Im Pyjama um halb vier - Jakob M. Leonhardt - E-Book

Im Pyjama um halb vier E-Book

Jakob M. Leonhardt

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Beschreibung

Lulu macht sich bei Facebook auf die Suche nach dem Ben, den sie auf der letzten Party kennengelernt hat. Sie findet … einen anderen, mit dem sie von nun an jeden Tag chattet. Sie erzählen sich Dinge, die sie sonst niemandem erzählen würden. Dinge, die unter normalen Umständen unausgesprochen bleiben. Und plötzlich entstehen Gefühle, gegenüber diesem Fremden, den man eigentlich gar nicht kennt.

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Titel

Gabriella Engelmann und Jakob M. Leonhardt

Im Pyjamaum halb 4

Impressum

Erste Veröffentlichung als E-Book 2013© 2013 Arena Verlag GmbH, WürzburgAlle Rechte vorbehaltenEinbandgestaltung: Frauke SchneiderISBN 978-3-401-80202-2www.arena-verlag.deMitreden unter forum.arena-verlag.dewww.jakob-leonhardt.dewww.gabriella-engelmann.de

1. Kapitel

Lulu Rocket möchte mit Ben Schumann befreundet sein.

Samstag, 22. September

LULU:

Hi. Bist du zufällig Ben, der beste Freund von Marco?

BEN:

Könnte sein. Wieso?

LULU:

Nur für den Fall, dass du es bist, wüsste ich gern, ob Marco eine Freundin hat. 

BEN:

Huups, du bist ja direkter als Mario Gomez vorm Tor. Dachte immer, bei solchen Fragen geht man mit etwas mehr Fingerspitzengefühl vor.

LULU:

Stimmt! War ein ziemlich gewagter Vorstoß. Weiß ja gar nicht, ob du wirklich DER bist, den ich meine. Es gibt hier dummerweise drei mit deinem Namen, die alle kein Foto als Profilbild haben. Aber für den Fall, dass du doch DER bist – dann kennen wir uns. Ich bin Lulu, du weißt schon, wir haben uns gestern auf der Party in meiner Tanzschule kurz unterhalten. Marco ist SÜSS!

LULU:

Hallo? Noch jemand da?…

BEN:

Sorry, musste mich mal eben künstlich beatmen lassen, weil ich sonst an einem Lachanfall gestorben wäre. Wenn dieser Marco das hier lesen könnte, würde er wahrscheinlich im Boden versinken. »Süß« ist ja wohl echt das schlimmste Kompliment, das man einem Jungen machen kann.PS: Ich bin nicht derjenige, den du suchst! Kenne gar keinen Marco.

LULU:

Aha, ok… na dann also sorry wegen der Störung. Schönen Sonntag noch, Mister Unbekannt!

BEN:

Schönen Sonntag, Miss Lulu – oder wie immer du in Wirklichkeit heißt…

Chat

LULU: Habt ihr schon einmal mit einem Unbekannten gechattet?

HIBISKUSBLÜTE: Würde ich nie tun, ist mir zu riskant.

ZEITREISEQUEEN: Ich lebe lieber in der Realität als in einer emotionalen Parallelwelt. Außerdem bin ich mit Schule, Polo und Golf mehr als genug beschäftigt.

NELLYROSAROT17: Was soll das denn bringen? Endet doch alles eh nur im Chaos.

NERDINATOR: Ich bin selbst unbekannt, dürft also gerne mit mir chatten!

FEE39: Ab und zu ist das ganz nett – das Leben ist schließlich ein knallbuntes Abenteuer. LOVE IT!

2. Kapitel

Sonntag, 23. September

LULU:

Lieber Mister Unbekannt, darf ich dich noch mal stören?

BEN:

Oh, du schon wieder!

LULU:

Musst mir ja nicht antworten, wenn ich nerve! Tu einfach so, als sei ich gar nicht da. 

BEN:

Nee, schon okay. Was gibt’s denn?

LULU:

Hab noch mal drüber nachgedacht: Was ist so schlimm an SÜSS?

BEN:

Ok, pass auf: Einen Typen als »süß« zu bezeichnen, ist so, als würdest du einen weißen Hai kuschelig finden oder Kobe Bryant niedlich. Verstehst du, was ich meine?

LULU:

Kobe wer? Ok, Google macht’s möglich! Du meinst die BLACK MAMBA des Basketballs? Der sieht doch sehr SMART aus – finde ich zumindest. Oder ist smart auch kein Wort, für das du dich begeistern kannst? SHOOTING GUARD klingt jedenfalls supergefährlich sexy!

BEN:

Meine Basketball-Poster sind gerade von der Wand gebröselt. Du hast nicht soooo viel Ahnung von diesem Sport, oder? Aber zurück zum Thema. Zu mir haben die Mädels auch schon ab und zu gesagt, dass sie mich süß finden…und ich war selten begeistert darüber. Das klingt jetzt vielleicht eitel oder so. Aber Jungs möchten echt nicht süß sein, sondern cool oder sportlich oder… na ja, man will’s halt draufhaben. Du weißt schon! Aber süß klingt irgendwie total nach Grundschule und Liebesbrief.

Da ist smart schon wesentlich besser! 

LULU:

Da bin ich ja beruhigt, dass ich ein Wort gefunden habe, das dich nicht in irgendeinen Ausnahmezustand katapultiert. Übrigens: Mädels meinen das mit süß überhaupt nicht abwertend. Im Gegenteil…

BEN:

Ja, schon klar. Aber trotzdem.

LULU:

Was mich übrigens mal interessieren würde: Spielst du eigentlich selbst Basketball oder bist du nur groß im Schlaue-Sprüche-Kloppen? (Und bevor Missverständnisse aufkommen: Ich selbst bin aktive Sportlerin. Jedenfalls wenn man Ballett als Sport durchgehen lässt.)

BEN:

Aua! Bin gerade vom Sofa gefallen. Schuld bist du, du seltsame Marsrakete. Klar ist Ballett Sport, genauso wie Blumenbinden, Stricken oder Pfannkuchenbacken.

LULU:

Soso, vom Sofa gefallen? Bist also eine Couch-Potato?!

(Pfannkuchen, yummy!)

BEN:

Genau. Betreibe Extrem-Couching! Ist echter Leistungssport.

Chat

BEN: Ist Ballett in euren Augen Sport?

SASCHA T-PUNKT: Ballett? Ist das nicht das, wo zwei Typen im Ring stehen und sich verprügeln? Ach nee, das war Boxen. Ok, kein Sport.

NADINE CAT: Deine Frage verrät, dass du KEINE AHNUNG hast. Tänzer sind total durchtrainiert, da ist wirklich jeder kleinste Muskel so was von definiert… traumhaft!

NERDINATOR: Danke, Nadine, dass du den Porno-Aspekt mit reinbringst.

NADINE CAT: Haha! Vermutlich bist du nur neidisch, weil du gar nicht weißt, was Muskeln sind!

NERDINATOR: Doch, klar weiß ich das. Die Muskeln einer Kuh zum Beispiel nennt man Steak. Und die vom Schwein Kotelett. Beides super!

TOM BOMBADIL: Hey Ben. Gibt eine einfache Methode, das herauszufinden. Schau dir einfach mal eine Ballettaufführung an. Dann wirst du schnell merken, dass Balletttänzer Hochleistungssportler sind. Allein die Sprungkraft würde für Olympia reichen…

NERDINATOR: Schöne Vorstellung, Tom: Olympia-Hochspringer im Tutu…

3. Kapitel

Dienstag, 25. September

BEN:

Hallo Lulu. Wenn der Zufall uns schon zusammengewürfelt hat, möchte ich dich jetzt auch was fragen: Gibt es für Mädchen eigentlich auch so Antiwörter? Also irgendwas, das ihr total ätzend findet, auch wenn es vielleicht nett gemeint ist?

LULU:

Na ja, kommt immer drauf an, wer es sagt – und vor allem, wie es gemeint ist. Selbst das tollste Kompliment kann schließlich ganz anders gemeint sein. Zum Beispiel, wenn ein Typ ein Mädchen hot findet, damit aber eigentlich meint, dass sie nur gut aussieht, sonst aber nichts zu bieten hat. Niedlich geht auch so in die Richtung. Das klingt nach kleiner Schwester, nicht nach potenzieller Traumfrau. Mädels wollen einfach genau wie Jungs alles auf einmal sein: die Hübsche, die Coole, die Wilde, die… eben der ganz große Jackpot.

BEN:

Okay, klingt einleuchtend. Was ich allerdings nicht verstehe: Wenn »niedlich« so ein No-go für dich ist, wieso nennst du dich dann ausgerechnet LULU? (Soll das eigentlich eine Abkürzung sein? Vielleicht für Lustige Lusche? Oder Lumpenlurch? Lucky Luke? Klär mich doch mal auf. )

Freitag, 28. September

BEN:

Schade, ich hab nichts mehr von dir gehört. Hab ich dich mit meinen Namensvorschlägen beleidigt? Ich muss das mit der Couch-Potato übrigens richtigstellen. Stimmt nur zur Hälfte. War nämlich gerade beim Basketball-Training. Ich bin zwar nicht gerade eine Schwarze Mamba (weißt ja jetzt, wer das ist), aber gehe schon in Richtung Profi. Na ja, so einigermaßen.

LULU:

So, da bin ich wieder! Hast du dir Sorgen gemacht? OMG – was für grandiose Namen! Um noch ein paar ins Spiel zu bringen: War heute Nachmittag mit meinem kleinen Bruder Fynn und Paulchen auf dem Spielplatz. Hab da auch ein paar Körbe geworfen – aber Paulchen hat sich fast jeden geschnappt. DU hättest dir garantiert nichts abnehmen lassen, weil du in dem Bereich ja ein Profi bist…

BEN:

Machst du dich jetzt über mich lustig oder was? Ich spiel echt gut!

LULU:

Nee, nee, war ernst gemeint. Glaub ich dir.

BEN:

Fynn ist also dein Bruder. Und Paulchen? Ist das ein Pekinese? Oder ein Mops? Oder vielleicht ein Chinchilla-Rüde? Ok, Spaß beiseite, ich kenne dich zwar nicht, aber ich muss dir mal ein Kompliment machen: Ich finde es total super, dass du dich um deine jüngeren Brüder kümmerst! Ist auch ganz ernst gemeint.

LULU:

Paulchen ist weder mopsig noch kommt er aus China. Er ist ein wilder Mischlingspuschelhund. Also für mich ist das mit Fynn eine echte Herzensangelegenheit (auch wenn kleine Brüder manchmal nerven!). Wie ist das denn bei dir? Geschwister?

BEN:

Ohhhh ja! Auch ein jüngerer Bruder: Robby! Und der kann so was von höllisch nerven, das kannst du dir nicht vorstellen! Er ist… etwas speziell.

LULU:

Hmm, klingt ja nicht so angenehm?

BEN:

Tja, manche Dinge sind halt nicht so lustig… aber egal. Was ist jetzt eigentlich mit diesem Marco, den du so »süß« findest?

LULU:

Erzähl ich dir morgen. Aber NUR, wenn du mir auch etwas von dir verrätst… etwas Persönliches…

BEN:

Mache ich. Du wirst Augen machen!!

LULU:

Na dann. Gute Nacht!

Übrigens heiße ich im REAL LIFE Luca-Luisa.

4. Kapitel

Ben Schumann hat LuluRockets Freundschaftsanfrage bestätigt.

Sonntag, 30. September

LULU:

Zurück vom Outernet. Bist du on?

BEN:

Ja, bin on, Luca-Luisa (schöner Name übrigens).

LULU:

Danke, dass du meine Freundschaftsanfrage bestätigt hast. Jetzt kann ich auch endlich mal sehen, wo du wohnst. München also.

BEN:

Stimmt, bin ein waschechter Bayer. Wo wohnst du denn? In deinem Profil steht da ja nichts von…

LULU:

Von dir aus gesehen am anderen Ende der Welt.

BEN:

Nordpol? Australien? Timbuktu?

LULU:

Näher.

BEN:

Stöhn! Los, sag schon.

LULU:

H.A.M.B.U.R.G!

BEN:

Das IST das andere Ende der Welt (fußballtechnisch gesehen sogar noch weiter). Darf man noch fragen, wie alt du bist? (Hast du extra so wenig in deinem Profil stehen? Um irgendwie geheimnisvoller rüberzukommen? ) Nicht dass du in Wirklichkeit eine 83-jährige Oma bist oder so.

LULU:

16. Das hat mit geheimnisvoll nix zu tun, sondern damit, dass nicht jeder sofort alles über mich wissen soll. Safety first, you know?

BEN:

Ich 17.

LULU:

Jetzt ich: Bist du eher Träumer oder Realist?

BEN:

Coole Frage. Das ist stimmungsabhängig. Ab und zu bin ich so sehr am Träumen, dass mich die Realität null interessiert. Aber meistens finde ich die reale Welt auch ganz spannend. Und du?

LULU:

Weck mich nicht, ich träum grad so schön. Isst du gern?

BEN:

Wie kann man nicht gerne essen!? Meine Favourites: Burger, Pizza, Steak. Ja, sag nichts, es stimmt: Ich stehe auf Junkfood. Und du?

LULU:

SALAT-SALAT-SALAT. Und habe ich schon erwähnt, dass ich gerne SALAT mag?

BEN:

Hast du einen Freund?

LULU:

Ja, mein Salat ist mein bester Freund. Hallo? Hast du mir nicht zugehört? Ich hätte wohl kaum gefragt, ob Marco eine Freundin hat, wenn ich selbst schon vergeben wäre, oder? Aber nur so, aus reiner Neugier: du denn?

BEN:

No, bin seit ein paar Monaten solo. Habe aber Ziele…

LULU:

Wie heißt denn dein Ziel?

BEN:

Larissa. 

LULU:

Aha. Geht ihr in dieselbe Klasse? Bist du eigentlich schon in der 12.?

BEN:

Ne, noch in der 11. Zum Glück! Noch ein Jahr länger Zeit, bis man sich überlegen muss, was man werden will.

LULU:

Also, ich bin ziemlich froh, wenn ich da raus bin. Je früher, desto besser. Auf Chemie, Bio und besonders Englisch kann ich echt verzichten. Wegen dieser furchtbaren Sprache drehe ich gerade eine Ehrenrunde…  Also, auch noch ein Jahr länger Zeit. Gezwungenermaßen.

BEN:

Uii, tut mir leid! Das ist bestimmt nicht so angenehm. (Larissa geht in die Parallelklasse.)

LULU:

Ne, is’ nicht so lustig! Fühle mich total outsidermäßig: neue Klasse, neue Lehrer und das miese Gefühl, komplett versagt zu haben. Im Drehbuch meines Lebens war diese Katastrophe jedenfalls nicht vorgesehen… früher war ich nämlich mal super in der Schule und sogar Klassensprecherin. Und jetzt fange ich wieder ganz von vorne an… *GroßerStoßseufzer*

BEN:

Oje! Klingt nach großem Frust! Ich bin zum Glück noch nie sitzen geblieben, aber ich kann mir vorstellen, wie ätzend das ist. Vor 2 Jahren musste ich meinen Basketball-Verein wechseln, weil ich mit dem neuen Coach nicht klarkam. Ich weiß also genau, wie es ist, wenn man sozusagen noch einmal ganz von vorne anfängt. Aber irgendwann hat man es geschafft. Und vielleicht wird es bei dir dann auch so wie bei mir. Im Nachhinein hat sich der Wechsel als super herausgestellt. Jetzt bin ich wieder Stammspieler und fühle mich im neuen Team viel wohler als in dem alten. Und außerdem: Ich glaube, wir schreiben das Drehbuch unseres Lebens gar nicht selbst – das tut jemand anderes… (fühlt sich jedenfalls meistens so an).

LULU:

Was für eine schöne Antwort! Danke, dass du mir so viel Hoffnung machst. Das hat jetzt sehr gutgetan! (Und alles Gute in Sachen Larissa!!!!!)

Chat

BEN: Die Leute reden immer davon, dass sie »Zeit verlieren« – eine Stunde, einen Tag, vielleicht sogar ein ganzes Jahr. Aber kann man das überhaupt, Zeit verlieren? Und wer findet dann diese verlorene Zeit? Vielleicht sollte man mal ein Fundbüro für Zeit einrichten?

ALEX E: Zeit kann man nicht nur verlieren, man kann sie sogar verschwenden! Blöd ist nur, dass man Zeit nicht kaufen kann. Würde da sofort auf Schnäppchenjagd gehen.

NADINE CAT: Zeit ist unbezahlbar! Da kannst du lange auf Schnäppchenjagd gehen.

NERDINATOR: Ich verliere ständig irgendwas: meine Schlüssel, mein Portemonnaie, meine Schultasche… aber Zeit? Keine Ahnung, wie das gehen soll.

TOM BOMBADIL: Wenn man das Gefühl hat, Zeit zu verlieren, muss man einfach mal innehalten. Atmen. Meditieren. Nichtstun. Und schwupps, ist die Zeit wieder da! Ist ein Mysterium!

NERDINATOR: Wenn ich Bastians Schnarch-Post (Mysterium, haha) lese, wird mir klar, dass man Zeit STEHLEN kann. Bin off!

NELLYROSAROT17@NERDINATOR: Das wird aber auch ZEIT!

ALEX E: Kennt ihr »In Time – deine Zeit läuft ab«? – super Film!! Da bezahlen die Leute nicht mehr mit Geld, sondern mit Zeit. Gruselig!

NADINE CAT: Ich finde TOMS Post gut, weil er recht hat. Zeit IST ein Mysterium, sie ist paradox. Gerade dann, wenn man das Gefühl hat, Zeit zu verschwenden (zum Beispiel, wenn man auf den Bus warten muss), hat man doch unendlich viel Zeit. Eigentlich sollte man solche Momente genießen und sozusagen sein persönliches Zeitkonto füllen…

5. Kapitel

Montag, 1. Oktober

BEN:

Hallo Lulu. Hab aus irgendeinem Grund über dich und diesen Marco nachgedacht. Woher kennt ihr euch eigentlich?

LULU:

Vom Ballett-Training. Er ist neu in unserer Kompanie – und einfach ein Traum. Wie er sich bewegt… Und total nett ist er auch. Seufz!

BEN:

Hilfe, klingt wie aus einer Telenovela. Scheint ja ein echter Traumtyp zu sein. Weiß er denn, dass du ihn magst?

LULU:

Keine Ahnung. Hoffentlich. Passiert schließlich häufiger, dass sich irgendwelche Pärchen beim Ballett finden. Kennst du BLACK SWAN? Nathalie Portman hat ihren Tanzpartner nach den Dreharbeiten sogar geheiratet – und die beiden haben jetzt zusammen ein Kind. Allerdings weiß ich nicht, ob Marco mit jemandem zusammen ist oder nicht. Aber er hat mich zumindest mehrmals beim Training angelächelt… Das ist doch ein gutes Zeichen, oder?

BEN:

Ein gutes Zeichen? Mehr als das! Das ist gigantisch, das ist fast so, als hätte er dir einen Strauß roter Rosen und einen Diamantring geschenkt. Du weißt ja: Direkt nach Anlächeln kommt Heiraten. Gratuliere.

LULU:

Und nach der Hochzeit die Scheidung! *grummel*

BEN:

Mal ehrlich: Kann es sein, dass du ein wenig old school bist? Wenn jedes Mädchen, dass ich anlächle, denken würde, dass ich in es verliebt bin, dann hätte ich echt ein Problem… ist da noch nicht mehr zwischen euch abgegangen?

LULU:

HALLLOOOO! Wie kann denn beim zweiten »Date«, das gar keins ist, irgendwas »abgehen«.

BEN:

Also, wenn beim zweiten Date noch nichts abgeht, habe ich garantiert keine Lust auf ein drittes…

LULU:

ALLES KLAR – du hast Probleme damit, »am Ball« zu bleiben! Deshalb lächelst du auch gleich in der XXL-Version und streust deine Chancen schön breit. Lässt sich diese Haltung denn mit deinem Sport vereinbaren?

BEN:

Hm, ja ok, hab die Message verstanden… der Spruch mit dem Date war blöd…

LULU:

Hey – du schuldest mir noch eine persönliche Info über dich. Von wegen »Du wirst Augen machen!«. Was ist denn nun damit?

BEN:

Ok, stimmt. Also: Mir geht’s genau wie dir – ich bin gerade verliebt. Du weißt schon, in Larissa. Das Problem ist nur, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich es auch DARF!

LULU:

Hä? Wieso darf???????

Chat

LULU: Kann man jemanden, den man nicht kennt, nett finden?

FEE39: Klar. Orlando Bloom zum Beispiel. Den kenne ich nicht, weiß aber, dass er nett ist.

ZEITREISEQUEEN@FEE39: Woher willst du das denn wissen?

LULU: Schon mal was von weiblicher Intuition gehört?

HIBISKUSBLÜTE: Ich kenne mich selbst nicht, finde mich aber nett.

NERDINATOR: Ich finde dich nicht nett, obwohl ich dich nicht kenne.

ZEITREISEQUEEN: Definiere NETT.

NELLYROSAROT17: Nett ist so ziemlich die langweiligste Beziehung, die es gibt. *Schnarch*

LULU: Ok Leute, lassen wir das! Aber gut, dass wir darüber gesprochen haben. Wen’s interessiert, weshalb ich gefragt habe: Bitte eine PN an mich, ich erklär’s euch dann. 6. Kapitel

Dienstag, 2. Oktober

LULU:

Huhu! Was ist denn nun?

BEN:

Huhu zurück. Bin heute ausnahmsweise mal auch im Schulstress… morgen mehr.

LULU:

Ben? Bist du schon weg? Mann, schade! Unsere Chats gefallen mir nämlich richtig gut – auch wenn du natürlich ein Unbekannter bist. Oder vielleicht gerade deshalb? Jedenfalls freue ich mich auf morgen!

Donnerstag, 4. Oktober

LULU:

Halloooooooo? Jemand zu Hause? Meine Fantasie schlägt gerade Purzelbäumchen. Ich will UNBEDINGT wissen, was das mit dem »dürfen« bedeutet!

Hab ich schon erwähnt, dass ich furchtbar neugierig bin?

LULU:

Hm, immer noch Sendepause.

Habe ich dich irgendwie beleidigt? Bist du krank? Oder dein Läppi? Bist du nach Timbuktu ausgewandert, in der Hoffnung, mich dort am anderen Ende der Welt zu finden?

BEN:

Hey Lulu. Gute Idee, das mit Timbuktu! Jedenfalls besser als zwei Tage Dauerstress wegen einer bescheuerten Mathearbeit… Was für dich Englisch ist, ist für mich Mathe…

War in den letzten Tagen so gut wie gar nicht on. Dabei wollte ich dir eigentlich sofort auf deine letzte PN antworten. Das Problem ist, dass ich bei der ganzen Sache selbst nicht so richtig durchsteige. Larissa ist seit den Sommerferien auf meiner Schule. Ich hab sie am ersten Schultag gesehen und war sofort hin und weg. Ich glaube, ihr ging es mit mir genauso. Da war einfach etwas zwischen uns… so eine Art Magnetismus. Wir haben uns dann auch ziemlich schnell angefreundet. Zuerst sind wir nur in den Pausen zusammen rumgehangen, aber dann haben wir uns auch mal nach der Schule getroffen und ein paar Mal abends was zusammen gemacht. Es lief einfach irgendwie total easy. Wir können einen ganzen Abend lang miteinander quatschen, stehen auf dieselben Filme, sind einfach gerne zusammen. Darum dachte ich, dass es klar wäre, dass da mehr zwischen uns ist. Ich fand das ganz eindeutig. Aber dann ist einfach nichts weiter zwischen uns passiert – kein Kuss, keine Umarmung, einfach gar nichts… das hat mich total fertiggemacht. Und ich hab’s einfach nicht verstanden. Vor ein paar Tagen habe ich Larissa gefragt, was eigentlich los ist. Warum sie auf der einen Seite oft und gerne Zeit mit mir verbringt, aber andererseits im entscheidenden Augenblick doch immer wieder einen Rückzieher macht. Sie war dann total traurig, hat geweint und so. Schließlich hat sie mir erklärt, dass sie bis vor den Sommerferien mit einem anderen Jungen zusammen war, Konstantin. Die beiden sind zwei Jahre miteinander gegangen und Larissa war wohl echt glücklich mit ihm. Aber dann hat er sie von jetzt auf gleich sitzen lassen wegen einer anderen. Das hat Larissa völlig aus der Bahn geworfen, sodass sie sich einfach auf nichts Neues einlassen kann, behauptet sie… Tja und jetzt weiß ich nicht so wirklich weiter. Einerseits will ich Larissa zeigen, dass sie mir eine Menge bedeutet und dass ich sie wirklich gerne mag. Aber dann habe ich auch wieder ein schlechtes Gewissen, weil ich sie nicht unter Druck setzen möchte. Ich denke, sie braucht einfach eine Auszeit in Sachen Jungs. Das meinte ich damit, dass ich nicht in sie verliebt sein darf. Oh Mann, die ganze Sache macht mich echt fertig! Hast du nicht einen Tipp für mich, wie ich mich verhalten soll?

(Übrigens: Mir gefallen unsere Chats auch sehr. Erstens mag ich dich, obwohl ich dich nicht kenne. Und zweitens habe ich das Gefühl, dich Dinge fragen zu können, die ich niemals fragen würde, wenn wir uns einfach so treffen würden!)

LULU:

Puh! Das war ja ’ne megamäßig lange Nachricht! Dazu sage ich mal spontan Folgendes:

a) Grundsätzlich ist es super, wenn es einfach so läuft!

(Und hey, Magnetismus. Klingt doch perfekt!)

b) Arme Larissa! Liebeskummer ist ein wirklich grauenhaftes Gefühl. Hatte ich mehr als einmal und dachte jedes Mal, ich müsste sterben.

c) Wenn jemand der Vergangenheit nachhängt, hat der »Neue« meist eher schlechte Karten, also wäre ich an deiner Stelle lieber vorsichtig, denn sonst bist du bald bei b).

d) Andererseits: Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Also gib euch beiden einfach Zeit, sei nett zu ihr, halt den Kontakt und schau, was passiert…

BEN:

Hallo Lulu, hätte gar nicht gedacht, dass du so ein ABCD-Mädchen bist. So systematisch und ordentlich, sogar in Liebesdingen… In deinem Zimmer ist es bestimmt auch immer total aufgeräumt, oder? Deine Kuscheltiere stehen in Reih und Glied wie eine Armee. Und wenn du mit Hausaufgaben fertig bist, liegen kein Blatt und kein Stift mehr auf deinem Schreibtisch… (bevor du fragst: Stimmt, an meinem Schreibtisch kann man gar keine Hausaufgaben machen, weil er unter einem Berg von Sachen begraben ist…).

LULU:

Frechheit! Da gebe ich »alles« in Sachen Tipps und du hast nix Besseres zu tun, als dich über meine Kuschels lustig zu machen?

BEN:

Sorry, war nicht so gemeint! Musste mich nur mal kurz ablenken, um das alles zu verarbeiten, was du geschrieben hast. Um ehrlich zu sein, so richtig aufbauend war es nicht (»Die Hoffnung stirbt zuletzt…«). Andererseits weiß ich auch, dass du recht hast. Man muss halt Geduld haben. Aber mal ehrlich: Geduld und Liebe passen so gut zusammen wie Hip-Hop und Mozart. (Bin dir trotzdem dankbar für deine Tipps.)

Darf ich fragen, wie die Lage bei dir und Ballett-Marco ist?????

Sonntag, 7. Oktober

LULU:

Nur so viel: Hab heute Nacht von IHM geträumt…

BEN:

Und? Erzählst du ihm das auch?

LULU:

Niemals.

BEN:

Warum nicht? Vielleicht freut er sich darüber.

LULU:

So weit sind wir aber noch nicht.

BEN:

Aber du würdest dich freuen, wenn es bald so weit wäre?

LULU:

Klar!

LULU:

Also, äh, könnte sein…

BEN:

Dann gib dir endlich selbst einen Schubs und sprich ihn das nächste Mal an und sag ihm, dass du ihn nett findest. Du musst ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen (»Hallo Marco, ich finde dich super und möchte deine Freundin werden«). Aber zu lange warten ist halt auch nicht so wirklich die beste Taktik… Wenn ihr beide Rentner seid, ist es nämlich zu spät. Falls du es noch nicht wusstest: Jungs können leider keine Gedanken lesen…

LULU:

Ach was! Können sie nicht? Ihr behauptet doch immer, Jungs könnten und wüssten einfach alles????????

BEN:

Klar, das stimmt.  Es gibt nur eine Ausnahme: Sie werden nie verstehen, wie Mädchen ticken. Man könnte auch sagen, Mädchen sind das einzige Rätsel des Universums, das für Jungs unlösbar ist… aber ist das umgekehrt nicht genauso?

LULU:

Darauf gibt es nur EINE Antwort: Ja! Deshalb würde ich es geradezu grandios finden, wenn du mir helfen könntest, ein wenig mehr Licht in diesen Beziehungsdschungel zu bringen.

BEN:

Gerne, aber nur wenn du mir dabei hilfst, das »Mädchen-Rätsel« zu lösen! Wir könnten so etwas wie einen Deal schließen. Du bist mein Mädchen-Coach und dafür lüfte ich für dich die Geheimnisse des Jungs-Kosmos? Deal?

LULU:

Klingt gut.

Deal!

Mittwoch, 10. Oktober

BEN:

Hallo Lulu. Hier ist dein Jungs-Coach Ben. Habe noch einmal über deine Geschichte mit Marco nachgedacht. Also, ich würde es so machen: Sprich ihn an und sag ihm – oder zeig ihm zumindest –, dass du ihn magst. Ganz easy, ohne viel zu sagen. Frag ihn doch, ob er Lust hat, nach eurem nächsten Training noch irgendwo mit dir hinzugehen.

LULU:

Und was ist, wenn er Nein sagt? Oder – noch schlimmer: sich über mich lustig macht und fragt, ob ich noch ganz richtig ticke? (Hey, er ist immerhin der neue STAR unserer Ballett-Kompanie und ich bin scheinbar nicht die Einzige, die auf ihn abfährt.)

BEN:

Man muss schon auch ein bisschen was wagen, wenn man was erreichen will… im Ernst, ich glaube, wenn man verliebt ist, besteht einfach von Natur aus die Gefahr, verletzt zu werden. Es ist halt riskant, sein Inneres nach außen zu kehren. (Hab die Erfahrung ja auch gerade erst gemacht.)Aber mach dir auch nicht so viele Gedanken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Marco dich einfach abblitzen lässt oder dich auslacht. Sieh’s doch mal so: Wenn er wirklich der Richtige ist – und er dich auch toll findet –, dann wird er sich freuen, dass du ihn ansprichst. Und sollte er blöd reagieren, den Supermacho raushängen lassen oder sich über dich lustig machen, dann weißt du immerhin, woran du bist. Du kannst eigentlich nur gewinnen.

LULU:

Wow – ich bin echt beeindruckt! Was bist du? So eine Art Frauenflüsterer? Bei dem Talent brauchst du keine 1 in Mathe, denn ich sehe deine Zukunft in ultrarosiges Licht getaucht. Du hast garantiert eine große Karriere als Paartherapeut/Ratgeberautor/Leiter (ach was, BESITZER!) einer Flirtakademie vor dir, gehst mit einem Dating-Portal an die Börse… usw. usf.

Mich hingegen erwartet an der Berufsfront bloß das große NICHTS, so finster, wie es momentan bei mir in Sachen Schule aussieht…

BEN:

Danke für die Blumen! Und liebe Rakete, lass den Kopf nicht hängen! Irgendwann geht es wieder aufwärts. In Sachen Englisch habe ich übrigens auch eine Idee. Die meisten DVDs kann man doch im englischen Original sehen (mache ich auch oft). Das ist die beste Englisch-Nachhilfe, die du dir vorstellen kannst. Man lernt eine Menge und hat auch noch Spaß dabei. What do you think about?

Chat

BEN: Wer ist euer wichtigster Berater in Beziehungsfragen?

LULU: Du.

SASCHA T-PUNKT: Meine Mutti!

NERDINATOR:@Sascha T-Punkt: Wie bei allen Gays…

NADINE CAT: Hey Nerd, du brauchst offenbar keinen Berater, sondern eine Beziehung!

LULU@NADINE CAT: *gg* – lustig hier bei euch!

NERDINATOR: Falsch, bin allein, aber glücklich!

NADINE CAT: Ich rede mit meiner besten Freundin über solche Dinge. Ich vertrau ihr zu 100 % und kann sie echt alles fragen. Es ist total wichtig, so jemanden zu haben.

ALEX E: Tja, das ist der Vorteil bei euch Mädchen. Ihr könnt über solche Sachen sprechen. Bei Jungs ist das nicht so einfach.

NADINE CAT: Wieso?

ALEX E: Weil Jungs halt nicht so offen sind. Wir machen einfach viel mehr mit uns selbst aus, was eigentlich schade ist. Wünschte, wir wären da etwas gesprächsbereiter.