Im Dienst der Föderation - Tanya Huff - E-Book

Im Dienst der Föderation E-Book

Tanya Huff

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Beschreibung

Torin Kerr, Staff Sergeant der Föderation, ist ein kampferprobter Profi. Als sie und ihre Einheit für einen Einsatz als Ehrengarde einer diplomatischen Gesandtschaft ausgewählt werden, scheint dies ein Spaziergang zu werden. Es sollen Beitrittsverhandlungen zur Föderation auf dem Planeten der Silsviss geführt werden. Sicher, es hatte Gerüchte gegeben, dass die Anderen - die eingeschworenen Feinde der Föderation - in diesem Sektor des Weltraums gesichtet wurden. Aber Gerüchte gibt es immer. Das Ziel der Mission war der Schutz der Diplomaten. Und alles schien perfekt zu laufen. Vielleicht zu perfekt…

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Tanya Huff
Im Dienst der Föderation
Die Abenteuer der Torin Kerr
Übersetzt von Oliver Hoffmann
Military Science-Fiction

Inhaltsverzeichnis

Im Dienst der Föderation

Danksagungen

Prolog

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechzehn

Nachwort der Autorin

Impressum

Orientierungsmarken

Inhaltsverzeichnis

Danksagungen

Für Sheila, weil sie bereit war, ein Risiko einzugehen. Außerdem für Gord Rose, David Sutton, Leslie Dicker und all die anderen, die weltweit in militärischen Organisationen tätig sind, und für meinen Vater, der es im Koreakrieg bis zum Chief Petty Officer geschafft hat.
Zweimal.

Prolog

Ein Autor und Philosoph des späten 20. Jahrhunderts hat einmal gesagt: »Der Weltraum ist groß.« Dazu gibt es drei weithin bekannte Folgesätze. Der erste lautet, dass die Anzahl der Planeten, auf denen biologische Entwicklungen in der Reihenfolge stattfanden, die erforderlich ist, um Leben entstehen zu lassen, klein ist. Der zweite lautet, dass die Anzahl der Planeten, die trotz aller Widrigkeiten empfindungsfähiges Leben hervorgebracht haben, noch kleiner ist. Der dritte lautet, dass sich viele dieser empfindungsfähigen Lebensformen selbst auslöschen, ehe sie ihren Ursprungsplaneten je hinter sich lassen.
Wenn der Weltraum groß und weitgehend unbewohnt ist, müsste man eigentlich davon ausgehen können, dass Lebensformen, die nicht miteinander auskommen, sich gegenseitig aus dem Weg gehen können.
Leider bedeutet die Tatsache, dass besagte Lebensformen dazu imstande sind, nicht notwendigerweise, dass sie es auch tun.
Als die Anderen Systeme am Rand des Föderationsterritoriums angriffen, schickte das Parlament eine Gruppe Unterhändler, die darauf hinweisen sollte, dass eine Expansion in jede andere Richtung praktischer wäre, weil sie keine Konflikte hervorrufen würde. Die Unterhändler wurden in sehr kleine Stücke zerlegt zurückgeschickt, nachdem ihre Gesprächspartner ihr Schiff geschickt mit einer Zeitbombe versehen hatten, die genau dann explodierte, als sie den meisten Schaden anrichtete.
Die Föderation war plötzlich im Nachteil. Ihre Mitgliedsrassen hatten erst eine interstellare Präsenz erreicht, nachdem sie den Drang überwunden hatten, einander und sämtliche Fremde, denen sie begegneten, zu vernichten. Es gab jedoch Hinweise darauf, dass die Anderen den Weltraum erobert hatten, ohne zuvor diesen Reifegrad zu erreichen. Offenbar würde die Konföderation einige aggressivere neue Mitglieder rekrutieren müssen.
Die Menschen verfügten über eine primitive Raumstation und einen unsicheren Brückenkopf auf dem Mars, als die Föderationsschiffe auftauchten. Eine, nach Föderationsstandards ziemlich simple, Technologie in Verbindung mit der Information, dass die Anderen auf dem Weg zur Erde waren, überzeugte die Menschheit, ihre Militärmaschinerie ins All zu schicken, wo sie sich auf die interstellare Kriegsführung stürzten wie die H’san auf Käse.
Etwa anderthalb Jahrhunderte später, in denen mit Unterbrechungen mehr oder weniger ständig Krieg geherrscht hatte, hatten sich die Grenzen verschoben, und zuerst die di’Taykaner und dann die Krai hatten sich den Menschen angeschlossen. Doch ein Großteil der Militärterminologie, die Eingang in die Verkehrssprache der Föderation gefunden hatte, bestand aus Menschenbegriffen, und als die drei Rassen immer mehr verschmolzen, schlichen sich auch Begriffe aus den Sprachen der di’Taykaner und der Krai ein. Die Krai kannten zum Beispiel sechzehn nützliche Adjektive zur Beschreibung der Auswirkungen einer Splitterbombe auf weiche Ziele.
Auch wenn die Aufnahme jüngerer, aggressiverer Spezies zweifellos das Problem gelöst hatte, dass die Anderen dargestellt hatten, hatte sie auch das Antlitz der Föderation für immer verändert. Viele der ursprünglichen Mitgliedsrassen waren davon ein wenig überfordert und verbrachten ihre Zeit fortan damit, zu seufzen und sich der guten alten Tage zu erinnern.

Eins

Das Hornsignal Reveille war nicht unbedingt das, was man nach einer Nacht mit diversen Ausprägungen von zu viel und zu wenig durch seinen Schädel hallen hören möchte. Torin machte sich eine geistige Notiz, einen weniger aufdringlichen Weckton einzustellen, berührte mit der Zunge ihr Implantat und verbrachte die fünf gesegneten Sekunden bis zum Eintreffen der ersten Nachricht mit dem Versuch, sich zu erinnern, wie man die Augen öffnete.
*Beim Ton ist es 0530.*
Das Klingeln löste interessante Reaktionen auf den Innenseiten ihrer Lider aus. Was hatte sie nur getrunken?
*Um 0600 beginnt Ihr Dienst.*
Das würde möglicherweise ein Problem werden, wenn man bedachte, was für enorme Schwierigkeiten sie mit ihren grundlegenden Körperfunktionen hatte. Sie tastete nach dem Bedienfeld neben dem Bett, übte Druck aus, von dem sie hoffte, er werde ausreichen, um für gedämpftes Licht zu sorgen, und öffnete vorsichtig ein Auge einen Spalt breit. Dem Wenigen nach zu urteilen, was sie erkennen konnte, war dies nicht ihr Quartier. Die alles andere als topmoderne Ausstattung ließ auf ein Gästequartier auf der Station schließen – für einen nicht besonders wichtigen Gast.
Schließlich gelang es ihr, ihre aktuellen Empfindungen von ihren Erinnerungen zu separieren, und sie wandte den Kopf dem warmen Körper zu, der an sie geschmiegt lag. Ihr Atem bewegte sacht das kurze, violette Haar des di’Taykaners, und zwischen den sich bewegenden Strähnen wurde für einen kurzen Augenblick eines seiner spitzen Ohren sichtbar.
Ein di’Taykaner.
Das erklärte Verschiedenes. Es war kein Kater, sie hatte einen Pheromonschädel.
Torin glitt unter der Decke hervor, richtete sich auf, streckte sich ausgiebig und füllte ihre Lungen mit Luft, die nicht von der Körperwärme des di’Taykaners aufgeheizt war. Als ihre Erinnerung zurückkehrte, lächelte sie. Menschen fanden die Taykan nicht nur unglaublich attraktiv, ein Taykan in der di’-Phase gehörte auch zu den lebenslustigsten Lebensformen der Galaxis und stellte eine ideale, unkomplizierte Methode dar, die Erinnerungen an ihre letzte, furchtbare Außenmission ins Zentrum der Galaxis zu verbannen.
*Captain Rose möchte Sie um 0800 in seinem Büro sehen.*
Auf dem einzigen Stuhl im Zimmer lagen zwei Stapel Klamotten, beide fein säuberlich gefaltet. Ein strenger Sheshan musste ihn aufgezogen haben, dachte Torin, schnappte sich ihre Uniform und verschwand im Bad. Sie war jetzt neun Jahre beim Corps und hatte gerade erst gelernt, trotz Ablenkungen, ihre Kleidung so ordentlich zu falten.
Als sie wenige Augenblicke später voll bekleidet wieder aus dem Bad kam, konnte sie von ihrem Sexpartner der vergangenen Nacht nur einen grazilen Umriss unter der Decke und einen sich bewegenden Haarschopf auf dem Kissen erkennen. Erleichtert huschte sie zur Tür und blieb nur kurz stehen, um das Licht auszuschalten. Ein di’Taykaner hielt »Noch eine Nummer vor dem Frühstück?« für einen adäquaten Ersatz für »Guten Morgen.« Doch sie hatte keine Zeit und war ganz froh, dass ihre Willenskraft nicht auf die Probe gestellt wurde.
Draußen auf dem Gang vertrieb der vertraute »Irgendwo-ist-hier-ein-Leck«-Geruch der wiederaufbereiteten Luft der Station den restlichen Pheromonnebel aus ihrem Schädel.
*0547*, verkündete ihr Implantat auf Nachfrage. Dreizehn Minuten, bis ihre Freiheit endete und ihr Bildschirm wieder zu blinken begann. Dreizehn Minuten, um einen Teil der Station zu erreichen, bei dem die Diensthabenden nicht auf dumme Gedanken kommen würden.
»Ich hätte den Wecker auf fünf stellen sollen. Was habe ich mir dabei nur gedacht?«, murmelte sie, sprang in den Vertikalschacht – der zum Glück um diese Zeit leer war – und bewegte sich im freien Fall zwei Ebenen nach unten. Dort schnappte sie sich einen Handgriff und schwang sich in die Schleusenebene. Eigentlich war die Antwort kinderleicht. Sie hatte gedacht, sie müsse erst das Blutbad und die Erinnerung aus dem Kopf bekommen an die, die sie bei dem langsamen Rückzug zur Station auf einem Schiff verloren hatten, das eine Schlacht gewonnen, aber beinahe sein eigenes kleines Stück des Krieges verloren hatte. Genau wie die Nachrichten, die sie an Familienangehörige und Freunde versandt hatte, und die neuen Gesichter, die ewig neuen Gesichter, die bald eintreffen würden, um die zu ersetzen, die sie verloren hatten.
Sie hatte Vergessen gesucht und gefunden. Für eine Weile.
Er würde sich nicht benutzt fühlen. Sie vermutete, dass di’Taykaners dazu gar nicht in der Lage waren.
In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit war es gut, dass sich die Gästequartiere der Station auf derselben Seite des Kerns befanden wie die Kaserne. Ein weiterer Vertikalschacht, eine weitere Schleuse, und sie war im Uffz-Bereich1.
*0600.*
Staff Sergeant Torin Kerr machte sich auf den Weg zu ihrem eigenen Quartier und ließ dabei ihr Implantat die Berichte der zurückliegenden Nacht auf die Namen überprüfen, die sie auf ihre Überwachungsliste gesetzt hatte. Offenbar war niemand davon gestorben oder verhaftet worden.
In ihrer Abwesenheit war nicht alles in seine Bestandteile zerfallen.
Es war nichts Schlimmes passiert, und sie würde diesen di’Taykaner ja nie wieder sehen …
Um 0758 hatte Torin geduscht, sich umgezogen und näherte sich mit ihrem Tablet der Tür des Captains, wobei sie darüber nachgrübelte, warum er wohl ihre morgendliche Besprechung eine Stunde vorverlegt hatte. Als dienstälteste überlebende Uffz war sie sein amtierender First Sergeant gewesen, seit die schwer mitgenommenen Überreste der Sh’quo-Kompanie wieder auf der Station eingetroffen waren. Dabei würde es zweifellos nicht bleiben, aber das Bataillons-HQ würde wohl kaum vor den Rekruten, die erforderlich waren, um die Kompanie wieder auf Sollstärke zu bringen, einen neuen First Sergeant schicken – aber möglich war alles, wie sie nach kurzem Nachdenken einräumte. Das Bataillons-HQ hatte in der Vergangenheit schon mehrfach einen Führungsstil bewiesen, den man mit Fug und Recht als einzigartig bezeichnen konnte.
Es war auch möglich, dass man sie beförderte und der Captain es ihr rechtzeitig sagen musste, damit sie das 1000-Shuttle noch erwischte. Im Krieg wurde man schnell zum Sergeant, doch danach kam man langsamer voran, und es hieß, bis ein Landser seinen dritten Winkelstreifen bekam, hatte er gelernt, sich zu ducken. Doch da die Kompanie ihren First Sergeant verloren hatte, würde ein First nachrücken, und damit würde Platz für sie werden.
Sie hätte lieber First Sergeant Chigma zurückgehabt. Die wenigen Krai, die zu den Marines gingen, entschieden sich in der Regel für Panzerzüge oder die Luftunterstützung – ihre Füße waren für die Infanterie einfach nicht geeignet –, weswegen die wenigen, die sich nicht nur entschieden, Landser zu werden, sondern auch Karriere machten, nicht nur im Wortsinne große Fußstapfen hinterließen. Doch leider hatte Chigma bei ihrer letzten Außenmission mit dem falschen Ende einer feindlichen Schusswaffe Bekanntschaft gemacht …
*0759.*
Vielleicht hatte der Captain um neun einen Termin auf der Krankenstation.
Positiv denken, ermahnte sie sich und legte die Handfläche auf das Sensorfeld in der Mitte der Tür. Die können uns gar nicht schon wieder losschicken – dazu sind wir gar nicht in der Verfassung.
Die Anwesenheit eines Zweisternegenerals im Büro des Captains war eine unangenehme Überraschung. Torins Erfahrung nach war es nie gut, wenn Generäle die Befehlskette ignorierten und direkt mit den Sergeants sprachen. Am schlimmsten waren lächelnde Generäle.
»Sie müssen Staff Sergeant Kerr sein.«
Sie nickte, als er vortrat. »Sir.«
»Staff Sergeant, das ist General Morris.« Der Regenerationstank um seinen linken Unterschenkel verhinderte, dass der Captain aufstand, aber seine für einen so kleinen Mann überraschend tiefe Stimme reichte, um den General daran zu hindern, sich ihr weiter zu nähern. »Er hat neue Befehle für Sie.«
»Sagen wir lieber: eine Chance. Aber ich möchte nicht stören.« Er deutete auf das Tablet, das Torin unter dem Arm hatte. »Ich hörte, Sie sind amtierender First. Wir unterhalten uns nach Ihrem Morgenreport.«
»Sir.« Ihr Gesicht blieb trotz der lächelnden Musterung des Generals ausdruckslos, als sie an den Schreibtisch trat und die relevanten Dateien übertrug. Im Augenblick, wo sie außer Wir-sitzen-doch-alle-im-selben-Boot-Tonfall keinerlei Informationen hatte, wäre sie jede Wette eingegangen, dass General Morris zum einen noch nie in einem Gefecht gewesen war und dass zum anderen Captain Rose ihn noch weniger mochte als sie es tat. Dass der Captain zu wissen schien, was hier lief, ver­stärkte noch ihr Gefühl einer bevorstehenden Katastrophe.
»Ist Doctorow außer Lebensgefahr?«
»Er ist um 0300 wieder zu sich gekommen. Ist aufgewacht und wollte wissen, welcher …« In Anbetracht der Anwesenheit des Generals entschärfte sie das Zitat. »… Idiot sein Implantat vom Netz genommen hat.«
»Gute Neuigkeiten.« Nachdem er den Rest des Berichts rasch überflogen hatte, sah der Captain mit hochgezogenen Augenbrauen auf. »Keine Festnahmen?«
»Offenbar haben sich einige Vakuumjockeys von der Redoute im Haligan’s mit einigen unserer Leute von der Luftunterstützung gestritten, und Wetten auf den Ausgang des Streits abzuschließen erwies sich als angenehme Ablenkung.«
»Moment mal«, unterbrach der General und hob eine Hand, als wolle er jede weitere Diskussion physisch unterbinden. »Verstehe ich das richtig, Sie haben erwartet, dass Ihre Leute festgenommen werden?«
Torin und der Captain drehten sich synchron zu ihm um, wobei Torin ihre Haltung leicht veränderte, da sie zwar nicht an die Seite des Captains treten konnte, aber doch deutlich signalisieren wollte, wo sie stand, wenn er antwortete. »Ich bin sicher, wir müssen dem General nicht erzählen, was für eine Außenmission wir hinter uns haben. Nach so etwas gehe ich davon aus, dass meine Leute ein wenig Dampf ablassen müssen.«
Die dicken Wangen des Generals liefen fast kastanienfarben an. »Sie sind seit sechs Tagen auf dieser Station.«
»Die Hälfte von uns. Sir.« Wie viele kampferprobte Offiziere hatte Captain Rose sich hochgedient, sich aber die Fähigkeit eines Uffz bewahrt, dieses letzte Sir ganz speziell zu betonen.
Die beiden Männer sahen einander in die Augen.
General Morris schaute zuerst weg. »Man sagt, keine andere Kompanie hätte so viele Leute retten können«, gab er zu.
»Ich habe gute Leute, Sir. Ich habe auch gute Leute verloren.« Diese unaufdringliche Erinnerung ließ Torin dem Captain ins Gesicht sehen. Sie runzelte leicht die Stirn. Er sah müde aus. Seine helle Haut wirkte gräulich und er hatte Ringe unter den Augen. Wären sie allein gewesen, hätte sie gefragt, wie die Regeneration lief. So aber machte sie sich nur eine mentale Notiz, sich so bald wie möglich beim medizinischen Dienst über seinen Gesundheitszustand zu erkundigen. Als amtierender First ging er sie ebenso an wie der Rest der Kompanie.
»Ja. Gute Leute.« General Morris richtete sich auf und räusperte sich. »Was uns direkt zum Grund meines Hierseins führt.«
OScheiße. Jetzt kommt’s. Torin machte sich auf etwas gefasst, als er ein Ich-suche-jemanden-der-für-mich-die-Kastanien-aus-dem-Feuer-holt-Lächeln direkt auf sie richtete.
»Ich brauche einen Trupp, der so schnell wie möglich zu einem Sondereinsatz aufbrechen kann«
»Tut mir leid, ich habe keinen Trupp, Sir.«
Er wirkte kurz irritiert, dann aber kehrte sein Lächeln zurück. »Natürlich, das weiß ich. Ich hätte sagen sollen: Ich möchte, dass Sie aus den zur Verfügung stehenden Marines einen Trupp zusammenstellen.«
»Aus den traurigen Überresten der Sh’quo-Kompanie, Sir?«
»Ja.«
»Aus den Überlebenden, Sir?«
»Ja.« Das Lächeln des Generals wirkte jetzt ein wenig angespannt.
Torin befürchtete, dass diese Form der Nachfrage ausgereizt war, so erheiternd sie sie auch fand. »Viele von ihnen haben Urlaub genommen, Sir, aber es sollten bald neue Rekruten eintreffen.«
»Nein. Selbst wenn ich Zeit hätte, auf die neuen Rekruten zu warten, könnte ich sie nicht einsetzen.« Der General faltete die Hände hinter dem Rücken, eine Haltung, die Torin als Rührt-euch-Stellung zu erkennen glaubte, auch wenn sie schon lange keinen Appellplatz mehr gesehen hatte, und sah sie durchdringend an. »Mir ist Ihre Situation und die der Sh’quo-Kompanie durchaus bewusst, Staff Sergeant Kerr, und ich würde niemals Urlaub streichen, wenn es nicht absolut notwendig wäre. Doch das Problem, Sergeant, ist: Ich bereite eine sehr wichtige diplomatische Mission vor, die eine neue Rasse, die Silsviss, überzeugen soll, sich der Föderation anzuschließen, und dafür brauche ich eine Ehrengarde. Eine militärische Eskorte ist absolut unverzichtbar, weil die politische Führung der Silsviss von einer mächtigen Kriegerkaste dominiert wird, die wir auf keinen Fall beleidigen möchten. Nach sorgfältiger Überlegung habe ich beschlossen, dass die Sh’quo-Kompanie die beste zur Verfügung stehende Einheit ist.«
»Als Ehrengarde?« Torins Blick wanderte vom General zu ihrem Captain – der so neutral dreinblickte, dass ihre Hoffnung, es könnte sich hierbei um einen Witz handeln, im Keim erstickt wurde – und dann wieder zum General. »Wir sind Bodenkämpfer, Sir, keine Repräsentationseinheit.«
»Sie schaffen das schon, Sergeant. Ihre Leute müssen sich nur ein bisschen herausputzen und dann herumstehen und grimmig schauen. Sie werden neue Welten kennenlernen, neuen Lebensformen begegnen und ausnahmsweise mal nicht auf sie schießen.« Er machte eine Pause für Lacher, die allerdings ausblieben, und fuhr dann barsch fort: »Diese Mission ist für beide Seiten ein Gewinn. Ich muss keine Kompanie außerplanmäßig auf eine Außenmission schicken – was bedeutet, die Sh’quo-Kompanie kommt auch nicht außerplanmäßig zum Einsatz. Da keine schwere Artillerie erforderlich sein wird, kann die Ausrüstung der Kompanie trotzdem der fälligen Wartung unterzogen werden.«
»Ein voller Zug bildet eine beeindruckende Ehrengarde, Sir.«
»Es ist entscheidend, dass wir stark wirken, Sergeant.« Ganz kurz flackerte in den Augen des Generals ein echtes Gefühl auf, aber ehe Torin es deuten konnte, setzte er hinzu: »Außerdem gibt Ihnen diese Mission eine Gelegenheit, Ihren neuen Leutnant einzuarbeiten.«
»Meinen neuen …« Ihr fiel keine Antwort ein, die sie nicht vor ein Kriegsgericht bringen würde, also wandte sie sich an Captain Rose. »Sir?«
»Er ist gestern Nachmittag eingetroffen. Ich habe ihn gebeten, uns um 0900 hier zu treffen. Der General wollte, dass Sie zuerst Ihre Befehle erhalten und dann den Second Lieutenant ins Bild setzen.«
Offiziere befassten sich mit dem großen Ganzen, Unteroffiziere mit den Details. Zu den Aufgaben eines Staff Sergeants gehörte es, sich um frischgebackene Offiziere zu kümmern, die zum ersten Mal einen Zug kommandierten. Es war Torins dritter, denn Staff Sergeants hatten eine leicht höhere Lebenserwartung als Second Lieutenants.
Just als ihr Implantat verkündete, es sei jetzt 0900, meldete die Tür des Captains einen weiteren Besucher.
»Öffnen.«
Die Tür glitt in die Wand, und ein di’Taykaner in der Uniform eines Second Lieutenants des Marine Corps der Föderation, der deutlich sichtbar einen Pheromondämpfer an der Kehle trug, betrat das Büro. Für sie sah ein di’Taykaner aus wie der andere. Damit war Torin nicht besser als die meisten anderen Menschen darin, sie auseinanderzuhalten. Ungeachtet ihres Geschlechts waren sie groß, schlank, knochig und bewegten sich selbst schwer gerüstet, als tanzten sie. Ihre Haare, die in Wirklichkeit gar keine Haare, sondern ein aus Proteinen bestehendes Sinnesorgan war, war stets acht Zentimeter lang, weswegen sie aussahen, als hätten sie alle denselben Frisör, und da sie das Corps ihres etwas eklektischen Kleidungsstils beraubte …
Hätte das jeder beliebige di’Taykaner sein können. War es aber nicht.
Er riss die violetten Augen, die genau einen Farbton dunkler waren als sein Haar, leicht auf, als er sie sah, und dann noch etwas mehr, als er den General erblickte. »Second Lieutenant di’Ka Jarret meldet sich zum Dienst, Captain.«
»Willkommen bei der Sh’quo-Kompanie, Lieutenant. General Morris wird Sie gleich mit Ihrer Mission vertraut machen, doch zunächst möchte ich Ihnen Staff Sergeant Kerr vorstellen. Sie wird Ihre leitende Unteroffizierin sein.«
Seine Mundwinkel hoben sich leicht. »Staff.«
»Sir.« Torin hätte in diesem Augenblick sicher alles Mögliche durch den Kopf gehen können, doch ihr einziger Gedanke war: Das erklärt, warum er seine Klamotten so exakt gefaltet hat – eine vollkommen irrelevante Erkenntnis. Sie hoffte nur, es würde ihr gelingen, ihren Gesichtsausdruck unter Kontrolle zu bringen, ehe Captain Rose ihr seinen allzu scharfen Blick zuwandte.
»Sergeant, wenn Sie den Zug zusammenstellen … reißen Sie dabei nach Möglichkeit keine Feuerteams auseinander. Wir drei …«
Sie konnte nicht umhin, ihn dafür zu bewundern, wie selbstverständlich er durch sein Wir den General mit ins Boot holte.
»… werden uns heute Nachmittag ansehen, was Sie haben.«
»Jawohl, Sir.« Sie wandte sich an General Morris, ohne Habachtstellung anzunehmen. »Mit Verlaub, General, wenn ich Freigang streichen soll, muss ich genau wissen, was Sie mit ›So bald wie möglich‹ meinen.«
»48 Stunden.«
Sie hätte es wissen müssen – die Schreibtischtäterversion von ›So bald wie möglich‹, die in ihrer Sprache ›Es eilt nicht‹ bedeutete. »Danke, Sir.« Sie nahm ihr Tablet vom Schreibtisch des Captains, nickte allen drei Offizieren zu, machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum.
Die dröhnende Stimme des Generals verfolgte sie auf den Gang.
»Lieutenant, ich habe einen Vorschlag, von dem ich denke, Sie werden …«
Dann verließ sie den Bereich der Annäherungssensoren und die Tür schloss sich.
»Typisch«, seufzte Torin. »Offizieren macht man einen Vorschlag, wir anderen werden einfach direkt gefickt.«
Technisch gesehen hätte sie am Schreibtisch des First Sergeants in dem kleinen Büro direkt neben dem des Captains arbeiten können. Man hatte alle persönlichen Daten Chigmas gelöscht und seine persönlichen Gegenstände entfernt – es war jetzt nur noch ein Schreibtisch. Hübscher als alle anderen, zu denen sie Zugang hatte, aber trotzdem nur ein Schreibtisch. Deshalb wollte sie ihn nicht verwenden. Manchmal war es einfach zu deprimierend, vor Augen geführt zu bekommen, wie schnell das Corps über Verluste hinweg ging.
Die Vertikalschächte waren zu dieser Morgenstunde voll, deshalb schnappte sie sich die nächste freie Schlaufe hinunter zu Deck C, wobei sie einen angewiderten Blick mit einem Navy Warrant in der nächsten Schlaufe austauschte. Beide waren sich einig darüber, dass diese langsame Fortbewegungsart nichts als Zeitverschwendung war. Als sie sich schließlich auf das Deck schwang, war Torin bereit, den Idioten von der Stationsprogrammierung zu töten, der beschlossen hatte, Personal, das nicht entkommen konnte, mit geschmackloser Musik zu beschallen.
»Morgen, Staff.«
Die fröhliche Begrüßung riss sie aus ihren Gedanken und sie wandte sich dem Marine zu, der mit einem Putzgerät am Rand der Schleuse kniete, dessen Vibrationen sein türkisfarbenes Haar dicht am Kopf anliegen ließen. Er hätte die Zargen auch automatisch schrubben lassen können, aber auf einer Station, auf der Tausende von Marines untergebracht waren, war Handarbeit eine nützliche Disziplinierungsmaßnahme. »Schon wieder Putzdienst, Haysole?«
Der di’Taykaner grinste. »Ich habe nur die Abkürzung über den Kern genommen. Dachte, ich könnte zurück sein, bevor jemand merkt, dass ich meinen Dämpfer nicht trage.«
»Sie haben an einem Fünftagabend ungedämpft den Kern durchquert – und haben dafür nur Putzdienst kommen?«
»Ich war in ständiger Bewegung, so schlimm war es nicht.« Türkisfarbene Augen blitzten. »Leider hat auch Sergeant Glicksohn gerade den Kern durchquert. Äh, Staff …« Er hielt inne, weil zwei menschliche Ingenieure durch die Schleuse kamen und wartete, bis sie außer Hörweite waren. »… ich habe gehört, Sie hätten im Büro des Captains viele Sterne gesehen.«
Torin presste ihr Tablet an sich. Viele di’Taykaner waren beim Nachrichtendienst – die meisten Arten mussten sich größte Mühe geben, sich ihnen nicht unwillkürlich anzuvertrauen. Sie hatte keine Ahnung, wie vertraulich General Morris seinen Besuch behandelt wissen wollte, aber das war jetzt auch irrelevant. »Was haben Sie denn sonst noch gehört, Haysole?«
Er grinste und nahm die Tatsache, dass sie es nicht bestritt, als Bestätigung. »Ich hörte, der General suche nach einer Gelegenheit, ach, sagen wir, mehr zu werden, als er ist.«
»Eine Beförderung?«
»Niemand hat dieses Wort benutzt, aber …« Er ließ den Satz bedeutungsschwer unvollendet.
Torin ignorierte die unausgesprochene Aufforderung zum Kommentar. »Ist das alles?«
»Zum General ja. Aber ich habe außerdem gehört, der neue Trilinshy sei ein di’Ka.«
Sie runzelte die Stirn, und sein Grinsen verschwand, als ihm klar wurde, dass sie Trilinshy in etwas übersetzt hatte, dass der eindeutig negativen Wortbedeutung nahekam.
»Das heißt«, korrigierte er sich eilig, »der neue Second Lieutenant ist ein di’Ka, Staff Sergeant. Bedeutende Familie. Es wird nicht leicht sein, mit ihm zusammenzuarbeiten.«
»Für mich oder für Sie?« Private First Class Haysole war ein di’Stenjic. Fünf Buchstaben mehr im Familiennamen eines Taykan bedeuteten einen beträchtlichen Klassenunterschied.
»Sie kennen mich doch, Staff …« Die Geste, mit der er seine Worte begleitete, bedeutete, sie könne ihn jederzeit gerne noch näher kennen lernen. »… ich versuche, mit jedem auszukommen.«
»Staff Sergeant Kerr?«
Torin schreckte hoch, und ihr wurde plötzlich klar, dass sie etwas zu lange ins Leere gestarrt hatte, weil ihr plötzlich klar geworden war, was es bedeutete, bei einer Außenmission, bei der keine Schüsse fallen sollten, für einen adligen Second Lieutenant und einen Zug Soldaten verantwortlich zu sein. Und falls das noch nicht spaßig genug klang, war da noch die Tatsache, dass sie mit besagtem Lieutenant geschlafen hatte. Der einzige Lichtblick ihres Morgens war, dass dieser Fakt noch nicht Gegenstand des allgemeinen Klatsches war. »Sie haben da was übersehen«, sagte sie, deutete auf eine Stelle an einer der Zargen und ging.
***
Da der Wunsch nach Genussmitteln eine direkte Folge der Empfindungsfähigkeit war, war Kaffee praktisch seit dem ersten Kontakt eines der wichtigsten Agrarexportgüter der Erde an die Föderation gewesen. An den meisten Tagen gefiel Torin der Gedanke, genau das gleiche Getränk zu sich nehmen zu können wie ihre Mehrfach-Ur-Großmutter in grauer Vorzeit, doch an diesem Tag hätte sie ihren rechten Arm für eine Tasse Krai sah und dessen höchst illegale Auswirkungen auf das menschliche Nervensystem gegeben.
»Staff? Ich habe den Download über die Silsviss, den Sie wollten.«
Sie widerstand dem Drang zu gähnen und beugte sich zu der Bildübertragung vor. »Danke, Corporal. Schicken Sie es auf meinen Schreibtisch.«
»Bin dabei«, bestätigte das kleine Abbild des Verwaltungscorporals und verschwand.
Viel war es nicht.
Um einen Teilabschnitt der Front zu sichern, wollte die Föderation die Verteidigungssatelliten neu anordnen, sodass ein Satellit direkt über dem Zentrum von 7RG6, inzwischen besser bekannt als das Silsviss-System, hing. Leider hatten die Silsviss, eine warmblütige Reptilienrasse, auf ihr eigenes System begrenzte Raumfahrt entwickelt. Sie hatten sowohl ihren Mond als auch den nächstgelegenen Nachbarplaneten erreicht und waren dabei, eine Station im Orbit zu bauen – wobei Torin sich fragte, wo diese angesichts der zahlreichen bereits im Orbit befindlichen Waffenplattformen noch Platz finden sollte. Ihre Technologie war zwar für die Begriffe der Föderation primitiv, aber mehr als ausreichend, um alles zu zerstören, was ohne ihre Zustimmung installiert wurde – was ihre Zustimmung zu manchen Dingen unverzichtbar machte.
»Deshalb die Speichellecker-Mission«, murmelte Torin und füllte ihre Tasse aus dem Warmhaltebehälter auf dem Schreibtisch auf. Sie wusste nicht, was General Morris getrunken hatte, aber präsentabel zu sein und saubere Paradeuniformen zu tragen genossen bei einer kämpfenden Einheit nicht gerade höchste Priorität. Wenn Haysoles Quellen zuverlässig waren – und das waren sie im Allgemeinen – und der General mithilfe dieser Mission eine Beförderung anstrebte, war er ein noch größerer Idiot, als sie zunächst gedacht hatte.
Leider war er ein Zweisterneidiot.
Abgesehen von Lieutenant Jarret und ihr selbst brauchte sie noch neununddreißig Marines – neun vierköpfige Feuerteams und drei Sergeants – die das medizinische Personal nicht nur für weitere Außenmissionen diensttauglich geschrieben hatte, sondern die auch eine diplomatische Mission nicht versehentlich in ein Blutbad verwandeln würden. Selbst wenn die drei Infanteriezüge der Sh’quo-Kompanie auf voller Mann­stärke gewesen wären, wäre es schwierig gewesen, neun der siebenundzwanzig Feuerteams auszusuchen. Eine Auswahl unter den siebzehn Teams, die das medizinische Personal diensttauglich geschrieben hatte, war fast unmöglich.
Bei dieser Auswahl spielten Parameter eine Rolle, mit denen ein Computer nichts anfangen konnte.
First Sergeant Chigma hätte seine drei Staff Sergeants zusammengerufen. Um sich von unserem Hirn eine Scheibe abzuschneiden, dachte Torin finster. Diesen Satz durfte sie nicht laut sagen, denn leider standen die Krai ungemein auf den Geschmack menschlichen Gewebes. Leider blieben aufgrund ihrer Rolle als stellvertretender First Sergeant nur zwei Unteroffiziere im Zug übrig, und Greg Reghubir hatte das medizinische Personal für die nahe Zukunft kaltgestellt. Blieb also einer. Nach kurzem Nachdenken gab sie Sergeant Sagarhas Implantatcode in den Schreibtisch ein. Er hatte die Überreste von Reghubirs Zug übernommen. Er kannte zwar wahrscheinlich nur die Feuerteams seiner eigenen Gruppe, doch er war dennoch die beste Informationsquelle, die sie hatte. Dann lehnte sie sich um die Trennwand herum in den Arbeitsbereich des nächsten Staff Sergeants.
»Wenn Sie mal einen Augenblick Zeit haben, Amanda, bräuchte ich Sie an meinem Schreibtisch.«
***
»Sie haben ganz schön viele Menschen dabei. Es muss doch irgendwo noch ein oder zwei di’Taykaners geben« Amanda klopfte mit der Fingerspitze gegen ihren Bildschirm, bis dieser protestierte. »Was ist mit Haysole?«
»Ich mache mir um den Klassenunterschied zu unserem neuen Lieutenant einige Sorgen.«
Der andere, ebenfalls weibliche überlebende Staff Sergeant der Sh’quo-Kompanie hob eine kastanienbraune Braue. »Wäre es Ihnen lieber, wenn sie es auskämpfen würden?«
»Es wäre mir jedenfalls lieber, wenn sie es nicht vor einem Dutzend Diplomaten und einer Spezies, die wir zu beeindrucken versuchen, austragen würden.« Torin lehnte sich im Stuhl zurück und wandte sich an die andere Person an ihrem Schreibtisch. »Was meinen Sie, Sagarha?«
Sergeant di’Garn Sagarha runzelte nachdenklich die Stirn. »Wäre möglicherweise problematisch, wenn di’Ka kein Offizier wäre. So aber sollte das kein Problem darstellen. Aber ich will Ihnen sagen was mir Sorgen macht: Haysole könnte uns Schwierigkeiten bereiten. Er ist ein guter Kämpfer, aber sobald niemand auf ihn schießt, fängt er an, sich zu langweilen, und dann hat er plötzlich drei Tage Latrinendienst.«
»Ich habe kein Problem mit sauberen Toiletten«, sagte Amanda.
»Haben wir niemand anderen?«
Die drei gingen die Listen noch einmal durch.
»Nein, nicht in einem kompletten Feuerteam.«
»Dann schätze ich, Haysole ist dabei.« Torin verschob das Feuerteam des di’Taykaners in die Zug-Datei. »Wenn ihm zu langweilig wird, nehme ich ihn persönlich unter Beschuss.«
»Ihnen fehlen noch ein paar Krai.«
»Von den sechs sind nur vier einsatzfähig, und einen davon nehme ich mit«, stellte sie klar.
»Warum nehmen Sie nicht Ressk?«
»Würde ich gerne. Es wäre schön, noch ein paar mehr leistungsfähige Gehirne dabei zu haben.« Ressk, ein Mitglied von Sergeant Sagarhas Gruppe, war dafür bekannt, dass kein noch so sicheres militärisches Programm ihm etwas entgegenzusetzen hatte. Der Nachrichtendienst wollte ihn, aber zum Glück für die Kompanie hatte er keine Lust auf Nachrichtendienst.
»Wenn Sie Ressk nehmen, kriegen Sie auch Binti Mashona. Ich habe sie schon zweimal für die Scharfschützenausbildung empfohlen, aber wir schicken sie jedes Mal wieder raus, ehe die Verwaltung das freigegeben hat.«
»Wie gesagt, würde ich gerne, aber ist ihr Teamleiter nicht noch einsatzunfähig?«
Sagarha schaute auf seine Liste. »Der medizinische Statusbericht, den ich heruntergeladen habe, sagt, Corporal Hollice sei in sechsunddreißig Stunden wieder einsatzfähig.«
»Ich frage mich, warum das in meinem nicht steht«, murmelte Torin und fuhr mit dem Finger die Icons entlang. »Wahrscheinlich hat irgendein Idiot es an den Schreibtisch des First Sergeants übertragen.«
»Wahrscheinlich hat irgendein Idiot geglaubt, da würden Sie sich aufhalten«, vermutete Amanda und setzte hinzu: »Ich dachte, Hollice hätte einen Daumen verloren?«
»Hat er, aber Ressk hat ihn gekühlt, und die Leute vom Corps haben ihn wieder angenäht, ehe wir wieder auf der Station waren.«
»Ich wette, Ressk war sauer, weil er ihn nicht als Snack gekriegt hat«, kicherte sie.
»Marines essen keine anderen Marines«, murmelte Torin geistesabwesend. Die acht Teams, die ihnen eingefallen waren, enthielten alle Marines, die ihre erste Wahl gewesen waren, und auch bereits einige aus der zweiten Reihe. Langsam wurde es eng. Schließlich seufzte sie. »Ich sehe keine andere Möglichkeit. Wir werden Corporal Conns Team einsetzen müssen.«
»Nein.« Amanda schüttelte den Kopf. »Ich habe ihm ver­sprochen, dass er seine Tochter besuchen darf. Er hat bald Urlaub.«
»Zum einen hat General Morris jeglichen Urlaub gestrichen. Zum anderen haben wir keine Alternative. Algress kommt nicht infrage, nicht, wenn es auf dem Planeten eine reptilische Lebensform gibt – nicht nach Rarna IV.«
»Ich dachte, er hätte eine Therapie gemacht.«
Nach einer bedeutungsschwangeren Pause schnaubten die drei Unteroffiziere im Chor.
»Conn wird ranmüssen«, wiederholte Torin.
»Aber seine Tochter …«
Angesichts einer Lebenserwartung von etwa hundertzwanzig alten Erdjahren warteten die meisten menschlichen Marines mit dem Kinderkriegen, bis sie entweder aus dem Corps ausschieden oder sich für eine Laufbahn als Karrieresoldat entschieden hatten. Corporal Grad Conn hatte sich verliebt, ein Ehepaarquartier auf der Station beantragt und eine Familie gegründet. Seine Tochter Myrna Troi war zum inoffiziellen Maskottchen der Sh’quo-Kompanie geworden, und alle verwöhnten sie abwechselnd. Selbst Torin, die mit Kindern normalerweise ebenso wenig anfangen konnte wie mit H’san, fand sie ziemlich süß. Es war auch wirklich schwer, eine Vierjährige nicht zu bewundern, die eine Hygieneeinheit in so viele Einzelteile zerlegen konnte, dass drei Ingenieure den Großteil einer Schicht brauchten, um sie wieder zusammenzusetzen.
»Verlängern Sie seinen Freigang, bis wir an Bord gehen.«
»Auf wessen Verantwortung?«
»Auf meine.«
Amanda beugte sich zu dem di’Taykaner hinüber und sagte mit verschwörerisch gesenkter Stimme: »Langsam klingt sie regelrecht wie ein First Sergeant.«
»Sehr dominant«, bestätigte Sagarha breit grinsend.
»Vor allem Ihnen sehr vorgesetzt«, erinnerte Torin sie.
»Scheiße.« Amanda richtete sich auf und runzelte aufgrund einer plötzlichen Erkenntnis die Stirn. »Das bedeutet, ich vertrete Sie in Ihrer Abwesenheit als First Sergeant. Wenn ich herausfinde, dass Sie sich für diese Mission freiwillig gemeldet haben, um sich nicht mit den neuen Rekruten abgeben zu müssen …«
»Soll ich dem Captain sagen, dass Sie sich freiwillig melden, um an meiner Stelle zu gehen?«
»Vergessen Sie es.«
»Was ist mit Sergeants?«, fragte Sagarha.
»Melden Sie sich freiwillig?«
Er grinste. »Wohl kaum.«
»Ich hätte gern Doctorow dabei. Er nervt wie die Sau, aber er hat Umgangsformen, und das könnte uns zupasskommen. Leider wird ihn der medizinische Dienst erst diensttauglich schreiben, wenn die Psychologen ihn ordentlich in die Mangel genommen haben.«
»Sie sollten denen sagen, dass er immer so ist.«
»Habe ich. Sie haben nicht zugehört. Abgesehen davon will ich Glicksohn, Chou und Trey.«
»Zwei Menschen und einen di’Taykaner?«
»Der Lieutenant ist ein di’Taykaner. Das geht schon.«
Die drei starrten auf die endgültige Liste, die neununddreißig Namen umfasste. »Glauben Sie, der Captain wird da einen Haken dran machen?«, fragte Amanda.
»Das hoffe ich doch schwer.«
»Ich habe mich immer schon gefragt, woher eigentlich dieser Spruch mit dem Haken kommt.«
Torin zuckte die Achseln und lud die Liste auf ihr Tablet hoch. »Ich habe nicht den blassesten Schimmer.«
***
Aus dem kurzen Abstecher in die Waffenkammer wurde über eine Stunde, in der sie sich Klagen anhören musste. Ich hätte verschwinden sollen, als ich die Worte »He, Kerr, sind Sie nicht der amtierende First Sergeant?« gehört habe. Keine Ahnung, wie Chig das ausgehalten hat.
Torin war spät dran und aß deshalb rasch in einer speziesneutralen Kantine im Kern zu Mittag. Bisher schrie ihr Tag nach einem großen Teller Poutine und einem Bier. Leider war der Ruf der Pflicht noch lauter, und sie begnügte sich mit einer Schale Nudeln, die nicht besonders üppig mit einer undefinierbaren Mischung aus Grünzeug und Fleisch garniert waren. Manchmal, grübelte sie, nachdem sie beschlossen hatte, lieber gar nicht wissen zu wollen, um was für Fleisch es sich handelte, denke ich, ich wäre vielleicht doch besser auf dem Hof geblieben.
»Darf ich mich setzen?«
Manchmal war sie sich sogar ganz sicher, völlig ohne vielleicht. »Dies ist eine öffentliche Kantine, Sir.«
Lieutenant Jarret setzte sich auf einen Hocker, stützte die Ellbogen auf den Tisch und lächelte. »Was, wenn es keine wäre?«
»Es gibt gute Gründe, warum persönliche Beziehungen im Dienst nicht gerne gesehen sind, Lieutenant – außer natürlich zwischen di’Taykanern. Sie unterminieren die Befehlskette und können zu Fehlentscheidungen in Situationen führen, in denen es um Leben und Tod geht.«
»Wollen Sie damit sagen, dass letzte Nacht – Sie und ich – nie passiert ist?«
»Nein, Sir, ich sage lediglich, es wird nicht wieder vorkommen.« Sie starrte in ihre Nudeln. »Obgleich es zweifellos enorm hilfreich für mich wäre, wenn wir einfach so tun können, als wäre es nie passiert.«
»Warum?«
»Weil ich jedes Mal, wenn ich Sie sehe, an …« Violette Augen glitzerten, und sie musste unwillkürlich lächeln. »Ja, zugegeben, es ist eine schöne Erinnerung, aber …«
»… es darf nicht sein, dass jeder Mensch im Zug jedes Mal daran denkt, wenn Sie einen meiner Befehle weitergeben.« Er erwiderte das Lächeln. »Mir sind die Speziesparameter klar, Staff Sergeant Kerr, so sehr ich sie auch bedaure, und um das zu sagen wollte ich mich eigentlich zu Ihnen setzen.«
»Oh.« Ein plötzliches Kichern vom anderen Ende der Kantine verschaffte Torin einen Vorwand, ihre Aufmerksamkeit einem kleinen Tisch zuzuwenden, an dem drei menschliche Teenagerinnen saßen.
»Was ist?«
»Sie werden beobachtet, Sir.«
Er warf ihnen einen Blick über die Schulter zu, und nach einem Augenblick entnommenen Schweigens hauchte eines der Mädchen: »Elfen«, während die beiden anderen einfach nur seufzten.
Die inoffizielle Reaktion des aus First Sergeants bestehenden menschlichen Kontaktteams bei der ersten Begegnung mit den di’Taykanern hatte gelautet: »Heilige Scheiße, das sind Elfen!« Zum Entsetzen aller politisch korrekten Xenoanthropologen war es bei diesem Spitznamen geblieben. Als man die di’Taykaner über die Mythologie informiert hatte, in der er seine Wurzeln hatte, schien er ihnen nichts auszumachen, und einige di’Taykaners hatten sich sogar angewöhnt, entsprechend zu leben. In der Grundausbildung hatte Torin tatsächlich einen di’Taykaner getroffen, der nach einem Charakter in einem alten terranischen Buch Celeborn geheißen hatte.
Das Seufzen verwandelte sich in Gekicher.
»Ich glaube, Sie müssen Ihren Dämpfer nachjustieren, Sir.«
»Und ich glaube, Sie haben vergessen, wie Sie in deren Alter waren.«
»Korrekt, und zwar mit Freude.« Sie schob ihre leere Schale in den Recyclingschacht und erhob sich. »Es ist 1340, Sir. Um 1400 will der Captain uns sehen.«
Lieutenant Jarret erhob sich ebenfalls und nickte in Richtung ihres Tablets, während sie im Gleichschritt durch die Kantine gingen. »Sollte ich irgendetwas über die Leute wissen, die Sie ausgewählt haben?«
»Es wäre ihnen allen lieber gewesen, wenn ich jemand anderen ausgesucht hätte, aber ansonsten nicht.« Torin empfand es als gutes Zeichen, dass der Lieutenant sie um Informationen bat. Zu viele Offiziere dachten nach der Ausbildung, sie könnten den Krieg im Alleingang gewinnen. Zum Glück überstanden solche Offiziere ihren Erstkontakt mit Kampfeinheiten üblicherweise nicht besonders lange – manchmal bekam sogar der Feind die Chance, sie zu eliminieren. Sie runzelte nachdenklich die Stirn, während sie zu Fuß ein Deck höher gingen. »Es sind alles Leute, die man im Kampf gerne an seiner Seite hat, Sir, aber ich bin nicht sicher, wie sie mit protokollarischen Aufgaben klarkommen werden.«
»General Morris schien der Ansicht zu sein, die Silsviss wären mit Kampferfolgen leichter zu beeindrucken als mit der Fähigkeit, in Reih und Glied zu marschieren.«
»Da haben wir aber Glück gehabt.«
»Doch er hat vorgeschlagen, dass wir auf dem Weg ein bisschen Drill anberaumen.«
Torin schnaubte.
»Sie halten das nicht für notwendig, Sergeant.«
»Notwendig? Doch, Sir. Überlebbar?« Sie zuckte die Achseln.
»Der General scheint der Auffassung zu sein, der Zug könne das als eine Art Arbeitsurlaub betrachten.«
»Tut er das, Sir?«
»Sind Sie anderer Meinung?«
»Entweder wir arbeiten, oder wir haben Urlaub. Beides gleichzeitig geht nicht.«
»Guter Einwand, aber der General glaubt …«
Torin blieb vor der Tür des Captains stehen, seufzte und wandte sich dem Lieutenant zu. Angesichts ihrer Reife in anderen Dingen vergaß man leicht, dass di’Taykaners, wenn sie Second Lieutenants waren, genauso jung und unerfahren waren wie Menschen. »Verzeihung, Sir, aber Sie werden diesen Zug befehligen, nicht der General. Vielleicht machen Sie sich am besten Ihre eigenen Gedanken.«
Seine spitzen Ohren knickten leicht ein, aber seiner Stimme war die Verlegenheit, die er zweifellos empfand, nicht anzuhören. »Ich werde darüber nachdenken, Sergeant.«
»Danke, Sir.« Sie meinte es ernst und brachte das auch so gut wie möglich zum Ausdruck. Niemand ließ sich gern von oben herab behandeln, am wenigsten Second Lieutenants, die sich noch nicht darüber im Klaren waren, wie weit ihre Macht eigentlich reichte.
Lieutenant Jarret musterte sie, dann lächelte er plötzlich. »Wissen Sie, der General hat auch gesagt, ein guter Staff Sergeant sei sein Gewicht in Sprenggranaten wert.«
»Ich vermute, dies ist General Morris’ erster Kampfeinsatz, Sir.«
»Warum?«
»Weil er gefickt ist, wenn das alles ist, was er für einen guten Staff Sergeant kriegt …« Sie erwiderte sein Lächeln und trat beiseite, als sich die Tür des Captains öffnete. »… Sir.«

Zwei

»Sind das alle?«
»Bis auf einen, Sir.«
Lieutenant Jarret, der die Marines beobachtet hatte, die unter ihm in der Ladebucht herumwuselten, wandte sich seinem Staff Sergeant zu. »Einen?«, fragte er.
Die Betonung seiner Frage machte deutlich, was er eigentlich wissen wollte. Torin, die versucht hatte, den Namen nicht zu erwähnen, hatte jetzt keine andere Wahl mehr. »Corporal Conn, Sir.«
»Der Mann, dessen Freigang Sie verlängert haben?«
»Ja, Sir.«
»Weiß er, dass wir heute Morgen aufbrechen?«
Torin zuckte bei dem täuschend milden Tonfall zusammen. Der Sarkasmus des di’Taykaners war so schneidend, dass ihm kein Schott standgehalten hätte. Ehe sie antworten konnte, erhob sich eine herrische Stimme mit der Aufforderung, sofort abgesetzt zu werden, über den allgemeinen Lärm, und sie lächelte. »Da ist er ja, Sir.«
Jarret sah zu, wie ein großer Mann ein Kind mit flammendrotem Haar von seinen Schultern hob und vorsichtig an Deck absetzte. »Er hat seine Tochter mitgebracht?«
»Ja, Sir, Myrna Troi. Sie verabschiedet die Kompanie immer.«
»Ich fasse es nicht, was Menschen ihren Kindern antun«, sinnierte Jarret, während das kleine Mädchen herumrannte und die Grüße des gesamten Zugs entgegennahm, als stünden sie ihr zu. »Bis Taykan ihre di’-Phase erreichen, wachsen sie sehr behütet auf.«
»Wir sind eine ziemlich flexible Spezies, Sir.«
»Ach, wir etwa nicht?« Violettes Haar hob sich und unterstrich den Doppelsinn der Konversation.
»Lieutenant …«
»Tut mir leid.« Er grinste, was zeigte, dass es ihm eigentlich überhaupt nicht leidtat, und ging Richtung Treppe. »Da sich Corporal Conn entschlossen hat, sich uns anzuschließen, können wir anfangen.«
***
»Ich werde wahrscheinlich gewachsen sein, bis du zurückkommst. Wahrscheinlich bin ich dann so groß.« Auf Zehenspitzen stehend reckte Myrna Troi die Hand in die Luft, so hoch sie nur konnte, also knapp oberhalb des Kopfes ihres Vaters, der vor ihr in die Hocke gegangen war. »Wahrscheinlich bin ich dann ein Sartschent«, teilte sie ihm streng mit, die rostroten Brauen über den smaragdgrünen Augen hochgezogen. »Dann musst du tun, was ich dir sage und darfst nicht mehr fortgehen.«
»Tut mir leid, Süße. Daddy will nicht weg, aber er muss.«
Sie starrte ihn lange an, dann schmiegte sie sich an seine Schulter und seufzte tief. »Ich weiß.«
»Pass auf Mama auf, während ich fort bin.«
»Mama wird wahrscheinlich weinen. Mama sagt, du solltest kein Marine mehr sein. Mama sagt, du solltest auf der Station arbeiten. Mama sagt, Trisha hat sich wahrscheinlich die Titten machen lassen.«
Etwas verwirrt wegen der letzten vertraulichen Informationen küsste Corporal Conn seine Tochter auf den Scheitel.
»Und weißt du, was noch? Wenn du weg bist, fällt mir wahrscheinlich der Zahn aus.« Torin ging an den beiden vorbei zu der großen Doppelschleuse. Wenigstens können wir diesmal sicher sein, dass er zu ihr zurückkommt, dachte sie, als der Zug sich ihr anschloss. Dann setzte sie vorsichtshalber ein wahrscheinlich hinzu, um ihr Glück nicht überzustrapazieren.
***
Drei Tage nach dem Abflug von der Station dockte das Marine-Konglomerat aus Wohnquartieren, Messe, Fitnesscenter, Waffenkammer und Luftunterstützung am Föderationsschiff Berganitan an, das die Diplomatengruppe aus dem inneren Sektor an Bord hatte.
Augenblicke nach der Freigabe glitt das gesamte Schiff in den Susumiraum, und bis auf die Plasmaingenieure stellten sich alle auf Wartezeit ein. Die Zeit war im Susumiraum eigentlich nur für die relevant, die die Berechnungen anstellen musste, anhand derer das Schiff praktisch im Moment seines Eintritts in den Realraum zurückwechselte, wobei es mehrere Lichtjahre zurücklegte.
»Gute Nachrichten. Second Lieutenant Jarret hat einen mittelmäßigen Abschluss.«
Mehrere Angehörige der Ersten Schwadron blickten auf, und jemand fragte: »Warum sind das gute Nachrichten, Res?«
Ressk, der die nackten Füße auf einem der Tische in dem freien Bereich zwischen den beiden Kojen-Doppelreihen liegen hatte, streckte die Zehen und grinste breit Juan Checya an, den schweren Kanonier seines Feuerteams. »Wenn er Klassenbester gewesen wäre, wäre er ein unerträglicher Streber gewesen, als Schlusslicht ein Chrick.«
»Essbar?«
»Essbar.«
Checya schnaubte und ließ sich auf seine Koje fallen. »Was zur Hölle ist für dich eigentlich nicht essbar?«
»Nicht viel«, gab Ressk, dessen Finger über sein Tablet flogen, zu. »O, das ist ja interessant. Eine der Elterneinheiten des Lieutenants war Admiralin di’Ka Tereal, heute Ex-Admiralin qui’Ka Tereal, die versucht hat, seine Bewerbung auf die Station Ventris zu hintertreiben.«
»Wollte sie ihn für die Scheiß-Navy?«
»Sie wollte, dass er überhaupt nicht zur kämpfenden Truppe geht.«
Corporal di’Merk Mysho warf ihre Bürste in ihren Spind und beugte sich über Ressks Schulter. »Das ist so ein qui’Taykan-Ding«, erklärte sie. »Es gibt nichts Konservativeres als eine Erzeugerin. Sind diese Akten nicht Verschlusssache?«
»Kommt darauf an, was du damit meinst.«
»Etwas, wozu nicht Gott und die Welt Zugang haben soll.«
»Bin ich Gott oder die Welt?«
Sie verpasste ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. »Hat der Staff Sergeant Kerr nicht klar und deutlich gesagt, du sollst dich von Dingen, die geheim sind, fernhalten, solange wir an Bord der Berganitan sind?«
»Eigentlich hat sie mir verboten, in geheime Bereiche der Berganitan einzudringen. Ich bin in den Aufzeichnungen der Division. Hier geht es ausschließlich um Marines, nicht um Navy-Angehörige, ist also kein Problem.«
»Bis man dich erwischt.«
Er führte mit einem Fuß einen Becher Sah an den Mund und nahm einen tiefen Schluck. »Werde ich das je?«
»Was denn? Bedauern, dass du Hollices Daumen nicht gegessen hast, als du Gelegenheit dazu hattest?« Binti Mashona, das vierte Mitglied ihres Feuerteams, nahm ihm den Becher aus den Zehen und stellte ihn wieder auf den Tisch. »Du weißt, ich hasse es, wenn du das mit Lebensmitteln machst.«
»Du bist nur neidisch, weil meine Spezies körperlich leistungsfähiger ist als deine.«
»Ich denke lediglich daran, dass dieser Fuß den Großteil des Tages beim Exerzieren in Stiefeln verbracht hat.«
»Apropos körperlich leistungsfähig«, unterbrach Juan sie und beugte sich aus seiner Koje herüber. »Hattest du auf der Station Glück mit dieser Servicetechnikerin?«
»Nein.« Binti entnahm ihrem Spind eine Spielekarte und schob sie in ihr Tablet. »Sie wollte sich nicht mit jemandem von einer Kampfeinheit einlassen.«
»Einlassen? Scheiße, ich dachte, du wolltest nur Sex.«
»Warum hast du nicht einen di’Taykaner gefragt, wenn du nur Sex wolltest?«, staunte Mysho.
»Weil ich keine Wahl mehr habe, sobald ihr eure Dämpfer abnehmt. Ich könnte es mir dann nicht mehr anders überlegen.«
»Aber wenn du doch Sex wolltest …«
Ressk schnaubte. »Das ist so ein Menschending, Mysho, das verstehst du nicht.«
»Apropos Menschendinge, habt ihr gehört, was der Staff heute Abend vorhat?«, grinste Binti, und ihre Zähne blitzten weiß und hoben sich prächtig vom dunklen Mahagoniton ihrer Haut ab. »Großer, schicker Empfang für diese Diplomaten, denen wir als Ehrengarde dienen sollen. Essen in übersichtlich kleinen Mengen auf Tabletts, schwarze Paradeuniformen und höfliche Konversation.«
Für einen Augenblick herrschte verblüffte Stille, dann schüttelte Juan langsam den Kopf. »Das wird der Staff furchtbar auf den Sack gehen.«
»Möchte jemand sehen, wie sehr?« Ressk tippte vielsagend auf sein Tablet. »Ich kann mich in die Sicherheitskameras des Schiffs hacken …« Er verstummte, als die um den Tisch versammelten Marines einander fragende Blicke zu warfen und sich dann gleichzeitig in Richtung Mysho wandten.
»Was?«
»Du bist die ranghöchste, Mysh.«
»O nein, Conn hat lange vor mir seinen zweiten Streifen gekriegt.«
»Conn ist aber gerade unterwegs, um irgendwelchen Nippes für Myrna aufzutreiben. Deine Entscheidung.« Sie murmelte etwas in ihrer Sprache und hob dann resigniert die Hände. »Warum nicht? Du tust es ja eh, Ressk, dann können wir genauso gut alle einen Blick darauf werfen.«
***
»Kann mir mal jemand helfen? Die Jacke will einfach nicht richtig sitzen.«
Neben der Luke, die die Quartiere der Staff Sergeants vom Aufenthaltsraum der Unteroffiziere trennte, stand Sergeant Mike Glicksohn und winkte Torin heran. »Du bist wirklich der Inbegriff kriegerischer Eleganz.«
»Ja, nicht wahr«, stimmte sie zu und reichte ihm ihren Gürtel. »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so aufgebrezelt habe.«
»Bei der Beförderung zur Staff?«
»Nein, das war eine Beförderung im Feld – ich war von oben bis unten mit den Eingeweiden Staff Sergeant Guntahs bedeckt, und das einzig Schwarze an mir waren die Stellen an meinen Fingernägeln, wo die Erfrierungen begonnen hatten.«
»Ich erinnere mich.« Anne Chou sah von ihrem Tablet auf. »Der Planet war nahezu unbewohnbar – wir hätten ihn ignoriert, wenn die Anderen nicht versucht hätten, dort eine Bergbaustation zu errichten.«
»Jetzt haben wir dort eine Bergbaustation, und eines Tages werden wir zu diesem Eisloch am Arsch des Weltraums zurückkehren müssen, um sie zu beschützen.«
»Krieg ist Fortschritt«, murmelte Glicksohn und trat zurück. »Fertig.«
»Danke.« Torin trat an die Wand und polarisierte den Bildschirm. »Glaubst du, es hat einen Grund, warum diese Kragen so eng sind?«, fragte sie und betrachtete ihr Spiegelbild. »Ist euch auch so heiß?« Sie bewegte die Schultern unter dem schwarzen Stoff und fragte sich, warum sie sich plötzlich so … »Trey!«
Die drei Menschen wandten sich dem anderen Ende des Raumes zu, wo die di’Taykaner-Sergeantin gerade aus der Dusche kam.
»Reg dich ab«, seufzte sie und schritt nackt zu ihrem Raum. »Wo soll ich ihn denn anbringen? Außerdem bist du ein Mensch, Triebhemmung ist gut für dich. Du«, fuhr sie fort und blieb stehen, um Torin anzugrinsen, »solltest mir dankbar sein, denn bevor das Corps di’Taykaner aufnahm, hättest du dazu eine Mütze tragen müssen.«
»Danke«, sagte Torin in Richtung der geschlossenen Tür. »Ah, dir danke ich auch«, setzte sie hinzu, als Chou die Luftaufbereiter hochfuhr. »Apropos Dämpfer, weiß jemand, wo Haysole ist? Ich habe ihn seit dem Andocken kaum gesehen.«
»In der Schwerelosigkeitsblase. Er sagte, er wolle versuchen, sich durch die Mannschaft der Berganitan zu arbeiten.«
»Auch die Vakuumjockeys?«
»Nicht alle.« Glicksohn lehnte sich in seinem Stuhl zurück und griff sich den Bierschlauch, den er zuvor aus der Hand gelegt hatte. »Ich habe für 2130 ein Spiel angesetzt, und ein paar haben Interesse gezeigt.«
»Spielt ihr auf neutralem Boden?«
»Soweit das in diesem fliegenden Aquarium möglich ist.«
»Wer kommt mit, falls die VJ sich danebenbenehmen?«
Glicksohn schnaubte. »Tun sie das jemals nicht?«
»Mike …«
»Sam Austin kommt mit, und Esket von der Luftfahrzeugsbesatzung. Zufrieden?« Als sie nickte, grinste er. »Du machst dir zu viele Sorgen.«
»Das ist meine Aufgabe. Apropos, hat einer von euch …«, bei ihren Worten trat Trey aus dem Quartier, »nachgeprüft, zu welchen Spezies die Diplomaten gehören?«
»Dornagain und Mictok«, antwortete Trey und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
Glicksohn warf ihr ein Bier zu. »Ich dachte, die Silsviss wären Reptilien. Warum schicken wir da keine Raszar oder Niln? Damit sie wissen, dass sie nicht die einzigen Echsen im Club wären, bevor sie sich uns anschließen.«
»Oder H’san?«, fragte Chou. »Jeder mag die H’san.«
»Ich schätze, man schickt keine Reptilien, um keinen Konkurrenzdruck aufzubauen.« Torin wischte ein Stäubchen von ihren Einsatzabzeichen. »Im Erstkontakt-Team war übrigens ein H’san. Die Silsviss erwähnten dauernd, wie sehr er nach Essen rieche.«
»Wie gesagt, jeder mag die H’san.«
»Ich weiß, die Mictok sind angeblich großartige Diplomaten«, murmelte Glicksohn, »aber jedes Mal, wenn ich eine sehe, schreit eine leise Stimme in meinem Kopf unablässig: Nehmt sie von mir weg! Nehmt sie von mir weg!«
Ehe sie antworten konnte, zirpte Torins Implantat.
*Lieutenant Jarret wartet auf dem Gang auf Sie.*
***
Vor den di’Taykaner hatten sowohl das Marine Corps als auch die Navy blaue Paradeuniformen getragen, aber die Aufnahme einer Rasse mit pastellfarbenem Haar und ebensolchen Augen hatte in diesem Punkt eine Veränderung erforderlich gemacht. Die Navy hatte sich für Grau entschieden – Taubengrau für die Piloten, etwas dunkleres Grau für die Ingenieure, dank derer sie den Susumiraum überhaupt erreicht hatten, und Anthrazit für alle anderen. Das Corps trug Schwarz. Ungeachtet seines Aufgabenbereichs, seines Ranges oder seines Namens war ein Marine immer in erster Linie ein Marine.
Zum Glück gingen die, die ein Problem mit der Kombination aus Pastellfarben und Tarnfleck hatten, zumeist nicht in Kampfeinheiten.
Lieutenant Jarret wartete an der Leiter, die den Zug mit der Luftunterstützung ein Deck höher verband, auf sie. Das Corps war stolz auf seine logistische und personelle Flexibilität und konnte im Handumdrehen Transporteinheiten für jede nur denkbare Truppenzusammenstellung konfigurieren. Als Torin zu ihm trat, kamen gerade die Pilotin und der Copilot die Leiter heruntergerutscht.
»Captain Fiona Daniels, Second Lieutenant Ghard, das ist Staff Sergeant Torin Kerr. Sie begleitet uns heute Abend auf Bitten Captain Carvegs von der Berganitan.«
»Freut mich, Staff. Gegenüber den VJs werden wir zahlenmäßig deutlich in der Unterzahl sein.«
Torin erwiderte das freundliche Lächeln des Captains. »Ich stärke Ihnen gerne den Rücken, Captain.« Fiona Daniels war gutaussehend und kess wie die Models auf den Rekrutierungsplakaten der Menschen. Dunkles Haar, grüne Augen, tiefe Grübchen, schöne, weiße Zähne – nur jemand, der aus erster Hand Erfahrungen mit plastischer Chirurgie gemacht hatte, konnte an einem leichten Farbunterschied erkennen, dass man die Haut ihrer gesamten linken Gesichtshälfte jüngst ersetzt hatte. Sie war eine der Pilotinnen gewesen, die die Sh’quo-Kompanie nach der letzten, desaströsen Außenmission vom Boden gerettet hatte, und wenn zum Rücken stärken gehörte, für sie ein paar Vakuumjockeys den Hintern zu versohlen, war Torin dazu nur zu gerne bereit.
Auf der anderen Seite der Schleuse hatten die Wände die Farben der Navy, und ihre Implantate fragten alle gleichzeitig nach ihrem Ziel.
Lieutenant Jarret legte kurz irritiert seine Haare am Kopf an, antwortete aber höflich: »Offiziersmesse.«
*Nehmen Sie am Ende dieses Ganges den Vertikalschacht zu Deck sieben. Die Offiziersmesse befindet sich drei Türen vom Vertikalschacht entfernt links. Bitte gehen Sie weiter.*
»Machen Sie sich nichts daraus, Jarret«, riet Captain Daniels, als sie aufbrachen. »Das ist so ein Navy-Ding. Die VJs finden ohne Leitstrahl ihren eigenen Arsch nicht.«
***
»Was geht denn hier?«
»Ressk observiert heimlich diese schicke Party, auf die die Staff muss.« Juan duckte sich, als Binti nach ihm schlug. »Hätte ich etwa lügen sollen?«
Corporal Hollice schob sich neben Mysho und beugte sich über den Kopf des Krai. »Das sind … okay, waren … Sicherheitscodes der Navy.«
»Ist er drin?«, fragte jemand von weiter hinten.
»Ich bin drin.« Ressk schob sein Tablet sehr vorsichtig in die Dockingstation der Videowand. Der Bildschirm wurde schwarz, dann grau, dann entstand langsam ein Bild.
Hollice seufzte. »Ich möchte festhalten, dass ich während dieses gewaltsamen Eindringens nicht zugegen war.«
»Wir haben dich verführt, dir das mit uns zusammen anzuschauen«, bestätigte Ressk und stellte den Kontrast ein.
»He, schaut mal, Mictok.«
Die versammelten Menschen unterdrücken das für ihre Rasse typische Erschauern, als drei Mictok von einem Mitglied der Intendantur Getränke entgegennahmen.
Der Kamerawinkel veränderte sich.
»Ich sehe überall Navytypen«, klagte Juan. »Wo ist unser Team?«
»Da, an der Luke.«
***
Während die beiden Piloten als erste den Raum betraten, warf Torin Jarret einen Blick zu. Der ständigen Bewegung seines Haars und der Art, wie er auf den Ballen ging, nach zu urteilen war er nervös. Sie konnte ihm daraus keinen Vorwurf machen. Die meisten Second Lieutenants lernten befehligen, während ihr Zug Teil einer Landemission in Bataillonsstärke war – nicht für alle sichtbar auf einer protokollarischen Mission. Da war es auch nicht besonders hilfreich, dass an jeder Brust im Raum außer an seiner und der der Diplomaten ein Regenbogen von Einsatzabzeichen prangte.
»Denk daran, dass die Navy auf unserer Seite ist, selbst wenn es manchmal nicht so klingt«, murmelte sie, während sie auf Captain Carveg zugingen. »Wir sind sowas wie Geschwister. Wenn es hart auf hart kommt, halten wir zusammen. Was die Zivilisten angeht, so halten uns die älteren Rassen für Wilde, weil wir bereit sind, für den Erhalt der Föderation zu kämpfen, weswegen bereits grundlegende Umgangsformen sie beeindrucken. Gute Manieren werden sie kollektiv von den Füßen hauen.« Er wandte sich halb um, und sein Haar hob sich leicht.
Sie zuckte die Achseln. »Oder von den Spinnwarzen. Was auch immer.«
Als die Offiziere vorgestellt und begrüßt waren, wandte sich Captain Carveg mit breitem Lächeln an Torin. »Die Staff Sergeant und ich sind einander schon begegnet, doch damals war sie noch Sergeant und ich nur Commander.«
Zwar hätte Torin das halbe Dutzend Krai der Sh’quo-Kompanie unter Tausenden erkannt, doch eigentlich sahen sie für sie alle gleich aus. Sie wusste, es war rassistisch, aber die Gesichtskämme, an denen die Krai einander so eindeutig erkannten, verrieten ihr lediglich das Geschlecht. Ihre Hautfarbe rangierte stets im Mittelbereich der menschlichen Norm, sie waren weder so dunkel wie Binti Mashona noch so hell wie Captain Rose. Die wenigen Haarbüschel an der breiten Schädelbasis waren auch keine Hilfe. Die di’Taykaner, die andere ebenso am Geruch erkannten wie am äußeren Erscheinungsbild, hatten da einen klaren Vorteil.
Mindestens vier Jahre war es her, dass sie einen Commander namens Carveg getroffen hatte …
»Die CS Charest, die von Sai Genist aufbrach?«
Carveg nickte. »Ich bin überrascht, dass Sie sich erinnern.«
Torin grinste, achtete aber darauf, nicht zu viele Zähne zu zeigen. »Sie sind mit einem Schlachtkreuzer in die Atmosphäre gesprungen, haben einen Angriffskeil aus Schiffen der Anderen geröstet und damit mindestens ein Dutzend unserer Piloten gerettet. Aus meinem Blickwinkel war das eine beeindruckende Lightshow.«
»Mein Captain war bei dem Angriff gefallen, und es war die erste Schlacht, in der die Anderen die neue Clustertechnologie einsetzten«, erklärte Carveg den gespannt lauschenden Offizieren. »Ich bin ein Risiko eingegangen, das sich ausgezahlt hat, doch wenn ich bedenke, wie unser Rumpf hinterher aussah, muss ich davon ausgehen, dass mir unsere Ingenieure nie verziehen haben. Derweil zogen unten auf dem Planeten Sergeant Kerr und ihre Schwadron drei meiner abgestürzten Piloten aus den Wracks ihrer Rettungskapseln und hielten sie unter Risiken für die Schwadron am Leben, bis wir das System soweit gesäubert hatten, dass eine medizinische Evakuierung möglich war.«
»Was ist so gefährlich daran, Tragen zu schleppen?«, fragte eine di’Taykaner-Navyoffizierin.
Lieutenant Jarret antwortete, ehe Torin es vermochte. »Wenn man Tragen schleppt«, sagte er so freundlich, dass die Augen des anderen di’Taykaners aufleuchteten, »kann man keine Waffen einsetzen. Drei Tragen bedeuteten mindestens sechs wehrlose Marines, wodurch sich die Stärke der Schwadron fast halbierte. Aber wir lassen niemanden zum Sterben zurück.« Dass er das betonte, war ein sanfter, aristokratischer Tadel.
Ich wette, das ist eine di’Taykaner mit mehr als zwei Buchstaben im Namen, dachte Torin und unterdrückte ein Lächeln. Der jüngste Offizier im Raum war Spross einer Familie, die seit dem Anbeginn der Zivilisation seiner Spezies Macht besessen hatte. Im Umgang mit uns anderen steht er vielleicht noch ganz am Anfang, aber seine eigene Spezies hat er schon ganz gut im Griff.
»Glauben Sie bloß nicht, wir wüssten das nicht zu schätzen«, ermahnte ihn Captain Carveg, die sich nicht die Mühe machte, ihre Zustimmung zu verbergen. »Kommen Sie, ich möchte Sie den Leuten vorstellen, die Sie begleiten werden.«
***
»Was passiert jetzt?«
»Weitere Vorstellungen.«
Auf dem Bildschirm richtete sich einer der Dornagain zu voller Größe auf und verneigte sich förmlich.
»Scheiße, sind die riesig.«
»Deshalb hat man sie wahrscheinlich geschickt – für den Fall, dass es Ärger gibt.«
»Nein, deshalb schickt man uns. Die Dornagain kämpfen nicht.«
»Selbst wenn, hast du je einen gesehen, der sich schnell genug bewegen konnte, um sich am Arsch zu kratzen, bevor das Jucken weiterwandert?«