Jule deckt auf – Band 2 - Stefanie Vieru - kostenlos E-Book

Jule deckt auf – Band 2 E-Book

Stefanie Vieru

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  • Herausgeber: Folgen Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
Beschreibung

Jule wird mit einer komischen Frage konfrontiert: Waren Dinos auf der Arche? Darüber hat sie sich noch nie Gedanken gemacht! Was soll sie antworten? Hat Gott die Erde und alle Tiere wirklich gemacht? Dann müssen die Dinos doch dabei gewesen sein! Oder nicht? Karl, Biancas Bruder, will von all dem eigentlich nichts mehr wissen. Obwohl er endlich Freunde in der Jungschar gefunden hat, beschließt er, nicht mehr an Gott zu glauben. Ob die Mädchen ihm helfen können, wieder Klarheit zu bekommen und Gott wieder zu vertrauen? Fragen über Fragen, die Jule auch dieses Mal wieder mit ihrer Neugier und ihrem Witz versucht zu lösen. Zum Glück bekommt sie auf der Suche Hilfe: ihr großer Bruder Leon stellt sich an ihre Seite. Jule merkt: auf den kann man sich richtig verlassen! Ein Buch das zum Nachdenken anregen und Kindern Mut machen will, Gott und seinem Wort zu vertrauen. Für Jungen und Mädchen ab 9 Jahren

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Jule deckt auf – Band 2

Waren Dinos auf der Arche?

Stefanie Vieru

Impressum

© 2017 Folgen Verlag, Langerwehe

Autor: Stefanie Vieru, Schwäbisch Hall

Lektorat: Stefanie Vieru

Cover: Caspar Kaufmann

Zeichnungen der Dinosaurier: Fuzi Attarzadeh

ISBN: 978-3-95893-112-1

Verlags-Seite: www.folgenverlag.de

Kontakt: [email protected]

Shop: www.ceBooks.de

 

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Inhalt

Titelblatt

Impressum

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Vorgeschichte

1. Kapitel: Alles Quatsch!

2. Kapitel: Sind Dinos ausgestorben, bevor es Menschen gab?

3. Kapitel „Dinos in der Bibel?“

4. Kapitel: Dinos auf der Arche?

5. Kapitel: Probleme

6. Kapitel: Aussprache und andere Überraschungen

7. Kapitel: Jungschar

8. Kapitel: Woher wissen wir, dass die Sintflut wirklich stattgefunden hat?

9. Kapitel: Versteinerungen

10. Kapitel: Karl

11. Kapitel: Und dann?

Anhang

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Vorgeschichte

Bianca steckt neugierig ihre Nase aus ihrem Zimmer. Was ist denn das schon wieder für ein Lärm? Zoffen sich ihre beiden kleinen Brüder etwa schon wieder? Das darf doch nicht wahr sein! Kein Tag vergeht ohne dieses dämliche Geschrei! Sie schleicht sich an das Jungenzimmer heran und beobachtet durch die etwas offen stehende Tür, was im Inneren vor sich geht. Ihr kleiner Bruder Jan sitzt zwischen Playmobil und Tierfiguren auf dem Fußboden. Der zwei Jahre ältere Karl sitzt ihm gegenüber, zwischen ihnen steht das Playmobilschiff.

„Ey, Mann, du bist sowas von blöd! Blöd, blöd, blöd!“ Jan springt auf, stemmt seine Hände in die Hüfte und schaut seinen großen Bruder Karl, der immer noch auf dem Boden sitzt, wütend an. „Immer musst du alles kaputt machen!“ Bei jedem dieser Sätze stampft er heftig mit dem Fuß auf den Boden. „Nie kannst du einfach mal mit mir spielen und Spaß haben so wie früher.“

Aufgeregt atmend macht er eine kurze Pause. Schließlich zischt er kopfschüttelnd und zwischen zusammengepressten Lippen hervor: „Ich wünschte …“, er sucht nach Worten, bis es plötzlich aus ihm herausbricht: „Ich wünschte, du würdest bei Papa leben!“

Jan dreht sich ruckartig um und läuft schnell aus dem Zimmer, Tränen laufen ihm über die Wangen. Dabei stößt er beinahe mit Bianca zusammen. Sie versucht ihn festzuhalten, aber Jan reißt sich trotzig los und läuft den Flur entlang Richtung Haustür. Seit sie im vergangenen Sommer in diese Wohnung in der kleinen Stadt gezogen sind, passierte so etwas leider häufig. Seitdem ist alles anders. Das war, nachdem ihr Papa weggegangen war.

*

Karl sitzt wie vom Donner gerührt auf dem Boden neben dem Playmobilschiff – den großen Dinosaurier hält er immer noch in der rechten Hand – und blickt ärgerlich seinem kleinen Bruder nach. Eigentlich ist es genau das, was er vorgehabt hat: Er wollte Jan wütend machen. Aber der Ausbruch eben war dann doch heftiger, als er sich das vorgestellt hatte. „Blöde kleine Heulsuse! Du Baby, du!“, murmelt er vor sich hin, um nicht ganz so tatenlos sitzen zu bleiben.

Bianca sieht Jan hinterher. Im gleichen Moment fällt die Wohnungstür krachend ins Schloss. Schnell zieht sie ihre Schuhe über die Füße und rennt ihrem jüngsten Bruder durch das Treppenhaus des kleinen Mehrfamilienhauses hinterher nach draußen. Für seine 7 Jahre kann Jan sehr schnell laufen, aber bei der Bushaltestelle unten an der Straße holt sie ihn doch ein.

„Jan, jetzt warte doch mal!“, ruft sie keuchend und greift nach seinem Arm.

Jan bleibt schwer atmend stehen, seine Wangen sind tränennass. Immer noch schluchzend dreht er sich zu seiner großen Schwester um.

„Was ist denn los?“, fragt Bianca besorgt. „Warum rennst du weg?“

Trotzig sieht Jan seine große Schwester an. Die beiden kommen gut miteinander klar, bei Bianca kann Jan immer alles loswerden. Sie versteht ihn!

„Karl ist ein Blödmann!“ Das war wohl der Satz, den Bianca seit ihrem Umzug in die neue Wohnung am häufigsten zu hören bekommen hat. Sie setzt sich auf die Bank im Bushäuschen und zieht ihren kleinen Bruder zu sich auf den Schoß. Sie seufzt. „Ach soo!“ Mitfühlend fragt sie: „Und warum ist Karl dieses Mal ein Blödmann? Was ist passiert?“

Jans Gedanken gehen zurück ins Kinderzimmer. Er berichtet seiner Schwester, was geschehen war.

Karl und er hatten Playmobil gespielt mit dem großen Piratenschiff, das die beiden Jungs vorletztes Jahr zu Weihnachten geschenkt bekommen hatten. Sie hatten sich alle Tiere zusammengesucht, um die Geschichte der Arche Noah nachzuspielen, so wie sie es in der Jungschar am letzten Mittwoch gehört hatten. Gott hat Noah so lieb gehabt, dass er ihn gewarnt hatte vor der großen Flut, die über die Erde kommen sollte. Gott hatte Noah und seine Familie gerettet und dazu noch von allen Tieren genügend, dass sie überleben konnten.

Das war schon der erste Streit gewesen, denn Karl wollte lieber Piraten spielen, ließ sich dann aber doch auf das Arche-Spiel ein.

Aber als Jan dann die Dinosaurier anschleppte, um sie ebenfalls an Bord zu bringen, da fing Karl an ihn auszulachen: „Du bist ja so dumm! Das weiß doch jeder, dass Dinosaurier nicht mit auf der Arche waren! Die sind doch viel zu groß! Außerdem waren die doch schon seit Ewigkeiten ausgestorben, schon lange, bevor die Menschen gelebt haben!“

„Die waren gar nicht ausgestorben!“, entgegnete Jan schmollend. „Eva hat gesagt …“

„Ach, die blöde Jungschar-Eva! Was weiß die schon?“, motzte Karl, der Eva eigentlich mochte, aber das konnte er ja jetzt schlecht zugeben.

„Die weiß auf alle Fälle mehr als du, du Blödmann! Immerhin ist die schon erwachsen und leitet unsere Gruppe. Und die hat gesagt, es kann sehr gut sein, dass Dinos mit auf der Arche waren. Also will ich auch, dass meine Dinos mit aufs Schiff gehen.“ Und jammernd fügte er hinzu: „Bitte! Wenigstens mein Liebling, der Langhals. Sonst ertrinkt der doch, wenn gleich die Flut kommt!“

Das beeindruckte Karl überhaupt nicht: „Ist mir doch egal, ob dein blöder Dino ertrinkt! Jedenfalls kommt er nicht mit rauf.“

„Kommt er doch!“

„Kommt er nicht!“

Wütend starrten sich die beiden Brüder an. Dann griff sich Jan einen kleinen Plastikpudel, der bereits oben auf der Arche einen Platz gefunden hatte. „Dann pack doch deine doofen Hunde runter, sind sowieso zu viele! Da ist ja gar kein Platz mehr vor lauter Hunden.“

Karl, dessen größter Wunsch ein eigener Hund war, riss Jan zornig den Pudel aus der Hand. Dann nahm er den großen Langhals-Dino vom Schiff und sah seinen kleinen Bruder von oben herab finster an. Mit leiser und drohender Stimme knurrte er: „Meine Hunde bleiben, wo sie sind, klar? Wehe, du rührst auch nur einen an, dann findest du deine komplette Dinosammlung im Müll wieder.“

Jans Kinn zittert, als er jetzt wieder seine Schwester anblickt. „Und deshalb ist Karl ein Blödmann!“, schließt er seine Erzählung.

Bianca hat geduldig dabeigesessen und ihrem kleinen Bruder zugehört. Während Jan erzählte, streichelte sie seinen Rücken und unterbrach ihn nicht.

„Und dann bin ich weggelaufen.“ Schluchzend blickt er seiner großen Schwester in die Augen. „Glaubst du, er schmeißt meine Dinos wirklich in den Müll?“

Bianca schüttelt den Kopf. „Nein, das macht er bestimmt nicht“, sagt sie, um ihn zu beruhigen. Zweifelnd sieht Jan sie an.

„Und wenn doch, dann holen wir sie halt wieder raus und waschen sie ab“, fügt Bianca schnell hinzu, als sie Jans Blick auffängt. Karl ist wirklich zu manchem fähig, wenn er sauer ist.

Das wäre möglich, denkt Jan. Langsam beruhigt er sich.

Ein paar Minuten sitzen sie noch gemeinsam auf der Bank. Jan genießt die Zeit mit seiner Schwester. Irgendwann beginnt er, seine Umgebung wieder wahrzunehmen und hofft, dass keiner seiner Freunde kommen und ihn so sehen würde. Wie peinlich! Ein 7jähriger auf dem Schoß seiner Schwester! Unruhig rutscht er auf Biancas Schoß hin und her. Plötzlich sieht er wirklich eine Bewegung an der Ecke. Er springt auf, nimmt Biancas Hand und zieht sie schnell hoch. „Mir geht’s wieder gut“, sagt er und lacht sie gezwungen an.

Bianca erkennt aus den Augenwinkeln den Nachbarsjungen auf sich zukommen und begreift sofort. „Na, dann wollen wir mal wieder nach Hause gehen, was?“, ruft sie betont fröhlich und gemeinsam laufen sie los. Sie halten sich an der Hand und hüpfen zurück, um den Eindruck zu erwecken, dass alles in Ordnung sei.

„Danke“, sagt Jan leise, nachdem sie sich ein Stückchen entfernt haben. „Du bist viel netter als Karl.“ Langsam schlendern sie weiter nach Hause.

„Ich hoffe, Karl beruhigt sich bald wieder“, sagt Bianca. „Es ist in letzter Zeit wirklich nicht immer leicht mit ihm.“

„Der ist so, seit Papa weg ist. Das nervt voll!“ Jans Kinn fängt schon wieder an zu beben, als er hinzufügt: „Ich will, dass es wieder so wird wie früher!“

1. Kapitel: Alles Quatsch!

„Oh Jule, heute haben sich meine zwei Brüder schon wieder gestritten!“, berichtet Bianca verzweifelt.

Es ist Nachmittag und Bianca und ich sitzen bei mir im Garten auf der Hollywoodschaukel.

‚Ich‘, das bin ich: Jule. Eigentlich heiße ich aber nicht Jule, sondern Juliana. Weil ich den Namen aber ganz scheußlich finde, sagen alle nur Jule oder Juli zu mir.

Bianca und ich hatten uns letztes Jahr im Herbst auf der BMX-Strecke kennengelernt. Sie war damals mit ihren Brüdern dort und genau wie jetzt waren ihre Brüder alles andere als ein Herz und eine Seele.

Weil sie neu war im Ort und nicht weit entfernt von uns wohnte, hatte ich sie zur Jungschar eingeladen. Seitdem sind wir gute Freundinnen geworden. Zusammen mit Leo, meiner Nachbarin und allerbesten Freundin seit Kindergartentagen sind wir jetzt das perfekte Dreierkleeblatt!

Dann gibt’s in unserer Clique noch Jakob und Flo. Aber heute ist außer Bianca keiner der anderen bei mir im Garten, denn es sind Ferien. Jakob und Leo sind verreist und Flo muss viel zu Hause helfen, da seine Mutter schwanger ist und das Kind demnächst kommen soll. Er konnte deshalb schon seit ein paar Wochen nicht in die Jungschargruppe kommen.

Wir schaukeln sanft hin und her und warten darauf, dass die Zeit rumgehen würde, denn später wollen wir noch zur Jungschar gehen.

„Ich weiß nicht, was ich noch machen soll“, jammert Bianca weiter. „Ständig geraten sie aneinander. Sie müssen sich nun mal ein Zimmer teilen, wir haben ja nur diese kleine Wohnung. Irgendwie habe ich das Gefühl, alles wird immer schlimmer mit den beiden!“

„Hm, Streit ist echt blöd! Ich weiß auch nicht, was man da machen kann“, sage ich nachdenklich. „Aber immerhin kommen sie mit zur Jungschar, da treffen sie nette Leute und können sich mal aus dem Weg gehen.“

Wir schaukeln und hängen unseren Gedanken nach. Schließlich frage ich: „Warum haben sie denn diesmal wieder gestritten? War’s was Wichtiges?“

Bianca lehnt sich an die Rückenlehne der Schaukel, zieht die Beine hoch, stellt die Füße auf den Sitz und schüttelt den Kopf. „Ach was! Wie immer: Alles nur Firlefanz, Pillepalle, total unwichtig! Die Beiden haben die Geschichte der Arche Noah nachgespielt. Es ging wohl darum, dass Jan seine Dinos mit auf die Arche nehmen wollte, aber Karl war dagegen. Dabei ist das doch sowas von egal! Die beiden finden einfach an allem irgendwas, worüber sie streiten können.“

Hilflos hebt sie die Hände und lässt sie wieder auf ihren Schoß zurück sinken.

„Na, hoffen wir mal, dass sie sich bis zur Jungschar wieder eingekriegt haben“, antworte ich.

***

Bis zur Jungschar hat sich leider gar nichts eingerenkt, die beiden kommen nicht. Komisch! Sie haben bisher keine einzige Stunde versäumt, seit ich sie das erste Mal eingeladen hatte.

„Wo sie wohl stecken?“, fragt Bianca. Sie sieht sehr besorgt aus.

Schließlich kommt Jan doch zur Tür rein. Allein. Karl ist nicht dabei.

„Ich hab noch versucht, ihn zu überreden, aber er stellt mal wieder auf Durchzug. Total stur! Er will nicht, hat er gesagt. Er macht den ganzen Mist nicht mehr mit, hat er gesagt.“

Bianca und ich sehen uns erstaunt an. Dann frage ich: „Was meint er denn mit ‚Mist‘? Was will er nicht mehr machen?“

Jan zuckt nur mit den Schultern. „Weiß nicht“, sagt er. „Jedenfalls wollte er nicht mit.“ Er zuckt noch einmal mit den Schultern und trottet dann zu seinen Freunden.

Das klingt ernst. Karl war immer ziemlich alleine, bis er in der Jungschargruppe richtig gute Freunde gefunden hat. Was für einen Grund gibt es wohl, dass er diese Freundschaften einfach so sausen lassen will? Bianca und ich beschließen, ausnahmsweise nicht zur Jungschar zu bleiben, sondern stattdessen nach Karl zu schauen. Kurzerhand melden wir uns von Markus und Eva, unseren Leitern, ab und schnappen uns unsere Räder. Bianca fährt voraus und ich muss mich bemühen, mit ihr mitzuhalten. Sie scheint sich große Sorgen zu machen und radelt wie eine Weltmeisterin.

Ich bin völlig aus der Puste, als wir an dem kleinen Mehrfamilienhaus ankommen, in dem die Familie lebt.

Bianca stürmt los in Richtung Haustür.

„Hey, Bianca, lass uns noch schnell die Räder anschließen“, rufe ich, aber Bianca hört schon nichts mehr. Sie ist bereits im Haus verschwunden. Ich krame nach meinem Schlüssel, der sich ausgerechnet jetzt in die hinterste Ecke meines Rucksacks verkrochen hat. Schließlich finde ich ihn und schließe die Fahrräder zusammen, doch dann stehe ich vor verschlossener Tür. In der Eile hat Bianca wohl nicht mehr daran gedacht, den Stopper vor die Tür zu schieben, damit sie nicht zufällt.

Ich klingle. Es dauert einige Zeit – und einige Male klingeln – bis endlich der Summer brummt und ich die Tür aufdrücken kann.

Bianca steht oben in der Wohnungstür. „Sorry, Jule“, sagt sie zerknirscht, „hab dich ganz vergessen. Komm rein! Karl ist in seinem Zimmer. Ich konnte noch nicht herausfinden, was los ist.“

Ich betrete die Wohnung. Biancas Mutter ist noch nicht da. Sie muss wohl mal wieder etwas länger arbeiten. Das passiert manchmal, denn seit der Trennung ist die Familie ein bisschen knapp bei Kasse, wie Bianca mir irgendwann mal anvertraut hat.

Und da Jan bei der Jungschar ist, ist nur Karl zu Hause.

*

Karl sitzt im Schneidersitz auf seinem Bett und starrt verbissen in ein Buch.

„Hallo Karl!“ Ich versuche, ungezwungen zu klingen. „Wie geht’s? Alles klar?“

Keine Reaktion. Ich sehe Bianca an. Sie gibt mir durch Gesten zu verstehen, dass ich dran bleiben und versuchen solle, Karl aus seinem Schneckenhaus zu locken. Und weil das wohl besser gehen würde, wenn sie nicht dabei ist, sagt sie im gleichen lockeren Tonfall wie ich vorher: „Ich geh dann mal eben in die Küche und mach uns was Schönes zu trinken.“ Weg ist sie.

Ich setze mich zu Karl aufs Bett. Wir verstehen uns eigentlich ganz gut, er scheint mir irgendwie zu vertrauen. Wenn überhaupt, dann spricht er eher mit mir statt mit Bianca. Aber mit Karl zu reden ist trotzdem nicht immer einfach. Er kann zwischenzeitlich sehr verschlossen und abweisend sein. Auch jetzt rutscht er zur Seite und dreht sich weg.

Ich sitze ratlos da und warte. Worauf, weiß ich auch nicht.

„Herr Jesus, hilf!“, bete ich leise. Ich weiß einfach nicht weiter, da kann nur Jesus helfen.

So sitzen wir eine ganze Weile. Bianca macht sicherlich nicht nur etwas zu trinken – so lange kann das doch nicht dauern!

Wir sitzen und schweigen, bis Karl schließlich leise sagt: „Ist doch alles Quatsch!“

Mein Herz fängt vor Aufregung an zu klopfen, weil Karl endlich sein Schneckenhaus geöffnet hat. „Danke Jesus!“, bete ich in Gedanken.

Und laut frage ich: „Was ist Quatsch, Karl?“ Ich rücke etwas näher an ihn heran, was er dieses Mal auch zulässt.

Er schaut weiter starr auf sein Buch, als er antwortet: „Alles ist Quatsch! Nur dumme Lügenmärchen für kleine Kinder!“

Was meint er nur? Verwirrt sehe ich ihn an, mein Blick fällt auf das aufgeschlagene Buch in Karls Schoß. Es ist ein Buch über Dinosaurier.

„Was liest du da?“

Er sieht immer noch stur auf sein Buch. „Dinobuch“, stößt er kurz hervor.

Das kann ich selbst erkennen. So langsam muss ich mich zusammenreißen, damit meine Stimme nicht ungeduldig klingt. So sage ich betont beiläufig: „Ach, echt?“

Zurück kommt ein genervtes „Ja“ als Antwort, weiter nichts!

O Mann, das kann ja heiter werden!

Aber ich will auf keinen Fall aufgeben, deshalb zwinge ich mich zur Geduld. „Und, ist es gut, dein Buch? Was steht drin?“

Endlich kommt eine Reaktion. Karl dreht sich ruckartig zu mir um und sieht mir genau in die Augen. „Ja, es ist gut“, sagt er aufgebracht. „Das ist ein altes Buch von mir, hab’s früher oft gelesen, hatte es aber fast vergessen. Heute Morgen beim Aufräumen hab ich’s wiedergefunden. Und weißt du, was da drin steht?“, fragt Karl herausfordernd.

Ich beschließe, nicht auf seine Aufregung einzugehen. So zucke ich nur mit den Schultern und antworte in ruhigem Tonfall: „Was schon, vermutlich irgendwas über Dinos, oder?“

„Genau!“ Aus seinen Augen zucken Blitze hervor. „Und da steht, dass es ganz sicher so war, dass die Dinos vor etwa 245 Millionen Jahren gelebt haben und dann vor rund 65 Millionen Jahren ausgestorben sind. Das haben die Wissenschaftler bewiesen. Siehst du, hier.“ Er dreht das Buch so, dass ich mit hineinschauen kann.

„Hier steht:

Kein Mensch hat je einen lebendigen Dinosaurier gesehen, denn die letzten dieser unglaublichen Geschöpfe sind vor rund 65 Millionen Jahren ausgestorben – lange bevor es die ersten Menschen gab.

Siehst du, also stimmt doch alles nicht und deshalb gehe ich nicht mehr hin. Ich bin zu alt, um mir Lügengeschichten erzählen zu lassen!“

Ich verstehe nur Bahnhof. Wozu ist Karl zu alt? Wo will er nicht mehr hingehen? Was soll nicht stimmen? Und überhaupt: was hat das alles mit diesem Dinosaurierbuch zu tun?

Im gleichen Moment taucht Bianca wieder im Zimmer auf, stellt die Gläser auf den Schreibtisch und setzt sich zu uns auf das Bett. Sie scheint alles mitbekommen zu haben, denn sie fragt: „Was meinst du damit, Karl?“ und es klingt ehrlich interessiert. „Wo willst du nicht mehr hingehen?“

„Zur Jungschar“, stellt er fest.

Bianca und ich sehen uns verblüfft an. „Zur Jungschar?“, fragen wir gleichzeitig. „Warum denn das nicht? Ist was passiert?“

Und Bianca fügt besorgt hinzu: „Hat dir jemand was getan? Wenn ja, dann lässt sich das bestimmt auch irgendwie anders klären, weißt du? Wer war’s denn?“

Karl schüttelt den Kopf. „Keiner hat mich geärgert.“

„Ok“, sage ich zögerlich. „Aber was ist dann passiert?“ Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, weshalb Karl nicht mehr zur Jungschar kommen möchte.

Karl ist nicht in geduldiger Erklär-Stimmung und so fährt er uns genervt an: „O Mann, das hab ich doch grad eben vorgelesen: Weil die Dinos vor 65 Millionen Jahren ausgestorben sind und kein Mensch sie je gesehen hat.“

Unsere Gesichter sind wohl ein einziges Fragezeichen, denn Karl verdreht genervt die Augen, springt vom Bett auf, stemmt die Hände in die Hüfte und hält uns einen schulmeisterlichen Vortrag. „Wenn die Dinos bis vor 65 Mio. Jahren gelebt haben und wenn sie nie auch nur einer Menschenseele begegnet sind – damals hat es ja noch gar keine Menschen gegeben, oder? –, dann stimmt das doch alles gar nicht, was Eva in der Jungschar erzählt hat! Sie hat doch behauptet, dass in der Bibel steht, dass Gott die Landtiere und die Menschen am selben Tag gemacht hat und dass vermutlich die Dinosaurier auch mit auf der Arche waren! Aber das kann ja gar nicht sein, sagt mein Buch hier. Und selbst wenn es die Dinos bei der Sintflut noch gegeben hätte, dann hätten die riesigen Viecher doch nie und nimmer in die Arche gepasst! So ein Langhals ist doch viel zu groß für ein Schiff!“

Wir sitzen uns einige Sekunden stumm gegenüber. Schließlich bekomme ich ein „Wow!“ heraus, mehr schaffe ich nicht.

Nicht schlecht, über was Karl da nachdenkt! Endlich mal jemand, der auch nicht alles so einfach hinnimmt, genauso wie ich! Karl wird mir immer sympathischer, trotz seines manchmal komischen Verhaltens.

„Jetzt verstehe ich“, sage ich. „Du meinst, die Geschichten aus der Bibel und das, was in deinem Buch steht, das passt nicht zusammen?“

Karl nickt. Er steht vor uns, hat die Arme vor der Brust verschränkt und starrt finster auf den Boden.

„Karl“, sage ich „erstmal muss ich dir sagen, dass ich es richtig gut finde, dass du nachdenkst.“

Endlich hebt Karl den Kopf und schaut mich erstaunt an. „Ehrlich?“

„Ja, ehrlich!“, antworte ich. „Du machst dir Gedanken, das ist gut. Aber das nächste Mal kommst du bitte erstmal zu mir, oder zu Eva, oder zu sonst irgendwem, bevor du alles an den Nagel hängen willst, ja? Es gibt nämlich ganz bestimmt Antworten auf deine Fragen. Aber weißt du, um Antworten zu bekommen, musst du auch zuerst mal Fragen stellen. Ohne Frage keine Antwort! Kapiert?“

Karl nickt.

„Also“, frage ich Karl „was genau ist deine Frage?“

Damit hat er wohl nicht gerechnet. Er macht ein nachdenkliches Gesicht. „Äh, keine Ahnung!“, druckst er herum. „Vielleicht – hm, welche Frage? Weiß ich auch nicht! Das ist irgendwie alles soo … äh … ich meine … Also – da sind so viele Fragen in meinem Kopf!“ Er bohrt gedankenverloren in der Nase herum, schließlich fährt er fort: „Vielleicht will ich wissen, warum hier in meinem Buch steht, dass es bewiesen ist, dass sich die Menschen und die Dinos nie begegnet sind. Das passt nicht zu dem, was Eva gesagt hat, nämlich dass die Dinos mit auf der Arche waren.“

Na endlich! Ich bin froh, dass er endlich eine Frage gefunden hat und wir reden können.

Erleichtert sage ich: „Ok, also auf einen Teil der Frage kann ich dir sofort eine Antwort geben. Karl, wenn die Wissenschaftler, die die Dinos erforschen, sagen, dass etwas BEWIESEN ist, dann ist das meistens nicht wirklich bewiesen.“

„Hä?“ Karl hat nichts verstanden. Wie auch? Ich versuche, ihm zu erklären, was ich meine. „Ich meine, wenn jemand sagt, dass etwas BEWIESEN ist, dann muss man genau aufpassen. Ich hab mal gelernt, was ein Beweis ist1. Wenn etwas wirklich bewiesen ist, dann ist es entweder von jemandem beobachtet worden oder man kann es in einem Versuch jederzeit nachmachen. Überleg mal, Karl, hat jemand beobachtet, dass nie ein Mensch einem Dinosaurier begegnet ist?“

Karl lacht laut los. „Wie soll das denn gehen? In dem Moment stimmt es doch gar nicht mehr, dass nie jemand die Dinos gesehen hat, denn dieser Mensch hat sie ja gesehen!“ Er setzt sich neugierig zurück zu uns auf sein Bett.

„Der Kerl passt wirklich gut auf“, denke ich. „Stimmt, du hast Recht! DASS die Dinos gelebt haben, ist ja keine Frage. Wir haben ja die Knochen als Fossilien, wie sie da in deinem Buch aufgemalt sind. Aber woher wollen die Leute wissen, dass nie ein Mensch die Dinos gesehen hat? Dazu hätte der Schreiber von dem Buch ja jeden Menschen fragen müssen, der je gelebt hat. Hat er dich gefragt?“

Karl schüttelt grinsend den Kopf. „Nee, natürlich nicht.“

„Genau“, stimme ich ihm zu, „das geht ja auch nicht, dass er jeden Menschen gefragt hat. Also stimmt es eben nicht, dass es bewiesen ist, dass Menschen und die Dinos nicht gleichzeitig gelebt haben. Das ist sehr wichtig, dass du dir das merkst. Es ist nicht bewiesen, es ist eine Theorie, also eine Idee, wie alles gewesen sein könnte. Ok?“

„Aber haben die Menschen denn Dinos gesehen? Warum steht dann nichts über Dinos in der Bibel? Und wenn Dinos wirklich mit den Menschen gelebt hätten, dann hätte man doch bestimmt mindestens eine Millionen Berichte über Opas Kampf mit dem T-Rex oder so!“ Karl schüttelt zweifelnd den Kopf. „Wenn aber doch in meinem Buch steht …“, er beendet den Satz nicht, ich weiß auch so was er denkt.

Ich stehe auf und verteile endlich die Gläser, die Bianca mitgebracht hat. Vom Reden wird der Durst irgendwie nicht weniger, aber das Thema ist so spannend, dass ich in den vergangenen Minuten nicht mehr so sehr bemerkt habe, wie durstig ich bin.

Schlürfend hängen wir unseren Gedanken nach.

Schließlich beginne ich wieder: „Tut mir leid, Karl, besser kann ich dir das im Moment auch nicht erklären. Ich bin ja kein Lehrer. Aber wenn du willst, dann kannst du mich am Wochenende mal zu Hause besuchen.“ Karl nickt.

Ich sage: „Prima. Dann suchen wir gemeinsam Antworten auf deine Fragen. Also, wollt ihr vorbei kommen?“

„Ja klar, das machen wir!“, antwortet Bianca begeistert anstelle ihres Bruders. “Können wir nicht auch schon morgen kommen?“

„Morgen?“, frage ich verwirrt. Aber dann schlage mir mit meiner flachen Hand vor die Stirn. „Ach klar, noch sind ja Ferien. Na, dann kommt doch einfach morgen Vormittag vorbei.“

Karl nickt. Er lächelt mich an. „Danke, Jule, das war nett, dass du gekommen bist. Ich glaub, ich hab verstanden, was du meinst und ich bin echt gespannt auf morgen.“

1 Siehe „Jule deckt auf - Dumm ist, wer an die Schöpfung glaubt?“

2. Kapitel: Sind Dinos ausgestorben, bevor es Menschen gab?

Am nächsten Morgen stehen Karl, Jan und Bianca schon vor 10 Uhr früh an der Tür. Wie ein Wasserfall beginnt Karl zu erzählen, kaum dass ich die Tür auch nur einen spaltbreit geöffnet habe.

„Ich hab doch gewusst, dass es nie Dinos und Menschen gleichzeitig gegeben hat, sonst würde doch was davon in der Bibel stehen! Ich hab aber in die Online-Bibel im Internet ‚Dinosaurier‘ eingegeben, aber der Computer hat nur gesagt: ‚Keine Treffer gefunden‘. Also, da hast du’s! Dinosaurier haben nicht zusammen mit den Menschen gelebt! Hab ich dir ja gesagt!“

Karls Pause zum Luftholen nutzt Bianca aus, um sich an ihrem Bruder vorbeizudrängen. „Hallo Jule erstmal! Schon ausgeschlafen?“

Wir nehmen uns alle zur Begrüßung in die Arme.

„Ja, klar! Ich bin ein Frühaufsteher, weißt du doch. Kommt rein, aber seid leise, Leon liegt noch im Bett, glaube ich.“

„Was ist jetzt mit den Dinos in der Bibel?“, drängelt Karl.

„Jetzt warte halt, bis wir oben sind!“, sage ich bestimmt.

Im Zimmer angekommen legt Bianca sich bäuchlings auf mein noch nicht gemachtes Bett, ich setze mich davor, das Bett als Rückenlehne, Karl und Jan setzen sich neben mich.

„Habt ihr eigentlich schon gefrühstückt?“, frage ich.

„Oh Mann!“, meckert Karl. „Ja, haben wir! Können wir jetzt endlich loslegen?“

Ich grinse ihn an. „Aach“, sage ich gedehnt und betont langsam, um ihn noch ein bisschen zu necken, „ich muss erstmal meine Beine ausstrecken. Jaaa, DAS tut gut!“

Karl beginnt, an seinen Fingernägeln zu knabbern. Er wird immer hibbeliger.

Ich ärgere ihn weiter. Anstatt ihm den Gefallen zu tun und ihm die Antworten zu geben, die er so gerne haben möchte, frage ich im harmlosen Ton: „Habe ICH eigentlich schon was gegessen? Hm, vielleicht mache ich mir doch erstmal ein kleines Brot?“ Ich sehe Karl unschuldig an. „Hättest du was dagegen, wenn ich mir noch schnell ‘ne Kleinigkeit zu Essen mache?“ Ich überlege weiter: „Vielleicht könnte ich doch Spaghetti kochen, oder lieber ‘ne Suppe?“ Karl knabbert bereits an den Fingernägeln der zweiten Hand, während ich fortfahre mit meinem Selbstgespräch: „Nee, dafür müsste ich ja einkaufen. Andererseits ist der Laden ja nicht weit …“

Patsch, da klebt mein kleines Schmusekissen in meinem Gesicht. Karl hat die Spannung nicht mehr ausgehalten, es sich geschnappt und mich damit gehauen.

„Hör endlich auf und fang an, Jule!“, befiehlt er ungeduldig und in einem strengen Ton.

Ich grinse wieder und spiele die Ahnungslose: „Was soll ich denn nun: aufhören oder anfangen? Ich kann doch nicht beides gleichzeitig!“

Schwupp, da springt er auf mich drauf. Das trifft mich so unvorbereitet, dass er es tatsächlich schafft, mich umzuwerfen. Jetzt sitzt er auf meinem Brustkorb und versucht, meine Arme am Boden zu halten. Mit den Knien probiert er, auf die Muskeln in meinen Oberarmen zu drücken.

Mannomann, hat der Kraft!

„Aua, Mensch Karl, hör auf!“ Ich muss mich richtig anstrengen, gegen ihn anzukämpfen, aber ich werde ihn nicht los. Seine Knie auf meinen Oberarmen drücken immer stärker zu. „Karl, das tut weh! Geh runter! Hör sofort auf!“

Ich probiere, ihn abzuwerfen, mich umzudrehen, schließlich erwische ich ihn mit meinem Knie am Rücken und versetze ihm einen Stoß.

Der Kerl ist zwar jünger als ich, aber Kraft hat er für zwei!

Trotz des Schlages auf den Rücken lässt Karls Kraft nicht nach. Bianca merkt jetzt, dass unser Kampf nicht mehr lustig ist.

Sie schwingt sich schnell vom Bett und zieht Karl von meiner Brust runter. „Lass das, Karl!“, zischt sie ihn böse an. „Musst du gleich wieder übertreiben? Merkst du nicht, dass Jule nur Spaß gemacht hat?“

Karl schüttelt seine Schwester schimpfend ab. „Lass mich in Ruhe!“, brummelt er und zieht sich in eine Ecke des Zimmers zurück.

Betreten starren wir vor uns hin. Was ist denn jetzt passiert? Warum ist Karl denn mit einem Mal so ausgerastet? Ich wollte ihn doch wirklich nur ein wenig foppen!

Schließlich breche ich das Schweigen. „Tut mir leid, Karl, ich wollte dich nicht sauer machen. Du hast mir echt wehgetan eben.“ Ich reibe meine Oberarme, sie schmerzen immer noch. Er reagiert nicht. „Hallo? Karl? Ich sagte: Es tut mir leid. Hast du gehört?“

„Ja“, brummt er zurück ohne mich anzusehen.

„Komm, lass uns wieder Freunde sein, ja?“ Ich gehe auf ihn zu. „Setz dich wieder zu uns, dann zeig ich dir jetzt wirklich, was ich gefunden habe.“

Karl zeigt immer noch keine Reaktion. Uff, einfach ist das echt nicht mit ihm!

Da schaltet sich Bianca wieder ein. „Karl, Jule hat dir ein Freundschaftsangebot gemacht! Los, vertragt euch wieder, sonst sind wir ja umsonst gekommen!“, befiehlt sie streng.

Widerwillig erhebt sich ihr Bruder und streckt mir die Hand entgegen. „Sorry“, grummelt er, aber immerhin sind wir einen Schritt weiter.

„Ist schon ok!“ Ich schlage in seine ausgestreckte Hand ein, dann gehen wir wieder zu den anderen. „Jetzt zeig ich dir aber wirklich, was ich entdeckt habe!“ Karl und ich setzen uns nebeneinander vor mein Bett.

„Ich hab mir gestern die Schöpfungsgeschichte angeschaut. Soll ich dir mal zeigen, was ich gefunden habe?“, frage ich. Ich mache eine Pause, um seine Reaktion abzuwarten.

Die fällt aber leider anders aus, als ich erwartet habe. Karl zuckt nur mit den Achseln. Er braucht wohl noch ein bisschen, um sich wieder ganz zu beruhigen.

Dafür schaut der kleine Jan staunend auf. Während unseres Kampfes war er bis unters Fenster zur Seite gerückt, damit wir ihn nicht aus Versehen treffen würden, denn Karl hatte mich ja fast auf ihn draufgeschmissen. Jetzt rückt auch er wieder näher. „Aber Karl hat doch gesagt, in der Bibel steht nix von Dinos! Steht denn in der Bibel, wie Gott die Dinos erschaffen hat?“

„Nicht direkt“, antworte ich auf Jans Frage. „Aber lass uns doch mal lesen, wie die Tiere entstanden sind, ich denke, das bringt uns weiter.“

Ich stehe auf und hole ein altes Bilderbuch vom Regal. ‚Der Anfang‘ steht vorne drauf. Drin ist die Schöpfung beschrieben. Ich zeige es Jan und halte das Buch so, dass Karl mit hineinschielen kann.

„Also, jetzt fangen wir mal von Anfang an. Es steht hier, dass Gott am ersten Tag und Nacht geschaffen hat.“ Ich blättere um. „Am zweiten Tag schuf er den Himmel“, wieder umblättern, „am dritten Tag Erde, Meer und die Pflanzen auf dem Land. Am vierten Tag den Mond, die Sonne und die Sterne. Am fünften Tag kamen die Meerestiere, Fische und die Vögel auf die Welt. Aber der sechste Tag“, ich blättere noch einmal um, „das ist für uns der wichtigste Tag.“

„Warum?“ fragt Jan neugierig und sucht im Bilderbuch nach einer Antwort.

„Weil am sechsten Tag alle Tiere auf der Erde erschaffen wurden. Schau mal, hier steht‘s: ‚Gott schuf alle Arten von wilden Tieren, Vieh und Kriechtieren‘. Siehst du?“

Jan nickt. Auch Karl schielt ziemlich interessiert ins Buch, aber so, dass es nicht so auffällt.

„Und am gleichen Tag wurde der Mensch gemacht. Toll, oder?“

„Ja, und?“ Das Brummeln gehört Karl. Immerhin mal wieder ein Lebenszeichen – man nimmt, was man kriegt.

„Was meinst du mit ‚Ja und‘? Das ist doch toll! Dinos sind doch Landtiere. Und das bedeutet dann doch, dass Menschen und Dinos am gleichen Tag gemacht wurden. Und das wieder bedeutet, dass Menschen die Dinos gesehen haben.

Manche glauben zwar, dass die Dinos vorher gelebt haben und bei Adam und Eva schon ausgestorben waren, aber das kann ja nicht sein. Das passt nicht zu den 6 Tagen Schöpfung. Außerdem sind Menschen und Tiere erst gestorben, NACHDEM Adam und Eva von der verbotenen Frucht gegessen hatten. Vorher gab es noch keinen Tod. Wie sollen sie also ausgestorben sein? Das heißt also“, fahre ich fort, „dass Menschen und Dinosaurier zusammen gelebt haben, also wussten die Menschen, wie Dinos aussehen.“

Jan sieht mich mit großen Augen an: „Steht denn dann auch sowas in der Schöpfungsgeschichte wie ‚Und Adam streichelte den T-Rex‘, oder ‚Der Oviraptor kuschelte sich in Evas Schoß‘?“

Ich muss bei dem Gedanken lachen. „Coole Idee, Jan! Aber leider steht das nicht drin. Aber nur, weil das nicht genau so drin steht, bedeutet es nicht, dass es nicht so gewesen sein könnte. Es steht ja auch nicht drin ‚Eva fütterte den Wolf‘, obwohl es den ja ganz sicher gab. Aber es steht drin, dass Adam ALLEN Tieren Namen gab, also sicherlich auch den Dinosauriern. Schau mal hier.“

Ich hole meine Bibel, schlage 1.Mose 1, 19 + 20 auf und lese vor, was da steht: ‚Und Gott, der Herr, formte aus Erde alle Arten von Tieren und Vögeln. Er brachte sie zu Adam, um zu sehen, welche Namen er ihnen geben würde. Und Adam wählte für jedes Tier einen Namen. Er gab allem Vieh, den Vögeln und den wilden Tieren Namen.‘

„Siehst du, Jan, er hat JEDEM Tier einen Namen gegeben. Aber sicherlich hatte Adam den T-Rex nicht T-Rex genannt, und auch den Namen ‚Dinosaurier‘ gab‘s damals noch nicht.“

„Hä?“ Das kam wieder von Karl. So erkenne ich, dass er doch noch zuhört. „Und wieso heißen die dann heute Dinosaurier? Und wie sollen die früher geheißen haben?“

Ich erkläre: „Darüber hab ich neulich was gelesen, das müsste eigentlich auch in deinem Dino-Buch stehen, Karl. Das Wort ‚Dinosaurier‘ bedeutet ‚schreckliche Echse‘. Diesen Namen gibt es erst seit 1841. Der Fossiliensucher Richard Owen fand ein Skelett, das so riesig, unheimlich und seltsam war, sowas hatte man damals noch nicht gesehen. Es sah aus wie eine Eidechse, nur eben viel größer und schrecklicher, deshalb nannte er es auch so: Dinosaurier, das heißt ‚schreckliche Echse‘.“

„Wann war das? Hat Mama da schon gelebt? Oder Opa?“, fragt Jan dazwischen.

Wir müssen lachen. „Nein“, erklärt Bianca, „das war lange vorher.“ Und zu mir sagt sie: „Also gibt es den Begriff ‚Dinosaurier‘ erst seit noch nicht mal 200 Jahren. Und das erklärt dann wohl auch, warum das Wort ‚Dinosaurier‘ nicht in der Bibel auftaucht, denn die Bibel ist ja viel älter als 200 Jahre, oder?“

Ich nicke.

Bianca überlegt weiter: „Wenn Menschen und Dinos aber mal zusammengelebt haben, dann muss man sie doch kennen, dann muss es doch Erzählungen von ihnen geben! Alles Außergewöhnliche wird doch weitererzählt. Es gibt schließlich auch viele Erzählungen über die letzten Kriege, in Afrika wird über Angriffe von wilden Löwen berichtet, über Erdbeben … Warum gibt es dann nicht so eine Geschichte, wie Karl gestern eine vorgeschlagen hatte: Opas Kampf mit dem T-Rex?“

Ich ziehe meine Füße an und umfasse die Beine mit den Armen. „Das weiß ich auch grad nicht, Bianca. Lasst uns doch zusammen überlegen. Gibt es solche Berichte? Wenn Dinos nicht Dinos hießen, wie könnten sie dann genannt worden sein?“

In diesem Moment geht die Tür auf und mein 2 Jahre älterer Bruder Leon betritt das Zimmer.

„Leon!“, jubelt Karl, der meinen Bruder über alles liebt. Er springt auf und wirft sich Leon um den Hals. Dann klettert er auf Leons Rücken. Leon lässt es sich gefallen. Mit dem schweren Ballast auf dem Rücken geht er zu Jan und strubbelt ihm durch die Haare. „Hallo, Kleiner!“, begrüßt er ihn freundlich.

„Bin nicht mehr klein!“, mault dieser, strahlt aber im nächsten Augenblick schon wieder über die Aufmerksamkeit, die Leon ihm entgegengebracht hat, weil er Leon ebenfalls sehr mag.

„Morgen, Mädels, was geht ab?“, begrüßt er uns. „Hab ich doch richtig gehört, dass hier schon was los ist.“

Schüchtern wie immer, wenn mein Bruder in der Nähe ist, haucht Bianca nur ein leises „Hallo Leon!“, mehr bringt sie im Moment nicht zustande.

Ich dagegen habe keine Hemmungen. „Guten Mittag wolltest du wohl sagen, du Langschläfer!“, ziehe ich meinen Bruder auf. Im Gegensatz zu mir kommt Leon immer erst sehr spät aus dem Bett.

„Was macht ihr?“, fragt Leon.

Wir erzählen ihm kurz von Karls Fragen und dass wir gerade dabei sind zu überlegen, ob es wohl irgendwelche „Opa jagt den T-Rex“-Geschichten gibt.

Leon pflückt Karl von seinem Rücken, stellt ihn vor sich auf den Boden und sieht ihn streng an. An seinen Augen kann ich erkennen, dass er das, was jetzt kommen würde, nicht wirklich böse meint. Entrüstet sagt er: „Soso, Karl, solche Fragen hast du also. Und anstatt zu mir zu kommen, zu MIR, dem großen, wissenden Bruder, gehst du zu meiner kleinen Schwester? ICH bin doch dein Kumpel! Oder etwa nicht?“

Eingeschüchtert sieht Karl an Leon hoch und stammelt kleinlaut: „Aber Jule ist gestern doch zu mir gekommen. Und da musste ich doch …“ Er hat den Spaß nicht als solchen verstanden.

Um ihn nicht weiter zu verunsichern, grinst Leon, nimmt ihn in den Arm und sagte: „War ja nicht ernst gemeint, Kumpel. Ich finde es doch prima, dass du Fragen stellst.“

Erleichtert atmet Karl auf. Er hat wieder Mut gefasst und fragt: „Stimmt’s, Leon, solche Geschichten gibt’s gar nicht, oder? Ich hab noch nie ein Foto mit ‘nem Opa und ‘nem T-Rex gesehen. Du etwa?“

Leon, der ja schon älter ist als wir, geht in der Gemeinde schon in die Bibelschule für Teens, wo die Jungen und Mädchen mehr Sachen lernen als in der Kinderstunde. So kann er uns manchmal tatsächlich Antworten auf unsere Fragen geben.

Auch jetzt reckt er stolz sein Kinn in die Höhe und verkündet: „Na klar, fragt mich nur, ich habe natürlich eine Idee.“

Kurzerhand springt er auf, rennt aus dem Zimmer und kommt mit einem Buch zurück, das er aber noch geheimnisvoll unter seinem Pulli versteckt hält.

Statt einer Antwort fragt er: „Was haben Siegfried, China, Ritter und alte Münzen gemeinsam?“

„Hä? Wer ist denn Siegfried? Bitte? WAS willst du?“, rufen wir verständnislos durcheinander.

Leon genießt unsere Ratlosigkeit und seine derzeitige Überlegenheit. Um sie noch länger auskosten zu können, stellt er seufzend fest: „Jaja, Kinder, wenn ihr mich nicht hättet!“

Ein kleines Jungenstimmchen piepst plötzlich dazwischen: „O Leon, du bist mein Held. Los, sag mir alles, was du weißt!“ Das war Karl, der schließlich mit brummend tiefer Stimme drohend hinzufügt: „SOFORT!“

Leon wendet sich lachend zu ihm um und sagt beruhigend: „Schon gut, schon gut. Bevor du mich frisst, werde ich dir mein Buch zeigen.“

Er zieht das geheimnisvolle Buch unter seinem Pulli hervor. Es ist irgendwas über Drachen. Drachen?

„Drachen!“, platzt es aus mir raus. „Das ist es!“

„Klar!“, sogar Bianca verliert vor Begeisterung plötzlich alle Schüchternheit. Sie setzt sich aufrecht hin und strahlt Leon an. „Du hast die Antwort gefunden! Die alten Drachengeschichten könnten eigentlich Geschichten über Dinosaurier sein. Es gibt überall auf der Welt unzählige Drachensagen – DAS sind also die Geschichten vom Kampf zwischen Opa und dem T-Rex! Es gibt tatsächlich Berichte über Dinosaurier, nur dass sie früher Drachen genannt wurden!“

Sie rückte näher an Leon ran, um ihm besser über die Schulter schauen zu können. „Zeig mal, was sagt dein Buch denn noch über Drachen?“

Verwundert über den plötzlichen Mutanfall von Bianca schluckt Leon alle Kommentare herunter, die ihm auf der Zunge liegen, um sie nicht gleich wieder einzuschüchtern. Er öffnet das Buch und zeigt Bianca und uns anderen das erste Bild:

„Schaut mal, hier, das ist eine alte Schiefer-Palette mit einem Tier drauf. An welches Tier erinnert euch das?“

Wir recken unsere Hälse, um besser sehen zu können.

Schiefer-Palette aus Heirakonpolis, Ägypten1

„Das ist ja ein Langhals!“, ruft Karl erstaunt. Er reißt Leon das Buch aus der Hand, um besser sehen zu können.

„Wo? Wo ist mein Langhals?“ Jan ist begeistert darüber, sein Lieblingstier in einem Buch zu sehen. Er reckt den Hals, so dass dieser fast so lang wird wie der von seinem Liebling, um auch in das Buch gucken zu können. „Tatsächlich, ein Langhals!“, bestätigt er, nachdem er einen Blick ins Buch erhaschen konnte.

Und dann fragt Karl nach einigen Augenblicken verwirrt: „Woher wussten die Menschen denn damals, wie ein Langhals ausgesehen hat, wenn die Tiere doch schon ausgestorben waren?“

„Das ist genau die richtige Frage, Karl“, lobt Leon ihn. „Woher konnten die Menschen damals wissen, wie ein Langhals aussieht, wenn es ihn doch angeblich seit 65 Millionen Jahren gar nicht mehr gegeben hat? Erst nach dem Jahr 1800 begannen ja die Dinosaurierfunde. Und vollständige Skelette fand man noch später! Vor dieser Zeit wurden zwar auch immer mal wieder Riesenknochen von Dinos gefunden, aber man glaubte doch immer, dass es Knochen von übergroßen Elefanten oder von Riesenmenschen gewesen seien, dabei waren es Dinoknochen, wie sich später herausstellte.

Die Leute nahmen die Knochen, die sie gefunden hatten, mit nach Hause und benutzten sie zum Beispiel als Türstopper. Stellt euch das mal vor! Die wussten überhaupt nicht, was für Kostbarkeiten sie da besaßen! Woher sollten sie auch? Es gab ja noch keine vollständigen Skelette. Nachdem die lebenden Dinos nicht mehr so häufig vorkamen, hatten die Menschen sie wohl einfach vergessen.“

Karl sieht ihn empört an: „So was Blödes! Wie kann man denn so coole Tiere wie die Dinosaurier vergessen? Ich würde das mein Leben lang nicht mehr vergessen, wenn ich einen Dino gesehen hätte!“

„Ja, du schon. Aber stell dir vor, du hättest den letzten Dino erschlagen und das erzählst du deinen Enkeln. Die hätten doch schon gar keine Erinnerung mehr an Dinos, sie haben ja nie einen gesehen. Und spätestens für deine Urenkel wäre die Geschichte ziemlich unwichtig, oder vielleicht sogar ausgedacht. „Opa, der Angeber, denkt sich mal wieder Geschichten aus!“, hätten sie wahrscheinlich gesagt. Und dann hätte man die Dinos schnell vergessen und als ausgedachte Schauermärchen für Kinder abgetan.“

Karl sitzt in seine Gedanken versunken da. Er kratzt sich am Kopf. „Vielleicht ist das wirklich so“, stimmt er nachdenklich zu. „Neulich hat Mama uns erzählt, wie sie unseren Papa damals kennengelernt hat. Für mich war die Geschichte so neu, als hätte ich sie noch nie gehört, aber Mama sagte, dass sie sie uns mindestens schon zwei Mal erzählt hat.“

Leon nickt. „Ja, genau, Menschen sind vergesslich, das meine ich. Und wenn dann die Ururururenkel die Knochen eines Dinos ausgraben, dann weiß niemand mehr, was das für ein Tier gewesen sein könnte. Wir Menschen heute sind auf alle Fälle sehr vergesslich. Früher waren die Menschen es mehr gewohnt, sich Geschichten zu erzählen, zuzuhören und zu merken. Wenn sie sich biblischen Überlieferungen erzählten, dann wurde auch sehr genau darauf geachtet, dass alles richtig weitererzählt wurde. Das kann man beweisen. Aber bei den Berichten über gefährliche, ausgestorbene Tiere ging es ja nicht um Genauigkeit, sondern einfach um die Spannung. Vermutlich haben sich diese Ungeheuer eher dazu geeignet, auch mal das eine oder andere Schauermärchen zu erzählen und ein wenig zu übertreiben, damit die Enkel einen auch wirklich bewundern. Und so kam es wohl, dass niemand mehr wirklich an die Drachen geglaubt hat.“

Leon nimmt sich meinen Kuschel-Tiger und hält ihn Karl vor die Nase. „Außerdem waren die Dinos ja keine harmlosen Kaninchen, Karl, sondern etwa ein Drittel aller Dinosaurier waren gefährliche Fleischfresser! Überall da, wo auch heute noch wilde Tiere, wie zum Beispiel Tiger oder Bären, in der Nähe von Menschen leben, da gibt es Probleme und die Menschen versuchen, die wilden Tiere zu verjagen oder zu töten. So war das bestimmt bei den Dinos damals auch. Die fleischfressenden Dinos sind sowieso gefährlich gewesen“, Leon lässt den Plüschtiger in Karls Nase beißen, Karl kichert. „Aber auch die Pflanzenfresser waren nicht ungefährlich. Denn sie haben die Ernten niedergetrampelt oder sogar aufgefressen, haben dieselben Früchte gefuttert wie die Menschen, so dass es nicht mehr genügend Früchte gab und so weiter. Da ging es ums nackte Überleben. Wahrscheinlich waren die Menschen damals einfach erleichtert, dass der böse, wilde Drache, der immer alles vernichtet hatte, besiegt war und nicht wiederkommen konnte.“

„Was? Die haben die ausgerottet und sich darüber gefreut? Warum? War denen nicht bewusst, dass es danach keines mehr gibt? Die hätten doch wenigstens ein paar Kleine für uns überlassen können!“

„Die Kleinen werden aber auch groß, fressen, greifen an …“

„Jaja, schon gut.“ Karl akzeptiert Leons Erklärung.

Leon nimmt das Buch wieder auf, das er seitlich neben sich auf das Bett gelegt hat. „Zurück zur Schiefer-Palette“, sagt er. „Woher wussten die Menschen damals denn nun, wie ein Langhals ausgesehen hat? Die einzige für mich logische Antwort darauf ist, dass sie wirklich einen Langhals gesehen haben!“

„Klingt wirklich einleuchtend“, stimme ich meinem Bruder zu. „Ist das denn das einzige Bild, auf dem man einen Dino sieht?“

„Nee, hier sind noch ganz viele Zeichnungen und Abbildungen von Drachen in meinem Buch, z.B. die hier, die ist auf einer Säule in einem Tempel in Asien zu sehen:“

Nachbildung eines Stegosauriers abgebildet im Ta Prohm Tempel (Kambodscha), der aus dem 12. Jh. stammt.2

“Cool, ein Stegosaurus!” Karl ist begeistert. „Den müssen die Menschen damals ja auch gesehen haben, sonst hätten sie ihn nicht so darstellen können!“

„Wahrscheinlich! Ich zeig euch noch ein paar Bilder, ihr werdet staunen“:3

Römisches Mosaik, 2. Jhdt. n. Chr.

Tor in Babylon; jetzt Vorderasiatisches Museum, Berlin vor 2.600 Jahren

Von einem Wikingerschiff, 1.000 n. Chr.

Legende von St. George, 275 nach Chr.

Marco Polo in China im 13. Jh.: Er berichtete, dass der Kaiser Drachen züchte, um Streitwagen zu ziehen; auch aus dem Jahr 1611 gibt es Berichte über Drachen in China

Bischof von Carlisle, 15. Jhdt.

Indianische Felsenmalerei in einer Höhle im Grand Canyon

„Ist ja echt der Hammer!“, rufe ich begeistert. „Wieso wird bei all den Bildern bloß immer behauptet, dass die Dinosaurier ausgestorben sind, bevor die Menschen gelebt haben? Das sind doch ziemlich eindeutig Dinosaurier dort auf den Bildern!“ Diese Entdeckungen begeistern mich wirklich! Das würde doch die Aussagen der Bibel bestätigen, dass sich Dinos und Menschen begegnet sind! „Ist denn noch kein Mensch vor dir und diesem Drachenbuch-Schreiber auf die Idee gekommen, dass Drachen dasselbe sind wie Dinosaurier?“

Ich sitze gespannt wie ein Flitzebogen da. Eigentlich wollte ich ja Karl helfen bei seinen Fragen. Dass ich selber so viel Neues entdecken kann, damit hätte ich nie gerechnet!

„Doch, schon einige“, erklärt Leon. „Aber meistens werden die Drachen als Fantasie abgetan. Oder als Betrug. Das glaube ich aber nicht.“

„Ich auch nicht“, pflichte ich ihm bei.

„Alles schön und gut“, meldet sich jetzt auch Karl wieder zu Wort und sieht uns herausfordernd an. „Wir haben jetzt Bilder von Drachen gesehen, die aussehen wie Dinos. Dann vermuten wir, dass Dinos und Drachen dasselbe sind. Aber wenn die Drachen-Dinos wirklich zusammen mit den Menschen auf der Erde gelebt haben, dann müsste davon doch auch in der Bibel was stehen, oder? Warum hab ich dann nichts gefunden?“

Ratlos sehen wir uns an. Müsste darüber etwas drinstehen?

Ich überlege: „Ich glaube, von Elefanten und Zebras steht auch nichts in der Bibel und sie gibt es trotzdem. Aber vielleicht steht ja doch was drin. Karl, was hast du in die Suchmaschine der Online-Bibel eingegeben? Dinosaurier oder Drache?“

„Dinosaurier“, antwortet Karl.

Ok, das könnte uns weiterhelfen. „Vielleicht solltest du es dann mal mit ‘Drache‘ probieren“, schlage ich vor.

„Gute Idee“, stimmt mir Karl begeistert bei, „das könnte ich machen. Steht in deinem Drachen-Buch nichts darüber, Leon?“

Leon schüttelt den Kopf. „So weit habe ich noch nicht gelesen, tut mir leid“, antwortet er bedauernd.

Wir beschließen, einen Schlachtplan über das weitere Vorgehen auszuarbeiten: Ich werde zusammen mit Leon in seinem Drachenbuch weiterlesen und versuchen, noch mehr Interessantes herauszufinden. Karl will mit Bianca in der Online-Bibel im Internet nach ‚Drache‘ suchen, und falls wir nichts finden, dann können wir immer noch unsere Jungscharleiter Markus und Eva um Hilfe bitten. Aber zuerst mal wollen wir es alleine versuchen und verabreden uns für den nächsten Tag bei Bianca, um auszutauschen, was wir herausgefunden haben.

Bevor wir uns trennen, hole ich mein Notizbuch heraus. Das Notizbuch ist immer bei mir, wenn ich weggehe. Ich schreibe mir nämlich alles Wichtige auf, damit ich es nicht vergesse. Gestern habe ich mir notiert:

Karls Frage: Ist es wirklich BEWIESEN, dass die Dinos ausgestorben sind, bevor es die Menschen gab?

Es ist gar nicht BEWIESEN, dass Dinos vorher ausgestorben sind, weil es keiner beobachtet hat, es wird nur VERMUTET

Heute schreibe ich dazu:

Gott hat die Dinos und die Menschen am gleichen Tag gemacht

Es gibt sehr viele Drachenabbildungen und Berichte von Menschen, die mit Drachen gekämpft haben aus der ganzen Welt

Abbildungen von Drachen sehen den Dinos sehr ähnlich; ein weiterer starker Hinweis darauf, dass Menschen die Dinos gesehen haben!

Ich finde es immer toll, wenn ich auf eine Frage eine Antwort finde. Zufrieden lege ich mein Büchlein weg, hole es aber sofort wieder, weil ich vergessen habe, die neue Frage zu notieren:

Gibt es Berichte über Dinos in der Bibel?

Der Frage werde ich nachgehen.

1 Dr. Kent Hovind, mit freundlicher Genehmigung

2 © 2008 by CEM. All Rights Reserved. www.creationevidence.org, mit frndl. Genehmigung

3 Dr. Kent Hovind, mit freundlicher Genehmigung

3. Kapitel „Dinos in der Bibel?“

 

4. Kapitel: Dinos auf der Arche?

 

5. Kapitel: Probleme

 

6. Kapitel: Aussprache und andere Überraschungen

 

7. Kapitel: Jungschar

 

8. Kapitel: Woher wissen wir, dass die Sintflut wirklich stattgefunden hat?

 

9. Kapitel: Versteinerungen

 

10. Kapitel: Karl

 

11. Kapitel: Und dann?

 

Anhang

Die Arche zum Selberbasteln (auf DIN A4 vergrößern)

Empfehlenswerte Bücher und Internetseiten:

Für Kinder:

„Das vergessene Experiment“, Hans-Walter EuhusISBN: 3775155589

Für Erwachsene:

„Fragen an den Anfang- Die Logik der Schöpfung“, Ken Ham u.a.ISBN: 978-3-89397-279-1

„95 Thesen gegen die Evolution“ISBN: 978-3-86699-220-7

„Dinosaurier- Faszinierende Geschöpfe“, Arbeitsheft für Unterricht, Kinderarbeit und gemeinsames Lernen in der Familie, SCM-HänsslerISBN: 3-7751-2428-4

„Bibel, Schöpfung, Evolution“, Grundlegende Stundenentwürfe für Schule und Gemeinde, CV-Christliche Verlagsgesellschaft mbHISBN: 978-3-89436-638-4

http://yeshua.at/server/articles

Englischsprachige Bücher (www.masterbooks.net)

Für Kinder:

„Dinosaurs of Eden“, von Ken Ham

„Dinosaurs for Kids“, von Ken Ham

Für Erwachsene:

„The New Answers Book 1“, Ken Ham

Unsere Empfehlungen

 

 

Stefanie Vieru: Jule deckt auf - Band 1

Folgen Verlag, ISBN: 978-3-95893-113-8

Jule und ihre Freundin Leo sind zwei neugierige Mädchen- immer auf der Suche nach Gerechtigkeit und Wahrheit.

Als eines Tages Frau Hugendubel, die Vertretungslehrerin in Religion, den Kindern erklärt, dass die Schöpfung nur eine ausgedachte, nette Geschichte ist, die längst von der Wissenschaft widerlegt wurde, sind die beiden Freundinnen zuerst sehr verunsichert.

Aber mit viel Mut und Forscherdrang machen sie sich auf den Weg, Antworten zu finden.

Zum ihrem eigenen Erstaunen entdecken sie, dass die Evolutionstheorie gar nicht so bewiesen ist, wie es immer behauptet wird. Und sie finden heraus, dass viele wissenschaftliche Erkenntnisse ebenso auf die Wahrheit der Bibel hindeuten.

Aber dann ist da noch Jakob, der immer gemein ist und Jule und Leo lächerlich macht, wo es nur geht. Ob sie sich trotzdem trauen, im Reliunterricht von ihren Entdeckungen zu erzählen?

Ein Buch das Fakten liefert und Kindern Mut machen will, Gott und seinem Wort zu vertrauen.

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Denn was für spannende Erlebnisse wird diese Ferienzeit wohl mit sich bringen? Als sich dann in ihrer Nähe ein Banküberfall ereignet, scheint endlich alles so richtig aufregend zu werden. Doch bald müssen sie eine schreckliche Entdeckung machen: Die Gangster haben Roman entführt.

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Mit viel Sachverstand und schriftstellerischem Geschick zeichnet Helmut Ludwig große Ereignisse und kleine Episoden nach: wie der junge David im Alter von 10 Jahren 14 Stunden an der Webmaschine steht, wie er Missionskandidat wird und fast durchfällt, wie er dann nicht nach China, sondern nach Afrika ausreist und dort die Kalahari-Wüste erforscht, die Victoriafälle des Sambesi entdeckt und schließlich als verschollen gilt.

Der Journalist H. M. Stanley sucht ihn und findet einen entkräfteten, kranken Mann, der sich von einer weiteren Expedition nicht abbringen lässt, um Gottes Auftrag vollends zu erfüllen. Auf diesem Gewaltmarsch stirbt er. Seine Getreuen bringen den Leichnam durch Urwald, Steppe und Busch bis zur Küste. In der Westminster-Abtei wird er beigesetzt.

Ein großer Missionar, dessen bis zum Äußersten gehende Hingabe zeigt, was Glaube und Hoffnung um Christi willen für die Mitmenschen und die Wissenschaft zu vollbringen vermögen.