Junge - Peter Elben - E-Book

Junge E-Book

Peter Elben

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Beschreibung

Junge ist der erste Band (1st Try) einer von genau fünfzehn Bänden an autobiographischen, fiktiven, wissenschaftlich abstrakten oder erlebt konkreten Geschichten, Schilderungen oder Kombinationen aus Allem, welche getrennt voneinander betrachtet werden können, jedoch immer ein verbindendes Element - abgesehen vom Autor - aufweisen. Die Reihe Fünfzehn soll durch ihre Bände auch Bände sprechen. Lassen Sie sich überraschen und tauchen ein in ene Welt voller Abstraktionen, Wahrheiten, Emotionen und Gedanken. Junge erzählt von David. In Form von Tagebucheinträgen können Sie einen gewissen Einblick in sein Leben "erhaschen". Dies ist die 2. Auflage und ich habe bereits seit Jugendtagen die für mich recht sinnvoll entdeckte Eigenschaft, kein Geschriebenes von mir ein zweites Mal zu lesen. Gedanken entstehen beim Schreiben selbst und sollten durch Korrekturen nicht verfälscht werden. Diese Eigenschaft werde ich beibehalten, da Geschriebenes ein situatives Abbild zeigen sollten, mögen auch noch so viele Fehler darin enthalten sein. Lektorat wird eventuell bei Erfolg eingesetzt, doch bei der Reihe Fünfzehn soll ausschließlich die Authentizität Geltung erlangen.

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Seitenzahl: 58

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur 2. Auflage 2024

Vorwort

Kapitel Eins: Der Junge

Kapitel Zwei: Angst

Kapitel Drei: Demütigung

Kapitel Vier: Verlust

Kapitel Fünf: Trost

Kapitel Sechs: Verzeihen

Kapitel Sieben: Vergeltung

Nachwort des Anfangs: Der Test

Vorwort zur 2. Auflage 2024

Als ich 2022 begann, die ersten Wörter und Sätze niederzuschreiben, so hatte ich vor zwei Jahren keinen Plan, warum ich es tat. Es war die Zeit eines harten Corona-Lockdowns und ich war allein daheim. Obwohl nicht gänzlich allein. Meine fünf Katzen leisteten mir ab und an Gesellschaft und ich hatte einen Partner, so vermute ich. Ja, es gab ihn. Sein Name war Marco und er war drei Jahre jünger als ich. Er kam aus einem anderen Bundesland und wir trafen uns im September 2019 in einem Bahnhofscafé in Wien.

Er trug leuchtende, gelbe Schuhe, kam mit einem Rucksack, einem Cappy und mit den schönsten Augen, die ich jemals gesehen habe. Sie waren blau. Stechend blau. Sie zogen mich in seinen Bann und ich habe seine Blicke heute noch vor meinen Augen. Er war schüchtern, ein wenig betrunken, wir unterhielten uns und beschlossen, den Abend bei mir daheim ausklingen zu lassen.

Für mich war es anfangs ein simples Date, doch Marco hatte Etwas an sich, dass ich bis heute nicht beschreiben kann. Er war einfach gestrickt, ein „Bursch vom Lande“. Er erzählte von seinen schwierigen Familienverhältnissen, und dass er bereits in Frühpension sei. Der Grund hierfür war eine irreversible Leberzirrhose und er meinte, dass er daher für eine Beziehung nicht „geeignet“ sei, da seine Tage gezählt wären.

Wir sprachen den gesamten Abend, die ganze Nacht und letztendlich schliefen wir ein. Er kuschelte sich so stark an mich, wie noch nie jemand zuvor und hielt mich mit aller Kraft mit seinen Händen. Ich konnte zwar nicht schlafen, doch während ich jetzt diese Zeilen schreiben, muss ich weinen. Eine meiner Katzen versucht mich zu trösten, doch nervt sie eher, da sie mich vom Tippen abhält.

Am Morgen danach war ich ziemlich erledigt. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, lies Marco schlafen und checkte Mails und die neuesten Nachrichten. Als Marco wach wurde kam er zu mir. Abgesehen von seinen großartigen Augen sah er schrecklich aus. In der Hand hielt er eine Bierdose. Ich besorgte ihm einen Stuhl und er setzte sich neben mich. Dieser Stuhl war für die kommenden 15 Monate sein Stuhl. Ich wenn ich mich vor einigen Wochen wegen eines Umzugs von diesem Stuhl trennen musste, es wird immer sein Stuhl bleiben. Blut, Urin, verschüttetes Bier und sonstige Grässlichkeiten machten daraus „seinen Stuhl“.

Es war bald klar, dass er nicht so schnell wieder abreisen wird. Weder sein Vater noch seine Mutter wollten seine Rückkehr und ich konnte ihn nicht einfach rausschmeißen. Er hatte keine Kleidung mit und ich spürte bereits, dass sehr viel Ärger auf mich zukommen würde. Doch plötzlich folgte ein Kuss. Er war ein schlechter Küsser, roch nach Bier, aber dennoch war es ein Kuss, welchen ich niemals vergessen werde. Trotz Allem war dieser Kuss von Leidenschaft geprägt, ich spürte mein Herz schneller schlagen, wir zitterten beide vor Aufregung. Wir hielten uns gegenseitig die Hände und ich wusste nicht, wie mir geschah.

Ich bin ein sehr geruchsempfindlicher Mensch, aber Marco konnte ich einfach „nicht riechen“. Dies sagt man meist im negativen Sinne, als Beleidigung, aber ich meinte es sp, wie ich es sagte. Ich konnte Marco nicht riechen, so, als wäre er eins mit mir. Auch wenn er nicht duschen war, so konnte ich keinen Geruch von ihm wahrnehmen. Ich konzentrierte mich nur auf seine Augen und auf jede Berührung von ihm. Habe ich mich verliebt? War ich zu lange allein? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass er mir fehlt.

Die Wochen vergingen und plötzlich kam der erste Lockdown. Wir beide verfolgten alles in den Nachrichten, Marco steigerte seinen Bierkonsum dramatisch. Bis zu 20 Bierdosen pro Tag waren die Regel. Auch versteckte er im Haus andere Alkoholika, welche erst im Nachhinein fand.

Nach dem Aufwachen hatte er in etwa drei klare Stunden, in denen man mit ihm ernsthaft sprechen konnte. Zwischenzeitlich war der erste Lockdown wieder beendet oder aufgewacht und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Zuhause war er nicht erwünscht, ich so auch nicht weiter machen.

Ich erhielt Einsicht in seine Krankengeschichte, er begann aus der Nase und anderen Körperöffnungen zu bluten, aber er blieb auf seinem Sessel neben mir sitzen.

Wieder wurde ein Lockdown ausgerufen. Während dieser Zeit musste ich zweimal die Rettung rufen, welche ihn in ein Krankenhaus brachte. Ich kam meistens nach, brachte ihm notwendige Dinge und mit seiner Erlaubnis durfte ich mit den Ärzten sprechen. „Zwei bis drei Wochen“, dann wird es wohl zu Ende gehen. Die Ärzte behielten ihn nicht im Krankenhaus, er kam wieder mit zu mir. Meine Schwester half ihm bei der Körperpflege, mit meiner Mutter versuchten wir, täglich einen Spaziergang zu machen. Ich hörte auf die Bierdosen zu zählen, welche er vernichtete. Meine Mutter versorgte ihn sogar noch mit Bier, damit er wenigstens schlafen konnte. Ich schlief nicht mehr im gemeinsamen Bett, sondern die wenigen Stunden auf der Couch. Er stürzte sehr oft, von mir bekam er des Öfteren Ohrfeigen, als er schlief und nicht mehr reagierte, um zu sehen, dass er noch lebte.

Marco ist im Februar 2021 verstorben und ich gebe mir die Schuld dafür. Ich konnte nicht mehr und nach einem heftigen Streit schmiss ich ihn raus. Ich dachte, er würde gleich wieder kommen, doch diesmal fuhr er heim zu seiner Mutter.

Seine – von seinem Vater geschiedene – Mutter wohnte in einem alten, abbruchreifen Haus, ohne Heizung, ohne Essen, ohne Geld. Dafür punkerte sie harte alkoholische Getränke.

Marco und ich telefonierten jeden Tag, das letzte Mal an einem Samstag im Februar und er meinte, dass er bei seiner Mutter nicht leben kann. Ich weiß nicht, ob seine Mutter über seinen Zustand Bescheid wusste, oder ohne ihn überhaupt wahrnahm.

Ich vermisste Marco, wusste aber zugleich, dass wir keine Zukunft zusammen hätten. Dennoch entschied ich mich dafür, ihn wieder aufzunehmen. Ich wollte seine Hand halten, ehe er die schönsten Augen für immer schließen würde. Wir vereinbarten, dass er den Zug am Montag nimmt, und ich ihn vom Bahnhof abhole.

Nur zu dem kam es nicht mehr. Am Sonntagvormittag klingelten zwei Polizeibeamte bei mir und informierten mich, dass mein Marco mit den tollen Augen und ohne Geruch verstorben sei. Marco war seit 15 Monaten bei mir behördlich gemeldet, daher erfolgte die Information durch die Polizei. Marco war also tot. Ich konnte nicht seine Hand halten. Er starb allein.

Doch starb er nicht an seiner Krankheit. Seine Mutter besorgte sich durch Marcos Rente einen Heizstrahler, schloss diesen an einem Verbundkabel beim Kühlschrank an, welcher direkt vor der Wohnungstüre stand. Ein- und Ausgang erfolgte durch den Keller. Die Küche war vollgestopft mit alten Essensresten, Pizzakartons und anderem Müll.

Beide schliefen ein, bis die Mutter einen merkwürdigen Geruch wahrnahm. Beide wurden wach, die Mutter trank noch Schnaps,