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Das Feuer verzeiht keine Fehler ...
Anne Ashburn ist Firefighterin mit Leib und Seele. Kein Feuer ist ihr zu gefährlich, kein Risiko zu hoch. Doch bei einem Einsatz unterschätzt sie die Gefahr und kommt fast ums Leben. Nur eine extreme Rettungsaktion von Danny Maguire, dem Bad Boy des Fire Departments, bewahrt sie vor dem sicheren Tod. Verletzt an Körper und Seele hat Anne danach nur noch ein Ziel: den Brandstifter zu finden, der für das Feuer verantwortlich ist, das ihr Leben so drastisch veränderte. Immer wieder trifft sie während ihrer Ermittlungen auf ihre alte Einheit - und Danny! Dabei lodern auch längst vergessene Gefühle wieder auf ...
"Eindrucksvoll!" NEW YORK TIMES BOOK REVIEW
Endlich! Der neue Roman von SPIEGEL-Bestseller-Autorin J. R. Ward
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Seitenzahl: 533
Titel
Zu diesem Buch
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Danksagung
Die Autorin
Die Romane von J. R. Ward bei LYX
Impressum
J. R. Ward
Into the Fire
Roman
Ins Deutsche übertragen von Marion Herbert
Anne Ashburn ist Firefighterin mit Leib und Seele. Kein Feuer ist ihr zu gefährlich, kein Risiko zu hoch – bis sie eines Tages einen fatalen Fehler begeht und einen Brand in einem Lagerhaus unterschätzt. Von herabstürzenden Gegenständen eingeklemmt, kann sie sich nicht selbst befreien und droht bei lebendigem Leib zu verbrennen. Nur dank eines riskanten Einsatzes von Bad Boy Danny Maguire kommt sie mit dem Leben davon. Doch der Brand hat sowohl bei ihr als auch bei Danny Schäden an Körper und Seele hinterlassen, und während Danny wieder als Feuerwehrmann arbeitet, ist das für Anne nicht möglich. Nach Monaten der Reha beginnt sie eine Ausbildung zur Brandermittlerin und hat nur ein Ziel: den Täter zu finden, der für »ihr« Feuer verantwortlich ist. Zusammen mit Danny fängt sie an zu ermitteln und versucht den Tag, der ihr Leben für immer veränderte, hinter sich zu lassen. Dabei lodern auch längst vergessene Gefühle wieder auf …
Für Elizabeth und Steve Berry,
mit all meiner Liebe, meinem Respekt und meiner Wertschätzung
Harbor Street, Ecke Eighteenth Avenue
Old Downtown, New Brunswick, Massachusetts
Rufsäulenalarm. Eins-neun-vier-sieben. Zwei Löschfahrzeuge und ein Leiterfahrzeug von der 499 rücken aus.
Mit anderen Worten: Anne Ashburns Verabredung für Freitagabend war pünktlich und schenkte ihr den Eintritt zu einer Vorstellung. Okay, mit »pünktlich« war genau der Moment gemeint, als sie sich mit ihrer Crew auf der Feuerwache zum Essen an den Tisch setzte, und die »Vorstellung« war ein Feuer in einem Lagerhaus, zu dem sie gerufen wurden. Aber schließlich zeichnete sich eine gesunde Beziehung doch durch Verlässlichkeit aus und dadurch, dass sie dem eigenen Leben Erfüllung und eine tiefere Bedeutung schenkte, oder nicht?
So betrachtet war dieser Feuerwehrjob mit Abstand der beste Partner, den eine Frau sich wünschen konnte.
Als Löschfahrzeug 17 mit Sirene und Blaulicht in die Harbor Street abbog, sah sich Anne im engen Sitzbereich des Wagens um. Es gab vier Klappsitze hinter dem Führerhaus, zwei in Fahrtrichtung und zwei gegenüber, die paarweise durch einen Gang mit Ausrüstungsgegenständen voneinander getrennt waren. Emilio »Amy« Chavez und Patrick »Duff« Duffy saßen auf der einen Seite, Daniel »Dannyboy« Maguire und sie auf der anderen. Ganz vorn befanden sich der Maschinist Deshaun »Doc« Lewis am Steuer und Captain Christopher »Chip« Baker, der Einsatzleiter, auf dem Beifahrersitz.
Annes Spitzname war »Sister«. Kein Wunder, wenn man die Schwester des bekannten Feuerwehrchefs Thomas Ashburn junior und die Tochter des – zu Unrecht, wie sich herausgestellt hatte – verehrten Thomas Ashburn senior war.
Aber nicht alle nannten sie so.
Sie konzentrierte sich auf Danny. Er starrte aus dem offenen Fenster, der kalte Novemberwind blies seine schwarzen Haare nach hinten, und seine müden blauen Augen blickten ins Leere. In der dicken Einsatzkleidung berührten sich ihre Knie jedes Mal, wenn das Fahrzeug über Kanaldeckel oder durch Schlaglöcher fuhr.
Okay,schongut, wollte sie dem Schicksal sagen. Ichweißschon,dasserdaist.Dumusstmichnichtständigdaranerinnern.
Auf den dickköpfigen Dreckskerl trafen einige Bezeichnungen zu; die meisten würde man vor der eigenen Großmutter nicht in den Mund nehmen, aber er wusste, dass Anne den Spitznamen »Sister« hasste, also war sie für ihn Ashburn.
Er hatte sie auch schon mal Anne genannt – ein einziges Mal. Spät in der Nacht, vor etwa drei Wochen.
Ja, sie waren dabei nackt gewesen. Oh Gott … hatten sie es wirklich getan?
»Ich mach dich fertig beim Tischtennis«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Sobald wir zurück sind.«
»Keine Chance.« Mist, er hatte gemerkt, dass sie ihn beobachtet hatte. »Träum weiter, Dannyboy.«
»Na gut.« Er wandte sich ihr zu. »Dann lass ich dich eben gewinnen, was meinst du dazu?«
Er lächelte durchtrieben, und natürlich sprang sie sofort auf die Provokation an.
»Wage es ja nicht.« Anne beugte sich vor. »Wenn du schummelst, spiele ich nicht mehr mit dir.«
»Auch wenn du gewinnst?«
»Das ist kein Gewinnen.«
»Hm. Das musst du mir genauer erklären, wenn wir wieder auf der Wache sind – während ich dich fertigmache.«
Anne schüttelte den Kopf und schaute demonstrativ zum offenen Fenster hinaus.
Den ersten Klaps an ihrem Bein schrieb sie der unebenen Straße zu. Der zweite, dritte und vierte waren offensichtlich …
Sie sah wieder zu Danny. »Lass das.«
»Was denn?«
»Bist du zwölf?« Als er anfing zu lächeln, wusste sie genau, woran er dachte. »Nicht Zentimeter. Jahre.«
»Ich bin ziemlich sicher, dass ich mich eher der Dreißig nähere.« Er senkte die Stimme. »Oder was meinst du?«
Dank der Sirenen und der offenen Fenster bekam niemand ihr Gespräch mit. Danny würde niemals eine derartige Anspielung wagen, wenn das Risiko bestand, dass jemand mithörte. Aber ja, Anne verfügte in der Tat über intime Kenntnisse seiner gesamten muskelbepackten, tätowierten Anatomie – wenn auch nur von einem einzigen Mal.
Doch etwas so Unvergessliches musste auch nur ein einziges Mal geschehen.
»Ich meine, dass du spinnst«, murmelte sie.
Und dann waren sie am Einsatzort. Das alte Lagerhaus aus der Zeit um 1900 war nur noch ein Schatten seines früheren Selbst, seine ehemalige Funktion ließ sich vage erahnen. Mittlerweile bestand es lediglich aus sechstausend Quadratmetern zerbrochener Glasscheiben, verrottender Balken und weggewehter Dachverkleidung. Die Außenwände waren aus Backstein, aber dem Alter nach zu schließen, bestanden die Zwischengeschosse und mögliche weitere Unterteilungen im Inneren aus Holz. Das Feuer brannte in der Nordostecke im ersten Stock, Rauchwolken stiegen in die vier Grad kalte Nachtluft auf und wurden dann von einem Südwind fortgetragen.
Anne sprang aus dem Fahrzeug und schloss die obere Hälfte ihrer Einsatzkleidung. Sie trug hoch am Hinterkopf einen Pferdeschwanz, zog das Gummiband heraus, strich sich durch die schulterlangen Haare und band sie im Nacken wieder fest zusammen. Das Braun war vom Sommer noch durchzogen mit blonden Strähnen, aber sie musste dringend zum Friseur.
Wenn sie eine Frau wäre, die »auf ihr Äußeres achtet«, würde sie sich in den Wintermonaten natürlich helle Strähnchen machen lassen. Zumindest rieb ihre Mutter ihr das gern unter die Nase. Aber wer hatte schon Zeit für so was?
»Sister, du suchst das Gebäude mit Amy nach Junkies ab«, wies Captain Baker sie an. »Halt dich von der Ecke fern. Danny und Duff, ihr verlegt die Schläuche!«
Während Captain Baker weitere Kommandos erteilte, wandte sie sich ab. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Bis sie damit fertig war, musste sie, solange es kein unüberwindbares Hindernis oder neue Anweisungen gab, diesen Befehl ausführen und sonst nichts.
»Pass auf dich auf, Ashburn.«
Die Worte klangen weich und leise, sie waren allein für ihre Ohren bestimmt, und als sie über ihre Schulter sah, blickten Dannys irische Augen sie ernst an.
Eine leise Vorahnung zwang sie, sich über den Nacken zu streichen. »Ja, du auch, Maguire.«
»Ein Kinderspiel. Um zehn sind wir wieder beim Tischtennis.«
Sie trennten sich, und Danny ging zu den aufgerollten Schläuchen hinten im Fahrzeug, während Anne zu Chavez trat. Sie bildete gern ein Team mit Emilio. Er war seit vier Jahren dabei und gebaut wie ein SUV, dazu hatte er den Verstand eines Jeopardy!-Kandidaten, und man konnte sich absolut auf ihn verlassen.
Ein echter Glücksfall.
Die beiden gingen zu einem Fach außen am Wagen, schoben den schützenden Aluminiumrollladen hoch und schnappten sich ihre Atemgeräte. Nachdem Anne sich die Schutzhaube über den Kopf gezogen hatte, schloss sie die Klettverschlüsse und Riemen ihrer Jacke und nahm den Sauerstofftank auf den Rücken. Sie ließ die Maske hinunterhängen und setzte sich den Helm auf.
Dann öffneten die beiden ein weiteres Fach an der Seite des Wagens, und Anne schnallte sich eine kleine Axt sowie ihr Funkgerät und einen Handscheinwerfer an die Hüfte. Als Emilio fertig war, streiften sie sich Handschuhe über und liefen über das mit Reif bedeckte, strohige Gras und haufenweise Schrott in Form von verrosteten Autoteilen, altem Baumaterial und verwittertem Müll. Ihre schwerfälligen Bewegungen warfen unförmige Schatten im rot blinkenden Licht der Fahrzeuge, und Anne genoss noch einmal bewusst die saubere Luft in ihrer Kehle.
Es würde eine Weile dauern, bis sie sie wieder schmecken würde.
Sie kamen an einen verschlossenen Seiteneingang, aber die Tür selbst hing so lose in den Angeln wie die Schneidezähne eines schlechten Boxers.
»Ich kümmere mich darum«, sagte Anne.
Sie schob eine Schulter vor, warf ihr Gewicht gegen die schwache Barriere und brach die Tür auf. Die Bruchstücke landeten krachend auf dem Fußboden, und Anne schaltete das Licht an ihrem Helm ein und sah nach drinnen. Der erste Eindruck bestätigte nicht ihre Erwartungen – und das war normal. Man wusste nie sicher, wie es im Inneren eines Gebäudes aussehen würde, bis man einen Blick hineinwarf, und statt in einer großen Halle standen Emilio und sie nun in einem provisorischen Flur. Enge, niedrige Büros gingen davon ab. Offensichtlich war das Lagerhaus zu Geschäftsräumen umfunktioniert worden, für irgendeine Art von Verwaltungstätigkeiten vermutlich. Oder Telemarketing. Oder Börsenhandel.
Aber was auch immer es gewesen war, vor gut zehn Jahren war die Sache aufgegeben worden. Jetzt waren die Räume nicht mehr nutzbar.
Emilio und sie übernahmen jeweils eine Seite, und während sie sich vorarbeiteten, bemerkte Anne eine Menge alter Büroausstattung aus Ally-McBeal-Zeiten. Alles war kaputt, voller Feuchtigkeitsflecken und dreckverkrustet, was erklärte, warum das Gebäude nicht geplündert worden war.
Kein Brandgeruch. Keine Hitze. Aber die Luft war nicht sauber. Der Geruch von Fäulnis, Urin und Schimmel raubte ihr fast den Atem.
Sie beeilten sich auf ihrem Weg durch das Labyrinth. Dabei hielten sie einander über ihre Funkgeräte auf dem Laufenden. Anne nahm das abwechselnde Rauschen und die Stimmen unbewusst wahr.
»… Wind dreht. Nordost.«
»… öffnen jetzt die Dachbelüftung.«
Ersteres registrierte sie im Hinterkopf, machte sich aber keine Sorgen. Der Brand war klein gewesen, das Löschfahrzeug war im Einsatz, eine stabile Wasserversorgung füllte die Schläuche, und sie hatten über die Leiter einen guten Zugang von oben. Außerdem war das Gebäude so riesig, dass Emilio und sie noch sehr weit vom Feuer entfernt waren.
Als sie an eine Treppe kamen, blieb Anne stehen. »Übernimm du den ersten Stock, ich mache hier weiter.«
»Das war nicht so abgesprochen.«
»Es gibt keinen Grund, dass wir zusammenbleiben. Das Feuer ist weit dort drüben – so sind wir schneller fertig.«
»Aber das war nicht …«
»Willst du etwa behaupten, ich komme nicht allein klar?«
Emilio schüttelte den Kopf. »Schon gut, ich gehe nach oben.«
»Ich komme nach, sobald ich hier unten fertig bin. Nur noch eine Ecke – und das war’s.«
Während Emilio die schmalen behelfsmäßigen Stufen hinauflief, ging sie weiter geradeaus. Mit jedem Schritt beeinträchtigte der Schimmel die Luftqualität mehr und mehr. Sie trug zwar Sauerstoff für dreißig Minuten auf dem Rücken – fünfzehn, wenn sie sich körperlich anstrengte –, aber den würde sie nicht wegen eines unangenehmen Geruchs verschwenden.
Vor ihr durchquerte jemand den Gang, dann verschwand die Gestalt in der Dunkelheit.
»Stopp!«, rief sie und rannte hinterher.
Anne lief nach links, nach rechts, dann geradeaus, ihre Lungen pumpten, ihre Schenkel brannten, die Geräte prallten gegen ihren Körper. Immer wieder tauchte die Person im hüpfenden Lichtstrahl des Helms auf, ein in Lumpen gekleidetes Gespenst.
Schließlich landeten sie in einem engen Raum ohne Türen oder Fenster, der Zugang war ein Rundbogen, durch den sie beide hereingekommen waren. Der Obdachlose war schmutzig wie ein Straßenhund, die Haare so verfilzt, dass Rattenschwänze aus seinem Kopf zu wachsen schienen. Seine Atmung machte ihr Sorgen. Sehr schwerfällig. Dazu gerötete Haut. Er war sicherlich high und hatte wahrscheinlich eine Lungenentzündung.
Sie hielt die behandschuhten Hände hoch. »Ich bin nicht die Polizei. Ich will nur, dass Sie rausgehen, damit Sie nicht verletzt werden …«
»Ich bring dich um!«, keuchte er. »Verdammt, ich bring dich um!«
Sie trat einen Schritt zurück und legte eine Hand auf ihre Axt. »Mir ist egal, was Sie nehmen und warum Sie hier sind. Im Gebäude hinter uns brennt es. Wissen Sie, wo die Ausgänge sind?«
Der Mann nickte.
»Dann gehen Sie. Ich halte Sie nicht auf.«
»Ich geh nicht wieder ins Gefängnis!«
»In Ordnung. Ich bin von der Feuerwehr, nicht von der Polizei. Aber Sie müssen das Gebäude verlassen – wenn auch nur, weil die Polizei bald hier sein wird. Wenn Sie nicht verhaftet werden wollen, gehen Sie jetzt. Ich stehe Ihnen nicht im Weg.«
Der Obdachlose setzte sich in Bewegung, huschte an ihr vorbei und rannte so schnell davon, wie es ihm mit einem Schuh und einem Stiefel an den Füßen möglich war. Wäre er noch zu retten gewesen, hätte sie sich anders verhalten. Aber sie wollte sich nicht in Gefahr bringen, indem sie versuchte, jemandem klarzumachen, dass er Hilfe brauchte, und ihm eine Klinik und eine Behandlung zu empfehlen, wenn es zwei Türen weiter womöglich noch einen medizinischen Notfall gab.
Drei Minuten später war sie am Ende des Gebäudes angelangt. »Erdgeschoss sauber«, sprach sie in ihr Funkgerät.
Als sie wieder an die Treppe kam, roch sie zum ersten Mal Rauch. Durch den Wechsel der Windrichtung hatte sich das Feuer in Richtung des brennbaren Materials ausgebreitet, nicht davon weg …
Rums!
Der Stoß von vorn kam so schnell und heftig, dass sie nach hinten umkippte und auf ihrem Sauerstofftank landete, die Schwerkraft zog sie nach unten. Während Anne nach Luft schnappte, wurde ihr einen Moment lang schwarz vor Augen, und sie hörte einen weiteren Obdachlosen davonrennen.
Sie rollte sich zur Seite, ging auf alle viere und versuchte zu erkennen, wer sie erwischt hatte. Aber sie sah nur noch eine schwarze Gestalt, die um die Ecke verschwand.
»Dreckskerl.«
Stöhnend stand sie wieder auf und atmete ein paarmal tief durch. Ihr Rücken tat weh, aber sonst war ihr nichts passiert.
Dem Junkie nachzulaufen lohnte sich nicht. Er oder sie hatte schon kapiert, dass er abhauen musste.
Anne drehte sich einmal um die eigene Achse und ließ ihren Lichtstrahl über die mit Graffiti beschmierte Wand und dann die Treppe hinaufgleiten. Emilio musste die Person aus dem ersten Stock runtergeschickt haben …
Die Explosion war so laut, dass ihre Ohren sie gar nicht als Geräusch wahrnehmen konnten. Sie spürte nur einen Schmerz, ging in die Hocke und schützte ihren Kopf – ihr Instinkt und ihr Training befahlen es ihr. Ihr erster Gedanke war: ein illegales Drogenlabor. Erst letzten Monat waren sie auf etwas Ähnliches gestoßen, als die zur Drogenherstellung verwendeten Chemikalien ein zweistöckiges Doppelhaus in die Luft gejagt hatten.
Hastig griff sie nach ihrem Funkgerät. »Emilio, alles in Ordnung? Emilio …«
»Roger«, antwortete er. »Ich bin in der südwestlichen Ecke im ersten Stock. Was war das?«
Gott sei Dank, dachte sie. Sie wollte ihn nicht verlieren …
Über ihr krachte es leise, dann wurde es zu einem Grollen. Dabei blieb es nicht. Der Einsturz kam ebenso unerwartet wie schnell, eine harte schwere Lawine aus weiß Gott was stürzte auf ihren Körper herab.
Und dann waren überall Flammen.
Unter Schutt begraben, an den Betonboden gepresst und ohne Atemmaske im Gesicht hatte Anne nur einen einzigen Gedanken: Ihr ganzes Leben lang war sie entschlossen gewesen, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten.
Nun sah es so aus, als würde sie auf die gleiche Art sterben wie er.
»Wo zur Hölle warst du gerade?«
Als Danny Maguire um das Löschfahrzeug herumging, um eine Axt zu holen, warf er Captain Baker über die Schulter einen Blick zu. »Schläuche verlegen, wie du gesagt hast.«
»Und warum arbeitet Duff dann allein dort drüben, Maguire?«
»Ich war bei Doc. Wir hatten ein Problem mit der Pumpe.«
»Du machst, was ich sage, verdammt noch mal! Doc kommt schon klar!«
Captain Baker war mies drauf. Das war keine Seltenheit, wenn man mit dem Rauchen aufhörte. Ganz ehrlich, der Typ sollte erst mal selbst sehen, dass er klarkam.
»Brauchst du ein Nicorette?«, murmelte Danny.
»Nein.« Captain Baker ging weg – und kam zurück. »Ja.«
Danny griff unter seine Einsatzkleidung und holte zwei Kaugummis aus der hinteren Tasche seiner Arbeitshose. »Nimm beide. Glaub mir. Ich habe schon drei eingeworfen, und erst jetzt wird es erträglich.«
»Duff und du, ihr sollt …«
Eine laute Explosion dröhnte durch die kalte Luft, sodass Danny die Druckwellen im Gesicht spüren konnte. Über dem roten Helm des Einsatzleiters schlugen Flammen und Funken aus dem ersten Stock des verlassenen Lagerhauses und drangen durch die zersplitterten Scheiben nach draußen wie Feuer durch die Nüstern eines Drachen.
»Meldet euch, Leute! Meldet euch!«, rief Baker ins Funkgerät.
Während die Feuerwehrleute ihre Nummern nannten, schnappte sich Danny ein Atemgerät – und erstarrte, als er eine weibliche Stimme vernahm. »Zwölf-zehn down. Unter der Nordtreppe. Erdgeschoss.«
Es durchfuhr ihn eiskalt, und er war völlig fokussiert auf diesen Brand, der sich in diesem Moment für ihn zu einem absoluten Albtraum entwickelt hatte. Er sah Baker an. »Schick mich rein, Captain …«
»Nein, Maguire. Ich hab gerade die 617 als Verstärkung angefordert, und ich brauche dich an den Schläuchen. Du bist der Kräftigste von uns, und Duff hat die kaputte Rippe …«
Danny schob sein Gesicht ganz nah an das des Einsatzleiters. Er musste sich beherrschen, dass er dem Kerl nicht mit den Eckzähnen die Kehle aufriss. »Schick mich da rein!«
Baker drückte ihn von sich weg. »Du bist an den Schläuchen. Das ist ein Befehl, und jetzt reiß dich zusammen!«
Danny überkam unbändige Wut, aber bevor er völlig durchdrehen konnte, packte ihn ein Paar starke Arme und wirbelte ihn herum. Patrick Duffy alias Duff verpasste ihm eiskalt eine Ohrfeige.
»Hör auf damit.« Duff hielt ihn am Jackenkragen und schüttelte ihn. »Schau mich an, Danny. Wir haben bei diesem Fall schon mehr als genug Papierkram, und du willst doch nicht noch mal suspendiert werden.«
Zwölf-zehn war die Nummer von Anne Ashburn, der einzigen Frau bei der 499, und »down« bedeutete, dass sie vom Feuer eingeschlossen war. Unter normalen Umständen hätte Danny für sie seinen rechten Arm gegeben, wenn sie darum gebeten hätte. Die Tatsache, dass sie Hilfe brauchte und möglicherweise verletzt war …
Duff schüttelte ihn noch mal am Kragen und zog daran, sodass sich der knapp zwei Meter große Danny hinunterbeugen musste. »Amy holt sie raus. Du und ich, wir kümmern uns um die Schläuche.« Leiser fügte er hinzu: »Du musst dich beherrschen. Das hier hat nichts mit Sol zu tun.«
Nein, es war noch schlimmer. Wenn er Anne im Stich ließ, wäre die Erinnerung daran, wie er den Sergeant der Wache verloren hatte, im Vergleich dazu eine Lappalie.
Die beiden standen sich Nase an Nase gegenüber, gefühlte hundert Jahre lang – doch im Grunde war es nur ein Wimpernschlag.
Akzeptieren. Anpassen. Ändern.
»Okay«, sagte Danny schließlich. »In Ordnung.«
Er schüttelte den Hundert-Kilo-Kerl von seiner Jacke ab wie einen Fussel. Dann setzte er sich die Schutzhaube auf und schnallte sich die Sauerstoffflasche um.
»Was willst du denn damit?«, fragte Duff.
»Der Wind hat gerade gedreht. Ich gehe nicht ohne Sauerstoffversorgung mit einem Schlauch da rüber. Ist dir das recht? Oder willst du dich noch mal mit mir anlegen?«
Er ließ Duff keine Zeit zu antworten, und alle gingen ihm aus dem Weg, als er sich auf seinen Posten begab.
Bei der Feuerwehr gab es eine Kommandostruktur wie beim Militär. Befehle mussten befolgt werden, sonst war man raus. Selbst wenn das bedeutete, dass man die Liebe seines trostlosen Lebens in einem Feuer, für das nun Verstärkung angefordert worden war, verbrennen lassen musste.
Na dann, noch einen schönen Freitagabend, ihr Arschlöcher.
Nachdem Anne sich über Funk gemeldet hatte, verschaffte sie sich als Erstes genug Spielraum unter dem Schutt und den herabgestürzten Balken, damit sie sich die Atemmaske aufsetzen und die Luftzufuhr einschalten konnte. Während sie den ersten Schwall Sauerstoff mit Metall- und Plastikaroma einatmete, überprüfte sie ihren Körper. Ihr linker Arm war über ihrem Kopf verrenkt, und ein Fuß war verdreht und eingeklemmt, sodass das Kniegelenk strapaziert wurde.
Die Helmlampe war ausgegangen, und Anne befreite ihre rechte Hand, um danach zu tasten. Keine Chance. Die Lampe war abgefallen, und den Handscheinwerfer konnte sie nicht erreichen.
»Melden, zwölf-zehn!«, rief Captain Baker durch das Funkgerät. »Zwölf-zehn, was ist los?«
Sie zwang ihre Lungen zu arbeiten und antwortete heiser: »Es wird heiß hier drinnen.«
Im Kopf hörte sie Dannys Stimme: It’s getting hot in here. So take off all your clothes. I … am … getting … so … hot … Iwannatakemyclothesoff.
Sie wusste, dass sie Ärger bekommen würde, wenn Captain Baker erfuhr, dass sie sich von Emilio getrennt hatte. Aber Emilio wäre vielleicht tot, wenn sie beide hier unten geblieben wären.
»Wir holen dich da raus, Anne«, sagte der Einsatzleiter. »Bist du verletzt?«
»Negativ.«
Sie drehte den Kopf nach rechts, schaffte es aber nur zur Hälfte, weil ihr Helm irgendwo hängen blieb …
Durch das Visier ihrer Maske hatte sie einen klaren Blick auf die Masse orangefarbener Flammen, die die Treppe herunter und über die Decke jagten. Die wimmelnde Bewegung erinnerte an Hunderte Ratten auf der Flucht vor dem steigenden Wasser in einem Kanal, um durch das große Loch über ihr zu entkommen. Der drei mal fünf Meter große Teil des oberen Stockwerks lag jetzt in Form von Schutt auf ihr.
Anne stemmte sich gegen alles, was sie niederdrückte, und entstieg der Asche wie ein Zombie in The Walking Dead – eine steife, gebückte Version von ihr erhob sich vom Boden. Als sie sich zu halber Höhe aufgerichtet hatte, stellte sie erleichtert fest, dass ihre Beine sie problemlos tragen konnten.
Das war die letzte gute Nachricht.
»Zwölf-zehn, wie geht es dir?«, kam durch das Funkgerät.
»Ganz okay.« Sie sah sich um und versuchte, sich zu orientieren. »Ich bin auf den Beinen.«
»Braves Mädchen …«
»Nenn mich nicht ›Mädchen‹.«
»Roger. Wir holen dich raus …«
Plötzlich verschob sich etwas über ihr, das alte Holz ächzte, als es eine unerwartete Last tragen musste. Anne schaute hinauf. Das Feuer war näher gekommen, sie spürte die Hitze nun stärker. Allmählich bildete sich Rauch und brachte eine Galaxie glühender Sterne mit sich, die unschuldig wie Glühwürmchen über einer Sommerwiese umherschwebten.
Anne merkte, dass sie feststeckte, als sie versuchte, sich ganz aufzurichten. Ihre rechte Seite war in Ordnung. Die linke Hälfte kam nur so weit hoch, wie es ihr Arm zuließ.
Sie lehnte sich nach hinten und zog an ihrer Fessel. Ihre Hand war viel dicker durch den Handschuh und kam nicht frei. Der festgeklemmte Schrott verwandelte ihren Arm in ein blutdurchtränktes Seil.
Die flackernden orangefarbenen Wellen über ihr erzeugten genug Licht, dass sie das Problem erkennen konnte. Ein Schreibtisch. Er war durch das zerklüftete Loch in der Decke gefallen; irgendwie hatte sich das Ding mit einem der dicken Deckenbalken verkeilt. Nein, mit zwei alten Balken.
Ihre Hand war bei diesem höllischen Tetrisspiel zwischen die Fronten geraten.
Sie legte ihre rechte Hand im Handschuh auf den nächsten Eichenbalken, suchte mit den Füßen in ihren Stahlkappenstiefeln einen festen Halt und drückte mit aller Kraft dagegen.
Nichts.
Sie versuchte es mit einer anderen Handposition auf dem Balken. Und dann einem neuen Winkel für die Gegenkraft. Ihr dicker Handschuh war schuld, und da sie ihn nicht erreichen konnte, um ihn aufzumachen, hatte sie unterhalb des Handgelenks nun ein Popeye-Problem.
Und die ganze Zeit über breitete sich das Feuer weiter aus, fraß sich durch den leicht brennbaren, uralten Teppichboden auf der Treppe, verteilte sich über die Balken, die noch an der Decke verliefen, und verschlang die billigen Spanplatten, aus denen die Wände bestanden.
»Zwölf-zehn, halte durch …«
Wieder stürzte etwas in Annes Nähe ein, erneut flogen Funken auf, und sie bekam eine weitere Schicht Schutt ab.
Sie zog fester, drückte kräftiger dagegen.
In ihrer Einsatzkleidung floss eine Flüssigkeit an ihr herab. Sie konnte nur hoffen, dass es Schweiß und nicht Blut war – und obwohl sie wusste, dass sie Sauerstoff sparen musste, fingen ihre Lungen hektisch an zu pumpen wie bei einem Sprint, und ihre Gedanken ließen sich immer schwerer kontrollieren.
Sie bemühte sich, ruhig zu klingen, als sie ins Funkgerät sprach: »Seid ihr bald da? Seid ihr …?«
Beim dritten Einsturz landete ein lichterloh brennender Holzbalken fünf Zentimeter vor ihrer Maske.
»Zwölf-zehn!«, schrie Captain Baker durch das Funkgerät. »Melde dich, zwölf-zehn!«
New Brunswicker Feuerwache Nr. 617
McGinney Street, Ecke Benedict Avenue
Feuerwehrchef Thomas Ashburn blickte über seinen chaotischen Schreibtisch zu den beiden Genies vor ihm. Idiot Nummer eins, auf der linken Seite, war ein italienischer Feuerwehrmann in dritter Generation, absolut loyal und gebaut wie ein Profiwrestler, der im Angesicht des Todes keine Miene verzog und sich nie irgendwas zuschulden kommen ließ – außer vielleicht, dass er in seiner Freizeit gelegentlich zu tief ins Glas schaute.
Wenn Tom auf seiner Wache ein Dutzend Chuck Parnesis hätte, wäre er nicht vorzeitig ergraut und geschieden.
Na gut, okay, geschieden wäre er wohl trotzdem. Aber seine Haare wären nicht fast weiß.
Genie Nummer zwei war das Problem – und die Wurzel allen Übels. Damian Reichmann, Heavy-Metal-Fan mit Igelfrisur, war ein wandelndes Geschwür, der Tunichtgut schlechthin. Er schaffte es sogar, einen relativ gestandenen Kerl wie Chuckie P. zu dem Verhalten eines Zwölfjährigen im Ferienlager zu verleiten. Damian maß den Wert seines Lebens eindeutig daran, wie viele Leute um ihn herum sauer auf ihn waren. Spitzname: Verdammt. Denn so gut wie jedes Mal, wenn man den Scheißkerl ansprach, begann man mit: »Verdammt, warum hast du …?«
»Ich bin zu alt für diesen Mist.« Tom sah Damian wütend an. »Und du auch, verflucht noch mal.«
Verdammt grinste von einem Ohr zum anderen. »Was hab ich denn getan?«
Tom lehnte sich auf seinem alten Holzstuhl zurück und starrte Damian durchdringend an.
Verdammt zuckte die Achseln. »Mann, bei Chuckie P. herrscht tote Hose. Ich wollte ihm doch nur helfen.«
»Du hast einen eHarmony-Account eingerichtet«, schaltete sich Chuck ein. »Und Frauen zu mir nach Hause eingeladen. Für Dates. Mit mir.«
»Ist was daraus geworden?« Verdammt hielt beide Daumen hoch. »Hast du ihn reingesteckt?«
»Das waren Fetisch-Models!«
Bei diesem Detail horchte Tom auf. »Ich wusste gar nicht, dass solche Frauen auch bei eHarmony sind.«
Verdammt schüttelte den Kopf. »Eigentlich war es eine Kleinanzeige.«
»Scheiße, Mann!« Chuck funkelte ihn an. »Bei so was können Leute sterben!«
»Tja, du atmest aber noch. Und du hast meine Frage nicht beantwortet. Was ist mit dieser Rothaarigen, die auf Bondage stand …«
»Das reicht.« Tom rieb sich mit einer Hand über den verspannten Nacken. »Also, ich kann das nicht durchgehen lassen. Diesen Monat hast du dir einfach schon zu viel geleistet.«
»Komm schon, Chief.« Verdammt lächelte weiter und ließ den goldenen Eckzahn blitzen, den er sich letzten Monat hatte machen lassen. »Das war nur ein Streich. Er hätte einen Blowjob kriegen können …«
»Chuck, hau ihm eine rein, dann seid ihr quitt.«
Verdammt wurde ernst und plusterte sich auf. »Was?«
»Du bist großartig, Chief.« Chuck legte sich eine Hand auf die muskelbepackte Brust, direkt aufs Herz. »Und das meine ich als Anführer, als Freund, als Vorbild für gute Taten in allen Bereichen …«
Verdammt unterbrach Chucks Gefühlsausbruch. »Ich geh vor Gericht. Im Ernst, ich verklage dich, die Stadt, ihn, diese Wache. Schließlich gibt es Regeln.«
»Ja, stimmt.« Tom holte das Personalhandbuch der Stadt aus dem Regal hinter sich. Er schlug es auf, fuhr mit dem Zeigefinger das Inhaltsverzeichnis entlang und öffnete das Buch dann etwa in der Mitte. »Gut, ich werde mich also an die Regeln in einem solchen Fall halten … Okay, ich soll dich vorher warnen.« Er sah Verdammt an. »Damian Reichmann, Chuck Parnesi wird dir ordentlich in die Eier treten. Chuckie, leg los.«
»Nimm es wie ein Mann, Verdammt.« Chuckie lächelte voller gemeiner Vorfreude. »Außerdem triffst du in der Dusche dann die hohen Töne besser …«
Das Schrillen der Alarmglocke bereitete dem Spaß ein jähes Ende.
»Zurück an die Arbeit«, sagte Tom, während er sich seinem Computerbildschirm zuwandte.
»Was gibt’s?«, fragte Chuck.
»Einen Brand, bei dem Verstärkung benötigt wird, unten an der Harbor Street, Ecke Eighteenth Avenue. Wie es aussieht, ist die 499 schon dort.«
»In einem der Lagerhäuser?«, fragte Damian.
»Ja. Sie brauchen nur ein Löschfahrzeug. Kümmert ihr Jungs euch darum. Ropes hat immer noch die kaputte Schulter von letzter Nacht …«
Vic Rizzo alias Ropes stürmte ins Büro. Er hatte ein Handy am Ohr und einen Arm in einer Schlinge. »Es geht um Anne. Deine Schwester ist dort eingeschlossen.«
Tom stand so ruckartig auf, dass sein Stuhl umfiel. »Ist sie allein? Wo ist die restliche Crew?«
Später fragte Anne sich, was genau sie veranlasst hatte, über ihre Schulter zu schauen. Es konnte kein Geräusch gewesen sein, denn ihr schwerer Atem in ihrer Maske übertönte sogar das Tosen des Feuers. Und es war auch keine visuelle Wahrnehmung, schließlich hatte sie keine Augen hinten an ihrem Helm. Aber irgendein Instinkt zwang sie, sich umzusehen, also drehte sie sich gegen ihren linken Arm und blickte zu der Feuerwand, die sich entlang der senkrechten Spanplatten ausgebreitet hatte.
Inmitten der wütenden roten und gelben Flammen bahnte sich eine riesige Gestalt mit so gewaltiger Kraft einen Weg durch die Trennwand, dass alle Hindernisse nicht nur zu Bruch gingen, sondern sich regelrecht in Funken auflösten.
Und die Gestalt hatte eine Kettensäge.
Es gab nur eine einzige Person dieser Größe, die wahnsinnig genug wäre, mit einem benzinbetriebenen Werkzeug hier reinzukommen, um Anne zu retten.
Als ein brennender Teil der Wand von Danny Maguires breiter Schulter fiel, traf sein Helmscheinwerfer sie genau im Gesicht, und sie schaute weg, während sich ihre Pupillen verengten.
Gott sei Dank, dachte sie und blinzelte, um wieder klar zu sehen.
»Ich bin hier gefangen, Danny! Ich stecke fest …« Doch sie hörte ihre Stimme nicht im Funkgerät, es musste kaputtgegangen sein.
Sie zerrte an ihrer Hand und gestikulierte, um ihm das Problem zu zeigen. Er nickte, und sein Lichtstrahl bewegte sich auf und ab. Mit einem kräftigen Ziehen am Starter ließ er die Kettensäge an, kam auf Anne zu und trug das knapp zwölf Kilo schwere Gerät dabei so mühelos wie eine leere Kaffeetasse. Das schrille Kreischen übertönte den Lärm des Benzinmotors, während Danny sich dem Holzbalken näherte, der zuletzt heruntergefallen war und Anne nun ebenfalls festhielt. Sie bewegte sich zur Seite und schob etwas relativ Leichtes von sich weg – einen Laptop, oder was noch davon übrig war.
Das Sägeblatt und die Kette kamen bis auf wenige Zentimeter an ihre Gesichtsmaske heran, aber Anne schreckte nicht zurück. So unbesonnen der Mann im wahren Leben sein konnte, sobald er etwas in der Hand hielt, was Holz oder Baumaterial schnitt, war er präzise wie ein Chirurg.
Ohne Vorwarnung löste sich ein weiterer drei mal drei Meter großer Teil der Decke, und Anne duckte sich, um sich zu schützen. Als nichts auf ihr landete, dachte sie zuerst, Danny würde jenen Teil des Gebäudes tragen – aber nein. Der Balken, den er gerade absägen wollte, hatte die Last aufgefangen und hielt sie ihnen vom Leib.
Wenn er den Balken nun jedoch durchschnitt, würden sie davon begraben werden.
Der Motor der Kettensäge verstummte, und als Danny sie neben seinen Füßen ablegte, sah Anne, dass er in seiner Maske fluchte. Er kniff die Augen finster zusammen und betrachtete die Trümmer. Dann beugte er sich zu ihr und griff nach ihrem eingeklemmten Unterarm. Als sie nickte und sich hinkniete, konzentrierte sie sich auf den Rand seines Helms, während der sich dreimal kurz senkte.
Eins … zwei … drei.
Sie zogen gemeinsam, und der Schmerz, der durch ihren Arm in ihre Schulter schoss, zwang sie, die Zähne zusammenzubeißen, um nicht zu schreien. Als sie es keine Sekunde länger aushalten konnte, schüttelte sie den Kopf und stieß mit ihrem Körper gegen seinen.
Danny ließ sie los und sah sich noch einmal um. Hinter seiner Maske bewegten sich seine Lippen: Er sprach in sein Funkgerät. Und sie konnte sich denken, was er sagte.
Anne zog noch ein paarmal halbherzig an ihrem Arm. Dann deutete sie fluchend auf die Wand, durch die er gekommen war. »Geh!«, schrie sie in ihrer Maske. »Lass mich zurück!«
Danny beugte sich wieder zu ihr und packte sie am Arm, sein Griff umschloss sie so fest, dass ihre Knochen zusammengedrückt wurden. Als er mit seiner unglaublichen Kraft zog, verkrampfte sich ihr Kiefer, und sie atmete keuchend aus – sie machte mit, solange sie konnte.
»Stopp! Stopp!« Sie sank nieder, und er ließ los. »Stopp …«
Anne schüttelte den Kopf und zeigte in die Richtung, aus der Danny gekommen war. »Geh! Vergiss es!« Stöhnend drückte sie seinen starken Körper weg. »Geh.«
Als das keine Wirkung zeigte, öffnete sie ihre Maske und schob sie beiseite. Heiße tödliche Luft, die einem die Speiseröhre toastete und die Lungen grillte, schoss in ihre Kehle.
»Geh!«
Danny wurde wütend hinter seiner Maske und versuchte mit seinen behandschuhten Händen sofort, Annes Sauerstoffzufuhr wieder zu befestigen.
»Nein! Verschwinde von …«
Als es über ihren Köpfen krachte, duckten sie sich beide reflexartig. Funken regneten durch den Rauch herab, und Annes Beine wurden schwach. »Du wirst hier drinnen sterben! Geh!«
Danny kam mit seinem Gesicht ganz nah. Er schäumte vor Wut und zeigte ihr das nur allzu deutlich hinter seiner Maske. Für einen Sekundenbruchteil beobachtete sie ihn aus großer Distanz, obwohl ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
Ich werde dich vermissen, dachte sie. Von all den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, und allen, die ich kenne … werde ich dich am meisten vermissen.
Auch Danny schob seine Atemmaske weg. »Schalte deinen Sauerstoff wieder ein, verdammt noch mal!«
»Du wirst sterben!«, schrie sie.
»Ich hole dich hier raus!«
»Für mich ist es zu spät! Geh!«
Wie durch ihren Streit angestachelt schoss neben ihnen eine Flamme empor und berührte die Haut auf Annes einer Gesichtshälfte. Danny fluchte und setzte ihr die Maske wieder auf, und sie schrie ihn weiter an, während er seine eigene Sauerstoffzufuhr wiederherstellte und sich dann bückte. Er hob die Kettensäge hoch, trat ein paar Schritte zurück und holte weit aus, bevor er sie in hohem Bogen fortschleuderte, sodass das Gerät mit dem Motor voran in der Feuerwand landete. Dann beugte er sich schützend über Anne.
Die Explosion war laut und erfolgte sofort. Das Benzin im Tank erhitzte sich, bis die Kettensäge durch den Druck zersprang und die Bombe mit einem brutal heißen Kuss detonierte.
Anne riss sich die Maske wieder herunter. Danny rief etwas in sein Funkgerät, aber die Zeit für Pläne und ihre Befreiung und Rettung war abgelaufen.
»Du musst gehen«, befahl sie ihm. »Jetzt.«
Danny sprach nicht weiter, sein Gesicht versteinerte hinter dem Visier. Und dann unterbrach auch er seine Sauerstoffzufuhr. »Dann sterben wir eben zusammen.«
Er war genauso entschlossen wie sie, eine unaufhaltsame Kraft traf auf ein unbewegliches Hindernis. So, wie es immer zwischen ihnen gewesen war. Gott, warum hatte sie geglaubt, dass der Tod daran irgendwas ändern würde? Und dieser Mann würde sie nicht verlassen. Nachdem sein Bruder vor drei Jahren bei einem Einsatz gestorben war und er vor einem Jahr Sol verloren hatte, würde er mit seiner sturen »Nein, ich bin nicht traumatisiert«-Haltung unmöglich noch einmal eine solche Trauer bewältigen können.
Anne blickte hinunter auf ihren Arm. Es war der linke. Nicht die Hand, mit der sie schrieb. Und sie würde sowieso nie heiraten, also musste sie sich auch wegen des Ringfingers keine Gedanken machen.
Ein sauberer Schnitt, dachte sie.
»Schneid sie ab«, sagte sie über das Krachen und Zischen des Feuers hinweg. Um es noch deutlicher zu machen, zeigte sie auf ihren Unterarm. »Abbinden und dann ein Schnitt!«
Dannys blaue Augen blitzten zornig, und er schüttelte den Kopf, während er sich wieder umsah und alle nicht vorhandenen Optionen durchging.
Anne löste die Riemen des Sauerstofftanks unter ihren Armen und warf das Gewicht ab. Dann zog sie sich mit den Zähnen den rechten Handschuh aus und ließ ihn fallen. Sie öffnete nacheinander alle Verschlüsse ihrer feuerfesten Jacke und streifte das schwere Kleidungsstück ab, sodass sich das gesamte Gewicht an dem Ärmel über ihrem gefangenen Handgelenk sammelte.
»Binde ihn ab!«
Verflucht, war das heiß! Sie spürte, wie ihre Haut gefährlich kribbelte – oder vielleicht schmolz ihr Oberteil auch gerade an ihren Armen fest. Aber sie hatte jetzt andere Sorgen.
Danny schob seine Maske weg und kam ihrem Gesicht ganz nah. »Pass mal auf, James Franco, wir spielen hier nicht 57 Hours!«
»Der Film heißt 127 Hours!«
»Willst du jetzt ernsthaft darüber streiten?«
»Binde ihn ab und mach es!«
»Schluss jetzt. Ich rufe Verstärkung …«
»Willst du uns alle umbringen? Entweder du lässt mich zurück, oder du machst es!«
Sie hätte sich selbst um das Problem gekümmert, aber die Schneide musste im richtigen Winkel auftreffen … und, oh Gott, war sie denn völlig wahnsinnig? Was sagte sie da?
»Schneid mir die Hand ab – oder lass mich zurück!«
Danny kochte vor Wut, während er versuchte, Anne die Jacke wieder anzuziehen. War sie jetzt komplett durchgedreht?
Ein durchdringendes Krachen steigerte sich zu einem Grollen, und weitere Teile des Stockwerks über ihnen stürzten um sie herum ein, rutschten über die Rampe, die durch das Stück Decke und den verkeilten Balken entstanden war. Danny beugte sich schützend über Anne, während Teile von Backsteinen und Spanplatten auf seine Schultern und seinen Helm herabregneten.
Als nichts mehr auf ihn fiel, entdeckte er etwas unerwartet Positives. Der Rauch wehte schnell in eine neue Richtung davon, und der eilige Abzug deutete darauf hin, dass sich möglicherweise ein zuvor nicht da gewesener Ausgang eröffnet hatte. Aber die Flammen waren so dicht, dass Danny nicht sicher sein konnte.
»Schneid ihn ab!«, schrie Anne ihn an.
»Hör endlich auf damit!«
Er schob den neuen Schutt beiseite und versuchte, ihr die Maske wieder aufzusetzen, aber sie wehrte sich – obwohl sie nun immer wieder das Bewusstsein verlor, ihre Augen sich nach hinten drehten und sie taumelte. Und noch immer war ihre Hand eingeklemmt in einer Falle aus Balken und Schrott, der nach Büroausstattung und einem Schreibtisch aussah.
»Lass uns zusammen daran ziehen!« Er umklammerte sie noch einmal von hinten und nahm ihren Unterarm in beide Hände. »Auf drei. Eins!« Vielleicht klappt es. »Zwei!« Bitte, Gott, mach, dass es klappt. »Drei!«
Sie zogen beide, Annes starker Körper bog sich, bis ihre Stiefel unter ihr wegrutschten und Danny sie auffangen musste.
»Dan!«
Anne rief seinen Namen, woraufhin er sich wieder auf sie konzentrierte – und sie legte ihre freie Hand an seine Maske.
»Mach es, Dan«, sagte sie. »Oder geh. Ich bin bereit zu sterben. Ehrlich.«
Er sah ihr durch seinen Gesichtsschutz in die Augen. Seine Atmung klang in seinen Ohren wie ein Güterzug. Sein Körper zitterte unter der Schutzkleidung. Sein Verstand suchte fieberhaft nach Lösungen, aber zu viele waren aussichtslos.
Nein – alle waren aussichtslos.
»Scheiße«, sagte er.
»Es tut mir leid.«
Er lockerte seine Maske, schob sie beiseite und sah Anne nun direkt in die Augen. So sollte es nicht enden … aber noch während er das dachte, fragte er sich, welche Option sie sonst gehabt hätten. Anne Ashburn und er waren beide lebensmüde Spinner, Menschen, die immer Grenzen überschritten, auch ihre eigenen, bis irgendwas kaputt ging.
Danny schaute sich ein letztes Mal um. Dann richtete er den Blick auf ihren Arm und fragte sich: Schaffe ich das?
»Es ist die einzige Möglichkeit«, sagte sie in den Rauch und die Hitze. »Wenn du dich nicht in Sicherheit bringen willst.«
Er traf keine Entscheidung. Er setzte sich einfach in Bewegung. Denn wenn er einen Augenblick – eine einzige verdammte Millisekunde – darüber nachdachte, dass er sie verletzen würde …? Dann würden ihm die Salami-Zwiebel-Pizza, die Portion Pommes, zwei Cola und ein Stück Kirschkuchen, die er zum Abendessen hatte, auf der Stelle wieder hochkommen.
Mit zitternden Händen zog er sich die Handschuhe aus, öffnete seine Jacke und griff unter der Einsatzkleidung nach seinem gewebten Nylongürtel. Als er das Band herauszog, schloss Anne die Augen und streifte ihre schwere Jacke wieder ab.
Danny legte den Gürtel um ihren Oberarm, brach den Dorn aus der Schnalle und zog das Band fest. Anne machte mit, griff mit ihrer freien Hand nach dem Ende und spannte es, bis ihr Bizeps um die Abschnürung herum anschwoll.
Nein, dachte Danny. Wenn sie ohnmächtig wurde und nicht mehr so fest ziehen konnte, würde sie verbluten. Und er würde sie tragen müssen, sobald sie frei war, denn wahrscheinlich würde sie einen Schock erleiden – also konnte auch er den Gürtel nicht festhalten.
Er schob ihre Hand weg, löste den Gürtel und machte einen Laufknoten. »Bereit?«
Als sie nickte, setzte er seine ganze Kraft ein, um den Arterienabbinder so straff zu ziehen, dass er sich von selbst hielt, und ihr Schmerzenslaut drang wie eine Kugel mitten in seine Brust. Aber es funktionierte. Obwohl ihr Oberarm recht muskulös war, schnitt ihr das Nylon tief und unbeweglich ins Fleisch.
Mit einem Ruck schob er Annes Einsatzjacke wieder hoch, damit sie vor der Hitze geschützt war, dann vergewisserte er sich, dass der robuste Stoff glatt und eng um ihren Unterarm lag, für einen sauberen Schnitt …
Ein weiteres warnendes Krachen von oben zwang ihn, sich zu ducken und zur Decke zu schauen.
»Mach es!«, schrie sie.
Die lange Axt war an seinem Gürtel befestigt, und er löste sie und entfernte den Schutz von der Schneide. Der Griff war isoliert und für bis zu zwanzigtausend Volt Strom zugelassen. Schade, dass das Ding keine Absicherung gegen den Schock hatte, wenn man ein Stück von seiner Partnerin abhacken musste – nur damit man ihr vielleicht, möglicherweise, wahrscheinlich nicht, aber wer weiß, das Leben retten konnte.
Anne sah unerschrocken zu ihm auf, und ihr entschlossener Gesichtsausdruck erinnerte ihn daran – auch wenn das gar nicht nötig war –, dass sie mit Abstand der mutigste Mensch war, den er kannte.
Ich liebe dich, dachte er. Nicht zum ersten Mal.
»Setz deine Sauerstoffmaske auf«, befahl er. »Sonst mache ich gar nichts.«
Nachdem sie das getan hatte, schloss Danny die Augen, aber nur eine Sekunde lang. Dann setzte er seine eigene Maske auf und wechselte die Position, damit er weit ausholen und gut zielen konnte. Um den Winkel zu testen, senkte er die Schneide, sodass sie den Ärmel der Schutzjacke in der Mitte von Annes Unterarm berührte. Und dann brachte er seinen Körper in die richtige Stellung und dachte an all das Feuerholz, das er für den Winter gehackt hatte.
Das hier ist nichts anderes, sagte er sich. Das ist ein Stück Holz.
Denn wenn er auch nur einen Augenblick lang daran dachte, dass es Annes Fleisch und Blut war, würde er die Nerven verlieren und sie übel zurichten.
Ein sauberer Schnitt.
Eine einzige Chance.
Anne fühlte sich wie betäubt und sah aus großer Entfernung zu, wie Danny die Axt über seine Schulter hob und seine starken Arme weit ausholten. Für einen Sekundenbruchteil ließ die Spiegelung der Flammen auf der polierten Stahlschneide das Metall orange glühen.
Sie konnte nicht wegschauen, aber auch nicht zusehen. Also konzentrierte sie sich auf sein Gesicht. Die wütende flackernde Beleuchtung durch das Feuer ließ seine Züge lebendig erscheinen, obwohl sie sich hinter der Maske nicht bewegten. Vor gerade mal zwei Minuten hatte sie ihn mit einem Chirurgen verglichen. Wer hätte ahnen können, dass er …?
Aus dem puren menschlichen Überlebensinstinkt heraus öffnete sie den Mund, um ihn aufzuhalten – doch dazu kam es nicht. Die Decke am anderen Ende des Raums brach mit dem Lärm galoppierender Hufe ein, Backsteine einer Außenmauer landeten keine fünf Meter von ihnen entfernt.
Anne betrachtete den verkeilten Balken. Die Rampe. Wie viel noch über ihnen war. »Mach es!«
Danny bewegte sich nicht.
Dann ging es ganz schnell.
Mit einem einzigen entschlossenen Schwung schlug er mit der Axt zu. Es dauerte einen Augenblick. Nicht länger als ein kurzes Einatmen.
Dann war sie frei. Die Kraft des Schlages warf sie zurück, weg von der tödlichen Falle, der Schneide … ihrer Hand, die sie zurückließ.
Das harte Auftreffen hallte nicht nur in ihrem Hintern, sondern in ihrem ganzen Körper nach. Ihre Zähne schlugen aufeinander, ihre Beine knallten auf den Fußboden, eine Schulter fing die Wucht auf, und ihre Wirbelsäule wurde gestaucht.
Den Schnitt spürte sie überhaupt nicht.
Anne hielt ihren Arm hoch, und ihr Gehirn war so von der Leere ab der Mitte des Ärmels gefesselt, dass es sogar das Feuer und die Gefahr ausblendete. Das starke Material der Schutzjacke war glatt gezogen worden, weil Anne sich von der Axt weggebeugt hatte, Stoff und Futter waren nicht ausgefranst. Aber da war Blut und …
Dann, als wollte die Zeit ihre Verzögerung wettmachen, schaltete alles von Zeitlupe auf Lichtgeschwindigkeit.
Plötzlich spürte sie Dannys festen Griff durch die schwere Jacke, er hob Anne hoch und warf sie sich über die Schulter. Er rannte los, sie baumelte hin und her und versuchte herauszufinden, wohin er lief – und dann sah sie es. Der letzte Einsturz hatte die Backsteinfassade des Lagerhauses zum Teil zerstört. Das war zwar kein freier Fluchtweg, aber immerhin besser als die Flammen …
Wieder drehte sich alles, als Danny sie schwungvoll ablegte und über einen Schutthaufen schob, durch ein zerklüftetes Loch etwa anderthalb Meter über dem Boden.
Hände streckten sich nach ihr aus. Leute von draußen … zerrten an ihr und fingen sie auf. Feuerwehrmänner, darunter Dannys ehemaliger Mitbewohner Moose, zogen sie nach draußen.
Doch dann wurde ihr schlagartig klar, was das bedeutete.
»Nein«, schrie sie und schlug und trat um sich. »Nicht ohne ihn, ich will nicht ohne …«
Sie vernahm Stimmen, wirre Gespräche um sie herum, während sie über Bruchstücke von Balken, Blechteile und zerbrochene Backsteine geschleppt wurde.
»Danny!«, schrie sie und schob ihre Maske weg. »Holt Danny raus!«
Ein Windstoß fegte den Rauch zurück ins Gebäude, und für einen Sekundenbruchteil entdeckte sie seinen Helm und seine Maske, seine Arme, während er versuchte, über die Lawine zu klettern. Ihre Blicke trafen sich ein letztes Mal, und obwohl der Abstand zwischen ihnen so groß war, erkannte sie das Blau in seinen Augen – oder zumindest bildete sie es sich ein …
Ohne weitere Vorwarnung fiel das gesamte Gebäude in sich zusammen, alle drei Stockwerke stürzten ein, und aus dem Loch stoben Asche, Ruß, Rauch und Flammen zusammen mit einem staubigen Schwall Beton, Backsteinen und Mörtel.
»Nein!«, schrie sie.»Danny!«
Tom hatte zwei Jahre auf diesen Notruf gewartet. Die Fahrt mit Sirenen und Blaulicht durch die Stadt. Das Eintreffen am Einsatzort mit quietschenden Reifen und schwitzigen Händen, die erdrückende Panik, die lähmende Angst.
Das Wissen, dass seine Schwester in einem brennenden Gebäude gefangen war.
Die Diashow in seinem Kopf bestand aus einzelnen Bildern aus der Vergangenheit, ohne Ton: Anne, wie sie mit sieben von einem Baum in seine Arme sprang, weil sie anders nicht runterkam; wie sie mit zehn wie verrückt in die Pedale ihres Fahrrads trat, um mit ihm und seinen Freunden mitzuhalten; wie sie sich mit zwölf mit dem Taschenmesser ins Bein geschnitten hatte und ihn bat, sie in die Notaufnahme zu bringen, aber Mom nichts zu sagen …
Wie sie bei der Beerdigung ihres Vaters in Schwarz gekleidet vor hundert Feuerwehrleuten neben ihrer weinenden Mutter saß.
Und dann schließlich Anne an ihrem ersten Arbeitstag in dem marineblauen NBFD-Shirt und der gleichen Arbeitshose, die er selbst ebenfalls jeden Morgen anzog.
Von dem Moment an, als er sie in der Uniform gesehen hatte, wusste er, dass dieser Tag kommen würde. Aber einen Gang runterschalten, es locker angehen, weniger riskieren, das kam für seine Schwester nicht infrage. Sie hatte sich immer geweigert, auf ihn zu hören, ganz egal, was er sagte. Als er am Unglücksort aus seinem SUV sprang, hasste er sie aus tiefstem Herzen und hätte zugleich sein Leben geopfert, um sie zu retten.
Seine Mutter hatte bereits ein Familienmitglied verloren. Aber Anne schien schon immer entschlossen gewesen zu sein, dass sie die Zweite wurde.
Tom rannte, so schnell er konnte, zu der Reihe von Rettungswagen neben dem Posten des Einsatzleiters. Das Lagerhaus dahinter war ein tosender Feuerball und erinnerte eher an einen Meteor, der in die Erde eingeschlagen war, als etwas von Menschen Erbautes, und Tom betete, dass Anne draußen war.
Bei Chip Baker angekommen fragte er nur: »Wo ist sie?«
Er erhielt die Antwort, noch bevor der Einsatzleiter etwas erwidern konnte. Als das Lagerhaus zusammenbrach, stürmten drei Feuerwehrleute vom Ort der Katastrophe weg, als würden sie von Dämonen aus dem Gebäude gejagt werden. Eine gewaltige Rauchwolke und orangefarbene Flammen begleiteten ihre Flucht. Zwei der Feuerwehrleute trugen jemanden.
»Sister!«, schrie Tom.
Er eilte zu ihr und hätte die medizinische Einschätzung am liebsten selbst durchgeführt, als er in ihr verrußtes, verschmiertes Gesicht sah – oder was er davon erkennen konnte. Sie schrie und wand sich gegen den festen Griff an ihren Armen und Beinen. Die blinkenden Lichter der Löschfahrzeuge und Rettungswagen verwandelten ihr Leid in einen surrealen Trickfilm.
»Sanitäter«, rief Moose, während die Männer weiterrannten. »Wir brauchen Sanitäter!«
Anne wehrte sich weiter gegen die Feuerwehrleute, die sie trugen. »Danny!«
Mit einer Drehung und einem Tritt gelang es ihr fast, sich zu befreien. Ihr Arm schoss nach oben, und vor dem leuchtenden Hintergrund der Flammen spritzte in hohem Bogen Blut durch die Luft.
Tom packte den Feuerwehrmann, der ihre Knie festhielt, und schubste ihn weg. »Du bist verletzt!« Schwer verletzt. »Anne, hör auf, dich zu wehren, du blutest …«
»Dannnnnnnnnny!«
Die Rettungssanitäter eilten mit einer Trage und einer Halskrause herbei, und Moose und er legten Anne ab.
Tom kniete sich neben ihren Kopf. »Sie werden ihn rausholen. Sie werden Dannyboy rausholen. Schwesterchen, schau mich an, du musst dich beruhigen …«
Sie blickte ihn mit wilden Augen durch ihre zerzausten braunen Haarsträhnen an. »Er ist noch da drinnen!«
Noch mehr Blut rann aus ihrem linken Ärmel, und er packte sie am Ellbogen und drehte das Gelenk nach oben …
Als er den Stumpf am Ende ihres Arms sah, konnte er es nicht fassen.
Keine Hand.
Wo war ihre Hand, verdammt?
»Wir kümmern uns um sie, Tom.« Einer der Sanitäter zog ihn weg. »Lass uns unseren Job machen.«
»Wo ist ihre Hand?«
Aber dann lag Anne auf der Trage, die Halskrause wurde befestigt, und sie wurde untersucht.
Wo zur Hölle war ihre Hand?
»Danny!«, schrie sie. »Kümmert euch nicht um mich, ihr müsst ihn da rausholen!«
Tom blickte zum Lagerhaus, das gerade noch weiter einstürzte – wie bei einer kontrollierten Sprengung, die das Gebäude dem Erdboden gleichmachte. Wenn Danny nicht draußen war, musste er tot sein. In einem solchen Trümmerfeld konnte es keine Überlebenden geben.
Als Tom sich wieder auf Anne konzentrierte, überkam seinen Kopf und dann seinen ganzen Körper eine eisige Taubheit. Die Sanitäter hatten den Ärmel ihrer Schutzjacke an der Schulter abgeschnitten und entfernt, und was da zum Vorschein kam, ergab überhaupt keinen Sinn. Ein behelfsmäßiger Arterienabbinder war um ihren Bizeps geschlungen, der rote Nylongürtel festgeknotet. Darunter ein chirurgischer Schnitt: Das Weiß der Knochen leuchtete neben dem tiefen Rot des Muskels und den blassen Streifen Sehnen und Haut.
Sie war nur mit diesem Ding am Arm über einen Schuttberg getragen worden, und die Vorstellung weckte in ihm das Bedürfnis, jemanden anzubrüllen. Die Binde hätte aufgehen können! Sie hätte verbluten können! Was zur Hölle war da drin passiert?
»Bereit zum Transport.«
Die Sanitäter standen auf und hoben die Trage an den Griffen hoch. Tom nahm unaufgefordert den Infusionsbeutel, und niemand versuchte, ihn daran zu hindern. Alle wussten: Wenn es um seine Schwester ging, würde er helfen, und er würde im Krankenwagen mitfahren, und wer ein Problem damit hatte, der würde sich mit ihm anlegen müssen.
»Danny!«
Anne wand sich noch immer, und er versuchte, sie zu beschwichtigen: »Beruhige dich, Schwesterchen. Beruhige dich.«
Ihre Hand. Du lieber Gott … Ihre Karriere bei der Feuerwehr war beendet.
Genau das hatte er sich gewünscht. Aber nicht so. Er hatte nicht gewollt, dass es auf diese Weise geschah.
Danny lag mit dem Gesicht nach unten, wie ein auf dem Schlachtfeld gefallener Soldat, und ein enormes Gewicht lastete auf ihm. Sein Notsignalgeber schaltete sich ein. Wasser tropfte ihm hinten auf den Helm und fand irgendwie einen Weg in sein Ohr … bevor es ihm durch die Risse seiner kaputten Atemschutzmaske in die Nase und den Mund rann. Es war definitiv kein Blut. Das Zeug floss zu schnell und war kühl – und es schmeckte nach Asche.
Okay, seine Maske hatte einen riesigen Sprung und war nicht mehr dicht, aber wenigstens war die Sauerstoffzufuhr intakt, und es wurde genug Luft durchgepumpt, sodass er etwas Anständiges einatmen konnte. Das war gut.
Alles andere war schlecht. Er hörte nichts durch sein Funkgerät, und er hatte keine Ahnung, wie lange er schon hier lag. Der Sauerstoff reichte für etwa dreißig Minuten, und er war nur sechs oder sieben bei Anne gewesen …
»Anne«, stöhnte er.
Plötzlich musste er wieder daran denken, was er ihr angetan hatte. Immerhin war es ein Trost, dass er sie hinausbringen konnte. Er hatte gesehen, wie sie weggetragen worden war. Das war das Letzte, woran er sich erinnerte, bevor alles über ihm eingestürzt war …
Moment, was war mit seinem Notsignalgeber los? Warum ging der Alarm aus?
Dannys Motivation zu kämpfen war das Bedürfnis zu erfahren, was mit Anne passiert war. Hatte der Arterienabbinder an ihrem Arm gehalten? Oder war der Knoten aufgegangen oder der Gürtel gerissen oder …
Scheiße, er musste hier raus, um sich zu vergewissern, dass es Anne gut ging.
Aber er konnte nichts sehen … Er konnte absolut nichts erkennen, und unterhalb seiner Taille spürte er auch nichts. Lähmung? Schock? Das Gewicht auf seinen Beinen? Er lag auf dem Bauch, so viel wusste er, und der eine Arm war übel verdreht. Wahrscheinlich sollte er dort Schmerzen haben, aber … nichts.
Fluchend versuchte er, ein Körperteil zu bewegen … irgendwas … Fehlanzeige. Er war gefangen. Nach ein paar weiteren Versuchen schaffte er es, einen Arm zu befreien – den, der nicht verdreht war wie ein Pfeifenputzer –, und mit großer Mühe konnte er den Kopf ein paar Zentimeter bewegen. Aber seine Beine rührten sich immer noch nicht, und für einen Sekundenbruchteil stieg blanke Panik in ihm auf. Bewegten sie sich nicht, weil sie feststeckten oder weil der Schrott, der auf ihn gefallen war, sein Rückenmark verletzt hatte?
Konzentration. Er schwitzte in seiner Schutzkleidung, vielleicht blutete er auch – das wusste er nicht. Aber die Hitze war erträglich, also war zumindest das Feuer eingedämmt. Und es war nicht mehr so laut um ihn herum, aber vielleicht glaubte er das auch nur durch den Schock. Wie auch immer.
Er musste zu Anne.
»Hilfe …«
Okay, das würde nicht viel bringen. Er holte tiefer Luft. »Hilfe …«
Er hatte einen Leuchtstab und eine Pfeife in der Brusttasche. Wenn er die irgendwie erreichen würde, könnte er vielleicht mit Geräuschen und Licht auf sich aufmerksam machen, sodass die Crew ihn leichter fand.
»Hilfe …«
Mit schwindender Kraft versuchte er ein letztes Mal, sich zu bewegen, obwohl das sicher keine gute Idee war, wenn er wirklich eine Rückenmarksverletzung hatte. Keuchend und unter größter Anstrengung hob er den Kopf und befreite seinen linken Arm. Aber es kostete ihn viel Kraft. Ihm wurde wieder schwarz vor Augen, und er verspürte einen Schmerz in der Brust.
Herzinfarkt? Möglich.
Er war jung, aber sein Vater und sein Großvater waren daran gestorben. »Witwenmacher« nannten die Ärzte solche Verengungen …
Aber er hatte ja niemanden, den er zur Witwe machen könnte.
Anne war die einzige Frau, die ihn jemals über die Dauer eines Orgasmus hinaus interessiert hatte. Und sie war nicht der Typ zum Heiraten. Verdammt, sie hatte sich den Arm abschneiden lassen, bevor sie jemandem erlaubt hatte, ihr einen Ring anzustecken …
Oh Gott, was hatte er ihr angetan?
Stöhnend tastete er mit seiner behandschuhten Hand nach etwas, womit er Lärm machen konnte oder – Moment … war das ein Rohr? Er war sich nicht sicher, aber als er die Hand darumlegte, fühlte es sich auf jeden Fall an wie ein zylindrischer, sehr harter Gegenstand.
Mit der Geschwindigkeit und Kraft eines Hundertachtzigjährigen packte er zu und schlug das Ding gegen alles, was er fand. Nasses Holz klang dumpf und war nicht lauter als seine Stimme, aber der Betonboden?
Der hörte sich schon besser an.
Danny knallte das Rohr immer wieder auf den Boden und konzentrierte sich mit aller Macht darauf, den Arm die zwölf Zentimeter anzuheben, die er Spielraum hatte, und schlug weiter zu. Mit jedem Mal wog das Ding mehr und machte weniger Lärm.
Irgendwann gab er auf. Das Atmen fiel ihm nun schwerer.
Der Sauerstoff war aufgebraucht. Seine dreißig Minuten waren um. Also musste er fast zwanzig davon bewusstlos gewesen sein.
Noch immer hörte er nichts außer dem tropfenden Wasser. Keine Stimmen, die seinen Namen riefen. Keine Sirenen. Kein Wegräumen von Schutt. Immerhin stürzte das Gebäude nicht noch weiter ein, aber die Schwerkraft hatte den erbitterten Zweikampf gegen das Lagerhaus sowieso schon gewonnen und drehte Siegesrunden durch die Ruine, die sie geschaffen hatte.
Wie es aussah, würde er hier sterben – und was bedeutete das?
Während er sich diese Frage stellte, wartete er auf den Beginn der Diashow seines Lebens, dieses Alles-noch-mal-im-Schnelldurchlauf-Sehen, von dem die Leute erzählten.
Als seine mentale Leinwand leer blieb, dachte er sich: Ist wohl auch besser so. Es gab nicht viel, was er noch mal erleben wollte. Aber, hey, sollte er nicht mit mehr sterben als … gar nichts?
Okay … na gut. Es ärgerte ihn, dass er nicht wusste, wie Game of Thrones endete. Und den Geschmack von kaltem Bier an einem heißen Augustnachmittag würde er vermissen. Aber, Scheiße, warum hatte er sich bloß die Mühe gemacht, mit dem Rauchen aufzuhören?
Papierkram zu erledigen, im Stau zu stehen und sein chronisch schmerzender Ellbogen würden ihm nicht fehlen. Er war froh, dass seine Eltern schon tot waren, und hoffte, im Jenseits seinen Zwillingsbruder wiederzusehen.
Ja, das Ganze hier hätte fast sein Gutes, wenn er dann John Thomas wiedersehen würde. Wenn auch mit großer Wahrscheinlichkeit nicht im Himmel, nach allem, was sie in der Vergangenheit so angestellt hatten. Aber die Hölle machte sowieso mehr Spaß, oder? Und er würde dort unten garantiert mehr Leute kennen.
Er würde nie erfahren, wer der nächste Präsident sein würde und ob sein Antrag auf eine Gehaltserhöhung durchging und ob der Leberfleck auf seinem Rücken Hautkrebs war oder nicht. Und seine Vermieterin wäre sauer. Von den ursprünglichen vier, die ihre Bruchbude gemietet hatten, war Mick in einer Entzugsklinik, Moose hatte gerade geheiratet, Jack wollte zu seiner Schwester ziehen … also war nur noch Danny übrig.
Wer würde sein ganzes Zeug wegschaffen?
Wahrscheinlich die Jungs von der Crew, und die guten Sachen würden sie unter sich aufteilen …
Ach, Scheiße. Er würde auf der Liste landen, das stand fest. Auf dieser schrecklichen Liste, auf die sie nach einem langen dienstfreien Abend mit Whiskey anstießen, wenn sie betrunken genug waren und die Emotionen, die sie eigentlich ertränken wollten, durch den Rausch mit voller Wucht zurückkamen.
Es war die Liste derjenigen, die im Dienst gestorben waren, derer, die Tag und Nacht vermisst wurden, der Geister, die ihnen zu jedem Notruf folgten … Die Trauer hatte nicht nur Namen in Großbuchstaben, sondern auch Gesichter.
Daniel Michael Maguire. Würden sie ihn der Reihenfolge entsprechend als Letzten nennen oder zusammen mit seinem Bruder John Thomas Maguire?
Anne würde auf ihn trinken. Anne würde ihr Glas heben und an diesen Abend denken, mit einem Stich im Herzen und brennenden Augenwinkeln. Vielleicht würde sie sich an die Scherze erinnern. Auf jeden Fall würde sie an diesen Einsatz denken.
Und vielleicht würde sie sich an das eine Mal erinnern, als sie miteinander geschlafen hatten.
Aber letztendlich wäre Danny nur eine weitere Sache, vor der sie davonlief.
Wenn er die Gelegenheit gehabt hätte, sich dafür bei ihr zu entschuldigen, hätte er es getan. War das Schicksal nicht eine miese Schlampe? Wenn er Anne nicht gerettet hätte, würde er jetzt nicht sterben, und sie müsste nicht um ihn trauern und den Rest ihres Lebens diese Schuld mit sich herumtragen.
Einhändig.
Als Danny bei der Erinnerung an die Axt, die er geschwungen hatte, die Augen schloss, dachte er kurz daran, noch einmal mit dem Rohr Lärm zu machen.
Und das war’s.
Das Ende.
Victor »Ropes« Rizzo stieg aus dem Pick-up und schnippte seine Zigarette auf den Boden. Dann trat er sie mit dem Stiefel aus und ignorierte, wie heftig das Herz in seinem Brustkorb schlug. Vor ihm, in einem Ring aus gefrorenem Schrott, erinnerten die verkohlten Überreste eines alten verlassenen Lagerhauses an eine Leiche nach der Obduktion.
Überall Löcher. Triefnasse Backsteine. Große Gebäudeteile – zusammengebrochen.