Julia Ärzte zum Verlieben Band 90 - Meredith Webber - E-Book
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Julia Ärzte zum Verlieben Band 90 E-Book

Meredith Webber

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Beschreibung

DER SCHMERZ, DER SEHNSUCHT HEIßT von WEBBER, MEREDITH Ausgerechnet Angus! Seit Jahren hat die Ärztin Beth keinen Kontakt zu ihrem Exmann. Bis eine unbekannte Infektion in ihrem Kindercamp ausbricht - und er als Spezialist gefragt ist. Kaum arbeitet sie mit ihm zusammen, verzehrt sie sich gegen jede Vernunft wieder nach ihm … SÜßE VERLOCKUNG FÜR DR. BRICE von RUTTAN, AMY Ausgerechnet Angus! Seit Jahren hat die Ärztin Beth keinen Kontakt zu ihrem Exmann. Bis eine unbekannte Infektion in ihrem Kindercamp ausbricht - und er als Spezialist gefragt ist. Kaum arbeitet sie mit ihm zusammen, verzehrt sie sich gegen jede Vernunft wieder nach ihm … EIN KINDERARZT ZUM KÜSSEN von DRAKE, DIANNE Keera kann es kaum erwarten, Dr. Reid Adams wiederzutreffen. Natürlich nur, weil sich der Kinderarzt so liebevoll um die kranke Megan in ihrer Obhut kümmert - nicht weil sie ihn unwiderstehlich findet. Denn ein Single-Vater wie er passt nicht zu ihr als Karrierefrau!

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Seitenzahl: 596

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Meredith Webber, Amy Ruttan, Dianne Drake

JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 90

IMPRESSUM

JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBENBand 90 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

© 2008 by Meredith Webber Originaltitel: „Children’s Doctor, Meant-to-be Wife“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MEDICAL ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Karin Klas

© 2014 by Amy Ruttan Originaltitel: „Melting the Ice Queen’s Heart“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MEDICAL ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Michaela Rabe

© 2013 by Dianne Despain Originaltitel: „A Child to Heal Their Hearts“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MEDICAL ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Claudia Weinmann

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 08/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733707569

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

MEREDITH WEBBER

Der Schmerz, der Sehnsucht heißt

Gefühle hat Dr. Angus Stuart immer verdrängt. Auch die Trauer, als er erst seinen Sohn und dann seine Frau Beth verlor. Stattdessen hat er sich in die Arbeit gestürzt. Aber als er jetzt überraschend mit Beth kooperieren muss, spürt er den Schmerz über den Verlust plötzlich stark wie nie. Genauso wie die Sehnsucht nach einer zweiten Chance für ihre Liebe …

AMY RUTTAN

Süße Verlockung für Dr. Brice

Groß, breite Schultern, smaragdgrüne Augen! Muss der neue Notarzt Gavin Brice so unverschämt sexy aussehen? fragt Virginia sich verzweifelt. Denn mit einem Flirt setzt sie als Chefärztin ihre Karriere aufs Spiel. Doch als Gavin sie mit einem unwiderstehlich zärtlichen Kuss überrascht, schmilzt sie wider besseres Wissen in seinen Armen dahin …

DIANNE DRAKE

Ein Kinderarzt zum Küssen

Zwischen Keera und Dr. Reid Adams herrscht vom ersten Moment an eine magische Spannung. Dabei hat die erfolgreiche Herzchirurgin dem alleinerziehenden Vater mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass sie mit Kindern nichts anzufangen weiß. Eine Beziehung kommt für ihn also nicht infrage! Insgeheim begehrt er sie trotzdem mit jedem Tag mehr …

Der Schmerz, der Sehnsucht heißt

1. KAPITEL

Es war wirklich der beste Job der Welt, entschied Beth, als sie den ehrenamtlichen Mitarbeitern des Camps half, die Kinder für die Nachtwanderung zusammenzurufen. Ja, sie verpasste den Gala-Abend, der auf die offizielle Eröffnung des Wallaby Island Medical Center folgen sollte. Aber die Freude, die ihr eine Nachtwanderung durch den Regenwald bereitete, war so viel mehr wert als ein Abendkleid und ein paar Tänze.

Das medizinische Versorgungszentrum auf Wallaby Island war kürzlich renoviert worden, und auch das Crocodile Creek Kids’ Camp hatte in diesem Rahmen eine Erweiterung bekommen. Es konnte nun zwanzig Kinder gleichzeitig aufnehmen, sodass eine Ärztin vor Ort erforderlich wurde. Die Wahl war auf Beth gefallen. Die Kinder sollten auf der Insel einen schönen Urlaub verleben und Dinge kennenlernen, die ihnen normalerweise verwehrt blieben. Diese Woche waren Kinder mit Atemproblemen zu Gast und eine Gruppe Krebskranke, die sich gerade in der Remissionsphase befanden.

„Nein, Sam, heute fahre ich mit Ally vorne mit. Du kümmerst dich hinten um Danny. Denk daran, dass es ihm nicht so gut geht, also ärgere ihn bitte nicht.“

Sie setzte die drei Kinder, für die sie heute Abend verantwortlich war, in einen der kleinen elektrischen Golfwagen, die auf der Insel die einzige Transportmöglichkeit darstellten. Dann steuerte sie ihn hinter den etwas größeren Wagen, den Pat, einer der Ranger, fahren würde. Er hatte sieben Kinder und eine weitere Helferin an Bord. Er trug auch den großen Strahler.

Pat überprüfte seine Passagiere und kam dann zu Beths Wagen. „Du lässt dich wohl gern quälen, oder?“, fragte er. „Ich habe gehört, du hast eigentlich frei. Trotzdem hast du dich für den Ausflug gemeldet. Du solltest auf der Party sein.“

Er machte nur Small Talk, aber Beth mochte ihn und wollte ihm eine ehrliche Antwort geben. „Ich bin viel lieber hier draußen mit den Kindern als auf so einer Feier“, sagte sie. „Für mich ist es doch auch ein Abenteuer. Ich war noch nie bei Nacht im Regenwald.“

„Hast du deine Taschenlampe?“

Beth hielt die schwere Lampe hoch, die er ihr vorhin gegeben hatte.

„Du musst sie auf die Tiere richten, damit die Kinder sie auch richtig sehen. Durch mein Licht werden die Tiere so paralysiert, dass sie stillhalten.“

„Das kriege ich hin“, sagte Beth, obwohl Sam sie bereits fragte, ob er die Taschenlampe halten dürfe. Es würde noch einige Kämpfe darum geben, bevor der Abend vorbei war. Sam war für seine acht Jahre relativ klein, aber er hatte einen eisernen Willen.

Pat kehrte zu seinem Golfwagen zurück und fuhr los. Er nahm den Pfad, der durch den Regenwald zum Hotel am anderen Ende der Insel führte. Nach fünf Minuten lenkte er in Richtung des zerklüfteten Bergs, der über den Wald wachte.

Die kleinen Wagen rollten leise vor sich hin, nur das Summen der Räder war zu hören. Pat hielt an und machte die Scheinwerfer aus, während Beth hinter ihm zum Stehen kam.

„Denkt daran, dass wir ganz still sein müssen, damit die Tiere nicht wegrennen“, flüsterte Beth ihren Kindern zu, als Pat den Strahler einschaltete und das Licht über die Palmen und Farne am Wegesrand streifen ließ.

„Da“, sagte er leise, und die Kinder riefen „Oooh“, als im Licht plötzlich große gelbgrüne Augen blinkten. Beth leuchtete mit ihrer Lampe auf eine Stelle neben den Augen und ließ die Lampe fast fallen. Es war eine Schlange. Zugegeben, eine wunderschöne Schlange, aber eben doch eine Schlange. Das Tier hatte ein Diamantenmuster, und obwohl es sich um einen Baumstamm gewickelt hatte, schätzte Beth es auf mindestens zweieinhalb Meter Länge.

Sie mochte Schlangen nicht unbedingt, und der Strahl der Taschenlampe zitterte, während sie unwillkürlich die Beine hochzog. Ally, die vielleicht diegleiche primitive Angst verspürte, kroch auf ihren Schoß.

Glücklicherweise ließ Pat seinen Strahler weiterwandern, und auf der anderen Seite des Weges sahen sie einen winzigen pelzigen Gleitbeutler mit riesigen Augen, der im Licht erstarrt war.

„Aaaah“, sagten die Kinder und: „Sieh mal“.

Wie konnten sie auch ruhig bleiben, wenn solch ein putziges Tier plötzlich die Beine bewegte und die flügelartige Membran dazwischen entfaltete, sodass es wie ein Vogel von einem Ast zum nächsten gleiten konnte?

Das nächste Tier saß auf dem Boden und hielt in den Vorderpfoten eine Nuss, auf der es gemächlich herumkaute.

„Eine Buschratte“, flüsterte Pat, während Beths Licht erst den Körper und dann den weißen Schwanz des Tieres beleuchtete.

Die Stimmen der Kinder erschreckten das Tierchen, sodass es schnell im Unterholz verschwand. Pat entschied sich nun für eine Ultraviolettlampe, mit der er schließlich einen riesigen untertassenförmigen Pilz entdeckte, der geisterhaft phosphoreszierte und den Kindern erneut Laute des Staunens entlockte.

Sie fuhren weiter. Sam zählte an den Fingern ab, wie viele Tiere sie sahen, und schon bald brauchte er Dannys Finger zur Unterstützung. Beth sah jedoch, dass Danny müde wurde, und da bereits einige der Kinder mit einer rätselhaften Krankheit auf der Krankenstation des medizinischen Zentrums lagen, entschied sie sich, ihn zurück zum Camp zu bringen. Ally hatte bestimmt auch schon genug.

„Wie wäre es, wenn du zu Pat in den Wagen steigst, Sam? Dann kann ich Ally und Danny zurückbringen“, schlug sie vor.

„Nein, ich bin Dannys Freund. Ich bleibe bei ihm.“

„Ich will zu Pat“, sagte Ally. Beth erkannte wieder einmal, dass Kinder immer für eine Überraschung gut waren. Also setzte sie das Mädchen in den größeren Wagen und hielt kurz inne, als sie im Busch ein Rascheln hörte. Sam durfte vorn sitzen und die Taschenlampe halten, um nach dem Tier Ausschau zu halten.

„Da drüben. Ich kann etwas hören. Leuchte nach da, Sam“, flüsterte Danny, als sie dem Hauptweg wieder näher kamen.

Beth fuhr langsamer, und Sam schaltete die Lampe ein. Doch sie sahen weder ein Säugetier noch ein Reptil, sondern einen Menschen.

Einen sehr großen Menschen.

Einen sehr vertrauten Menschen!

„A…A…Angus?“

Fragend stotterte sie seinen Namen und starrte ins Dunkel. Mit einem Aufschrei hatte Sam nämlich die Taschenlampe fallen lassen und war davongerannt, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen.

Danny begann zu weinen, Beth rief Sam zu, er solle stehen bleiben und warten, doch es war Angus, der zuerst reagierte und dem verängstigten Kind folgte.

Beth nahm Danny auf den Schoß und beruhigte ihn. Es war schwer, mit dem Kind auf den Beinen zu steuern, doch sie folgte Angus in der Hoffnung, dass Sam auf dem Pfad bleiben würde.

„Er hat sich erschreckt, das ist alles“, sagte sie zu Danny. „Wir finden ihn bestimmt gleich.“

Glücklicherweise dauerte es wirklich nicht lang, bis sie ihn sahen – auf Angus’ Schultern sitzend, mit Angus’ Taschenlampe in der Hand. Danny beruhigte sich sichtlich.

„Er ist ja doch kein Yowie“, verkündete Sam, als der Golfwagen vor ihnen zum Stehen kann. „Ich habe echt gedacht, er ist ein Yowie. Du auch, Danny?“

Danny gab zu, dass auch er gedacht hatte, dass Angus dieses mythische Wesen aus dem Busch war. Beth bezweifelte, dass Danny schon jemals davon gehört hatte.

Beth selbst hatte mehr Angst gehabt, dass Angus ein Geist war – eine Fantasievorstellung, die in der Dunkelheit des Regenwalds zum Leben erweckt worden war. Yowies waren sicherlich grässliche Kreaturen, genauso wie Geister, aber nicht groß, stark und unwiderstehlich …

Was sie wieder in die Realität zurückbrachte.

„Du kannst nicht einfach weglaufen, Sam“, schimpfte sie milde, während Angus das Kind in den Wagen setzte, wo er sich an Beth und Danny schmiegte. „Du hättest dich im Wald verlaufen können.“

„Neee“, sagte Sam und schüttelte heftig den Kopf. „Ich bin auf dem Pfad geblieben – in die Büsche würd ich nicht gehen. Da gibt’s doch Schlangen.“

„Und Yowies“, sagte Danny. Beth hörte, wie müde er war, und wollte ihn schnell ins Camp zurückbringen.

Und sie musste etwas zu Angus sagen. Aber was? All ihre Gelassenheit war dahin, und sie zitterte noch von der Aufregung, sodass Wut die Oberhand gewann.

„Und was dir einfällt, einfach so aus dem Wald aufzutauchen“, griff sie ihn an. „Du hast uns alle zu Tode erschreckt.“

„Beth? Bist du das wirklich?“ Er beugte sich herunter und blickte sie an Sam vorbei an. Er hörte sich so überrascht an, wie er aussah.

„Wer ist das?“, fragte Sam, bevor sie Angus versichern konnte, dass sie es wirklich war. „Und was macht er im Wald?“

Das würde ich auch gern wissen, dachte Beth, aber irgendwie schienen ihre Lippen oder Stimmbänder nicht so richtig zu funktionieren.

Zum Glück schien das für Angus kein Problem zu sein. „Ich bin Angus und bin im Hotel zu Gast. Gerade mache ich genau das Gleiche wie ihr: mir die Tiere bei Nacht ansehen. Deswegen habe ich auch eine Taschenlampe dabei.“

Er hielt sie hoch, und Sam griff erneut danach. Er leuchtete Danny und Beth an.

„Mach das aus“, sagte Beth. Sie hatte ihre Stimme wiedergefunden. „Wir müssen zurück zum Camp.“

Sie wusste nicht, ob sie es zu den Kindern oder zu Angus sagte, aber sie wusste, dass sie nicht nur wegen ihrer eigenen Verwirrung zurückmussten, sondern vor allem, weil Danny ins Bett gehörte.

Sie nickte Angus zu – das schien eine angemessene Reaktion, wenn man seinem Exmann mitten in der Nacht im Regenwald begegnete – und trat aufs Gaspedal.

Doch es war der Rückwärtsgang. Sam lachte laut auf, und sogar Danny kicherte.

„Kleiner Rabauke“, brummte Beth und drückte den Knopf, den Sam gedrückt haben musste. Erneut beschleunigte sie und fuhr wie gewünscht vorwärts, an Angus vorbei, der immer noch dort stand.

Wenn der Schock, den er fühlte, genauso stark war wie jener, der Beth durch den ganzen Körper gefahren war, würde er vielleicht noch am Morgen dort stehen.

Im Camp übergab sie die zwei Kinder ihren Pflegern und berichtete, dass Ally bei der anderen Gruppe geblieben war. Dann machte sie sich auf den Weg zum medizinischen Zentrum – vielleicht, um nicht weiter über Angus nachdenken zu müssen? Nein, der wirkliche Grund war der kleine Robbie Henderson, der geschlafen hatte, als ihre Schicht vorbei gewesen war. Und obwohl Grace Blake eine erstklassige Krankenschwester war und Beth eine Nachricht auf ihren Pager gesendet hätte, falls etwas geschehen wäre, wollte sie doch selbst nachsehen, ob mit ihm alles in Ordnung war.

Auch die anderen Patienten brauchten sie.

Aber ja, es würde ihr auch dabei helfen, nicht mehr über Angus nachzudenken.

Sie parkte den Wagen vor dem Zentrum und sah, wie sich am Rande des Parkplatzes ein dunkler Schatten bewegte. Ein Sturmtaucher auf dem Weg in seine Mulde? Sie beobachtete den Vogel eine Minute lang, aber er rührte sich nicht mehr.

Hatte Lily nicht neulich erst einen toten Vogel gefunden?

Und Ben, einer der Ranger, der sich gerade krankgemeldet hatte, hatte doch auch tote Vögel gesammelt.

„Ich wollte dich gerade anpiepsen“, sagte Grace, als Beth in die Klinik kam. „Er hat eine Stunde lang gut geschlafen, ist dann aber unruhig aufgewacht. Wobei ich nicht sicher bin, ob er wirklich ganz wach ist. Luke ist hier, aber er ist bei Mr. Woods, dem Mann, den du heute Nachmittag mit Verdacht auf Herzinfarkt aufgenommen hast.“

Luke Bresciano war einer der Ärzte des Crocodile Creek und seines Notfallteams. Wie alle Mitarbeiter übernahm auch er Schichten im medizinischen Zentrum. Er war heute Abend der zuständige Arzt, aber es war Beth gewesen, die Robbie hergebracht hatte. Während der Untersuchung hatte sie mit ihm über seine Familie zu Hause gesprochen, und er hatte sich langsam entspannt. Wenn er jetzt wieder unruhig war, würde er vielleicht besser auf sie als auf einen anderen Arzt reagieren, den er nicht kannte.

Sie ging in sein Zimmer, wo er sich fiebrig im Bett hin und her wälzte. Er war ein schmaler Junge, und Arm und Bein auf der linken Seite waren von der zerebralen Kinderlähmung verrenkt, die auch seine Lunge in Mitleidenschaft gezogen hatte. Schon eine leichte Infektion konnte bei ihm zu Atemproblemen führen.

„Hallo, Robbie“, sagte sie leise, setzte sich zu ihm ans Bett und nahm seine Hand. Sie strich ihm die wilden dunklen Haare aus der Stirn und sprach ruhig mit ihm.

Er öffnete die Augen und blickte sie an, aber sie wusste, dass er sie nicht sah – er war in einer fremden Welt, die seine Krankheit heraufbeschworen hatte.

„Schlaf nur ein“, sagte sie und strich ihm mit der Hand über die Augen. „Ich bleibe bei dir, kleiner Mann.“

Mit seiner Hand in ihrer sang sie ganz leise ein kleines lustiges Lied, das sie von früher kannte und in dem es um ein Echo ging.

Hatte sich dieses Lied wegen Angus aus ihrem Unterbewusstsein gegraben? Ein Echo aus der Vergangenheit?

Es hatte sie definitiv aufgewühlt, ihn zu sehen. So sang sie nicht nur für Robbie, sondern auch für sich selbst und wählte ein albernes Lied nach dem anderen, bis das Gefühl der Panik in ihrer Brust sich legte und die Ruhe, die sie auf dieser friedlichen Insel gefunden hatte, zurückkehrte.

Angus war also hier – und wenn schon! Sie hatte ihn längst überwunden. Nun ja, vielleicht nicht überwunden, aber sie hatte es geschafft, ihn in eine der hintersten Ecken ihrer Erinnerungen zu verbannen, wie alte Andenken, die man auf dem Dachboden aufbewahrte. Konnten Erinnerungen mit so vielen Spinnweben überzogen werden, dass sie unsichtbar wurden?

Dass sie sie vergessen konnte?

Nicht, wenn sie ihr immer noch Herzschmerz bereiteten.

„Verfluchter Kerl“, murmelte sie und verstummte schnell wieder, um Robbie nicht zu stören.

Er schlief ruhig weiter, aber Beth war wütend, dass der Frieden, den sie in so kurzer Zeit an diesem Ort gefunden hatte, doch noch so fragil war, dass er in Gefahr war, sobald sie Angus begegnete.

Hier, wo sie im medizinischen Zentrum mit dem angeschlossenen Kindercamp arbeitete, hatte sie eigentlich den perfekten Job gefunden. Sie kümmerte sich um die Kids, spielte mit ihnen, teilte ihre Erlebnisse und konnte endlich den Verlust ihres eigenen Kindes bewältigen – ihres und Angus’. In den drei Jahren, seit Bobby gestorben und Angus und sie sich getrennt hatten, war sie hier fast wieder glücklich. Und es war eine Art Glück, das länger als einen Moment oder ein paar Tage zu halten schien.

Zuerst hatte sie sich gefragt, wie sie zurechtkommen würde, insbesondere, weil viele Kinder im Camp an Kinderlähmung erkrankt waren, an der auch Bobby gelitten hatte. Doch schon am Tag ihrer Ankunft merkte sie, dass es für sie in Ordnung war. Genau wie Bobby, der trotz seines zarten Alters von drei Jahren gegen die Beschränkungen seiner Krankheit, seine schwere Lähmung, angekämpft hatte, lebten auch diese Kinder mit ihrem Asthma oder ihrer Diabetes, mit einer Krebserkrankung in der Remissionsphase oder eben mit der Kinderlähmung. Dabei waren sie fröhlich und stark und erfreuten sich so sehr an jedem Moment des Camplebens, dass die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen davon angesteckt wurden.

Ja, es war der perfekte Job an einem perfekten Ort – in einem tropischen Inselparadies. Was mehr konnte man sich wünschen?

Das Wort mit L kam ihr in den Sinn. Aber das war doch albern! War es Angus’ Schuld, dass sie daran dachte?

Angus hatte alle möglichen Geister wieder zum Leben erweckt, was umso verrückter war, weil er sie niemals geliebt hatte. Von Anfang an hatte sie das gewusst, und dennoch hatte sie gewagt zu träumen …

Doch damit war es vorbei!

Sie drängte ihre Gedanken zurück in den mit Spinnweben überzogenen Dachboden. Dann war er eben im Hotel, na und? Das lag auf der anderen Seite der Insel, also gab es wirklich keinen Grund, warum sie sich noch einmal über den Weg laufen sollten.

Doch in den frühen Morgenstunden, als Robbie schlief, musste sie zugeben, dass die Insel kein sicherer Hafen mehr war. Sie konnte ihre Sorgen nicht mehr zurückdrängen, und die Müdigkeit machte es nur noch schlimmer.

Sie versuchte sich zu sagen, dass es der Vorfall mit Angus gewesen war, der sie beunruhigte, doch es war noch einiges mehr, was sie beschäftigte und ihr Angst machte.

Mit Angus waren die Erinnerungen an Bobbys Tod zurückgekommen. Er war an einer massiven Brustinfektion gestorben, die sie zuerst für eine simple Grippe gehalten hatten. Doch gab es das bei so empfindlichen Kindern überhaupt: eine simple Grippe?

Und dann waren da auch noch die Vögel.

Ihr Inselparadies war zu einem Ort der kranken Kinder und der toten Vögel geworden.

Das ging Beth wieder und wieder im Kopf herum wie ein Echo, bis vor dem Fenster grau und müde der Tag anbrach. Erschöpft, wie sie war, versuchte sie, ihre Gefühle beiseitezuschieben und sich nur an die Tatsachen zu halten.

Die Stimmung auf der Eröffnungsfeier gestern war äußerst bedrückt gewesen. Kein Wunder, immerhin war die Hälfte des Krankenhauses mit seinen zehn Betten belegt. Lily, Jack und Robbie lagen hier im medizinischen Zentrum, und auch Danny hatte sich gestern nicht gut gefühlt. Eine Erkältung war für diese Kinder gefährlich genug. Eine Grippe noch viel mehr.

Die Vogelgrippe? Sie war keine Tatsache, aber ein Gedanke, der sich aufdrängte. Noch hatte niemand dieses gefürchtete Wort ausgesprochen, aber Beth konnte es fast in dem warmen tropischen Wind hören, der über die Insel strich und in den raschelnden Palmblättern flüsterte. Beth sorgte sich besonders, weil offensichtlich niemand versuchte herauszufinden, ob dies der Anfang einer Pandemie sein könnte.

Normalerweise hätte Charles Wetherby, der Leiter des Crocodile Creek, der die Erweiterung des medizinischen Zentrums auf Wallaby Island initiiert hatte, auch hier aktiv werden müssen, aber er war von den offiziellen Veranstaltungen und den dafür angereisten Ehrengästen voll in Anspruch genommen. Außerdem gehörte seine Pflegetochter Lily zu den erkrankten Kindern.

Er schien generell abgelenkt, aber Beth kannte ihn nicht gut genug, um beurteilen zu können, ob das einfach Teil seiner Persönlichkeit war.

Was die mysteriöse Krankheit anging, so waren Blutproben auf das Festland gesendet worden – noch eine hilfreiche Tatsache –, doch es gab so viele verschiedene Grippearten, und das Pathologielabor würde die Vogelgrippe möglicherweise nicht in Erwägung ziehen. Vielleicht hatte es auch gar nicht die Ausrüstung, die man für solche Tests brauchte.

Beth seufzte im blassen Morgenlicht und wusste, dass sie ihre Entscheidung umsetzen musste, die sie bereits gegen Mitternacht gefällt hatte, als sie bei Robbie am Bett saß und nicht diesen Jungen sah, sondern ein kleineres und jüngeres Kind: ihren Bobby. „Später nennen wir ihn Bob“, hatte Angus gesagt. „Das ist männlicher als Bobby.“

Aber Bobby hatte das Mannesalter niemals erreicht. Und Angus? Sie seufzte erneut. Angus war nur eine kurze Fahrt mit dem elektrischen Golfwagen entfernt, im Luxushotel am Südende der Insel.

Angus war Pathologe mit Spezialisierung auf Epidemiologie.

Angus würde sich mit der Vogelgrippe auskennen.

Sie musste zu ihm fahren und ihn fragen.

Bevor noch ein Kind krank wurde und starb …

Beth ließ den Golfwagen auf dem Parkplatz am Rande des Hotels stehen.

„Bleib“, sagte sie streng zu Garf, dem Labradoodle des Camps, dessen absolute Lieblingsbeschäftigung ein Ausflug im Golfwagen war und der in letzter Sekunde neben ihr auf den Sitz gesprungen war.

Zufrieden legte Garf sich quer auf den Sitz.

Bewachen würde er den Wagen nicht. Viel wahrscheinlicher war, dass er jemanden auffordern würde, ihn zu stehlen, damit er noch eine Runde über die Insel fahren konnte.

Lächelnd ging Beth den Weg durch die üppigen grünen Büsche, die den Parkplatz vom Hotel trennten. Sie fand sich neben dem Pool wieder. Er schien unendlich lang zu sein, und sie erkannte, dass er so angelegt worden war, dass er direkt in den Ozean überzugehen schien. Daneben standen Stühle und Tische unter großen Sonnenschirmen sowie gemütliche Liegestühle, in denen trotz des frühen Morgens bereits die ersten Gäste den Sonnenschein genossen.

Rechts von ihr erhob sich das Hotel mit seinen Terrassenetagen, mit denen es die Form des zerklüfteten Berges hinter sich nachahmte.

„Wow!“ Das Wort entschlüpfte ihr, noch bevor ihr einfiel, dass sie sich von der Großartigkeit der neuen Anlage nicht hatte beeindrucken lassen wollen.

Wahrscheinlich war sie so nervös, Angus zu treffen, dass sie sich auf ihre Umgebung konzentrierte, um nicht an ihn zu denken. Ein Selbstgespräch half dabei.

Doch dann dachte sie wieder an Robbie Henderson – und an Jack und Lily und die anderen Patienten – und an den Grund, aus dem sie hergekommen war. Mit festem Schritt und wild klopfendem Herzen ging sie auf das Gebäude zu.

Du bist nicht mehr das naive 25-jährige Mädchen, das sich in den ersten braunäugigen Facharzt verliebt, der sie mit einem Blick beehrt – beeindruckt von seiner Position, in der er sich nicht um kleine Praktikantinnen kümmert, sprach sie sich selbst gut zu. Du bist eine reife, erfahrene Frau, eine qualifizierte Notfallmedizinerin und Leiterin des Wallaby Island Medical Center. Außerdem machst du nur, was jede vernünftige Ärztin tun würde: sich Rat von einem Spezialisten holen.

Der zufällig die Liebe ihres Lebens war, sagte eine innere Stimme.

„War! Vergangenheit!“, murmelte sie, trotzdem verlangsamte sie ihre Schritte und musste sich weiter gut zusprechen.

Er wird dich schon nicht beißen. Und er will helfen. Wenn er wüsste, dass die Kinder krank sind, hätte er bestimmt schon selbst seine Hilfe angeboten. Er ist ein guter Mensch, besessen von seiner Arbeit, aber wenn man ihn einmal davon ablenken kann, ist er ein guter Mensch.

All dies hatte sie sich schon die ganze Nacht gesagt, und auf dem fünfzehnminütigen Weg zum Hotel hatte sie auch Garf noch einmal erzählt, was für ein guter Mensch Angus war. Dennoch war sie so aufgeregt, dass ihr Magen sich zusammenzog und ihr richtiggehend schlecht wurde.

„Auf seinem Zimmer scheint er nicht zu sein“, sagte der höfliche Rezeptionist und legte den Hörer auf. Nachdem Beth ihm erklärt hatte, wer sie war und was sie von Angus wollte, hatte er auf seinem Zimmer angerufen. „Aber wenn Sie durch das Rainforest Retreat gehen, finden Sie ihn vielleicht beim Frühstück.“

Er zeigte ihr, wie sie in das riesige Gewächshaus kam, das sich an der Rückseite des Gebäudes gleich an den Regenwald anschloss. Durch die Palmen und Farne in großen Blumentöpfen erkannte man schwer, wo der echte Wald aufhörte und der Menschen gemachte begann.

Auf der Schwelle hielt Beth inne, erst vor Bewunderung und dann, um sich umzublicken und zwischen den Palmen hindurch einen großen dunkelhaarigen Mann zu finden, der, das wusste sie aus der Vergangenheit, vollständig auf sein Frühstück konzentriert sein würde.

Was immer Angus tat, das tat er mit vollem Einsatz. Und ja, da war er: Er löste vorsichtig, eins nach dem anderen, die Fruchtfleischsegmente einer halben Grapefruit heraus und kaute sorgfältig, während er das nächste angriff.

„Im Hotel werden sie nie richtig bis unten hin geschnitten“, hatte er sich während ihres kurzen Flitterwochenendes in einem Hotel in der Stadt beschwert. Und seitdem war es ihre Mission – vielmehr eine ihrer Missionen – gewesen sicherzustellen, dass seine Grapefruits immer richtig bis unten hin geschnitten waren.

Doch seit drei Jahren war Angus’ Frühstück nicht mehr ihre Verantwortung, seit drei langen Jahren …

Sie wusste nicht, ob sie das traurig machte oder sie sich erleichtert fühlte, als sie plötzlich sah, wie seine Konzentration schwand – ein Stück Grapefruit auf der Gabel zwischen Teller und Mund. Da erst sah sie, dass er in Begleitung war, was Beth durch ein großes Palmenblatt bislang verborgen gewesen war. Eine sehr attraktive Frau mit langen blonden Haaren. Wie ein Vorhang verdeckte die Haarpracht ihr Gesicht, bevor sie sie zurückstrich und perfekte Gesichtszüge offenbarte. Dann fielen die Haare wieder zurück, und der Moment der Intimität, die sie zwischen den beiden gesehen hatte, ließ Beths Mut endgültig schwinden. Angus war zu seiner Grapefruit zurückgekehrt.

Sie hätte sich am liebsten auch hinter einem großen Palmenblatt versteckt, sodass niemand sah, wie unfähig sie war, sich zu bewegen. Aber sie war keine kleine Praktikantin mehr, die in Gegenwart des bewunderten Facharztes sprachlos dastand – sie war selbst eine kompetente Ärztin, und Robbie und die anderen brauchten Hilfe. Sofort!

Ihre Beine verweigerten ihr den Dienst, doch sie kämpfte dagegen an und ging langsam und etwas unbeholfen vorwärts, bis sie den Tisch erreicht hatte.

Die Blonde sah zuerst auf. Sie war mehr als nur attraktiv, sie war atemberaubend schön.

Beth schluckte und straffte sich. „Entschuldigen Sie die Unterbrechung“, sagte sie ruhig, und Angus blickte von seinem Frühstück auf. Er sah genauso überrascht aus, wie sie nervös war.

„Beth?“

Das Wort klang eher wie ein Krächzen, aber sie wusste nicht, welche Art Gefühl es war, das seine Stimme versagen ließ.

„Es tut mir leid, dass wir uns gestern nicht richtig unterhalten konnten, aber dem kleinen Danny ging es nicht gut, und er musste ins Bett. Wie geht es dir, Angus?“, fragte sie hastig, während sie versuchte, ihre zitternden Hände ruhig zu halten.

Er starrte sie an, und sie fragte sich, ob er ihr Treffen gestern Abend im Regenwald vielleicht als Traum abgeschrieben hatte.

Sein stummer Blick machte sie nur noch unruhiger, und sie vergaß, dass sie eine reife, erfahrene Frau war, und redete aufgeregt weiter.

„Es tut mir wirklich leid, dass ich störe, aber wir haben eine Krise im medizinischen Zentrum und …“

Verständnislos wiederholte er: „Im medizinischen Zentrum?“

„Du hast bestimmt davon gehört. Gestern Abend war die offizielle Eröffnung, ein Galaabend hier im Hotel. Das medizinische Versorgungszentrum liegt auf der anderen Seite, eine Niederlassung des Crocodile Creek Hospital auf dem Festland. Hier auf der Insel gab es immer ein kleines Zentrum, aber nach dem Zyklon wurde das Crocodile Creek Kids’ Camp neu aufgebaut und erweitert.“

In ihrer Aufregung kamen die Worte aus ihr herausgeschossen wie aus einer Maschinenpistole.

„Crocodile Creek? Das ist doch Charles Wetherbys Einrichtung? Ich habe gehört, dass ein Notfalldienst angeschlossen ist. Ja, das kommt mir bekannt vor“, sagte Angus. Beth dachte, dass er es wohl gleich wieder vergessen hatte, weil es ihn selbst nichts anging.

Doch nun sah er sie stirnrunzelnd an, und über der langen schlanken Nase zogen sich die feinen dunklen Augenbrauen zusammen. „Und was hast du damit zu tun?“

Die Frage war so scharf, dass Beth zum ersten Mal dachte, dass sie ihren Exmann doch erst hätte anrufen sollen, statt wie ein hilfloses Kind zu ihm zu rennen. Sie fühlte sich wie eine Schülerin im Büro des Rektors.

Es schien, als käme auch Angus die Situation merkwürdig vor, denn er stand auf, holte einen Stuhl heran und bat Beth, sich zu setzen.

Allerdings immer noch mit sehr strenger Stimme.

Ihre Knie bebten, weil sie so aufgeregt war, Angus wiederzusehen, und weil sie viel zu wenig geschlafen hatte, sodass sie sich ohne Widerrede hinsetzte. Nun konnte sie wenigstens ihre zitternden Hände verbergen.

Angus setzte sich ebenfalls und schob die halb gegessene Grapefruit von sich. Er konzentrierte sich auf Beth. Zumindest größtenteils, denn gleichzeitig musste er sich Mühe geben, Erinnerungen zurückzudrängen sowie die vollkommen unnötige Beobachtung, dass sie müde aussah und wie klein sie immer wirkte, wenn sie müde war, und dass sie Gewicht verloren hatte und dass er sie, auch nach drei Jahren, immer noch berühren wollte, ihre samtweiche Haut, dass er sie ausziehen wollte und …

„Am besten fängst du am Anfang an. Warum bist du hier?“, fragte er in der Hoffnung, dass er mit praktischen Fragen die Kontrolle wiedergewann. Nicht nur über die Situation, sondern auch über seinen Körper und seine Gedanken. „Nicht hier beim Frühstück, sondern hier auf der Insel. Hast du etwas mit diesem medizinischen Zentrum zu tun?“

„Ja, ich arbeite dort als leitende Ärztin. Als ich die Stellenanzeige las, dachte ich, dass das genau das Richtige für mich ist. Einmal etwas ganz anderes.“

Viel zu viele Informationen. Sie schien durcheinander – so wie er –, aber …

Er wühlte in seinem Gedächtnis. Das Crocodile Creek Kids’ Camp war für Kinder mit chronischen Krankheiten oder Behinderungen. Hatte sie sich für diese Stelle entschieden, weil sie in all diesen Kindern Bobby sah?

Das war bestimmt ein Faktor, aber es musste mehr dahinterstecken. Auf einer Hotelinsel kamen und gingen die Menschen, insbesondere die Kinder. Sie müsste zu keinem von ihnen eine enge Beziehung aufbauen. So würde sie nicht verletzt werden. Beths Selbstschutzinstinkte waren stark und hatten sie schon damals dazu gebracht, keinesfalls ein zweites Kind haben zu wollen.

Vielleicht hatte er es auch zu früh vorgeschlagen, zu früh nach Bobbys Tod.

„Angus?“

Es war nicht Beths Stimme, sondern Sallys, die ihm zeigte, dass er zu lange in Gedanken versunken gewesen war. Normalerweise konnte er so etwas besser: Er begriff schnell, konnte schnelle Entscheidungen treffen, war konzentriert …

Er wandte sich seiner Begleiterin zu, der großen, eleganten, wunderschönen, intelligenten Sally. Sie war eine noch recht neue Kollegin, aber sie hatten sich ab und zu getroffen. Er hatte vorgeschlagen, dass sie mit zu dieser Konferenz kommen könne, mit dem Hintergedanken, dass …

Er warf Beth einen Blick zu und schämte sich auf merkwürdige Weise, dass er solche Gedanken gehabt hatte. Dann wiederum wurde er wütend darüber, dass er sich schämte.

„Entschuldige, Sally. Das ist Beth, meine Exfrau.“

„Ich lasse euch allein, damit ihr reden könnt“, sagte Sally in einem Ton, der besagte, dass sie und Angus sich im Laufe des Wochenendes bestimmt nicht mehr besser kennenlernen würden.

Obwohl er sah, wie sehr sie sich wünschte, dass er sie bat zu bleiben – sie berührte seinen Arm, während sie sprach –, hielt er sie nicht auf, sodass sie sich mit ihrem Kaffee und Rosinentoast einen Tisch am anderen Ende des Raumes suchte.

„Es tut mir leid, ich wollte niemanden verletzen“, sagte Beth. „Ich kann es dir ganz schnell erklären, dann kannst du … Sally heißt sie? Dann kannst du Sally alles erzählen. Das versteht sie bestimmt.“

Angus begriff nicht, warum Beth sich jetzt Sorgen um Sally machte. Aber Beth machte sich immer über jeden Sorgen, auch noch in den kleinsten Dingen. Er zog die Grapefruit wieder zu sich.

„Auf unserer Seite der Insel scheint ein Virus unterwegs zu sein, das grippeähnliche Symptome hervorruft. Drei der Kinder – Jack und Robbie aus dem Camp und Lily, die Pflegetochter von Charles Wetherby – sind richtig krank, sehr hohe Temperatur, die wir kaum mit Medikamenten in den Griff bekommen. Und dann sind da auch noch die Vögel. Auf der ganzen Insel finden sich tote Vögel, Sturmtaucher sind es wohl.“

Sie blickte sich um und sagte: „Hier wahrscheinlich nicht. Die Gartenpfleger werden sie wegräumen. Aber bei uns liegen sie herum. Lily hat einen aufgehoben und Charles gebeten, ihn zu heilen. Wir haben anfällige Kinder im Camp, Angus, und niemand sagt etwas, aber ich glaube, viele befürchten schon, dass es die Vogelgrippe ist.“

Flehentlich blickte sie ihn mit ihren weit auseinanderstehenden, blauen Augen an und stellte die Frage, die sie noch nicht in Worte gefasst hatte.

Würde er helfen?

Als ob sie fragen oder gar flehen musste! Kurz wurde er wütend auf sie, dachte dann aber, dass Beth, die so wenig hatte, nie etwas für selbstverständlich halten würde. Und ganz bestimmt nicht, was ihn anging. Hatte er nicht ihre Entscheidung, sich zu trennen, hingenommen und war ohne ein weiteres Wort gegangen? Hatte er sich nicht in seiner Arbeit vergraben und seine Fähigkeit, sich vollständig auf ein Problem zu konzentrieren, genutzt, um alles andere auszublenden? Nur um spät – zu spät – zu merken, dass er hätte bleiben und sie überzeugen sollen …

Aber das war vorbei, und sie brauchte jetzt seine Hilfe.

„Wie kommen wir zum Krankenhaus?“

„Ich habe draußen einen elektrischen Golfwagen.“

„Dann los.“

Er stand auf und hielt ihr seine Hand hin, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein – eine automatische Geste, bis er sah, wie sie zurückzuckte, als ob seine Berührung sie verbrennen könnte. Ihn überkam ein Schmerz, den er eigentlich für besiegt gehalten hatte.

2. KAPITEL

Beths Haut prickelte in dem Bewusstsein, dass Angus direkt neben ihr ging. Als sie Garf sah, seufzte sie erleichtert. Er konnte sich zwischen sie setzen, sie konnten über den Hund reden, und sie musste sich keine Gesprächsthemen einfallen lassen.

„Du meine Güte, was ist das?“

Beth musste lächeln. Garf sah eher aus wie ein großes Schaf oder eine lockige Ziege als ein Hund.

„Das ist Garf. Er fährt gerne spazieren. Rück mal ein Stück, Hund!“

Garf setzte sich auf und gab ein Willkommensbellen von sich. Er sah Angus interessiert an. Ob das ein Mann war, der wusste, wo genau ein Hund hinter dem Ohr gekrault werden wollte?

„Garf ist ein Labradoodle, eine Rasse, die nicht haart und deswegen auch für unsere Asthmakinder geeignet ist“, erklärte Beth. „Die Kinder lieben ihn, und wenn sie alle auf sind, ist er normalerweise bei ihnen. Außerdem liebt er diese Golfwagen und stört sich nicht daran, wenn man ihm sagt, dass man ihn nicht mitnehmen will. Er springt einfach auf den Sitz.“

Zu ihrer Überraschung verstanden Garf und Angus sich wie gute alte Freunde, obwohl Angus sich nicht davon überzeugen ließ, dass ein dreißig Kilo schwerer Hund am besten auf seinen Knien aufgehoben war.

„Er lässt gern den Kopf raushängen“, entschuldigte Beth sich, aber Angus hatte das Problem schon gelöst, indem er den Hund an der Seite sitzen ließ und neben Beth rutschte.

„Er kann nach Hause laufen“, sagte Beth, der diese Nähe zu viel war. „Es ist ja nicht weit.“

„So geht es doch“, sagte Angus so entspannt, dass sie bedauernd feststellen musste, dass er offenbar keine körperliche Unruhe verspürte, keine Gänsehaut bekam wie sie. Er hätte genauso gut neben einer Statue aus Stein sitzen können.

Einer Statue, der eine gewisse blonde Schönheit namens Sally nicht aus dem Kopf ging.

„Tut mir leid, dass ich dein Frühstück unterbrochen habe“, sagte Beth, und obwohl sie wusste, dass es sie nichts anging, sprach sie weiter. „Du und Sally? Seid ihr ein Paar? Das ist schön, das freut …“

„Wenn du jetzt sagst: Das freut mich für dich‘, steige ich aus und gehe zurück zum Hotel“, grummelte Angus. „Zu deiner Information: Sally und ich sind Arbeitskollegen, sonst nichts. Wir sind wegen einer Konferenz hier. Am Dienstag halte ich einen Vortrag.“

„Oh!“

Ihre Erleichterung war so unangemessen, dass sie weiterplapperte. „Aber dir geht es gut? So beschäftigt wie immer, nehme ich an?“

Angus wandte sich ihr mit einem seltsamen Blick zu und begann, über die winzigen Finken zu sprechen, die zwischen den Farnwedeln herumschossen.

Sein Privatleben war also kein Thema für eine Unterhaltung. Beth empfand kurz Mitleid für Sally, die sich bestimmt für ihren Kollegen interessierte und gar nicht wusste, wie wenig Angus mit Gefühlen anfangen konnte. Auch Fragen zu Gesundheit und Arbeit hatten sich wohl erledigt. Worüber sollten sie dann sprechen?

Beth redete also mit ihm über Vögel.

„Die Vielfalt hier ist unglaublich“, sagte sie mit heiserer Stimme, um eine lahme und vollkommen sinnlose Unterhaltung aufrechtzuerhalten.

„Und das Nachtleben ist eine ganz schöne Überraschung“, sagte er trocken, aber mit einem sardonischen Grinsen für den Fall, dass sie seinen Scherz nicht verstanden hatte.

„Zumindest letzte Nacht“, antwortete sie lachend. Wie merkwürdig es immer wieder war, dass der so ernste Angus sie stets zum Lachen bringen konnte! Diese Erinnerung und das Lachen halfen ihr, zumindest ein bisschen zu entspannen.

„Ich bin fast gestorben, als da plötzlich jemand stand. Und dann warst das auch noch du.“ Sie schüttelte den Kopf. „Unglaublich.“

„Aber sehr hilfreich, wie es scheint“, sagte er, und sie sah ihn an, um herauszufinden, ob er wieder Scherze machte.

Dieses Mal war er ernst.

„Ja, sehr hilfreich“, bestätigte sie, obwohl es wirklich nicht hilfreich für ihr Herz war, das so heftig schlug, als hätte es sich plötzlich aus einem viel zu engen Käfig befreit.

„Wie lange bist du schon auf der Insel?“

Sie warf ihm noch einen Blick zu, und ihre Brust schmerzte, weil sein Profil ihr so bekannt war – die hohe Stirn, die starke gerade Nase, seine vollen Lippen, deren Kontur einen verlockte, mit dem Finger darüberzufahren, und ein Kinn, mit dem man besser nicht argumentierte. Das war jedenfalls ihr Gedanke gewesen, als sie es (und ihn) zum ersten Mal gesehen hatte.

Vergiss das Kinn, und beantworte seine Frage!

„Nur ein paar Wochen. Ich war eine Zeit lang im Crocodile Creek Hospital auf dem Festland und habe die Mitarbeiter dort kennengelernt. Ärzte und Pflegepersonal wechseln sich mit dem Dienst auf der Insel ab, und natürlich werden auch die Notfall- und Transportdienste per Helikopter von dort gesteuert.“

„Aber warum hier?“, fragte er. Sie blickte ihn an – ein großer Fehler. Denn im selben Moment wandte er sich ihr zu, mit diesen braunen Augen unter den langen Wimpern. Wenn die Augen das Fenster zur Seele sein sollten, so hatte sie Angus’ Seele – oder seine Gefühle – darin niemals gefunden.

Nur wenn er Bobby ansah, hatte sie die Liebe darin gesehen – und den Schmerz.

„Es ist einfach eine Möglichkeit, eine andere Art Medizin zu praktizieren, neue Menschen kennenzulernen.“

„Was immer ganz oben auf deiner Liste steht“, sagte er trocken.

„Ich lerne immer gern neue Leute kennen“, sagte sie leise, die Augen auf den Weg gerichtet. „Vielleicht stehe ich nicht im Mittelpunkte jeder Party und muss auch nicht ständig Freunde treffen, aber ich bin gern mit Kollegen und Patienten zusammen. Das weißt du, Angus.“

Klang sie verletzt? Angus lauschte ihren Worten nach und war beruhigt. Sie hatte nur eine Aussage getroffen, hatte ihn in seine Schranken gewiesen. Was eigentlich gar nicht nötig gewesen war, denn er hatte seine Worte sofort bereut.

Trotz ihrer Schüchternheit, oder vielleicht gerade deswegen, war sie wirklich gut im Umgang mit Menschen. Sie wusste genau, wie sie auf sie zugehen musste, verstand intuitiv ihre Schmerzen oder Schwächen und konnte so ganz leicht ihr Vertrauen gewinnen.

„Gefällt es dir auf der Insel? Gefallen dir die Leute?“

Sie kamen aus dem Regenwald in eine offenere Landschaft, die jedoch noch immer dicht mit Bäumen bestanden war. Dazwischen standen Hütten, jeweils abgeschirmt von ihren Nachbarn.

Beth schien sich weniger auf das Fahren konzentrieren zu müssen und blickte ihn mit ihren klaren blauen Augen – Bobbys Augen – an. „Oh ja!“, sagte sie ganz ohne Zögern. „Mir gefällt es großartig.“

Dann runzelte sie die Stirn und seufzte. „Zumindest tat es das, bis die Kinder krank wurden. Was machen wir nur, wenn es wirklich die Vogelgrippe ist?“

„Lass uns erst einmal abwarten“, sagte er und berührte ihren Arm. Um sie zu beruhigen. Oder vielleicht, um herauszufinden, ob ihre Haut immer noch so weich war wie früher.

Er schüttelte den Kopf, ganz verwirrt, dass Beths Anziehungskraft trotz der langen Trennung immer noch so stark war. Vielleicht war es gut, dass es im medizinischen Zentrum ein Problem gab: Darauf konnte er sich konzentrieren, um nicht so viel über die Vergangenheit nachdenken zu müssen.

Auch wenn kranke Kinder natürlich mehr waren als nur eine Ablenkung. Er machte sich selbst Sorgen.

Beth kam vor einem Gebäude zum Stehen. Fetzen von Luftschlangen und schlappe Ballons erinnerten an die Einweihungsfeier von gestern. Der Hund sprang aus dem Wagen und schnappte nach den flatternden Luftschlangen.

Das Gebäude sah neu aus, fügte sich jedoch gut in seine Umgebung ein – tropische Architektur mit langen Dachüberständen und Aluminiumrollläden, die von der Decke bis zum Boden reichten, um jede noch so kleine Brise aufzufangen und ins Innere zu leiten. Es war ein schönes Gebäude.

„Wir gehen hintenrum“, sagte Beth und führte ihn einen Pfad entlang. „Vorn sind die Verwaltung und ein Raum für Notfälle. Das Krankenhaus ist hinten.“

Sie gingen eine Rampe hinauf und traten gerade auf die Terrasse, als eine Frau mit wirren Locken und einer sommersprossigen Nase die Tür öffnete und Beth erleichtert begrüßte.

„Gut, dass du wieder da bist“, sagte sie. „Ich habe schon Charles gerufen, aber du bist die Einzige, die Robbie beruhigen kann. Ich fürchte, er halluziniert. Dabei hatten wir gerade gedacht, dass es ihm wieder besser geht.“

„Ich sehe gleich nach ihm“, sagte Beth und schien sich in diesem Moment wieder an ihren Begleiter zu erinnern.

„Grace, das ist Angus. Angus, Grace. Er ist der Arzt, von dem ich dir erzählt habe. Könntest du ihn herumführen, damit er sich die anderen Patienten ansieht? Und ihn Emily und Charles vorstellen, sobald sie da sind?“

Der Arzt, nicht der Exmann, dachte Angus und ärgerte sich aus ihm unverständlichen Gründen über diese Formulierung. Dennoch grüßte er die aufgeregte Krankenschwester höflich.

Beth eilte in Robbies Zimmer. Die Virusinfektion hatte sich im Camp zuerst durch die Müdigkeit der Kinder bemerkbar gemacht, und nun schienen sie fast alle das Bewusstsein zu verlieren. Ab und zu schreckten sie unruhig auf. Robbie warf sich im Bett hin und her und gab Unverständliches von sich. Seine Bewegungen waren heftiger, als sie es noch in der Nacht gewesen waren.

Beth überprüfte die Infusion und fühlte seine Stirn. Kein Fieber, schätzte sie und sah sich seine Krankenakte an. Das Paracetamol schien zu wirken.

„Schscht, mein Kleiner, alles ist gut, ich bin da“, flüsterte sie dem nervösen Kind zu und nahm seine Hand. Sie strich ihm das dunkle Haar aus dem Gesicht.

Doch auch nachdem ihn ihre Stimme beruhigt zu haben schien, ließ sie die Angst nicht los. Sie behandelten die Symptome der Kinder, ohne zu wissen, ob es sich um eine aggressive Erkältung oder vielleicht etwas viel Schlimmeres handelte. Gestern schon hatte Alex Vavunis, der Neurochirurg für Kinder und Gast auf der Insel war, Rückenmarksflüssigkeit entnommen, aber es gab noch keine Ergebnisse.

Beth wusste, dass ihre tröstenden Worte genauso gut leere Versprechungen sein konnten: Vielleicht war für Robbie nicht alles gut.

„Wir haben drei Kinder, die noch im Camp sind, die Krankheitssymptome zeigen. Aber Robbie und Jack sind am schwersten betroffen. Meine Pflegetochter Lily wurde gestern eingeliefert, aber ihr geht es schon wieder etwas besser.“

Beth hörte Charles’ Stimme, bevor sie ihn sah. Er kam lautlos in seinem Rollstuhl durch die Tür, und Angus, der neben ihm ging, sah noch größer aus als sonst.

„Wie geht es ihm, Beth?“

Sie schüttelte den Kopf. „Er ist unruhig“, sagte sie. „Aber es gibt auch gute Nachrichten: Jack scheint es heute Morgen ein bisschen besser zu gehen. Lily auch?“

Charles seufzte. Das Kind schien noch immer nicht stabil zu sein. „Jill war die meiste Zeit bei ihr. Und Grace sagt, du warst heute Nacht bei Robbie. Du solltest dich ausruhen.“

„Ich habe zwischendurch ein wenig gedöst“, erwiderte Beth. „Heute hat Emily Dienst, aber ich bleibe noch, falls Angus Hilfe braucht.“

Angus hatte sich neben Robbies Bett gesetzt und las die Krankenakte.

„Wie viele sind insgesamt krank?“, fragte er und sah Charles an, der wiederum Beth zunickte.

„Ein Erwachsener aus dem Hotel, einer der Ranger und die drei Kinder, also insgesamt fünf. Im Camp die drei anderen Kinder, die auch Symptome zeigen. Wir haben sie in eine gemeinsame Hütte gelegt, und die Ehrenamtlichen versuchen, sie ruhig zu halten und ihnen viel zu trinken zu geben. Bei den Mitarbeitern und den Rangern, auch bei den Gästen im Hotel, kann es natürlich noch mehr geben, die sich nicht gut fühlen, aber einfach glauben, dass sie eine Grippe kriegen.“

„Und wie weit ist es bis zum Festland?“

Dieses Mal antwortete Charles selbst: „Mit dem Helikopter eine halbe Stunde. Mit dem Wasserflugzeug noch weniger.“

„Sie müssen die Insel schließen, Charles“, sagte Angus. „Wir müssen die ganze Insel unter Quarantäne setzen – das Hotel, den Nationalpark, das Camp. Zumindest bis wir mehr wissen. Die Chancen stehen eins zu tausend, dass es sich wirklich um etwas Schlimmes handelt, aber selbst bei diesen Zahlen ist die Gefahr einfach zu groß.“

Beth starrte ihn ungläubig an. „Meinst du das ernst? Glaubst du wirklich, dass es Vogelgrippe sein könnte?“

Sie sah den kleinen Jungen an, der sich unruhig im Bett wälzte. „Nein!“, flüsterte sie voller Schmerz, doch die Männer hörten sie nicht.

Charles stellte Fragen, Angus antwortete – praktische Fragen: Wie ließ eine Quarantäne sich umsetzen? Gab es wichtige Gäste, die auf der Eröffnungsfeier gewesen waren und die sich über einen längeren Aufenthalt auf der Insel nicht unbedingt freuen würden? Was würden das Gesundheitsamt und die australischen Quarantänedienste sagen?

„Die Insel muss vollständig unter Quarantäne gestellt werden, und zwar sofort!“, wiederholte Angus, und Beth erkannte die Bestimmtheit in seiner Stimme, die keinen Widerspruch duldete. Wenn er sich für etwas entschieden hatte, wurde es umgesetzt. „Es wäre unverzeihlich, wenn wir auch nur einen Menschen gingen ließen, wenn die Möglichkeit besteht, dass er ein tödliches Virus in sich trägt. Und wir müssen die Polizei und die Gesundheitsbehörden dazu bringen, nach allen zu suchen, die in der letzten Woche die Insel verlassen haben. Sie müssen auch isoliert werden.“

„Das sollte nicht so kompliziert sein. Die meisten Leute, die diese Woche hier waren, sind wegen der Eröffnung gekommen. Und Hotelgäste bleiben meist eine Woche, von Sonntag bis Sonntag. Heute werden wahrscheinlich einige abreisen wollen, aber erst später. Die Hubschrauberpiloten, die die Gäste ausfliegen, sind am meisten unterwegs, aber sie schaffen es auf dem Festland kaum aus ihren Maschinen. Und auf den Fluglisten können wir sehen, wer die Insel verlassen hat. Die Daten werden sofort den Behörden übergeben.“

Die Männer verließen das Zimmer, um die Quarantänemaßnahmen so schnell wie möglich umzusetzen. Es war eine schwierige Aufgabe, und einige der Gäste würden bestimmt Ärger machen.

Beth lächelte. Alex Vavunis beispielsweise, der arrogante Neurochirurg. Doch er hatte Probleme mit seiner Tochter Stella, und ein bisschen mehr Zeit mit ihr war vielleicht nicht das Schlechteste, was den beiden passieren konnte. Vielleicht würde der Vater so merken, dass seine Tochter erwachsen wurde.

Und Nick Devlin, der bereits länger geblieben war, als er eigentlich wollte, weil sein kleiner Sohn Josh so begeistert vom Camp war. Josh hatte leichtes Asthma, und eine Lungeninfektion oder eine ähnliche Krankheit könnten ihm schnell gefährlich werden. Beth schauderte es, wenn sie daran dachte, dass der kleine Josh sich anstecken könnte.

Kurz hatte sie auch Mitleid mit Angus, denn er als Epidemiologe würde von den empörten Gästen verantwortlich gemacht werden. Doch er würde damit fertigwerden. Bei der Arbeit wurde er mit allem fertig. Nur mit Gefühlen hatte er immer Probleme gehabt …

„Wir schließen die Insel. Definitiv. Charles hat mit den Quarantäneleuten und der Gesundheitsbehörde gesprochen, und sie sind damit als kurzfristige Maßnahmen einverstanden. Allerdings soll so wenig wie möglich von dieser Situation an die Öffentlichkeit gelangen, damit keine Panik ausbricht. Wenn alle auf der Insel bleiben, können wir die Geschichte vielleicht vor den Medien geheim halten.“

Angus war allein zurückgekehrt und erklärte Beth all dies vom Türrahmen aus. Er blickte sich in dem Krankenzimmer um und sah den kleinen Jungen an, der nun still in dem großen Bett lag.

„Glaubst du wirklich, dass wir so etwas im Zeitalter der E-Mails und Handys geheim halten können?“, fragte Beth. „Außerdem waren für die Eröffnung doch auch Reporter und Fotografen da. Einige sind zwar schon gestern Abend mit dem letzten Boot wieder gefahren, aber die Klatschkolumnistin des Lokalblatts ist geblieben. Sie umgibt sich wohl gern mit den Reichen und Schönen und konnte einfach die Chance nicht ungenutzt lassen, mit ihnen im Hotel zu übernachten.“

Angus überlegte. „Vielleicht lassen wir einfach die Vögel unerwähnt. Sagen nur, dass es ein Virus unbekannter Herkunft gibt, das sich schnell verbreitet. Das interessiert die Presse vielleicht nicht so sehr.“

„Das funktioniert nicht“, sagte Beth. „Die meisten auf dieser Seite der Insel wissen darüber Bescheid. Und außerdem müssen wir den Leuten sagen, dass sie sich von den toten Vögeln – beziehungsweise allen Vögeln – fernhalten sollen. Und sobald wir das sagen, werden sofort alle an Vogelgrippe denken.“

„Das stimmt. Dann müssen wir sie eben bitten, nicht weiter darüber zu reden. Vielleicht muss jemand direkt mit der Journalistin sprechen und ihr erklären, dass wir eine landesweite Panik verhindern wollen.“

„Oder wir haben Glück, und ein Filmstar oder eine andere Berühmtheit sorgen gerade jetzt für einen Skandal, sodass auf der Titelseite kein Platz mehr für eine Insel unter Quarantäne ist“, schlug Beth vor, und Angus zuckte die Schultern.

„Das wäre wirklich eine Menge Glück“, sagte er und lächelte. In Beths Brust wallten Gefühle auf, die sie nur allzu gut als Reaktion auf Angus’ Lächeln kannte. Dabei hatte sie sich gerade an ihre neue Rolle der reifen, professionellen Ärztin gewöhnt. Doch Angus in der Nähe zu haben, erinnerte sie daran, wie gut sie einmal zusammengepasst hatten. Vor allem körperlich …

„Charles sagt, dass du zwar freihast, dass aber bitte alle Mitarbeiter des Krankenhauses und das gesamte Hotelpersonal, die Park-Ranger und die Verwaltung der Eco Lodge zu einer Versammlung im Veranstaltungszentrum des Hotels kommen sollen. Könntest du mich mitnehmen?“

Beth zögerte und suchte verzweifelt nach einer Ausrede. Schon vor ihrer Reaktion auf sein Lächeln war ihr klar gewesen, dass sie so wenig Zeit wie möglich mit Angus verbringen sollte. Aber wenn er sie um Hilfe bat, konnte sie wohl kaum Nein sagen.

Er hatte das Zimmer inzwischen betreten und stand neben ihr vor Robbies Bett.

„Fahrt ihr beide nur, ich passe auf ihn auf.“ Grace musste Angus gefolgt sein. Nun scheuchte sie Beth und Angus aus dem Raum.

Beth hatte wohl keine Wahl. Langsam stand sie auf, sorgfältig darauf bedacht, Angus nicht anzusehen, auch wenn jede einzelne Zelle ihres Körpers sich bewusst war, dass er neben ihr stand.

„Glaubst du wirklich, dass es die Vogelgrippe ist?“, fragte sie. Schon Angus’ Seufzen machte ich klar, dass es eine dumme Frage gewesen war.

„Du kannst es natürlich nicht wissen“, antwortete sie für ihn. „Ich muss nur die ganze Zeit daran denken. H5N1 klingt so abstrakt und theoretisch, aber wenn man weiß, wofür es steht, klingt es richtig bedrohlich.“

„Für uns Ärzte und die Regierung gleichermaßen“, bestätigte Angus ernst. „Aber wir dürfen nicht in Panik verfallen. Oder die Situation dramatisieren. Wenn eine Krankheit ausbricht, gibt es genau festgelegte Vorgehensweisen. Erst einmal müssen wir bestätigen, dass es sich um dieses Virus handelt. Das finden wir heraus, indem wir zählen, wie viele Menschen betroffen sind.“

„Das haben wir schon getan.“

„Genau, und es sind bei den wenigen Leuten hier auf der Insel genug, um sich Sorgen zu machen“, sagte Angus. Inzwischen hatten sie wieder den Golfwagen erreicht. „Jetzt müssen wir die Diagnose bestätigen.“

Er klang besorgt und hatte eine tiefe Furche zwischen den Augenbrauen.

„Ist das denn so schwierig?“

„Ja, natürlich“, sagte er und stieg ohne zu fragen auf den Fahrersitz. Sie hatten Wichtigeres zu tun, dachte Beth, als sich darüber zu streiten, wer fuhr. „Es gibt inzwischen einen schnellen und aussagekräftigen Test für H5N1, einen Gen-Chip namens MChip, aber der wird nur in Labors in den USA eingesetzt. Hier draußen nehmen wir immer noch den FluChip, der sich auf drei Grippegene stützt. Er gibt uns Informationen zum Virustyp, aber dann müssen noch mehr Tests gemacht werden, um den Untertyp herauszufinden, also beispielsweise H5N1.“

„Verstehe“, murmelte Beth, obwohl sie nichts verstand. Früher hatte sie sich gefreut, wenn Angus seine Gedanken mit ihr teilte. Vielleicht wollte sie nur nichts verstehen, um diese Freude nicht wieder zu erleben?

„Tests brauchen Zeit“, sagte Angus, und die Furche wurde noch tiefer.

„Ich weiß“, gab sie zu. „Ich bin wohl müder, als ich dachte. Hast du mit Charles noch ausführlicher über die Quarantäne gesprochen?“

Interessierte sie das wirklich, oder machte sie Small Talk? Früher hätte er es sagen können. Nein, früher hätte er gewusst, dass es sie wirklich interessierte. Beth hatte immer gern etwas dazugelernt.

Oder? Hatte sie ihr Interesse nur vorgetäuscht, weil sie wusste, wie gern er über seine Arbeit sprach? Auch über ihre eigene Arbeit hatten sie sich unterhalten, bis Beth in den Mutterschaftsurlaub gegangen und – nach Bobbys Diagnose – endgültig zu Hause geblieben war, um sich um den kleinen behinderten Sohn zu kümmern.

Er selbst hatte sich in der Arbeit vergraben, um seine Angst zu überwinden. Er hatte sich auf genetische Mutationen des Grippevirus konzentriert. Oder war es zu der Zeit das HI-Virus gewesen? Er konnte sich nicht erinnern. Er hatte einfach versucht, den Schmerz zu vergessen, der ihn beim Anblick des kleinen Bobby erfasste, der um jeden einzelnen Atemzug kämpfen musste. Nicht immer war es so schlimm gewesen, denn manchmal schien er gesund und lachte sein ansteckendes Lachen. Doch das war viel zu schnell vorbei gewesen …

Er versuchte, seine Erinnerungen zu verdrängen, und wandte sich Beth zu. „War es eigentlich schwierig, wieder mit der Arbeit anzufangen?“

Seine Frage war eine ganz natürliche Ergänzung seiner Gedanken, aber Beth sah ihn verwundert an.

„Ich hatte doch schon längst wieder mit der Arbeit angefangen, als wir uns trennten, Angus“, sagte sie.

Er musste lächeln, doch es war kein freudiges Lächeln. „Du hast deine Arbeitskleidung angezogen und bist ins Krankenhaus gegangen. Wo du ohne Zweifel effektiv deine Arbeit verrichtet hast, aber du bist nur hingegangen, um überhaupt irgendwohinzu gehen, etwas zu tun, vor der Einsamkeit zu fliehen. Aber du hast dich nicht wirklich dafür interessiert oder dich engagiert.“

Sie waren angekommen, und er hielt den Wagen an. Er wollte gerade aussteigen, als er bemerkte, dass sie ihm noch nicht geantwortet hatte. Stattdessen saß sie auf dem Beifahrersitz und starrte ihn an, als hätte er sich plötzlich in einen Außerirdischen verwandelt.

„Woher weißt du das?“, fragte sie, so offensichtlich verblüfft, dass es ihm einen Stich gab. Hatten sie sich in dem dichten Nebel nach Bobbys Tod wirklich so weit voneinander entfernt? Auf den Schmerz folgte Wut, die ihm durch die Adern schoss.

„Ist dir nicht klar, dass ich genau das Gleiche getan habe? Bobbys Tod hat mich so aus der Bahn geworfen, dass ich wirklich nicht wusste, ob ich jemals den Weg zurück finde.“

Seine Wut verschwand, als er sah, wie blass sie wurde. Aschgrau sagte sie: „Das hast du mir nie gesagt. Das hast du nie …“

„Wir haben nie richtig darüber gesprochen, oder?“ Er klang nun sanfter, bestürzt, dass sie so blass geworden war. „Nicht über das, was wirklich wichtig war. Wahrscheinlich ist das nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass wir beide in Familien aufgewachsen sind, in denen man nicht über Gefühle spricht.“

Er streckte die Hand aus und berührte ihre Wange. „Das macht es nicht einfacher.“

Er wandte sich ab, bevor sie reagieren konnte. Sie blickte auf seinen breiten Rücken, während sie ihm zum Hotel folgte. Er war zu einer Konferenz da und würde wissen, wo sich das Kongresszentrum und der Vortragsraum befanden.

In Gedanken war sie ganz woanders. Wie hatte sie nicht wissen können, wie er sich gefühlt hatte?

Er hatte Bobby geliebt, das wusste sie. Und er hatte nach seinem Tod getrauert. Aber dass er genauso verloren gewesen war wie sie, das hatte sie wirklich nicht gedacht.

„Das hast du mir nie gesagt“, flüsterte sie erneut. Doch eigentlich war es wirklich dumm, so überrascht zu sein. Angus hatte recht: Sie hatten sich nie über ihre Gefühle unterhalten. Nachdem sie zum ersten Mal Angus’ Vater kennengelernt hatte – mehr Familie hatte er nicht –, hatte sie auch verstanden, warum Angus nicht über Gefühle sprach. Sein Vater war ein waschechter Akademiker, und in der Familie Stuart unterhielt man sich über zahlreiche Themen: wissenschaftliche, politische, sogar religiöse. Aber nie über Gefühle.

Besuche bei ihm waren für Beth immer eine Qual gewesen, denn die kalte Atmosphäre im Haus und der ernste, emotionslose Schwiegervater hatten sie immer so eingeschüchtert, dass sie kaum noch etwas sagte. Auch Bobby mitzunehmen war schwer. Dr. Stuart senior hatte ein perfektes Kind gezeugt, nämlich Angus, während Beths kleiner Junge während seiner Geburt nicht genug Sauerstoff bekommen hatte und in den Augen all derer, die ihn nicht so liebten wie sie, alles andere als perfekt war.

Angus hielt auf den Stufen der Hoteltreppe inne und wartete, bis sie ihn eingeholt hatte. Sie wollte sich entschuldigen, auch wenn sie nicht genau wusste, wofür. Dafür, dass sie nicht wusste, wie er sich gefühlt hatte. Dafür, dass Bobby bei der Geburt etwas passiert war, dafür, dass sie überhaupt schwanger geworden war.

Sein Gesichtsausdruck hielt sie davon ab, diese Entschuldigung auszusprechen. Er war eisig.

„Hier lang.“

Seine Distanziertheit tat ihr weh. Das war unsinnig, wenn man bedachte, dass sie sich drei Jahre lang nicht gesehen hatten. Natürlich war er da distanziert.

Außerdem war doch genau das Angus’ hervorstechendste Eigenschaft. Er war bestimmt einer der attraktivsten Ärzte im Krankenhaus gewesen, aber wenn er einen so kalt anblickte, ergriffen sogar die verzweifeltesten Frauen die Flucht.

Angus ging durch die Lobby zu dem Gebäudeflügel, in dem sich das Kongresszentrum befand. Er und Beth hatten weniger als eine Stunde miteinander verbracht, und doch hatte er es schon wieder geschafft, eine unüberwindbare Mauer zwischen ihnen aufzubauen. Trotzdem tat es gut, sie zu sehen. Sie brachte etwas in ihm zum Schmelzen, von dem er gedacht hatte, dass es für immer im Eis begraben liegen würde.

Und etwas anderes in ihm heizte sie geradezu auf. Etwas, das sich bei Sally kaum geregt hatte …

Wie konnte das nur sein? Er blickte auf Beths schimmerndes Haar und war auf gewisse Weise einfach glücklich, in ihrer Nähe zu sein.

Es war mehr als nur Vertrautheit. Zwischen ihnen hatte es schon immer geknistert, es war ein Gefühl, dass er weder erklären noch analysieren konnte. Und diese Ungewissheit war es vielleicht auch gewesen, die dazu geführt hatte, dass er wie gelähmt gewesen war, als Beth ihn nach Bobbys Tod von sich gestoßen hatte.

Sie war wie eine Droge, hatte er versucht, sich selbst zu überzeugen. Eine Droge, die nicht gut für ihn war. Und obwohl er sich weiter nach ihr sehnte, war er gegangen. Er hatte sich einzureden versucht, dass es so am besten war, für ihn selbst, aber auch für Beth, denn sie wollte ihn nicht mehr. Also hatte er sich in seiner Arbeit vergraben.

„Der Vortragssaal ist hier“, sagte er und berührte sie am Arm, um sie durch die Tür am Ende des Korridors zu führen. Berührte ihre Haut …

Charles winkte sie zu sich und zeigte auf Sitze in der vordersten Reihe. Er selbst war auf der Bühne und wartete, bis auch die letzten Mitarbeiter Platz genommen hatten. Dann sagte er ihnen, dass die Insel unter Quarantäne stand.

3. KAPITEL

Beth sah zu, wie Angus von Charles als Experte für Epidemien vorgestellt wurde und wie Angus dann den Anwesenden erklärte, wie wichtig eine Quarantäne sei, bis man den Ursprung des Virus gefunden habe.

Aus dem Raum kam sofort die Frage, ob der Ausbruch mit den toten Vögeln zusammenhing, und Angus nickte Beth kurz zu, wie um ihre Worte von vorhin zu bestätigen.