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Auch im hektischsten Alltag zu Ruhe und Gelassenheit finden: Dieses praktische Handbuch bietet echten Seelenbalsam für alle Gestressten und Überlasteten. Mit konkreten Anleitungen und Übungen kann sich jeder die Auszeit nehmen, die er gerade braucht, um die inneren Kraftquellen zu entdecken, die in uns verborgen sind: Sekundenschnelle, erholsame innere Rückzüge in belastenden Situationen, unbemerkt vom Gegenüber. Kurzauszeiten von einer oder mehreren Stunden, um den Kopf wieder frei zu bekommen und neue Kraft zu tanken. Eintägige bis mehrwöchige Retreats zuhause oder anderswo, um sich in aller Ruhe um die eigenen Gefühle zu kümmern, bewusste Entscheidungen zu treffen oder die spirituelle Entwicklung zu fördern. So können wir wieder zu uns selbst finden und mit frischer Lebensenergie unsere eigenen Wünsche und Ziele verwirklichen.
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Seitenzahl: 278
Wird Ihnen auch manchmal alles einfach zu viel? Haben Sie oft das Gefühl, dass Stress und permanente Reizüberflutung Sie vom wahren Leben abschneiden? Höchste Zeit, endlich einmal innezuhalten um Körper, Seele und Geist wieder den Raum zu geben, den sie brauchen.
Safi Nidiaye zeigt, wie Sie ganz gezielt die individuelle Auszeit gestalten können, die Ihnen gerade guttut. Ob erholsamer innerer Rückzug nur für ein paar Sekunden, schnelles Entstressen für zwischendurch, bewusster Ich-Tag oder tiefgehendes spirituelles Retreat: So bekommen Sie auch im hektischsten Alltag den Kopf wieder frei und finden zu innerer Ruhe und Klarheit.
Das Handbuch mit vielen einfachen, wirksamen Übungen und wertvollen Inspirationen: Für alle, die sich nach Gelassenheit, Entschleunigung und frischer Lebensenergie sehnen.
Safi Nidiaye
INNE-
HALTEN
Das Handbuch der kleinen und großen Auszeiten
Die in diesem Buch vorgestellten Informationen und Empfehlungen sind nach bestem Wissen und Gewissen geprüft. Dennoch übernehmen die Autorin und der Verlag keinerlei Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich direkt oder indirekt aus dem Gebrauch der hier beschriebenen Anwendungen ergeben. Bitte nehmen Sie im Zweifelsfall bzw. bei ernsthaften Beschwerden immer professionelle Diagnose und Therapie durch ärztliche oder naturheilkundliche Hilfe in Anspruch.
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Copyright © 2019 by Integral Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Alle Rechte sind vorbehalten. Printed in Germany.
Redaktion: Sabine Zürn
Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München
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Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN 978-3-641-25172-7V001
www.Integral-Lotos-Ansata.de
www.facebook.com/Integral.Lotos.Ansata
Inhalt
Vorwort
Teil I
Der Außenwelt den Rücken kehren – Sinn und Gestaltung der Auszeit
Was bringt ein Rückzug?
Wie gestaltet man einen Rückzug?
Die Vorgeschichte dieses Buches
Die besondere Rolle der Körperzentrierten Herzensarbeit im Besinnungs-Rückzug
Teil II
Zu sich kommen und in sich gehen
Auf die Stimme des Herzens hören
Die eigene Energiequelle anzapfen
Bei sich sein – außer sich sein
Die Intimität mit sich selbst entdecken
Entspannung trotz Elektrosmog
Der Zwangs-Stopp oder Warum habe ich das nicht längst entdeckt?
Teil III
Eintägige Auszeiten ohne besondere Vorbereitung
Der Ich-Tag
Prinzip Freier Sonntag
24-Stunden-Fasten
Der Klärungs-Rückzug
Der Nicht-Existenz-Tag
Der Entspannungs-Rückzug
Rückzug zu zweit
Teil IV
Universalwerkzeuge für ein effizientes Auszeitprogramm
Den Körper entladen
Entswitchen: Das Gehirn von Elektrostress befreien
Meine Spontan-Bewegungs-und-Ton-Übung
Die Körperzentrierte Herzensarbeit – Mein Universalwerkzeug für den Besinnungs-Rückzug und das ganze Leben
Gehen als Übung
Den Atem spüren
Das stille Sitzen
Teil V
Auszeit ohne »Aus-Zeit«
Der unbemerkte Kurz-Rückzug in einer Situation
Wie Sie sich eine Besinnungsminute verschaffen
Sich mitten im Berufsalltag vom Stress befreien
Mini-Auszeiten für immer und überall
Wie Sie Energie und Aufmerksamkeit zusammenhalten können
Alltägliche Tätigkeiten als Auszeit nutzen
Der innere Urlaub
Zuflucht nehmen bei sich selbst
Teil VI
Kleine Auszeiten von einer halben Stunde bis zu einem halben Tag
Mein effizientes Komplett-Rezept für einen kurzen Rückzug
Den Kontakt mit sich selbst wiederfinden
Kontakt mit der Natur
Morgenmeditation
Abendmeditation
Teil VII
Der ein- oder mehrtägige Besinnungs-Rückzug
Das spirituelle Retreat
Die Meditation
Das Visualisieren von Licht
Das Wiederholen heiliger Wörter oder Sätze
Eingangs- und Abschlussrituale
Das Retreat einer größeren Sache widmen
Vorbereitungen für einen längeren Rückzug
Ablaufplan für das spirituelle Retreat
Die drei Körperübungen
Die drei Atemübungen
Drei Übungen zur Einstimmung
Die sechs Meditationsthemen
Wie Sie Ihr Retreat gestalten können
Eintägiges Intensiv-Retreat mit Herzensarbeit und spirituellen Übungen
Rückzug für zwei Tage oder ein Wochenende
Mehrtägige Intensiv-Retreats
Teil VIII
Weitere Tipps und Anregungen
Worauf Sie bei der spirituellen Übung besonders achten sollten
Weiterüben im Alltag
Gegenwärtig sein statt in Gedanken
Tipps für die Auszeit im Alltag
Der Schlaf – unsere tägliche Auszeit
Der letzte Rückzug
Auszeit aus der Beziehung
Literatur- und Quellenverzeichnis
Über die Autorin
Vorwort
Als Seele sind wir frei, und unser Königreich ist grenzenlos. Starten wir nicht als Kind mit der Erwartung, dass unser Leben unser Königreich sei? Und sollte es nicht auch so sein? Aber nur wenigen gelingt es, in ihrem Leben zu herrschen wie ein König oder eine Königin. Wir haben uns unsere Macht und Souveränität abnehmen lassen oder sie freiwillig abgegeben. An unsere Arbeitsstelle, unsere Chefs, an König Geld, an unsere Angehörigen, an das, wonach wir süchtig sind, an unsere elektronischen Geräte, an Apps und Onlineshops, an Unternehmen, die uns suggerieren, dass wir ohne ihre Produkte nicht mehr leben können, damit wir immer mehr Geld dafür ausgeben. Gestresst, unter Druck, erschöpft oder in Unbewusstheit verfallen, haben wir die Sehnsüchte und Ziele unserer Seele längst vergessen oder als »unrealistisch« abgehakt.
So sehr Sie auch unter Zwängen, Anforderungen, Einschränkungen leiden mögen, tief in Ihrem Innern gibt es immer noch Ihr Königreich. Den Platz, an dem Sie Ihre Kraft, Ihre Größe, Ihre Schönheit, Ihre Macht, Ihre Freiheit, Ihre Souveränität und Ihr Gleichgewicht wiederfinden und Ihr Leben wieder seinen Sinn bekommt. Erobern Sie sich Ihr Königreich wieder zurück, damit Sie das sein können, was Sie wirklich sind, und das tun, was Sie wirklich tun möchten.
Um Ihr Königreich zu finden, klinken Sie sich aus dem Gewohnten aus, gönnen sich eine Auszeit, ganz für sich selbst und mit sich allein. Um es sich zu erhalten, suchen Sie es so oft wie möglich auf – für einen Augenblick, für eine längere Zeit oder während eines spirituellen Rückzugs.
Teil I
Der Außenwelt den Rücken kehren – Sinn und Gestaltung der Auszeit
Dies ist ein Buch für alle, die sich nach einer Auszeit sehnen, ob sie nun Zeit dafür haben oder nicht. Falls Sie sich dafür Urlaub nehmen können, finden Sie Vorschläge für ein- und mehrtägige Rückzugsprogramme, die Ihnen zu Besinnung, Klärung, Neuorientierung, Erholung und neuer Motivation verhelfen können. Wer im Moment keine Zeit für Auszeit hat, aber mitten im stressigen Alltag öfter mal eine kurze Besinnungs- oder Erholungspause machen möchte, wird hier Anregungen für Mini-Auszeiten finden: einige Atemzüge lang, ein paar Minuten, eine halbe Stunde, eine oder mehrere Stunden. Dafür benötigen Sie nichts weiter als sich selbst. Das Grundprinzip ist immer gleich: Für einen Augenblick oder eine längere Zeit ziehen Sie sich zurück, kehren der Außenwelt den Rücken und wenden sich ganz Ihnen selbst zu.
Was bringt ein Rückzug?
Rückzug weckt mich auf aus der Hypnose meiner Situation, meiner Perspektive, meiner virtuellen Welt, meiner realen Beziehungen. Rückzug gibt mir Freiheit.
Rückzug gibt mir die Möglichkeit herauszufinden, was ich wirklich will. Zu agieren statt zu reagieren.
Meine Aufmerksamkeit in der Außenwelt haben und dann wieder bei mir, außen und wieder innen – das kann ausgewogen sein wie Ebbe und Flut, wie Ein- und Ausatmen, wie Yin und Yang.
Bin ich aber ständig damit beschäftigt, auf die An- und Herausforderungen der Außenwelt zu reagieren, laufe ich Gefahr, mich zu verlieren. Die Seele, dieses unerschöpfliche, unergründliche, geheimnisvolle innere Ich, kommt zu kurz. Ich verliere meine Energie, meine Motivation, erschöpfe meine Ressourcen. Ich schöpfe nicht aus der Tiefe; ich bewege mich ständig nur an der Oberfläche. Das ist schade, denn aus der Tiefe meiner Innenwelt tauchen eigentlich ständig Ideen, frische Gedanken, neue Erkenntnisse, neue Perspektiven und damit neue Energie auf; aber ich achte nicht auf sie, da ich anderweitig beschäftigt bin. Um ihnen Beachtung und Raum zu geben, damit sie sich entfalten können, muss ich mir ein wenig Zeit für mich selbst nehmen und mich, und sei es nur für einen Moment, von allem zurückziehen. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:
in einer Situation: ganz unbemerkt, für die Dauer von ein paar Atemzügen aus einer Situation: für ein paar Minutenaus dem Alltagsleben überhaupt, für eine Stunde, einen halben oder einen ganzen Tag. Oder mehrere. Oder für eine Woche. Oder zwei.Es liegt an Ihnen festzulegen, wozu Ihnen ein solcher Rückzug dienen soll. Ich sehe eine ganze Palette möglicher Vorteile:
sich entspannen, mal alles loslassen,zu sich kommen, um aus der alltäglichen Hypnose oder der einer Situation aufzuwachen, um seinen eigenen Standpunkt zu finden,sich um seine Gefühle kümmern,Raum für seine Seele schaffen,neue Perspektiven, neue Motivation finden,Klarheit, Lösungen, Antworten finden, Entscheidungen treffen,auftanken,seine Freiheit entdecken und genießen,die Stimme seines Herzens sprechen lassen,sich erneuern,sich heilen,und viele andere mehr, Sie werden sie selbst definieren.Haben Sie schon einmal beobachtet, was geschieht, wenn Sie einfach mal innehalten und nichts tun? Wenn Sie sehr erschöpft sind und sich bisher keine Zeit genommen haben, um sich auszuruhen, werden Sie einschlafen. Oder Sie werden auf Ihre ständig ablaufenden Gedanken und inneren Dialoge aufmerksam.
Also schlafen oder denken. Oder vor sich hindösen. Oder sich irgendwie beschäftigen. Arbeiten. Putzen. Basteln. Spazieren gehen. Eine ungeplante Auszeit ohne besonderes Programm ist ganz sicher segensreich, ja sogar notwendig, und zwar nicht nur ab und zu als etwas Besonderes, sondern mehrmals täglich. Sie verschafft uns das notwendige Gegengewicht zu Aktivität und Kommunikation mit der Außenwelt und trägt dazu bei, dass wir gesund bleiben. Aktivität – Passivität; außer sich sein – bei sich sein. Wie Schlafen und Wachen, Ein- und Ausatmen sollte das im Gleichgewicht sein. Für eine solche natürliche, ungeplante Auszeit bedarf es keiner Anleitung.
Möchten Sie sich zurückziehen, um Ihre alte Form wiederzugewinnen und nach dem Rückzug genauso weitermachen zu können wie vorher? Dann reicht es wahrscheinlich aus, einfach Ihrem Erholungsbedürfnis nachzugeben. Brauchen Sie Entspannung, Passivität, Ruhe (weil Sie zu viel gearbeitet haben) oder eher Bewegung an der frischen Luft? Wählen Sie die Art von Urlaub, die Ihrem körperlichen Bedürfnis am ehesten entspricht – im Wald, am Meer, in den Bergen, in einem Wellness-Center oder zu Hause. Vielleicht müssen Sie nur einmal das Gegenteil von dem machen, was Sie im Alltag tun. Oder einfach mal ausschlafen. Auch hierfür brauchen Sie keine Anleitung.
In diesem Buch geht es um etwas anderes: um einen »geordneten Rückzug«, der ganz gezielt einem Zweck dient.
Wie gestaltet man einen Rückzug?
Das ist eine wichtige Frage, denn wenn Sie nicht vorher klären, wozu Ihre Auszeit gut sein soll und wie Sie sie gestalten möchten, wird Ihr Rückzug möglicherweise nicht besonders wirkungsvoll sein. Ich möchte Ihnen Möglichkeiten vorstellen, um Ihren Rückzug effizient zu gestalten: effizient im Sinne einer Absicht, die Sie selbst bestimmen.
Sie werden Möglichkeiten kennenlernen, um sich blitzschnell innerhalb einer konkreten Situation zu besinnen, um eine kürzere Auszeit so zu gestalten, dass sie Ihnen das bringt, was Sie beabsichtigen oder benötigen, und eine längere Auszeit zu einer tiefen, transformierenden Erfahrung werden zu lassen.
Wir sind im Allgemeinen viel zu gestresst, angespannt, überflutet mit Eindrücken und angefüllt mit Gedanken, um uns mal eben schnell von allem zurückziehen und zu uns selbst kommen zu können. Körper und Geist unruhig, angespannt, das Gemüt überreizt … da braucht es wirkungsvolle Instrumente, um trotz der vielleicht nur kurzen Zeit wirklich alles hinter sich lassen zu können, sich zu entspannen, zu sich zu kommen und sich neuen Perspektiven, neuen Gefühlen, neuen Ideen öffnen zu können.
Ein Rückzug will daher gestaltet sein. In diesem Buch finden Sie Anleitungen für ganz kurze, mittlere, längere und lange Auszeiten sowie sehr machtvolle Instrumente, die Ihnen zu einem »geordneten Rückzug« verhelfen, welcher sinnvoll und effizient Ihrer Absicht dienen kann.
Eines – für mich das wichtigste – dieser Instrumente ist die Körperzentrierte Herzensarbeit. Was die kleinen Rückzüge im Alltag betrifft – die »Auszeit ohne Aus-Zeit« –, auf die ich besonders ausführlich eingehen werde (weil sie so dringend von so vielen benötigt werden), so geht nichts über diese Methode. Nichts entlastet Körper und Psyche so schnell und gründlich wie eine korrekt ausgeführte Körperzentrierte Herzensarbeit (s. Teil IV im Kapitel »Die Körperzentrierte Herzensarbeit – Mein Universalwerkzeug für den Besinnungs-Rückzug und das ganze Leben«). »Körperzentriert« heißt meine Herzensarbeit deshalb, weil der Körper dabei im Zentrum der Wahrnehmung steht.
Am Anfang werden Sie ein wenig Lern- und Übungszeit benötigen, um die Methode kennenzulernen, aber mit der Zeit wird sie zu einem ständigen Begleiter im Alltag und kann in einer höchst wirksamen Kurzform in Minuten- oder sogar Sekundenschnelle angewendet werden.
Zu Beginn des praktischen Teils werde ich Ihnen aber zunächst eintägige Rückzugs-Rezepte vorstellen, für die Sie weder Kenntnisse der Körperzentrierten Herzensarbeit noch sonstige Instrumente oder Vorbereitungen benötigen.
Nach den Mini-Auszeiten im Alltag werden Sie dann meine Anleitungen für kürzere, mittlere und längere Auszeiten bis hin zu spirituellen Home-Retreats finden.
Bei allen Rezepten geht es darum, eine Auszeit so zu gestalten, dass Sie zu sich selbst zurückfinden. In Ihre Mitte. Dass die Auszeit Sie wieder in Kontakt bringt mit dem, was das Leben für Sie kostbar und lebenswert macht; Sie mit der Quelle von Lebenslust, Motivation, Begeisterung, Liebe und damit auch Energie verbindet, die in Ihrem Innern zu finden ist. Das klingt vielleicht esoterisch, aber es ist eine ganz einfache Sache. Wenn Sie sich einmal statt nach außen nach innen wenden, gelangen Sie automatisch in Kontakt mit jenen tiefen Gefühlen, die Sie mit sich selbst verbinden, mit Ihrem Herzen, Ihrer Seele. Die Sie erkennen lassen, was Ihnen wirklich wichtig ist in diesem Leben oder in der Situation, in der Sie sich befinden. Sie werden dafür nichts weiter brauchen als sich selbst und einen Platz, an dem Sie nicht gestört werden.
Die Vorgeschichte dieses Buches
In den 1980er- und 1990er-Jahren war neben der Meditation die Erforschung der Intuition meine Leidenschaft, mein Hobby, meine Wissenschaft. Es gibt nur eine Weise, die Intuition zu fördern: nämlich sofort auf sie zu hören, wenn sie sich meldet. Aber das macht oft Angst. Die innere Stimme ist ja nicht klar als solche zu erkennen (»Hallo, hier spricht deine Intuition«), daher zweifeln wir und schon entstehen Unsicherheit, Zweifel, Angst: Was, wenn ich mich täusche?
Also dachte ich mir, ich brauche ein »ungefährliches« Terrain, um zu üben, meiner inneren Stimme immer sofort zu folgen. Zu diesem Zweck erfand ich für mich selbst ein Spiel, das ich »Prinzip Freier Sonntag« nannte. So entstand das erste einer Reihe von eintägigen Auszeit-Programmen, die ich im vorliegenden Buch vorstelle (s. »Prinzip Freier Sonntag«).
Ein anderes Übungsfeld war das »24-Stunden-Fasten« (s. »24-Stunden-Fasten«). Eines Tages dachte ich mir, dass es vielleicht ganz segensreich sein könnte, einmal 24 Stunden lang nichts zu mir zu nehmen, nicht nur im körperlichen, sondern auch im geistigen Sinne. Nichts lesen, nicht fernsehen, kein Radio hören, mit niemandem sprechen. Ich dachte mir, das müsse sich reinigend auswirken und Raum schaffen für Ideen, die aus meinem Innern auftauchen. So war es auch, und es tat mir so gut, dass ich es jeden Monat wiederholte und mich, obwohl mir Hungern stets ein Gräuel war, schon Tage vorher darauf freute. Auch dies ist eine der Anregungen für eintägige Auszeiten, die ich mit Ihnen teilen möchte.
Ein drittes Auszeit-Spiel, das ich für mich entwickelte, ist der »Ich-Tag« (s. »Ich-Tag«). Als ich das Alleinleben aufgab und meine erste langjährige Beziehung begann, erfand ich diesen besonderen Tag, den jeder Partner von Zeit zu Zeit für sich in Anspruch nehmen durfte. »Ich-Tag« hieß: Dieser Tag gehört mir. An diesem Tag darf ich von morgens bis abends genau das tun, was ich gern tun möchte und was mir guttut, und mein Lebenspartner darf, wenn gewünscht, einen unterstützenden Rahmen dafür bieten, sich aber nicht einmischen. Wir hatten beide viel Freude daran, uns selbst und einander den Spaß zu gönnen und zu ermöglichen. So viel zu den einfachen eintägigen Auszeit-Rezepten, die Sie am Anfang dieses Buches finden werden.
Nicht immer hat man die Möglichkeit, Auszeit zu nehmen. Viele Menschen leiden ja enorm unter Zeitdruck. Durch die Entwicklung der Körperzentrierten Herzensarbeit und das Anwenden dieser Technik auf alle möglichen alltäglichen und besonderen Situationen habe ich entdeckt, dass man auch »Auszeit ohne Aus-Zeit« machen kann. Die Herzensarbeit hat mir zu etlichen Tricks verholfen, mich unbemerkt und schnell mitten in einer sich gerade abspielenden Situation zurückzuziehen und zu mir zu kommen, um die emotionale Lage zu klären und meinen eigenen Standpunkt oder die beste Handlungsmöglichkeit zu finden. Diese Mini-Rückzüge (s. »Auszeit ohne Auszeit«), die ganz unbemerkt und im Stillen stattfinden und sehr wirkungsvoll sind, werde ich ebenfalls in diesem Buch mit Ihnen teilen. Um sie allerdings so schnell und effizient anwenden zu können, wie eine Situation dies meist erfordert, sollten Sie die Körperzentrierte Herzensarbeit erlernen (falls noch nicht geschehen).
Überhaupt ist die Herzensarbeit – ich habe sie Anfang der 1990er-Jahre entwickelt und seither weiter verfeinert und unterrichtet – für mich das zentrale Instrument fürs Leben: für die Lösung von Problemen, das Erwachen aus Identifikationen, um mein Herz für andere zu öffnen, um meine Beziehungen zu klären und auf eine erwachsenere Basis zu stellen, aber auch, um mich für die spirituelle Arbeit zu öffnen und mich auf sie einzustimmen. Daher hat sie für mich nicht nur im Alltag, sondern auch in jedem Besinnungsrückzug (Retreat) einen zentralen Platz.
Die besondere Rolle der Körperzentrierten Herzensarbeit im Besinnungs-Rückzug
Meine ersten Meditations-Retreats fanden statt, bevor ich die Körperzentrierte Herzensarbeit entdeckt hatte. Die spirituellen Übungen konfrontierten mich mit vielen Fragen, vielen Lebensthemen, vielen Emotionen. Ich war damals sehr stark mit den dabei auftauchenden Emotionen identifiziert, sowohl mit negativen Gefühlen, wie sie manchmal bei der Konfrontation mit den eigenen Bewusstseinsinhalten ausgelöst werden – Ärger, Ohnmacht, Trauer, Verzweiflung, Schuldgefühle – als auch mit positiven, manchmal erhebenden, überwältigenden Gefühlen. Es hieß, man solle diese Emotionen einfach wahrnehmen, aber damals wusste ich überhaupt nicht, was es bedeutet, ein Gefühl wahrzunehmen. Ich hatte es einfach. Oder wurde davon überwältigt.
Im Licht der Meditation und von höheren Ebenen aus betrachtet, konnte ich erkennen, dass meine alltägliche Sichtweise irreführend war, dass das Leben einen ganz anderen Sinn hat und meine Rolle in etwas anderem bestand, als ich dachte. Am Ende war ich gereinigt, erhoben, erleuchtet, in der Lage, hinter die Dinge zu schauen. Aber zurück in der Alltagswelt bemerkte ich immer wieder, wie schnell ich in meine gewohnten Verhaltensmuster fiel. Ich sah es auch an anderen. Sie bemühten sich sehr, die in der Meditation gewonnene neue Perspektive und Stimmung aufrechtzuerhalten, und manchen gelang das auch äußerlich sehr gut, aber um den Preis der Verdrängung ihrer Emotionen.
Wenn man nicht sehr wach und aufmerksam ist, entwickelt man zwar ein sehr schönes, freundliches, lichtvolles Gebaren, doch Wut, Ärger, Frustration oder Gefühle, klein, lächerlich, unwichtig oder abgelehnt zu sein, schiebt man weit weg und nimmt sie selbst nicht mehr wahr. Andere aber, die ein Gespür dafür haben, können diese negativen Gefühle deutlich spüren. Man strahlt sie aus und sie schleichen sich ein in die Art und Weise, wie man auf Menschen und Vorfälle reagiert.
Als ich jedoch die Körperzentrierte Herzensarbeit entdeckt und entwickelt hatte, besaß ich auf einmal ein Instrument, um mit den auftauchenden Emotionen adäquat umzugehen. Nun gab es keinerlei Notwendigkeit mehr, negative Emotionen zugunsten eines (schein-)heiligen Verhaltens zu unterdrücken oder »umzuwandeln«, denn ich konnte sie von einer neutralen Warte aus wahrnehmen, ohne mich mit ihnen zu identifizieren. Und mehr noch: Ich konnte mein Herz für sie öffnen, ihnen Verständnis und Mitgefühl, Achtung und Erlaubnis geben. Hinter allen negativen Emotionen konnte ich den Schmerz entdecken, der das eigentliche, wahre Gefühl war. In Wirklichkeit war ich nicht wütend, hasste nicht, sondern etwas tat mir sehr weh, und ich wehrte mich dagegen. Jedes Mal, wenn ich mein Herz für ein zuvor verdrängtes Gefühl öffnete, erlebte ich einen Moment der Heimkehr zu mir selbst, einen Moment, in dem mein Herz offen und berührt war, und dies wurde zu einem exzellenten – und überdies ganz natürlichen – Sprungbrett in höhere Ebenen des Bewusstseins und damit zu Meditation und spirituellen Übungen.
Die Körperzentrierte Herzensarbeit wurde zur Brücke zwischen der hohen Einstimmung im Retreat und dem Alltagsleben, zur Möglichkeit, eine langfristige, bleibende Veränderung zu erreichen. Sie verbindet die nüchterne, neutrale Wahrnehmung, wie sie im Zen-Buddhismus und im Yoga praktiziert wird, mit der Herzenskultur der christlichen und der Sufi-Spiritualität.
Seither habe ich nie wieder ein Retreat gemacht oder angeleitet, ohne dass die Körperzentrierte Herzensarbeit darin eine zentrale Rolle spielte. Sie unterstützt die spirituelle Übung, vertieft sie und macht sie konkreter.
Rund 20 Jahre lang habe ich alljährlich Einzel-Retreats in einem Meditationscamp in den Bergen absolviert, manchmal eine Woche, manchmal zwei Wochen lang, einmal auch drei. Ich habe auch viele Menschen bei ihren Einzel-Retreats als »Retreat-Guide« (Führer, Begleiter) anleiten dürfen.
Beides gehört zu den schönsten Erfahrungen meines Lebens. In Buchform ist es nicht möglich, Ihnen eine individuell auf Sie zugeschnittene Anleitung für ein solches spirituelles Retreat an die Hand zu geben. Dazu brauchen Sie den schützenden und inspirierenden Rahmen eines Meditationscamps oder Klosters und eine qualifizierte individuelle Anleitung.
Dennoch möchte ich Ihnen die Möglichkeit eines spirituellen »Home-Retreats« vorstellen. Abgeleitet aus der Essenz meiner eigenen Erfahrungen habe ich Anleitungen für ein- oder mehrtägige spirituelle Retreats entwickelt, die Sie problemlos anwenden können, wenn Sie ein wenig Erfahrung mit Meditation haben und sich auf ein paar Tage Alleinsein einlassen können. Wählen Sie aus verschiedenen Optionen diejenige aus, die Ihnen gerade stimmig erscheint, und gestalten Sie Ihren eigenen Ablaufplan. Meine Meditationsanleitungen, kombiniert mit einleitenden Körper-, Einstimmungs- und Atemübungen, können Ihnen einen anderen Blick auf sich selbst, aufs Leben, auf die Welt und damit auch eine andere Stimmung und Emotion eröffnen, sodass Sie am Ende erneuert und inspiriert aus Ihrem Rückzug hervorgehen.
Und danach? Die Retreats gehen vorbei. Die Erinnerung verblasst. Die Erlebnisse kann man nicht wiederholen. Die Veränderungen in Stimmung und Perspektive, die im Retreat geschehen, halten manchmal nicht allzu lange an und werden überdeckt vom Alltagsdenken und -fühlen. Was mir aber geblieben ist, ist ihre Essenz. Etwas, das kostbar und unzerstörbar ist. Und das Wissen, dass etwas Wunderbares den Hintergrund meiner Existenz bildet (und wenn das für meine Existenz gilt, muss das ja für die Existenz von allen gelten). Auch wenn es mir im Alltag nicht mehr so zugänglich ist, aber ich weiß, dass es existiert.
Teil II
Zu sich kommen und in sich gehen
Auf die Stimme des Herzens hören
Von Zeit zu Zeit braucht jeder Mensch Gelegenheit, um zu sich zu kommen und in sich zu gehen. »Zu sich kommen« und »in sich gehen« impliziert, dass wir normalerweise eben nicht bei uns sind, sondern außerhalb von uns – was ja auch der Fall ist. Wir sind absorbiert von Gesprächen, Botschaften, Ereignissen, Eindrücken, eben von allem, was »Nicht-Ich« ist, oder aber von unseren Gedanken an eben diese Ereignisse, Gespräche und Eindrücke.
Der Strom der Ereignisse reißt uns mit, und ehe wir uns versehen, haben die Dinge einen ganz anderen Verlauf genommen, als wir es eigentlich gewünscht oder beabsichtigt hatten. Oder er geht zwar in die gewünschte Richtung, aber wir reiben uns auf, verausgaben, erschöpfen uns und möchten eigentlich längst ganz etwas anderes. Statt auf die Stimme unseres Herzens zu hören, lassen wir uns treiben wie ein Blatt im Wind, lassen uns anlocken von den unzähligen Angeboten aus der Außenwelt, die in einer unbezähmbaren Flut auf uns niederprasseln. Unter dem Druck der Arbeitswelt oder durch die Masse an Eindrücken und Informationen aus Internet und Fernsehen entfernen wir uns oftmals so weit von uns selbst, dass unsere Seele keinen Raum mehr hat. Wenn aber die Seele nicht mehr atmen kann, erstickt sie. Das hat zur Folge, dass unser inneres Wesen, eben das, was unseren Körper beseelt, sich zurückzieht und wir nach und nach dahinwelken. Eine Zeit lang noch leben wir von der geliehenen Energie, der Energie der technischen Geräte, nach denen wir süchtig sind, der Energie von Kaffee, Alkohol, Medizin oder womit sonst wir uns über Wasser halten, aber irgendwann wirkt auch das nicht mehr, und dann sind wir zu erschöpft, um weiter durchzuhalten. Dann kommt die Zwangs-Auszeit. Körperliche Erkrankungen, ein Nervenzusammenbruch, Burn-out oder Alzheimer und schließlich der »große Rückzug«, der letzte, der, den wir alle fürchten, den wir am liebsten verschweigen und der uns doch alle erwartet, noch sicherer als das Amen in der Kirche. Der Tod.
So nehmen wir uns entweder unsere kleinen und großen Auszeiten regelmäßig und planvoll oder wir werden dazu gezwungen, etwa durch Krankheit, Unfall oder Verlust des Arbeitsplatzes. Viele Menschen überarbeiten und überfordern sich Tag für Tag, bis sie buchstäblich zusammenbrechen. Dann endlich gönnen sie sich ihre Auszeit, nicht etwa, weil sie das gern möchten, sondern weil es nicht mehr anders geht.
Nur kann man einen Rückzug aus Arbeits- und Alltagswelt viel besser genießen, wenn man nicht krank ist, sondern sich einigermaßen wohlfühlt.
Sie können natürlich Ihre Auszeit so gestalten, wie Sie es möchten, ob Sie nun am Strand faulenzen, in den Bergen wandern, mit einem Krimi auf dem Sofa liegen oder an der Theke mit einem Glas Bier in der Hand in jenem sorgenfreien, realitätsfernen Freiraum, den man in der Gemeinschaft der Thekenfreunde findet, über irgendeinen Blödsinn lachen.
Aber da Sie nun dieses Buch in der Hand haben, nehme ich an, dass Sie Anregungen suchen, um Ihren Rückzug so zu gestalten, dass er Sie auf möglichst effiziente Weise zu sich, zur Besinnung und in Kontakt mit Ihrem innersten Wesen bringt. Sie möchten nicht nur erholt, sondern tatsächlich erneuert daraus hervorgehen, sodass Ihre Seele endlich wieder atmen kann. Genau diese Anregungen möchte ich Ihnen geben.
Wieso soll man eigentlich »in sich gehen«, was gibt es denn da im Innern, das kontaktiert werden sollte? Na ja, eben Sie selbst! Nicht das, was Sie im Spiegel sehen – das sind nicht Sie, sondern das Medium, durch das Sie sich ausdrücken. »In sich gehen« bedeutet, Kontakt mit sich selbst aufzunehmen. Mit dem, was Sie im Innern sind. Es gibt viele Worte dafür, aber sie alle führen eigentlich davon weg – etwa, wenn man vom »wahren Wesen« spricht oder von »meiner Seele«, »meinem inneren Selbst« oder einfach vom »Selbst«. Diese Umschreibungen erklären nicht wirklich, wer das eigentlich ist und wo ich das suchen soll, und bringen mich eher weg von dem, was gemeint ist. Nein, wenn ich »in mich« gehe, dann nehme ich einfach Kontakt mit mir selbst auf.
Und auf einmal treten ganz viele Gefühle, Gedanken und Aspekte in den Vordergrund, denen ich sonst keine Aufmerksamkeit schenke. Da gibt es jene Gefühle, die mich in meinem alltäglichen Leben beherrschen, ohne dass ich mich jemals um sie kümmere. Sie wollen jetzt endlich einmal gesehen, gefühlt, in mein Herz geholt werden. Da gibt es Gedanken, die ich immer verdränge, weil sie irgendwie nicht ins Bild passen, weil sie stören, weil es unbequem ist, sie zuzulassen, da sie mich vielleicht mit der Notwendigkeit einer Veränderung konfrontieren. Da gibt es aber auch Sehnsüchte, die an die Oberfläche drängen, und Einsichten bzw. Erkenntnisse. Da gibt es »meine Wahrheit« – auch wenn das eine unsinnige Wortzusammenstellung ist, denn es gibt ja nur eine Wahrheit. Aber es gibt die Art, wie diese eine Wahrheit sich durch mich ausdrücken will, in der spezifischen Art, die meine eigene ist, und deshalb nenne ich es »meine Wahrheit«.
In der Meditation kann ich all diese Schichten wahrnehmen, durchstreifen und zu meinem Innern gelangen, dort, wo ich einfach »Ich« bin, wo all diese Gedanken und Gefühle zum Schweigen kommen und wo nur noch meine Gegenwart existiert. Wessen Gegenwart? Wer bin ich überhaupt? Das ist die Frage, die den Hintergrund aller Meditationen bildet.
Wenn Sie einmal durch die Schichten jener Gedanken und Gefühle, die eine Reaktion auf die Ereignisse des Lebens sind, zu sich selbst hindurchgetaucht sind, werden Sie aus dieser Vertiefung erneuert, gestärkt, mit frischen Perspektiven und neuer Motivation hervorkommen. Daher kann man sagen, dass in unserem Innern ein Quell fließt, der unaufhörlich Energie, Motivation und Erkenntnis hervorbringt.
Wenn wir nur damit beschäftigt sind, auf die Außenwelt zu reagieren und auf sie einzuwirken, schöpfen wir nicht aus diesem Quell. Wir sind dann darauf angewiesen, unsere Energie, Motivation und Erkenntnis von anderen zu beziehen. James Redfield spricht in seinem berühmten visionären Roman »Die Prophezeiungen von Celestine« davon, dass wir uns in einem ständigen Kampf um Energie befinden, ohne es zu merken.
Ein Rückzug – und sei er noch so kurz – kann uns jedoch in Kontakt mit jener Energie bringen, die ihren Ursprung in uns selbst hat.
Die eigene Energiequelle anzapfen
Kennen Sie das auch? Sie fühlen sich erschöpft, ausgelaugt oder einfach ein wenig müde und gelangweilt. Dann kommt Ihnen auf einmal eine geniale Idee, und schon sind Sie wieder voller Energie.
Wenn wir von Energie sprechen, denken wir immer an die Energie, die wir von außen beziehen, durch das, was wir essen und trinken, durch Licht und Wärme der Sonnenstrahlung, durch die frische Luft und das Qi oder Prana, das darin enthalten ist; durch Menschen, Tiere, Pflanzen oder auch durch kosmische Einflüsse, etwa das Licht der Sterne. Aber auch in unserem Innern gibt es eine Energiequelle. Sie ist offenbar latent immer vorhanden, denn sie lässt sich in extremen Situationen plötzlich mobilisieren, und manchmal taucht sie ganz von selbst auf – in Form einer neuen Erkenntnis, eines Einfalls, eines schöpferischen Gedankens.
Nun kann man ja weder extreme Situationen noch plötzliche geniale Einfälle oder Erkenntnisse absichtlich herbeiführen. Was nützt mir also die Erkenntnis, dass es in meinem Innern eine Energiequelle gibt, wenn ich nicht weiß, wie ich sie zum Fließen bringen kann? Gibt es da einen Hahn, den ich aufdrehen kann? Eine Übung, die diese Energie an die Oberfläche bringt? Die Antwort lautet: Ja, aber. Ja, es gibt Übungen, aber um sie durchzuführen, braucht man Energie, und deshalb macht man sie oft nicht.
Aber es gibt im Leben jedes Menschen Hinweise, die zu dieser mysteriösen inneren Energie führen. Erinnern Sie sich an jene Momente, in denen Sie plötzlich über viel Energie verfügten, die – als Reaktion auf ein Ereignis oder einfach so – in Ihnen auftauchte.
Ich erinnere mich beispielsweise an mehrere Vorfälle, bei denen eine große Wut in mir plötzlich Unmengen an Energie freisetzte. Oder Situationen, die geradezu Unmenschliches von mir abverlangten, um jemandem zu helfen, jemanden zu retten, um sein Leben zu kämpfen. Auch durch die Konfrontation mit dem Tod wurde in mir viel Energie mobilisiert. Das kennen Sie vielleicht auch: Wenn Tod und Sterblichkeit plötzlich in aller Deutlichkeit in unser Bewusstsein treten, sind wir auf einmal hellwach und voller Energie. Schließlich wollen wir unser Leben ja nicht (weiter) vergeuden.
Liebe mobilisiert viel Energie, aber auch Musik, Gedichte oder Kunstwerke, die unsere Seele berühren, können diese innere Energie in uns wecken. (Ich spreche hier von Musik, die etwas tief in unserem Innern berührt, an etwas Vergessenes und doch Vertrautes erinnert, das im Alltagsleben in den Hintergrund gedrängt wird – Musik aus der Welt unserer Seele.) Ich erinnere mich an Augenblicke, in denen ich etwas Neues erkannte und die Begeisterung über diese Erkenntnis mich aufweckte, sodass ich auf einmal wieder voller Energie war. Ich erinnere mich an Momente, als mir eine Idee zu einem Lied, einem Buch, einem Gedicht, zu einer Schöpfung kam, und als die Aussicht, diese Schöpfung zu realisieren, meine Energie zum Übersprudeln brachte.
Gehen Sie in sich, und erinnern Sie sich an Ihre besonderen Momente, in denen Sie von innen her voller Energie waren. Sie geben Ihnen Hinweise darauf, wie Sie diese Energie wecken können.
Ich kann neue Einfälle nicht willentlich produzieren, aber ich kann sie mir wünschen und mich dafür öffnen. Allerdings muss ich zwischen meinen Gedanken und meiner Kommunikation mit anderen auch ein wenig Raum dafür lassen. Neuen Einfällen kann ich sogar einen Rahmen geben, auch wenn sie noch gar nicht da sind.
So kann ich zum Beispiel eine Verabredung mit mir selbst treffen: Jeden Abend (Morgen, Mittag … oder jeden Samstag …) setze ich mich hin oder gehe spazieren, um neuen Einfällen Raum zu geben. Ich kann jeden Tag 15 Minuten lang schreiben. Und zwar egal was. Hauptsache schreiben, und zwar nonstop. Ein erprobtes Mittel, um mit sich selbst in Kontakt und zu neuen Erkenntnissen oder Einfällen zu gelangen. Oder ich setze mich jeden Tag ans Klavier und spiele eine halbe Stunde lang, egal was. Ohne jeden Druck, etwas Besonderes, Gutes, Schönes oder Originelles erfinden zu wollen. Durch die Regelmäßigkeit schaffe ich einen Rahmen, in dem die Inspiration sich entfalten kann. Je weniger Leistungsdruck, desto besser. Ich erlaube mir, Blödsinn zu spielen. Oder schlecht zu spielen. Es spielt keine Rolle.
Meditation ist eine großartige Technik, um die Energie, die aus dem Innern auftaucht, zum Fließen zu bringen. Mir fällt es leichter, tief in die Meditation zu gehen, wenn ich sie mit etwas anderem einleite. Je nach Bedürfnis mit einem Gebet, mit einem Lied, ein paar Mantras. Immer in Verbindung mit Körperübungen. Da will erst Verkrampfung gelöst und Energie freigeschüttelt werden, bevor ich frei bin für eine tiefe Meditation.
Meist beginne ich die Meditation mit einer Herzensarbeit zu einem Problem, das mich gerade beschäftigt. Wenn Meditation sozusagen der Tempel ist, dann gebe ich meine Probleme nicht an der Garderobe ab, sondern nehme sie mit in den Tempel und mache sie zum Gegenstand einer meditativen Betrachtung. Sobald ich einem Thema, das mich gerade beschäftigt, mit Herzensarbeit auf den Grund gegangen bin, stellt sich ganz von selbst ein meditativer Zustand ein, in dem das übliche Gedankengeplapper zum Schweigen kommt und ich in eine tiefe und sehr lebendige und inspirierende Stille eintrete. Damit bin ich an der Quelle meiner inneren Energie angelangt. Ich bin einfach still und gebe ihr Raum.
Ich sorge für den inneren Energiequell, indem ich ihm Raum gebe und indem ich ihn nutze. Ihm Raum geben heißt: Rückzug, Auszeit, Meditation. Ihn nutzen bedeutet: Handeln. Erschaffen. In die Welt bringen.
Bei sich sein – außer sich sein
Wo ist Ihre Aufmerksamkeit, während Sie dies hier lesen? Natürlich bei der Lektüre, werden Sie sagen. Wenn Sie sich in die Lektüre hineinziehen lassen, alles rund um sich herum vergessen, die Sinneseindrücke nicht mehr wahrnehmen – wie es oft bei einem spannenden Roman der Fall ist –, dann sind Sie nicht bei sich, sondern »außer sich«.
Aber müssen Sie sich selbst im Stich lassen, um meinen Worten zu folgen, einen Roman zu genießen oder einen Film anzuschauen? Was wäre, wenn Sie bei sich blieben?