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Der Shakespeare-Klassiker, übersetzt von August Wilhelm von Schlegel. Laut Wikipedia: "Der Geist Caesars verspottet Brutus über seine bevorstehende Niederlage. (Kupferstich von Edward Scriven aus einem Gemälde von Richard Westall: London, 1802.) Die Tragödie von Julius Caesar, auch einfach Julius Cäsar genannt, ist eine Tragödie von William Shakespeare, von dem man annimmt, dass es im Jahr 1599 geschrieben wurde, und die Verschwörung gegen den römischen Diktator Julius Caesar, seine Ermordung und die Niederlage der Verschwörer in der Schlacht von Philippi darstellt. Es ist eines von mehreren römischen Theaterstücken, die Shakespeare schrieb. basierend auf wahren Ereignissen aus der römischen Geschichte, zu denen auch Coriolanus und Antonius und Kleopatra gehören. "
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Seitenzahl: 99
published by Samizdat Express, Orange, CT, USA
established in 1974, offering over 14,000 books
Shakespeare tragedies in German translation:
Coriolanus (Tieck)
Hamlet (Wieland)
Julius Caesar (Schlegel)
Lear (Wieland)
Macbeth (Wieland)
Othello (Wieland)
Romeo und Juliette (Wieland)
Timon Von Athen (Wieland)
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Personen
Erster Aufzug
Erste Szene Rom. Eine Strasse
Zweite Szene Ein oeffentlicher Platz
Dritte Szene Eine Strasse. Ungewitter
Zweiter Aufzug
Erste Szene Rom. Der Garten des Brutus
Zweite Szene Ein Zimmer in Caesars Palaste
Dritte Szene Eine Strasse nahe beim Kapitol
Dritter Aufzug
Erste Szene Das Kapitol. Sitzung des Senats
Zweite Szene Das Forum
Dritte Szene Eine Strasse
Vierter Aufzug
Erste Szene Rom. Ein Zimmer des Antonius
Zweite Szene Vor Brutus' Zelte im Lager nahe bei Sardes
Dritte Szene Im Zelte des Brutus
Fuenfter Aufzug
Erste Szene Die Ebene von Philippi
Zweite Szene Das Schlachtfeld
Dritte Szene Ein andrer Teil des Schlachtfeldes
Vierte Szene Ein andrer Teil des Schlachtfeldes
Fuenfte Szene Ein andrer Teil des Schlachtfeldes
Julius Caesar
Octavius Caesar, Marcus Antonius und M. Aemilius Lepidus, Triumvirn nach dem Tode des Julius Caesar
Cicero, Publius und Popilius Lena, Senatoren
Marcus Brutus, Cassius, Casca, Trebonius, Ligarius, Decius Brutus, Metellus Cimber und Cinna, Verschworene gegen Julius Caesar
Flavius und Marullus, Tribunen
Artemidorus, ein Sophist von Knidos
Ein Wahrsager
Cinna, ein Poet
Ein anderer Poet
Lucilius, Titinius, Messala, Der junge Cato und Volumnius, Freunde des Brutus und Cassius
Varro, Clitus, Claudius, Strato, Lucius und Dardanius, Diener des Brutus
Pindarus, Diener des Cassius
Calpurnia, Gemahlin der Caesar
Portia, Gemahlin des Brutus
Senatoren, Buerger, Wache, Gefolge usw.
Die Szene ist einen grossen Teil des Stuecks hindurch zu Rom, nachher zu Sardes und bei Philippi
Flavius, Marullus und ein Haufe von Buergern
Flavius. Packt euch nach Haus, ihr Tagediebe! fort! Ist dies ein Feiertag! Was? wisst ihr nicht, Dass ihr als Handwerksleut an Werkeltagen Nicht ohn ein Zeichen der Hantierung duerft Umhergehn?--Welch' Gewerbe treibst du? sprich!
Erster Buerger. Nun, Herr, ich bin ein Zimmermann.
Marullus. Wo ist dein ledern Schurzfell und dein Mass? Was machst du hier in deinen Sonntagskleidern?-- Ihr, Freund, was treibt Ihr?
Zweiter Buerger. Die Wahrheit zu gestehn, Herr, gegen einen feinen Arbeiter gehalten, mache ich nur, sozusagen, Flickwerk.
Marullus. Doch welch Gewerb? Antworte gradezu.
Zweiter Buerger. Ein Gewerbe, Herr, das ich mit gutem Gewissen treiben kann, wie ich hoffe. Es besteht darin, einen schlechten Wandel zu verbessern.
Marullus. Welch ein Gewerb, du Schuft? welch ein Gewerb?
Zweiter Buerger. Nein, ich bitte Euch, Herr, lasst Euch die Geduld nicht reissen. Wenn aber ja was reisst, so gebt Euch nur in meine Hand.
Marullus. Was meinst du damit? Mich in deine Hand geben, du naseweiser Bursch?
Zweiter Buerger. Nun ja, Herr, damit ich Euch flicken kann.
Flavius. Du bist ein Schuhflicker, nicht wahr?
Zweiter Buerger. Im Ernst, Herr, ich bin ein Wundarzt fuer alte Schuhe: wenn's gefaehrlich mit ihnen steht, so mache ich sie wieder heil. So huebsche Leute, als jemals auf Rindsleder getreten, sind auf meiner Haende Werk einhergegangen.
Flavius. Doch warum bist du in der Werkstatt nicht? Was fuehrst du diese Leute durch die Gassen?
Zweiter Buerger. Meiner Treu, Herr, um ihre Schuhe abzunutzen, damit ich wieder Arbeit kriege. Doch im Ernst, Herr, wir machen Feiertag, um den Caesar zu sehen und uns ueber seinen Triumph zu freuen.
Marullus. Warum euch freun? Was hat er wohl erobert? Was fuer Besiegte fuehrt er heim nach Rom Und fesselt sie zur Zier an seinen Wagen? Ihr Bloeck'! ihr Steine! schlimmer als gefuehllos! O harte Herzen! arge Maenner Roms! Habt ihr Pompejus nicht gekannt? Wie oft Stiegt ihr hinan auf Mauern und auf Zinnen, Auf Tuerme, Fenster, ja auf Feueressen, Die Kinder auf dem Arm, und sasset da Den lieben langen Tag, geduldig wartend, Bis durch die Strassen Roms Pompejus zoege? Und saht ihr seinen Wagen nur von fern, Erhobt ihr nicht ein allgemeines Jauchzen, So dass die Tiber bebt' in ihrem Bett, Wenn sie des Laermes Widerhall vernahm An ihren hohlen Ufern? Und legt ihr nun die Feierkleider an? Und spart ihr nun euch einen Festtag aus? Und streut ihr nun ihm Blumen auf den Weg, Der siegprangt ueber des Pompejus Blut? Hinweg! In eure Haeuser lauft, fallt auf die Knie Und fleht die Goetter an, die Not zu wenden, Die ueber diesen Undank kommen muss!
Flavius. Geht, geht, ihr guten Buerger! und versammelt Fuer dies Vergehen eure armen Brueder; Fuehrt sie zur Tiber, weinet eure Traenen Ins Flussbett, bis ihr Strom, wo er am flachsten, Die hoechsten ihrer Uferhoehen kuesst. (Die Buerger ab.) Sieh, wie die Schlacken ihres Innern schmelzen! Sie schwinden weg, verstummt in ihrer Schuld. Geht Ihr den Weg, hinab zum Kapitol; Hierhin will ich. Entkleidet dort die Bilder, Seht Ihr mit Ehrenzeichen sie geschmueckt.
Marullus. Ist das erlaubt? Ihr wisst, es ist das Luperkalienfest.
Flavius. Es tut nichts: lasst mit den Trophaeen Caesars Kein Bild behaengt sein. Ich will nun umher Und will den Poebel von den Gassen treiben. Das tut auch Ihr, wo Ihr gedraengt sie seht. Dies wachsende Gefieder, ausgerupft Der Schwinge Caesars, wird den Flug ihm hemmen, Der, ueber Menschenblicke hoch hinaus, Uns alle sonst in knechtscher Furcht erhielte. (Beide ab.)
In einem feierlichen Aufzuge mit Musik kommen Caesar, Antonius, zum Wettlauf geruestet, Calpurnia, Portia, Decius, Cicero, Brutus, Cassius und Casca; hinter ihnen ein grosses Gedraenge, darunter ein Wahrsager
Caesar. Calpurnia!
Casca. Still da! Caesar spricht.
(Die Musik haelt inne.)
Caesar. Calpurnia!
Calpurnia. Hier, mein Gemahl!
Caesar. Stellt dem Antonius grad Euch in den Weg Wenn er zur Wette laeuft.--Antonius!
Antonius. Erlauchter Caesar?
Caesar. Vergesst, Antonius, nicht, in Eurer Eil Calpurnia zu beruehren; denn es ist Ein alter Glaube, unfruchtbare Weiber, Beruehrt bei diesem heilgen Wettelauf, Entladen sich des Fluchs.
Antonius. Ich werd es merken. Wenn Caesar sagt: "Tu das", so ist's vollbracht.
Caesar. Beginnt; lasst nichts von den Gebraeuchen aus.
(Musik.)
Wahrsager. Caesar!
Caesar. He, wer ruft?
Casca. Es schweige jeder Laerm: noch einmal, still!
(Die Musik haelt inne.)
Caesar. Wer ist es im Gedraeng, der mich begehrt? Durch die Musik dringt gellend eine Stimme, Die "Caesar!" ruft. Spricht Caesar neigt sein Ohr.
Wahrsager. Nimm, vor des Maerzen Idus dich in acht.
Caesar. Wer ist der Mann?
Brutus. Ein Wahrsager; er warnt Euch vor des Maerzen Idus.
Caesar. Fuehrt ihn mir vor, lasst sein Gesicht mich sehn.
Casca. Komm aus dem Haufen, Mensch; tritt vor den Caesar.
Caesar. Was sagst du nun zu mir? Sprich noch einmal.
Wahrsager. Nimm vor des Maerzen Idus dich in acht.
Caesar. Er ist ein Traeumer; lasst ihn gehn, und kommt.
(Ein Marsch. Alle bis auf Brutus und Cassius gehn ab.)
Cassius. Wollt Ihr den Hergang bei dem Wettlauf sehn?
Brutus. Ich nicht.
Cassius. Ich bitt Euch, tut's.
Brutus. Ich hab am Spiel nicht Lust, mir fehlt ein Teil Vom muntern Geiste des Antonius; Doch muss ich Euch in Eurem Wunsch nicht hindern. Ich lass Euch, Cassius.
Cassius. Brutus, seit kurzem geb ich acht auf Euch; Ich find in Eurem Blick die Freundlichkeit, Die Liebe nicht, an die Ihr mich gewoehnt. Zu unwirsch und zu fremd begegnet Ihr Dem Freunde, der Euch liebt.
Brutus. Mein Cassius, Betruegt Euch nicht. Hab ich den Blick verschleiert, So kehrt die Unruh meiner Mienen sich Nur gegen mich allein. Seit kurzem quaelen Mich Regungen von streitender Natur, Gedanken, einzig fuer mich selbst geschickt, Die Schatten wohl auf mein Betragen werfen. Doch lasst dies meine Freunde nicht betrueben (Wovon Ihr einer sein muesst, Cassius), Noch mein achtloses Wesen anders deuten, Als dass, mit sich im Krieg, der arme Brutus Den andern Liebe kund zu tun vergisst.
Cassius. Darin, Brutus, missverstand ich Euren Unmut. Deshalb begrub hier diese Brust Entwuerfe Von grossem Werte, wuerdige Gedanken. Sagt, Brutus, koennt Ihr Euer Antlitz sehn?
Brutus. Nein, Cassius, denn das Auge sieht sich nicht, Als nur im Widerschein, durch andre Dinge.
Cassius. So ist's; Und man beklagt sich sehr darueber, Brutus, Dass Ihr nicht solche Spiegel habt, die Euren Verborgnen Wert Euch in die Augen rueckten, Auf dass Ihr Euren Schatten saeht. Ich hoerte, Wie viele von den ersten Maennern Roms (Nur Caesarn nehm ich aus), von Brutus redend, Und seufzend unter dieser Zeiten Joch, Dem edlen Brutus offne Augen wuenschten.
Brutus. Auf welche Wege, Cassius, lockt Ihr mich, Dass Ihr mich heisst in meinem Innern suchen, Was doch nicht in mir ist?
Cassius. Drum, lieber Brutus, schickt Euch an zu hoeren. Und weil Ihr wisst, Ihr koennt Euch selbst so gut Nicht sehn als durch den Widerschein, so will Ich, Euer Spiegel, Euch bescheidentlich Von Euch entdecken, was Ihr noch nicht wisst. Und denkt von mir kein Arges, werter Brutus. Waer ich ein Lacher aus der Menge; pflegt ich Mein Herz durch Alltagsschwuere jedem neuen Beteurer auszubieten; wenn Ihr wisst, Dass ich die Menschen streichle, fest sie herze Und dann sie laestre; oder wenn Ihr wisst, Dass ich beim Schmaus mich mit der ganzen Schar Verbruedern mag, dann huetet Euch vor mir.
(Trompeten und Freudengeschrei.)
Brutus. Was heisst dies Jauchzen? Wie ich fuerchte, waehlt Das Volk zum Koenig Caesarn.
Cassius. Fuerchtet Ihr's? Das hiesse ja, Ihr moechtet es nicht gern.