Consortium seit ca. 2556 auf dem Planeten illegalen Abbau, wobei man auf die Abgeschiedenheit des Systems setzte und nicht damit rechnete, jemals entdeckt zu werden. Besagte Aktivitäten fanden unter dem Schutz des Schlachtschiffs Defiant und mit Unterstützung des Schwerfrachters Copernicus statt. Zum Zeitpunkt der Schlacht hielten sich außerdem zwei Forschungsschiffe des WUC [Hypatia und Brahe] im Orbit von Kerenza IV auf.

ERSTER ANGRIFF

Am 29/01/75 um 14:21 [Ortszeit] fielen vier BeiTech-Schlachtschiffe [Churchill, Kenyatta, Zhongzheng und Lincoln] aus einem von der Mobilen Sprungplattform Magellan[6][7][8][9] erzeugten flüchtigen Wurmloch, einem Blackbag-Prototyp und die erste jemals außerhalb eines TZV-Labors[10][11] erzeugte mobile Sprungtechnologie. Dieser Flottenverband hielt sofort auf Kerenza IV zu. Das WUC-Abwehrschiff Defiant wurde schnell vernichtet, konnte zuvor aber einige Notrufe absetzen; aufgrund der Abgeschiedenheit von Kerenza ging die BT-Flotte davon aus, dass diese Hilferufe unbeantwortet bleiben würden.

Leider – für BeiTech – wurde das SOS der Defiant doch von einem Schiff aufgefangen: der Alexander von der Terranischen Zentralverwaltung, einem Schlachtkreuzer der Vortex-Klasse, der ebenfalls in der Lage ist, eigene Sprungtore[12] zu generieren, und der gerade unweit von Kerenza VII geheime Manöver durchführte[13]. Die Alexander versuchte, über die Zwischenstation Heimdall Nachrichten an das TZV-Hauptquartier zu übermitteln, aber die BeiTech-Agenten auf dieser Station sorgten dafür, dass das Signal nie durchkam. Nachdem eine Antwort ausblieb, sprang die Alexander ohne Rückendeckung nach Kerenza IV. Einzelheiten zur Okkupation der Heimdall-Station und zur Widerstandsbewegung siehe Unterartikel hier.

Darstellung des Schlachtschiffs Lincoln

Nachdem die BeiTech-Flotte von der TZV buchstäblich auf frischer Tat ertappt wurde, traf man die erstaunliche Entscheidung, die Alexander anzugreifen in der Hoffnung, auf diese Weise sämtliche Zeugen zu beseitigen. Stattdessen vereitelte die Alexander durch die schwere Beschädigung der Mobilen Sprungplattform Magellan den Rückzug der BeiTech-Schiffe. Während die BT-Flotte die Alexander attackierte, brachten mehrere Shuttles die Zivilisten aus der verwüsteten Siedlung Kerenza an Bord der Hypatia, der Brahe und der Copernicus. Berichte vom Einsatz einer bislang unbekannten Biowaffe durch das BeiTech-Schlachtschiff Lincoln gegen die Siedlung blieben bislang unbestätigt.[14][15][16]

Während des folgenden nuklearen Schlagabtauschs wurde die Zhongzheng vernichtet, die Churchill und die Kenyatta wurden schwer beschädigt. Die Alexander erhielt mehrere Treffer – verschiedene Quellen berichten, dass sowohl ihr Sprungtor-Generator als auch die Matrix ihrer künstlichen Intelligenz (KI) in Mitleidenschaft gezogen wurden.[17][18] Damit war keines der Schiffe im Kerenza-System mehr in der Lage, Raumsprünge durchzuführen, was bedeutete, dass jegliche Unterstützung Monate entfernt war. Die BeiTech-Flotte schloss so dicht auf, dass ein sicherer Einsatz von Atomwaffen unmöglich wurde. Die Alexander schickte ihre Jäger der Zyklon-Klasse raus, die BeiTech-Gruppe ihre Warlock-Jäger. Angeblich vernichtete das BeiTech-Schiff Lincoln kurz darauf das Forschungsschiff Brahe. Unbestätigten Berichten zufolge waren mindestens 2.000 Zivilisten aus Kerenza auf die Brahe evakuiert worden.[19][20][21]

An: Kady Grant/KGRANTHYPATIAONBOARD

Von: Ezra Mason/EMASONALEXANDERONBOARD

Datum: 14/02/75

Zeitstempel: 14:04

Betreff: Hey

Hey Kades,

angeblich haben inzwischen fast alle auf der Hypatia einen Bordaccount. Also hoffe ich mal, dass du diese Nachricht bekommst.

Ich weiß nicht genau, was du weißt und was nicht. Hier bei uns ist alles ziemlich chaotisch. Das Flottenkommando verrät uns so gut wie nichts. Trotzdem wollte ich dir kurz mitteilen, dass ich noch lebe. Und mich bei dir bedanken. Ohne dich wär ich wahrscheinlich nicht hier.

Ach Quatsch, lösch das. Ohne dich wäre ich GANZ BESTIMMT nicht hier.

Ich bin auf der Krankenstation. Meine Schulter ist fast 100% wieder in Ordnung, aber ich hab immer noch nicht ganz rausgekriegt, was überhaupt passiert ist. Angeblich ist der Sprungantrieb der Alexander geschrottet. Mit der Wasserversorgung ist eindeutig was faul, aber die sagen uns nicht, was. Jemand hat behauptet, die BeiTech-Schlachtschiffe würden uns immer noch verfolgen. Andererseits habe ich gehört, dass wir in wenigen Tagen auf eine ganze TZV-Flotte treffen. Also sind wir vielleicht schon bald in Sicherheit.

Was zwischen uns gelaufen ist, tut mir echt leid. Ich habe immer noch das Gefühl, ich hätte irgendwas sagen sollen, damit alles wieder in Ordnung kommt. Aber vielleicht musste es ja so kommen. Ich meine, wenn du nicht Schluss gemacht hättest, wenn du an dem Tag nicht mit dem Auto zur Schule gekommen wärst, dann wären wir jetzt beide tot, oder? Wenn das nicht eine Botschaft des Universums ist, dass das mit uns nicht hat sein sollen, dann weiß ich auch nicht.

Egal. Ich bin froh, dass du und deine Mama es geschafft haben. Ich hoffe, es geht euch gut.

Einen schönen Valentinstag wünscht E

Grant, KadyPsych Profil/Tauglichkeitsgutachten Eingang: 17/02/75

—Seite 2—

legt nahe, dass Miss Grant deutlich kompetenter ist, als ihre Testergebnisse vermuten lassen. Im Vergleich zu den ersten Übungseinheiten, die sie in der provisorischen Schulungsseinrichtung der Hypatia absolviert hat, sind ihre aktuellen Ergebnisse weniger beeindruckend. Kurz gesagt: Sie legt es bewusst darauf an, Ergebnisse zu erzielen, die sie NICHT für das Ausbildungsprogramm Neuroprogrammierung qualifizieren.

TEAMWORK: Miss Grant arbeitet nicht gut mit anderen zusammen. Laut den Berichten ehemaliger Mitschüler hatte sie in der Schule zwar durchaus Kontakte, aber kaum enge Freundschaften. Derzeit ist sie offensichtlich lieber allein. In Gruppensituationen wirkt sie auf andere eher demoralisierend.

ALLGEMEINE EINSTELLUNG: Miss Grant weist starke nonkonformistische Neigungen auf und hat die unangenehme Angewohnheit, Respektspersonen im falschen Moment infrage zu stellen. Angesichts ihrer Intelligenz, die sie nach Kräften zu vertuschen versucht, ist sie dadurch in gewissem Grad eine Belastung. Ein Egoproblem hat sie aber offenbar nicht, da sie sich damit zufriedengibt, als durchschnittlich eingeschätzt zu werden. Es wirkt eher so, als wären ihre ständigen Nachfragen und ihre (oft erfolgreichen) Destabilisierungsversuche Ausdruck einer persönlichen Überzeugung.

FAZIT:

X Einberufen—Priorität 1

X Einberufen—Priorität 2

X Einberufen—Priorität 3

X Nicht einberufen

BEMERKUNG: Der erforderliche Zeitaufwand, ihr die Spielchen auszutreiben und sie zu der gewünschten Leistung zu zwingen, würde den zu erwartenden Output ihrer Arbeit eventuell übersteigen. Anscheinend ist sie bereit, uns in Ruhe zu lassen, wenn wir sie in Ruhe lassen, und für unsere Rekrutierung gibt es eindeutig geeignetere Kandidaten.

NETZWERK SICHERHEIT BERICHT

» » » »EINBRUCHSVERSUCH 18/02/75 03:15 BERICHT: Lu, Xi Wei, Netzwerktechnikerin ZIEL: Psychologische_Gutachten_Flüchtlinge VORGANG: Brachialer Kaskadenangriff auf Datenfestung der AlexanderERGEBNIS: Abgewehrt

» » » »EINBRUCHSVERSUCH 18/02/75 07:15 BERICHT: Lu, Xi Wei, Netzwerktechnikerin ZIEL: Psychologische_Gutachten_Flüchtlinge VORGANG: Codewyrm-Abriegelung in Datenfestung der AlexanderERGEBNIS: Einbruch erfolgreich, Dauer 3 Min.

» » » »EINBRUCHSVERSUCH 18/02/75 18:15 BERICHT: Lu, Xi Wei, Netzwerktechnikerin ZIEL: Datenbank_Bordküche – Speiseplan\Netzwerk_Technik VORGANG: Zugriff Einschleusung von Trojaner in Bordküchen-Datenbank ERGEBNIS: Einbruch erfolgreich. Mahlzeiten für Netzwerktechniker gestrichen. Sicherheitsstufe Datenbank Bordküche auf Stufe 3 heraufgesetzt.

» » » »EINBRUCHSVERSUCH 19/02/75 06:00 BERICHT: Brown, Benjamin Fraser, Leitender Netzwerktechniker ZIEL: Team_Datenverarbeitung-Netzwerktechnik VORGANG: Zugang über persönliche Einträge, Einbruchsmethode noch nicht identifiziert ERGEBNIS: Einbruch erfolgreich. Netzwerk-Technikerin Xi Wei Lu aus Datenbank gelöscht. Z. Zt. wird versucht, ihr Profil wiederherzustellen.

An: Kady Grant/KGRANTHYPATIAONBOARD

Von: Ghost ID/FAILFAILFAILFAIL

Datum: 20/02/75

Zeitstempel: 23:17

Betreff: Das Geräusch, wenn man mit einer Hand klatscht

Du warst ganz schön aktiv, alle Achtung. Ich [nicht wiederherstellbar] sehr amüsanten Beispiel für die hohe Kunst des Hackens.

Wir haben 8.340 Leute an Bord unserer Flotte, es gibt für jeden Bedarf einen Spezialisten. Du musst dir nicht [nicht wiederherstellbar] selbst beibringen.

Greif auf Shell Ref 436HT:904JX:003 zu und [nicht wiederherstellbar] zeigt dir, was da draußen ist.

Diese Nachricht zerstört sich aus Sicherheitsgründen automatisch.

D ese Nachr cht zerstört s ch aus S cherhe tsgründen automat sch.

D e e Nachr cht zer tört ch au cherhe t gründen automat ch.

D e e Nac r c t zer tört c au c er e t gründen automat c .

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e N r er r u er e r nde

N fr er r u er e r nd

fr er u r e r nd

Teilnehmer: ByteMe, CitB

Datum: 21/02/75

Zeitstempel: 00:44

Shell Ref 436HT:904JX:003

ByteMe: Mehr hast du nicht?

CitB: ach, die neue

ByteMe: Logisch, aber wer bist du?

CitB: derjenige, der dir zeigen kann, wie du an die infos rankommst, die du suchst

CitB: und noch mehr

ByteMe: Was willst du dafür? Hier kriegt man nix umsonst.

CitB: du musst nur deine zeit opfern. die typen weiter oben kostet es viel mehr. die Alexander ist ein kriegsschiff, und hier auf der Hypatia sind wir zivilisten, aber ob notstand oder nicht, wir haben das recht auf mehr informationen als die, mit denen sie uns abspeisen.

CitB: auch unser leben steht auf dem spiel. wenn du bei uns mitmachen willst, herzlich willkommen.

ByteMe: Einfach so?

CitB: du machst doch schon seit 3 wochen deine aufnahmeprüfung, grashüpfer. hab dich beobachtet. du willst auch nicht dumm sterben. hab gesehen, dass du ein paar sachen im auge behältst. und ein paar leute.

ByteMe: Du bist ja GAR NICHT gruselig.

CitB: ich bin halt jemand, der mehr weiß als du. willst du was rauskriegen oder nicht?

ByteMe: Schieß los.

CitB: prima

An: Kady Grant/KGRANTHYPATIAONBOARD

Von: Ezra Mason/EMASONALEXANDERONBOARD

Datum: 18/03/75

Zeitstempel: 21:32

Betreff: Klopf Klopf

Hey K,

ich weiß nicht, ob du das hier kriegst. Ich hab dir letzten Monat was gemailt, aber vielleicht ist es ja nicht durchgegangen. Wenn es an Bord der Hypatia ungefähr so zugeht wie hier bei uns, würde es mich nicht wundern. Vielleicht hast du ja zu viel zu tun. Oder du willst nicht mit mir reden. Schon kapiert.

Gestern hatte ich Geburtstag. 18 Jahre, nicht zu fassen! Die gute Nachricht: Ich darf jetzt Alkohol trinken. Die schlechte: Es gibt keinen. Sogar das Wasser ist rationiert. :P

Wir müssen hier ständig irgendwelche Tests machen. VR-Simulationen, Psychoanalysen und Sport. Viele Flüchtlinge aus Kerenza wurden in die TZV eingezogen. »Kriegsbedingte Rekrutierung« nennt sich das. Und jetzt, wo ich 18 bin, haben sie mich auch im Visier. Was vermutlich heißt, dass wir noch tiefer in der ■■■■■■■■ stecken als gedacht.

Ich hab heute Nacht von dir geträumt. Nein, nicht so was, reg dich nicht auf.

Es ging um den Tag der Invasion. Ich seh dich in deinem Truck auf dem Parkplatz, und ich renne zum Autofenster und klopfe, aber du lässt mich nicht rein. Du siehst mich einfach nur an, als würdest du mich nicht kennen. Und ich hämmere gegen die Scheibe und schreie deinen Namen, aber du schüttelst bloß den Kopf. Dann fährst du weg und lässt mich einfach stehen. Komisch war bloß, dass jemand, der genauso aussah wie ich, die ganze Zeit neben dir saß. Und sich kaputtgelacht hat.

Dann kamen die Schiffe.

Glaubst du, das hat was zu bedeuten?

Wie auch immer, ich hoffe, es geht dir gut.

Alles Liebe E

Mason, Ezra

Psych Profil/Tauglichkeitsgutachten

Gesprächsauszug

Eingang: 19/03/75

Vernehmer: Erzählen Sie mir von Ihrer Mutter.

Ezra Mason: [Lacht.] Der war gut, Alter. Sie sind der erste Psych, der irgendwie ein bisschen Humor …

Ezra Mason: … Moment mal. Meinen Sie das ernst?

Vernehmer: Ist es Ihnen unangenehm? Über sie zu sprechen?

Ezra Mason: Nö, aber es kommt mir so vor, als hätten Sie die Fragen für Ihren Psychotest von ’ner Packung Jupiter-Loops abgeschrieben. Ist das echt Ihre erste Frage? »Erzählen Sie mir von Ihrer Mutter«? Geht’s noch?

Vernehmer: Sie haben also bereits an anderen psychologischen Eignungstests teilgenommen?

Ezra Mason: Wie kommen Sie denn darauf?

Vernehmer: Weil Sie eben sagten, ich sei der erste Psychoanalytiker mit einem gewissen Humor, dem Sie bisher begegnet sind. Das bedeutet, dass Sie noch andere Analytiker kennengelernt haben, oder nicht?

Ezra Mason: Sie sind ja ein richtiger kleiner Sherlock.

Vernehmer: Kein Grund für Unverschämtheiten, Mr Mason.

Ezra Mason: Mr Mason ist mein Vater.

Vernehmer: Ach ja, richtig, Ihr Vater. Erzählen Sie mir etwas über ihn.

Ezra Mason: Da gibt’s nichts zu erzählen. Er ist Ingenieur. Für die Schwerprozessoren in der Hermium-Raffinerie zuständig. Kann nicht gut kochen. Erzählt gern fiese Witze, Sie wissen schon. Ein ganz normaler Vater halt.

Vernehmer: Fehlt er Ihnen?

Ezra Mason: Was ist das denn für ’ne Frage?

Vernehmer: Ihr Vater ist vor über einem Monat beim Überfall auf Kerenza ums Leben gekommen, aber Sie sprechen weiterhin im Präsens von ihm.

Vernehmer: Finden Sie das etwa nicht interessant, Ezra?

Ezra Mason: [Unverständliche Beschimpfung]

Vernehmer: Na schön. Reden wir von etwas Angenehmerem.

Ezra Mason: Meinen Sie so was wie Unterwäschemodels?

Vernehmer: Erzählen Sie mir von Ihrer Freundin.

Ezra Mason: Wowwww.

Ezra Mason: Sie machen das hier richtig schlecht, Alter.

Ezra Mason: Wenn Schlecht eine Sportart wäre, könnten Sie für Ihren Planeten antreten.

Vernehmer: Ist Ihnen das Thema Freundin unangenehm?

Ezra Mason: Meine Freundin hat am selben Tag, an dem der Planet explodiert ist, mit mir Schluss gemacht.

Vernehmer: Liegt Ihnen noch viel an ihr?

Ezra Mason: Nächste Frage.

Vernehmer: Mir ist nur aufgefallen, dass Sie Miss Grant auf dem Aufnahmeformular für die Alexander als Notfalladresse angegeben haben. Ungewöhnlich, ein Mädchen, mit dem man gerade Schluss gemacht hat, als nächste Bezugsperson anzugeben.

Ezra Mason: Ich habe nie behauptet, dass ich mit ihr Schluss gemacht habe. Sie hat mit mir Schluss gemacht.

Vernehmer: Warum?

Ezra Mason: Das geht Sie so was von nichts an, dass es derartig weit über Ihren Geht-mich-nichts-an-Horizont hinausschießt und quasi direkt vor Ihnen wieder landet.

Vernehmer: Haben Sie beide sich gestritten?

Ezra Mason: So wie alle Paare.

Vernehmer: Stammen die Narben auf Ihrem Arm von solchen Auseinandersetzungen?

Ezra Mason: … Hä? Alter, die Narben hab ich, seit ich acht bin. ■■■■■■■, was stimmt denn mit Ihnen nicht?

Ezra Mason: Sie machen das nicht beruflich, oder? Bitte sagen Sie mir, dass die richtigen Psychologen der Alexander von diesen BeiTech-■■■■■■■öche weggeputzt wurden und Sie nur der Typ sind, der früher immer die Wischeimer sauber gemacht hat.

Vernehmer: Ich arbeite in der Krankenstation.

Ezra Mason: Meine Fresse. Das war nur’n Witz. Im Ernst?

Ezra Mason: Sie sind nicht mal ausgebildeter Klapsologe? Echt krass.

Vernehmer: Ich habe an der TZV-Akademie Psychologie im Hauptfach studiert und einen Abschluss gemacht. Im letzten Studienjahr muss man ein sechsmonatiges Praktikum absolvieren. Mich haben sie der Alexander zugeteilt, aber man muss kein Neo-Oxford-Absolvent sein, um zu erkennen, dass Sie ein ausgewachsenes Aggressionsproblem haben, Mr Mason. Wir können gern darüber sprechen, wir können aber auch einfach hier sitzen und die Wand anglotzen, bis die Stunde um ist.

Vernehmer: Wie Sie wollen.

[Überspringe 51:27 Minuten ungebrochenen Schweigens.]

Ezra Mason: Sie hat etwas verlangt, was ich ihr nicht geben konnte.

Vernehmer: … Wie bitte?

Ezra Mason: Meine Freundin. Kady. Sie hat etwas verlangt, was ich ihr nicht geben konnte.

Vernehmer: Was hat sie denn verlangt?

Ezra Mason: Ist doch jetzt egal. Schließlich ist das ganze Versum am Arsch und so. Die Sache ist die, dass es jemandem wie Kady schon schwer genug fällt, überhaupt um etwas zu bitten. Es passt ihr nicht, dass sie jemanden braucht. Deswegen ist es irgendwie … jedenfalls, als ich Nein gesagt habe und es nicht richtig begründen konnte … also … da ist das Fass einfach übergelaufen. Verstehen Sie?

Vernehmer: Warum haben Sie Ihre Weigerung denn nicht begründet?

Ezra Mason: Wenn ich’s ihr schon nicht gesagt habe, dann glauben Sie doch nicht im Ernst, dass ich es jetzt Ihnen erzähle, oder?

Vernehmer: Womit wir wieder bei Ihrer Mutter wären.

Ezra Mason: Ach, und wie kommen Sie darauf, Mr Uniabschluss?

Vernehmer: Typischerweise rühren Vertrauensprobleme bei Teenagern daher, dass sie in ihrer Kindheit Missbrauchserfahrungen mit Autoritätspersonen gemacht haben, meistens mit Lehrern oder Elternteilen. Dass Sie schon früher psychologische Beratung erfahren haben, unterstützt diese Hypothese noch.

Vernehmer: Sie haben Ihren Vater offensichtlich sehr geliebt. Daher rühren Ihre Unfähigkeit, mit seinem Tod umzugehen, und Ihre offene Feindseligkeit gegenüber jedem, der Sie darauf anspricht. Womit wir logischerweise bei der Frage nach Ihrer Mutter landen.

Vernehmer: Erzählen Sie mir bitte von Ihrer Mutter.

Ezra Mason: Sie nehmen das alles auf, oder?

Vernehmer: Nur den Ton. Die Kamera ist defekt.

Ezra Mason: Na schön, dann jetzt mal für alle Sehbehinderten: Ich strecke gerade den … ach du Schreck, tatsächlich … ja, es ist tatsächlich mein gereckter Mittelfinger, den ich Mr Uniabschluss direkt vor die Nase halte.

Vernehmer: Mr Mason …

Ezra Mason: Und jetzt wackle ich damit auch noch hin und her!

Vernehmer: 19/03/75, 13.58 Uhr, Befragung beendet.

Ezra Mason: Gucken Sie doch mal, wie er wack…

-Tonaufzeichnung bricht ab-

Mason, Ezra—Psych Profil/Tauglichkeitsgutachten Eingang: 21/03/75

-Seite 2-

weist Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung auf: Aggression, Ausweichen, Nachtangst und Schuldgefühle, wie sie für Überlebende einer Katastrophe typisch sind.

TEAMWORK: Mr Mason ist teamfähig und übernimmt, falls erforderlich, auch Führungspositionen. Stichwort Schulsport – erleichtert seit 1914 das Leben von Musterungsoffizieren.

ALLGEMEINE EINSTELLUNG: Der Tod seines Vaters hat bei Mr Mason Aggressionen ausgelöst, die jedoch bereits nachlassen und sich inzwischen fast ausschließlich auf BeiTech Industries richten – seine zukünftigen Gegner.

FAZIT:

X Einberufen—Priorität 1

X Einberufen—Priorität 2

X Einberufen—Priorität 3

X Nicht einberufen

BEMERKUNGEN: Mr Mason würde unter normalen Umständen aufgrund seiner PTBS und seiner Ängste als nicht geeignet eingestuft. Angesichts des derzeitigen Mangels an Zyklon-Piloten auf der Alexander und in Anbetracht seiner Testergebnisse (räumliche Wahrnehmung: 94%; Mustererkennung: 99,7%) empfehlen wir trotzdem, ihn zu rekrutieren.

Seine Feindseligkeit gegenüber BeiTech kann in einer Konfliktsituation kanalisiert werden. Ihn mit zielorientierten Aufgaben innerhalb eines sozialen Umfelds zu konfrontieren (Kampftraining) könnte sich sogar als therapeutisch erweisen. Wenn nicht, ist er in ein paar Monaten ohnehin nicht mehr unser Problem.

Setzen Sie ihn so schnell wie möglich in ein Cockpit!

An: Kady Grant/KGRANTHYPATIAONBOARD

Von: Ezra Mason/EMASONALEXANDERONBOARD

Datum: 03/07/75

Zeitstempel: 23:45

Betreff: AUF KEINEN FALL SENDEN

Kades

ich schicke dir das hier nicht ich schreibe es einfach nur und dann lösche ich es aus verschiedenen gründen. Mein freund jimmy meint es ist am besten wenn man sich so was von der seele redet und da du nun mal nicht hier bist und ich es dir nicht sagen kann tu ich eben so als ob. wegen meiner seele. da lastet so einiges drauf.

ich bin irgendwie … ein bisschen beduselt aber keine angst ich verbringe meine zeit nicht damit mich allein in meiner koje zu besaufen man kommt einfach zu schwer an alk ran lol. ES HANDELT SICH EHER UM EINE FEIER weil ich jetzt offiziell fliegen darf stell dir vor ich fliege einen zyklon ach du ■■■■■■■■, was ist bloß aus dem universum geworden.

aber egal da ich das hier sowieso nicht abschicke kann ich dir genauso gut sagen dass ich es ziemlich brutalfinde dass du mir nicht geantwortet hast ich weiß ja dass du veilliecht nicht mehr mit mir reden wills und das ist in ordnung aber ein kurzes »ich wünsche nicht mit ihnen zu sprechen mein herr« wär echt nett gewesen. so fühl ich mich echt schäbig behandelt meine dame aber echt mal.

da ich das hier nicht abschicke halte ich es auch für meine pflicht dich darüber zu informieren dass ich dich nach sechs monaten immer noch liebe und das macht mich traurig weil sich liebe nicht so anfühlen sollte. es ist als würde mir jedes mal jemand in den bauch treten wenn ich an dich denke und am liebsten würde ichjetzt das gesicht auf die tastatur legen undiu;///ubEWdcfhugiov’byhi;.//////-=’-0i9juh8ygtfdcsaazs34defg7u8hi9o0p[[09ju8hy7gtf6rdsasdr-ftg67yh8u9ji0o-po0i9juhy8gtfrdesazsxdcfr5gt6y7h8u9ji0kolp0i-9uj8hy7gt6frdesazsxdfghu7ghbuio.; ucfrexdAQW3XDE45THYUJY

EINGANG: 20/07/75

ORT: Kerenza VII Baryzentrum 778.76,325.71,1243.56k

PILOT: Ezra Mason (UTN-966-330ad)

RANG: Second Lieutenant

RUFZEICHEN: N/A

_________________________________

Feuer verhält sich echt irre im All.

Man denkt gar nicht drüber nach, erst wenn man tatsächlich was da draußen brennen sieht. Zündet man bei Schwerelosigkeit ein Streichholz an, ist die Flamme kreisrund. So wie Terra in den alten Clips. Und genau wie Terra flackert die Flamme in der Schwärze weder orange noch gelb, nicht mal weiß. Sie brennt blau wie ein VR-Himmel. Blau wie die Augen eines schönen Mädchens.

Das haben sie uns bei der Grundausbildung nicht erzählt.

So einen Bericht hab ich noch nie geschrieben. Einen Einsatzbericht. Merkt man wahrscheinlich. Bei all den Versuchen, uns flugtauglich zu machen, blieb wahrscheinlich nicht genug Zeit, uns auch noch den Bürokram beizubringen. So richtig fit bin ich mit der Steuerung trotzdem noch nicht. Ein Rufzeichen haben sie mir jedenfalls noch nicht gegeben. Der General meinte, ich soll einfach alles hinschreiben, sollen die Zensoren doch draus schlau werden, also mach ich das jetzt so.

Befolge die■■■■■■■■■Befehle.

Wird gemacht.

Am 19/07/75 um 21:00 Uhr saß ich im Cockpit meines Zyklon-Jägers. Unsere Flotte – bestehend aus dem Schlachtkreuzer Alexander, dem Forschungsschiff Hypatia und dem Schwerfrachter Copernicus – befand sich in der Umlaufbahn um den ersten Mond von Kerenza VII, um Vorräte aufzufüllen. Die H2O-Vorräte der Flotte hatten einen kritischen Tiefstand erreicht, und Kerenza VII(a) besteht zum Großteil aus gefrorenem Wasser, weshalb unsere Besatzungen damit beschäftigt waren, tonnenschwere Eisbrocken aus dem Orbit einzusammeln, während die Lincoln immer näher rankam.

Mein Geschwader führte 600 km von der Backbordseite der Alexander Einzelkampfübungen durch, wobei wir immer wieder den Rand der Atmosphäre von Kerenza VII streiften. Bei dem »Zwischenfall« waren außer mir drei andere vom Geschwader Echo anwesend: unser Kommandant Major Eli »Prophet« Hawking, First Lieutenant Zhenya »Kampfschiff« Alvaranga und noch ein anderer Frischling, Second Lieutenant Mikael Carlin.

Ich habe immerhin fast hundert Stunden in VR abgerissen, aber diese Sims können einen einfach nicht auf das echte Schwarz vorbereiten. Zwei Minuten da draußen, und du kapierst, wie wenig du weißt. Du bist ein Klecks belebter Kohlenstoff plus Wasser mit circa sieben Zentimetern schussfester Keramik zwischen dir und dem absoluten Nichts. Dreiundneunzig Milliarden Lichtjahre aus■■■■■■■■NICHTS. Kein Oben, kein Unten, kein Himmel, kein Boden. Nur unendliche Finsternis, in der ein paar winzige Punkte Sonnenlicht funkeln, die älter sind als du und deine gesamte Spezies. Willst du dir mal so richtig unbedeutend vorkommen? Dann setz dich einfach sechzig Sekunden ins Cockpit eines Zyklons, Alter. Schau dir das Nichts ringsrum gründlich an, und auf einmal spürst du, wie es zurückschaut. Im dem Augenblick weißt du, was du wert bist.

Wie gesagt, wir waren an der Backbordseite der Alexander. Auch aus einer Entfernung von 600 km ist so ein TZV-Schlachtkreuzer ein Wahnsinnsteil. Eine gigantische, mattgraue Riesenfaust von der Größe einer Megacity, deren hinteres Ende von einer ganzen Batterie von wolkenkratzergroßen Triebwerken weiß-blau erleuchtet wird.

Im VR hab ich mal gesehen, dass für die alten terranischen Seeleute ihre Schiffe immer weiblich waren. Andauernd hieß es »Sie ist das schnellste Schiff der Inseln« oder »Sie ging mit Mann und Maus unter« und so weiter. Schon komisch – auch mein Zyklon kommt mir wie ein Mädchen vor. Sieht aus und bewegt sich wie ein Mädchen. Lauter elegante Linien und scharfe Kurven, die einen ganz schön fertigmachen können. Manchmal könnte ich schwören, dass sie mich fliegt.

Okay, die Alexander ist genau genommen natürlich ein »Er«, keine Frage. Er besitzt weder Charme noch Sinnlichkeit, auch keine richtige Symmetrie. Er sieht aus wie das, was er ist – ein brutaler Schlägertyp, der sich auf eine Prügelei mit einem Gegner eingelassen hat, der ihm einen Tick überlegen war. Er fliegt nicht durchs All, er boxt sich durch. Reißt Löcher rein und schleppt sich und alles um ihn rum durch die Gegend. Hunderttausend Kilometer Kabel unter einer blaugrauen Metallhaut. An den Flanken offene Wunden vom Rückzug von Kerenza IV. Ein Hirn so groß wie eine ganze Stadt. Er ist keine Lady, aber auch sicher kein Gentleman. Du kannst die Alexander nicht anpissen. Die Alexander hat immer den längeren■■■■■■■■.

Das Forschungsschiff Hypatia befand sich ungefähr 4.000 km von der Alexander entfernt. Die Hypatia ist auf jeden Fall eine »Sie«. Ein echt schönes Schiff, Alter. Eine Figur wie ein Gedicht. Sie pflügt sich nicht durchs All, sie tänzelt.

Der Schwerfrachter Copernicus befand sich ebenfalls auf der Backbordseite der Alexander, ungefähr 6.000 km entfernt. Keine Ahnung, ob ich dieses Schiff eher männlich oder weiblich nennen würde. Im VR habe ich Bilder von Schildkröten gesehen, an die erinnert mich Copernicus. Diese stadtgroßen Panzer auf dem Rücken, in denen sich genug Treibstoff befindet, um alle drei Schiffe unter Dampf zu halten.

Lieutenant Carlin und ich waren von Kampfschiff gerade zum vierten Mal innerhalb von zwanzig Minuten markiert worden. Mit der Präzision eines Uhrwerks. Ihr Zielcomputer blinkte uns an, und auf unseren Helmdisplays leuchtete »SCHIFF ZERSTÖRT SCHIFF ZERSTÖRT« auf, und sie lachte sich über Funk kaputt über uns.

Carlin hieß bei ihr bloß »Quassel« weil er zwischen den Gefechten zu viel quatschte. Mir tat der Typ leid, denn wenn einem ein Vorgesetzter einen Spitznamen verpasst, bleibt er oft hängen. »Quassel« gehört nicht unbedingt zu den coolsten Rufzeichen in der Flotte.

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