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LEIDENSCHAFT UND PFEFFERKUCHEN Es gibt keine Probleme, nur Lösungen, findet die quirlige Darcy und stürzt sich auf ihr vorweihnachtliches Gute-Laune-Projekt: den viel zu ernsten Detective Mark Kincaid verführen. Weder ihrem Charme noch ihren Pfefferkuchen widersteht er. Doch Darcy verschweigt ihm etwas … MISTELZWEIG UND WEIHNACHTSKÜSSE Von wegen „O du fröhliche“! Die Adventsstimmung ist Feuerwehr-Captain Jordan Haynes gründlich verhagelt. Beim Versuch, eine Katze zu retten, hat er sich übel verletzt. Immerhin hat die kratzbürstige Mistletoe überlebt, und ihre ebenso dankbare wie hübsche Besitzerin Holly tut alles, um ihm den Krankenstand mit Keksen und netten Plauderstunden zu versüßen. ZAUBER DER WÜSTE In einer heißen Wüstennacht lässt Kayleen sich von Prinz As’ad zur Liebe verführen und ist überglücklich. Bis As’ad entdeckt, dass er ihr erster Mann ist, und ihr sofort einen Antrag macht. Nur aus Pflichtgefühl? Denn die magischen drei Worte sagt er nicht …
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Seitenzahl: 634
Susan Mallery
JULIA BEST OF BAND 257
IMPRESSUM
JULIA BEST OF erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
Neuauflage in der Reihe JULIA BEST OF, Band 257 09/2022
© 2001 by Harlequin Books ULC Originaltitel: „Christmas in Whitehorn“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Tatjána Lénárt-Seidnitzer Deutsche Erstausgabe 2019 im MIRA Taschenbuch
© 1996 by Susan Mallery, Inc. Originaltitel: „Holly and Mistletoe“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Iris Homann Deutsche Erstausgabe 2012 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BIANCA, Band 1859
© 2007 by Susan Mallery, Inc. Originaltitel: „The Sheik and the Christmas Bride“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Kristina Krüger-Barhoumi Deutsche Erstausgabe 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe COLLECTION BACCARA, Band 282
Abbildungen: Harlequin Books S. A., Getty Images / RomoloTavani, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 09/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751511735
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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„Westernomelett mit extra Bacon, dazu Kaffee“, bestellte Mark Kincaid, ohne von seiner Morgenzeitung aufzublicken. Er hatte in der vergangenen Nacht nicht geschlafen und fühlte sich wie gerädert. Allerdings konnte er schon seit der Schießerei nicht mehr schlafen und sollte sich eigentlich nicht mehr darüber wundern.
„Das glaube ich nicht.“
Zuerst dachte er, dass er sich die sanfte Stimme nur eingebildet hätte und es sich dabei um einen Kommentar hinsichtlich seiner Hoffnung, sich an die Schlaflosigkeit zu gewöhnen, handelte. Dann wurde ihm bewusst, dass sie von der zierlichen Blondine stammte, die an seinem Tisch stand.
Er sah zu der Kellnerin hoch. Sie schenkte ihm ein Lächeln. Er erwiderte es nicht. „Wie bitte?“
„Ich habe Nein gesagt. Sie können das nicht zum Frühstück bestellen. Sie essen jeden Tag dasselbe, und es ist ungesund. Vier Eier, Schinken, Käse und dazu auch noch Bacon! Das reicht, um ein Pferd umzubringen.“
„Zum Glück bin ich kein Pferd.“
Ihr Lächeln wurde breiter, und ihre Augen funkelten belustigt. „Gutes Argument, Detective. Okay, es ist genug Cholesterin, um die Arterien eines menschlichen Wesens zu verstopfen. Wie wäre es mit Haferbrei? Untersuchungen haben bewiesen, dass der regelmäßige Verzehr von Hafermehl den Cholesterinspiegel senken kann, in manchen Fällen sogar beträchtlich.“
Mark faltete seine Zeitung zusammen und richtete die ganze Aufmerksamkeit auf die Servicekraft. Sie trug eine weiße Schürze über einem pinkfarbenen Kleid. Zwei Schmetterlingsclips hielten ihr kurzes blondes Haar aus dem Gesicht. Sie war sehr hübsch anzusehen – für einen Mann, der an solchen Dingen interessiert war. Er war es nicht.
Er schob seine Kaffeetasse an den Rand des Tisches. Die Kellnerin verstand den Wink und schenkte aus der Thermoskanne in ihrer Hand nach.
Dann schlürfte er das heiße schwarze Gebräu und hätte beinahe vor Wonne geseufzt, als es ihm durch die Kehle rann. „Westernomelett“, wiederholte er entschieden. „Mit extra Bacon.“
Einen Moment lang presste sie die vollen Lippen zusammen, bevor sie vorschlug: „Wollen Sie nicht doch lieber Obst dazu nehmen? Es ist erntefrisch.“
Er fixierte sie mit jenem finsteren Blick, den er sehr erfolgreich gegenüber dem Abschaum dieser Welt eingesetzt hatte – damals während seiner Dienstzeit als Detective in New York.
Die Kellnerin – auf ihrem Namensschild stand Darcy – hätte eingeschüchtert die Flucht ergreifen sollen. Stattdessen murmelte sie vor sich hin, dass manche Leute starrsinniger seien, als es ihnen guttue. Dabei kritzelte sie etwas auf ihren Schreibblock. „Ich muss Ihnen sagen, dass ich diese Bestellung wider besseres Wissen aufnehme“, teilte sie ihm mit.
„Was ist aus der Maxime geworden, dass der Gast immer recht hat?“
„Recht zu haben wird Ihnen nichts nützen, wenn Sie tot sind.“
Ihre Bemerkung klang entschieden zu fröhlich in seinen Ohren. „Es ist noch ein bisschen früh für einen philosophischen Disput. Warum heben Sie sich Ihre Weisheiten nicht für den Mittagstisch auf?“
Sie grinste. „Lassen Sie mich raten – Sie kommen heute nicht zum Lunch, stimmt’s?“
Er zuckte mit den Schultern. Er hatte tatsächlich andere Pläne.
„Ich gebe das sofort weiter.“ Sie wedelte mit dem Block, drehte sich auf dem Absatz um und eilte in die Küche.
Mark wandte sich wieder der Zeitung zu, doch er begriff gar nicht, was er las. Denn seine Gedanken weilten immer noch bei Darcy. Unwillkürlich versuchte er, sich zu erinnern, was er über sie wusste. Sie war neu in der Stadt. Sie musste irgendwann im Laufe der acht Jahre, die er auswärts verbracht hatte, zugezogen sein. Sie war jung, Anfang zwanzig, attraktiv – nicht, dass es ihn kümmerte – und von Natur aus veranlagt, viel Wirbel um Dinge zu machen, die sie eigentlich nichts angingen. Sie triezte all ihre Stammgäste gleichermaßen, indem sie die Vorzüge von Orangensaft mit seinem hohen Gehalt an Vitamin C anpries, Kinder vor Karies durch Süßspeisen warnte, Salate anstatt Hamburger aufdrängte. Alle schienen diese besondere Aufmerksamkeit zu lieben. Alle außer Mark.
Er schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden, und befasste sich erneut mit der Zeitung vor ihm.
Ein kleiner Teller tauchte in seinem Gesichtsfeld auf. Darauf lagen halb übereinanderdrapiert drei Scheiben, die in seinen Augen seltsam und undefinierbar aussahen.
Er blickte zu Darcy hoch.
„Das ist eine Empfehlung des Hauses. Wir ziehen in Erwägung, den Lieferanten für unsere Backwaren zu wechseln. Das ist eine Kostprobe von einem der neuen Produkte. Was halten Sie davon?“
Die Scheiben stammten von irgendeinem großen Laib. Die Farbe war gelblich-orange. „Was ist das?“
„Kürbisbrot.“
Mark schob den Teller von sich. „Ich esse vormittags kein Gemüse.“
Sie starrte ihn an, als hätte er gerade den ersten Preis in einem Dummheitswettbewerb gewonnen. „In Ihrem Omelett sind Paprikaschoten. Außerdem ist Kürbis kein Gemüse.“
„Wollen wir wetten?“
„Okay, rein botanisch gesehen ist es Gemüse, wegen der Samen und so. Aber wir essen ihn in Kuchen. Das macht ihn zu Obst, ehrenhalber. Probieren Sie doch mal. Es schmeckt wirklich gut.“
Das wagte er zu bezweifeln. „Warum Kürbisbrot?“
„Wegen Thanksgiving. Das ist am Donnerstag. Haben Sie das vergessen?“
Er hatte es tatsächlich vergessen, weil er sich nicht um Feiertage scherte. Nicht mehr.
„Dann ist hier am Donnerstag wohl geschlossen“, stellte er fest. Er musste sich also sein Frühstück selbst zubereiten. Oder auch nicht. Kochen war ihm zu mühsam.
Darcy musterte ihn neugierig. „Sagen Sie, Detective, was haben Sie für den Feiertag geplant?“
„Ist meine Bestellung noch nicht fertig?“
Sie nickte bedächtig. „Wusste ich es doch. Sie sind der Typ Einzelgänger, stimmt’s? Sie werden den Tag ganz allein verbringen und den Kopf hängen lassen.“
Er starrte sie finster an. „Ich lasse den Kopf nicht hängen.“
„Aber Sie werden allein sein.“
Mit einer ausladenden Armbewegung umfasste er das halb volle Hip-Hop-Café. „Haben Sie keine anderen Gäste zu bedienen?“
Sie blickte um sich. „Eigentlich nicht, aber danke für den Hinweis. Ich bin der Meinung, dass niemand Feiertage allein verbringen sollte. Sie müssen ausgehen.“
Zu seinem Glück ertönte ein schrilles Klingeln, das Darcy zurück in die Küche rief.
Kaum eine Minute später kehrte sie mit seinem Frühstück zurück. „Ich meine es ernst. Einsamkeit macht die Feiertage schlimmer, als sie sein müssten. Haben Sie keine Familie in der Stadt?“
Mark dachte an seine Schwester, die das verlängerte Wochenende auf Reisen verbringen wollte. „Nein.“
„Dann kommen Sie doch zu mir. Es gibt Truthahn mit allem Drum und Dran. Alles ist selbst gemacht. Es kommen ganz viele Leute, es wird Ihnen gefallen. Sie müssen nicht mal reden, wenn Sie nicht wollen. Obwohl es Ihnen nicht schaden könnte, ein bisschen gesprächiger zu sein, wenn Sie mich fragen.“
Er stöhnte. Es hatte ihm gerade noch gefehlt, in die Fänge einer Gesundheitsfanatikerin und Weltverbesserin zu geraten. Vermutlich nahm sie Tofu als Füllung für den Truthahn und propagierte bei der Zusammenkunft ausschweifend die Wichtigkeit, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Er öffnete den Mund, um das Angebot abzulehnen, doch da wandte sie sich ab und verschwand in der Küche.
Sekunden später kehrte sie mit der Kaffeekanne zurück, schenkte ihm nach und eilte sofort wieder davon. In den nächsten zehn Minuten kümmerte sie sich um andere Gäste, diskutierte mit ihnen über die Bestellungen und mied Marks Nähe.
Ihm blieb also genug Zeit, um sich etwa fünfzig Gründe auszudenken, aus denen hervorging, dass er die Einladung ablehnen musste.
Als Darcy mit der Rechnung an seinen Tisch kam, brachte er es jedoch nicht über sich, etwas zu sagen, das ihr strahlendes Lächeln gedämpft hätte.
„Um welche Uhrzeit?“, fragte er, wobei der Versuch, liebenswürdig zu klingen, eindeutig fehlschlug.
Verwundert hakte sie nach: „Sie nehmen an?“
„Haben Sie es sich schon anders überlegt?“
„Nein. Ganz und gar nicht. Sagen wir um vier? Wir essen um fünf.“ Sie zögerte. „Wissen Sie, wo ich wohne?“ Im nächsten Moment errötete sie. „Blöde Frage.“
Zum ersten Mal an diesem Tag, womöglich zum ersten Mal seit mehreren Tagen, lächelte Mark. „Ja, Darcy. Ich weiß, wo Sie wohnen.“
Darcy Montague lehnte die Stirn an die Tür ihres Spinds und stöhnte. Die gute Nachricht war, dass sie sich als Idiotin des Monats nominieren lassen konnte. Was in aller Welt hatte sie sich nur gedacht?
„Bitte sag mir, dass du deinen Kopf nicht gegen die Wand knallst!“, flehte Janie Carson Austin, die Geschäftsführerin des Hip Hop, während sie den kleinen Lagerraum betrat. „Du bist meine verlässlichste Kraft, und wenn du durchdrehst, ist meine Feiertagslaune dahin.“
Darcy richtete sich auf und zwang sich, ihre Vorgesetzte anzulächeln. „Kein Kopfknallen. Das verspreche ich. Ich denke bloß über den Stand der Dinge in meinem Leben nach.“
„Und der wäre?“
„Großartig.“ Sie ignorierte die Stimme in ihrem Kopf, die ihr sagte, dass es unglaublich dumm gewesen war, Mark Kincaid zu sich nach Hause einzuladen. Ausgerechnet Mark Kincaid – Whitehorns Antwort auf Brad Pitt und Tom Cruise in einer Person!
Du hast total wirres Zeug geplappert. Wie peinlich ist das denn.
Janie lehnte sich an den Türrahmen. „Dein Kürbisbrot ist ein großer Hit. Vielleicht sollten wir nächste Woche etwas Neues ausprobieren.“
Darcys Stimmung hob sich augenblicklich. „Danke. Ich lasse mir etwas ganz Besonderes einfallen. Ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass du mir diese Chance gibst.“
Janie zuckte mit den Schultern. „Wenn dein nächstes Produkt genauso gut ist wie dieses und der Preis stimmt, werde ich empfehlen, dass wir die Backwaren in Zukunft immer von dir beziehen.“
„Ich werde dich nicht enttäuschen.“
„Ich habe vollstes Vertrauen in dich“, erwiderte Janie, und damit ging sie hinaus.
Darcy machte einen kleinen Luftsprung und setzte sich auf die Bank vor den Spinden. Sie freute sich beinahe so sehr über das Kompliment wie über die Chance, ihr Geschäft namens Darcy’s Delectables zu expandieren. Wenn sie einen Festvertrag mit dem Hip-Hop-Café an Land ziehen konnte, bedeutete das einen großen Schritt in die Richtung, ihr minimales Sparkonto aufzupolstern.
Sie konnte sich wirklich selbst auf die Schulter klopfen. Oder aber sie kümmerte sich um dringendere Angelegenheiten wie die Tatsache, dass sie Mark Kincaid zu Thanksgiving eingeladen hatte.
Ihre gute Laune verflog augenblicklich. Es ging nicht darum, dass es ihr widerstrebte, den Mann in ihrem Haus zu haben. Wie auch? Er war eine wahre Augenweide. Das war ein Teil des Problems. Sie hatte seit fünf Jahren keinen näheren Kontakt zu Männern. Die Kombination aus toller Figur, tiefsinnigen grünen Augen und charmant-verwegenem Lächeln stellte eine unglaubliche Versuchung dar. Etwas, für das sie momentan so gar keine Zeit aufbringen konnte.
Zu allem Überfluss war er überzeugter Single. Nicht, dass sie ihn ausspioniert hatte, aber sie lebten nun einmal Tür an Tür. Sie teilten sich ein Duplex am anderen Ende der Stadt. Er war einige Monate nach ihr eingezogen, und da er so verdammt gut aussah, war es unmöglich gewesen, ihn zu übersehen.
Du bist verknallt in ihn. So, nun war es eingestanden. Sie schwärmte für ihn, und das machte ihr Angst. Was, wenn er es merkte?
„Ich werde ja nicht mit ihm allein sein“, murmelte sie aufmunternd vor sich hin, während sie aufstand und in den Gastraum zurückkehrte. Acht weitere Personen waren an Thanksgiving zum Dinner in ihr Haus geladen. Da fiel Marks Anwesenheit sicherlich kaum ins Gewicht.
Leichter Schnee fiel am Dienstagabend, als Mark über die Auffahrt joggte, die zum Duplex zurückführte. Er hatte sich übernommen, und es stach ihn in der Seite. Er würde für die zusätzlichen Meilen am nächsten Morgen bezahlen, wenn er steif und unter Schmerzen aufwachte. Vorausgesetzt, dass er überhaupt Schlaf fand.
Zumindest kann ich joggen gehen und die Konsequenzen ertragen, rief er sich in Erinnerung, während er um eine Wegbiegung rannte. Eine ganze Zeit lang war er nicht einmal sicher gewesen, ob er überhaupt überleben würde. Jetzt wusste er, dass sein Leben – abgesehen von einigen Narben und einer etwas zynischeren Einstellung zur Welt – wie vorher weitergehen würde. Oder etwa nicht? Konnte er nach allem, was Sylvia ihm angetan hatte, je wieder einer Frau vertrauen?
Er schüttelte den Kopf, um die Gedanken an sie zu verscheuchen. Die Auffahrt verbreiterte sich und führte kreisförmig an dem einstöckigen Duplex vorbei. Gerade wollte er zu seiner Hälfte laufen, da sah er seine Nachbarin bei ihrem Auto stehen und sich mit einem großen Gegenstand auf dem Rücksitz abmühen.
Mark verlangsamte seinen Schritt. Er blieb etwa zehn Fuß von ihrem Auto entfernt stehen. Der ausländische Kleinwagen hatte schon bessere Zeiten erlebt und eindeutig zu viele Meilen gefressen. Stellenweise war die grüne Farbe abgeblättert, das Blech verrostet und die hintere Stoßstange verbeult. Aber die Winterreifen sahen recht neu aus. Zumindest war Darcy klug genug, angesichts des bevorstehenden Winters auf ihre Sicherheit zu achten.
Sie schlang die Arme um das, was auch immer auf dem Rücksitz klemmte, und versuchte, sich aufzurichten. Es gelang ihr nicht, stattdessen taumelte sie einige Schritte rückwärts.
Ohne nachzudenken, eilte er zu ihr und nahm ihr das Ding ab. Es stellte sich als ein sehr großer, schwammig-weicher Truthahn heraus.
Darcy blinzelte ihn an. „Mark. Hi.“ Ihr allgegenwärtiges Lächeln vertiefte sich. „Danke für die Rettung.“ Sie deutete auf das monströse Federvieh, das er sich an die Brust drückte. „Ich weiß, dass er viel zu groß ist, aber mein Ofen ist riesig, also habe ich mich für dieses Ungetüm entschieden. Ich kenne ungefähr eine Million Arten, um übrig gebliebenen Truthahn zu verwerten. Deshalb macht es nichts, wenn wir zu Thanksgiving nicht alles aufessen.“ Sie hielt inne, um Luft zu holen. „Ich weiß, dass frische Truthähne viel teurer sind, und außerdem ist dieser im Freiland aufgewachsen, aber es ist ja schließlich nur ein Mal im Jahr, verstehen Sie?“
Der eisgekühlte Vogel musste über zwanzig Pfund wiegen. Mark spürte etwas Nasses an seinen Beinen hinunterrinnen. Nagroßartig! „Können Sie mir zeigen, wohin er soll?“
„Oh, Entschuldigung.“ Sie eilte zur Haustür und warf ihm einen Blick über die Schulter zu. „Ich könnte ihn tragen. Ich meine, Sie müssen ihn nicht hereinbringen, wenn Sie nicht wollen.“
Mark war fast einen Fuß größer und vermutlich siebzig Pfund schwerer als sie. Er wäre sich ziemlich schäbig vorgekommen, hätte er ihr die Schlepperei überlassen. „Ich glaube, ich schaffe es.“
Sie zog den Kopf ein. „Natürlich schaffen Sie es. Sie sind echt nett, und ich weiß es zu schätzen.“ Sie schloss die Tür auf und hielt sie für ihn offen. „Ich nehme an, Sie kennen den Weg.“
Während er eintrat, fiel ihm auf, dass ihre Wohnung genau spiegelbildlich zu seiner geschnitten war. Ein kleiner Vorraum führte in ein quadratisches Wohnzimmer. Seines befand sich auf der linken Seite, ihres demnach rechter Hand. Was bedeutete, dass die Küche in entgegengesetzter Richtung lag. Er drehte sich zum Esszimmer um, durchquerte es und fand sich in der Küche wieder.
Darcy öffnete den Kühlschrank und deutete auf einen Rost, auf dem nichts außer einem leeren Bratblech stand.
Er deponierte den Vogel im Bräter und sah hinunter zu den nassen Flecken auf seiner Jogginghose.
Sie folgte seinem Blick und stöhnte. „Oh, tut mir leid. Ich habe gar nicht gemerkt, dass er tropft.“ Sie griff nach einem Geschirrhandtuch und näherte sich ihm, blieb dann aber stehen und reichte es ihm.
Unwillkürlich wünschte er, sie hätte selbst Hand angelegt. Kaum kam ihm der Gedanke, da verdrängte er ihn auch schon entschieden. Hatte er seine Lektion nicht gelernt?
Er rieb über die feuchten Flecken und warf ihr das Handtuch zu. „Wie viele Personen wollen Sie mit dem Ding sättigen?“
Sie wirkte verlegen.
„Eigentlich sollten es insgesamt zehn werden, Sie eingeschlossen“, murmelte sie, während sie ihre Stiefelspitzen musterte. „Für Millie ist es eigentlich ein Glück, dass sie doch nicht kommen kann. Ihr Mann – bald Exmann – ist mit einem jungen Mädel durchgebrannt. Seitdem hat sie schwer zu kämpfen. Ihre Eltern haben sie zu Thanksgiving nach Hause eingeladen. Sie hofft, dass sie sich mit ihnen aussöhnen und wieder bei ihnen einziehen kann. Sie hat drei Kinder und will unbedingt ihren Collegeabschluss machen, damit sie sich einen anständigen Job besorgen kann. Also ist es für sie am allerbesten so.“
Mark verdaute die Flut an Informationen und überlegte, ob er fragen sollte, wer diese Millie war. Dann entschied er, dass es nicht wichtig war. „Also, wie viele werden jetzt noch kommen?“
Sie blickte ihn an. „Nur noch sechs, weil Millie ihre drei Kinder mitgebracht hätte.“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Ich habe an Feiertagen gern viele Menschen um mich. Ich lade Leute ein wie Sie – die keine Familie in der Nähe haben und deshalb nicht wissen, wohin sie sollen. Wie ich schon mal gesagt habe, ist es eine schwierige Zeit, um allein zu sein.“
Na, großartig! Ein Tisch voller Streuner.
Darcy klemmte sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Die Bewegung lenkte seine Aufmerksamkeit auf ihre blonden Locken, die seidig aussahen, und auf ihre vollen Brüste, die sich auf reizvolle Weise unter ihrem Sweater abzeichneten. Auch wenn er die letzten Monate damit zugebracht hatte, sich von zwei Schusswunden zu erholen, waren gewisse Teile von ihm unverletzt geblieben. Sie suchten sich diesen Moment aus, um ihn daran zu erinnern, dass ein Mann gewisse Bedürfnisse hat.
Verdammt! Warum musste ihm plötzlich auffallen, wie attraktiv Darcy war? In den vergangenen zwei Monaten, die sie nun schon Nachbarn waren, hatte er es geschafft, diese Tatsache geflissentlich zu übersehen.
„Wo ist denn Ihre eigene Familie?“, fragte er, um sich von den quälenden Anzeichen der Erregung abzulenken.
„Meine Eltern sind vor fünf Jahren gestorben.“
Er sagte nichts dazu. Auch seine Eltern waren gestorben, aber wegen dieser Übereinstimmung wollte er sich noch lange nicht mit dieser Frau verbünden.
Lag es eigentlich an ihm, oder war es wirklich zu heiß im Zimmer?
„Kann ich Ihnen etwas anbieten?“, fragte Darcy. „Tee? Gebäck?“
„Ich muss allmählich nach Hause.“
Sie folgte ihm zur Tür. „Danke, dass Sie mir geholfen haben, Mark. Ich bin überzeugt, dass ich es allein geschafft hätte, Mister Truthahn hereinzuschleppen, aber es war schön, dass ich mich nicht mit ihm abplagen musste.“
„Hören Sie, Darcy …“ Er hielt inne. Wie sollte er ihr beibringen, dass er lieber doch nicht zu ihrem Dinner zu Thanksgiving kommen wollte? Er war in letzter Zeit nicht gerade gesellig und konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als mit fünf Leuten, die er nicht kannte und nicht kennenlernen wollte, zusammen an einem Tisch zu sitzen und gemeinsam zu essen.
Sie starrte ihn aus ihren großen blauen Augen an. Doch das Schlimmste an allem war das blinde Vertrauen in ihrem Blick. Er fürchtete, dass sie in ihrem ganzen Leben noch nie eine Notlüge geäußert hatte, geschweige denn eine richtig gemeine Lüge. Er fühlte sich, als stünde er im Begriff, ein Hündchen zu treten.
Seine Schultern sackten hinunter. „Soll ich etwas mitbringen? Wein?“
„Wein wäre nicht schlecht. Ich verstehe nämlich absolut nichts davon.“
Mark nickte und ging, ohne sie noch einmal anzuschauen.
Sobald er seine eigene Wohnung betreten hatte, dehnte er seine abkühlenden Muskeln. Dann lief er durch den kleinen Vorraum. Im Badezimmer angekommen, zog er sich T-Shirt und Thermounterhemd aus. Den Oberkörper entblößt, starrte er in den Spiegel.
Die Narbe von der Schusswunde an seiner Seite war noch immer rot und geschwollen. Hätte die Kugel ihn nur wenige Millimeter weiter in der Mitte getroffen, hätte er zumindest ein lebenswichtiges Organ verloren. Sylvia hatte auf sein Herz gezielt. Er beugte sich vor, um sein Bein zu massieren. Die Narbe dort bereitete ihm längst nicht mehr so viele Probleme wie noch vor einem Monat.
Mark richtete sich auf, öffnete den Wasserhahn in der Dusche und streifte sich die restliche Kleidung ab. Während er unter den dampfenden Strahl trat, rief er sich in Erinnerung, dass er nichts mit Darcy anfangen wollte, so attraktiv sie auf ihn auch wirken mochte. Wie er bereits am eigenen Leib erfahren hatte, konnte es sich als fatal erweisen, sich mit einer Frau einzulassen.
Der große Saal in der Madison School maß fast vierzig Quadratmeter. An einer Wand befand sich ein riesiger steinerner Kamin. Mehrere Sofas bildeten Sitzgelegenheiten für Gesprächsrunden, während Kartentische ringsherum Platz für verschiedene Spiele boten. Die hohe Balkendecke trug zu der freizügigen, offenen Atmosphäre des Raumes bei. Der Duft von Popcorn mischte sich mit dem Geruch nach Holzkohle vom letzten abendlichen Imbiss.
Darcy saß auf dem Sofa in einer Ecke, die Füße unter sich gezogen, und lauschte, während ihr Bruder Dirk aufzählte, was er alles in seinen Koffer gepackt hatte. Ihr Herz schwoll vor Liebe zu ihm, während sie sein vertrautes Gesicht musterte. Sie hatten beide blaue Augen und blondes Haar, aber Dirks Züge waren markanter. Sie bemerkte den Schatten eines Bartes auf seinem Kinn. Mein kleiner Bruder wird erwachsen …
„Ich bin beeindruckt, wie gut du packen kannst“, sagte sie aufrichtig. „Weißt du noch, als ich aufs College gekommen bin und mein Anmeldeformular zu Hause vergessen hatte?“
Dirk lachte. „Mom musste es dir bringen und war richtig sauer. Du hast gleich an deinem ersten Tag Schwierigkeiten gekriegt.“
Sie lächelte. Das Leben war leicht gewesen damals – die ganze Welt hatte ihr offengestanden. Doch das war schon lange nicht mehr so. „Du steckst ganz selten in Schwierigkeiten“, bemerkte sie.
Er strahlte. „Ich kann mir alle Regeln merken. Manche von denen sind doof, aber ich befolge sie. Mir gefällt es hier, Darcy. Ich will hierbleiben.“
„Ich weiß.“ Sie beugte sich vor und nahm seine Hand. „Du wirst so lange hierbleiben, bis du bereit bist, auf deinen eigenen Füßen zu stehen.“
Er wirkte skeptisch. Sie konnte es ihm nicht verdenken. Eigenständigkeit war für ihn noch Jahre entfernt, aber die Madison School war eines der besten Internate im ganzen Land. Das hervorragend ausgebildete Personal war darauf spezialisiert, geistig behinderten Jugendlichen zu helfen, sich zu glücklichen, leistungsfähigen Erwachsenen zu entwickeln.
„Ich schätze, bis dahin wirst du die ganze Welt bereisen, stimmt’s?“, meinte sie.
Er grinste. „Bloß Chicago.“
Er ließ es so klingen, als wäre es keine große Sache für ihn, aber sie sah seine Augen vor Aufregung leuchten.
„Wir werden im Zug schlafen. Andrew sagt, dass es für uns Truthahn zum Abendbrot gibt, wenn wir im Hotel ankommen.“
„Schreibst du alles in dein Tagebuch, damit du auch nichts vergisst?“
Er nickte. „Ich nehme den Fotoapparat mit, den du mir zum Geburtstag geschenkt hast. Ich will ganz viele Bilder machen.“
„Oh, dabei fällt mir was ein.“ Sie bückte sich, wühlte in ihrer Tasche und holte eine Packung mit einer Speicherkarte heraus. „Das ist für dich.“
Dirk starrte auf das Geschenk und dann in ihr Gesicht. „Darcy?“
Sie wusste, was er damit fragen wollte und welche Sorge ihn veranlasste, die Augenbrauen zusammenzuziehen und sie so eindringlich zu mustern. Er wusste, dass das Geld für sie beide seit langer Zeit knapp war. Er ahnte zwar nicht, wie viel sein Schulbesuch sie kostete oder wie viele Nächte sie wach lag, in die Dunkelheit starrte und betete, dass sie es schaffte, doch er erriet, dass sie es nicht leicht im Leben hatte.
Sie drückte ihn schnell an sich. „Das ist nur eine SD-Karte, Dirk. Die kann ich mir leisten.“
Er wirkte trotzdem besorgt, als sie ihn losließ. „Ich habe doch mein Taschengeld. Ich kann es dir wiedergeben.“
„Nein, das ist dein Geld. Gib es für dich selbst aus. Aber wenn du mir eine Ansichtskarte aus Chicago mitbringen willst, dann sage ich nicht Nein.“
Er nickte. „Ich bringe dir zwei.“
„Das wäre großartig.“
Es war das erste Thanksgiving, das sie voneinander getrennt verbringen würden. Sie versuchte, es mit Fassung zu tragen.
Die Heiterkeit kehrte in seinen Blick zurück. „Wir fahren mit dem Zug. Ich bin noch nie mit einem Zug gefahren.“ Sein Lächeln schwand. „Ich werde dich auch vermissen.“
„He, keine langen Gesichter! Nur glückliche Leute dürfen nach Chicago fahren“, verkündete eine männliche Stimme.
Darcy und Dirk blickten beide auf.
Andrew, einer der Therapeuten der Schule, gesellte sich zu ihnen. Er setzte sich in den Schaukelstuhl neben dem Sofa und erkundigte sich: „Wie geht es Ihnen, Darcy? Haben Sie viel zu tun?“
Sie dachte an ihre Schicht im Hip-Hop-Café. Im Anschluss daran pflegte sie jeden Nachmittag und Abend stundenlang zu backen. Außerdem musste sie die Zutaten für ihre Heimarbeit einkaufen und Zeit für die Auslieferung finden. Dazu kam nun auch noch die Zubereitung eines Thanksgiving-Dinners an einem ihrer seltenen freien Tage. „Ich schaffe es, mich beschäftigt zu halten“, erwiderte sie trocken.
„Das kann ich mir denken.“ Er deutete mit dem Kopf auf die Filme, die Dirk noch immer in den Händen hielt, und sagte zu ihm: „Du wirst ganz viele schöne Dinge in der Stadt sehen. Darcy wird sich sehr über deine Bilder freuen.“
Dirk grinste. „Ich will sie in mein Fotoalbum kleben und dazuschreiben, wo ich sie gemacht habe.“
„Ich freue mich darauf“, sagte Darcy aufrichtig. Sie wollte jedes Detail von seiner ersten Reise ohne sie erfahren.
„Er macht große Fortschritte in der Fotografie“, verkündete Andrew, „und er hat sogar bei einigen anderen Schülern Interesse dafür geweckt. Deshalb wird im neuen Jahr ein hiesiger Fotograf mehrmals in der Woche Unterricht geben.“
„Das klingt fabelhaft.“
„Wir tun alles, was Erfolg verspricht.“
Zufrieden lehnte Darcy sich zurück. Wann immer sie ihre Entscheidung infrage stellte, Dirk und sich selbst zu entwurzeln und ausgerechnet nach Montana zu ziehen, rief sie sich in Erinnerung, dass diese Schule zu den besten im ganzen Land zählte. Wo sonst bekäme ihr Bruder rund um die Uhr die Aufmerksamkeit von hervorragend ausgebildetem Personal?
„Dirk macht sich sehr gut.“ Andrew hielt – an Dirk gewandt – einen Daumen hoch. „Er hat viele Freunde gefunden.“
„Das freut mich sehr.“
Andrew stand auf. „Kommen Sie bei mir im Büro vorbei, wenn Sie gehen. Dann zeige ich Ihnen den Bericht über Dirks jüngste Fortschritte.“
„Mach ich.“
Er hob die Hand zum Gruß und ging.
Kurz vor acht Uhr brach Darcy auf. Während der Rückfahrt nach Whitehorn ließ sie das Radio spielen und versuchte, nicht an den kommenden Tag zu denken. Sie war dummerweise nervös bei dem Gedanken, mehrere Stunden in Gegenwart von Mark Kincaid zu verbringen.
Seit fünf Jahren hatte sie kein richtiges Date mehr erlebt. Nicht, dass die Zusammenkunft mit Mark als Date bezeichnet werden konnte. Er war lediglich an Thanksgiving zum Dinner eingeladen. Das Ereignis hatte keinerlei emotionale Bedeutung. Wenn sie anders darüber dachte, machte sie sich nur selbst etwas vor.
Da Mark keine Ausrede eingefallen war, um die Einladung abzulehnen, klingelte er um Punkt vier Uhr an Darcys Tür.
Darcy öffnete. Ihr Haar war wie üblich stark gelockt. Ihre Wangen glühten, und sobald sie ihn erblickte, plapperte sie wild drauflos.
„Es tut mir ja so leid, Mark. Ich habe das nicht geplant, aber ich weiß nicht, ob Sie mir das glauben werden. Es ist einfach einer von diesen unglückseligen Zufällen. Wer hätte gedacht, dass die Wilsons den Tag lieber allein verbringen? Als ob sie überhaupt kochen könnte! Oh, das meine ich nicht böse. Ich mag sie und so. Es geht bloß darum, dass sie nicht kommen. Von Millie und ihren Kindern habe ich Ihnen ja schon erzählt. Und Margaret wurde zum Dienst einberufen. Ich meine, sie ist Krankenschwester, sie kann nicht Nein sagen. Und Betty hat eine Erkältung und fühlt sich scheußlich. Außerdem will sie ihre Bazillen nicht verbreiten. Also konnte ich keinen von ihnen zwingen, oder?“
Sie sah betroffen und gleichzeitig eine Spur hoffnungsvoll aus. Mark fröstelte. Er hatte die kurze Strecke zwischen den beiden Wohnungen zurückgelegt, ohne sich damit aufzuhalten, sich einen Mantel anzuziehen. Er trug nur eine Hose und ein langärmeliges Hemd, und dabei betrug die Außentemperatur mindestens sechs Grad unter null. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Aber könnten wir das vielleicht drinnen klären?“
„Wie bitte?“ Sie starrte ihn verständnislos an. „Oh! Sie sind bestimmt am Erfrieren. Kommen Sie doch herein.“
Sie hielt ihm die Tür weit auf. Dann nahm sie die Flasche und die Blumen entgegen, die er ihr reichte. Sie musterte die gelben Rosen und orangeroten Gerbera, als hätte sie noch nie zuvor derartige Gewächse gesehen.
„Sie haben mir Blumen mitgebracht“, murmelte sie und schnupperte an den Blüten. „Wow! Das ist so nett.“ Sie blickte ihn an, als hätte er soeben das Feuer erfunden. „Ich meine, es ist wirklich nett.“
Er unterdrückte die Bemerkung, dass er sich nicht im Geringsten für nett hielt. „Ich dachte, der Strauß eigne sich vielleicht als Tischdekoration.“
„Natürlich. Er ist wunderschön.“ Sie ging voraus ins Esszimmer.
Ihm fiel auf, dass der große Tisch lediglich für zwei Personen gedeckt war. Ihr zusammenhangloses Geplapper kam ihm wieder in den Sinn. „Es kommt sonst niemand zum Dinner?“, fragte er vorsichtshalber nach.
Sie schüttelte den Kopf, während sie eine Vase aus dem Schrank an der hinteren Wand holte. „Nein. Sorry. Ich habe es nicht so geplant. Ich hoffe, Sie glauben mir das.“
Mark dachte über die Alternative zu einem Dinner allein mit Darcy nach. Das war ein Dinner mit ihr und dazu einem halben Dutzend anderer Leute, die er nicht kannte und die unzählige unliebsame Fragen stellen würden. „Ich bin eigentlich kein geselliger Typ. Es macht mir nichts aus.“
Sie stellte den Wein auf den Tisch und drückte sich die Vase und die Blumen an die Brust. „Wirklich nicht? Ich möchte nicht, dass Sie denken, ich hätte es absichtlich so arrangiert.“
Es dauerte eine Weile, bis er begriff, worauf sie hinauswollte. Schließlich traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitz. Wie ein Date.
Er musterte ihre Erscheinung. Statt der üblichen Kellnerin-Uniform trug sie einen hellblauen Sweater und eine schwarze Hose. Beides betonte ihre weiblichen Kurven. Sie mochte nicht groß sein, aber ihre Gestalt wies sehr reizvolle Rundungen an genau den richtigen Stellen auf.
„Ich verspreche, ohne weitere Indizien nicht das Schlimmste von Ihnen zu denken“, verkündete er ernst.
Sie grinste. „Gut. Würden Sie dann bitte den Wein öffnen? Oh, und ich hoffe sehr, dass Sie großen Hunger haben, denn ich erwarte, dass Sie Ihre Hälfte des Truthahns aufessen.“
Mark schnappte sich den Wein und folgte ihr in die Küche. In drei Töpfen auf dem Herd brodelte es, und die Mikrowelle piepste ungeduldig.
„Gläser sind dort“, sagte sie und deutete zu einer Vitrine beim Esstisch.
Sie wandte sich dem Herd zu, hob die Deckel und rührte in den Töpfen. Sie hantierte ungeheuer geschickt und bewegte sich mit einer ungezwungenen Grazie.
„Es riecht alles sehr gut“, stellte er fest, während er den Wein einschenkte.
Darcy nahm das Glas, das er ihr reichte, und lehnte sich an den Küchenschrank. „Ich rechne nicht mit einem größeren Missgeschick.“ Ihre Augen funkelten belustigt. „Das soll nicht heißen, dass ich in der Vergangenheit keines erlebt habe – als ich noch nicht wusste, was ich tue. Aber ich habe aus meinen Fehlern gelernt.“
„Wann haben Sie mit dem Kochen angefangen?“
„Vor etwa fünf Jahren.“
„Was hat Sie dazu inspiriert?“
„Wir alle müssen irgendwann erwachsen werden.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Vor fünf Jahren hätte ich nicht mal Wasser ohne Anleitung kochen können. Seitdem habe ich viel gelesen und geübt. In Restaurants zu arbeiten hat mir ermöglicht, verschiedene Verfahrensweisen zu beobachten. Ich habe festgestellt, dass ich am liebsten backe.“ Sie deutete zu einem Teller mit verschiedenem Gebäck, der auf dem Tisch stand. „Das habe ich selbst gemacht. Heute Morgen.“
Mark musterte die drei Kuchen und vermutete, dass einer von ihnen Kürbis enthielt, der Farbe nach zu urteilen. „Muss ich davon auch die Hälfte essen?“
„Vielleicht. Mal sehen, wie weit Sie mit dem Truthahn kommen.“ Sie stellte ihren Wein auf den Küchenschrank und wandte sich wieder dem Ofen zu. „Ich habe angefangen, meine Backwaren in der Stadt zu verkaufen. Ich denke, ich habe eine gute Chance auf einen Vertrag mit dem Hip-Hop-Café. Dort teilen wir gerade Kostproben aus, um zu testen, wie mein Zeug bei den Leuten ankommt.“
„Also war das Kürbisbrot, das ich am Montag probiert habe, von Ihnen?“
„Ja, und es hat Ihnen geschmeckt. Obwohl Sie zuerst so ein Theater darum gemacht haben, zum Frühstück Gemüse zu essen.“
Sie öffnete den Backofen und befühlte den Braten. „Er ist fast fertig.“ Sie schloss die Tür und richtete sich auf. „Es wird Sie freuen zu hören, dass unser Mahl heute Abend nichts Unnatürliches an sich hat.“
„Das hatte ich befürchtet.“
„Warum?“
„Weil Sie eine Gesundheitsfanatikerin sind. Ich bin beunruhigt wegen Ihrer Auswahl an Zutaten.“
Darcy lachte. „Tofu als Überraschungsfüllung?“
„Genau.“
Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Was habt ihr Männer bloß für ein Problem mit Tofu? Ihr habt alle eine Heidenangst davor, dass wir Frauen versuchen, euch welches unterzujubeln.“
„Versuchen Sie das etwa nicht?“
„Vielleicht“, räumte sie ein.
Mark musste schmunzeln. Es erschien ihm seltsam und fremd. Er hatte sich groß Gedanken darüber gemacht, wie er den Abend mit Darcy hinter sich bringen sollte, aber sie war überraschend angenehm im Umgang. Und angenehm für das Auge. Als sie sich wieder zum Herd umdrehte, heftete er den Blick unwillkürlich auf ihren hübsch gerundeten Po. Er rief sich in Erinnerung, dass Zuneigung gefährlich war. Das Leben war besser, wenn er nichts empfand. Wie oft musste er noch angeschossen werden, bevor er diese Lektion lernte?
„Schneit es?“, fragte sie.
„Noch nicht, aber es ist schon den ganzen Nachmittag über ziemlich grau. Angeblich soll es am Abend anfangen.“
„Gut. Ich mag Feiertage mit Schnee. Oh! Findet heute Nachmittag nicht ein Footballspiel statt? Wollen Sie es sich ansehen gehen?“
„Im Gegensatz zu einer weitverbreiteten Meinung über Männer bin ich durchaus fähig, einen ganzen Tag zu überstehen, ohne ein sportliches Ereignis zu verfolgen.“
„Ich bin sehr beeindruckt.“ Sie trug einen Topf zur Spüle und goss das Wasser ab. „Da Sie nicht Football gucken, könnten Sie vielleicht unseren kleinen Freund hier aus dem Ofen holen. Er müsste fertig sein.“
Er stellte sein Weinglas ab, holte den Truthahn heraus und trug ihn zum Tisch hinüber. Darcy wickelte den Braten in Alufolie und erklärte, dass er ruhen musste, bevor er tranchiert werden konnte. Mark war zwar nicht der Meinung, dass der Vogel besonders aktiv wirkte, aber was verstand er schon davon?
Sie ließ ihn Kartoffeln stampfen, während sie den Bratensaft zubereitete. Dann zerteilte sie fachmännisch das eindrucksvolle Getier und brachte schnell alle Gerichte auf den Tisch.
Sie setzten sich einander gegenüber. Einen Moment lang fühlte Mark sich unwohl. Die Situation war zu intim für seinen Geschmack. Instinktiv ging er in den Modus Kripobeamter über. Er gewann erfahrungsgemäß an Sicherheit, indem er Fragen stellte. „Wie lange leben Sie schon in Whitehorn?“, wollte er wissen, als sie ihm die Fleischplatte reichte.
„Seit Anfang Juni. Vorher habe ich ein paar Jahre in Arizona gewohnt, und davor in Chicago.“
„Kommen Sie von dort?“
„Ja. Ich bin in einem wohlhabenden Vorort aufgewachsen, von dem Sie wahrscheinlich noch nie gehört haben und wo die schwierigste Entscheidung darin bestand, wessen Einladung zum Abschlussball ich annehmen sollte. Der ausschlaggebende Faktor war natürlich die Coolness des jeweiligen Jungen.“ Darcy reichte ihm nacheinander Schüsseln mit grünen Bohnen und Süßkartoffeln. „Ich bin aufs College gegangen, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, was ich einmal werden will. Deswegen habe ich andauernd die Fächer gewechselt und mehr gespielt als studiert. Beinahe hätte ich sogar einen Heiratsantrag angenommen, um mich nicht für eine Studienrichtung entscheiden zu müssen.“ Ihre blauen Augen verdunkelten sich in Erinnerung. „Das war nicht gerade meine Sternstunde.“
Es fiel ihm schwer, ihre Story mit der Frau in Einklang zu bringen, die ihm nun gegenübersaß. „Was ist dann passiert?“
Sie nahm einen Bissen Fleisch und kaute langsam, schluckte schwer und sagte dann tonlos: „Meine Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ich war unvorbereitet, gelinde ausgedrückt.“ Sie zögerte, als ob es noch mehr gäbe, was sie dazu sagen wollte.
Mark wartete. Der Kriminalist in ihm wollte ihr nähere Informationen entlocken, aber er rief sich in Erinnerung, dass er Gast in ihrem Haus war, noch dazu an einem Feiertag. Er kostete vom Truthahn und verkündete: „Der schmeckt richtig gut.“
„Danke.“
„Wie alt waren Sie, als Ihre Eltern gestorben sind?“
„Zwanzig, aber ignorant, falls Sie wissen, was ich meine. Meine Eltern haben einen dicken Stapel offener Rechnungen hinterlassen. Anscheinend waren sie schon seit Jahren getrennt, wollten es mich aber nicht wissen lassen. Nachdem alles abbezahlt war, ist nicht viel übrig geblieben. Ich musste das Studium aufgeben.“
Darcy stach mit der Gabel auf ihre Stampfkartoffeln ein. „Darüber hinaus haben sich die meisten meiner Freunde von mir zurückgezogen, als ich meine soziale Stellung und die finanziellen Ressourcen verloren hatte. Ich bin sehr schnell erwachsen geworden. Bevor sich die Wogen geglättet hatten, war ich fähig, auf eigenen Beinen zu stehen.“
„Es scheint Ihnen gut gelungen zu sein“, bemerkte er.
„Danke. Ich habe mich bemüht.“
Er strich über die Tischplatte. „Der sieht alt aus. Ist es ein Familienerbstück, das Sie retten konnten?“
Sie lachte. „Von irgendjemandem bestimmt, aber nicht von meiner Familie. Ich habe ihn vor ein paar Jahren bei einem Garagenverkauf erstanden. Zusammen mit der Vitrine.“ Sie grinste. „Nunmehr lege ich viel Wert auf Schnäppchen. Sie sollten mich mal bei den Schlussverkäufen erleben. Ich bin beeindruckend.“
„Das klingt ganz danach. Vermissen Sie es, reich zu sein?“
„Wer würde das nicht?“ Sie spießte ein Stück Fleisch auf. „Aber mir gefällt, wer ich jetzt bin, wesentlich besser als der Mensch, der ich früher war. Das betrachte ich als Vorteil.“
Sie ist ein winziges Problembündel, dachte er grimmig. Hübsch, sexy, Single und reizvoll. Warum nur hatte er ihre Einladung angenommen? „Was hat Sie nach Whitehorn geführt?“, fragte er. „Das liegt weit von Arizona entfernt.“
Zum ersten Mal an diesem Abend mied sie seinen Blick. „Ich habe gehört, dass Montana den Spitznamen ‚Das Große Himmelsland‘ hat. Das wollte ich kennenlernen“, erwiderte sie leichthin. „Sie wissen schon – den Wild-West-Mythos. Ich habe einfach irgendwie den Weg hierher gefunden.“
Marks Brust schnürte sich zu. Sie log. Darauf hätte er sein Leben verwettet. Was bedeutete, dass es da etwas gab, was sie ihn nicht wissen lassen wollte. Wie Sylvia war sie eine Frau mit Geheimnissen – und daher tabu für ihn.
Nach dem Essen räumten sie gemeinsam den Tisch ab. Dann ging Darcy voraus in das kleine Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa. Mark folgte ihr und nahm am anderen Ende Platz.
„Das war unglaublich lecker“, sagte er. „Ich bin beeindruckt.“
„Danke.“ Sie strich sich über den Bauch. „Ich bin voll, aber ich habe nicht das Gefühl, gleich zu platzen. Das betrachte ich als positiven Ausgang eines üppigen Thanksgiving-Dinners.“
„Ich habe meine Hälfte des Truthahns nicht geschafft.“
Sie lachte. „Das stimmt. Sie hätten Ihre ganzen zwölf Pfund vernichten sollen. Ich kann Ihnen den Rest ja einpacken, damit Sie ihn mit nach Hause nehmen. Ich habe ein tolles Rezept für Enchiladas. Das kann ich Ihnen aufschreiben.“
„Ich koche nicht viel.“
Sie täuschte Überraschung vor. „Und ich dachte, alle Detectives aus New York City wären unglaublich häuslich.“
„Den Haushaltskursus habe ich versäumt.“ Er musterte sie nachdenklich. „Sie wissen also, dass ich in New York gelebt habe. Bin ich regelmäßig die Zielscheibe für Klatsch oder nur gelegentlich?“
Darcy weigerte sich, die Verlegenheit zuzulassen, die in ihr aufsteigen wollte. „Jeder Gast hat seine Viertelstunde Ruhm im Hip-Hop-Café“, erwiderte sie gelassen. „Sie waren ein heißes Thema, als Sie hierher zurückgekommen sind, aber inzwischen haben sich die Dinge beträchtlich abgekühlt.“
„Gut zu wissen.“
Sie trank von ihrem Wein und musterte ihren Besucher über den Rand des Glases hinweg. Er war ein gut aussehender Mann. Zu gut aussehend für ihre lange Enthaltsamkeit. Groß, stark, mit betörenden grünen Augen. Ihr gefiel, dass sein dunkelbraunes Haar eine Spur zu lang war und dass sein knackiger Po in der maßgeschneiderten Anzughose beinahe ebenso gut zur Geltung kam wie in hautengen Jeans.
Etwas an dem Mann ließ ihren Körper prickeln. Irgendwie gefiel ihr das Gefühl, ein wenig erregt zu sein, ohne dass er tatsächlich etwas dafür tat. Zumindest war es eine Abwechslung zu ihrer üblichen Sorge und Erschöpfung.
„Ich denke, jetzt bin ich an der Reihe, Detektiv zu spielen“, eröffnete Darcy herausfordernd. „Sie haben während des Essens alles über mich herausgefunden. Deshalb sollte ich jetzt etwas über Sie erfahren.“
„Fragen Sie nur.“
Sie drehte sich zu ihm um. „Wie kommt es, dass es einen Mann, der in Montana geboren und aufgewachsen ist, nach New York verschlagen hat? Noch dazu als Detective?“
„Das wollte ich schon werden, als ich noch ein Kind war. Ich bin nie vom Rodeofieber angesteckt worden. Ich habe meine Zeit damit verbracht, alles über polizeiliche Ermittlungstechniken nachzulesen. Nach dem Collegeabschluss bin ich nach New York aufgebrochen, wo ich einen Job bei der Polizei bekommen habe. Von da an habe ich mich beständig nach oben gearbeitet.“
„Was hat Sie hierher zurückgeführt?“, wollte sie wissen.
„Ich wurde angeschossen.“
Sie vergoss beinahe ihren Wein. „Im Dienst?“
„Einer Mordverdächtigen hat es nicht gefallen, wie die Untersuchungen geführt wurden. Sie hat ihren Zorn an mir ausgelassen.“
Schockiert starrte sie ihn an. „Eine Frau hat Sie angeschossen?“
„Auch Frauen können morden.“
„Davon gehe ich aus.“ Sie spielte mit dem Gedanken, ihn zu fragen, wo er getroffen worden war. Doch die Frage erschien ihr allzu intim.
„Vermissen Sie die Großstadt?“
„Whitehorn ist jedenfalls keine.“
Sie lachte. „Da haben Sie allerdings recht. Ich erinnere mich noch gut daran, wie es war, in Chicago aufzuwachsen. An den Wochenenden haben wir oft die verschiedenen Restaurants und Theater in der City aufgesucht. Oder die Museen.“
Er griff zu seinem Glas auf dem Couchtisch. „Okay, Whitehorn hat solche Annehmlichkeiten nicht zu bieten. Ich gebe zu, dass ich New York vermisse.“ Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Ich habe mich nie besonders für Museen interessiert, aber ich bin gern ins Theater gegangen.“ Er runzelte ein wenig die Stirn. „Ich glaube allerdings nicht, dass ich jemals eine Vorstellung zu Ende gesehen habe. Ich wurde immer an einen Tatort gerufen.“
Darcy lehnte den Kopf an die Rückenlehne. „Ich kann Ihre Erfahrungen überhaupt nicht nachvollziehen.“
„Das würde ich Ihnen auch nicht wünschen. Manchmal rauben sie einem den Schlaf.“
Sie wartete, aber er sagte nichts mehr dazu. Litt er unter Schlafstörungen? Wanderte er bis spät in die Nacht im Haus herum?
Bevor sie sich zurückhalten konnte, stellte sie fest: „Sie sind nicht verheiratet.“
Mark zog die Augenbrauen ein klein wenig hoch. „Nein. Das bin ich nie gewesen.“
„Ich auch nicht.“
„Das überrascht mich nicht. Sie sind kaum alt genug, um ehemündig zu sein.“
„Ich bin fünfundzwanzig.“
„Sag ich doch. Ein Baby.“
Sie richtete sich auf. „Sie tun ja gerade so, als wären Sie schon ein Tattergreis.“
„Nicht der Kilometerstand zählt, sondern die Abnutzung.“
Er lächelte, während er sprach. Es verlieh seinen Lippen einen reizvollen Schwung, der ihr Herz pochen und ihre Handflächen plötzlich feucht werden ließ. Sie musste aufpassen, als sie ihr Glas absetzte, damit es ihr nicht entglitt.
„Sie sollten öfter lächeln“, bemerkte Darcy.
Seine Belustigung schwand. „Ich finde das Leben nicht besonders spaßig.“
„Vielleicht ist es das nicht. Aber es gibt immer noch angenehme Überraschungen. Heute Abend zum Beispiel. Ich war besorgt und nervös, weil ich Sie zum Dinner erwartet habe, aber es ist alles bestens gelaufen. Wir haben uns entspannter unterhalten, als ich gedacht hätte.“
„Da muss ich Ihnen recht geben. Ich wollte eigentlich gar nicht kommen. So, wie Sie mich ständig wegen meiner Essensgewohnheiten bekritteln, war ich überzeugt, dass Sie mir in irgendeiner Form Tofu vorsetzen würden.“
„Sie haben es ja nicht mal herausgeschmeckt.“
Er riss entsetzt die Augen auf. „Darcy!“
Er sagte ihren Namen nicht nur so dahin; es klang wie ein warnendes Knurren. Ein Prickeln rann ihr über den Rücken. Sie wollte sich zu ihm beugen, sich an ihn schmiegen, um zu sehen, wohin es sie führte.
„Es war in den Stampfkartoffeln“, flüsterte sie. „Ich würde niemals Tofu in die Füllung geben.“
Mark lachte. Sie hatte ihn nie zuvor lachen gehört. Nicht, dass sie bisher viel Zeit miteinander verbracht hatten. Meistens beschränkten sich ihre Begegnungen auf kurze Wortwechsel, bei denen sie über seine Wahl des Frühstücks mit ihm stritt.
„Ich wette, Sie haben nicht mal Tofu im Haus“, sagte er, und dann trank er seinen Wein aus.
„Sie haben recht. Aber ich muss gestehen, dass es mir Spaß macht zu beobachten, wie ein erwachsener Mann bei der Vorstellung zittert.“ Sie stand auf und streckte sich. „Ich schätze, es ist noch ein Glas Wein übrig. Wollen Sie die Flasche nicht leer machen, wo Sie doch nicht mehr Auto fahren müssen?“
Er nickte, und sie ging ins Esszimmer und holte die Weinflasche vom Tisch. Als sie zum Sofa zurückkehrte, bekämpfte sie den Drang, sich zu Mark zu setzen. Was würde der Kripobeamte sagen, wenn sie sich plötzlich dicht neben ihn fallen ließ, womöglich sogar direkt auf seinen Schoß? Sie kicherte bei der Vorstellung, wie er entsetzt aufsprang, dabei den Wein über ihr Sofa vergoss und sie total in Verlegenheit geriet. Vermutlich war es das Beste, für sich zu behalten, wie anziehend sie ihn fand.
„Was ist denn so witzig?“, fragte er.
„Eigentlich nichts. Ich habe bloß einen verdrehten Sinn für Humor.“
Er hielt ihr sein Glas hin. Sie beugte sich zu ihm, um einzuschenken, doch anstatt sich darauf zu konzentrieren, starrte sie ihm unwillkürlich in die Augen. Sie glaubte nicht, dass sie vorher schon einmal einen Mann mit grünen Augen kennengelernt hatte. Seine waren wirklich wunderschön – interessant geschnitten und von langen dunklen Wimpern umrahmt.
„Darcy?“
Sie hörte ihn ihren Namen sagen, aber sie konnte nicht antworten. Das Herz pochte ihr schmerzhaft in der Brust. Dort verspürte sie auch einen Druck, als ob sämtliche Luft aus dem Raum gesaugt worden wäre. Ihr war unerträglich heiß, und doch zitterten ihr die Beine. Wenn nicht vor Kälte, wovor dann?
Mark nahm ihr die Weinflasche ab. Sie senkte den Blick und stellte fest, dass sie keinen Tropfen von der hellen Flüssigkeit eingeschenkt hatte. Er stellte sein Glas auf den Tisch, neben die Flasche, während er ihren Blick unverwandt gefangen hielt.
„Das können wir nicht tun“, verkündete er.
Sie befeuchtete sich die plötzlich ausgedörrten Lippen. „Was können wir nicht tun?“
Er fluchte. Ihr wurde bewusst, dass sie sich noch immer zu ihm beugte. Wie eine Idiotin, dachte sie und begann, sich aufzurichten. Aber dann legte er ihr eine Hand auf den Arm und zog sie näher. Sie wusste nicht, in welche Richtung sie sich bewegen sollte. Ihr Schwerpunkt verlagerte sich, und plötzlich geriet sie ins Taumeln.
Ehe sie sich’s versah, landete sie auf seinem Schoß – genau so, wie sie es sich keine dreißig Sekunden zuvor ausgemalt hatte.
Mark legte die Arme um sie und zog sie näher an sich. „Du bist nicht die Einzige, die daran gedacht hat“, murmelte er leise, kurz bevor er den Mund auf ihren senkte.
Wie sie geahnt hatte, küsste er traumhaft gut. Sanft und doch fest, warm und verlockend. Er forderte nicht, hielt sich nicht zurück, ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken. All das war genau so, wie sie es sich gewünscht hatte. Seine Lippen bewegten sich an ihren in einem sinnlichen Rhythmus, den sie bis in die Zehenspitzen spürte. Sein Duft, sein harter Körper an ihrem, seine Arme, die sie an sich drückten, all das war ungewohnt und fremdartig, aber auch unglaublich toll und sehr willkommen.
Schließlich strich er unverhofft mit der Zungenspitze über die Innenseite ihrer Unterlippe. Verlangen durchströmte sie. Sie klammerte sich an ihn. Etwas Hartes, Männliches stieß an ihre Hüfte. Der Beweis seiner Erregung veranlasste sie, seine Zunge mit ihrer zu streicheln und sich zu nehmen, wonach ihr verlangte, statt einfach nur zu warten.
Es war, als hätte er Dynamit in Brand gesetzt. Leidenschaft explodierte in ihr. In Mark ebenso, seinem Verhalten nach zu urteilen. Während sie sich aneinanderschmiegten, um den Kuss zu vertiefen und die sinnliche Verbindung in jeder Hinsicht auszukosten, streichelten sie einander mit beiden Händen.
Er umfasste ihre Hüften und hob sie hoch, sodass sie rittlings auf ihm saß. Darcy war unglaublich erregt und presste das heiße Zentrum ihrer Lust an seine harte Männlichkeit. Sie konnte nicht verhindern, dass sie wie von selbst begann, ihre Hüften rhythmisch zu bewegen, und dass sich ihr Atem beschleunigte, während sie beide in einen sinnlichen Taumel gerieten.
Mark machte es nur noch schlimmer – oder besser –, indem er sie antrieb. Mit den Händen schob er ihre Hüften immer wieder vor und zurück, bis er ebenso stöhnte wie Darcy.
Er wich ein wenig zurück, küsste ihre Wangen, ihr Kinn, ihren Hals. Zärtlich strich er mit den Händen von ihren Hüften zur Taille und dann zu den Rippen. Von dort war es nur noch ein kurzer Weg bis zu den Brüsten.
Anstatt ihn zurückzuhalten, bog sie sich ihm entgegen und presste ihm die vollen Brüste in die Hände. Er drückte sie sanft, umkreiste sie forschend. Als er mit den Fingern über ihre Knospen rieb, stöhnte sie auf und flüsterte seinen Namen.
Er schob den Saum ihres Sweaters hoch; sie half ihm, das Kleidungsstück abzustreifen. Er öffnete ihren BH, ohne eine Sekunde zu lange daran zu nesteln, und entblößte sie bis zur Taille. Bevor sie auch nur daran denken konnte, sich zu genieren oder zu sträuben, beugte er sich vor und nahm eine Brustspitze in den Mund.
Die Empfindungen, die seine Liebkosung auslöste, waren beinahe unerträglich stark. Während er die harte Knospe zwischen die Lippen nahm und mit der Zunge streichelte, reizte er die andere Brust mit einer Hand.
Darcy vergrub die Finger in seinem seidigen Haar und drückte seinen Kopf an sich. Sie spürte, wie seine kraftvollen Muskeln sich spannten, als er erschauerte.
Tränen brannten in ihren Augen – so aufwühlend wirkte es, dass ihre Haut nach so langer Zeit der Enthaltsamkeit gestreichelt wurde. Als er sie vom Sofa hochzog und nach dem Knopf an ihrem Hosenbund griff, brachte sie nicht die Willenskraft auf, ihn aufzuhalten.
Mark öffnete ihre Hose, doch bevor er den Stoff über ihre Hüften hinunterschob, zog er sich das Hemd aus. Sie erhaschte einen flüchtigen Blick auf starke Muskeln und eine rote Narbe, doch dann streifte er ihr die Schuhe ab, und sie konnte an nichts anderes mehr denken, als sich gänzlich von ihm ausziehen zu lassen.
Er setzte sich wieder aufs Sofa, streichelte mit beiden Händen ihre Beine und strich schließlich über ihre Schenkel langsam immer weiter nach oben. Das pulsierende Verlangen wuchs, und als er sich dem blonden Haar näherte, das ihre intimste Stelle verbarg, begann Darcy zu zittern. Er legte ihr die Arme um die Taille und zog sie neben sich aufs Polster. Sie küssten sich. Es war wie eine innige Vereinigung ihrer Seelen, die sie noch heftiger zittern ließ.
Seine Finger ruhten auf ihrem Oberschenkel. Sie spreizte die Beine ein wenig. Sie war so erregt, dass es nicht mehr als eine zarte Berührung brauchte, um sie zum Höhepunkt zu bringen.
„Mark, ich …“
Er fasste sie dort an. Schnell fand er den gewissen Punkt, der dazu erschaffen war, das höchste Entzücken zu empfinden. Sie konnte nicht sprechen, konnte kaum noch atmen, konnte nichts anderes tun, als Mark stumm anzuflehen, nicht aufzuhören.
Er erriet ihre Gedanken.
Aufreizend langsam umkreiste er die erogene Zone, rieb dann wieder die gewisse geschwollene Stelle. Es dauerte nicht lange, bis sie sich völlig verlor.
Der Höhepunkt erschütterte ihren Körper mit der Intensität eines Vulkans. Mark vertiefte den Kuss, dämpfte ihre Lustschreie, während sie vor Ekstase zitterte und sich an ihn klammerte. Er berührte sie federleicht, bis der letzte Schauer verebbte.
Dann wich er ein wenig zurück und streichelte ihre Wange. Als sie schließlich den Mut fand, die Augen zu öffnen, stellte sie fest, dass er sie anlächelte. Es war das entspannte, zufriedene Lächeln eines Mannes, der gerade eine Frau beglückt hat.
„Tja, nun.“ Sie räusperte sich. „Es ist eine ganze Weile her, seit ich …“
„Das ist mir gar nicht aufgefallen.“
„Lügner.“
Er grinste. „Also gut. Vielleicht ist es mir ein bisschen aufgefallen. Es ist alles so schnell gegangen, dass es schwer zu sagen ist.“
In gespielter Empörung schlug sie nach seinem Arm, allerdings ohne jeden Kraftaufwand. Er glitt vom Sofa und drehte sie ein wenig, bis sie halb auf dem Polster saß, halb lag. Abrupt wurde ihr bewusst, dass sie ganz nackt war und dass sie sich in ihrem Wohnzimmer befanden. Ganz zu schweigen davon, dass sie den Mann kaum kannte. Doch als sie zu einem Protest ansetzte, beugte er sich vor und küsste die Innenseite ihres Knies.
„W… was machst du denn da?“, fragte sie atemlos, obwohl sie bereits ahnte, was er beabsichtigte.
„Wenn es für dich schon eine Weile her ist, brauchst du wahrscheinlich etwas mehr Aufregung in deinem Leben. Falls es dir nicht gefällt, musst du mir nur sagen, dass ich aufhören soll.“
Ja sicher, dachte sie benommen, während seine Lippen höher wanderten. Sie spreizte die Beine, um ihm mehr Zugang zu gewähren, und schloss die Augen, als er die Innenseite ihrer Schenkel erreichte. So viel dazu, dass Sex ihrer Meinung nach nicht besonders wichtig war. Offensichtlich hatte sie bisher alles falsch gemacht.
Genau in dem Moment, als er ihr den intimsten Kuss überhaupt gab, umfasste er ihre Brüste. Die heftigen vielfältigen Empfindungen entlockten ihr einen lustvollen Aufschrei.
Mehr. Ich brauche mehr. Sie hob die Füße aufs Sofa und öffnete die Beine noch weiter. Er berührte ihre empfindsamste Stelle mit der Zungenspitze und kostete alles von ihr. Dann zog er eine Hand von ihrer Brust fort.
Bevor Darcy protestieren konnte, drang er mit einem Finger in sie ein. Langsam schob er ihn hinein und hinaus, dann schneller und immer schneller, während er sie unaufhaltsam küsste, schleckte und an ihr knabberte, bis sie die Lust kaum noch ertragen konnte.
Sie klammerte sich an die Polster. Eine Welle der Hitze durchströmte sie. Der Druck in ihr wuchs immer weiter, bis sie heftig erschauerte und vor Ekstase aufschrie. Es war so wundervoll, wie sie es nie zuvor erlebt hatte, und es schien ewig anzudauern. Er berührte sie sanft, entlockte ihrem Körper immer weitere Schauer des Entzückens.
Als sie schließlich in die Wirklichkeit zurückkehrte, seufzte sie zufrieden. Da presste sich etwas Dickes und Hartes an sie. Sie veränderte die Stellung, sodass sie Mark die Beine um die Hüften schlingen konnte.
„Ja“, flüsterte sie eindringlich. Sie öffnete die Augen. „Ja!“
Sein Gesicht wirkte angespannt vor Leidenschaft. „Ich will dich“, flüsterte er mit rauer Stimme.
„Dann komm zu mir. Bitte!“
Er drang in sie ein, füllte sie aus, bis sie nach Atem rang. Er stöhnte, während er in ihren lustvoll gespannten Körper vorstieß.
Darcy zog ihn an sich und küsste ihn. Während ihre Zungen einander umkreisten und miteinander tanzten, spürte er, wie er die Beherrschung verlor. Sie küsste besser als jede andere Frau, die er kannte.
Es ist bloß Sex, redete er sich ein, als der Höhepunkt nahte.
„Oh, Mark“, flüsterte sie, und dann rang sie nach Luft.
Er spürte ihre Schauer der Erfüllung. Da konnte er nicht länger widerstehen. Ihm stockte der Atem. Im nächsten Augenblick erreichte er den Gipfel und begab sich auf den Weg ins Paradies.
Leider war Darcy nicht der Luxus vergönnt, bis zum sprichwörtlichen Morgen danach zu warten, um sich wie ein Idiot zu fühlen. Nein, sie kam sich dumm vor, sobald Mark aus ihrem Körper hinausglitt und sich aufrichtete. Da war sie, nackt wie am Tag ihrer Geburt, halb im Sitzen, halb im Liegen auf ihrem Sofa, während ein fremder Mann sich die Hose hochzog und sie schloss. Er hatte sich nicht einmal ganz ausgezogen.
Ihre Wangen röteten sich. Hektisch suchte sie nach etwas, um sich zu bedecken.
Offensichtlich bemerkte Mark ihr Unbehagen, denn er griff zu seinem Hemd und drapierte es über ihren Körper. Dann stand er auf. Etwas, das verdächtig nach Reue aussah, verdunkelte seine grünen Augen. „Darcy, ich …“, er brach ab und rieb sich den Nacken, „… tue so etwas nicht oft genug, um zu wissen, was ich sagen soll.“
„Ich auch nicht.“ Sie schlüpfte in das Hemd und knöpfte es zu. Hätte die Situation peinlicher sein können?
„Ich mache für gewöhnlich nicht … Das heißt, ich habe noch nie …“ Sie presste die Lippen zusammen und wünschte, sie könnte einfach mit dem Sofabezug verschmelzen und unsichtbar werden.
Mark hockte sich vor sie und strich ihr das Haar aus den Augen. „Ich schätze, wir haben uns beide von der Hitze des Moments mitreißen lassen.“ Es zuckte ein wenig um einen Mundwinkel. „Das muss an all dem Tofu in den Stampfkartoffeln liegen.“
„Bestimmt.“
Er ließ die Hand sinken. „Ist bei dir alles klar?“
„Wie man’s nimmt. Ich kenne dich kaum. Wir sind nicht mal zusammen.“ Sie schluckte schwer. „Nicht, dass ich damit andeuten will, dass wir zusammen sein sollten. Es ist bloß …“
Sie wandte den Blick ab. Ihr gefiel nicht, was er von ihr denken musste.
Mark stand auf, bückte sich und hob ihre Kleidungsstücke auf. Darcy nahm sie entgegen. Sie schlüpfte in den Slip, stand auf und zog sich die Hose an. Sie erlebte einen äußerst peinlichen Moment, als sie ihm sein Hemd zurückgeben musste und sich dann hastig BH und Sweater anzog. Weil er sie dabei beobachtete, wurde sie noch verlegener. Was verrückt war. Für Schamgefühle war es ein bisschen zu spät.
Sobald sie angezogen war, zwang sie sich, sich zu ihm umzudrehen. Er stand mit den Händen in den Hosentaschen da. Die Erinnerung an das, was sie miteinander getrieben hatten, veranlasste sie, den Blick auf den Teppich zu senken.
Nach einer kleinen Weile gestand sie ein: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
„Willst du, dass ich mich entschuldige?“
Forschend hob sie den Blick zu seinem Gesicht, doch sie konnte nicht ergründen, was in ihm vorging. „Tut es dir denn leid?“
„Nein.“
„Dann entschuldige dich nicht.“
„Na gut.“ Er verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere. „Ich schätze, es ist Zeit für mich zu gehen.“
„Natürlich.“ Sie ging voraus in den Flur.
Er folgte ihr, beugte sich dann überraschenderweise zu ihr hinunter und küsste sie auf die Wange. „Danke. Das war eine erstaunliche Erfahrung.“
„Tja, nun, für mich auch.“ Trotz ihrer Verlegenheit und dem anhaltenden Entsetzen über ihr impulsives Verhalten konnte sie sich nicht über den körperlichen Aspekt ihrer Vereinigung beklagen. Mark hatte sich als verblüffend wundervoller Liebhaber erwiesen.
„Ich rufe dich an“, versprach er.
„Sag das nicht.“ Darcy zwang sich, ihn anzulächeln. „Du musst mich nicht anrufen.“
„Was ist, wenn ich es will?“
„Dann tu es einfach, aber sag mir nicht, dass du es tun wirst. Sonst steigere ich mich richtig hinein, und wenn du es dann doch nicht tust, grüble ich ständig darüber, was ich falsch gemacht habe. Zwei Wochen später fällt mir dann wieder ein, dass es nicht mein Verlust ist, sondern deiner. Aber die emotionale Ausfallzeit kann ich nicht gebrauchen.“
Mark starrte sie an. Sie musterte ihn und versuchte, sich alles an ihm einzuprägen. Denn sie zweifelte nicht im Geringsten daran, dass sie ihn – abgesehen von sehr steifen Begegnungen an ihrem Arbeitsplatz – nicht wiedersehen würde.
„Bis dann, Darcy. Danke für das Dinner.“
Sie öffnete die Tür; er trat hinaus in die Nacht.
Darcy winkte ihm flüchtig nach, während er zu seiner eigenen Wohnung lief. Sie schloss die Tür und war auf halbem Weg in die Küche, als die ungeschminkte Wahrheit auf sie einstürmte, und zwar mit voller Wucht.
Wie ein voll beladenes Tablett, das einem aus der Hand rutscht und auf den Boden knallt. Dieser alberne Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Wir hatten gerade Sex. Ungeschützten Sex.
Sie lehnte sich an die Wand. Sie war doch nicht so dumm! Oder doch? Nachdem sie sich seit fünf Jahren bemühte, ihre Sache gut zu machen, konnte sie es unmöglich dermaßen verpatzt haben!