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Helme Heine

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Beschreibung

Es ist nie zu spät für einen neuen Anfang

Max scheint auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Erziehung, Schule, Studium, Ehe bereiten ihn zielgenau darauf vor, eines Tages das erfolgreiche Unternehmen seines Vaters zu führen. Alles scheint ihm mühelos zu gelingen, bis ein Gerücht auftaucht, das zerstört, woran er sein Leben lang glaubte. Hatte das Schicksal mit ihm nur gespielt? War sein Lebenslauf vorgezeichnet? Oder unterlag alles, was geschehen ist, dem Zufall? Auch, wenn er alles, was ihm lieb und teuer war, verloren hat, will er zumindest eine letzte Entscheidung selbst treffen. Doch dann kommt Rettung von einer Seite, die er nicht erwartet hat.

Helme Heine, weltbekannter Autor und Illustrator, und Gisela von Radowitz erzählen die Geschichte von Max als große Parabel unseres Lebens: Wann haben wir es in der Hand und wann ist es umgekehrt? Lebendig erzählt, mit Leichtigkeit, Humor und philosophischer Tiefe speist sich der Roman aus den Erfahrungen eines langen, reichen Lebens.

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Zum Buch

Max scheint auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Erziehung, Schule, Studium, Ehe bereiten ihn zielgenau darauf vor, eines Tages das erfolgreiche Unternehmen seines Vaters zu führen. Alles scheint ihm mühelos zu gelingen, bis ein Gerücht auftaucht, das zerstört, woran er sein Leben lang glaubte. Hatte das Schicksal mit ihm nur gespielt? War sein Lebenslauf vorgezeichnet? Oder unterlag alles, was geschehen ist, dem Zufall? Auch wenn er alles, was ihm lieb und teuer war, verloren hat, will er zumindest eine letzte Entscheidung selbst treffen. Doch dann kommt Rettung von einer Seite, die er nicht erwartet hat.

Helme Heine, weltbekannter Autor und Illustrator, und Gisela von Radowitz erzählen die Geschichte von Max als große Parabel unseres Lebens: Wann haben wir es in der Hand, und wann ist es umgekehrt? Lebendig erzählt, mit Leichtigkeit, Humor und philosophischer Tiefe speist sich der Roman aus den Erfahrungen eines langen, reichen gemeinsamen Lebens.

Zu den Autor*innen

Er gehört zu den ganz Großen: Helme Heine, der berühmte Autor und Illustrator, dessen Kinderbücher, allen voran die Freunde-Reihe, aber auch Tabaluga und Der Hase mit der roten Nase, Klassiker auf der ganzen Welt sind. Er schreibt aber auch sehr erfolgreich für Erwachsene, zeichnet Cartoons und gestaltet Zeichentrickfilme, Skulpturen und Möbel. Geboren 1941 in Berlin, lebte der vielseitige Künstler lange Jahre in Südafrika, begründete dort u. a. ein Kabarett, brachte eine satirische Zeitschrift heraus und spielte Theater. Für seine Arbeiten erhielt Helme Heine zahlreiche nationale und internationale Preise.

Gisela von Radowitz, 1941 in Hamburg geboren, studierte Sprachen und Kunstgeschichte in England, Frankreich und Spanien, ehe sie zwölf Jahre lang in Südafrika lebte, zwei Kinder bekam und im eigenen Theater schauspielerte und Regie führte. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland veröffentlichte sie Romane und Kinderbücher, machte Übersetzungen, schrieb Drehbücher und arbeitete für das Fernsehen.

Heute leben Helme Heine und Gisela von Radowitz gemeinsam in Neuseeland.

Helme Heine und Gisela von Radowitz

Im freien Fall

Roman

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Copyright © 2023 der Originalausgabe by C. Bertelsmann

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Umschlag: Sabine Kwauka

Umschlagmotiv: Helme Heine

Satz: Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-30320-4V001

www.cbertelsmann.de

Nach einer wahren Begebenheit

Nun ist es Zeit wegzugehen: für mich, um zu sterben, für euch, um zu leben. Wer von uns dem besseren Zustand entgegengeht, ist jedem verborgen, außer dem Gott.

Sokrates

Das Leben ist eine Einbahnstraße. Es gibt kein Zurück. Aus diesem Grund buchte Max nur einen Hinflug.

»Hin und zurück ist günstiger«, schlug die junge Angestellte im Reisebüro vor und rief die Vergleichstabelle in ihrer Preisliste auf.

»Ich bleibe länger«, antwortete er.

* * *

Max starrte in die Dunkelheit und lauschte dem leisen Zischen der Frischluftdüse über seinem Kopf und dem gedämpften Dröhnen der Flugzeugmotoren. Noch zwölf Stunden, dann hatte er es geschafft. Nur noch einen halben Tag durchhalten, dann war er angekommen.

Die Maschine begann zu vibrieren, die klirrenden Gläser im Servicebereich kündigten Turbulenzen an. Plötzlich geriet der Flieger in ein Luftloch. Das Flugzeug sackte ab, kam ins Trudeln. Angstschreie übertönten die Durchsage des Kapitäns. Gepäckfächer sprangen auf. Koffer und Taschen fielen herab.

Kurz darauf war alles vorbei. Die Stewards versorgten die Gäste, räumten alles an seinen Platz und versuchten das Geschehene wegzulächeln.

Max blieb ruhig, insgeheim hatte er sogar gehofft, dass das Schicksal ihm die Entscheidung über Leben oder Tod abnehmen würde. Aber warum sollten die Mitreisenden mit ihm in den Tod gehen, nur um ihm das Ende zu erleichtern? Eines Tages würden sämtliche Passagiere, die hier an Bord waren, sowieso sterben. Der Sensenmann holte sie alle. Der Unterschied bestand nur darin, dass er allein seine Todesstunde kannte. Heute.

Es war sein Wunsch. Es war sein Entschluss. Er wollte spurlos von dieser Erde verschwinden. Niemand würde von seinem Exodus erfahren, niemand würde ihn hier suchen, niemand würde ihn beerdigen wollen. Nach all dem, was in der Vergangenheit passiert war, wollte er den Zeitpunkt seines Todes selbst bestimmen und nicht irgendwann von einem Arzt mitgeteilt bekommen, wie viel Tage, Monate oder Jahre ihm noch verblieben. Auch wollte er nicht in einem Autowrack sterben wie sein Vater oder als Versuchskaninchen auf der Intensivstation enden.

Immer wieder hatte das Schicksal ihn gebeutelt, hatte ihn gezwungen, neue Wege zu gehen. Jedes Mal, wenn er geglaubt hatte, jetzt wird alles gut, hatte es neue Last auf seinen Schultern abgeladen, aber stets nur so viel, dass er daran nicht zerbrach, sondern irgendwie weitermachen oder neu beginnen konnte. Für ihn war das Schicksal ein Sadist, das sich an seinem Leid labte. Hilflos schien er ihm ausgeliefert. Bis ihm die Idee kam, sein Leben zu beenden, ohne um Erlaubnis zu fragen. Das gab ihm Kraft. Der Tod verlor seine Größe und seine Macht, er war nicht mehr der panik- und schreckenerregende Schnitter, der mit seiner scharfen Sense den Lebensfaden durchtrennte, sondern ein Erlöser.

Was danach käme, ängstigte Max nicht. Himmel und Hölle hatte er zur Genüge auf Erden erlebt. Gott und Teufel waren für ihn theologische Begriffe für Gut und Böse. Mochten sie miteinander ringen um den Sieg. Er war bereit und neugierig, was ihn auf der anderen Seite des Lebens erwartete.

Die Maschine der Lufthansa landete sicher in Johannesburg unter dem Beifall der zahlreichen Touristen an Bord. Max war einer der Ersten, die den Flieger verließen. Er hastete durch endlose neonbeleuchtete Gänge zur Passkontrolle, bekam einen Stempel in den Pass, ging vorbei an den Gepäckbändern und grüßte mit leichtem Kopfnicken die Zollbeamten, die sich wunderten, dass er keinen Koffer dabeihatte. Nicht einmal Handgepäck oder eine Aktentasche. Sie hielten ihn an und fragten nach seinem Ziel. Er war überrascht und suchte stotternd nach einer Antwort, bis ihm die Adresse seiner alten Firma einfiel, die er hier vor vielen Jahren geleitet hatte. Nun waren die Beamten erstaunt, denn dieses einst große Unternehmen gab es nicht mehr.

Und als er keine Antwort auf die Frage nach seinem Rückflug hatte, erfuhren sie, dass er kein Returnticket besaß, ohne das er das Land nicht betreten durfte. Max kaufte den geforderten Flugschein und haderte wieder einmal mit dem Schicksal, das es ihm so schwer machte, sich vom Leben zu verabschieden.

Mit großen Schritten durchmaß er die Ankunftshalle, die zur Zeit der Apartheid noch mit den ausgestopften Köpfen aller afrikanischen Wildtiere geschmückt gewesen war. Ein riesiges Elefantenhaupt mit Segelohren und zwei Meter langen Stoßzähnen hatte neben einem Flusspferd mit weit aufgerissenem Maul gehangen, flankiert von einem Nashorn, dessen Horn wiederholt gestohlen worden war. In Asien schätzte man dessen kostbares Pulver, das angeblich jeden Mann zum brünstigen Hengst machte. Büffel, Giraffe, Krokodil, Warzenschwein, Gazelle, Löwe, Zebra, Leopard, alle hatten von der Wand stumm die ankommenden Fluggäste begrüßt und sie mit stumpfen Glasaugen angestarrt.

Max hatte dieses tierische Panoptikum als so skurril empfunden, dass er in einer launigen Tischrede bei der südafrikanischen Industrie- und Handelskammer den satirisch gemeinten Vorschlag unterbreitet hatte, in der Abflughalle alle ausgestopften Hinterteile aufzuhängen. Der Auftrag der Firma war daraufhin storniert worden, und er wurde nie wieder eingeladen.

Die Tierpräparate hatte man irgendwann abgehängt, sie waren paradiesischen Naturfotos aus dem Krüger-Nationalpark gewichen, um die tierliebenden Besucher vor dem Anblick der Jagdtrophäen zu verschonen.

Wie sich die Zeiten ändern, dachte Max.

Draußen rief er ein Taxi herbei. Müde von dem langen Flug ließ er sich auf die Rückbank fallen und sagte: »Bitte zur St. Helena Gold Mine.«

»Die ist zu«, antwortete der schwarze Fahrer. »Kaputt.«

»Weiß ich. Fahren Sie mich trotzdem hin.«

Er war fest entschlossen, an diesem Tag, an diesem Ort seinen Plan zu vollenden.

* * *

Wie ein riesiges stählernes A thronte das Fördergerüst der alten Goldmine in der sengenden Sonne. Die zwei Seilscheiben, die den Förderkorb einst gehoben oder gesenkt hatten, lagen dicht nebeneinander und bildeten eine liegende Acht. Sie schienen sich gegen den Rost und die Zeit zu wehren und kamen Max vor wie ein Symbol der Ewigkeit. Schon einmal hatte er hier an gleicher Stelle gestanden, 25 Jahre war das her.

Er stakste über Abraumhalden, goldene Industriedünen, verbogenes Gestänge, verrostete Werkzeuge und vergiftetes Gestein. Karges Unkraut kämpfte sich durch Betonritzen. Hier hatte vor Jahren der Mensch die Natur vergewaltigt, nur um ein bisschen Gold zu gewinnen. Als es später nichts mehr zu holen gab, hatte man die Mine geschlossen und sich nicht darum gekümmert, aufzuräumen. Man hatte einfach alles sich selbst überlassen, weil der Erlös des geförderten Edelmetalls nicht ausgereicht hätte, um den angerichteten Schaden wiedergutzumachen.

Die afrikanische Sonne brannte gnadenlos. Max schwitzte in seinem dunkelblauen wollenen Businessanzug. Bei seinem Abflug in Frankfurt hatte das Thermometer Minusgrade angezeigt. Er suchte vergeblich nach einem Taschentuch, wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und verlor dabei seine randlose Brille, die ihm bisher die Weitsicht im Leben garantiert hatte. Jetzt machte er sich nicht einmal die Mühe, sie aufzuheben, er brauchte sie nicht mehr.

Er lächelte müde, streifte Jacke und Weste ab und ließ sie achtlos fallen. Er hielt sein Gesicht in den kühlenden Wind.

Von hier oben wirkte die Konstruktion aus Stahlstreben, als stünde mitten in einer Wüstenoase der Pariser Eiffelturm, dessen Spitze abgebrochen oder unvollendet geblieben war. Aufgegeben wie sein eigenes Leben, das nun hinter ihm zurückbleiben würde.

* * *

Der Eiffelturm. Paris. Frankreich. Wie lange war das her! Unvergessen. Nach dem Abitur hatte er an der Sorbonne neben dem Jura- und Betriebswirtschaftsstudium Französischkurse belegt. In der Firma sprach niemand die Sprache, deshalb hatte ihm sein Vater verdeutlicht, wie immens wichtig es für die Kommunikation im Export nach Frankreich sei. Da gab es keine Widerrede. Heimlich hatte er sich nebenbei in Philosophie eingeschrieben, wo zu der Zeit die Existenzialisten mit dem Vordenker Jean-Paul Sartre die Welt der Studenten durcheinanderwirbelten. Das hatte ihn neugierig gemacht, und er hatte sehr schnell festgestellt, dass es eine fantastische Entscheidung gewesen war, nach Paris zu gehen. Denn in Paris hatte alles seinen Anfang genommen.

Dort hatte er Marie kennengelernt.

In einem Antiquariat hatte er ein angestaubtes Büchlein von Jules Verne entdeckt Voyage au centre de la terre – Reise zum Mittelpunkt der Erde. Er erstand es für wenig Geld und machte sich damit auf den Weg ins Café de Flore, um in Ruhe darin zu blättern. Während er stumm, aber mit bewegten Lippen den Text Wort für Wort, Satz für Satz ins Deutsche zu übertragen versuchte, hatte sie sich unbemerkt ihm gegenüber an den Tisch gesetzt. Mit leicht ironischem Lächeln hatte sie beobachtet, wie der attraktive Fremde mit ihrer Muttersprache kämpfte.

Reise zum Mittelpunkt der Erde. War Jules Verne an allem schuld?

Max war zusammen mit dem Helden des Romans, dem Hamburger Geologen Otto Lidenbrock in den Krater eines isländischen Vulkans gestiegen, um in die Erdmitte zu gelangen.

Max war bewusst, dass es nur ein naiver Science-Fiction-Roman war, aber dieses Buch hatte ihn auf die Idee gebracht hierherzukommen, um Schluss zu machen.

Es gab kein Zurück.

Wie zu Kinderzeiten rutschte er die andere Dünenseite hinunter, als sei es ein schneebedeckter Abhang. Er schüttelte sich den Sand aus Hose und Schuhen und stapfte Richtung Förderturm, der kühlenden Schatten versprach.

Im Zentrum unter den Seilscheiben lockte der kreisrunde Schachtmund, der mit Grubenholz abgedeckt war. Von hier aus ging es eintausendzweihundert Meter senkrecht in die Tiefe. Er warf einen kleinen Stein durch eine der Ritzen und lauschte, vergeblich. Wie lange würde es dauern, bis er unten aufschlug?

Max hatte gelesen, dass sich in einer todesnahen Situation das ganze Leben in Bildern aneinanderreiht und in Bruchteilen von Sekunden an einem vorbeizieht: während sich das Auto überschlägt, während man aus dem Fenster stürzt, während eines Infarkts. Es hieß, die Zeit würde sich dehnen, vielleicht stünde sie sogar still. Die Naturwissenschaftler glaubten nicht an solche Theorien. Für sie war die Zeit eine messbare physikalische Größe und die Schrecksekunde nur ein populärer Begriff für etwas Unbegreifliches.

Der Normalbürger glaubte, dass die Lebensuhr unaufhaltsam tickt. Die Zeiger der Armbanduhr können zwar manipuliert werden, man kann sie anhalten, aber die Lebenszeit läuft trotzdem ab. Seit dem Tag der Geburt verkürzt sie sich mit jeder Sekunde. Niemand vermag diesen Prozess anzuhalten, nicht einmal der Tod. Denn auch seine Macht ist begrenzt, er kann nur den Lebenden das Leben nehmen. Die Zeit ist stärker als er.

Oder war es vielleicht so, dass es die Zeit gar nicht wirklich gibt, sondern eine Erfindung des Menschen ist? An das Gestern erinnert man sich, das Morgen erwartet man. Existiert die Zeit also nur im Jetzt? Im ewigen Jetzt, denn ein Jetzt reiht sich an das andere. Der tickende Sekundenzeiger beweist es. Also existiert sie doch, die unaufhaltsam fortschreitende Zeit!

Welche geheimnisvolle Kraft wohnt dann der Schrecksekunde inne? Was passiert in einem Menschen, dessen Leben im Angesicht des Todes in unzusammenhängenden Bildern vorbeizieht? Oder sind die Schilderungen der Menschen, die ein Nahtodgeschehen überlebt haben, Einbildung?

Der Bruder von Max’ Vater hatte bei einem Familientreffen erzählt, wie er bei Glatteis mit seinem Auto von der Fahrbahn gerutscht und auf eine hohe Betonwand zugeschlittert war, ohne gegensteuern zu können. Er überlebte wie durch ein Wunder und schwor, dass er in dieser Schrecksekunde noch einmal seine gesamte Kindheit in einzelnen Bildern erlebt hatte. Die Verwandtschaft hatte neugierig an seinen Lippen gehangen, nur Max’ Vater verdrehte die Augen und sagte später zu ihm, als alle gegangen waren: »Ich hoffe, du glaubst den Quatsch nicht.«

Max war seitdem fasziniert gewesen von Berichten über Nahtoderlebnisse und wollte selbst erfahren, was es damit auf sich hatte. Von klein auf setzte er sich absichtlich Gefahren aus. Kurz nachdem er schwimmen gelernt hatte, sprang er in einer unbeaufsichtigten Minute in der Badeanstalt vom Zehnmeterbrett. Vom Absprung bis zum Eintauchen dauerte es eine Sekunde. Mit der Stoppuhr in der Hand hatte er es selbst gemessen. Er fand es aufregend, aber eine neue Erkenntnis hatte er nicht erlangt. War die Zeitspanne vielleicht zu kurz? Braucht die Schrecksekunde mehr Zeit?

Als er heranwuchs, unternahm er Tandem-Sprünge mit dem Fallschirm aus großer Höhe. Er wollte den freien Fall über einen längeren Zeitraum testen. Stimmte es, dass Angst sich nichts befehlen ließ? Er wollte sie überwinden, wollte wissen, wie es ist, den letzten Schritt von der geöffneten Flugzeugtür ins Leere zu tun, nur noch den Gravitationskräften ausgesetzt.

Beim ersten Sprung schloss er die Augen, ließ sich fallen und schrie berauscht seinen Jubel in den wolkenlosen Himmel. Bis zu dem Augenblick, da der Fluglehrer die Reißleine zog, der Schirm sich ruckartig öffnete und der freie Fall ins Schweben überging. Es war wie das Erwachen aus einem Traum. Die Welt hatte ihn wieder im Griff.

Nach einem Dutzend Versuchen gab er auf. Die erhoffte Erfahrung der Zeitdehnung war ihm nicht gelungen. Zu gerne hätte er sein bisheriges Leben im Zeitraffer wiederholt und dabei herausbekommen, wo er falsch abgebogen war. Vergeblich.

Wahrscheinlich, so glaubte Max, muss man erst die Stufe zwischen Leben und Tod betreten, um diese Erfahrung zu machen. Vielleicht gewährte das Schicksal erst im Moment der Hilflosigkeit und des totalen Ausgeliefertseins die Chance einer kurzen Retrospektive.

* * *

Max bückte sich und versuchte, eine schwere Holzplanke über dem Schacht zu verschieben. Sie ließ sich keinen Millimeter bewegen. Er stemmte sich mit aller Kraft dagegen. Nichts. Er fluchte. Als er erneut in die Knie ging, durchfuhr ihn urplötzlich ein heller Schmerz. Wie ein spitzer Dolch bohrte er sich in Kopf und Leib, boykottierte die kleinste Bewegung. Halb kniend stützte er sich vornübergebeugt mit den Händen auf und hoffte, dass dieser höllische Zustand nachließ.

Sollte sein Vorhaben in letzter Minute doch noch scheitern? Er hatte niemanden in seine Absicht eingeweiht, aus dem Leben zu scheiden. Er wollte sich still und allein verabschieden. Alles war genauestens geplant, jedes Detail war überdacht. Es war eine Kopfentscheidung, gegen die jetzt sein Körper zu rebellieren schien.

Oder hatte ER seine Finger im Spiel? Der große Unbekannte, dessen irdische Vertreter den Freitod mit einem Tabu belegt hatten? Im Studium in Paris hatte er mit den Existenzialisten endlose Diskussionen über das Thema geführt, und auch später im Laufe seines Lebens hatte er sich oft mit dem Für und Wider auseinandergesetzt, hatte gezweifelt, gegrübelt und sich informiert.

In der Antike hatte der Freitod als geachteter, selbst gewählter Abschied aus dem Leben gegolten. Der siebzigjährige Sokrates, der Übervater aller Philosophen, war in einem Scheinprozess wegen Gotteslästerung und Jugendverführung zum Tode verurteilt worden. Obwohl Freunde seine Flucht vorbereiteten, trank er den Schierlingsbecher aus freien Stücken. Er suchte den Tod. Seine Abschiedsrede vom Leben wird noch heute zitiert und gewürdigt:

»Nun ist es Zeit wegzugehen: für mich, um zu sterben, für euch, um zu leben. Wer von uns dem besseren Zustand entgegengeht, ist jedem verborgen, außer dem Gott.«

Die Kirche hatte dem Freitod die Freiheit genommen. »Wer den Freitod sucht, wird zum Selbstmörder, zum Sünder«, sagen die Kirchenväter. Aber suchte nicht selbst Christus den Freitod am Kreuz, um die Sünden der Menschen auf sich zu nehmen?

Max war sich der juristischen Definition von Mord aus seinem Studium bewusst. § 211 des Strafgesetzbuches besagt: »Mörder ist, wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebes, aus Habgier oder aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam mit gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet.«

Nichts davon traf auf Max zu. Er wollte keinen Selbstmord, sondern einen Freitod, einen Suizid, eine Selbsttötung.

Sui caedere.

Die Kirche sagte, wenn der Mensch glaubt, dass wir Kinder Gottes sind und IHM unser Leben verdanken, darf er nicht freiwillig in den Tod gehen. Gott bestimmt unser Ende.

»Kein Spatz und kein Blatt fällt vom Baum, wenn der Herrgott es nicht will«, hieß es, und Max hatte daraus gefolgert, dass Gott ihn dann auch nicht in diesen Schacht fallen lassen dürfe. Wenn ER nicht will, dass ich mir das Leben nehme, müsste ER mein heutiges Vorhaben verhindern. Wenn ER es aber nicht verhindert, habe ich die Freiheit, es zu tun.

* * *

Der krampfende Schmerz hatte sich ein wenig beruhigt. Max stand wieder aufrecht. Sein Blick fiel auf eine verrostete Eisenstange. Lag sie dort zufällig oder hatte Gott sie dort hingelegt? Oder gar der Teufel?

Er überlegte nicht lange, war erleichtert, dass er nun die zentnerschwere Bohle aushebeln und verrücken konnte. Zuerst tat sich ein kleiner Schlitz auf, dann ein Spalt. Dann eine Öffnung, breit genug für die Ewigkeit.

Er war bereit.

Ein pechschwarzer Abgrund tat sich vor ihm auf. Vor diesem Augenblick hatte er sich eigentlich gefürchtet, weil er nicht schwindelfrei war. Das war nicht neu. Schon früher, als er seinen Vater bei der Gamsjagd in den Alpen begleiten sollte, hatte er sich verweigert. Nicht etwa aus Scheu, das Tier zu töten, sondern er gruselte sich vor den schmalen Klettersteigen und den senkrecht abfallenden Graten. Das lockere Geröll, das sich unter seinen schweren Bergstiefeln löste und zu Tal polterte, versetzte ihn in Panik. Die Höhe machte ihm Angst.

Aus dem gleichen Grund hatte er in der Firma seinen Schreibtisch im neunten Stockwerk von der Panorama-Fensterscheibe wegrücken lassen. Er ertrug es nicht, in der Straßenschlucht tief unter sich Menschen und Autos wie geschäftige Ameisen herumwuseln zu sehen. Seinen Mitarbeitern hatte er der Einfachheit halber erklärt, die Aussicht lenke ihn von der Arbeit ab.

Heute, am oberen Ende des Minenschachtes, war alles anders. Heute ängstigte ihn der Abgrund nicht. Er lockte ihn.

Lag es daran, dass er diesen Ort freiwillig aufgesucht hatte? Oder dass dieser dunkle Höllenschlund unendlich erschien? Kein Boden, kein Ende des senkrechten Tunnels war zu erahnen. Was dort hineinfiel, war für immer verschluckt. Selbst das Licht verschwand wie in einem schwarzen Loch. Eintausendzweihundert Meter Tiefe.

Max hatte sich diesen Ort ausgesucht, um zu verhindern, dass er nach seinem Ableben auf irgendeinem Friedhof unter Heidekraut beigesetzt werden würde. Er wollte kein Grab mit einem Findling darauf, der in Bronzelettern seinen Namen sowie sein Geburts- und Todesdatum kundtat, um 25 Jahre später Platz zu machen für den nächsten Kunden, weil niemand mehr für die Verlängerung der Grabgebühren aufkommen wollte.

Er hatte mit dem Gedanken gespielt, vom Dach des ehemaligen Hauptquartiers der Firma zu springen. Dann wäre die Feuerwehr gekommen, die Polizei und die Ambulanz, und ein Tatortreiniger hätte alle Spuren beseitigen müssen wie im Fernsehkrimi. Die Zeitungen hätten berichtet und gerätselt, warum dieser einst so erfolgreiche attraktive Unternehmersohn sich das Leben genommen hatte. War es eine Lebenskrise? Eine Persönlichkeitsstörung? Eine Krankheit? Eine Depression? Eine Liebesgeschichte? Ein Verlust? Oder waren es Versagensängste und ein psychisches Leiden?

Wer ihn kannte, wusste, dass alle diese Schicksalsschläge auf ihn zutrafen und Grund genug wären. Friedrich Nietzsche hatte in Also sprach Zarathustra verkündet: Zur rechten Zeit, ein edles Sterben. Für Max war die rechte Zeit jetzt. Er würde einer von weltweit 800 000 Menschen sein, die jedes Jahr freiwillig ihr Leben beenden. Alle 40 Sekunden stirbt ein Mensch, mehr als durch Aids, Drogen oder im Verkehr.

Max blickte in die untergehende Sonne. Seine Reise in die Nacht konnte beginnen. Gab es ein Leben nach dem Tod? Alles erschien ihm erträglicher als sein Leben vor dem Tod, das Qual, Kampf und Verzweiflung gewesen war. Vielleicht würde sich endlich sein sehnlichster Wunsch erfüllen, alles noch einmal in Bildern vorbeiziehen zu sehen. Und vielleicht wäre ihm danach ein langer, friedlicher Schlaf vergönnt.

Auf ein Erwachen im Himmel oder in der Hölle verließ er sich nicht, dazu fehlte ihm der Glaube. Glaube, was war das schon? Sein geliebter Großvater, der ein Koch gewesen war, hatte den Glauben, dass ein Pfund Fleisch und ein Liter Wasser eine gute Suppe ergäben. Sein Vater hatte an nichts geglaubt, noch nicht einmal an die Gerechtigkeit. Der schlauere Jurist gewinnt den Prozess, hatte er behauptet. Gott war für ihn immer auf der Seite des Stärkeren gewesen.

Max setzte auf die Naturwissenschaften. Bereits in der Schule hatte er im Physikunterricht einen anderen Glauben an das ewige Leben erworben und gelernt, dass die Erde, das Universum ein geschlossenes System ist, in dem nichts verloren geht. Egal, ob Materie verrottet, verbrennt oder sich auflöst, sie kann sich nur in Energie verwandeln, genauso wie Energie sich in Materie verwandeln kann. Albert Einstein hatte es bewiesen.

Der Mensch besteht zu einem Großteil aus Wasser, das nach seinem Ableben verdunstet und als Wasserstoff und Sauerstoff fortbesteht und allen Lebewesen Luft und Leben gibt. Er bleibt ein Teil der Schöpfung, ohne die Hilfe des Herrn, der Engel oder des Teufels. Was also gab es zu befürchten?

Er fällt in die Dunkelheit, in eine nie erlebte Schwärze.

Er schließt die Augen. Er will nichts mehr sehen, es gibt nichts mehr zu sehen. Nur die Vergangenheit, das Erlebte, Erlittene wird noch einmal lebendig. In ungeordneter Reihenfolge spulen sich in seinem Kopf filmisch die Bilder seines Lebens ab. Seine Fantasie schlägt Purzelbäume.

Sein Vater saß vor ihm am Esstisch, Pfeife rauchend. Schweigend. Musik beim Essen störte ihn, und geredet habe er in der Firma schon genug, hatte er stets betont. Er hüllte sich in Pfeifenrauch und wirkte abwesend. Er dachte an morgen. Gestern interessierte ihn nicht. Gestern war nicht mehr zu ändern, und deshalb verschwendete er keine Zeit daran.

Seine kleinen grauen Augen, verborgen hinter dem Gestrüpp wild wuchernder Brauen, blickten starr auf seinen Teller. Nur seine Kiefermuskulatur bewegte sich, als zermalme er die zu erwartenden Probleme mit seinen tabakgetönten Zähnen. Dabei zog er den kantigen Schädel, der bedeckt war von einem dichten, pelzartigen Haarschopf, tief zwischen die Schulterblätter. Seine innere Anspannung erinnerte an einen Wolf, der unbeweglich auf sein Opfer wartete.

»Roten oder weißen?«, fragte Max und hielt ihm zwei Flaschen entgegen, die er aus dem Weinkeller geholt hatte.

Ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen, nuschelte der Vater Unverständliches.

»Sprich deutlich«, sagte die Mutter, »man versteht dich nicht.«

Stumm schob er die Pfeife vom rechten in den linken Mundwinkel und deutete wortlos auf die Rotweinflasche.

»Er ist mit den Gedanken immer noch in der Firma«, entschuldigte ihn die Mutter. »Max, fang bitte an, sonst wird das Essen kalt.«

Endlich schien der Vater wie aus einem Schlaf aufzutauchen. Er legte die Pfeife neben den Teller, wie immer links davon auf seine vergilbte Ledertasche, in der er frischen Ersatztabak, einen Stopfer, ein goldenes Feuerzeug mit dem Firmenlogo und ein halbes Dutzend Pfeifenreiniger aufbewahrte. Still schaufelte er die Suppe in sich hinein, und als Mimi, die gute Seele der Küche, die Teller abräumte, griff er erneut zu seiner Pfeife und zündete sie an.

»Immer unter Dampf«, missbilligte die Mutter kopfschüttelnd.

Im Kindergarten hatte Max einmal eine dampfende Lokomotive an die Tafel gemalt.

»Was bedeutet das?«, wollte die Kindergärtnerin wissen.

»Das ist mein Vater«, hatte er erklärt.

Sie nickte verständnisvoll, Rauchen sei schädlich für Kinder. Sie kapierte die Interpretation des Vaterporträts nicht. Max fand, dass sein Vater in gewisser Weise ähnliche Merkmale wie eine Lokomotive aufwies: Er qualmte wie eine Dampflok. Wenn er Max suchte, pfiff er ihn herbei. Seine Stimme war eisenhart und klang metallisch. Und wenn er etwas erreichen wollte, hielt ihn keiner auf. Er wurde niemals laut. Max konnte sich nicht erinnern, dass der Vater je gebrüllt hatte. Im Gegenteil, je leiser er sprach, desto mehr musste man sich vor ihm in Acht nehmen. Und wenn der Jurist in ihm erwachte, durfte man ihm auf keinen Fall widersprechen. Dann füllte sich seine Sprache mit Paragrafen und deren Auslegung, und man verstand immer weniger von dem, was er da flüsterte.

So überrollte er alle. Auf dem schnellsten Weg wollte er von A nach B. Umwege hasste er. Der Vater liebte die Gerade. Jeder hatte sich kerzengerade vor ihn hinzustellen, gerade zu sitzen, gerade zu denken. Schnurgeradeaus sein Ziel zu verfolgen wie die parallel laufenden Schienen der Eisenbahn. Ihm imponierte die mathematische Definition von Parallelen, die sich erst in der Unendlichkeit schneiden, und er widerspricht damit den Laien, die der Meinung sind, dass sie sich nie treffen. Der Vater zitierte diesen Vergleich gern und schmückte sich damit in seinen Reden auf Betriebsfesten, obwohl er ihn selbst nicht ganz verstand.

Wenn Max einen freien Wunsch im Leben in Bezug auf seinen Vater gehabt hätte, hätte er ihn sich nicht als Lokomotive, sondern als Ritter gewünscht, mit einer eisernen Rüstung vielleicht, die er nach Feierabend zu Hause ablegen würde.

Doch das hätte sich nicht mit der Vorstellung des Vaters vertragen. Ein Ritter war eine ausgediente Sagengestalt aus der Vergangenheit auf einem Pferderücken. Aber Pferde bockten und konnten den Ritter abwerfen, sie waren stur, hatten einen eigenen Willen und waren langsam. Der Vater, obwohl physisch eher zartgliedrig, wollte eine moderne Lokomotive auf rollenden Rädern sein. Seine Vision lag nicht im Gestern, sondern in der Zukunft, in der Technisierung. Er setzte auf die Maschine, denn die Maschine war ein Werk des Menschen, unterlag seinem Willen und war schnell.

Nach diesem Prinzip hatte er sein gesamtes Leben geplant. Max würde später sagen verplant. Firma, Umsatz, Gewinn kannten für den Vater immer nur eine Richtung: vorwärts. Geradeaus. Und während der Ritter auf seinem Pferd an der Bahnschranke halten und warten musste, beanspruchte der Vater für sich und sein Unternehmen immer Vorfahrt. Vorbei an den Gestrigen, sie abhängen, hinter sich lassen.

Wesentlich für ihn war, Entscheidungen mit dem Kopf zu treffen und nicht mit dem Bauch. »Gefühle sind etwas für Frauen«, hatte er seinem Sohn und potenziellen Nachfolger eingetrichtert. »Verlasse dich nur auf deine eigenen kleinen grauen Zellen. Und vertraue niemandem, hörst du, niemandem!«

Er war unfähig, Emotionen zu zeigen. Selten hatte er Max in den Arm genommen, hatte ihm nie eine Geschichte vor dem Einschlafen erzählt und ihm nie einen Gutenachtkuss geschenkt. Wenn er mitbekam, dass die Mutter seine Unnahbarkeit zu kompensieren versuchte, tadelte er sie: »Du verzärtelst den Jungen!«

Er hatte vor, das Kind von Anfang an zu einem gestandenen Mannsbild zu erziehen, während die Mutter einen glücklichen Menschen aus ihm machen wollte.

Max erinnerte sich an einen Tag vor vielen Jahren. Der Vater hatte unvorhergesehen mit dem Auto vor der Schule gestanden, um ihn abzuholen, und Max war ihm vor Freude über diese Besonderheit um den Hals gefallen. Dem Vater war die Begrüßung in aller Öffentlichkeit aber so peinlich, dass er ihn zurückschubste:

»Männer umarmen sich nicht.«

Max steht an einem Bahnübergang und sieht seinen Vater auf der anderen Seite der Gleise. Er winkt ihm zu, will zu ihm hinüberlaufen. In dem Moment schließt sich die Bahnschranke. Der Zug kommt. Als er vorbei ist, ist der Vater verschwunden.

Diese Belehrung hielt lange vor, und er sollte später noch einmal daran erinnert werden. Es war an jenem Nachmittag, als Vaters Jagdhündin Bella sich wie toll gebärdete. Im Vordergarten drehte sie sich wie von Sinnen im Kreis, kläffte wie ein Höllenhund, sprang auf allen vieren in die Höhe und kratzte mit den Krallen ihrer Vorderpfoten Kerben in die Rinde des majestätischen Walnussbaumes. Max konnte sich nicht auf seine Hausaufgaben konzentrieren. Er lief ins Freie, um sie zu beruhigen, aber die Hündin war durch nichts zu bändigen. Da packte er sie beim Halsband und sperrte sie in die Garage.

Aber auch dort gab sie keine Ruhe und randalierte weiter. Max war ratlos und überlegte, was zu tun sei, als er ein klägliches Wimmern vernahm. Er folgte dem Geräusch und entdeckte hoch oben im Geäst des Walnussbaums eine kleine Katze, die sich in Todesangst dorthin geflüchtet hatte.