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Blende mich, Ferner, bei Tag nicht am flimmernden Blau einer hoffenden Stunde. Schließ mir am Abend, wenn es müde vor Sehnsucht, behutsam mein Auge. Kehr bei mir ein, wenn es dunkelt, nimm mich und gib einen Augenblick mir meine Seele zurück. Verletze mir nachts, wenn Du fort bist, im Traum nicht mein Auge an einer Scherbe von Dir. Wende mir über dem Schnitt, der uns trennt, meinen Blick, dass er sieht: Auch Du kannst die Wunde nicht heilen. Doch still mir im einsamen Frühlicht das Bluten des Messers.
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Seitenzahl: 58
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Kaline von Bose, geboren 1963, ist und war in allen Bereichen der Geisteswissenschaften und angewandten Kunst tätig, studierte Literatur und Sprachen zeit- und kulturübergreifend.
Sie ist gebürtige Münchnerin, lebt und lebte hier und in Berlin.
Und sie schreibt seit schon eigentlich immer, vor allem Gedichte.
Ihre Heimat ist ihre Sprache, ihr Glaube genauso.
meinem Sohn Hans Philipp. meinem Mann Hans-Jürgen, meinem Bruder Hans Christian, meinem Onkel Hans Dietrich, meinem Großonkel Hans Bernd, deren Frauen und allen anderen Ungeheuern, nicht nur namens Hans, dir.
in Liebe
Prolog
Densa e grave
Zonenrandgebiet
Carneval
Salpeter
Anatomie
Riesenrad
einmal eins
Anfang
weiße magie
Sicambre
Incognito
Gespräch
JuNKER
Transit
... ou la question du père I
... ou la question du père II
Flut
Auf dem Kinderspielplatz
Gebet
Bastet
Nur drei Dinge
Zustände
Offener Ort
Fünf Erden
Cesenatica
Ritus
La morte
Zeichen
Osaka
Anubis
Bei Preußens
Das fünfte Haus
I. Ankunft
II. Rückkehr
CADisH
Zu nah,
zu fern
zu bla
(knapp daneben ist auch vorbei).
Zu. ja, ja: zu / an / bei: ad.
Viel zu an, (vor-)bei.
ad, AD: außer Dienst, anno domini, alter
Depp - was auch immer.
Abkürzungen halt.
Eine
UNTIEFE.
Was für ein Wort: Wieso "Un"?
Sind denn Unkosten billiger als Kosten?
Was für ein Unwort (gekürt oder nicht).
Nicht, wie üblich Herz, Seele, Schmerz.
Alles ohne-
hin
bestritten: alles Hysterie
(Hymen im Frauenbauch),
wirklich Herz, Seele, Schmerz.
Das Vater-Familienwort
für die Mutter-Familie:
"Ferz"
(dialektal pfälzisch, heißt: Unfug, Quatsch;
gibt's auch "mit Krücken", man denke sich
seinen Teil).
Tot aber
ohnehin alle
oder anderswie weg.
Nur noch Spuren da
von ihrem Hineintreten in mein:
Was ich sein hätte werden solln früher...
Dann meine Wegwisch-Versuche,
mein verplemperndes Schön-Tun.
Bleibt dann nur der Geruch,
das Putzen des blutigen Schlüssels, der
zum siebten, verbotenen Zimmer führt.
Blaubart, Rapunzel und Asche.
Mein Zuhause jetzt, voll davon, bleibt.
Bleibt ein Kind,
das nicht wohnen mag dort,
sich nicht passen will mehr,
endlich bleiben und
endlich ganz weit ganz fort.
Das öfter traurig ist
(bei aller Intelligenz
und bei allem bewahrten Humor,
sogar dem Sinn für das Bunte
und seine Ordnung),
trist.
Wär da nur
dieses Stiefelpaar auch
knapp daneben
getreten.
Polarwolf:
stahl-
blaue Glut.
Der Hindin aus-
gelieferte Flucht,
der Himmel,
der Schneesprung,
das Maulvoll
Blut -
stahlblau,
Polarwolf,
die Glut.
Weißt du: Es sind
nicht die Wolken.
Wenn er sich nur
ein wenig mehr zu neigen
gewagt hätte,
von alpha nach omega
oder a nach dem alten z etwa -,
dann hätte er mit uns sprechen,
mit uns essen und trinken können.
Den Horizont auch küssen.
Doch so
schürzt er die Lippen,
der schamvolle Mond,
und mündet nur
hinter den Wolken.
Brücke, Berlin, keine
Luftbrücke, Glienicke,
Gefangenenaustausch
im so kalten Krieg.
Der Stich des Skorpion.
Im Zonenrandgebiet gehen übrigens
Frauen besser vor ihren Männern,
es könnten ja Tretminen liegen.
Immer und überall nur die Frage,
wer denn zuerst hochgeht,
er oder sie oder
umgekehrt,
wer: Wir.
So etwas gibt es und gab es übrigens an
anderen Orten und zu anderen
Zeiten immer und überall auch.
Glienicke, Brücke,
jetzt woanders und umbenannt,
im Zonenrandgebiet,
als Symbol für eine vermeintliche
Wiedervereinigung, für einen Austausch,
wie und wo auch immer.
Zonenrandgebiet und die
alten Anlagen, Türme und so
zur Erinnerung
an das sinnlose Sterben,
überall.
Jedes Mal
drei Kreuze beim
Grenzübertritt
von West nach Ost,
umgekehrt sicher viel mehr.
West-östlich keinesfalls
Diwan und
wenig Ruhe.
So gern würde ich
eine Nacht schlafen
auf Diwan, auch ohne nichts.
Enttrieben
den neonlichthohen Fabriken
einer stampfhammerdröhnenden Kindheit
auf der Suche nach einem Vaterort
ward ich zurückgelassen von ihm
ohne Eigenschaften.
Renaissancemensch
schuf ich mich
im Taumel der Messbarmachung
zum Fluchtpunkt
der Zentrifugen
gottgleicher Maschinen
und einsam.
Im Innern dabei
bodenlos und verängstet
erhöhe ich
zwischen Liebe, Pflicht und Prostitution
den Erfüllungseinsatz
ohne Erfolg.
Begehrlich die Blicke
Neidender und Versicherter,
doch die entseelte Rezeption
meines samtenen Kartenhauskörpers
bearbeitet alle Anträge
zwangsläufig
unbefriedigend
lieben ach liebe
nacht lieben acht
am helligen nach
mittag oder auch am
abend (morgens selten)
ich verspreche dich
hoch und heilig ich
liebe dir von jetzt
sofort an mindestens
hunderttausendmillionen
jahre lang jeden
morgen jeden abend
und mittags und nachts
ich will dich für jetzt ganz und
gar nicht mehr klarkommen mit
diesen ganzen gefühlen streicheln
küssen lachen haschich rauchen
und zigaretten reden streicheln
küssen anschauen reden trinken
lachen ach nacht lieben küssen
den ganzen tüll tigerschlangenmist
ausziehen runterziehn lachen deine
farbe in meinem gesicht meine farbe
in deinem gesicht elender farbbrei
in gesichtern weiße nasen spitzen
lachen lieben lächeln deine augen
streicheln tanzen haut und
wach sein nacht dein schlafen
streicheln die haut du mit
deiner hauptfrau und den vielen
nebenfraun wach nach dieser nacht
alleine auf morgen früh.
fortgehen mit deinem geruch
in der weißen nase wärme deiner
auf meiner haut und mit
zwei verschiedenen schuhen.
Zum ersten Mal aufrecht
und fraglos
vor deinen Spiegeln
nehm ich ganz langsam,
voll Sorgfalt,
dein Gift.
Dass es jetzt
immer werde und
nicht wiederkehre
wie Schlaf, dass
dieses Imperfekt ende,
dass.
Dass, einzig noch,
immer noch dass.
Mit ihm
bricht jetzt plötzlich
Entsetzen
ins stille Schlucken
und Angst, dass noch Worte
der Deutung verfallen
und Blicke und Gesten
deiner Erinnerung, dann.
Bricht ein Fieber hinein,
noch zu ordnen, erklären, verbrennen,
ein Weißes zu finden
für eine Nachschrift,
ein ich wollte, ich will, doch
es bleibt ja kaum Zeit mehr,
es gibt hier kein Blatt, kein Papier,
auch kein Wort für den Anfang,
ich wollte, ich will und
dies dass.
Mit ihm geht es zurück und dann
weiter, wie immer allein
und noch immer umgeben
von deiner Geschäftigkeit,
dass.
Du schöne und warme
Sehnsucht mit mir allein
in allem und einem
überlieben wir endlos.
Und an Allerheiligen
oder an allerspätestens
fahren wir
über die messbare Zeit
und den Raum hinaus
nach woanders vertraut,
verführen Gefühle,
überleben Momente,
lassen sie schweben,
knüpfen nicht an,
geliebte Sehnsucht,
halten nicht fest,
doch den Atem an
in den Betten der Vorstadt.
Durch unsere Fenster
nähert sich, spiegelt
sich blau in den Augen,
den Blicken des Bruders
das ferne Ufer.
Mein Stattprinz,
kleiner Misanthropenkönig,
sei Frosch,
verbirg deine Schwimmhäute
ungeküsst.
Was ist klein,
was ist groß,
wenn du atmest?
Leiser du
laut auch
die Räume
ausfüllen lässt
mit deinem Atem.
Aussingen, ausspielen und
Weiser, du, leise,
ihnen doch überlässt,
sich zu öffnen.
Was ist groß,
was ist klein,
wenn dich Kindermund
wahr,
liebevoll,
strahlend
"Schnecke" nennt?
Ganz junger Knabe,
dich im Ansturm erkennt und - selbst ein Schneckenprinz -
dich seinen heimeligen Vorfahren weiß.
Was meint das,
klein und groß,
offen, zu?
Schneckenfühler sind
richtbar nach überallhin.
Immer rückzugsbereit, wie ihr Leib,
der unverletzt über die Dornen
geht, wenn der Schneck dann sein
Wirbelhaus
hauchdünn mit einer Membran
verschließt.
Selbst nicht singt
oder spielt