Julianes Prinzenmärchen - Karola von Wolffhausen - E-Book

Julianes Prinzenmärchen E-Book

Karola von Wolffhausen

0,0

Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Fürstenkrone Classic In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. »Sieh mal, da steht es ja schon: Großes Rosenfest auf Schloss Felsbach!« Juliane Baumer, die sich darauf konzentrierte, den kleinen Transporter der Gärtnerei zu fahren, lächelte über den Enthusiasmus ihres Beifahrers. Günther Freese, ihr väterlicher Freund und Kompagnon, bestaunte das glanzvoll bemalte Banner, das über der Einfahrt hing. Juliane muss­te auf den Verkehr achten. Das Rosenfest war jedes Jahr der Höhepunkt des Sommers: drei Tage lang Garten- und Kinderfest, gekrönt vom herausragenden gesellschaftlichen Ereignis: dem Rosenball. Es herrschte geschäftiges Kommen und Gehen am Eingangstor. Ein Mann in einer blauen Uniform kontrollierte die ankommenden Wagen. »Die nehmen es aber genau«, sagte Günther. Schloss und Parkgelände waren der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich. Nur für das Wochenende des Rosenfestes wurde eine Ausnahme gemacht. Der Mann winkte den kleinen Wagen der Gärtnerei durch. »Wie hast du es bloß geschafft, dir diesen Auftrag zu angeln?«, fragte Günther zum wiederholten Male. Wahrlich ein unerwarteter, doch hochwillkommener Glücksfall. Juliane war stolz und aufgeregt zugleich, weil sie den Auftrag bekommen hatte, die Blumenarrangements zu gestalten. »Ich habe mich einfach darum beworben«, erzählte sie. Sie hatte ein Blumenarrangement für Fürstin Cosima abgegeben und ihre Visitenkarte hineingesteckt. »Das ist wirklich ein Glücksfall, Kind.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 121

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Fürstenkrone Classic – 60 –

Julianes Prinzenmärchen

Karola von Wolffhausen

»Sieh mal, da steht es ja schon: Großes Rosenfest auf Schloss Felsbach!«

Juliane Baumer, die sich darauf konzentrierte, den kleinen Transporter der Gärtnerei zu fahren, lächelte über den Enthusiasmus ihres Beifahrers. Günther Freese, ihr väterlicher Freund und Kompagnon, bestaunte das glanzvoll bemalte Banner, das über der Einfahrt hing. Juliane muss­te auf den Verkehr achten. Das Rosenfest war jedes Jahr der Höhepunkt des Sommers: drei Tage lang Garten- und Kinderfest, gekrönt vom herausragenden gesellschaftlichen Ereignis: dem Rosenball. Es herrschte geschäftiges Kommen und Gehen am Eingangstor. Ein Mann in einer blauen Uniform kontrollierte die ankommenden Wagen.

»Die nehmen es aber genau«, sagte Günther.

Schloss und Parkgelände waren der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich. Nur für das Wochenende des Rosenfestes wurde eine Ausnahme gemacht. Der Mann winkte den kleinen Wagen der Gärtnerei durch.

»Wie hast du es bloß geschafft, dir diesen Auftrag zu angeln?«, fragte Günther zum wiederholten Male. Wahrlich ein unerwarteter, doch hochwillkommener Glücksfall. Juliane war stolz und aufgeregt zugleich, weil sie den Auftrag bekommen hatte, die Blumenarrangements zu gestalten.

»Ich habe mich einfach darum beworben«, erzählte sie. Sie hatte ein Blumenarrangement für Fürstin Cosima abgegeben und ihre Visitenkarte hineingesteckt.

»Das ist wirklich ein Glücksfall, Kind. Das könnte die Gärtnerei retten«, sagte Günther.

»Ich darf mir nur keinen Fehler erlauben. Fürstin Cosima von Grossenstein ist für ihr kritisches Auge berühmt und berüchtigt«, sagte Juliane.

»Du schaffst das schon«, meinte Günther beruhigend und tätschelte ihre Hand.

Die lange gewundene Anfahrt nach Schloss Felsbach war gesäumt von hohen, schlanken Pappeln, die den Weg in grünes Dämmerlicht tauchten. Linkerhand begann ein Wald, rechts lagen ausgedehnte Rasenflächen. Juliane Baumer blinzelte, als sie den Lieferwagen ihrer Gärtnerei vorsichtig hindurchlenkte. Nach dem gleißenden Sonnenschein draußen auf der Straße war dies eine willkommene Abwechslung.

»Schatten«, seufzte Günther und tupfte sich die Stirn mit einem Taschentuch ab. »Die letzten Tage waren für Juni beinahe zu warm.«

Juliane fuhr um eine Kurve, erschrak und bremste scharf. Da stand ein Reh, mitten auf dem Weg.

»Huch«, sagte Günther, »wie gut, dass du so langsam gefahren bist.«

Das Reh beäugte sie einen Moment, dann sprang es leichtfüßig in den Wald zurück. Langsam setzte Juliane ihre Fahrt fort.

»Der Besitz der Fürstenfamilie von Grossenstein ist gewaltig. Alleine der Park, der zu dem Schloss gehört, erstreckt sich über mehrere Hektar Land. Und dann sind da noch die Wälder und das Land, das von Pächtern kultiviert wird«, wusste Günther zu berichten. Er war mächtig beeindruckt.

Der Gärtnerei-Wagen holperte um eine weitere Kurve. Und dann lag es vor ihnen in seiner ganzen Pracht: Schloss Felsbach.

»Halt doch bitte mal an«, sagte Günther aufgeregt.

Juliane tat ihm gern den Gefallen, fuhr an die Seite und hielt an.

Sie hatte natürlich schon Fotos gesehen, in Zeitschriften, und Berichte darüber gelesen. Doch es so vor sich zu sehen, in natura, das war sehr viel beeindruckender. Juliane wusste aus ihrer Lektüre, dass die fürstliche Familie eine Vorliebe für Ludwig von Bayern und sein Schloss Neu­schwan­stein hatte. Diese Vorliebe sah man Schloss Felsbach an.

»Wie schön«, seufzte Günther, und Juliane stimmte ihm zu.

»Ja, es ist ein wahrhaftes Märchenschloss, so strahlend weiß, mit seinen Türmchen und Erkern.«

»Aber es wirkt nicht überladen«, meinte Günther.

»Sieh mal, da unten, da sind sie schon an der Arbeit.« Er zeigte nach vorne.

Auf dem tiefgrünen englischen Rasen, der sich neben dem linken Schlossflügel bis hinunter zum Wasser eines kleinen Sees erstreckte, herrschte geschäftiges Treiben. Die ersten Zelte waren aufgebaut und leuchteten weiß in der Sonne.

»Das ist das Thema des Rosenfes­tes in diesem Jahr: Ein orientalischer Traum ganz in Weiß«, erklärte Juliane. Darin hatte ihr Auftrag bestanden: Weiße Blumen, vor allem Rosen, zu bezaubernden Arrangements zusammenzustecken.

»Guck mal, sogar das Karussell in der Kinderecke ist weiß«, sagte Günther.

»Wir müssen weiter«, drängte Juliane.

Günther nickte. Juliane ließ den Wagen wieder an und fuhr die letzte Strecke des Weges. Dabei versuchte sie, das Zittern in ihren Händen zu verbergen. Doch Günther, der sie schon als kleines Mädchen gekannt hatte, ließ sich nicht täuschen. »Kein Grund zur Aufregung, Mädchen«, sprach er Juliane Mut zu. »Du hast wunderbare Rosen ausgesucht und kunstvoll arrangiert. Die Topfpalmen sind bereits angeliefert. Alles klappt hervorragend. Dein Vater wäre stolz auf dich gewesen.«

Wie immer, wenn Juliane an ihren Vater dachte, rollte eine heimliche Träne ihre Wange herunter. Rudolf Baumer, ein Gärtner mit Leib und Seele, hatte für seine Gärtnerei gelebt.

Von ihm hatte Juliane ihre Liebe für alles, was grünte und blühte, geerbt. Für sie war es immer ein Wunsch gewesen, im Unternehmen mitzuarbeiten. Nach Beendigung der Schule hatte sie ihren Freund Andreas aus Kindertagen geheiratet. Beide arbeiteten in der florierenden Gärtnerei, ihre Tochter Leonie wurde geboren, und das Leben schien wunderbar. Bis zu jener verhängnisvollen Nacht, als Vater Rudolf und Andreas unterwegs waren, um eine Lieferung abzuholen. Auf dem Rückweg wurde es dunkel, und dann setzte ein Sturzregen ein. Auf der Gegenfahrbahn verlor ein Auto die Kontrolle, scherte aus und rammte den Wagen der Gärtnerei frontal. Weder Vater noch Ehemann hatten eine Chance.

»Nicht doch, Mädchen, nicht weinen.«

Günther Freese sah Juliane besorgt von der Seite her an. Er hatte ihr in den letzten Jahren nach bes­tem Können geholfen. Juliane führte die Gärtnerei und kümmerte sich um Leonie. Sie arbeiteten hart, doch in den letzten Jahren waren immer weniger Aufträge hereingekommen, der Umsatz ging zurück, und die großen Discounter machten ihr das Leben schwer. Allzu viele Menschen kauften lieber Billigware als Qualität.

»Gib dir einen Ruck, Mädchen. Du bist erst siebenundzwanzig, du bist jung und voller Kraft. Es wäre doch gelacht, wenn du das nicht schaffen könntest.«

Günther hatte recht. Juliane schniefte noch einmal leise, dann straffte sie die Schultern und gebot sich, nach vorne zu schauen. »Ich werde aus diesem Auftrag einen Erfolg machen. Dann ist der Name unserer Gärtnerei in aller Munde, und wir werden uns vor Aufträgen aus der High Society gar nicht mehr retten können!«, verkündete sie entschlossen.

Günther Freese lachte erleichtert.

»So ist es recht, Kind!«

In diesem Augenblick begann der Motor des Wagens zu stottern. »Bloß das jetzt nicht!«, sagte Julia entsetzt.

Das Gärtnerauto hatte schon lange dringend eine Inspektion nötig gehabt. Nun wurde es langsamer und langsamer. Plötzlich ertönte hinter ihnen eine laute, durchdringende Hupe. Juliane schrak zusammen. Sie lenkte ihr Vehikel zur Seite und wurde augenblicklich von einem offenen knallroten Sportwagen überholt. Am Steuer des teuren Gefährts saß ein breitschultriger Mann mit windzerzausten braunen Haaren, das Gesicht von einer großen Sonnenbrille verdeckt. Neben ihm eine junge Frau, die ein weißes Kopftuch und ebenfalls eine große schwarze Sonnenbrille trug.

Der Fahrer sah kurz zu Juliane herüber, schüttelte den Kopf und brauste davon.

»Ist das nicht dieser Prinz Alexander gewesen?«, fragte Günther.

Juliane sah dem roten Flitzer nach, bis er in einer Staubwolke um die nächste Kurve verschwand.

»Wenn man der Presse glauben darf, dann haben Fürst Gero von Grossenstein und seine Frau Cosima ihre liebe Not mit dem Erbprinzen. Er treibt sich nämlich lieber in der Weltgeschichte herum, als zu Hause seinen Pflichten nachzukommen«, berichtete Günther, der sich bestens auszukennen schien.

Doch auch Juliane, die sich sonst für derartige Dinge nicht interessierte, hatte schon von Prinz Alexander gehört. »Eine Vorliebe für ständig wechselnde, hübsche Begleiterinnen hat er auch, wie man sieht«, meinte sie.

»Die Presse hatte ihm den Spitznamen ›Partyprinz‹ verpasst«, wuss­te Günther.

Juliane schaltete in den nächst­hö­heren Gang und gab kräftig Gas. Plötzlich lief der Motor wieder rund.

»Glück gehabt«, seufzte Günther.

Juliane lenkte den Wagen wieder auf die Fahrbahn, und die beiden setzten ihren Weg zum Schloss fort.

*

»Warum ist diese Rostlaube nicht hinten herumgefahren? Ihr habt doch bestimmt einen Lieferanteneingang?«

Die helle Stimme von Serafina de la Cruz riss Prinz Alexander aus seinen Gedanken. Er hatte im Rückspiegel noch das Bild der jungen Frau gesehen, die den Wagen von der Gärtnerei gefahren hatte: blond, zarte Gesichtszüge, ein überraschter Ausdruck im Gesicht. Ein flüchtiger Eindruck, der sich ihm dennoch nachhaltig eingeprägt hatte.

Doch nun wandte sich Prinz Alexander an seine Begleiterin: »Natürlich gibt es einen Lieferanteneingang. Wahrscheinlich wusste sie das nicht.«

Mehr zu sich selbst setzte er hinzu:

»Was wohl mit dem Auto los war?«

»Schrott«, bemerkte Serafina kurz.

Dann sah sie Schloss Felsbach.

»Das ist es also«, sagte sie ohne Begeisterung. »Ein bisschen abgelegen, nicht wahr?«

Prinz Alexander antwortete nicht gleich. Der Anblick des Hauses, in dem er aufgewachsen war, schnürte ihm die Kehle zu.

»Wie lange bist du fort gewesen?«, wollte Serafina wissen.

»Zu lange«, sagte Alexander leise, doch Serafina hatte ihn gehört.

»Das kann nicht dein Ernst sein. Denk doch nur, wo du überall warst. Auf einer karibischen Insel, die einem Medienmogul gehört. Im Kö­nig­reich Bahrein zum Formel Eins Rennen, in Cannes zu den Filmfestspielen und in Monaco zum Rou­lette spielen. Danach muss dir doch das hier ganz klein und unwichtig vorkommen.«

Prinz Alexander brauste um die letzte Kurve. Obwohl er der Begegnung mit seinen Eltern mit gemischten Gefühlen entgegensah, überkam ihn doch eine große Freude, wieder zu Hause zu sein.

»Ich war viel unterwegs, Serafina, das stimmt. Aber dies hier ist meine Heimat. Hier wurde ich geboren, hier bin ich zu Hause. Ich freue mich sehr, wieder daheim zu sein.« Natürlich war es traumhaft gewesen auf der privaten Karibikinsel. Er war an menschenleeren weißen Stränden entlangspaziert und hatte in einer Hängematte, unter Palmen liegend, Cocktails getrunken. Danach, beim Formel Eins Rennen in Bahrain, war er in die aufregende Welt der Geschwindigkeit eingetaucht, hatte in der Boxengasse mit Fahrern und Prominenten geplaudert und den Geruch nach Benzin in der Luft genossen. Schließlich, in Monaco, hatte er das mondäne Leben der High Society ausgekostet, mit eleganten Damen in Casinos beim Roulette geflirtet. Dort, in Monaco, hatte er auch Serafina kennen gelernt, die als international bekanntes Model auf den Laufstegen der Welt arbeitete. Mit ihren schwarzen Locken, den roten Lippen und den fast schwarzen, geheimnisvollen Augen war sie der Mittelpunkt jeder Party. Die Männer lagen ihr zu Füßen. Doch Serafina hatte sich gleich Alexander angeschlossen. Schnell entwickelte sich eine unverbindliche Affäre zwischen den beiden. Gemeinsam gingen sie zu den angesagten Partys der High Society und genossen das Leben in vollen Zügen. Serafina hatte recht, es war aufregend gewesen. Glamour, anregende Unterhaltung, kostspielige Vergnügungen. Doch was Serafina nicht wusste – und sich wahrscheinlich auch nicht vorstellen konnte: Dieses Leben hatte Prinz Alexander keine wirkliche Freude bereitet. Inmitten von Glanz und Prunk, umgeben von schönen Frauen, die ihm an den Lippen hingen, hatte Prinz Alexander sich einsam gefühlt. Daran hatte auch Serafinas Gesellschaft nichts ändern können.

»Dieses Rosenfest ist tatsächlich das gesellschaftliche Ereignis der Saison?«, fragte Serafina.

Alexander bereute bereits, sie eingeladen zu haben. Schloss Felsbach war nun mal nicht Monaco. Dann sah er die weißen Zelte auf dem Rasen neben dem Schloss und musste heimlich lächeln. Seine Mutter gab sich jedenfalls jedes Jahr große Mühe, es Monaco gleichzutun. Prinz Alexander fand, dass die Wirkung nicht schlecht war. Eine kleine Zeltstadt war auf dem englischen Rasen entstanden, die an das Wüstenlager von Beduinen erinnerte. Weiße Stoffbahnen wehten in der Sonne, und zwischen den Zelten standen grüne Palmen in großen Kübeln. Prinz Alexander sah sich um. Es hätte ihn gar nicht gewundert, wenn irgendwo auch Kamele herumgelaufen wären. Fürstin Cosima war für ihre Detailtreue bekannt.

»Wie hübsch«, sagte Serafina. Es klang nun ehrlich überrascht.

»Ja, das ist es«, erwiderte Prinz Alexander und brachte seinen roten Ferrari vor dem Eingang zu stehen.

Dort wartete bereits das Personal auf ihn, um sein Gepäck entgegenzunehmen. Allen voran Franz, der alte Butler.

»Ihr habt einen richtigen Butler?«, fragte Serafina fast ehrfürchtig.

»Natürlich«, meinte Prinz Alexander lächelnd und stieg aus. Seit er denken konnte, war Franz als Butler auf Schloss Felsbach. Er hatte gewissermaßen sein ganzes Leben in den Dienst der Fürstenfamilie gestellt und war ihnen allen herzlich zugetan. Vor allem jedoch ihm, Alexander.

»Willkommen daheim, Durchlaucht«, sagte der Butler nun und machte einen vollendeten Diener.

»Franz«, sagte Prinz Alexander erfreut, »wie schön, Sie wiederzusehen.«

Die Augen des alten Mannes leuchteten auf.

»Auch ich freue mich, Durchlaucht wieder zu Hause begrüßen zu dürfen. Der Fürst und die Fürstin erwarten Sie im Grünen Salon. Ich werde derweil der jungen Dame ihre Zimmer zeigen.«

Der Grüne Salon? Prinz Alexander seufzte leise. Dort fanden nur offizielle und repräsentative Treffen statt. Die Familie fand sich normalerweise im Roten Salon oder im Kaminzimmer zusammen. Wenn seine Eltern ihn in den Grünen Salon baten, dann war es ernst. Alexander erinnerte sich an die gestrenge Stimme seines Vaters am Telefon. Fürst Gero von Grossenstein hatte seinem Sohn unmissverständlich klargemacht, dass seine Anwesenheit beim diesjährigen Rosenfest eine unausweichliche Pflicht sei.

»Was denn, du gehst und lässt mich alleine?«

Serafina zog einen süßen Schmollmund.

»Keine Angst, du bist bei Franz in guten Händen«, beruhigte der Prinz lachend.

»Wann werde ich deine Eltern kennen lernen?«

»Ich denke, wir werden uns alle beim Abendessen treffen. Vorher wird es einen Aperitif in der Bibliothek geben, da siehst du sie dann«, erklärte Prinz Alexander.

Plötzlich tauchte der kleine Lieferwagen hinter ihnen auf, stotternd und spuckend, und hielt unweit.

Gärtnerei Baumer stand auf der Seite, in großen grünen Buchstaben. Die Fahrertür öffnete sich, und eine junge Frau sprang leichtfüßig heraus. Sie trug eine weiße Bluse. Ihre langen schmalen Beine steckten in hellblauen Jeans, und ein schmaler Ledergürtel betonte ihre schlanke Taille. Prinz Alexander war fasziniert von ihren leuchtend blonden Haaren und der natürlichen Art, wie sie sich bewegte.

»Ist das nicht die Gärtnerin, die nicht Auto fahren kann?«, fragte Serafina schnippisch.

Unterdessen war der Butler bereits auf die Neuankömmlinge zugesteuert. Er sprach mit ihnen und wies mit der Hand nach hinten, um das Gebäude herum. Die blonde Frau nickte.

Sie sah zu Prinz Alexander herüber, und er fühlte, wie einen kurzen Moment lang sein Herzschlag auszusetzen schien, nur um danach mit doppelter Geschwindigkeit weiter­zu­machen.

Serafina war des Prinzen Aufmerksamkeit für die junge Frau nicht entgangen. »Ich dachte, deine Eltern erwarten dich sofort«, bemerkte sie bissig.

»Wie bitte?«, sagte Alexander abwesend. Dann schien er zu begreifen. »O ja, natürlich.«

Mittlerweile war der Butler wieder zu ihnen getreten.

»Wenn die gnädige Frau mir bitte folgen möchte.«

»Wir sehen uns gleich, Serafina«, sagte Prinz Alexander, und ging durch das Eingangsportal.

Serafina sah ihm nachdenklich hinterher.

*