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Jordan ist ein Punk, der lieber durch die Berliner Straßen streunt, als die Schulbank zu drücken. Als "die Organisation" ihn anheuert, sich an die Fersen eines skrupellosen Ganovens zu heften, werden Jordan und seine Freunde in ein hochbrisantes Komplott verwickelt. Eine heiße Spur führt nach Südosteuropa. Dort angekommen, schaffen sie es auf eigene Faust, einer Verbrecherbande das Handwerk legen.
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Seitenzahl: 505
Daniel Bielenstein
Jordan. Die Jagd
Daniel Bielenstein, Jahrgang 1967, lebt als Journalist und Autor in Hamburg. Für seine zahlreichen Kurzgeschichten ist er vielfach ausgezeichnet worden, seit 2003 schreibt Daniel Bielenstein erfolgreich Erwachsenenromane. »Jordan. Die Jagd« ist sein erster Roman für Jugendliche.
Das gleichnamige Hörbuch ist bei Arena Audio erschienen.
Daniel Bielenstein
Jordan. Die Jagd
Veröffentlichung als E-Book 2010 © 2010 Arena Verlag GmbH, Würzburg Alle Rechte vorbehalten Covergestaltung: Arena Verlag ISBN 978-3-401-80011-X
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1.
Es regnete. Und das mitten in den Sommerferien. Was für ein sinnloser Tag! Ich hockte am Hauptbahnhof herum, um mir ein paar Euro zusammenzuschnorren, und war supermüde, weil ich in der Nacht kaum ein Auge zugemacht hatte. Außerdem knurrte mein Magen so laut, dass er sogar den prasselnden Regen übertönte. Ich träumte von einem schönen, saftigen Burger-Menü mit einer gigantischen Portion Pommes und einer prickelnd kalten Coke.
Das Problem war, dass ich keinen einzigen Cent in der Tasche hatte, und es sah nicht so aus, als würde sich daran allzu bald etwas ändern. In meinem Cap, das ich vor mich auf den Bürgersteig gelegt hatte, hatte seit Stunden nicht eine einzige Münze geklingelt. Bei dem Mistwetter verschwendeten die Leute keinen Gedanken an einen hungrigen, durchnässten Punk, der schlecht gelaunt auf dem Gehsteig herumlungerte.
Natürlich hätte ich nach Hause gehen und den Kühlschrank meiner Mutter plündern können. Aber dazu hatte ich keine Lust. Ich hatte mich seit Tagen nicht mehr zu Hause blicken lassen, und das war auch gut so. Meine Eltern interessierten sich null für das, was ich so trieb. Sie hatten sich ein paar Jahre zuvor voneinander getrennt und seitdem redeten sie kein Wort mehr miteinander. Ziemlich praktisch das Ganze, jedenfalls für mich. Wenn ich abends nicht nach Hause kam, dachte mein Vater, ich wäre bei meiner Mutter. Und meine Mutter dachte, ich wäre bei meinem Vater. Ich konnte also tun und lassen, was ich wollte.
An diesem Tag aber wollte ich vor allem eins: etwas zu essen. Und es sah nicht danach aus, dass ich mit meiner bisherigen Methode – betteln – Erfolg haben würde. Ich musste mir was Besseres einfallen lassen. Ich wollte gerade aufstehen, um irgendetwas zu unternehmen, als endlich ein Paar Beine aus dem Meer der Passanten ausscherte und auf mich zukam. Immerhin ein Hoffnungsschimmer an diesem bescheuerten Tag.
Vor mir blieb ein Paar leicht ramponierter Lederschuhe stehen, das früher bestimmt mal ziemlich elegant gewesen war. Mein Blick glitt an einem Paar grauer Anzughosen entlang, erreichte den Saum eines beigen Regenmantels, hüpfte von Knopf zu Knopf aufwärts, rutschte über einen unordentlichen, ausgefransten Kragen und blieb schließlich am unrasierten, aber sympathischen Gesicht eines Mannes hängen – einem Gesicht, das mir alles andere als unbekannt war.
Der Mann sah mich mit seinen aufmerksamen graublauen Augen an, lächelte und sagte: »Rick Jordan – na, sieh mal einer an! Wie geht es dir, Jordan?«
»Hallo Knaup«, sagte ich. »Lange nicht gesehen.«
Knaup. Der geheimnisvollste Mensch, den ich kannte. Und dessen Auftauchen niemals Zufall war.
»Es gibt Arbeit, Jordan«, sagte er schlicht. »Kann ich auf dich zählen?«
»Worum geht’s denn?«
»Informationen gibt es erst, wenn du zusagst. Nur so viel: Ein wichtiger Auftrag, der nicht gerade ungefährlich ist.«
Ich grinste. Knaup wusste genau, wie er mich ködern konnte. Gefahr war nichts, was mich abschreckte. Im Gegenteil, sie zog mich an wie das Licht die Motten. Außerdem würde mir ein wenig Abwechslung guttun. »Was springt für mich dabei heraus? Ich brauche dringend Kohle!«, sagte ich. Ich wollte es Knaup nicht zu einfach machen.
Er lachte sein tiefes, weises Lachen, das ich gut leiden konnte. Knaup war ungefähr fünfzig Jahre alt und hatte einen milden, traurigen Blick. Unter seinen Augen waren dunkle Schatten zu sehen; er sah müde aus – wie immer. Knaup hatte mir mal erzählt, dass er nachts nicht schlafen konnte. Nie. Er hätte seit Jahren kein Auge zugemacht. Als ich ihn fragte, was der Grund dafür wäre, sagte er, dass niemand jemals wieder schlafen könne, der Dinge gesehen und erlebt hätte, die er gesehen und erlebt hatte.
Und das Krasse an der Sache war: Knaup übertrieb nicht. Er hatte mehr Leute bei Einsätzen draufgehen, in Gefangenschaft geraten oder einfach spurlos verschwinden sehen als irgendwer sonst. Aber ich wusste auch, dass er alles in seiner Macht befindliche tun würde, damit es uns, seinen Leuten, nicht genauso erging.
»Also, Knaup, wie sieht’s aus? Springt ein bisschen was für mich raus dabei? Mein Magen ist ungefähr so ausgeleiert wie ein Unterhemd von Reiner Calmund . . .«
Knaup lachte kurz auf, aber dann wurde sein Gesicht wieder ernst. »Die Sache ist dringend, Jordan. Die Organisation steht gewaltig unter Druck. Glaub mir, über die Spesen wirst du dich nicht beschweren müssen.«
Ich schob die Unterlippe vor und sah Knaup listig an. »Einverstanden.«
Er strich mir über den Kopf, was ihm einen bösen Blick von mir einbrachte. Mein farbig schillernder Irokesenkamm war mir heilig!
Knaup verstand, ohne dass ich etwas sagen musste. Er hielt mir die Hand hin und zog mich auf die Beine. »Ich erkläre dir auf dem Weg zum Auto, worum es geht«, meinte er.
»Okay«, sagte ich, raffte meinen Kram zusammen und folgte ihm zum Parkplatz.
2.
Knaups Wagen parkte in einer Seitenstraße hinter dem Bahnhof. Als wir da waren, steckte ein Junge in meinem Alter seinen Kopf aus dem Fenster. »Hey, Rick. Klasse, dass du dabei bist!« Ein fettes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sah, wie ich ungläubig das Auto musterte, in dem er saß. »Lass dich von der Karre nicht abschrecken. Die sieht zwar nach nichts aus, hat aber ein paar interessante Extras. Du weißt schon, was ich meine.«
»Quarks! Mann, ist ja abgefahren, dass du mit dabei bist«, freute ich mich. »Knaup hat gar nicht erwähnt, dass wir im Team arbeiten. Ich dachte, ich wäre alleine.«
»Du kennst ihn doch«, grinste Quarks, der eigentlich Markus hieß und seinen Spitznamen seinem Interesse für Atomphysik verdankte. »Er verliert nie ein überflüssiges Wort.«
Quarks streckte die Hand aus dem Auto und wir klatschten uns ab. High Five. Knaup sah uns amüsiert an. Wahrscheinlich gaben wir ein ziemlich merkwürdiges Bild ab: Ein waschechter Punk wie ich mit einem übergewichtigen Fat Boy mit riesiger Brille, den langweiligsten Klamotten des Universums und einer Tüte Pommes in der Hand – das musste auf den ersten Blick reichlich seltsam wirken. Aber Quarks war echt ein guter Kumpel; wir hatten schon so manchen Auftrag für die Organisation zusammen erledigt.
Er war das größte und wohl jüngste Computergenie auf diesem Planeten. Sein Spezialgebiet war Hacken. Es gab keinen Rechner, kein Netzwerk und kein Digitalsystem, das vor ihm sicher gewesen wäre – und zwar ganz egal, durch wie viele Passwörter, Firewalls und Zugangscodes es auch gesichert sein mochte. Aber das war nicht alles oder besser gesagt: Das war nicht das Entscheidende. Vor allem war Quarks ein Typ, auf den man sich hundertprozentig verlassen konnte. Ich würde ohne nachzudenken mein Leben in seine Hände legen und ich wüsste, dass es dort verdammt gut aufgehoben wäre.
Quarks schloss das Autofenster, als Knaup einstieg, und ich schenkte meine Aufmerksamkeit erneut dem Wagen. Quarks’ Bemerkung von gerade eben kam nicht von ungefähr. Vor mir stand ein alter, halb verrosteter Peugeot, den nicht einmal ein Massai in der Steppe von Afrika als Zweitwagen benutzen würde, so abgewrackt, dreckig und unansehnlich sah die Karre aus. Die reinste Zumutung! Und ich, Rick Jordan, seines Zeichens Crash-Kid und PS-Punker, sollte da einsteigen? No way! Zwar stand ich bei allen möglichen Dingen auf die schrottige Variante – bei Häusern, Klamotten, ja sogar bei Menschen –, aber eben nicht bei Autos. Die müssen etwas hermachen.
Quarks grinste mich durch die schmierige Scheibe an. Schließlich öffnete ich widerwillig die Tür, zwängte mich neben ihm auf den Rücksitz und Knaup fuhr los. Keine fünf Minuten später wusste ich, dass Quarks nicht zu viel versprochen hatte. Der Wagen hatte ein paar interessante Extras.
Ich merkte es schon an den Motorgeräuschen, die ich hörte – oder besser gesagt nicht hörte. Nachdem Knaup das Gaspedal durchgedrückt hatte, ertönten nämlich keineswegs die hustenden Knattergeräusche eines halbtoten Benziners. Stattdessen spürte ich nur das leise hochgetunte Surren eines Hightech-Hybridmotors. Solche Motoren, die halb mit Sprit und halb mit Strom laufen, sind nicht nur super kraftstoffsparend und damit umweltschonend. Sie sind außerdem enorm leistungsfähig – jedenfalls wenn die Techniker der Organisation Hand angelegt hatten. Ich wäre jede Wette eingegangen, dass die Karre locker auf dreihundert Sachen beschleunigen konnte – wenn es denn nötig wäre.
Knaup fädelte sich geschickt in den dichten Stadtverkehr ein, warf mir über den Rückspiegel einen vielsagenden Blick zu und erklärte dann mit lässiger Stimme: »Nur um dich zu beruhigen, Jordan: Der Wagen hat noch einiges mehr zu bieten, wenn es nötig sein sollte.«
Kaum dass Knaup zu Ende gesprochen hatte, drehte er an einem halb zerbrochenen, hebelartigen Ding, das in seinen besseren Zeiten wohl mal eine Ventilationsvorrichtung gewesen war. Doch das war reine Tarnung. Tatsächlich flippten in der Mittelkonsole die Armaturen um und Quarks und ich blickten staunend auf ein paar hypermoderne blinkende Schaltvorrichtungen und Mini-LCD-Bildschirme. Knaup erklärte lässig: »Radargerät, Nachtsichtfunktion, Nummernschildwechsler, GPSOrtungs-Blocker. Außerdem ist der Wagen mit Stealth-Technologie ausgestattet. Er ist für Radargeräte praktisch unsichtbar.«
»Schwimmfähig? Tauchfunktion?«, fragte ich scheinbar unbeeindruckt und bemühte mich, meine Stimme nicht allzu hochmütig klingen zu lassen.
Knaup ließ ein gespieltes Stöhnen hören. »Euch kann man es einfach nie recht machen, oder? Demnächst wollt ihr bestimmt, dass unsere Autos auch noch fliegen können . . .«
»Na klar«, sagte Quarks ungerührt. »Wäre doch praktisch. Außerdem könnte McDonald’s dann den ersten Fly-in eröffnen und wir könnten uns unser Mittagessen mit Schallgeschwindigkeit abholen . . .«
»Ich schlage eher vor, Quarks, dass du mit Schallgeschwindigkeit eine Diät anfängst. Sonst kann sowieso kein Flugzeug vom Boden abheben, jedenfalls nicht, wenn du an Bord bist«, lachte Knaup von vorne.
Quarks tat beleidigt, aber da er es gewohnt war, dass Knaup ihn wegen seiner nicht gerade schlanken Figur aufzog, wandten wir uns lieber wieder dem Auto zu und malten uns während der weiteren Fahrt aus, was wir noch alles für Extras in dem Wagen einbauen würden. Wir nahmen uns fest vor, das Ganze baldmöglichst mit den Technikern der Organisation zu besprechen.
Etwa eine halbe Stunde später bog Knaup in eine kleine Seitenstraße ein. Offenbar hatte er sich verfahren, denn es war eine Sackgasse. Doch anstatt zu wenden und umzukehren, drückte Knaup aufs Gas. Er beschleunigte den Wagen bis zum Anschlag und raste genau auf die Mauer am Ende der Gasse zu, so als hätte er vor, das Auto und uns in unsere atomaren Bestandteile zu zerlegen.
»Knaup! Ich will mich ja nicht beschweren, aber da vorne geht’s nicht weiter. Und die Wand sieht ziemlich solide aus«, sagte ich, während wir mit mindestens hundert Sachen auf die Betonkonstruktion zurasten.
»Ups! Eine Mauer! Habe ich noch gar nicht gesehen«, grinste Knaup und drückte gleichzeitig ein paar Tasten auf der Spezialkonsole. Kurz bevor wir uns in eine benzinbefeuerte Explosionswolke verwandelten, schwang die Plakatwand in der Mitte der Mauer einfach zur Seite und machte den Weg in eine getarnte Tiefgarageneinfahrt frei. Wir fegten hindurch, und als ich mich umdrehte, war die Betonwand auch schon wieder an ihrem Platz. Knaup brachte den Wagen mit quietschenden Bremsen zum Stehen.
»Willkommen in unserem neuen Stützpunkt, Jordan. Leider haben wir keine Zeit für eine umfangreiche Besichtigungstour. Wie gesagt, die Zeit drängt.«
3.
Ein Hochgeschwindigkeitsfahrstuhl brachte uns in den sechsten Stock des Gebäudes, wo ich mich in einem modernen Großraumbüro wiederfand. Einer Werbetafel neben dem Eingang konnte ich entnehmen, dass die Firma, in der wir uns aufhielten, mit Elektrokomponenten handelte – offiziell jedenfalls. Ob es wirklich stimmte, konnte ich nicht sagen. Die Organisation unterhielt auf der ganzen Welt alle möglichen Tarnfirmen und Scheinadressen, ohne dass irgendjemand ahnte, was in Wahrheit hinter den Türen so getrieben wurde.
Knaup führte uns mit schnellen Schritten einen Korridor entlang. In verschiedenen verglasten Büros saßen unzählige Männer und Frauen und gingen ihrer Arbeit nach. Sie telefonierten, schrieben Mails, hielten Meetings ab und wie üblich hatte ich nicht die geringste Ahnung, ob sie eingeweiht waren oder nicht. Am liebsten hätte ich Knaup danach gefragt. Aber ich hätte sowieso keine Antwort bekommen. Im Laufe der Zeit hatte ich gelernt, mich damit abzufinden. Antworten gab es immer erst dann, wenn die Führungsleute es für nötig hielten.
»Okay, Jungs«, sagte Knaup. »In einer Stunde beginnt unsere Besprechung im großen Konferenzraum. Bis dahin könnt ihr euch da vorne etwas frisch machen. Lizzy, meine Sekretärin, war so nett, ein paar Burger und ein paar Cokes zu holen.«
»Wow, danke, Knaup«, sagte Quarks begeistert und sprach mir damit aus der Seele.
»Tut mir leid, Quarks. Für dich hat sie eine Tofufrikadelle und Mineralwasser besorgt. Du weißt ja . . .«
Quarks’ Mundwinkel berührten fast den Boden vor Enttäuschung. »Ja, ja, ich weiß, ich bin zu dick. Schon gut«, murmelte er.
Quarks war mit seinen ein Meter sechzig mehr als einen Kopf kleiner als ich, aber er war mindestens dreimal so breit. Das heißt, breit war er eigentlich gar nicht, sondern eher rund. Wir Jungs sparten es uns, ihn deswegen aufzuziehen. Erstens kannten wir ihn nicht anders und zweitens gehörte sein Aussehen irgendwie zu ihm dazu. Quarks selber sah das übrigens genauso, was er uns mehr als einmal mit folgenden Worten erklärt hatte: »Computerspezialisten müssen so aussehen. Wir brauchen Sitzfleisch. Unsere Heldentaten vollbringen wir schließlich nicht draußen in der wirklichen Welt, sondern online, in den Weiten des WWW. Und da ist es ganz egal, wie du aussiehst. Da zählt nur Köpfchen.« Sein Tonfall klang nach einer Mischung aus Frust und Trotz. Und um ehrlich zu sein, ich glaube sogar, dass er recht damit hat.
»Ach, und Jordan . . .«, sagte Knaup und wandte sich an mich.
»Was?«, entgegnete ich barsch, obwohl ich genau wusste, was jetzt kommen würde.
»Dein Outfit . . .«
»Was ist damit?«
»Geht’s vielleicht ein wenig unauffälliger? Du kennst doch Regel drei des Großen Statuts.«
»Unauffälligkeit kann dein Leben retten«, zitierte ich gelangweilt, denn wie jedes Mitglied der Organisation kannte ich das Große Statut natürlich in- und auswendig. Wenn man mich mitten in der Nacht geweckt hätte, hätte ich die zehn Regeln, aus denen es besteht, im Halbschlaf herunterbeten können. Angefangen natürlich bei der allerwichtigsten, der ersten Regel: Die Mittel, die du wählst, dürfen niemals im Gegensatz zu deinen Zielen stehen. Das klingt zwar kompliziert und etwas seltsam, aber in dieser Regel steckt echtes Dynamit. Es unterscheidet die Organisation von allen anderen Geheimdiensten auf der ganzen Welt. Bei denen ist es nämlich manchmal gerade umgekehrt: Ihre Mittel entsprechen nicht zwangsläufig den offiziellen Zielen, die beispielsweise eine Regierung hat. Und nicht selten kommen dabei Gewalt, Folter oder sogar Mord ins Spiel. Wenn solche Aktionen dann auffliegen und an die Öffentlichkeit gelangen, wollen die Politiker, die sie angeordnet haben, natürlich nie etwas davon gewusst haben. Aber wir sind anders. Zum Glück. Denn sonst würde ich auch bestimmt nicht dabei sein.
Die übrigen Regeln des Großen Statuts waren übrigens sehr viel unspektakulärer und besagten zum Beispiel, dass wir niemals gegen Menschen, Tiere oder die Umwelt handeln durften, dass wir auf unsere eigene Sicherheit achten sollten und jede Menge anderes Blabla. Aber was soll’s, überall gibt es so etwas wie Rituale, und was ich in Wahrheit über sie denke, muss ich ja nicht an die große Glocke hängen.
Regel Nummer drei – die Unauffälligkeit – hasste ich auf jeden Fall ganz besonders. Aber es war nun einmal eine der Kehrseiten des Agentendaseins, die ich akzeptieren musste. Immer wieder war ich gezwungen, mich von dem Punker, der ich eigentlich war, in das langweiligste, spießigste, dämlichste Muttersöhnchen zu verwandeln, das man sich nur vorstellen konnte. Heute war es mal wieder so weit.
»Hab schon verstanden, Knaup«, sagte ich und schaffte es nicht, den genervten Ton im meiner Stimme zu unterdrücken. »Wenn wir gleich beim Meeting sitzen, werde ich der unscheinbare, ordentliche Junge sein, den sich jede Mutter als Schwiegersohn wünschen würde . . .«
»Ich nehme dich beim Wort«, sagte Knaup und verschwand auch schon türenknallend in einem der vielen Büros.
Eine halbe Stunde später war es passiert. Ich hatte mich verwandelt. Rick, der Punker, war verschwunden und stattdessen war ein braver Junge namens Richard wiederauferstanden. Ich hatte meinen bunten Stegosaurus-Stachel-Haarkamm geopfert, hatte mich von meinen Lippen-, Ohren- und Kinnpiercings befreit und meine Lederjacke gegen eine biedere Strickjacke eingetauscht. Mit einer hautfarbenen Spezialcreme hatte ich sogar meine Tattoos an den Armen abgedeckt. Das Ganze schmerzte meine Indianer-Irokesen-Seele bis in die tiefsten Tiefen – aber der Spaß am Agentendasein war es mir wert!
Nach meiner Verwandlung stürmte ich mit Quarks in den Pausenraum, um mich erst mal mit Coke und Burgern vollzustopfen. Als ich die Tür aufriss, war mir allerdings augenblicklich klar, dass mein neues Outfit nicht die einzige Zumutung war, die Knaup für mich parathielt. In dem kleinen Raum, in dem zwei Sofas und ein paar Sessel standen, wartete nämlich eine Bombe auf mich – eine Bombe, die auf den Namen Rebecca Kamps hörte. Becca, wie wir sie nannten, war das ätzendste, unerträglichste, nervtötendste Mädchen, das man sich nur vorstellen konnte. Einfach scheiße. Sie war ein halbes Jahr älter als ich – ich war übrigens sechzehn –, um einiges größer und dazu so arrogant, dass sie jeden Jungen in ihrem Umkreis wie einen Fußabtreter behandelte. Und mich insbesondere.
Das Problem war allerdings, dass Becca eben auch eine Agentin in den Diensten der Organisation war und dazu, wie ich leider zugeben musste, eine verdammt gute. Sie war eine brillante Kämpferin, die es in unserem Kampfstil, dem Liuhe Bafa, zur höchsten Meisterschaft gebracht hatte. Es gab keinen Jungen, der es im Dojo beim Sparring mit ihr aufnehmen konnte. Sie legte jeden auf die Matte. Außerdem war sie eine superfitte Kletterin und eine Meisterin, wenn es darum ging, Schlösser aufzuknacken.
Trotzdem hasste sie mich genauso, wie ich sie hasste. Wir waren einfach wie Plus und Minus, MTV und Viva, Leben und Tod. Und zwar von der ersten Sekunde an, in der wir uns begegnet waren. Das war besonders merkwürdig, weil Becca früher auch Punkerin gewesen war und auf der Straße gelebt hatte. Aber davon merkte man nicht mehr viel. Im Gegenteil. Sie war total autoritär und ging grundsätzlich davon aus, dass ihr alle Menschen gehorchen mussten, erst recht, wenn sie jünger waren als sie selbst. Aber gehorchen ist nun einmal eine Vokabel, die in meinem Wortschatz nicht vorkommt. Und dafür hasste sie mich.
Die Tatsache, dass sie in diesem Raum war, konnte nur eines bedeuten: Knaup wollte uns zusammen in ein Einsatz-Team stecken. Und das, obwohl er genau wusste, dass wir wie eine Mischung aus Nitro und Glycerin waren! Aber es hätte keinen Sinn gehabt, mich deswegen zu beschweren. Knaup würde mich nur Regel Nummer fünf des Großen Statuts aufsagen lassen: Lasse deine Arbeit nie von persönlichen Vorlieben oder Abneigungen beeinflussen, denn sie können dir zum Verhängnis werden! Ich hatte eine andere Meinung, denn ich fand, dass Becca mein Verhängnis war. Aber mich fragte ja niemand.
Ich fing gerade an zu bereuen, dass ich mich von Knaup zu dem Auftrag hatte überreden lassen, als ich bemerkte, dass noch jemand im Raum war. Sofort machte meine Laune einen Senkrechtstart ins Blaue. Der Junge, der dort in der Ecke auf dem Sofa lag und gelangweilt auf den Flatscreen starrte, war niemand anderes als Mehmed Yildirim, den wir Memo nannten – der korrekteste Typ zwischen hier und Istanbul! Und wenn er ebenfalls zu meinem Team gehören sollte, dann war das mehr als ein Ausgleich für diese Ätztusse Rebecca.
Memo war schon siebzehn oder vielleicht noch älter, aber das wusste niemand so genau. Er zumindest behauptete seit Jahren, sechzehn zu sein. Ich hatte mit Memo schon eine Menge Aufträge erledigt und ich wusste, dass er ein Spitzenagent war. Er war nicht nur ein begnadeter Tüftler, der eine Menge von Physik verstand und so manche Erfindung für die Organisation gemacht hatte. Er war außerdem einer der besten Fahrer der Welt, und zwar ganz egal, ob am Steuer eines Autos, mit dem Motorrad, dem Segelboot oder welchem Fortbewegungsmittel auch immer. Hauptsache, schnell, Hauptsache, cool. Ist aber auch kein Wunder. Memo hatte schon im Alter von zwölf Jahren an illegalen Straßenrennen teilgenommen und sich mit dreizehn – also, als er wirklich dreizehn war – in eine offizielle Rallye als Teilnehmer eingeschmuggelt. Er hatte den zweiten Platz belegt, tauchte aber zur Siegerehrung nicht auf, weil er ja nicht mal einen Führerschein hatte. Die Rennleitung hatte den Vorgang damals vertuscht, dafür aber heimlich die Polizei und sogar Interpol informiert. Für die war Memo seitdem kein Unbekannter mehr und er machte leider immer wieder auf sich aufmerksam. Seine Begeisterung für Autos hatte nämlich die Nebenwirkung, dass er einfach an keinem fetten Wagen vorbeigehen konnte, ohne ihn mal eben kurzzuschließen und ein paar Runden zu drehen. Vor ungefähr zwei Jahren war Memo dann tatsächlich verhaftet worden und in den Jugendknast gewandert. Dort wäre er vermutlich für ein paar Jahre geblieben, hätte Knaup ihn nicht rausgeholt, um ihn für die Organisation einzusetzen. Seitdem war Memo einer der erfolgreichsten Agenten, die die Organisation je gehabt hat.
Und wir würden also wieder einmal in einem Team zusammenarbeiten! Yes! Ich ging zu ihm rüber und erst jetzt löste er seine Augen von den Musikvideos, die im Fernseher liefen. Sofort erschien ein fettes Grinsen auf Memos Gesicht. »Voll krass! Rick, alter Freund! Fett scheiße gut, ey, freu ich mich voll, wiederzusehen, Digger!«
Ich musste grinsen. Das war Memo! Memo, der kaum einen Satz sagen konnte, in dem nicht mindestens einmal die Worte Scheiße, Digger oder Alter vorkamen. Von seiner sonstigen Ausdrucksweise mal ganz abgesehen. Während es den anderen manchmal ziemlich auf den Nerv ging, störte es mich nicht im Geringsten.
»Und ich freu mich genauso, Alter«, sagte ich. Er stand auf, wir sahen uns in die Augen und dann schlugen wir klatschend miteinander ab.
Rebecca begrüßte ich übrigens nicht. Warum auch? Jedes Wort, das ich an sie gerichtet hätte, wäre ein Wort zu viel gewesen. Und sie sah es im Übrigen genauso.
4.
Nachdem ich mit Memo eine Weile über die letzten Wochen gequatscht und mir nebenbei ein paar Burger reingehauen hatte, war es Zeit für unser Meeting. Zu viert machten wir uns auf den Weg ins Besprechungszimmer, wo Knaup uns schon erwartete.
Er saß am Ende eines riesigen Konferenztisches und forderte uns mit einer stummen Geste auf, uns ebenfalls zu setzen. Wir folgten seiner Anweisung und sahen ihn dann erwartungsvoll an. Wir brannten vor Neugier und wollten unbedingt mehr über unseren bevorstehenden Einsatz erfahren.
Aber es war wie immer. Typisch Knaup eben. Er sagte eine halbe Ewigkeit lang gar nichts. Er saß einfach nur stumm da und blickte nachdenklich von einem zum anderen. Wie viel hätte ich darum gegeben, einmal die Gedanken dieses Mannes lesen zu können, der schon so viel gesehen und erlebt hatte. Und der in alle Geheimnisse der Organisation eingeweiht war. Aber es war natürlich unmöglich, etwas von oder über Knaup zu erfahren, von dem er nicht wollte, dass man es erfuhr. Knaup war wie ein gut gesicherter Safe oder ein absolut unhackbares Computersystem. Die einzige Möglichkeit, etwas über Knaups Innenleben zu erfahren, bot sich, wenn er es wollte. Sonst war er stumm und undurchdringlich wie ein abgeschaltetes Funkgerät.
Knaup faltete die Hände auf der Tischplatte und musterte uns weiter. Auf mir blieben seine Augen ein wenig länger ruhen als auf den anderen. Ich trotzte seinem Blick, auch wenn ich wusste, dass das nicht ungefährlich war. Wie die meisten Führungsagenten der Organisation beherrschte Knaup die Kunst der Hypnose. Ein Blick in seine traurigen grauen Augen konnte leicht dazu führen, dass man nicht mehr Herr seiner selbst war und unfreiwillig Gedanken ausplauderte oder Dinge machte, die man nicht machen wollte und an die man sich hinterher nicht einmal erinnern konnte. In meinem Fall war das doppelt und dreifach gefährlich. Schließlich hatte ich einige Geheimnisse, von denen nicht einmal die Organisation etwas wusste, ganz einfach weil niemand – oder sagen wir: fast niemand – jemals davon erfahren durfte. Und wie bei allen Geheimnissen, die niemals gelüftet werden durften, war es der beste Schutz, wenn die Leute nicht einmal ahnten, dass es diese Geheimnisse überhaupt gab. Bei mir war das so. Hoffte ich jedenfalls. Und das war auch gut so. Mein Leben hing nämlich davon ab.
Schließlich wandte Knaup seinen Blick von mir ab. Er stand auf und ging um den Tisch herum. Mit einer lässigen Bewegung warf er einen großen braunen Umschlag auf die polierte Glasplatte, der quer über den Tisch bis zu mir schlitterte. »Es geht um den Mann auf den Fotos, die ihr gleich sehen werdet. Er ist bei unserer Operation das Zielobjekt.«
Ich zog einige großformatige Aufnahmen aus dem Umschlag und sah sie mir an. Sie zeigten einen vielleicht fünfzigjährigen Geschäftsmann mit gegelten Haaren, der einen dunklen Anzug mit feinem Nadelstreifenmuster trug. Sofort scannte mein geschulter Agentenblick die verschiedensten Kleinigkeiten auf dem Foto, die einem normalen Betrachter vermutlich gar nicht auffallen würden: Die fette Rolex, die der Mann nicht links, sondern rechts trug, seine Manschettenknöpfe mit einem fein geschwungenen Monogramm darauf, eine Narbe auf seiner rechten Wange, das ausgebeulte Sakko, unter dem möglicherweise eine Waffe steckte. Ich reichte die erste Aufnahme an Quarks weiter und nahm mir das zweite Bild vor. Darauf war derselbe Mann zu sehen, wie er an einem riesigen, dunkel vertäfelten Schreibtisch sitzt und lässig eine Zigarre in der Hand hält. Auf dem Deckblatt der Zigarre sind ein rotes Dreieck und die Buchstaben M und C zu erkennen. Vor ihm auf dem Schreibtisch steht ein Glas mit einer golden schimmernden Flüssigkeit, vermutlich Whiskey, und zwar ohne Eis. Auf weiteren Bildern sieht man ihn im Gespräch mit ausländischen Geschäftsleuten. Der Hintergrund war verschwommen, aber ich tippte auf die Lobby irgendeines großen Hotels oder möglicherweise auf einen dieser stinkfeinen Klubs, in dem sich reiche Geschäftsleute herumtrieben, um ungestört über ihre fetten Deals reden zu können. Die Bilder waren grob gerastert und offenbar aus großer Entfernung aufgenommen, vermutlich bei einer geheimen Beschattungsaktion.
»Wer ist das?«, fragte ich.
Knaup setzte sich wieder an seinen Platz und sagte leise: »Der Mann heißt Ludwig Ossendorf. Zweiundfünfzig Jahre alt, verheiratet, eine Tochter. Er ist ein ziemlich erfolgreicher Unternehmer, macht seine Geschäfte vor allem in Stahl und Chemie. Er produziert nicht selbst, sondern handelt ausschließlich. Er ist weltweit aktiv, und zwar mit verschiedensten Unternehmen, deren Verflechtungen undurchschaubar sind. Teilweise haben seine Firmen ihren Hauptsitz auf irgendwelchen karibischen Inseln. Ossendorf ist milliardenschwer und lebt auch so. Er gibt rauschende Feste, sponsert Fußballvereine und fährt immer nur die teuersten Autos.«
»Dann arbeite ich ab sofort für ihn«, warf ich grinsend ein.
Knaup fuhr ungerührt fort: »Unser Mann ist als ausgesprochen großzügig bekannt. Das bedeutet nicht nur, dass er seiner Frau und seiner Tochter die teuersten Diamanten der Welt schenkt, Urlaub auf einer Privatinsel macht und eine Yacht besitzt, auf der er bis zu hundert Gäste bewirten kann. Ossendorf gibt sich auch als gute Seele und Samariter. Er spendet für soziale Zwecke – und das nicht zu knapp. Erst vor ein paar Wochen wurde ihm wieder einmal von der Regierung ein Verdienstorden verliehen.«
»Scheint ja ein toller Typ zu sein. Aber was wollen wir dann von ihm?«, fragte ich misstrauisch. Quarks und die anderen nickten zustimmend. Bisher klang es ja nicht so, als wenn bei diesem Ossendorf etwas nicht in Ordnung wäre, aber zweifelsohne gab es auch noch eine andere Version der Geschichte.
Knaup spannte uns nicht lange auf die Folter. »Wir wollen Ossendorf ein wenig auf den Zahn fühlen. Wir haben Hinweise erhalten, dass er noch in andere Geschäfte verwickelt ist. Solche, die seinen makellosen Ruf ziemlich ankratzen könnten, wenn davon was an die Öffentlichkeit dringen würde.«
»Worüber reden wir, Knaup? Was für Geschäfte? Reden Sie endlich Klartext«, sagte ich gereizt. Manchmal ging es mir gewaltig auf die Nerven, dass Knaup sich jede Info aus der Nase ziehen ließ.
Quarks sah mich erstaunt an, als er meinen scharfen Tonfall hörte. Ich zuckte mit den Schultern. So war ich nun mal. Wenn ich etwas wissen wollte, machte ich die Klappe auf. Und wenn mir etwas nicht passte, genauso. Ganz egal, ob ich es mit einem Lehrer, einem Bullen oder eben einem Führungsoffizier der Organisation zu tun hatte.
Es war dann ausgerechnet Rebecca, die mir zur Seite sprang. »Rick hat recht, Knaup. Reden wir Klartext. Was ist faul an diesem Ossendorf?«
Knaup zog die Stirn in Falten und sagte mit leiser Stimme: »Waffen.«
Im Raum wurde es für ein paar Sekunden totenstill. Wir sahen uns gegenseitig an und waren angemessen beeindruckt. Denn so, wie Knaup das Wort ausgesprochen hatte, war klar, dass er nicht von ein paar harmlosen Jagdgewehren oder irgendwelchen Paintball-Knarren sprach.
»Waffen, Knaup? Was genau meinen Sie? Welche Art von Waffen? Und in welchen Dimensionen?«, fragte ich gespannt.
Knaup stand auf und begann, vor dem Tisch auf und ab zu gehen. »Ossendorf hat seine geschäftlichen Aktivitäten in letzter Zeit erweitert. Seine Handelsfirma benutzt ihre Kontakte, um neuerdings ganz andere Deals abzuwickeln. Er hängt das nicht an die große Glocke und auf seiner Homepage erwähnt er weiterhin nur seine Geschäfte mit Schrauben, Werkzeugen, Fabrikationsanlagen. In Wirklichkeit aber verkauft Ossendorf so ziemlich alles, womit man schießen oder Dinge zerstören kann. Pistolen, Maschinengewehre, Panzerfahrzeuge. Die ganze Palette. Und zwar in richtig großem Maßstab . . .«
»Heilige Punkerscheiße«, sagte ich. »Der Typ ist ein Todeshändler!«
»Voll krass, ey! Ist der Typ also ein scheiße Wummendealer, ein Panzer-Verticker. Mann, fasse ich das nicht, ey!«, sagte Memo mit gepresster Stimme. »Das sind schlimmste Typen von alle, Digger.«
Rebecca beschränkte sich auf ein einfaches »Fuck!«, während Quarks wie üblich eine ganze Weile brauchte, bis er reagierte. Der Rechenchip in seinem Großhirn – so drückte er es selber aus – war zwar enorm leistungsfähig, aber eben nicht der schnellste. Erst ganz zum Schluss sagte er daher: »Oh, Mann. Dabei gibt’s doch tausend andere Sachen, die er verkaufen könnte. Wieso kommt eigentlich keiner drauf, mit Fast Food zu dealen?«
Wir mussten lachen. Typisch Quarks, der den ganzen Tag eigentlich nur an zwei Dinge dachte: An Computer und an Essen. Aber die gute Laune verflog schnell wieder, denn die Informationen, die Knaup uns unterbreitet hatte, waren brisant. Rebecca schlug mit der Faust auf den Tisch und sagte: »Warum räumen wir den Typen nicht einfach aus dem Weg? Wer braucht schon Leute, die mit Killerinstrumenten ihr Geld verdienen?!«
»Gute Idee«, stimmte ich ihr ausnahmsweise zu, woraufhin sie mir sogar einen Blick schenkte, der nicht ganz so gehässig war wie sonst.
»Habt ihr recht«, stimmte auch Memo zu. »Gehen wir zu diese Ossendorf-Typ und machen ihn fertig. Waffenhändler sind voll krasse Mistkerle. Verdienen scheiße Geld damit, dass andere Leute sterben.«
Knaup schloss die Augen. Anstatt uns wissen zu lassen, wie er die Sache sah, hing er Ewigkeiten seinen stillen Gedanken nach. Ich hasste es, wenn er das machte. Man wusste nie, was er gerade ausbrütete, und nicht selten gab es im Anschluss an solche Meditationen ein ziemliches Donnerwetter.
Heute aber war es anders. Knaup öffnete nach endlos scheinenden Minuten die Augen und sah uns erschöpft, aber friedfertig an. »Ihr wollt wissen, warum wir ihn nicht einfach aus dem Weg räumen oder einsperren oder ihm sonst wie sein Handwerk legen, Leute?«
Rebecca zuckte zur Bestätigung mit den Schultern. »Exakt, Knaup. Schließlich . . .«
Knaup hob gebieterisch die Hand und hinderte sie am Weitersprechen. »Die Antwort ist ganz einfach. Erstens weil es nicht zu unseren Methoden zählt, Menschen aus dem Weg zu räumen. Wir wollen ja gerade verhindern, dass so etwas geschieht. Und zweitens ist es vollkommen legal, was der brave Herr Ossendorf da treibt. Im Gegenteil, viele Regierungsstellen unterstützen ihn sogar dabei, schließlich verfügt er über hervorragende internationale Kontakte und ist sehr erfolgreich darin, lukrative Abschlüsse für unsere heimischen Firmen zu tätigen. Und das sichert nun mal Arbeitsplätze.«
»Aber der Typ dealt mit Waffen!«, rief Rebecca empört aus. »Er ist ein Todeshändler. Wie kann so etwas erlaubt sein?«
»Eine gute Frage, aber bisher machen unsere Politiker leider keine Anstalten, es zu verbieten. Ganz im Gegenteil. Unser Land hat viele sehr berühmte Firmen, die ganz offiziell Waffen herstellen und diese selbstverständlich auch verkaufen dürfen.«
»Kein Scheiß, Alter?«, fragte Memo ungläubig.
»Kein Scheiß«, antwortete Knaup und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Die größten und berühmtesten Firmen des Landes stellen nicht nur Autos oder Kraftwerke oder meinetwegen Kreuzfahrtschiffe her. Nein, sie produzieren auch Raketen und Panzer und Kriegsschiffe. Und unsere Politiker bestärken sie darin und geben ihnen sogar noch Finanzhilfen dazu. Nicht wenige dieser Geräte werden anschließend ins Ausland verkauft. Unser Land ist einer der größten Waffenlieferanten weltweit. Das ist die Realität, auch wenn es schwerfällt, das einzusehen.«
Trübselig starrten wir auf die Fotos, die vor uns auf dem Tisch lagen. Wenn das Ganze erlaubt war, was konnten wir dann dagegen tun? Was hatten wir dann überhaupt damit zu tun? Und welche Rolle spielten wir und die Organisation dabei?
Knaup ließ uns eine Weile brüten. Dann erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht – ein Lächeln, das ich ausgesprochen gut leiden konnte. Es war sein Rebellenlächeln, sein Piratengrinsen, sein Agentenlachen. Im Grunde seines Herzens war Knaup auch ein Punk, und so, wie ich ihn kannte, würde er das bestimmt gleich unter Beweis stellen.
»Aber nur weil etwas erlaubt ist, heißt das ja noch lange nicht, dass wir uns einfach damit abfinden müssen. Außerdem kommt ein weiterer, nicht unwesentlicher Punkt hinzu. Ich habe zwar gesagt, dass das meiste, was in diesem Land an Waffen produziert und exportiert wird, legal ist. Aber eben nicht alles. Es gibt sehr strenge Vorschriften, insbesondere wenn Waffenlieferungen ins Ausland gehen. Und wir haben Hinweise darauf erhalten, dass Ossendorf sich nicht an diese Vorschriften hält.«
»Was sind das für Vorschriften?«, wollte ich wissen.
»Nun, zum Beispiel ist es nicht erlaubt, Waffen in sogenannte Krisenregionen zu verkaufen. Also in Länder, in denen Krieg oder Bürgerkrieg droht.«
»Weil die Waffen dort direkt eingesetzt würden – gegen den Feind, gegen vermeintliche Widerständler – und unschuldige Bürger«, sagte Quarks nachdenklich.
»Ganz genau«, bestätigte Knaup. »Offiziell sollen die Waffen, die unser Land verkauft, nur eingesetzt werden, um den Frieden zu sichern. Faktisch ist es aber nun mal so, dass die Länder, die Krieg führen wollen, die besten Kunden für die Waffenproduzenten sind. Darum versuchen die Firmen, die die Waffen herstellen, permanent nach Möglichkeiten, die Gesetze und Vorschriften, die ihnen solche Geschäfte verbieten, zu umgehen. Wenn sie das selbst nicht hinkriegen, dann lassen sie eben Mittelsmänner die Sache erledigen. Leute wie . . .«
». . . Ludwig Ossendorf«, sagte Rebecca und ihre Stimme war schneidend kalt.
Knaup nickte bestätigend und erneut wurden unsere Blicke von den Fotos angezogen, die vor uns lagen. Dieser Mann, der angeblich so ehrenwert und großzügig war, erledigte die scheinbar äußerst lukrative Schmutzarbeit für die Waffenproduzenten. Was für ein Vergnügen es doch sein würde, ihm das Handwerk zu legen . . .
»Das Problem ist allerdings«, sagte Knaup und holte uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, »dass das alles bisher nichts als Vermutungen sind. Bloße Verdachtsmomente, vage Hinweise, Schlüsse, die wir gezogen haben. Wir können Ossendorf nichts Konkretes nachweisen. Wir haben nichts gegen ihn in der Hand.«
»Und genau das sollen wir ändern, richtig?«, fragte ich.
»Exakt, Jordan. Und damit sind wir bei der Operation von heute. Wir wollen uns diesen feinen Herrn Ossendorf einmal näher ansehen. Also, hört gut zu. Ich gebe euch jetzt die Instruktionen für euren Einsatz, der übrigens in . . .«, Knaup warf einen Blick auf seine Uhr, ». . . 120 Minuten beginnen soll. Dann mal los, Leute, es gibt noch einiges zu tun.«
5.
Mandy Müller war einfach der absolute Hammer. Sie war ebenfalls Mitarbeiterin der Organisation und ich kannte sie bereits von früheren Operationen. Sie war eine unglaublich gut aussehende Blondine, die auch heute mal wieder ein knappes Kleid trug, aus dem ihre monsterlangen, schlanken Beine herausragten, die in einem Paar waffenscheinpflichtiger Stöckelschuhe steckten. Alle Jungs in der Organisation waren in sie verliebt. Die Mädchen dagegen hassten sie, allen voran Rebecca. Aber beides spielte keine Rolle. Mandy war nämlich glücklich verheiratet, und zwar mit einem netten, total langweiligen Mann, der bei der Sparkasse arbeitete und glaubte, dass seine Frau, also Mandy, ein Nagelstudio betrieb. Er ahnte nicht, dass sie in Wahrheit eine supergeniale Technikerin war, die bei der Organisation für die Ausrüstung bei Spezialeinsätzen zuständig war.
Mandy fuhr gemeinsam mit uns im Fahrstuhl nach unten in den Keller. Wir betraten einen muffigen düsteren Lagerraum, in dem nur Altpapier und ausrangierte Büromaschinen herumstanden.
»Hier geht’s lang«, sagte sie und führte uns in die hinterste Ecke des Raumes, wo eine riesige, total veraltete Druckmaschine stand. Sie drückte auf ein paar Tasten, woraufhin die Abdeckhaube der Maschine nach oben schwang und den Durchgang in einen weiteren, geheimen Kellerraum freigab.
In dem zweiten Raum war es stockduster. Erst als wir alle durch die Geheimtür getreten waren und die Klappe wieder geschlossen hatten, drückte Mandy auf einen weiteren Knopf. Eine lange Reihe von Neonröhren flackerte auf und wir sahen, dass der Raum sehr viel mehr zu bieten hatte, als wir erwartet hatten. Auf der einen Seite standen hochgetunte Motorräder und Roller, direkt daneben andere Fahrzeuge für Einsätze aller Art, darunter Jetskis, kleine Hovercrafts und propellergetriebene Leichtflugzeuge. Auf der anderen Seite stapelten sich Rucksäcke, Werkzeuge, Lampen, Funkgeräte, Kletterseile, Kameras, Nachtsichtgeräte und aller möglicher anderer Kram. Nachdem wir uns mit allem Nötigen für den Tag eingedeckt hatten, führte uns Mandy in einen zweiten Geheimraum, der aussah wie die Garderobe eines Theaters oder wie ein Kostümverleih. Ich durfte also gleich noch einmal mein Outfit wechseln, wobei ich diesmal nicht einfach nur ein anderer Typ wurde, sondern sozusagen ein anderer Mensch. Genau wie Quarks, Becca und Memo. Mandy half uns dabei, uns zu schminken, verschiedene Perücken auszuprobieren und uns komplett neu anzuziehen.
Keine halbe Stunde später hatten wir uns so verwandelt, dass unsere eigenen Eltern uns nicht mehr erkennen würden. Ich hatte auf einmal glatt gestriegelte rotblonde Haare und Sommersprossen, Memo, der eigentlich pechschwarze Augen hatte, trug himmelblaue Kontaktlinsen, Rebecca hatte hüftlange Zöpfe und sah aus wie eine Klosterschülerin und Quarks wirkte wie eine zu dick geratene Ausgabe von Jimmy Blue Ochsenknecht.
Wir waren bereit loszuschlagen. Perfekt. Die Operation konnte beginnen.
Eine halbe Stunde später waren wir auf dem Weg zu unserem Einsatz. Memo hatte für uns einen Van mit Metalliclackierung und allem erdenklichen Komfort ausgesucht. Der Wagen hatte drehbare Polstersitze, eine 2000-Watt-Stereoanlage, einen DVD-Player mit Riesen-Flatscreen im Fond und für den Fall, dass man im Wagen übernachten musste, noch ein ausklappbares Wasserbett. Dazu kam natürlich die ganze Palette der Spionage-Spezialausstattung. Die Scheiben waren aus Dunkelglas, durch das man hinaus-, aber nicht hineinsehen konnte. Hinter der Seitentür verbarg sich eine hochauflösende Kamera, mit der man aus einer Entfernung von bis zu zwei Kilometern jede feinste Falte im Gesicht eines Menschen erkennen und aufnehmen konnte. Außerdem gab es eine Menge Equipment, mit dem man andere Leute belauschen oder ihren Datenverkehr abhören konnte. Eine Spezialvorrichtung erlaubte es sogar, mittels lasergepulster Lichtwellen durch Wände hindurchzusehen. Leider hatten wir für diese Ausrüstung keine Genehmigung bekommen – und damit war der ganze schöne Schnickschnack für uns wertlos. Das Equipment der Organisation war grundsätzlich mittels Computercodes gesichert. Und die bekamen wir Agenten nur, wenn es unbedingt nötig und von höchster Stelle abgesegnet war.
Memo saß vorne am Steuer. Er war zwar offiziell erst sechzehn, aber erstens wusste die Organisation, dass das nicht stimmte, und zweitens war er nun einmal ein begnadeter Fahrer. Und wenn die Organisation sich eines nicht leisten konnte, dann war es, unsere Talente zu verschwenden. Jeder wurde also für das eingesetzt, was er am besten konnte, und zwar ganz egal, wie alt er war. Mandy hatte Memo darum sowohl einen gefälschten Personalausweis gegeben, der ihn volljährig machte, als auch einen gefälschten Führerschein.
Memo fuhr übrigens sehr langsam und vorsichtig, auch wenn ihm das schwerfiel. Er hielt vor roten Ampeln und blinkte, bevor er abbog – Dinge, die er sonst nie tat. Unauffälligkeit kann dein Leben retten. Die dritte Regel des Großen Statuts galt eben erst recht bei verdeckten Einsätzen.
Wir vertrieben uns die Fahrtzeit, indem wir auf dem Flatscreen Musikvideos anschauten und den kleinen Bordkühlschrank plünderten. Er war bis zum Abwinken mit Softdrinks, Eiscreme und Sandwiches gefüllt und wir griffen hemmungslos zu. Nur Quarks ging leer aus. Er bekam von uns ein stilles Wasser und eine Packung Diät-Salzstangen, und als er deswegen herummotzte, drehten wir einfach den Ton des Fernsehers lauter.
Memo hielt in einer Seitenstraße ganz in der Nähe des Schulgebäudes, in dem der Einsatz über die Bühne gehen sollte. Er würde als Einziger im Wagen bleiben, um uns notfalls eine schnelle Flucht zu ermöglichen. Beccas Job bestand darin, die Umgebung im Auge zu behalten. Quarks und ich dagegen würden den eigentlichen Einsatz durchführen. Wir waren auserkoren worden, die Höhle des Löwen zu betreten.
Und diese Höhle war in diesem Fall nichts anderes als eine Schule. Ja, glaubt es oder glaubt es nicht, aber Quarks und ich bereiteten uns mental gerade darauf vor, freiwillig und mitten in den Sommerferien eine Bildungsanstalt zu betreten! Na ja, immerhin war es für einen guten Zweck.
Der Einsatzplan, den Knaup uns vorhin erläutert hatte, hatte nämlich folgenden Hintergrund. Ludwig Ossendorf war mal wieder als großer Wohltäter aktiv geworden und hatte ebendieser Schule eine neue Turnhalle spendiert. Der komplette Bau wurde ganz allein von ihm finanziert. Heute sollte die feierliche Eröffnung sein. Für uns war es die beste Gelegenheit, dem ehrenwerten Geschäftsmann ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Knaup hatte uns vorhin streng eingeschärft, dass wir heute nur beobachten sollten und keinesfalls in direkten Kontakt mit unserem Zielobjekt treten durften. Aber ich hatte mir schon vorgenommen, dem Zufall eine Chance zu geben. Wer konnte schon im Voraus wissen, was so ein Einsatz bringen würde . . .?
Quarks und ich zogen die große Seitentür des Vans auf, sprangen auf die Straße und wollten uns schon auf den Weg machen, als Memo noch einmal die Fensterscheibe auf der Fahrerseite heruntersurren ließ. »Wartet ihr eine Sekunde, Alters. Hört ihr zu, ja?! Ich will, dass ihr dran denkt, was Knaup hat gesagt! Dieser Ossendorf-Typ ist voll scheiße gefährlich. Hat immer ’ne Wumme dabei und außerdem voll krasse Bodyguards! Ihr sollt nur gucken, nix anfassen, klar? Keine direkte Kontakt mit Zielperson.«
»Schon klar, Memo. Beruhig dich. Wir haben es alle gehört«, entgegnete ich trotzig.
»Alles klar, Alter. Also machst du nicht schon wieder Extranummer wie sonst immer, Rick, hörsu?! Hältst du dich gefälligst an Befehle.«
»Klar, Memo. Mache ich doch immer«, sagte ich grinsend.
»Das habe ich befürchtet, Digger«, sagte Memo und rollte mit den Augen. Zufrieden war er trotzdem. Schließlich wusste er zu gut, dass ich mich sowieso nicht an das hielt, was man mir sagte. Aber er war schließlich genauso. Warum also lange drüber reden?!
Rebecca dagegen, die hinter uns ausgestiegen war, war alles andere als zufrieden. Sie baute sich vor mir und Quarks auf und sah uns verächtlich an. »Hör zu, Rick. Halt dich an die Vorschriften, verstanden? Ich mache sonst Meldung in der Zentrale.«
»Ach, leck mich, Becca.« Ich hasste es, dass sie sich immer so aufspielen musste! Und das nur, weil sie sechs Monate älter war als ich und etwas länger für die Organisation arbeitete. Dabei war ich genau wie sie nicht gerade ein Neuling in Sachen Spionage. Es war immerhin fast drei Jahre her, dass Knaup mich für die Organisation rekrutiert hatte. Und was die Zahl der Einsätze anging, konnte ich ebenfalls locker mit Rebecca mithalten. Aber das beeindruckte sie null, wie sie gerade mal wieder unter Beweis stellte. Mit betont cooler Stimme sagte sie: »Ich habe dich gewarnt, Rick. Knaup lässt es nicht durchgehen, wenn Agenten eigenmächtig gegen das Große Statut verstoßen.«
»Weißt du, wo du dir das Große Statut hinstecken kannst, alte Ätztusse? Du bist doch nur neidisch, weil du bei der Mission den Langweiler-Part abgekriegt hast.« Ich schnalzte lässig mit der Zunge. »Knaup weiß eben, wem er wirklich was zutrauen kann – und wem nicht.«
Das saß. Quarks konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und auch Memo ließ seine weißen Zähne aufblitzen. Becca aber explodierte vor Wut. Sie kam auf mich zu und packte mich am Kragen. Ich wollte mich mit einem Liuhe Bafa-Trick wehren, doch noch bevor ich Becca am Arm packen konnte, um eine blitzschnelle Bewegung zur Seite zu machen und ihr den Arm umzudrehen, schrie Quarks los – und zwar so energisch, dass ich tatsächlich von Becca abließ. »Geht’s vielleicht noch auffälliger!? Ihr könnt euch ja später prügeln, aber wir haben erst mal was Wichtigeres zu tun! Also, reißt euch zusammen – schließlich steht eine Menge auf dem Spiel!«
Becca ließ mich los und auch ich entspannte mich. »Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, Rick«, sagte sie und klang dabei wie eine Giftschlange.
»Worauf du einen lassen kannst, Ätztusse«, entgegnete ich.
»Los jetzt, Rick. Die Zeit drängt«, sagte Quarks.
»Hast recht.« Ich warf Becca einen letzten Tiefkühlblick zu, dann machten wir uns auf den Weg.
6.
Über dem Schultor hing ein bemaltes Bettlaken, das vermutlich von den unteren Klassen im Kunstunterricht hergestellt worden war. In farbenfrohen, verschnörkelten Buchstaben aus Kartoffeldruck stand da:
Wir begrüßen unseren Ehrengast Ludwig Ossendorf
Kotz! Mir drehte sich förmlich der Magen um. Ich war ein Punk, ein Streuner, ein Aufsässiger. Ich konnte es auf den Tod nicht leiden, wenn man diesen reichen Stinkern auch noch den roten Teppich ausrollte. Wenn einer Millionen von Euro auf dem Konto hatte, war es ja wohl eine klare Sache, dass er auch mal was für die anderen springen ließ. Und für Schulen sowieso. Immerhin gingen hier die Kinder hin, die eines Tages den Mist kaufen sollten, den diese reichen Typen herstellten. Aber egal, auf mich hörte ja sowieso niemand.
Ich betrat mit Quarks den Eingang zu der neuen Turnhalle. Ein paar Lehrer standen vor der Tür und kontrollierten die Besucher. Sie wurden von zwei oder drei ziemlich finster dreinblickenden Sicherheitsgorillas eingerahmt, die garantiert von Ossendorf engagiert worden waren.
»Seid ihr Schüler an dieser Schule?«, fragte einer der Lehrer.
»Ja, klar. Wir gehen in die 9B«, sagte ich lässig.
Er wandte sich an Quarks, dem angesichts meiner dreisten Lüge der Schweiß auf die Stirn trat. »Wer ist dein Klassenlehrer?«, fragte er.
»Mein . . . Klassen . . . lehrer?«
»Herr Maurscheinstmemen«, sagte ich.
»Was? Wer? Kannst du nicht deutlich reden?«
Ich grinste. »Oh Mann. Sie kennen wohl die Lehrer Ihrer eigenen Schule nicht. Ganz schön verdächtig, oder?«
Die Sicherheitsgorillas warfen einen misstrauischen Blick auf den Lehrer, der nun seinerseits zu schwitzen begann. »Nein, nein. Schon gut«, sagte er und winkte ab. »Die Kids sind in Ordnung. Ich kenne sie vom Sehen, sie können reingehen. Finde ich übrigens wirklich gut von euch, dass ihr trotz der Sommerferien hierherkommt. Zeigt, dass ihr engagierte und brave Schüler seid!«
Sein widerwärtiges Grinsen ließ mich erneut beinahe würgen! Brav war so ein Wort wie nett – und nett ist der kleine Bruder von scheiße. Für einen Punk wie mich war das die reinste Beleidigung. Aber egal. Heute bewies es nur, dass unsere Tarnung bestens funktionierte.
In der Turnhalle war eine kleine Tribüne aufgebaut, die einem Rednerpult mit Mikrofon gegenüberstand. Neben der Tribüne hatte sich ein Kamerateam eines größeren Fernsehsenders postiert. War ja klar. Tue Gutes und berichte in den Medien darüber. Ja, so waren diese reichen Typen. Sie spielten sich als Gönner auf, wollten aber in Wahrheit nur Werbung für sich und ihre Firmen machen!
Im Hintergrund war ein riesiges Büfett aufgebaut worden. Auch das hatte bestimmt dieser Ossendorf bezahlt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Schule genug Geld hatte, um Lachs, Kaviar, Trüffelcreme und die ganzen anderen unbezahlbaren Delikatessen zu servieren, die dort standen. Schade, dass ich mir gerade erst im Van den Bauch vollgeschlagen hatte. Andererseits, die Sachen hier sahen so gut aus, da würde ich mich bestimmt gleich noch einmal bedienen.
Nach und nach trafen die übrigen Gäste ein. Neben vielen Eltern kamen auch jede Menge Prominente, der Ministerpräsident, der Oberbürgermeister, die Schulministerin, andere Politiker, irgendwelche Bauheinis, alle Lehrer, die Elternbeiratsvorsitzenden, der Sportverbandsvorsitzende, der Gewerkschaftsboss, die Schülervertreter. Alle drängelten sich um Ludwig Ossendorf, der Einzug hielt wie ein König. Er winkte nach rechts und links, schüttelte alle möglichen Hände und machte immer wieder abwiegelnde Bewegungen, so als wenn das hier nichts anderes als eine klitzekleine Selbstverständlichkeit wäre. Dann stellte er sich in die Nähe der Tribüne und plauderte mit den Politikern und wichtigen Heinis und dabei strahlte er und hatte die beste Laune der Welt. Wenn ich mir vorstellte, dass dieser Mann in Wahrheit ein mieser Waffenhändler war, der Dinge kaufte und verkaufte, mit denen woanders auf der Welt Menschen umgebracht wurden, darunter auch Kinder, hätte ich kotzen können.
Außer Quarks und mir waren noch ein paar andere Schüler gekommen, um sich dieses Spektakel anzusehen – was sich für uns noch als Problem herausstellen sollte, denn nachdem wir uns in eine Ecke der Turnhalle verzogen hatten, kamen sie herüber, um herauszufinden, wer wir waren und was wir an ihrer Schule verloren hatten.
Es war eine Gang von fünf Jungs, alle nicht besonders sympathisch und mit dem Gehabe von Kampfhunden, die ihr angestammtes Revier verteidigen wollen. Sie schlurften betont lässig zu uns herüber und bauten sich vor uns auf.
»Hey, was seid ihr denn für welche?«, fragte der Anführer der Gruppe. Er war schätzungsweise sechzehn oder siebzehn und hatte Blumenkohlohren, wie sie für einen Boxer typisch waren, und dazu eine prächtige Zahnlücke im Mund. Ein Schläger, das merkte ich sofort an seiner Körperhaltung, also einer, der wusste, wie er seine Fäuste einsetzen konnte. Die anderen Jungs standen um ihn herum und grinsten blöde.
»Was sollen wir schon für welche sein? Wir sind aus demselben Grund hier wie ihr«, gab ich unbeeindruckt zurück.
»Ach ja? Ich hab euch aber noch nie hier in der Schule gesehen. Also noch mal: Wer seid ihr und was habt ihr hier verloren?«, fragte der Boxer. Er rückte einen Schritt an mich heran und ich spürte, wie er in Kampfhaltung ging, bereit, jede Sekunde zuzuschlagen.
Ich blieb immer noch ziemlich entspannt, schließlich wusste ich, dass Quarks und ich kein Problem damit hätten, es mit den fünf Figuren aufzunehmen. Wir hatten beide unsere Liuhe Bafa-Lektionen gelernt und der Kampf würde kurz und schmerzvoll werden – für unsere Gegner. Denn selbst Quarks war trotz seines Figurproblems ein ganz passabler Kämpfer. Andererseits durften wir uns nicht wirklich auf einen Kampf einlassen, schließlich würde das viel zu viel Aufmerksamkeit erregen. Wir durften unsere Mission auf keinen Fall gefährden.
Das sagte mir jedenfalls die Vernunft, aber wie so oft hörte ich nicht zu, wenn sie zu mir sprach. Ich konnte solche Typen wie diesen Blumenkohl-Boxer einfach nicht leiden. Solche Jungs gingen auf alles los, was sie nicht kannten, und zwar einfach deshalb, weil sie es nicht kannten. Und das ging mir gewaltig auf den Nerv!
Quarks, der ahnte, was in mir vorging, wollte mich zurückhalten, aber es war zu spät. Eine der vielen Sicherungen in meinem Hirn war kurz davor durchzubrennen. Ich machte einen Schritt nach vorne, sodass ich Nasenspitze an Nasenspitze mit dem Boxer stand, und sagte grinsend: »Wenn du ein Problem hast, dann guck mal in den Spiegel. Dann hast du nämlich zwei davon.«
Quarks zupfte mich hektisch am Ärmel, um mich zu bremsen. Der Boxer aber schob ihn kurzerhand zur Seite und sagte gepresst: »Ich glaube eher, du hast gleich Probleme. Und zwar mehr als zwei.«
Er machte eine Handbewegung, woraufhin seine Hündchen ebenfalls näher rückten und die Fäuste ballten. »Außerdem riskierst du eine ganz schön dicke Lippe, mein Junge. Ihr seid nur zu zweit und wir sind zu fünft . . .«
»Stimmt. Aber ihr seid fünf Idioten und das ist eher ein Nachteil. Für euch.«
Die Gesichtsfarbe des Boxers verwandelte sich von Rosa in Dunkelrot. Er wollte gerade etwas erwidern, als Quarks sich wieder nach vorne drängte und in unseren Streit einschaltete. »Schon gut«, sagte er kleinlaut zu dem Boxer. »Wir sind nur hier, weil wir mal diesen Ludwig Ossendorf sehen wollen. Ist ein cooler Typ. Stinkreich und so. Das ist alles. Wir wollen wirklich keinen Streit. Von daher lasst uns doch einfach in Ruhe.«
Den Boxer und seine treuen Hündchen interessierte es null, was Quarks da gerade von sich gab. Seine zu engen Schlitzen zusammengekniffenen Augen richteten sich auf Quarks und er sagte: »Hör zu, Digger. Ich bestimme hier, wer cool ist und wer nicht, verstanden? Und ihr beiden macht jetzt einen Abgang. Verschwindet von hier. Ist nicht eure Schule. Ihr habt hier nichts verloren.«
»Komm mal runter, Alter«, sagte ich zu ihm. »Lass uns in Ruhe. Wir wollen keinen Stress, kapiert?!«
Der Blumenkohl-Typ lachte höhnisch. »Ach! Jetzt bekommst du kalte Füße, was? Aber dafür ist es leider zu spät. Ich kann Schmeißfliegen wie euch nicht leiden. Euch muss man ausmerzen.«
Mit diesen Worten wollte er mir einen mächtigen Kinnhaken verpassen. Dumm nur, dass das zu meinen leichtesten Übungen gehörte, die ich oft genug trainiert hatte. Als mich die Faust des Boxers beinahe erreicht hatte, wich ich einfach ein paar Zentimeter zur Seite, gerade genug, dass er ins Leere schlug. Vor lauter Überraschung geriet er aus dem Gleichgewicht und das nutzte ich aus, um ihn mit einem Fußfeger endgültig auf den Boden zu befördern. Das Ganze ging so schnell, dass er gar nicht kapierte, was mit ihm geschah.
»Oh, tut mir leid, dass du hingefallen bist. Komm, ich helfe dir auf die Beine«, sagte ich lächelnd. Ich reichte ihm die Hand, weil ich ihm wirklich hochhelfen wollte. Aber natürlich nutzte der Typ es aus, um mich erneut anzugreifen. Er packte meine Hand, zog sich blitzschnell in die Höhe und wollte meinen Arm hebeln. Aber wieder bewegte ich mich nach den Prinzipien des Liuhe Bafa und das heißt, dass ich mich geschmeidig und schnell wie das Wasser eines Flusses bewegte. Anstatt vor Angst zu erstarren, machte ich mich einfach flüssig. Ich schmiegte mich an dem Boxer vorbei, löste mich aus seinem Griff und nahm ihn einfach meinerseits in einen unauffälligen, aber ausgesprochen schmerzhaften Handgelenkshebel. Außerdem legte ich ihm sehr behutsam meinen Daumen auf einen sogenannten Dianxue-Punkt am Hals. Dianxue-Punkte sind über den ganzen Körper verteilt. Wenn man sie kennt und gezielt angreift, kann man einen Gegner ohne großen Aufwand lähmen oder ihm sogar Schlimmeres zufügen. Aber das musste ich gar nicht, denn der Boxer verstand auch so instinktiv, dass er gegen mich den Kürzeren ziehen würde.
Er riss verängstigt die Augen auf. »Schon gut, schon gut . . .«, stammelte er.
Seine Leute waren sowieso schon ein paar Schritte nach hinten zurückgewichen. Sie spürten, dass die Dinge nicht so liefen, wie sie es erwartet hatten. »Also, was ist? Können wir hier einfach ganz friedlich zuschauen?«, fragte ich ihn.
Die Stimme des Boxers war auf einmal so samtweich, als wäre ich seine Lieblingstante, die ihm ein lang ersehntes Geschenk machen wollte. »Ja, klar. Ich freue mich sogar, dass ihr hier seid«, säuselte er. »Wenn du willst, besorge ich dir eine Cola vom Getränketisch. Wirklich! Ich mache alles für dich, aber lass mich bitte los, bevor du mir die Hand brichst.«
Ich ließ ihn los und klopfte ihm besänftigend auf die Schulter. »Ja, eine Cola wäre klasse«, sagte ich zu ihm. »Und bring meinem Freund hier doch auch gleich eine mit. Du kannst übrigens froh sein, dass er dich nicht zwischen die Finger bekommen hat. Der gute Junge ist nämlich weniger zimperlich als ich.«
Der Boxer sah Quarks angsterfüllt an. Der genoss den Respekt, auch wenn ich nicht ganz die Wahrheit gesagt hatte. Die anderen Gangmitglieder verdrückten sich. Nur der Boxer blieb alleine bei uns zurück. Er wandte sich mit neugieriger Stimme an mich und fragte: »Was war das, was du da gerade mit mir gemacht hast? Zauberei? Kung-Fu? Einfach irre. Kannst du mir das nicht beibringen?«
»Doch, kann ich«, sagte ich.
»Super. Danke schön«, sagte er überschwänglich.
»Die erste Lektion ist ganz einfach: Greife nie jemanden an, der dir nichts getan hat. Kämpfen sollte man grundsätzlich nur, um sich zu wehren. Und auch dann schont man seinen Gegner. Wenn du das beherzigst, wirst du garantiert für den Rest deines Lebens nie wieder in einen Streit verwickelt werden. Und mehr musst du eigentlich nicht wissen.«
Der Boxer sah mich überrascht an und für einen Moment dachte ich, dass er wieder sauer würde. Dann aber lächelte er und nickte mir anerkennend zu. Sah so aus, als hätte er die Lektion wirklich kapiert. Er bedankte sich noch einmal und zog ab.
7.
Es war höchste Zeit, dass wir uns wieder um unseren Auftrag kümmerten. Die Gelegenheit bot sich dazu wenige Minuten später. Der letzte Redner trat vom Podium zurück und daraufhin erklärte der Schuldirektor das Büfett für offiziell eröffnet. Sofort stürzten sich die Gäste auf die dekadenten Leckereien und grinsend beobachtete ich Quarks, der sich unter die hungrige Meute mischte. Allerdings nicht, um unsere Mission zu erfüllen, sondern nur um einen möglichst großen Teller abzubekommen!
Kurz darauf standen die Gäste in Trauben zusammen und plauderten über Politik, Geld und Fußball. Dabei hielten sie Pappteller mit feinsten Speisen und Champagnerkelche in den Händen. Ich sondierte die Lage und machte mich an die Gruppe heran, in der Ossendorf stand. Direkter Kontakt zur Zielperson war zwar streng verboten. Aber Verbote hatten mich noch nie interessiert.
Ich schob mich zwischen den Erwachsenen durch, bis ich eine gute Position erreicht hatte. Dann hüstelte ich, sodass sich die Leute in der Gruppe zu mir umdrehten. Der Schuldirektor sah mich ratlos an, vermutlich weil er überlegte, ob er mich kannte. Die anderen Erwachsenen fanden mich offenbar nur lästig. Die Hände der Leibwächter wanderten instinktiv in Richtung ihrer Schulterholster. Sie musterten mich kritisch, aber ausgerechnet Ludwig Ossendorf war es dann, der lässig abwinkte. Er nickte seinen Gorillas zu und die ließen mich dann zu ihm durch. »Na, was willst du denn von mir, mein Junge?«, fragte er gönnerhaft und legte mir die Hand auf die Schulter. Mir lief ein Schauder über den Rücken, aber ich ließ mir nichts anmerken.
»Guten Tag, Herr Ossendorf. Ich heiße Andreas Schubert«, log ich und machte dazu ein unterwürfiges Gesicht. »Ich wollte mich im Namen aller Schülerinnen und Schüler bei Ihnen für die großzügige Spende bedanken. Die neue Turnhalle ist echt klasse. Dürfte ich ein Autogramm haben?«
»Ein Autogramm? Natürlich, mein Junge. Das wird bestimmt das kostbarste Stück in deiner Sammlung, was?«, fragte Ossendorf mit einer wichtigtuerischen Stimme, als wäre er Julius Cäsar persönlich. Der Alte war echt ein Kotzbrocken! Ich hätte ihm am liebsten eine Ladung Kaviarcreme über den Anzug geschmiert.
Ossendorf kramte einen Stift aus seinem Jackett und wandte sich dabei an die Erwachsenen in der Runde. »Niedlich, diese Kinder, nicht wahr? Und da wird immer behauptet, die Jugend von heute wüsste sich nicht mehr zu benehmen. Dieser Junge hier ist doch der lebende Gegenbeweis. So höflich und gut erzogen, einfach vorbildlich! Er ist bestimmt ein sehr guter Schüler, oder, Herr Direktor? Na egal. Jetzt bekommst du erst mal dein Autogramm, Junge!«
»Können Sie hier unterschreiben, bitte«, sagte ich zu ihm und hielt ihm ein Papier hin. Er wollte gerade loslegen, als ich ihn noch einmal bremste. »Nein, hier bitte, hier in der Ecke. Ja, genau. Da muss nämlich noch ein Foto von Ihnen hin.« Gott, was war ich nur für ein begnadeter Schauspieler!
Er setzte lächelnd den Stift an und ich senkte unmerklich das Papier immer weiter nach unten, sodass er am Schluss völlig gebückt dastand und ein wenig aus dem Gleichgewicht geriet. Auch das war ein Liuhe Bafa-Trick, aber niemand bemerkte etwas. Ossendorf unterschrieb und tätschelte mir dann den Kopf. »Was willst du denn mal werden später? Du hast bestimmt große Pläne, was?«
Ich sah ihn unschlüssig an. Was sollte ich darauf antworten? Dann fiel mir ein, dass ich meinen Auftrag ja soeben erledigt hatte. Es gab also keinen Grund, noch weiter die Rolle des braven Schülers zu spielen. Ich setzte ein freches Grinsen auf, blickte Ossendorf direkt in die Augen und sagte: »Was ich mal werden möchte? Auf jeden Fall nicht so ein Typ wie Sie! Und sonst eigentlich auch nichts. Und wissen Sie auch, warum? Weil ich arbeiten scheiße finde. Genau wie Schule. Das Leben ist viel zu schade, um seine Zeit mit so einem Blödsinn zu vergeuden!«