Jungfrau - Thomas Meinecke - E-Book

Jungfrau E-Book

Thomas Meinecke

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Beschreibung

Mary Lou und Lothar heißen die Protagonisten in Thomas Meineckes Roman. Lothar erforscht das gemeinsame Werk des Theologen Hans Urs von Balthasar und seiner legendären Amica, der Ärztin der Mystikerin Adrienne von Speyr. Er glaubt sich einem unglaublichen Liebesdrama auf der Spur. Der von den Theaterwissenschaften zur katholischen Theologie und damit zu sexueller Enthaltsamkeit konvertierte Student gerät zunehmend in Gewissenskonflikte, seit ihn die charismatische Klavierspielerin Mary Lou in Versuchung führt. Gender Trouble que(e)r durch die Jahrhunderte.

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Seitenzahl: 895

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Thomas Meinecke

Jungfrau

Roman

Suhrkamp

Umschlagfoto und Konzept: Michaela Melián

Suhrkamp eBook 2011

© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2008

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlag: Göllner, Michels, Zegarzewski

eISBN 978-3-518-74800-8

www.suhrkamp.de

Those who could believe, did.

Jack Smith

I.

Heilige Drei Könige. Das Schnellrestaurant im Nieselregen. Schnee auf den höheren Zügen des Hochgebirges, das sich, seitenverkehrt, in der verspiegelten Fassade des gigantischen Möbelhauses abbildete. Lothar, Vor- und Nachname Lothar, mit seinem zerbeulten, koreanischen Kleinwagen in der Schlange der gegen den Uhrzeigersinn um das Schnellrestaurant herum Wartenden. Die über Lothars Windschutzscheibe heraufquellenden Abgase des vor ihm jetzt im Schrittempo weiterrollenden Vehikels, antikes Coupé, Ford Capri, türkisfarben, die Hinterköpfe der Mädchen auf der Rückbank entsprechend nostalgisch toupiert, der großformatige Aufkleber über dem Kofferraum einer tribalistischen Tätowierung gleich: schon auf Schulterblättern gesehen und auf Unterarmen, Lothar vermochte nicht zu entscheiden, ob das züngelnde Flammen sein sollten oder die Enden eines Geweihs. Er dagegen solo, sein Auto noch von den Aufklebern des Vorbesitzers verunziert: neben dem Nummernschild drei Würfel, nach oben jeweils die Augenzahl 6 anzeigend, auf der Heckscheibe, für einen Techno-Tempel in Frankfurt werbend, die Silhouette einer unmißverständlich fraulichen Idealfigur, lasziv hingegossen, im Querformat, schwarz, an Scherenschnitte der Altvorderen erinnernd. Wie sollten die hinter ihm, in ihrem hoch aufragenden Land Rover, Lothar daraufhin einschätzen?

Die Schönheit des Gewerbegebiets in der jetzt durch das Gewölk brechenden Nachmittagssonne: Die großzügig, kreuzweise wie ringförmig, angelegten Straßen, die einladend hellen, in Leichtbauweise errichteten, mitunter ins Behäbige ausufernden Anwesen, der kunststoffverarbeitende Betrieb, Bauunternehmungen, der Technische Überwachungsverein, die amtliche Deutsche Post, die regionale Verteilerzentrale des weltweiten privaten Paketdienstes, von enormen Parkplätzen umgebene Supermärkte, Spielsalons, die durch ihr Wahrzeichen, den Turm, weithin sichtbare Großraumdiskothek, die Großwäscherei, die pharmazeutischen Betriebe, die durch ihre betont freundliche Architektur den herkömmlichen Blick irritierende Polizeiwache, die beiden Zeitungen, die Druckerei, Autohändler mit angeschlossenen Vertragswerkstätten. Hochspannungsmasten, Überlandleitungen. In der Ferne die dunklen Spitzen des Nadelwalds, die Schwarze Wand. Dem Schnellrestaurant gegenüber, an die asphaltversiegelte Fläche des Parkplatzes grenzend, ein Gymnasium, eines von mehreren in diesem Viertel, auch Fitneßzentrum genannt, mit Rolltoren aus Plexiglas, dahinter, verschwommen auszumachen, die Sporttreibenden an ihren metallischen Maschinen. Unmittelbarer Blickfang: Ein ausrangierter Doppeldeckerbus der Londoner Verkehrsbetriebe.

Lothar, momentan geblendet an der Biegung der schmalen Fahrspur, vor seiner anstehenden Bestellung, schwenkte die Sichtblende herab, erkannte in dem einmontierten Schminkspiegel, wie die heiligen drei Könige, vier an der Zahl, einer davon im Gewand der Ministranten, aus dem Geländewagen stiegen, allesamt Mädchen, die am Morgen von Haus zu Haus gezogen waren, juvenile Drag Kings im karitativen Auftrag der katholischen Kirche, wie sie auch Lothar vorhin aus dem Schlaf geklingelt, ihre Verse aufgesagt, Weihrauch geschwenkt, Geld für die Welt, Süßes für sich selbst gesammelt sowie mit Kreide die Zahl des angebrochenen neuen Jahres gemeinsam mit dem Kürzel C+M+B für Christus mansionem benedicat, auch Caspar, Melchior, Balthasar, über den Türstock gemalt hatten.

Nun verließ auch eine Frau, wahrscheinlich eine Mutter der Sternsängerinnen, ihr aschblondes Haar zum Pferdeschwanz gebündelt, gewachster englischer Regenmantel in Dunkelgrün, kniehoch seitlich geknöpfte, mit Applikationen verzierte Wildlederstiefel in Beige, das Auto, an der Beifahrerseite, und ging eilig auf das Schnellrestaurant zu. Einer der Könige aus dem Morgenland, unter dessen fließendem Gewand sich erste frauliche Rundungen abzeichneten, rannte kurzentschlossen, den goldbesetzten Saum in die Hand genommen, hinterher. Die anderen, offensichtlich jüngeren, verblieben bei dem Fahrzeug, der Fahrerin, klemmten den auf Pappe gezogenen, mit Stanniol bezogenen, geschweiften Stern von Bethlehem hinter einen der Scheibenwischer. Lothar orderte seinen extra großen Kaffee, bezahlte mit abgezählten, zum Teil im europäischen Ausland geprägten Münzen, rollte weiter vor, nahm am nächsten Fenster den dampfenden Pappbecher aus den manikürten Fingern einer bildhübschen, ihrem Akzent nach russischen Angestellten entgegen, nippte kurz daran und stellte ihn in einer aus dem Armaturenbrett herausklappbaren Halterung ab. Bog auf die belebte Bundesstraße, den Autobahnzubringer, ein. Fuhr in die Stadt.

II.

Jeannine Waterstradt auf ihrer Bettkante, unter der Leselampe, über ihren Büchern. Gore Vidal: Myra Breckinridge, 1968. Parker Tyler: Underground Film, 1969. John Mitzel with Steven Abbott: Myra and Gore, 1974. Gore Vidal: Myron, 1974. Jack Smith: Wait For Me at the Bottom of the Pool, 1997. Jeannine auf der durch ihren eingetroffenen Besucher keineswegs unter- oder abgebrochenen Suche nach Auslassungen über die dominikanische Schauspielerin Maria Montez, den zentralen Gegenstand ihrer laufenden theaterwissenschaftlichen Untersuchung.

Myra Breckinridge, die skandalöse Romanfigur Gore Vidals, des ergebenen Lesers Parker Tylers, vorgeblich Witwe des ertrunkenen Filmkritikers Myron Breckinridge, der ein Buch über den Filmkritiker Parker Tyler in Arbeit hatte, in Wirklichkeit jedoch, chirurgisch modifiziert, kastriert, Myron selbst, im Kino durch die statueske Raquel Welch verkörpert, kehrt sechs Jahre später in Vidals Roman Myron als Myron zurück, phantasiert sich unwiederbringlich in die Kulissen eines 1948er Spielfilms namens Siren of Babylon, eine Anlehnung an Siren of Atlantis, der einen Höhepunkt der Karriere von Maria Montez markiert, und wandelt sich abermals, in auffälliger Kongruenz zu Parker Tylers hier angetriggerten Ausführungen über das in seinen Augen unfehlbare, in Jeannines Freundeskreis jedoch mehrheitlich als Trash eingeschätzte Hollywood-Kino der 1930er und 1940er Jahre, zu Myra und übernimmt, am Set in Maria Montez gefahren, als Maria Montez die Kontrolle des dramatischen Geschehens, fordert, daß Ben-Hur neu, und zwar mit ihr, Maria Montez, verfilmt werde. That’s not much of a part for you, the girl friend of Ben-Hur, sagte der Herr von Metro-Goldwyn-Mayer. Aber Myra, respektive Myron, logisch, daß wir die beiden nicht separieren können, schließlich sind sie ein und dieselbe fiktive Person, verlangte die Hauptrolle, sie wollte Ben-Hur selbst spielen. Der Typ von MGM fragte verblüfft nach: How? Denn Maria Montez, Inbegriff glamouröser Weiblichkeit, war alles andere als wandelbar, worin viele ihre Schwäche, andere ihre Stärke sahen. Und also lautete ihre Antwort: The way I am playing the Siren of Babylon, the way I play everything, like Maria Montez, superstar. MGM: Well, this is an unusual approach, Maria, and I’d better sleep on it. Ich verstehe überhaupt nichts, sagte da Lothar, der seit rund zehn Minuten in seinem kurzen, farblich changierenden Popeline-Mantel auf dem Bettvorleger, einer japanischen Kostbarkeit aus den frühen 1990er Jahren, lag und nur heraufgekommen war, um Jeannine, die noch immer allenfalls halbbekleidet war, zum kaiserlich-königlichen, nämlich österreichisch-ungarischen Essengehen abzuholen; der Daewoo stehe absolut rechtswidrig auf dem Bürgersteig.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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