IM LAND DES SCHRECKENS - Edgar Rice Burroughs - E-Book

IM LAND DES SCHRECKENS E-Book

Edgar Rice Burroughs

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Beschreibung

David Innes, Held und Entdecker der prähistorischen Hohlwelt, kehrt nach Pellucidar zurück! Auf der Suche nach seiner geliebten Dian durchstreift er einmal mehr die gefährliche Welt der Steinzeit. Ob im Kampf gegen gefräßige Riesenameisen, Urvölker oder wilde Dinosaurier – David Innes stolpert von einem Abenteuer ins nächste. Ein Abenteuer, das schließlich auf den schwebenden Inseln von Ruva ein Ende findet... IM LAND DES SCHRECKENS (erstmals im Jahr 1944 veröffentlicht) ist der sechste Roman der PELLUCIDAR-Serie - und der letzte, der zu Burroughs' Lebzeiten veröffentlicht wurde. Der Apex-Verlag veröffentlicht IM LAND DES SCHRECKENS als deutsche Erstveröffentlichung in der Übersetzung von Chris Bucher.

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EDGAR RICE BURROUGHS

 

Im Land des Schreckens

Sechster Band der PELLUCIDAR-Serie

 

 

 

Roman

 

 

Apex-Verlag

Impressum

 

 

Copyright 1944 © by Edgar Rice Burroughs.

Der Roman Land Of Terror ist gemeinfrei.

Copyright dieser Ausgabe 2022 © by Apex-Verlag.

Übersetzung: Chris Bucher (OT: Land Of Terror). 

Lektorat: Dr. Birgit Rehberg.

Cover: N. N./Christian Dörge/Apex-Graphixx.

Satz: Apex-Verlag.

 

Verlag: Apex-Verlag, Winthirstraße 11, 80639 München.

Verlags-Homepage: www.apex-verlag.de

E-Mail: [email protected]

 

Alle Rechte vorbehalten.

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Der Autor 

 

IM LAND DES SCHRECKENS 

Kapitel 1 

Kapitel 2 

Kapitel 3 

Kapitel 4 

Kapitel 5 

Kapitel 6 

Kapitel 7 

Kapitel 8 

Kapitel 9 

Kapitel 10 

Kapitel 11 

Kapitel 12 

Kapitel 13 

Kapitel 14 

Kapitel 15 

Kapitel 16 

Kapitel 17 

Kapitel 18 

Kapitel 19 

Kapitel 20 

Kapitel 21 

Kapitel 22 

Kapitel 23 

Kapitel 24 

Kapitel 25 

Kapitel 26 

Kapitel 27 

Kapitel 28 

 

Das Buch

 

 

David Innes, Held und Entdecker der prähistorischen Hohlwelt, kehrt nach Pellucidar zurück!

Auf der Suche nach seiner geliebten Dian durchstreift er einmal mehr die gefährliche Welt der Steinzeit. Ob im Kampf gegen gefräßige Riesenameisen, Urvölker oder wilde Dinosaurier – David Innes stolpert von einem Abenteuer ins nächste. Ein Abenteuer, das schließlich auf den schwebenden Inseln von Ruva ein Ende findet...

 

Im Land des Schreckens (erstmals im Jahr 1944 veröffentlicht) ist der sechste Roman der Pellucidar-Serie - und der letzte, der zu Burroughs' Lebzeiten veröffentlicht wurde. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht Im Land des Schreckens als deutsche Erstveröffentlichung in der Übersetzung von Chris Bucher. 

  Der Autor

 

Edgar Rice Burroughs - * 01. September 1875, † 19. März 1950.

 

Edgar Rice Burroughs war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der bekannt wurde als Erzähler diverser Abenteuergeschichten, die sich vor allem dem frühen Fantasy- und Science-Fiction-Genre zuordnen lassen. Die bekanntesten von ihm eingeführten - und in der Folge von anderen in zahlreichen Filmen und Comics etablierten -  Heldencharaktere sind Tarzan, John Carter, Carson Napier.

Der Sohn des Fabrikanten und Bürgerkriegsveteranen Major George Tyler Burroughs (1833–1913) und der Lehrerin Mary Evaline Zieger (1840–1920) verlebte nach dem Besuch mehrerer Privatschulen den Großteil seiner Jugend auf der Ranch seiner Brüder in Idaho.

Nach seinem Abschluss auf der Michigan Military Academy im Jahr 1895 trat Burroughs in die 7. US-Kavallerie ein. Als ein Armeearzt bei ihm einen Herzfehler diagnostizierte und er deshalb nicht Offizier werden konnte, verließ Burroughs die Armee vorzeitig im Jahr 1897 und arbeitete bis 1899 wieder auf der Ranch seines Bruders. Danach ging er zurück nach Chicago und arbeitete in der Firma seines Vaters.

Am 1. Januar 1900 heiratete Burroughs seine Jugendliebe Emma Centennia Hulbert. Das Paar bekam drei Kinder: Joan Burroughs Pierce (1908–1972), Hulbert Burroughs (1909–1991) und John Coleman Burroughs (1913–1979). Da die tägliche Routine in der Fabrik seines Vaters Burroughs nicht zufriedenstellte, verließ das Ehepaar 1904 Chicago, um abermals in Idaho zu leben. Mit seinen Brüdern, die inzwischen ihre Ranch aufgegeben hatten, versuchte er sich erfolglos als Goldgräber. Kurze Zeit später arbeitete er als Eisenbahnpolizist in Salt Lake City. Auch diesen Job gab Burroughs auf und zog mit seiner Frau wieder zurück nach Chicago, wo er eine Reihe Jobs annahm, unter anderem als Vertreter. 1911 investierte er sein letztes Geld in einer Handelsagentur für Bleistiftanspitzer und scheiterte.

Burroughs, der zu dieser Zeit an schweren Depressionen litt und, nach einigen seiner Biographen, an Selbstmord dachte, kam auf die Idee, eine Geschichte für ein Magazin zu schreiben, in dem er zuvor Anzeigen für seine Bleistiftanspitzer geschaltet hatte. Seine erste Erzählung Dejah Thoris, Princess of Mars (unter dem Pseudonym Normal Bean für das All-Story-Magazin von Thomas Metcalf geschrieben) wurde zwischen Februar und Juli 1912 als Fortsetzung veröffentlicht.

Metcalf hatte sein Pseudonym in Norman Bean geändert, und auch der Titel seiner Geschichte wurde zu Under the Moon of Mars abgewandelt. Auf Burroughs Beschwerde bezüglich der Änderungen, lenkte Metcalf ein und bot an, Burroughs nächste Geschichte unter seinem richtigen Namen zu drucken. Eine weitere Beschwerde Burroughs betraf den Zusatz For all Rights auf seinem Honorarscheck. Nach längerem Briefwechsel erreichte er, dass die 400 Dollar nur für den Erstabdruck galten.

Burroughs zweite Geschichte, The Outlaw of Torn, wurde jedoch von All-Story abgelehnt. Der große Erfolg kam mit Burroughs drittem Anlauf, Tarzan of the Apes.

Die Geschichte von Tarzan wurde ebenfalls 1912 von All-Story veröffentlicht. Burroughs schrieb in der Folgezeit immer wieder neue Tarzan-Geschichten und konnte sich - kaum zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Tarzan of the Apes - ein riesiges Stück Land in der Nähe von Los Angeles kaufen. Selbst nach Burroughs Tod im Jahr 1950 erschienen weitere Tarzan-Geschichten. Das Landstück bei Los Angeles ist heute die Gemeinde Tarzana.

In den frühen 1930er Jahren wurde sein schriftstellerischer Erfolg allerdings immer mehr von privaten Problemen überschattet. 1934 ließ er sich scheiden und heiratete ein Jahr später Florence Dearholt. Doch schon 1942 wurde auch diese Ehe geschieden. Nach der Bombardierung von Pearl Harbor begab sich Burroughs 1941 als Kriegsreporter nach Hawaii. Nach dem Krieg kehrte er nach Kalifornien zurück, wo er, nach vielen gesundheitlichen Problemen, 1950 einem Herzanfall erlag.

 

 In Burroughs Werk vermischen sich Science Fiction und Fantasy. Er etablierte Geschichten vor einem planetarischen Hintergrund in der Science Fiction. Dabei war Burroughs bewusst, dass seine Literatur bei den Kritikern nicht ankam. Er machte auch nie ein Hehl daraus, dass er schrieb, um Geld zu verdienen.

Die Helden seiner Romane und Erzählungen haben keine Alltagsprobleme. Bei den Charakterzeichnungen schwach, sprudeln Burroughs Geschichten über vor Ideen und Action. Die Helden seiner Romane haben verschiedene Merkmale gemeinsam, beispielsweise das Geheimnis um ihre Herkunft. Entweder haben die Helden nie eine Kindheit erlebt, oder können sich nicht daran erinnern, oder aber sie sind wie Tarzan und The Cave Girl Waisen. Ein weiteres Merkmal von Burroughs Geschichten ist der, wie Brian W. Aldiss es nennt, ausgeprägte sexuelle Dimorphismus. Das jeweils dominante Geschlecht ist hässlich.

Obwohl es in den Romanen und Geschichten Burroughs von schönen, nackten Frauen nur so wimmelt, werden sexuelle Beziehungen weder angedeutet noch erwähnt. Burroughs Welt scheint eine präpubertäre zu sein. Doch ist die Jungfräulichkeit immer in Gefahr (vgl. Aldiss). Fast schon zwanghaft mutet an, dass es in den Geschichten Burroughs, die zwischen 1911 und 1915 geschrieben wurden, nicht weniger als 76 Mal zu Vergewaltigungsdrohungen kommt, die natürlich alle abgewendet werden können. Zu den Bedrohern der weiblichen Unschuld gehören verschiedene Marsianer, Sultane, Höhlenmenschen, japanische Kopfjäger und Affen.

E. F. Bleiler schreibt über Burroughs, seine Texte seien „Fantasien von Erotik und Macht.“

 

Der Apex-Verlag veröffentlicht Burroughs' Venus-Romane (in der deutschen Übersetzung von Thomas Schlück), Neu-Übersetzungen des Tarzan- und des John Carter-Zyklus sowie als deutsche Erstveröffentlichung die Pellucidar-Serie.

IM LAND DES SCHRECKENS

 

  

 

 

 

 

  Kapitel 1

 

 

Als Jason Gridley sich kürzlich per Funk bei mir meldete und mir erzählte, dass wir auf der Erdoberfläche das Jahr 1939 haben, konnte ich ihm kaum glauben. Denn es scheint kaum Zeit vergangen zu sein, seit Abner Perry und ich uns mit dem großen Eisenbohrer, den Perry erfunden hatte, um in der Erdkruste nach Mineralien zu suchen, ins Erdinnere gebohrt haben. Es hat mich ziemlich erschüttert, als mir bewusst wurde, dass wir seit sechsunddreißig Jahren hier unten in Pellucidar sind.

Sehen Sie, in einer Welt, in der es keine Sterne und keinen Mond gibt und eine stationäre Sonne ständig im Zenit steht, gibt es keine Möglichkeit, die Zeit zu berechnen – genau genommen gibt es die Zeit hier unten gar nicht. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass dies wirklich wahr ist, denn weder Perry noch ich haben irgendwelche physischen Beweise für das Verstreichen der Zeit. Ich war zwanzig, als der eiserne Maulwurf die Kruste von Pellucidar durchbrach, und heute sehe ich nicht viel älter aus als damals, und älter fühlen tu ich mich auch nicht.

Als ich Perry darauf aufmerksam machte, dass er 121 Jahre alt ist, bekam er fast einen Anfall. Er sagte, das sei völlig lächerlich und Jason Gridley müsse mich veräppeln, dann aber hielt er kurz inne und meinte, dass ich dementsprechend 56 Jahre alt sei. Sechsundfünfzig! Nun, vielleicht wäre ich das, wenn ich in Connecticut geblieben wäre, aber hier unten bin ich immer noch in meinen Zwanzigern.

Wenn ich auf all das zurückblicke, was uns im Erdkern widerfahren ist, wird mir bewusst, dass viel mehr Zeit vergangen ist, als wir angenommen hatten. Wir haben so viel gesehen. Wir haben so viel getan. Wir haben gelebt! Wir hätten nicht einmal die Hälfte davon in ein Leben auf der äußeren Erdoberfläche packen können. Wir haben in der Steinzeit gelebt, Perry und ich – zwei Männer des zwanzigsten Jahrhunderts – und wir haben einige der Vorteile des zwanzigsten Jahrhunderts zu diesen Menschen der Vorzeit gebracht. Bevor wir kamen, töteten sie sich gegenseitig mit Steinbeilen und Speeren. Nur wenige Stämme kannten Pfeil und Bogen. Wir aber haben sie gelehrt, wie man Schießpulver, Gewehre und Kanonen herstellt, worauf sie begannen, die Vorteile der Zivilisation zu erkennen.

Ich werde aber nie Perrys erste Experimente mit Schießpulver vergessen. Als er es vermeintlich perfektioniert hatte, war er so stolz, dass man ihn vor lauter Begeisterung nicht mehr halten konnte. »Sieh es dir an!«, rief er, als er mir eine kleine Demonstration gab. »Berühre es. Rieche es. Koste es. Das ist der stolzeste Tag in meinem Leben, David. Das ist der erste Schritt in Richtung Zivilisation, und zwar ein bedeutender.«

Nun, es schien wirklich alle physischen Eigenschaften von Schießpulver zu haben; aber irgendwo war Perry dennoch ein Fehler unterlaufen, denn brennen tat es nicht. Abgesehen davon war es ziemlich gutes Schießpulver. Perry war niedergeschmettert, experimentierte aber munter weiter, und nach einer Weile war ihm ein Pulver mit grösster Vernichtungskraft gelungen.

Und dann war da noch der Bau der ersten Kriegsflotte. Perry und ich bauten das erste Schiff an den Ufern eines namenlosen Meeres. Es war eine Konstruktion mit flachem Boden, die verblüffende Ähnlichkeit mit einem riesigen Sarg hatte. Perry ist ein Wissenschaftler. Er hatte noch nie zuvor ein Schiff gebaut und wusste nichts über die Bauweise von Schiffen. Aber er behauptete, dass er, weil er ein Wissenschaftler und damit ein hochintelligenter Mann war, geeignet sei, das Problem von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus anzugehen. Wir bauten es auf Rollen, und als es fertig war, ließen wir es den Strand hinunter zu Wasser. Es segelte prächtig für ein paar hundert Fuß und kippte dann um. Wieder war Perry niedergeschlagen, blieb aber hartnäckig bei der Sache, und schließlich gelang es uns, eine Flotte aus Segelschiffen zu erbauen, die es uns erlaubte, die Meere dieser großen, geheimnisvollen inneren Welt zu beherrschen und Zivilisation und, wenn nötig, Zerstörung in einem Ausmaß zu verbreiten, das die Eingeborenen in Erstaunen versetzte. Als ich Sari während dieser Expedition verließ, von der ich Ihnen gleich erzählen werde, versuchte Perry, Giftgas zu perfektionieren. Er behauptete, dass es die Zivilisation wohl noch weiter voranbringen würde.

 

 

 

  Kapitel 2

 

Die Eingeborenen von Pellucidar sind mit einem Heimkehrinstinkt ausgestattet, der ans Übernatürliche grenzt, und glauben Sie mir, sie brauchen ihn auch, denn kein Mensch könnte sich hier irgendwo zurechtfinden, wenn er außerhalb der Sichtweite eines bekannten Orientierungspunktes gebracht würde. Es sei denn natürlich, er besäße besagten Instinkt. Denn Pellucidar ist eine Welt, in der die Sonne reglos am ewigen Zenit steht, in der es weder Mond noch Sterne gibt, die Reisende den Weg weisen könnten und wo weder Norden, Süden, Westen und Osten existieren. Es war jener Heimatinstinkt meiner Gefährten, der mich in die Abenteuer stürzte, von denen ich nun erzählen werde.

Als wir von Sari aus aufbrachen, um von Horst zu suchen, folgten wir vagen Hinweisen, die uns von einem Land zum anderen führten, bis wir schließlich Lo-har erreichten und unseren Mann fanden.

Auf dem Rückweg nach Sari mussten wir glücklicherweise nicht mehr den verschlungenen Weg verfolgen, sondern bewegten uns stattdessen in einer direkten Linie. Umwege machten wir nur da, wo uns natürliche Hindernisse im Weg standen.

Es war für uns alle eine neue Welt, und wie immer fand ich es extrem aufregend, zum ersten Mal diese unberührten Szenen zu sehen, die vielleicht noch kein menschliches Auge je zuvor gesehen hatte. Das ist ein Abenteuer auf seinem Höhepunkt. Mein ganzes Wesen war vom Geist des Pioniers und des Entdeckers ergriffen.

Es war eine gänzlich neue Erfahrung als meine ersten Erlebnisse mit Perry hier in Pellucidar, als wir ziellos und allein in dieser wilden Welt voller kolossalen Bestien, abscheulichen Reptilien und urtümlichen Menschen umherirrten.

Jetzt wurde ich von einer Gruppe meiner eigenen sarischen Krieger begleitet, die mit Gewehren bewaffnet waren, die unter Perrys Anleitung in einer Werkstatt hergestellt worden waren, die er im Land Sari nahe dem Ufer des Lural Az gebaut hatte. Selbst der mächtige Ryth, der monströse Höhlenbär, der einst die prähistorische Oberwelt durchstreifte, konnte uns nicht mehr schrecken. Auch die größten Dinosaurier waren unseren Kugeln nicht gewachsen.

Nach dem Verlassen von Lo-har machten wir lange Märsche, schliefen etliche Male – was die einzige Art ist, mit der man die Zeit auch nur annähernd messen kann – ohne einem einzigen Menschen zu begegnen. Das Land, durch das wir reisten, war ein Paradies, das nur von wilden Tieren bevölkert war. Große Herden von Antilopen, Rotwild und der mächtige Bos durchstreiften fruchtbare Ebenen oder lagen im kühlen Schatten der weitläufigen Wälder. Wir sahen das mächtige Mammut und den riesigen Mai, das Mastodon. Wo es so viel Fleisch gibt, gibt es natürlich auch Fleischfresser – den Tarag, wie der mächtige Säbelzahntiger hier heisst, die großen Höhlenlöwen und verschiedene Arten von fleischfressenden Dinosauriern. Es war ein ideales Jägerparadies. Es war ein Ort, wo nur Tiere lebten. Der Mensch war noch nicht bis hierher vorgedrungen, um diese lebendige Idylle zu stören.

Diese Tiere hatten absolut keine Angst vor uns, waren aber ungemein neugierig, und gelegentlich waren wir von einer so großen Anzahl von ihnen umgeben, dass sie unsere Sicherheit bedrohten. Dies waren natürlich alles Pflanzenfresser. Die Fleischfresser mieden uns, wenn ihre Bäuche voll waren, gefährlich sind sie aber immer, zu jeder Zeit.

Nachdem wir diese große Ebene durchquert hatten, kamen wir in einen Wald, hinter dem wir in der Ferne Berge sehen konnten. Wir schliefen zweimal in dem Wald und kamen dann in ein Tal, durch das ein breiter Fluss floss, der aus den Ausläufern der Berge, die wir gesehen hatten, herausströmte.

Der große Fluss gurgelte träge an uns vorbei, hinunter zu einem unbekannten Meer. Weil wir das Gewässer überqueren mussten, um weiterzukommen, ließ ich meine Männer Flöße bauen.

Diese pellucidarischen Flüsse, besonders die großen mit einer trägen Strömung, sind extrem gefährlich zu durchqueren, weil sie meistens von abscheulichen, fleischfressenden Reptilien bevölkert sind, die auf der Oberwelt schon lange ausgestorben sind. Viele von ihnen sind groß genug, um eines unserer Flösse mit Leichtigkeit zu zerstören, also hielten wir genau Ausschau und beobachteten die Wasseroberfläche mit scharfem Blick, während wir unser krudes Gefährt zum gegenüberliegenden Ufer ruderten.

Weil unsere Aufmerksamkeit so konzentriert war, bemerkten wir nicht, dass mehrere Kanus voller fremder Krieger stromabwärts auf uns zukamen. Erst als einer meiner Männer sie entdeckte und Alarm schlug, wurden wir ihrer bewusst. Bis dahin waren sie aber nur noch ein paar hundert Fuß von uns entfernt.

Ich hoffte, dass sie sich als freundlich erweisen würden, denn ich hegte nicht den Wunsch, sie zu töten, da sie, primitiv bewaffnet, wie sie waren, unseren Gewehren gegenüber hilflos ausgeliefert sein würden. Ich gab ich das Zeichen des Friedens, in der Hoffnung, dass sie es erwidern würden. Aber sie gaben keine Antwort.

Sie kamen näher und näher, bis ich sie ganz deutlich sehen konnte. Es waren massige Krieger mit buschigen Bärten – ein eher ungewöhnlicher Anblick in Pellucidar, wo die meisten reinblütigen, weißen Stämme bartlos sind.

Als sie etwa noch hundert Fuß von uns entfernt waren, ihre Kanus alle nebeneinander, stieg eine Gruppe von Kriegern in den Bug eines jeden Bootes und eröffnete das Feuer auf uns.

Ich sage »eröffnete das Feuer«, aus Gewohnheit. Was sie tatsächlich taten, war, pfeilähnliche Geschosse aus schweren Schleudern auf uns zu feuern. Einige meiner Männer gingen zu Boden, und ich gab sofort den Befehl, das Feuer zu erwidern.

Ich konnte an ihrem Verhalten sehen, wie erstaunt die bärtigen Krieger über den Klang und die Wirkung der Gewehre waren. Trotzdem muss ich ihnen zugutehalten, dass sie sich äusserst mutig zeigten, denn obwohl der Knall und der Rauch erschreckend gewesen sein müssen, zögerten sie nicht, sondern kamen noch schneller auf uns zu. Dann taten sie etwas, was ich weder vorher noch nachher in der inneren Welt je wieder gesehen habe. Sie zündeten Fackeln an, die aus etwas gemacht waren, von dem ich später erfuhr, dass es ein harziges Schilfrohr war, und schleuderten sie in unsere Flösse.

Diese Fackeln gaben Mengen von beißendem, schwarzen Rauch ab, der uns blendete und fast erstickte. Weil ich mitten im Rauch stand, wusste ich auch, welche Wirkung er auf meine Männer hatte. Trotzdem kann ich nur für mich selbst sprechen. Geblendet, hustend und würgen war ich nämlich absolut hilflos.

Ich konnte den Feind nicht mehr sehen, also konnte ich auch nicht auf ihn feuern. Ich wollte in den Fluss springen und dem Rauch entkommen, wusste aber, dass ich da sofort von wilden Kreaturen verschlungen werden würde, die nahe unter der Oberfläche lauerten. Ich fühlte, wie ich allmählich das Bewusstsein verlor, und wie mich Hände ergriffen. Ich bekam gerade noch mit, wie ich weggezogen wurde, als ich ohnmächtig wurde.

Als ich wieder zu mir kam, fand ich mich gefesselt auf dem Boden eines Kanus zwischen den haarigen Beinen der Krieger, die mich gefangen genommen hatten. Über mir, und ziemlich nah auf beiden Seiten, konnte ich felsige Klippen sehen, wir paddelten also durch eine enge Schlucht. Ich versuchte, mich aufzusetzen, aber einer der Krieger trat mir ins Gesicht und drückte mich mit seinen Sandalen wieder nach unten.

Sie diskutierten mit lauten, rauen Stimmen über die Schlacht und schrien über die einzelnen Boote hinweg hin und her. Einer nach dem anderen versuchte, sich Gehör zu verschaffen und seine eigene Theorie über die seltsamen Waffen zu äußern, die mit einem donnernden Geräusch Feuer und Rauch spuckte und auf große Entfernung den Tod brachte. Ich konnte sie leicht verstehen, denn alle Menschen in Pellucidar sprechen sie. Eine andere hab ich nie gehört. Warum aber alle Rassen und Stämme, egal wie weit sie voneinander entfernt sind, diese eine Sprache sprechen, weiß ich nicht. Das war für Perry und mich immer ein Rätsel.

Perrys Vorschlag besagt, dass es sich um eine grundlegende, primitive Sprache handeln könnte, die Menschen, die in der gleichen Umgebung mit identischen Problemen und Umgebungen leben, ganz natürlich entwickeln würden, um ihre Gedanken auszudrücken. Vielleicht hat er damit Recht – ich weiß es nicht, aber diese Erklärung ist ebenso gut, wie jede andere.

Die Krieger stritten sich weiter über unsere Waffen und kamen nicht weiter, bis schließlich derjenige, der mir ins Gesicht getreten hatte, sagte: »Der Gefangene ist wieder bei Sinnen. Er kann uns sagen, wie man Stöcke dazu bringt, Rauch und Flammen zu erzeugen und Krieger in weiter Ferne zu töten.«

»Wir können ihn dazu bringen, uns das Geheimnis zu verraten«, sagte ein anderer, »und dann können wir alle Krieger von Gef und Julok töten und alle ihre Männer für uns nehmen.«

Diese Bemerkung verwirrte mich ein wenig, denn es schien mir, dass, wenn sie alle Krieger töteten, keine Männer mehr übrig sein würden. Als ich aber meine bärtigen, haarigen Entführer genauer betrachtete, dämmerte mir plötzlich eine seltsame und verblüffende Wahrheit. Diese Krieger waren keine Männer. Es waren Frauen.

»Wer braucht noch mehr Männer?«, sagte eine andere. »Ich nicht. Die, die ich habe, machen mir genug Ärger – schnattern, nörgeln, machen ihre Arbeit nie richtig. Nach einem harten Jagd- oder Kampftag bin ich viel zu erschöpft, um sie noch zu verhauen, wenn ich nach Hause komme.«

»Das Problem mit dir, Rhump«, sagte eine Dritte, »du bist zu leichtfertig mit deinen Männern. Du lässt sie über dich herfallen.«

Rhump war die Dame, die mir ins Gesicht getreten hatte. Sie mag vielleicht ein weichherziges Geschöpf sein, diese Seite hat sie mir bei unserer kurzen Bekanntschaft jedoch nicht offenbart. Sie hatte Beine wie ein Profi-Footballer und Ohren wie ein Kanonier. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie jemanden aus reiner Herzensgüte davonkommen lassen würde.

»Nun«, erwiderte sie, »weisst du, Fooge, wenn ich so eine jämmerliche Bande von Schwächlingen hätte wie du, würde mir vielleicht viel Ärger erspart bleiben. Aber ich mag meine Männer mit ein wenig Feuer.«

»Untersteh’ dich, über meine Männer zu sprechen«, rief Fooge, während sie mit einem Paddel nach Rhumps Kopf schlug.

Rhump wich aus und hatte sich aufgesetzt, um nach ihrer Schleuder zu greifen, als eine herrische Stimme aus dem Heck des Kanus rief: »Setzt euch hin und haltet den Mund.«

Ich schaute in die Richtung, aus der die Stimme kam, und sah eine riesige, brutale Kreatur mit einem buschigen schwarzen Bart und eng stehenden Augen. Ein Blick auf sie erklärte, warum die Unruhe sofort aufhörte und Rhump und Fooge sich wieder auf ihren Drosseln niederließen. Sie war Gluck, die Anführerin. Und ich kann mir gut vorstellen, dass sie ihre Position nicht durch wohliges Zureden erlangt haben könnte.

Gluck richtete ihre blutunterlaufenen Augen auf mich. »Wie ist dein Name?«, brüllte sie.

»David«, antwortete ich.

»Woher kommst du?«

»Aus dem Land von Sari.«

»Wie kann man Stöcke bauen, die mit Rauch und einem lauten Geräusch töten?«, fragte sie.

Nach dem, was ich von ihrer früheren Unterhaltung gehört hatte, wusste ich, dass die Frage irgendwann kommen würde; darum hatte ich meine Antwort bereits parat. Ich wusste, dass sie die wahre Erklärung von Gewehren und Schießpulver niemals verstehen würden. »Das geschieht durch Magie, die nur den Männern von Sari bekannt ist«, antwortete ich.

»Gib ihm dein Paddel, Rhump«, befahl Gluck.

Als ich das Paddel nahm, dachte ich, dass sie mich dazu bringen würde, beim Antreiben des Kanus zu helfen, aber das war überhaupt nicht in ihrem Sinn.

»Nun«, sagte sie, »benutze deine Magie, um Rauch und ein lautes Geräusch aus diesem Stock kommen zu lassen. Aber sieh zu, dass du niemanden dabei tötest.«

»Das ist die falsche Art von Stock«, sagte ich. »Ich kann damit nichts anfangen«, und reichte ihn Rhump zurück.

»Was ist denn der richtige Stock?«, fragte sie.

»Ein sehr starkes Schilfrohr, das nur in Sari wächst«, antwortete ich.

»Ich glaube, du lügst mich an. Wenn wir in Oog sind, solltest du besser ein paar von diesen Stöcken finden, wenn du weißt, was gut für dich ist.«

Während sie durch die enge Schlucht paddelten, begannen sie, über mich zu sprechen. Ich darf sagen, dass sie in ihren Kommentaren recht vorbehaltlos waren. Die allgemeine Meinung schien zu sein, dass ich zu weiblich war, um ihrem Ideal von einem Mann zu entsprechen.

»Sieh dir seine Arme und Beine an«, sagte Fooge. »Er ist muskulös wie eine Frau.«

»Überhaupt kein Sexappeal«, fügte Rhump hinzu.

»Nun, wir können ihn mit den anderen Sklaven arbeiten lassen«, sagte Gluck. »Er könnte sogar bei den Kämpfen helfen, wenn das Dorf überfallen wird.«

Fooge nickte. »Das ist so ziemlich alles, wozu er gut sein wird.«

Bald kamen wir aus der Schlucht in ein großes Tal, in dem ich offene Ebenen und Wälder sehen konnte. Am rechten Ufer des Flusses stand ein Dorf. Dies war das Dorf Oog, unser Ziel. Hier war Gluck die Anführerin.

 

 

 

  Kapitel 3

 

Oog war ein primitives Dorf. Die Wände der Hütten waren aus einem bambusähnlichen Schilfrohr gebaut, das aufrecht in den Boden gesteckt und mit einem langen, zähen Gras verwoben war. Die Dächer waren mit vielen Schichten von großen Blättern bedeckt. In der Mitte des Dorfes stand die Hütte von Gluck, die größer war als die anderen, die sie in einem groben Kreis umgaben. Es gab keine Palisade und keine Mittel zur Verteidigung. Wie ihr Dorf waren auch diese Menschen äußerst primitiv, ihre Kultur war von extrem niedrigem Niveau. Sie stellten ein paar Gefäße aus gehauenem Stein her, die keinerlei Verzierungen aufwiesen, und flochten ein paar sehr grobe Körbe. Ihre feinste Handwerkskunst floss wohl in den Bau ihrer Kanus, aber selbst diese waren sehr krude Angelegenheiten. Ihre Steinschleudern waren von der einfachsten Art. Sie besaßen ein paar Steinäxte und Messer, die als Schätze angesehen wurden, und da ich nie sah, dass welche hergestellt wurden, während ich unter diesen Leuten war, bin ich der Meinung, dass sie Gefangenen abgenommen wurden, die aus Ländern außerhalb des Tals stammten. Ihre Rauchpetarden waren hingegen ihre eigene Erfindung, denn ich habe sie nirgendwo anders gesehen und dennoch frage ich mich, wie viel besser ich mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, hätte arbeiten können.

Perry und ich diskutierten oft über die Hilflosigkeit des Menschen des 20. Jahrhunderts, wenn er auf seine eigenen Ressourcen angewiesen ist. Wir berühren einen Knopf und wir haben Licht und denken uns nichts dabei, aber wie viele von uns könnten einen Generator bauen, um dieses Licht zu erzeugen? Wir fahren wie selbstverständlich mit Zügen; aber wie viele von uns könnten eine Dampfmaschine zusammenzimmern? Wie viele von uns könnten Papier oder Tinte oder die tausendundein kleinen alltäglichen Dinge herstellen, die wir jeden Tag benutzen? Könnten Sie Erz veredeln, vorausgesetzt Sie erkennen es überhaupt, wenn Sie darauf stossen? Könnten Sie überhaupt ein Steinmesser herstellen, ohne mehr Werkzeuge zur Verfügung zu haben als die, die die Menschen der alten Steinzeit besaßen und die aus nichts anderem als ihren Händen und anderen Steinen bestanden?

Wenn Sie glauben, dass die erste Dampfmaschine ein Wunder an Erfindungsreichtum war, wie viel mehr Erfindungsreichtum muss es dann erst gebraucht haben, um das erste Steinmesser zu erfinden und herzustellen.

Schauen Sie nicht mit Herablassung auf die Menschen der Urzeit herab, denn ihre Kultur war im Vergleich zu dem, was vorher war, größer als die Ihre. Denken Sie zum Beispiel daran, welch wunderbares Erfindergenie derjenige gewesen sein muss, der zuerst die Idee hatte Feuer zu erzeugen. Dieses namenlose Geschöpf aus einem vergessenen Zeitalter war bedeutender als Edison.

Als sich unser Kanu dem Ufer gegenüber des Dorfs näherte, wurde ich losgebunden und grob an Land gezerrt, kaum hatten wir angelegt. Die anderen Kanus folgten uns und wurden aus dem Wasser gezogen. Eine Gruppe von Kriegerinnen war heruntergekommen, um uns zu begrüßen, und hinter ihnen drängten sich die Männer und die Kinder, die alle ein wenig Angst vor den tobenden Kriegerinnen zu haben schienen.

Ich erregte nur eine milde Neugierde. Die Frauen, die mich noch nicht gesehen hatten, sahen mich eher verächtlich an.

»Wem gehört er?«, fragte eine. »Er ist keine gute Belohnung für eine ganztägige Expedition.«

»Er gehört mir«, sagte Gluck. »Ich weiß, dass er kämpfen kann, denn ich habe ihn gesehen. Und er sollte so gut arbeiten können wie eine Frau. Kräftig genug ist er ja.«

»Du kannst ihn haben«, sagte die andere. »Ich würde ihm keinen Platz in meiner Hütte geben.«

Gluck drehte sich zu den Männern um. »Glula«, rief sie, »komm und nimm ihn mit. Sein Name ist David. Er wird auf dem Feld arbeiten. Sieh zu, dass er Futter bekommt und arbeitstüchtig bleibt.«

Ein haarloser, verweichlichter kleiner Mann trat vor. »Ja, Gluck«, sagte er mit dünner Stimme, »ich werde darauf achten, dass er arbeitet.«

Ich folgte Glula in Richtung des Dorfes. Als wir zwischen den anderen Männern und Kindern hindurchgingen, folgten uns drei der ersteren und drei Kinder, die mich alle ziemlich verächtlich ansahen.

»Das sind Rumla, Foola und Geela«, sagte Glula. »Und das sind die Kinder von Gluck.«

»Du siehst nicht gerade wie ein Mann aus«, sagte Rumla, »aber das tun auch die anderen Männer, die wir außerhalb des Tals fangen, auch nicht. Das da draußen muss eine eigenartige Welt sein, wo die Männer wie Frauen und die Frauen wie Männer aussehen. Vermutlich aber auch toll, wenn man größer und stärker ist als seine Frau.«

»Ja«, sagte Geela. »Wenn ich größer und stärker als Gluck wäre, würde ich sie jedes Mal mit einem Stock schlagen, wenn ich sie sehe.«

»Das würde ich auch«, sagte Glula. »Ich würde das große Biest gerne töten.«

»Ihr scheint Gluck nicht sehr zu mögen«, sagte ich.

»Hast du jemals einen Mann gesehen, der eine Frau mochte?«, fragte Foola. »Wir hassen die Grobiane.«

»Warum unternimmt ihr dann nicht etwas dagegen?« fragte ich.

»Was können wir schon gross tun?«, fragte er. »Was können wir armen Männer gegen sie ausrichten? Wir kriegen schon Prügel, wenn wir ihnen nur widersprechen.«

Sie brachten mich zu Glucks Hütte, und Glula zeigte auf einen Platz direkt vor der Tür. »Dort kannst du schlafen«, sagte er. Wie es schien, waren die bevorzugten Plätze am anderen Ende der Hütte, weit weg von der Tür. Den Grund dafür erfuhr ich später. Die Männer fürchteten sich davor, in der Nähe der Tür zu schlafen, weil Räuber kommen und sie stehlen könnten. Sie wussten, wie schwer sie es in Oog hatten, aber sie wussten nicht, dass es ihnen in Gef oder Julok, den beiden anderen Dörfern des Tals, noch schlechter gehen könnte. Die beiden Orte lagen in einem ständigen Krieg mit dem Dorf Oog und stahlen sich auf zahlreichen auf Raubzüge gegenseitig Männer und Sklaven.

Die Schlafstätten in der Hütte bestanden lediglich aus gerupftem Gras. Glula half mir dabei, welches für mein eigenes Bett zu sammeln. Dann führte er mich außerhalb des Dorfes und zeigte mir Glucks Garten. Ein anderer Mann arbeitete gerade darin, ein aufrichtig wirkender Kerl, der offensichtlich von außerhalb des Tals stammte.

Er pflügte die Erde mit einem angespitzten Stock um. Glula reichte mir ein ähnlich grobes Werkzeug und ließ mich neben dem anderen Sklaven arbeiten. Dann kehrte er in das Dorf zurück.

Nachdem er weg war, wandte sich mein Begleiter an mich. »Mein Name ist Zor«, sagte er.

»Und ich heiße David«, antwortete ich. »Ich bin aus Sari.«

»Sari. Ich habe davon gehört. Es liegt neben dem Loral Az. Ich bin aus Zoram.«

»Ich habe viel von Zoram gehört«, sagte ich. »Es liegt in den Bergen der Thipdars.«

»Woher weisst du von Zoram?«, fragte er.

»Von Jana, der Roten Blume von Zoram«, antwortete ich, »und von Thoar, ihrem Bruder.«

»Thoar ist ein guter Freund von mir«, sagte Zor. »Jana ist mit ihrem Mann in eine andere Welt gegangen.«

»Hast du hier schon oft schlafen müssen?« fragte ich.

»Viele Male«, antwortete er.

»Und es gibt kein Entkommen?«

»Sie beobachten uns sehr genau. Es gibt immer Wachen um das Dorf herum, denn sie wissen nie, wann ein Überfall passieren könnte. Und diese Wachen beobachten auch uns.«

»Wachen hin oder her«, sagte ich, »ich habe nicht vor, den Rest meines Lebens hier zu bleiben. Irgendwann muss sich eine Gelegenheit ergeben, bei der wir fliehen können.«

Der andere zuckte mit den Schultern. »Vielleicht«, sagte er, »aber ich bezweifle es. Sollte sich aber eine Gelegenheit anbieten, werde ich mit dir gehen.«

»Gut. Dann bleiben wir beide wachsam und halten die Augen offen. Wir sollten so viel wie möglich zusammenbleiben und zur gleichen Zeit schlafen, damit wir zur gleichen Zeit wieder wach sind. Zu welcher Frau gehörst du?«

»Zu Rhump. Sie ist ein Sie-Jalok, wie keine zweite. Und du?«

»Ich gehöre zu Gluck.«

»Die ist noch schlimmer. Halte dich so oft wie möglich von der Hütte fern, wenn sie drin ist. Schlaf, während sie jagt oder auf einem Streifzug ist. Sie scheint zu denken, dass Sklaven keinen Schlaf brauchen. Wenn sie dich jemals schlafend findet, wird sie dich treten und schlagen, bis du fast tot bist.«

»Was für ein liebreizender Charakter«, sagte ich trocken.

»Sie sind sich alle ziemlich ähnlich«, antwortete Zor. »Sie haben praktisch keine weiblichen Eigenschaften. Dafür sind sie so abstossend und niederträchtig, wie so manche Männer.«

»Was ist mit ihren Männern?« fragte ich.

»Oh, die sind ein anständiger Haufen, aber sie fürchten alle um ihr Leben. Das wirst du bald auch merken.«

Während wir uns unterhielten, hatten wir weitergearbeitet, denn die Wachen beobachteten uns praktisch die ganze Zeit über. Die Wachen war um das ganze Dorf herum postiert, damit kein Teil davon einem Überraschungsangriff ausgeliefert war. Ebenfalls waren so alle Sklaven, die in den Gärten arbeiteten, unter ständiger Beobachtung.

Diese Kriegerinnen und Wächterinnen waren gnadenlose Herrscherinnen, die keine Erholung von der ständigen Arbeit des Hackens und Jätens zuließen. Wenn ein Sklave in die Hütte seiner Herrin gehen wollte, um zu schlafen, musste er zuerst die Erlaubnis einer der Wächterinnen einholen – und die wurde ihm meistens verweigert.

Ich weiß nicht, wie lange ich in den Gärten der Anführerin Gluck, gearbeitet habe. Mir wurde nicht gestattet, genug zu schlafen, weswegen ich immer halb tot vor Müdigkeit war. Das Essen war ausserdem schlicht und bescheiden und wurde uns Sklaven nicht gerade üppig zugeteilt.

Halb verhungert hob ich einmal eine Knolle auf, die ich beim Hacken ausgegraben hatte, drehte dem nächsten Wachposten den Rücken zu und begann, daran zu knabbern. Trotz meiner Bemühungen, mich verdeckt zu geben, sah mich die Wache und kam schwerfällig auf mich zu. Sie schnappte sich die Knolle aus meiner Hand und steckte sie in ihr eigenes großes Maul. Dann versetzte sie mir einen Schlag, der mich zu Boden gebracht hätte, wenn er denn getroffen hätte – aber das tat er nicht. Ich duckte mich erneut unter der Faust weg. Das machte die Wache wütend, woraufhin sie noch einmal nach mir schlug. Wieder ließ ich den Schlag ins Leere gehen und diesmal geriet die Frau in Rage und begann, tobsüchtig herumzubrüllen. Sie warf mir eine ganze Kanonade an pellucidarischen Flüchen an den Kopf.

Sie machte dabei so viel Lärm, dass sie die Aufmerksamkeit der anderen Wachposten und der Frauen im Dorf auf sich zog. Plötzlich zog sie ihr Knochenmesser und kam mit mordlüsternem Blick auf mich zu. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich einfach versucht, ihren Schlägen auszuweichen, denn Zor hatte mir gesagt, dass ein Angriff auf eine dieser Frauen wahrscheinlich den sicheren Tod bedeuten würde; aber jetzt war es anders. Sie war offensichtlich darauf aus, mich zu töten, und ich musste etwas dagegen tun.