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Es gibt Namen, mit denen man hexen oder heilen kann, manchmal sogar beides. Irland ist so ein magischer Name. Sein Klang zaubert Erinnerungen an windumsauste Steilklippen, quietschnasse Wiesen und sonnenbadende Robben herbei. Bilder der regenbogenbunten Insel im Herzen sind die beste Medizin, um die heimischen Alltagsärgernisse besser auf Abstand zu halten. Das Land am westlichen Ende Europas hat ein ungeheures Talent, sagenhaft schön zu sein. Es wird von Menschen bewohnt, die musikalisch aufs Angenehmste auffällig werden und hortet kulturelle, kulinarische und historische Schätze in titanischen Mengen. Weil dieses Buch aber keine biblischen Dimensionen annehmen sollte, mussten aus der Überfülle möglicher Mikroabenteuer 50 ausgewählt werden. Das Ergebnis ist die Grüne Insel im Konzentrat, und das hat es in sich: Erst wohnen wie ein Wikinger und dann das Leben als Leuchtturmwärter testen, genialen Gärtnern in die Beete gucken, in Algen aalen, Käsemacher und Austernzüchter besuchen, versteckte Klöster finden, zur Teatime nach Dublin und zur Titanic nach Belfast fahren und danach zum Insel-Eremit werden – so gibt man sich die volle Dosis Irland.
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Seitenzahl: 155
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Nicole Quint
Irland
50
MIKROABENTEUER
ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN
IMPRESSUM
Irland
50 MIKROABENTEUER ZUM ENTDECKEN UND GENIEßEN
Nicole Quint
© 2024 360° medien
Nachtigallenweg 1 I 40822 Mettmann
Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.
Redaktion und Lektorat: Christine Walter
Satz und Layout: Marc Alberti
Gedruckt und gebunden:
LD Medienhaus I Hansaring 118 I 48268 Greven I www.ld-medienhaus.de
Bildnachweis: siehe Seite 256
ISBN: 978-3-96855-482-2
Hergestellt in Deutschland
360grad-medien.de
Nicole Quint
Irland
50
MIKROABENTEUER
ZUM ENTDECKEN UND GENIESSEN
„They say the clouds are lower in Ireland.I say Ireland is closer to Heaven.”
Michael Vatis
Jahrhundertlang von Hungersnöten, religiösen Konflikten und Zahnproblemen geplagt, von katholischen Priestern drangsaliert und von britischen Grundherren kolonisiert, wie konnte dieser depressive Anfall von einem Land bloß zum Sehnsuchtsziel so vieler Reisender werden? Darauf gibt es zwei mögliche Antworten.
Die erste, so simpel, dass jeder durchschnittliche Quizshowkandidat auch ohne Telefonjoker darauf kommt, lautet: spektakuläre Landschaften. Die lang vergangenen Grausamkeiten der irischen Geschichte verblassen gegen menschenleere Hochmoore und die stahlblaue Weite des Ozeans, gegen meerumtoste Inseln, wildwuchernde Wiesen, dramatische Steilklippen und einen von Möwenlachen beschallten Himmel. Jeder, dem furiose irische Unwetter schon mal einen sehr langen Hausarrest erteilt haben und der viele Tage nur damit verbrachte, auf sturen Nebel statt auf fabelhafte Natur zu starren, wählt hingegen Antwort Nummer zwei: die irische Wettertombola. Tatsächlich ist sie das Ass in Irlands Ärmel. Erst hält sie aufbrausende Atlantikfeger und 117 Arten von Niederschlag bereit, nach drei, vier nassen Nieten aber folgt das ganz große Los. Anderswo hört es einfach auf zu regnen, in Irland beginnt die Welt nach einem Wolkenbruch so gewaltig zu funkeln, als hätte der himmlische Beleuchter sämtliche Strahler angestellt. Es sind magische Momente, wenn die Sonne über einen Himmel hüpft, der sich all sein Blau zurückgeholt hat, und tropfnasse Ginsterbüsche mit frisch gewaschenen Gräsern und granitgrauem Felsgestein um die Wette glitzern. Als wäre das alles nicht schon zauberhaft genug, spannt sich nun entweder ein Regenbogen weit über die torfbraunen Hügel oder einige Delfine beginnen in der sonnendurchfluteten Atlantikbucht ihr Wasserballett mit synchronen Rückwärtssaltos. So sieht sie aus, Irlands sichere Methode, Menschen in Euphorie zu versetzen.
Unter karibischer Sonne kann jeder fröhlich und fidel sein, den Jackpot allen Reiseglücks knackt aber nur, wer sich von irischen Grauzonen nicht entmutigend lässt und sich seine Belohnung geduldig wartend verdient. Eine Reise nach Irland ist also immer auch eine Art Persönlichkeitstest. Reif genug für die Regeninsel? Falls ja, dann freuen Sie sich auf versteckte Klosterruinen und Teilzeit-Inseln, auf Algenbäder und eine der längsten Küstenstraßen der Welt, auf die schönsten Sandstrände, einige der höchsten Klippen und mit Dublin und Belfast auch auf zwei der spannendsten Städte Europas. Überall dorthin nehme ich Sie mit und erzähle in diesem Buch von Orten, an denen man der Welt noch den Rücken kehren kann, wo einen kein Mobilfunknetz mehr fängt, dafür aber perfekte Wanderwege oder gigantische Riesenhaie warten, wo einem Geschichte blüht, man wie ein Wikinger wohnen oder von einem Leuchtturmwärterleben am Atlantik träumen kann. Wer all das einmal erlebt hat, für den wird es fortan ein Leben vor und ein Leben nach Irland geben.
Probieren Sie's aus!
Nicole Quint
WILLKOMMEN IN IRLAND
TOP 10 DER SEHENSWÜRDIGKEITEN IN IRLAND
KURIOSES UND BESONDERHEITEN
LEINSTER – DUBLIN CITY UND DER OSTEN
1.Dublins Dünen: Biosphäre Dublin Bay
2.Im 11-Uhr-Himmel: Bewley’s Café
3.Seiten voller Sterne: Chester Beatty Library
4.Noch jemand Popcorn? Stella Cinema
5.Ohne Ausnahme: Glasnevin Cemetery
6.Von Rittern und Raupen: Malahide Castle
7.Ozeanisch im Abgang: Carlingford Oyster Farm
8.Den Sprung wagen: Forty Foot
9.Gemalter Glaube: The Oratory of the Sacred Heart
10.Ge(h)lassen: Wicklow Mountains
11.Wikinger auf Probe: Irish National Heritage Park
MUNSTER – COUNTIES CORK UND TIPPERARY
12.Vom Teufel gebissen: Rock of Cashel
13.Im Bäuchlein von Cork: The English Market
14.Nie allein im Haus: The Everyman
15.Die Weite suchen: WAW ab Kinsale
16.Lilie statt Kleeblatt: Timoleague Friary
17.Im Reich der Schwämme: Lough Hyne
18.Beim Blickfänger: Der Beacon
19.Der Fügung nachhelfen: Mizen Peninsula
20.Immer den Widdern nach! Sheep’s Head
MUNSTER – COUNTIES KERRY UND CLARE
21.Verweilen statt eilen: Killarney National Park
22.Diktator auf Urlaub: Waterville
23.Sich satt sehen: Kerry Cliffs
24.Fossile Fährten: Valentia Island
25.Flinker Hüter: Sheepdog Demonstrations
26.Gut gestapelt: Fahan Beehive Huts
27.Lehrer Langohr: Donkey Sanctuary
28.Im Kalkstein-Paradies: Burren National Park
29.Steter Tropfen: Burren Caves
30.Zur Reifeprüfung: Burren Cheese Trail
CONNACHT – COUNTIES LEITRIM, GALWAY, MAYO UND SLIGO
31.Bestrickt am Abgrund: Inishmore
32.Das Mantra des Meeres: Connemara
33.Im Takt der Tide: Gezeiteninsel Omey Island
34.Finde Freaghillanluggagh! Clew Bay
35.Planen Sie langfristig! Achill Island
36.Ruhig wie ein Riesenhai: Mullet Peninsula
37.Heiliger Spalter: Downpatrick Head
38.Kuhweiden-Kostbarkeit: Moyne Abbey
39.Ab durch die Mitte! Shannon River
40.Sanft auf Träume treten: Yeats Trail
41.In Algen aalen: Voya Seaweed Baths
ULSTER – NORDIRLAND UND COUNTY DONEGAL
42.Leave a light on! St. John’s Point
43.Dünen hüten: Sheskinmore Nature Reserve
44.Adler im Auge: Glenveagh National Park
45.Sand in Sicht: Ballymastocker Bay und Carrickfinn Beach
46.Rockpooling mit Robben: Fanad Peninsula
47.Die Fassaden voll haben: City of Derry
48.Wünscht euch was! Giant's Causeway
49.Eiskalt erwischt: Titanic Belfast Museum
50.Blühendes Kunstwerk: Mount Stewart Gardens
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BILDNACHWEIS
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.
Halbinsel Dingle, County Kerry
WILLKOMMEN IN IRLAND!
Irland in drei Worten? Den Effekt von Lichtern, die einem vor den Augen tanzen, wenn man ein wenig geblendet wird, kennen alle Menschen, doch die Iren haben mit „sclimpíní“ sogar einen Namen dafür, so wie sie auch einen Begriff für Überraschungsküsschen – „spailp“ – und einen für den Umhang haben, der es übernatürlichen Wesen ermöglicht, sich in unserer Welt unsichtbar zu machen – „púicín“. Drei Beispiele für die einzigartige Weise der Iren, die Welt zu sehen. Drei Worte als Wegweiser in die Seele dieser wundersamen Insel im äußersten Westen Europas.
Lough Corrib im County Galway
Irisch (Gaeilge), das war die Sprache der Mehrheit im Land, bis die britischen Besatzer sie verboten und das Englische durchsetzten. Nach der 1921 zurückerkämpften Unabhängigkeit gilt das Irische zwar als offizielle Nationalsprache in der Republik Irland, im Alltag wird es heute jedoch nur noch in einigen Regionen der Westküste gesprochen, den Gaeltacht-Gebieten. Aller Touristenfreundlichkeit zum Trotz sind Verkehrsschilder in diesen Sprachreservaten fast ausschließlich auf Irisch beschriftet. Gemeinsam mit dem geltenden Linksverkehr verüben sie tückische Attentate auf die Nerven ausländischer Autofahrer und schaffen es dennoch, sich in eine Art kuriose Sehenswürdigkeiten zu verwandeln.
So ist sie eben, die Insel, die nicht umsonst in dem Ruf steht, ein schrulliges, schwer zu verstehendes, aber absolut großartiges Land zu sein. Davon ließen sich ausgerechnet die Römer nicht locken, die ihr Reich doch sonst immer liebend gern expandierten. „Hibernia“ lautet der Name, den sie Irland gaben und der so viel bedeutet wie Land des Winters. Kann die Angst vor kalten Füßen für die sonnenverwöhnten Südländer ein Kriterium gewesen sein, auf die Eroberung der sturmumtosten Insel im Atlantik zu verzichten? Statt ihrer stapften jedenfalls Jäger und Sammler, Steinzeitbauern, Kelten, Wikinger, Anglonormannen und Briten durch die irische Geschichte, die erst kürzlich neu geschrieben werden musste. Archäologen hatten perfekt konservierte Knochen von Rentieren gefunden, die den Beweis lieferten, dass die Tiere vor 33.000 Jahren in Irland gejagt und geschlachtet wurden. Eine Sensation. Bislang ging man davon aus, dass die ersten Menschen vor etwa 12.500 Jahren nach Irland gekommen waren. Möglicherweise muss auch das Kapitel der Christianisierung überarbeitet werden, denn es gibt Hinweise darauf, dass nicht der Heilige Patrick, sondern koptische Mönche aus Ägypten die Iren als erstes erfolgreich missionierten. Wichtig nur für die Geschichtsschreibung des Landes, aber nicht für die Geschichten, die man sich über den Schutzpatron und seine heiligen Kollegen Brigid und Colmcille erzählt und die den Stoff der irischen Identität würzen wie Salz den Wind.
Die Partystimmung am St. Patrick’s Day würden sich die Iren von neuen Fakten ohnehin nicht verderben lassen. Zwar begeht man den Nationalfeiertag am 17. März im ganzen Land, doch das größte Fass macht Irlands Hauptstadt auf. Die Dubliner erhalten nicht nur an diesem Tag von Touristen aus aller Welt Unterstützung beim Guinnesstrinken. „Im Großen und Ganzen ist es nicht schäbiger als London und die Menschen scheinen sich mehr zu amüsieren“, stellte schon der Schriftsteller Charles Dickens bei seinem ersten Dublin-Besuch im Jahr 1858 fest. Die zweitgrößte Stadt des Britischen Empire galt als schönste klassizistische Metropole in Europa. Für den Glanz dieses architektonischen Erbes, für seine Pubs und erstklassigen Museen ist Dublin bekannt, seine vielen Parks und Strände, die nahen Wälder, Berge und Naturschutzgebiete haben es hingegen schwer, einen Weg in die Aufmerksamkeit von Irlandreisenden zu finden. Das geht den seenreichen Ebenen und sanften Hochmooren im Landesinneren ähnlich, weil das Motto der meisten Touristen „Go West!“ heißt. Dorthin, wo sich die wilde Küste im Kampf mit dem Ozean viele große und kleine Beulen, tiefe Risse und Brüche geholt hat, wo einige der höchsten Klippen Europas in den Atlantik stürzen und die letzten Urwälder des Landes überlebt haben, wo das Gras so hell leuchtet, dass es in den Augen schmerzt, gestochene Torfbriketts zu Pyramiden gestapelt in der Sonne trocknen und sture Schafe schmale Straßen blockieren, die von brennendroten Fuchsienhecken gesäumt werden. Mit diesen Landschaften fängt man Herzen und beseelt irische Künstler. Von den frühen Barden mit ihren Harfen über traditionelle Folkmusiker bis zur iranisch-irischen Band der Neuzeit, von den keltischen Sagen der Druiden über vier Literaturnobelpreisträger bis zu Filmregisseuren, die selbst in Hollywood Furore machen, bezeugten alle, dass Irland am Tag, als die Schönheit der Welt verteilt wurde, in der allerersten Reihe stand.
Ein Kartograf der irischen Kultur könnte aus ihren gesammelten Werken eine herrlich lyrische Landkarte erstellen. Wir reisen aber meist nicht Versen, Strophen, Melodien und den Gefühlen, die sie entfachen, hinterher, sondern orientieren uns an der Unterteilung der Insel in vier Provinzen und 32 Grafschaften. Die Provinzen Leinster im Osten, Munster im Südwesten, Connacht im Westen und Ulster im Norden dienen keinem politischen oder administrativen Zweck mehr. Als historische und kulturelle Einheiten bilden die einstigen Königreiche jedoch die Kulissen für all die Mythen und Legenden über Irlands Hochkönige, Krieger, Helden und Heilige. Die Loyalität der Iren gehört vor allem den Grafschaften. Ihnen fühlen sich die Einwohner von Kerry, Mayo, Kilkenny, Louth, Cork & Co. zugehörig. Nicht nur, wenn die Landesmeisterschaften in den Sportarten Hurling und Gaelic Football ausgetragen werden, dann aber mit besonderer Leidenschaft. Diese traditionellen Spiele sind sportgewordene Identität, der Klebstoff aus Schweiß und Stolz, der ganz Irland eint – gesellschaftlich wie politisch, denn um die irischen Meisterschaften bewerben sich Auswahlteams aller 32 Grafschaften. 26 aus der Republik und sechs aus Nordirland, das Teil des Vereinigten Königreiches blieb, während der Süden der Insel 1921 seine Unabhängigkeit von Großbritannien erlangte. Diese Trennung und die anschließende Diskriminierung der katholischen Minderheit in Nordirland war die Ursache für The Troubles, einen 30 Jahre andauernden bürgerkriegsartigen Kampf, der erst 1998 mit dem friedensschließenden Karfreitagsabkommen endete.
Nicht einmal der Brexit, den ihnen die Briten 2016 eingebrockt haben, kann etwas daran ändern, dass das Wetter in Nordirland nicht schlechter ist als im Süden; die Landschaften sind genauso schön und die Menschen ebenso freundlich. Nordire zu sein, bedeutet für viele, sich gleichzeitig als Iren, Briten, Europäer und Nordküstenbewohner zu verstehen und nicht nur Englisch zu sprechen, sondern auch Irisch zu lernen. Darin steckt die Chance, zu verstehen, was das Leben auf dieser Insel einmal bedeutet hat und in Zukunft wieder bedeuten könnte. „Seithreach“ – das Geräusch, das Pferde machen, wenn sie sich nach langer Zeit wiedersehen, bewahrt das irische Wortuniversum ebenso wie „dearglach“ – das rote Glühen am Abendhimmel im Herbst und „chomh líonta le frog fómhair“ – sich nach allzu üppigem Essen so voll fühlen wie ein Herbstfrosch, also einer, der sich, kurz bevor er in die Winterstarre fällt, nochmals richtig satt gefuttert hat. Jede Vokabel eine weitere Tür in Irlands Psyche und Seele. Einem Land, das so etwas Wundervolles hervorgebracht hat wie diese Sprache, verzeiht man sogar feuchte Winde, dicke Nebel und rätselhafte Verkehrsschilder.
Go n-éirí an bóthar libh! – Gute Reise!
DER SEHENSWüRDIGKEITEN IN IRLAND
1Trinity College Old Library: „Vorzimmer der Nation“ wird der Long Room der Alten Universitätsbibliothek auch genannt, weil Staatsoberhäupter bei ihrem Besuch in Dublin dorthin geführt werden, um ihnen eine besonders eindrucksvolle Vorstellung vom „Land der Heiligen und Gelehrten“ zu geben. Es sind die ältesten und wertvollsten Werke des Trinity College, die dort auf einer Länge von fast 65 Metern die dunklen Holzregale zu beiden Seiten des Raumes füllen. Mehr als 350.000 historische Handschriften, Manuskripte und uralte Drucke begeistern die bibliophilen Besucher. Besonders ehrfurchtgebietende Wirkung entfaltet jedoch das absolute Meisterwerk abendländischer Buchkunst – das Book of Kells, eines der schönsten Exemplare frühmittelalterlicher Klosterhandschriften. Das reich mit aufwendigen Malereien geschmückte Evangeliar wurde 2011 zum Weltdokumentenerbe ernannt. tcd.ie
2Temple Bar: Bei Athen denkt man an die Akropolis, bei Paris an den Eiffelturm und bei Dublin? Na klar, an das Temple-Bar-Viertel mit seinen vielen Pubs, Restaurants und Nachtclubs. Von elitären Bildungsbürgern mit Naserümpfen bedacht, von feierwütigen Horden so gnadenlos gekapert wie die Königsflotte von Piraten, dabei sollte jeder die kopfsteingepflasterten Gassen des Stadtteils unter die Füße nehmen, der sich nicht die Märkte, Straßenkonzerte, Boutiquen und die vielen Kulturinstitutionen, darunter das Irish Photography Centre, das Irish Film Centre und gleich drei Theater, entgehen lassen will. visitdublin.com
3Newgrange: Um 3200 v. Chr. beschloss eine Gruppe von Menschen, über die wir nicht viel wissen, Steine von weit entfernten Orten zu holen, sie auf einen Hügel zu bringen und mit dem Bau einer riesigen Grabanlage zu beginnen, die wir bis heute nicht wirklich verstehen – Newgrange, eine der größten megalithischen Stätten Irlands. 700 Jahre älter als die Pyramiden von Gizeh und 1000 Jahre älter als das legendäre Stonehenge wurde dieses Meisterwerk der steinzeitlichen Ingenieurskunst ohne Rad oder Metallwerkzeuge errichtet. Als wäre das nicht schon beeindruckend genug, steigt die ganz große Show immer zum Jahresende. Wenn an den Tagen um die Wintersonnenwende vom 19. bis 23. Dezember die Sonne aufgeht, dringt ein Lichtstrahl durch eine genial angebrachte Öffnung über dem Grabeingang und flutet die zentrale Kammer mit goldenem Glanz. Ist Newgrange vielleicht das älteste Sonnenobservatorium der Welt?
newgrange.com
4Powerscourt House and Gardens: Ganz Irland wird für seine vielen fantastischen Gärten und alten Herrenhäuser gerühmt, im County Wicklow aber ballen sich buchstäblich die prachtvollsten Baum- und Blütenträume. Zu den berühmtesten Anlagen dort gehören Powerscourt House and Gardens. Sie gelten mit ihren kaskadenförmig angelegten Terrassen, versteckten Grotten und Ziergärten, mit weiten Rasenflächen, schattigen Teichen, malerischen Spazierwegen und Irlands immerhin zweithöchstem Wasserfall (121 Meter) als eine Klasse für sich. Kein Wunder, dass National Geographic das Anwesen auf den dritten Platz ihrer Liste der größten Gärten der Welt setzte. powerscourt.com
5Ring of Kerry: Eine der landschaftlich reizvollsten Strecken Irlands und deshalb auch der beliebteste Roadtrip schlechthin führt entlang der wilden Küste der Iveragh-Halbinsel, vorbei an blitzendblauen Buchten, schroffen Steilufern und hübschen Orten wie Sneem, Glenbeigh und Kenmare. Um die hinreißenden Aussichten wirklich genießen zu können, empfiehlt es sich, die Rundstrecke nicht gerade zur Hochsaison anzusteuern, immer genügend Zeit, etwa vier bis sechs Stunden, einzuplanen, und den Ring gegen den Uhrzeigersinn zu fahren, wenn man in einer der engen Kurven nicht das Weiß in den Augen eines entgegenkommenden Busfahrers erkennen können möchte. failteireland.ie
6Cliffs of Moher: 214 Meter rasen Irlands berühmteste Steilklippen dem in der Tiefe tosenden Ozean entgegen. Im Höhenvergleich keine Konkurrenz für die Klippen von Croaghaun auf Achill Island (688 Meter) oder Slieve Leagues in Donegal (601 Meter), spektakulär schön ist es dennoch, am Abgrund der Cliffs of Moher zu stehen. Der Blick taumelt über schaumgekrönte Wellen zu den Aran Islands hinüber und findet dann erst am silbern glimmernden Faden des Horizonts wieder einen Halt. cliffsofmoher.ie
7Fastnet Rock: Weil er das Letzte war, was auswandernde Iren auf ihrem Weg nach Amerika von ihrer alten Heimat sahen, wird Fastnet Rock auch Teardrop (Träne) genannt. Die einsame Felseninsel, die vor der Küste der Grafschaft Cork aus dem Ozean ragt, markiert den südlichsten Punkt des Landes. Gemeinsam mit ihrem 54 Meter hohen Leuchtturm trotzt sie gewaltigen Wellen und Stürmen, die das Meer um Fastnet Rock zum Stoff für Albträume machen können. Ein von allen Wettern geprüfter Ort also. An schönen Tagen starten jedoch von den Hafenorten Schull und Baltimore Ausflugsboote zur Umrundung des legendären Felsens, und wie es sich für den Besuch eines besonderen Ortes auch gehört, werden die Passagiere oft von Delfinen und manchmal sogar von Walen begleitet. fastnettour.com
8Céide Fields: Als die menschliche Zivilisation vor rund 6000 Jahren beschloss, das Jagen und Sammeln aufzugeben und sich einer neuartigen Technik zuzuwenden, die als Landwirtschaft bekannt wurde, hinterließ ihr neuer Lebensstil im Langzeitgedächtnis des irischen Moorbodens tiefe und zahlreiche Spuren. Die meisten wurden auf den Céide Fields an der Küste von Nord-Mayo entdeckt. Europas größte neolithische Ausgrabungsstätte ermöglicht Besuchern eine Rückkehr in die Steinzeitwelt der Ackerbauern und Viehzüchter mit ihren Steinhütten, Feuerstellen, Grenzmauern und Gräbern. ceidefields.com
9Croke Park: Liebe zum Land allein genügt nicht. Wer die Iren wirklich verstehen will, muss mindestens einmal Croke Park in Dublin besuchen. Eine Tour durch das größte Stadion der Insel inklusive Besuch des interaktiven Museums und Blick hinter die Kulissen ist schon mal ein guter Anfang. Zum intimen Kenner der irischen Seele wird aber nur, wer bei einem All-Ireland-Finale auf der Tribüne mitjubelt und singt. Wenn die beiden besten Mannschaften in den typisch irischen Sportarten Gaelic Football und Hurling gegeneinander antreten, sich kantige Schultern in Rippen rammen, dreckverkrustete Beine Haken schlagen und Helme gegeneinander knallen, sind mehr als 80.000 Iren im Croke Park vereint. Gaelic Football und Hurling – beides blitzschnell, knallhart und kräftezehrend bilden zusammen den sozialen Kitt, der das Land zusammenhält. gaa.ie und crokepark.ie
10Carrick-a-Rede Rope Bridge: 20 Meter können ganz schön lang sein, wenn Irlands wichtigtuerischer Wind die hölzerne Carrick-a-Rede-Hängebrücke mal wieder ins Schaukeln bringt und 30 Meter unter einem der Atlantik schäumt. Lachsfischer haben die Brücke im Jahr 1755 erbaut und damit die kleine Insel Carrick-a-Rede mit dem Festland der nordirischen Grafschaft Antrim verbunden. Mittlerweile mehrfach renoviert und nach modernen Sicherheitsstandards umgebaut, taugt die Hängebrücke zwar nicht mehr als Kulisse für ein waghalsiges Indiana-Jones-Abenteuer, aber immer noch für eine Mini-Mutprobe. Die wird auf der anderen Seite mit einer tollen Aussicht auf Rathlin Island und Schottland belohnt. nationaltrust.org.uk