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Isabelle ist am Boden zerstört: Ihr geheimer Lover hat eine Neue. Nach ihrer Schicht in der Kneipe fährt sie nachts mit der U-Bahn nach Hause – und ringt mit ihren Erinnerungen und bösen inneren Dämonen. Wer ist Isabelle wirklich? Und was genau ist tatsächlich passiert?
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Seitenzahl: 17
Stefan Frädrich
Isabelles Erlösung
Stefan Frädrich
Isabelles Erlösung
Copyright 2012 Stefan Frädrich
published at epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
1
Isabelle weinte.
30-Jährige Thekenschlampe wartet auf die U-Bahn und weint wie ein kleines Mädchen.
Scheiße, das war so lächerlich! Aber sie hatte die Anspannung nicht mehr ausgehalten. Wann sonst sollte sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen? Erst kurz nach drei hatte sie im Pumuckl den letzten Kölsch-Zombie vom Tresen verscheuchen und anschließend noch sauber machen müssen. Jetzt war es zehn vor vier und Isabelle war froh, noch die Vier-Uhr-Bahn zu erwischen und ihren Zeitplan einzuhalten. Andernfalls hätte sie bis fünf warten müssen, denn nachts fuhren die Bahnen nur im Stundentakt. Ein Taxi zu nehmen in ihrem Zustand erschien ihr unmöglich. In der U-Bahn-Station hingegen war sie nun ganz alleine. Endlich! Der ganze Appellhofplatz durfte sie weinen sehen, ja, durfte sehen, wie sie sich für ein paar Minuten einfach gehen ließ. Zuhause würde sie sich wieder zusammenreißen. Zusammenreißen müssen.
Zuhause?, dachte Isabelle. Ihren letzten Heulanfall im heimischen Bett hatte sie bitter bereut, denn Carola, ihre überaus einfühlsame Mitbewohnerin hatte daraufhin stundenlang Händchen gehalten. Doch wenn bei Isabelle die Dämme einmal gebrochen waren, gab es schnell Hochwasser. Und der letzte Dammbruch war so heftig gewesen, dass er Isabelle acht Tage stationäre Behandlung und ein gut verträgliches Antidepressivum eingebracht hatte. Carola – wie immer der festen Überzeugung, dass Probleme lösbar sind und man sich ihnen stellen muss – hatte Isabelle kurzerhand in eine Psycho-Klinik geschleppt. Und so stellte sich Isabelle nun täglich ihren kleinen hellblauen Pillen und vermied es fortan, Carola gegenüber auch nur den Anschein geknickter Stimmung zu vermitteln. Es blieben ihr wohl zehn Minuten Zeit zum Weinen. Vielleicht weitere zehn, wenn sie in der Bahn alleine war.
Alleine ...