Julius Caesar - William Shakespeare - E-Book

Julius Caesar E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

General Julius Caesar ist auf dem Höhepunkt seiner Macht und Beliebtheit beim römischen Volk. Sein Aufstieg wird jedoch von einigen seiner engsten Vertrauten mit Sorge betrachtet: Cassius und Brutus fürchten, dass Caesar sich zum tyrannischen Alleinherrscher über Rom aufschwingen will. Obwohl der prinzipientreue Brutus zunächst Zweifel hat, nimmt er an einem Mordkomplott gegen seinen Freund teil. Der Verrat hat jedoch dramatische Folgen – nicht nur für Caesar, sondern auch für Brutus, Cassius und ihre Mitverschwörer...-

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William Shakespeare

Julius Caesar

Übersetzt von August Wilhelm von Schlegel

 

Saga

Julius Caesar

 

Übersezt von August Wilhelm von Schlegel

 

Titel der Originalausgabe: Julius Caesar

 

Originalsprache: dem Englischen

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1797, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726886047

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

Personen:

Julius CäsarM. Ämilius Lepidus, Triumvirn nach dem Tode des Julius CäsarPopilius Lena, SenatorenCinna, VerschworenegegenJuliusCäsarMarullus, TribunenArtemidorus, einSophistvonKnidosEinWahrsagerCinna, einPoetEinandererPoetVolumnius, FreundedesBrutusundCassiusDardanius, DienerdesBrutusPindarus, DienerdesCassiusCalpurnia, GemahlinderCäsarPortia, GemahlindesBrutusSenatoren, Bürger, Wache, Gefolge usw. Die Szene ist einen großen Teil des Stücks hindurch zu Rom, nachher zu Sardes und bei Philippi

Erster Aufzug

Erste Szene

Rom. Eine Straße

Flavius, Marullus und ein Haufe von Bürgern

Flavius.Packt euch nach Haus, ihr Tagediebe! fort! Ist dies ein Feiertag! Was? wißt ihr nicht, Daß ihr als Handwerksleut an Werkeltagen Nicht ohn ein Zeichen der Hantierung dürft Umhergehn? – Welch' Gewerbe treibst du? sprich!

 

Erster Bürger.Nun, Herr, ich bin ein Zimmermann.

 

Marullus.Wo ist dein ledern Schurzfell und dein Maß? Was machst du hier in deinen Sonntagskleidern? – Ihr, Freund, was treibt Ihr?

 

Zweiter Bürger.Die Wahrheit zu gestehn, Herr, gegen einen feinen Arbeiter gehalten, mache ich nur, sozusagen, Flickwerk.

 

Marullus.Doch welch Gewerb? Antworte gradezu.

 

Zweiter Bürger.Ein Gewerbe, Herr, das ich mit gutem Gewissen treiben kann, wie ich hoffe. Es besteht darin, einen schlechten Wandel zu verbessern.

 

Marullus.Welch ein Gewerb, du Schuft? welch ein Gewerb?

 

Zweiter Bürger.Nein, ich bitte Euch, Herr, laßt Euch die Geduld nicht reißen. Wenn aber ja was reißt, so gebt Euch nur in meine Hand.

 

Marullus.Was meinst du damit? Mich in deine Hand geben, du naseweiser Bursch?

 

Zweiter Bürger.Nun ja, Herr, damit ich Euch flicken kann.

 

Flavius.Du bist ein Schuhflicker, nicht wahr?

 

Zweiter Bürger.Im Ernst, Herr, ich bin ein Wundarzt für alte Schuhe: wenn's gefährlich mit ihnen steht, so mache ich sie wieder heil. So hübsche Leute, als jemals auf Rindsleder getreten, sind auf meiner Hände Werk einhergegangen.

 

Flavius.Doch warum bist du in der Werkstatt nicht? Was führst du diese Leute durch die Gassen?

 

Zweiter Bürger.Meiner Treu, Herr, um ihre Schuhe abzunutzen, damit ich wieder Arbeit kriege. Doch im Ernst, Herr, wir machen Feiertag, um den Cäsar zu sehen und uns über seinen Triumph zu freuen.

 

Marullus.Warum euch freun? Was hat er wohl erobert? Was für Besiegte führt er heim nach Rom Und fesselt sie zur Zier an seinen Wagen? Ihr Blöck'! ihr Steine! schlimmer als gefühllos! O harte Herzen! arge Männer Roms! Habt ihr Pompejus nicht gekannt? Wie oft Stiegt ihr hinan auf Mauern und auf Zinnen, Auf Türme, Fenster, ja auf Feueressen, Die Kinder auf dem Arm, und saßet da Den lieben langen Tag, geduldig wartend, Bis durch die Straßen Roms Pompejus zöge? Und saht ihr seinen Wagen nur von fern, Erhobt ihr nicht ein allgemeines Jauchzen, So daß die Tiber bebt' in ihrem Bett, Wenn sie des Lärmes Widerhall vernahm An ihren hohlen Ufern? Und legt ihr nun die Feierkleider an? Und spart ihr nun euch einen Festtag aus? Und streut ihr nun ihm Blumen auf den Weg, Der siegprangt über des Pompejus Blut? Hinweg! In eure Häuser lauft, fallt auf die Knie Und fleht die Götter an, die Not zu wenden, Die über diesen Undank kommen muß!

 

Flavius.Geht, geht, ihr guten Bürger! und versammelt Für dies Vergehen eure armen Brüder; Führt sie zur Tiber, weinet eure Tränen Ins Flußbett, bis ihr Strom, wo er am flachsten, Die höchsten ihrer Uferhöhen küßt. (Die Bürger ab.)Sieh, wie die Schlacken ihres Innern schmelzen! Sie schwinden weg, verstummt in ihrer Schuld. Geht Ihr den Weg, hinab zum Kapitol; Hierhin will ich. Entkleidet dort die Bilder, Seht Ihr mit Ehrenzeichen sie geschmückt.

 

Marullus.Ist das erlaubt? Ihr wißt, es ist das Luperkalienfest.

 

Flavius.Es tut nichts: laßt mit den Trophäen Cäsars Kein Bild behängt sein. Ich will nun umher Und will den Pöbel von den Gassen treiben. Das tut auch Ihr, wo Ihr gedrängt sie seht. Dies wachsende Gefieder, ausgerupft Der Schwinge Cäsars, wird den Flug ihm hemmen, Der, über Menschenblicke hoch hinaus, Uns alle sonst in knechtscher Furcht erhielte. (Beide ab.)

Zweite Szene

Ein öffentlicher Platz

In einem feierlichen Aufzuge mit Musik kommen Cäsar, Antonius, zum Wettlauf gerüstet, Calpurnia, Portia, Decius, Cicero, Brutus, Cassius und Casca; hinter ihnen ein großes Gedränge, darunter ein Wahrsager

Cäsar.Calpurnia!

 

Casca.Still da! Cäsar spricht.

(Die Musik hält inne.)

Cäsar.Calpurnia!

 

Calpurnia.Hier, mein Gemahl!

 

Cäsar.Stellt dem Antonius grad Euch in den Weg Wenn er zur Wette läuft. – Antonius!

 

Antonius.Erlauchter Cäsar?

 

Cäsar.Vergeßt, Antonius, nicht, in Eurer Eil Calpurnia zu berühren; denn es ist Ein alter Glaube, unfruchtbare Weiber, Berührt bei diesem heilgen Wettelauf, Entladen sich des Fluchs.

 

Antonius.Ich werd es merken. Wenn Cäsar sagt: «Tu das», so ist's vollbracht.

 

Cäsar.Beginnt; laßt nichts von den Gebräuchen aus.

(Musik.)

Wahrsager.Cäsar!

 

Cäsar.He, wer ruft?

 

Casca.Es schweige jeder Lärm: noch einmal, still!

(Die Musik hält inne.)

Cäsar.Wer ist es im Gedräng, der mich begehrt? Durch die Musik dringt gellend eine Stimme, Die «Cäsar!» ruft. Spricht Cäsar neigt sein Ohr.

 

Wahrsager.Nimm, vor des Märzen Idus dich in acht.

 

Cäsar.Wer ist der Mann?

 

Brutus.Ein Wahrsager; er warnt Euch vor des Märzen Idus.

 

Cäsar.Führt ihn mir vor, laßt sein Gesicht mich sehn.

 

Casca.Komm aus dem Haufen, Mensch; tritt vor den Cäsar.

 

Cäsar.Was sagst du nun zu mir? Sprich noch einmal.

 

Wahrsager.Nimm vor des Märzen Idus dich in acht.

 

Cäsar.Er ist ein Träumer; laßt ihn gehn, und kommt.

(Ein Marsch. Alle bis auf Brutus und Cassius gehn ab.)

Cassius.Wollt Ihr den Hergang bei dem Wettlauf sehn?

 

Brutus.Ich nicht.

 

Cassius.Ich bitt Euch, tut's.

 

Brutus.Ich hab am Spiel nicht Lust, mir fehlt ein Teil Vom muntern Geiste des Antonius; Doch muß ich Euch in Eurem Wunsch nicht hindern. Ich laß Euch, Cassius.

 

Cassius.Brutus, seit kurzem geb ich acht auf Euch; Ich find in Eurem Blick die Freundlichkeit, Die Liebe nicht, an die Ihr mich gewöhnt. Zu unwirsch und zu fremd begegnet Ihr Dem Freunde, der Euch liebt.

 

Brutus.Mein Cassius, Betrügt Euch nicht. Hab ich den Blick verschleiert, So kehrt die Unruh meiner Mienen sich Nur gegen mich allein. Seit kurzem quälen Mich Regungen von streitender Natur, Gedanken, einzig für mich selbst geschickt, Die Schatten wohl auf mein Betragen werfen. Doch laßt dies meine Freunde nicht betrüben (Wovon Ihr einer sein müßt, Cassius), Noch mein achtloses Wesen anders deuten, Als daß, mit sich im Krieg, der arme Brutus Den andern Liebe kund zu tun vergißt.

 

Cassius.Darin, Brutus, mißverstand ich Euren Unmut. Deshalb begrub hier diese Brust Entwürfe Von großem Werte, würdige Gedanken. Sagt, Brutus, könnt Ihr Euer Antlitz sehn?

 

Brutus.Nein, Cassius, denn das Auge sieht sich nicht, Als nur im Widerschein, durch andre Dinge.

 

Cassius.So ist's; Und man beklagt sich sehr darüber, Brutus, Daß Ihr nicht solche Spiegel habt, die Euren Verborgnen Wert Euch in die Augen rückten, Auf daß Ihr Euren Schatten säht. Ich hörte, Wie viele von den ersten Männern Roms (Nur Cäsarn nehm ich aus), von Brutus redend, Und seufzend unter dieser Zeiten Joch, Dem edlen Brutus offne Augen wünschten.

 

Brutus.Auf welche Wege, Cassius, lockt Ihr mich, Daß Ihr mich heißt in meinem Innern suchen, Was doch nicht in mir ist?

 

Cassius.Drum, lieber Brutus, schickt Euch an zu hören. Und weil Ihr wißt, Ihr könnt Euch selbst so gut Nicht sehn als durch den Widerschein, so will Ich, Euer Spiegel, Euch bescheidentlich Von Euch entdecken, was Ihr noch nicht wißt. Und denkt von mir kein Arges, werter Brutus. Wär ich ein Lacher aus der Menge; pflegt ich Mein Herz durch Alltagsschwüre jedem neuen Beteurer auszubieten; wenn Ihr wißt, Daß ich die Menschen streichle, fest sie herze Und dann sie lästre; oder wenn Ihr wißt, Daß ich beim Schmaus mich mit der ganzen Schar Verbrüdern mag, dann hütet Euch vor mir.

(Trompeten und Freudengeschrei.)

Brutus.Was heißt dies Jauchzen? Wie ich fürchte, wählt Das Volk zum König Cäsarn.

 

Cassius.Fürchtet Ihr's? Das hieße ja, Ihr möchtet es nicht gern.

 

Brutus.Nein, Cassius, nicht gern; doch lieb ich ihn. Doch warum haltet Ihr mich hier so lange? Was ist es, das Ihr mir vertrauen möchtet? Ist's etwas, dienlich zum gemeinen Wohl, Stellt Ehre vor ein Auge, Tod vors andre, Und beide seh ich gleiches Mutes an. Die Götter sein mir günstig, wie ich mehr Die Ehre lieb, als vor dem Tod mich scheue.

 

Cassius.Ich weiß, daß diese Tugend in Euch wohnt, Sogut ich Euer äußres Ansehn kenne. Wohl! Ehre ist der Inhalt meiner Rede. Ich weiß es nicht, wie Ihr und andre Menschen Von diesem Leben denkt; mir, für mich selbst, Wär es so lieb, nicht da sein, als zu leben In Furcht vor einem Wesen wie ich selbst. Ich kam wie Cäsar frei zur Welt, so Ihr; Wir nährten uns sogut, wir können beide Sogut wie er des Winters Frost ertragen. Denn einst, an einem rauhen stürmschen Tage, Als wild die Tiber an ihr Ufer tobte, Sprach Cäsar zu mir: «Wagst du, Cassius, nun Mit mir zu springen in die zornge Flut Und bis dorthin zu schwimmen?» – Auf dies Wort, Bekleidet, wie ich war, stürzt ich hinein Und hieß ihn folgen; wirklich tat er's auch. Der Strom brüllt' auf uns ein; wir schlugen ihn Mit wackern Sehnen, warfen ihn beiseit Und hemmten ihn mit einer Brust des Trotzes. Doch eh wir das gewählte Ziel erreicht, Rief Cäsar: «Hilf mir, Cassius! ich sinke.» Ich, wie Äneas, unser großer Ahn, Aus Trojas Flammen einst auf seinen Schultern Den alten Vater trug, so aus den Wellen Zog ich den müden Cäsar. – Und der Mann Ist nun zum Gott erhöht, und Cassius ist Ein arm Geschöpf und muß den Rücken beugen, Nickt Cäsar nur nachlässig gegen ihn. Als er in Spanien war, hatt er ein Fieber, Und wenn der Schaur ihn ankam, merkt ich wohl Sein Beben: ja, er bebte, dieser Gott! Das feige Blut der Lippen nahm die Flucht, Sein Auge, dessen Blick die Welt bedräut, Verlor den Glanz, und ächzen hört ich ihn. Ja, dieser Mund, der horchen hieß die Römer Und in ihr Buch einzeichnen seine Reden, Ach, rief: «Titinius! gib mir zu trinken!» Wie'n krankes Mädchen. Götter! ich erstaune, Wie nur ein Mann so schwächlicher Natur Der stolzen Welt den Vorsprung abgewann, Und nahm die Palm allein.

(Jubelgeschrei. Trompeten.)

Brutus.Ein neues Jauchzen! Ich glaube, dieser Beifall gilt die Ehren, Die man auf Cäsars Haupt von neuem häuft.

 

Cassius.Ja, er beschreitet, Freund, die enge Welt Wie ein Colossus, und wir kleinen Leute, Wir wandeln unter seinen Riesenbeinen, Und schaun umher nach einem schnöden Grab. Der Mensch ist manchmal seines Schicksals Meister: Nicht durch die Schuld der Sterne, lieber Brutus, Durch eigne Schuld nur sind wir Schwächlinge. Brutus und Cäsar – was steckt doch in dem Cäsar, Daß man den Namen mehr als Euren spräche? Schreibt sie zusammen: ganz so schön ist Eurer; Sprecht sie: er steht den Lippen ganz so wohl; Wägt sie: er ist so schwer; beschwört mit ihnen: Brutus ruft Geister auf so schnell wie Cäsar. (Jubelgeschrei.)Nun denn, im Namen der gesamten Götter, Mit was für Speise nährt der Cäsar sich, Daß er so groß ward? Zeit, du bist entehrt. Rom, du verlorst die Kraft des Heldenstamms. Welch Alter schwand wohl seit der großen Flut, Das nicht geglänzt durch mehr als einen Mann? Wer sagte jemals, wenn er sprach von Rom, Es faß ihr weiter Kreis nur einen Mann? Nun ist in Rom fürwahr des Raums genug: Find't man darin nur einen einzgen Mann. O, beide hörten wir von unsern Vätern: «Einst gab es einen Brutus, der so gern Des alten Teufels Hof als einen König Geduldet hätt in Rom.»

 

Brutus.Daß Ihr mich liebt, bezweifl' ich keineswegs; Worauf Ihr bei mir dringt, das ahn ich wohl; Was ich davon gedacht und von den Zeiten, Erklär ich Euch in Zukunft. Doch für jetzt Möcht ich, wenn ich Euch freundlich bitten darf, Nicht mehr getrieben sein. Was ihr gesagt, Will ich erwägen; was Ihr habt zu sagen, Mit Ruhe hören und gelegne Zeit, So hohe Dinge zu besprechen, finden. Bis dahin, edler Freund, beherzigt dies: Brutus wär lieber eines Dorfs Bewohner, Als sich zu zählen zu den Söhnen Roms In solchem harten Stand, wie diese Zeit Uns aufzulegen droht.

 

Cassius.Ich bin erfreut, daß meine schwachen Worte Dem Brutus so viel Funken nur entlockt.

Cäsar und sein Zug kommen zurück.

Brutus.Das Spiel ist aus, und Cäsar kehrt zurück.

 

Cassius.Wenn sie uns nahn, zupft Casca nur am Ärmel, Er wird nach seiner mürr'schen Art Euch sagen, Was von Belang sich heut ereignet hat.

 

Brutus.Ich will es tun. Doch seht nur, Cassius, Auf Cäsars Stirne glüht der zornge Fleck, Die andern sehn gescholtnen Dienern gleich. Calpurnias Wang ist blaß, und Cicero Blickt mit so feurigen und roten Augen, Wie wir ihn wohl im Kapitol gesehn, Wenn Senatoren ihn im Rat bestritten.

 

Cassius.Casca wird uns berichten, was es gibt.

 

Cäsar.Antonius!

 

Antonius.Cäsar?

 

Cäsar.Laßt wohlbeleibte Männer um mich sein, Mit glatten Köpfen, und die nachts gut schlafen. Der Cassius dort hat einen hohlen Blick; Er denkt zuviel: die Leute sind gefährlich.

 

Antonius.O fürchtet den nicht; er ist nicht gefährlich, Er ist ein edler Mann und wohlgesinnt.

 

Cäsar.Wär er nur fetter! – Zwar ich fürcht ihn nicht; Doch wäre Furcht nicht meinem Namen fremd, Ich kenne niemand, den ich eher miede Als diesen hagern Cassius. Er liest viel; Er ist ein großer Prüfer und durchschaut Das Tun der Menschen ganz; er liebt kein Spiel, Wie du, Antonius, hört nicht Musik; Er lächelt selten, und auf solche Weise, Als spott er sein, verachte seinen Geist, Den irgend was zum Lächeln bringen konnte. Und solche Männer haben nimmer Ruh, Solang die jemand größer sehn als sich; Das ist es, was sie so gefährlich macht. Ich sag dir eher, was zu fürchten stände, Als was ich fürchte; ich bin stets doch Cäsar. Komm mir zur Rechten, denn dies Ohr ist taub, Und sag mir wahrhaft, was du von ihm denkst.

(Cäsar und sein Gefolge ab; Casca bleibt zurück.)

Casca.Ihr zogt am Mantel mich; wollt Ihr mich sprechen?

 

Brutus.Ja, Casca, sag uns, was sich heut begeben, Daß Cäsar finster sieht.

 

Casca.Ihr wart ja bei ihm; wart Ihr nicht?

 

Brutus.Dann fragt ich Casca nicht, was sich begeben.

 

Casca.Nun, man bot ihm eine Krone an, und als man sie ihm anbot, schob er sie mit dem Rücken der Hand zurück: so –; und da erhob das Volk ein Jauchzen.

 

Brutus.Worüber jauchzten sie zum andern Mal?

 

Casca.Nun, auch darüber.

 

Cassius.Sie jauchzten dreimal ja; warum zuletzt?

 

Casca.Nun, auch darüber.