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Wenn Olivenöl aus Tankstellenzapfhähnen fließt, wenn Morpheus Träume an die falschen Schläfer ausliefert und eine Sprechstundenhilfe zum Orakel wird, dann sind wir auf dem Peloponnes gelandet.Gottvater Zeus wusste, warum er sich seinen Zweit-Olymp auf der griechischen Halbinsel errichtete, denn Orte wie Epídauros, Mistrá, Messéne oder Olympía waren schon immer gut für spannende und kuriose Geschichten. Reiseschriftsteller von Pausanias bis Patrick Leigh Fermor haben sie gesammelt und aufgeschrieben. Auf ihren Spuren besucht Nicole Quint die antiken Stätten des Peloponnes. Lieber als dösenden Ruinen schaut sie aber den Griechen beim Griechischsein zu und berichtet vom Herrn der Knöpfe, vom Alltag einer Promenaden-Putzerin während der Touristensaison und vom Kloster der letzten Seidenweberinnen. Sie findet heraus, warum der gregorianische Kalender kommunistische Mythen zerstört und wie aus löchrigen Wänden wallfahrtsorttaugliche Kirchen werden.Nicht im Land des Zauberers von Oz trifft sie auf Vogelscheuche, Blechmann und Löwe, sondern tief im Süden des Peloponnes - in der Mani, wo Bruce Chatwin die Autorin posthum auf die Idee zu diesem Buch brachte.
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Seitenzahl: 118
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Copyright © 2013 Picus Verlag Ges.m.b.H., Wien Alle Rechte vorbehalten Grafische Gestaltung: Dorothea Löcker, Wien Umschlagabbildung: © T. Papageorgiou Datenkonvertierung E-Book: Nakadake, Wien ISBN 978-3-7117-5180-5 Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt
Informationen über das aktuelle Programm des Picus Verlags und Veranstaltungen unterwww.picus.at
»Auf gute Anfangssätze sind doch alle Autoren getrimmt«, meint Sofia. Um zu erfahren, ob ein Buch etwas tauge, würde sie immer erst den Schlusssatz auf der letzten Seite lesen. Sofia ist eine verwitwete Matrosenbraut, graulockige Matriarchin an der Spitze eines großen Familienclans, ehemalige Tavernenbesitzerin und aktuelle Betreiberin einer Klatsch- und Infobörse auf der Holzbank vor ihrem Haus, und außerdem ist Sofia gesegnet mit einer großen Leidenschaft für Liebes- und Kriminalromane. Sofia kennt sich aus mit der Welt. Ihre kugelrunde Lebensweisheit schlägt jede schmallippige Literaturwissenschaft. Ich vertraue ihrem Rat. Immerhin hätte sie mich fast zur erfolgreichen Raupenzüchterin gemacht. Jetzt coacht sie mich eben bei meinem Buchanfang. Kennengelernt habe ich Sofia, als ich mehr über die Seidenproduktion herausfinden wollte, die auf dem Peloponnes lange Zeit Tradition hatte. Freunde von Freunden von Freunden vermittelten den Kontakt, und am Ende dieser Stillen Post auf Griechisch saß Sofia und verstand: »Da plant eine Deutsche die Wiederbelebung der Seidenraupenzucht.« Als ich Sofia dann zum ersten Mal persönlich traf, hatte sie schon herausgefunden, wer wie viel Hektar Land zu welchem Preis verpachten würde, welche Gärtnerbetriebe im großen Stil Maulbeerbäume als Futterpflanzen organisieren würden, und wo ich die ersten Seidenraupenherden und das nötige Equipment kaufen könnte. Bliebe nur noch zu entscheiden, ob ich denn auch die Weiterverarbeitung selbst in die Hand nehmen wolle, oder ob man sich nach potenziellen Abnehmern der Rohseide umschauen müsse. Sofia kann sich für eine Sache ehrlich begeistern. Bei einem überhitzten Motor beginnt es zu qualmen, bei einer euphorischen Sofia erweitern sich die Blutgefäße, und die liegen in ihren Ohren offenbar besonders dicht beieinander. Ferrarirot haben sie geleuchtet, als ich ihr sagen musste, dass aus unserem Raupenzuchtprojekt nichts wird. Auf den Schreck, dass alles nur ein Missverständnis war, hat Sofia dann erst einmal einen Kaffee gekocht. Ich kenne keine andere Griechin, die den Mokka nicht mit Zucker, sondern mit Süßstoff zubereitet und eine Prise Kakao hinzufügt. Das sei besser für Zähne und Nerven, meinte Sophia, schlürfte die Schaumblasen von ihrem Kaffee und sprach: »Die Raupenzucht wäre bestimmt die bessere Idee, Peloponnes-Geschichten gibt es doch schon so viele.« Sofia ist ein Billy the Kid der Urteilsverkündung – schnell und treffsicher, sie lässt niemanden lange leiden, und sie hat recht: Peloponnes-Geschichten gibt es doch schon so viele. Reiseschriftsteller von Pausanias bis Patrick Leigh Fermor haben auf dem Peloponnes Geschichten gesammelt und mit ihren Texten andere Autoren angelockt, die sich dann wie beim Staffellauf nacheinander den Stift in die Hand gedrückt haben, darunter Fürst von Pückler-Muskau, Henry Miller, Nikos Kazantzakis und unzählige Autoren von Reiseführern und Büchern zur griechischen Mythologie. Kreuz und quer über den Peloponnes legen die unendlichen Bahnen ihrer Erzählungen ein Labyrinth, aus dem nur der Faden der Ariadne hinausführen würde.
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