Karat – Akademie der Tausend Tode - Susanne Daglinger - E-Book + Hörbuch

Karat – Akademie der Tausend Tode Hörbuch

Susanne Daglinger

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Beschreibung

In einer Welt, in der Magie dich tötet,an einem Ort, an dem man dich einsperrt,ist Liebe eine Qual und gleichzeitig der einzige Sinn zu leben.KARAT ist eine Akademie, aus der man nur selten wieder lebend herauskommt. Denn sowohl die Prüfungen als auch die Magie der Erweckten sind zumeist tödlich. Und doch muss Ayumi es wissen: Ist sie wie die meisten eine Serendibit mit wenig Magie oder doch ein machtvoller Diamant?Die Antwort auf diese Frage ist folgenschwerer als befürchtet und es bedarf mehr als einen Tod und mehr als eine Liebe, um das angerichtete Chaos zu bereinigen. Dabei muss Ayumi selbst die Grenzen von Zeit und Raum überwinden und am Ende eine unmögliche Entscheidung treffen. Nur dann besteht für sie die Hoffnung, die Akademie lebend wieder verlassen zu können.Ein Young-Adult-Fantasyroman, der dir Gänsehaut verpasst und gleichzeitig mit der Protagonistin mitfiebern lässt, im Kampf um ihr eigenes Überleben und dazu die Rettung der ganzen Welt.

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Zeit:8 Std. 28 min

Sprecher:Cornelia Tillmanns
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Susanne Daglinger

KARAT – Akademie der Tausend Tode

Susanne Daglinger

KARAT - Akademie der Tausend Tode

Instagram: @diebuchmagie

Tiktok: @diebuchmagie

Content Notes:

Trauer, Albträume, Angst, Panik, depressive Momente, Gedächtnisverlust,

Mobbing, Diskriminierung. Todesfälle durch: Unfall, Morde, Suizid, Ertrinken

1. Auflage 2024

Copyright © Novel Arc Verlag, Fridolfing 2024

Novel Arc Verlag, Kirchenstraße 10, 83413 Fridolfing

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk darf im Ganzen, wie auch in Teilen, nur mit Genehmigung des Verlags

wiedergegeben, vervielfältigt, übersetzt, öffentlich zugänglich gemacht oder auf andere Weise in gedruckter oder elektronischer Form verbreitet werden.

www.novelarc.de

www.novelarcshop.de

Umschlaggestaltung: formlabor, Kerstin Schürmann

Credits Envato Elements: helga_helga, hellokisdottir

Lektorat: Maria Nitzl Lektorat

Korrektorat: Sophie Grossalber

Zweitlektorat und -korrektorat: worttief-Lektorat (Mareike Westphal)

Buchsatz: Novel Arc Verlag

Klappenbroschur: 978-3-98942-028-1

E-Book Ausgabe: 978-3-910238-20-6

Vorwort

Lieber Leser, liebe Leserin,

der Name dieses Buches ist Programm, hier wird viel gestorben. Durch Unfälle, Morde und auch Selbstmord. Dabei gibt es sehr wenig Zeit für Trauer und Ayumi kämpft mit dem Geschehenen. Albträume, Angst und Panik sind dabei ihre ständigen Begleiter.

Entscheidet also bitte selbst, wann und in welchem Umfang ihr euch mit dem Text beschäftigt. Passt beim Lesen auf euch auf und gebt gerne Novel Arc Verlag unter der Adresse [email protected] Feedback, wenn ihr etwas entdeckt, das noch erwähnt werden sollte.

Ihr seid die Diamanten in euren Leben, ihr mögt es nicht immer einfach haben, Steine in den Weg gelegt bekommen oder das Gefühl haben, komplett alleine da zu stehen. Doch lasst euch gesagt sein, irgendwo ist immer jemand, der zu euch steht, der euer Serendibit ist. Manchmal kommt das von einer unerwarteten Seite. Solltet ihr euch alleine fühlen, wendet euch an die Nummern der Seelsorge. Holt euch Hilfe, dies ist keine Schande.

Viel Spaß beim Lesen.

Susanne Daglinger

Für alle Serendibiten,

denn ohne euch würde nichts funktionieren.

Prolog

Umringt von kalten grauen Steinen hockte sie und lauschte. Der Wind pfiff an ihr vorbei, und sie schloss schützend ihre Arme um sich. In der Ferne stießen Menschen Schreie aus, wenn sie ihr Leben ließen. Sie dachte an ihren Freund und hoffte, dass er die Prüfung schon bestanden hatte.

Vor ihr nahm sie keine Geräusche wahr, also schlich sie weiter.

Schritt für Schritt.

Sie war ihrem Ziel so nahe.

Eine letzte Biegung und sie erreichte einen von Fackeln erleuchteten Raum. In der Mitte glänzte jene Perle, die für sie bestimmt war, in dem feurigen Schein. Im Maul eines Gargoyles mit weit gespreizten Flügeln.

Endlich!

Sie rannte quer durch den Raum und nahm die Perle vorsichtig heraus. Nun musste sie nur noch …

»Na, sieh einmal an, wer hier ist«, kam es spöttisch von hinten.

Ihre Hände zitterten, die Perle glitt ihr fast aus der Hand. Sie kannte diese Stimme nur zu gut. Langsam drehte sie sich um und starrte in das blasse Gesicht unter den hellblauen Haaren. Das andere Mädchen öffnete den Mund, der Schall ihres Schreis genügte zum Töten. Ehe sie die Magie abschwächen konnte, wurde ihr schwarz vor Augen. Sie spürte noch, wie die Perle ihr aus der Hand rutschte.

1. Kapitel

Als sie das schmiedeeiserne Tor des Schulgeländes erreichten, pfiff Ayumi beeindruckt durch die Zähne. Kunstvolle Intarsien und Schnörkel stellten detailliert die Anwendung von Magie dar. Der zweite Blickfang war der hohe Turm, dessen Spitze kaum auszumachen war. Die Außenwände waren uneben und in regelmäßigen Abständen mit Einbuchtungen ausgestattet, die zu glitzern schienen. Das Erstaunlichste für Ayumi war die freischwebende Treppe, die sich um den Turm schlängelte. Keine einzige Säule trug sie.

Hinter dem Turm befand sich das Anwesen, in dem sie von nun an für ein Jahr leben würde. Noch nie hatte Ayumi eine offenkundigere Demonstration von Macht und Reichtum gesehen, selbst jetzt im fahlen Winterlicht.

»Wow«, hauchte Miyu eine sichtbare Atemwolke. »Ob es von innen auch so aussieht?«

»Ich hoffe nicht, ansonsten habe ich Angst, auch nur falsch zu atmen.«

Gemeinsam gingen sie zum Tor, an dem im selben Moment ein Mann erschien. Er trug einen dunkelblauen Anzug mit weißen Akzenten, sein dunkles Haar war penibel frisiert und verlieh seinem Gesicht etwas Strenges. Erstaunt stellte Ayumi fest, dass er nicht zu frieren schien. Auch bildete sein Atem keine Dampfwolken. Neid auf den Eismagier erfasste sie, und sie vergrub ihre Hände tiefer in den Taschen ihrer dicken Jacke.

»Ausweise!«, befahl er barsch.

Ohne zu zögern, reichten sie ihm ihre Dokumente und warteten, während er die Unterlagen sorgfältig kontrollierte. Hinter ihnen erklangen Schritte, und Ayumi gab dem Drang nach, ihren Blick von dem Mann zu lösen. Weitere Jugendliche versammelten sich bei ihnen am Tor.

»Ayumi Takahana. Geburtsdatum, Geburtsnummer, Zugehörigkeit der Eltern.«

»10.04.4021, 98, beide Elternteile sind Serendibiten, Sir!«

»Miyu Akera. Geburtsdatum, Geburtsnummer, Zugehörigkeit der Eltern.«

»09.12.4021, 405, Mutter Diamant, Vater Serendibit.«

Der Eismagier musterte die Mädchen von oben bis unten, steckte die Ausweise in seine Jackettasche und öffnete das Tor. Ungeduldig winkte er sie hinein und schloss es, kaum dass sie hindurch waren.

»Was ist mit unseren Ausweisen?«, fragte Miyu.

»Ihr werdet sie erst wieder benötigen, solltet ihr das Schuljahr erfolgreich abschließen.« Ohne ein weiteres Wort drehte er sich zu den anderen Wartenden um.

»Sehr charmant«, murmelte Miyu.

Ayumi kicherte und ging auf das weit offen stehende Portal des Turms zu.

Im Eingangsbereich tummelten sich Familien. Ayumi erkannte ihre Mitschüler daran, dass sie die Jüngsten in der Menge waren. Das Gelände durfte nur betreten, wer eingeschult wurde oder den Abschluss in der Tasche hatte. Diese Regel hatte Ayumi noch nie verstanden, auf ihre Nachfragen aber auch keine Erklärung erhalten. Es war einfach so.

Die Jugendlichen sahen sich unsicher um, spielten nervös mit ihren Handschuhen, musterten die anderen oder blickten überheblich auf sie herab.

Ayumi wollte Miyu gerade fragen, ob diese sie auf einen Rundgang begleitete, da war ihre Cousine in der Menge verschwunden. Schulterzuckend beschloss sie, sich allein umzusehen. Sie begann auf der linken Seite, an deren Wand entlang ein Buffet aufgebaut war. Die Tische waren strategisch so vor dem Buffet platziert, dass kein Gedränge entstand. Die Mitte des Saales war für die Menge freigehalten worden. Serendibiten servierten dort Erfrischungen.

Gegenüber des Eingangs erstreckten sich massive Türen bis zur Decke. Was sich dahinter wohl verbarg? Ayumi würde es noch früh genug herausfinden.

Kopfschüttelnd ging sie weiter. Sie war enttäuscht, wie unspektakulär es hier zuging. Der Turm hatte so viel versprochen, und nun war sie in diesem kargen Raum, der ohne die Menschen traurig wirken würde. Sie hatte erwartet, in der Akademie von Magie umgeben zu sein, aus dem Staunen nicht herauszukommen. Doch das genaue Gegenteil war der Fall. Sie blieb vor dem Podium stehen, das zwischen einer Tür und einem Lift aufgebaut war, ignorierte das Banner der Akademie, das dahinter schwebte, und sah durch das weit offen stehende Portal nach draußen zur Sonne. Langsam sank sie hinunter und färbte den Himmel orange.

Schon bald würde die Nacht hereinbrechen, und der erste Vollmond des Jahres würde den dunklen Himmel zieren.

Dann würde die Aufnahmeprüfung beginnen.

Noch eine Stunde, und ihr Leben würde sich für immer verändern. Bald würde sie im Einklang mit ihrer Magie leben. Nach diesem Jahr würde sie kein Kind mehr sein.

Sie lehnte sich an die Wand und beobachtete die Menschen. Miyu rannte gerade zu ihrer Familie, die soeben hereinkam. Glücklich darüber, dass sie es doch noch zu ihrer Einschulung geschafft hatten, wollte sich Ayumi zu ihren Eltern begeben, als ihr ein kalter Schauer über den Rücken rann. Zeitgleich war es, als würde jemand ihren Namen flüstern. Sie sah sich um, konnte aber niemanden in ihrer Nähe entdecken, und belächelte sich selbst. Durch die Ablenkung hatte sie ihre Eltern aus den Augen verloren.

Ayumi atmete tief ein. Danach sah sie wieder der Sonne zu, wie sie die letzten Strahlen des Tages aussandte. Die Schatten wurden immer länger, bis auch das letzte Licht erlosch. Der Tag war nun zur Nacht geworden. Mehrere Serendibiten gingen von Tisch zu Tisch und zündeten die Kerzen mit einem Fingerschnipsen an. Nach getaner Arbeit verschwanden sie wieder diskret im Hintergrund.

Ein Klingeln lenkte die Aufmerksamkeit aller auf das Podium und einen Mann mittleren Alters. Das Weiß seiner Kleidung deutete auf einen Diamanten hin. Er vollführte eine kreisende Bewegung mit seinen Fingern, und seine melodische Stimme erfüllte den ganzen Raum.

»Meine Damen und Herren«, setzte er an. »In den nächsten Stunden werden wir Freude und Trauer erleben, Stolz und Enttäuschung fühlen. Heute, am ersten Vollmond des Jahres 4037, beginnt eine weitere Erweckung. Eine neue Generation tritt ihre Eingliederung in unsere Gesellschaft an. Eine neue Schar Kinder wird erwachsen.«

Ayumi runzelte die Stirn und fand, dass er ziemlich dick auftrug.

»Sie, meine Damen und Herren, vertrauen mir für ein Jahr Ihr kostbarstes Gut an, und ich versichere Ihnen, ich werde alles Menschenmögliche tun, damit Sie es wohlbehalten zurückbekommen.«

Langsam bekam Ayumi es mit der Angst zu tun. Ihr Vater hatte gesagt, dass die Schule ihren eigenen Regeln folgte. Wo war er eigentlich? Erneut sah sie sich in der Menge nach ihm um, konnte aber weder ihn noch ein anderes Mitglied ihrer Familie finden. Stattdessen bemerkte sie, dass sie mit ihren Gedanken nicht allein war: Viele der Jugendlichen sahen zu ihren Eltern, die ihnen jedoch nur ein verkrampftes Lächeln schenkten.

»Und euch, meinen zukünftigen Schülerinnen und Schülern, möchte ich einen Rat mit auf den Weg der Erweckung geben. Vertraut auf euren Instinkt, lasst euch von ihm leiten. In dieser Nacht hat euer Verstand hier nichts zu suchen. Schaltet ihn aus und vertraut nur auf euer Gefühl, denn Magie können wir nicht berechnen oder vorhersehen. Wir können sie nur fühlen.«

Wieder sahen die Kinder ihre Eltern an, und auch dieses Mal erhielten sie keine Antwort. Ayumi hätte ihn gern gefragt, ob er immer noch dieser Meinung sein würde, wenn ihr Instinkt sie anschreien würde, davonzulaufen. Und zwar so weit und so schnell sie nur konnte.

Ein Glockenschlag ließ den Saal vibrieren. Der Ton drang bis in ihr Innerstes, die Luft schien sich zu verdichten und Schatten drohten nach ihr zu greifen, sie von innen heraus zu zerreißen.

Etwas stimmte nicht.

Das Blut rauschte in ihren Ohren, und sie nahm die sonore Stimme nur noch verzerrt wahr. »Eure Erweckung beginnt! Ihr habt Zeit bis zum ersten Sonnenstrahl, danach wird niemand mehr aufgenommen.«

Die Tür links neben dem weißgekleideten Sprecher öffnete sich mit einem unheilvollen Quietschen.

»Schreitet hinauf, findet eure Perle und stellt euch eurem Schicksal!«

Als er das Podium verließ, drängten die Ersten durch die Tür. Ayumi blieb, wo sie war, beobachtete, wie der Strom langsam versiegte.

»Willst du nicht los?«, fragte ihr Vater.

Sie hatte nicht mitbekommen, dass er neben sie getreten war. Er umarmte sie kurz zur Begrüßung und humpelte dann wieder einen Schritt zurück.

»Nein, irgendwas sagt mir, dass ich noch warten sollte.«

»Warte nicht zu lange, mein Kind. Sonst ist es zu spät.«

Ayumi zuckte mit den Schultern.

»Dann versuche ich es nächstes Jahr wieder.«

Sorge huschte über das Gesicht ihres Vaters. Zitternd rieb er über seinen vernarbten Arm. Er sah heute noch müder aus als sonst. Wieder schnürte es ihr die Kehle zu und ihr Blick fiel durch das Portal. Der Wunsch fortzulaufen wuchs mit jeder Sekunde. Ayumi wusste, sie sollte nach oben gehen, es den anderen gleichtun, schaffte es aber nicht. Ihr Vater drückte sie noch einmal an sich, hauchte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Zögernd löste er sich von ihr und schob sie Richtung Tür.

»Geh, Ayumi. Mögen die Elemente dir gnädig sein.«

2. Kapitel

Das Atmen fiel ihr leichter, und sie überschritt die Schwelle. Vor ihr erstreckte sich die Treppe. Seufzend schloss sie ihre Jacke bis zu dem hohen Kragen und machte sich an den Aufstieg. Stufe für Stufe erklomm sie und fragte sich, wie viele diese Treppe wohl hatte.

Die Nacht war eisig, der Winter hatte das Land noch fest im Griff, und je weiter sie nach oben gelangte, desto kälter wurde es. Doch es war nicht der Wind oder die beißende Kälte, die sie frieren ließ, sondern ihr Inneres. Das Gefühl, dass dort oben nichts Gutes auf sie wartete, wurde mit jedem Schritt stärker. Die Leichtigkeit, die sie vor der Schwelle erfasst hatte, war so schnell verschwunden, wie diese sie nach dem sanften Schubs ihres Vaters überkommen hatte. Zurück blieb eine Zerrissenheit, die sie noch nie zuvor gespürt hatte.

Einerseits wollte sie umkehren und weit weg von diesem Ort, der ihr solche Angst machte und ihr versprach, dass hier der Tod auf sie wartete. Anderseits zog es sie weiter hinauf, ein Drang, dem sie immer weniger zu widerstehen vermochte. Er siegte über ihre Angst, und so beschleunigte Ayumi ihre Schritte und fasste das Geländer fester.

Selbst als ihre Seite zu stechen und schwarze Punkte vor ihren Augen zu flimmern begannen, hielt sie nicht inne. Bis sie abrupt stehen blieb und sich zur Mauer wandte. Die unebenen Löcher, die sie von unten aus gesehen hatte, erwiesen sich als kleine Nischen mit Halterungen aus Stein. In manch einer steckte eine Perle, die im Mondschein glitzerte.

Zu der Perle direkt vor ihr drängte es sie. Sie schien sie zu rufen, verlangte, von ihr berührt zu werden. Zögerlich streckte Ayumi ihre Hand aus und stoppte kurz davor. Sicherlich durfte sie die Perle nicht anfassen, der Turm war Jahrtausende alt und von unschätzbarem Wert. Bestimmt war diese handgroße Perle mehr wert als das Jahresgehalt ihrer Mutter.

Nur mit Mühe zog sie die Hand zurück, blieb aber wie angewurzelt stehen, während sie den Blick nicht von der Perle lösen konnte.

Sie wollte sie nehmen.

Musste sie nehmen.

Und dann fielen ihr die Worte des Mannes wieder ein: »Findet eure Perle.«

Sie fragte sich, ob er dies damit gemeint hatte. Da der Drang nicht abnahm und sie irgendwann weiter musste, wenn sie es vor Sonnenaufgang bis nach oben schaffen wollte, beschloss sie, dass es so sein musste. Beherzt griff sie zu und löste die Perle vorsichtig von der Halterung. Erleichterung überströmte sie, ihr Kopf wurde klarer und ihre Lungen sogen die kühle Luft ein. Da schepperte es neben ihr und ein Murmeln war zu hören.

»Nein, nein, nein.«

Ayumi sah zu dem Mädchen mit dem hohen Pferdeschwanz. Es sah entsetzt zu, wie die Perle von der Treppe rollte und vom Turm fiel. Die Zeit schien still zu stehen.

Eins.

Zwei.

Drei.

Der Aufschrei ließ sie die Luft anhalten. Feine Linien zogen sich über das Gesicht des Mädchens. Zuerst ganz langsam. Dann immer schneller.

Als wäre sie zu Stein erstarrt, splitterten kleine Teile von ihr ab, bis immer größere Furchen das Mädchen verunstalteten. Entsetzen stand in ihren Augen, der Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei. Einen lauten Knall später zerfiel das Mädchen zu Staub.

Ganz langsam sog Ayumi Luft in ihre Lungen. Starrte auf den Haufen, der gerade noch ein Mensch gewesen war. Danach auf ihre Hand. Die Perle schimmerte milchig und unscheinbar im Mondlicht. Doch dahinter verbarg sich etwas, das in der Lage war, sie zu töten. Sie umfasste die Perle mit beiden Händen und drückte sie an ihre Brust, um sicherzugehen, dass ihr nichts geschehen konnte, während sie den Aufstieg wieder aufnahm.

Ihrem Instinkt zum Trotz musste sie nach oben. Ob sie wollte oder nicht. Je höher sie kam, desto größer wurde das Gedränge. Jugendliche schubsten sich gegenseitig, versuchten sich vom Aufstieg abzuhalten, um als Nächster nach oben zu gelangen. Einer hatte sogar einen Mitstreiter die Treppe hinuntergeschubst, diesem fiel die Perle aus der Hand und kurze Zeit später war nichts mehr als Staub von ihm übrig. Bei diesem Anblick verfiel die Menge in Panik. Und versuchte noch verzweifelter, die Spitze zu erreichen.

Ayumi drängte sich gegen die Mauer, während eine plötzliche Abneigung sie überfiel. Sie kämpfte gegen den Schwindel an, der sie erfasste. Bei dem Blick in die Tiefe, die sich hinter dem Geländer erstreckte, schnürte es ihr die Kehle zu. Schweiß trat ihr auf die Stirn, und ihre Hände wurden immer feuchter. Machten es schwieriger, die Perle fest im Griff zu behalten. Ihr Atem ging stoßweise. Schwärze bildete sich am Rande ihres Sichtfeldes.

Ein Fluch lag ihr auf den Lippen.

Sie kannte die Anzeichen.

Eine Panikattacke drohte sie inmitten der Menge zu erfassen. Also schloss sie wohl oder übel die Augen, atmete einmal tief durch. Ein zweites und drittes Mal folgte. Auch wenn sie die Panik nicht niederkämpfen konnte, setzte ihr Verstand wieder ein und sie wusste, sollte sie hier zusammenbrechen, wäre es ihr Todesurteil. Dieser Gedanke flößte ihr neue Energie ein, und Ayumi tat das Einzige, was ihr noch blieb. Sie begann die Stufen nach oben zu rennen.

Jetzt lief sie nicht nur mit der Sonne um die Wette, sondern auch mit ihrem Körper. Sie musste die Spitze des Turmes erreichen, bevor sie zusammenbrechen würde.

3. Kapitel

Nach einer Ewigkeit betrat Ayumi das flache Dach, das keinerlei Geländer aufwies, wodurch ein falscher Schritt genügte, um hinabzustürzen. In der Mitte stütze eine breite Säule eine große Kugel. Diese schien sich zu drehen. Darunter warteten ungeduldig einige Jugendliche. Ayumi ließ sich auf die Knie fallen. Nun, da sie ihr Ziel erreicht hatte, verstärkte sich das Zittern wieder und die Schwärze weitete sich aus.

»Ayumi, ich habe schon gedacht, du kommst gar nicht mehr. Ich warte schon eine Eeeeewigkeit auf dich.« Ihre Cousine fiel ihr um den Hals.

Ayumi verstärkte den Griff um ihre Perle und rang sich ein Lächeln ab. »Hat etwas gedauert.«

»Alles klar, brauchst du etwas?«, fragte ihre Cousine besorgt, nachdem diese sie näher begutachtet hatte.

Gerade als Ayumi antworten wollte, ertönte die Stimme einer Frau.

»Miyu Akera!«

Ihre Cousine zögerte, sah auf sie herab.

»Nun geh schon. Wir sehen uns unten.«

»Okay.«

Miyu folgte der Frau drei Stufen nach oben und verschwand in der Kugel, die sich, sobald sie sich geschlossen hatte, wieder zu drehen begann. Nach unzähligen Jugendlichen, die aufgerufen wurden und deren Platz sogleich von einem Neuen eingenommen wurde, sah Ayumi hinauf in den Himmel. Die Sterne verblassten langsam. Es waren nur noch wenige Stunden bis zum Sonnenaufgang – dem Ende der Erweckung.

Wie viele von ihnen würden hier stehen, wenn die Sonne aufging? Und was würde mit denen passieren, die es nicht geschafft hatten? Ayumi hoffte, dass sie die Prüfung nächstes Jahr wiederholen durften, glaubte aber nicht daran. Ihre Hand ballte sich zur Faust und erinnerte sie wieder an die Perle. Erinnerte sie an den Drang, nach oben zu rennen, an den Drang, sich die Perle zu schnappen, und an den Anblick der zwei, die zu Staub zerfallen waren.

Sie schluckte. Nein. Definitiv würden sie die Prüfung nicht wiederholen dürfen. Etwas würde geschehen, und Ayumi war sich sicher, dass es schrecklich wäre. Sie hoffte, dass sie es nicht mit ansehen musste. Hoffte, dass sie keine von ihnen sein würde.

»Ayumi Takahana!«, rief die Frau endlich ihren Namen aus.

Erleichterung erfasste sie. Was auch immer sie nun erwartete, das Warten auf den Sonnenaufgang blieb ihr erspart. Sie rappelte sich auf, um gleich wieder einzuknicken, da ihre Beine zu stark zitterten. Die Frau beobachtete sie mit erhobener Augenbraue und sah überheblich auf sie herab.

»Heute noch, wenn es geht.«

Ayumi ignorierte sie und die Blicke der anderen, nahm sich die Zeit, noch einmal tief durchzuatmen, und ging dann zu ihr. Zu Ayumis Erleichterung stieg sie die Stufen hinauf, ohne zu stolpern. Hinter ihr schloss sich die Kugel, und sie fand sich in völliger Dunkelheit wieder. Das Klackern der Absätze signalisierte, dass die Frau sich von ihr entfernte. Erst nachdem vollkommene Ruhe eingekehrt war, erhellte ein schwaches Licht einen Punkt.

»Bitte tritt auf das Licht zu, Ayumi.«

Die sanfte Stimme war um einiges freundlicher als die ihrer Vorgängerin. Aus Angst, gegen etwas oder jemanden zu stoßen, schlich Ayumi zu dem Licht. Aus der Nähe konnte sie sehen, dass es eine kleine runde Plattform war, die indirekt beleuchtet wurde. Als sie darauf stieg, spürte sie, wie sich ihr Körper erwärmte und die Anspannung von ihr fiel. Ihr Geist beruhigte sich, sodass sie ihre Umgebung langsam wahrnahm. Der Raum war alles andere als ruhig.

Ayumi hörte die Atemzüge anderer Personen. Etwas raschelte. Ein Knistern wurde lauter, und der Geruch nach Feuer verband sich mit dem der Erde. Das Plätschern von Wasser nahm sie ebenfalls wahr. Das Adrenalin begann sich abzubauen, die Panik, die sie draußen fest im Griff gehabt hatte, klang ab. Diesen Moment nutzte die freundliche Frau, um zu sprechen.

»Bitte nimm die Perle nun in beide Hände und halte sie locker vor dir, so wie es für dich am angenehmsten ist.«

Ayumi tat wie ihr geheißen und hielt die Perle auf Brusthöhe, durch das Zittern ihrer Finger rollte sie hin und her. Aus Sorge, dass die Perle hinunterfallen könnte, umfasste sie sie fester.

»Nein! Locker lassen. Lass der Perle Spielraum.«

Nur ungern folgte Ayumi dieser Anweisung, hatte aber keine Wahl. Die Frau wartete stumm, bis sie tat, was sie ihr gesagt hatte.

»Jetzt schließe die Augen und atme tief ein.«

Auch dieser Anweisung folgte sie.

»Ausatmen.«

Sie stieß den Atem aus.

»Einatmen und wieder ausatmen.«

Ayumi merkte, dass sie immer ruhiger wurde. Nach der fünften Wiederholung hörte das Zittern auf. Bei der siebten das Gefühl, zu ersticken. Der sechzehnte Atemzug nahm ihr das Gefühl, davonlaufen zu müssen. Frieden erfüllte ihren Körper.

»Sehr gut, und jetzt möchte ich, dass du ohne meine Anleitung weitermachst. Immer schön atmen, bis in deinem Inneren eine Farbe erscheint. Wenn das passiert, lass die Augen geschlossen. Sag nur Bescheid, damit wir wissen, wann wir fortfahren können.«

Sie atmete gleichmäßig weiter und suchte in ihrem Inneren. Farben wirbelten umher, doch keine übernahm die Vorherrschaft. Langsam wurde sie ungeduldig. Daher versuchte sie, nach einer zu greifen, die ihr gefiel, doch das funktionierte nicht.

Ayumi wurde hibbelig und begann auf der Stelle zu treten.

»Ganz ruhig, Ayumi!« Eine Männerstimme schnitt durch ihre Gedanken. »Nur keine Hektik. Verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern auf dein Gefühl. Deine Magie wird zu dir kommen, wenn du dich ihr öffnest. Nicht, wenn du sie erzwingst.«

Gequält seufzte sie auf und begann von vorne.

Einatmen.

Ausatmen.

Eine gefühlte Ewigkeit später strahlte ihr ein Rosaton entgegen.

»Jetzt«, flüsterte sie kaum hörbar, aus Angst, die Farbe zu verscheuchen.

»Sehr gut«, sagte wieder die Frau mit der freundlichen Stimme. »Jetzt stell dir vor, wie sich diese Farbe ausbreitet, auf deinen ganzen Körper übergeht. Dich leuchten lässt und dann in die Perle wandert. Und keine Angst, die Perle nimmt dadurch keinen Schaden.«

Das zarte Rosa wurde kräftiger und heller, bis es ihre Perle erreichte. Die Farbe glitt in sie hinein, bis nichts mehr davon sichtbar war. Dunkelheit umfasste sie, geradezu schmerzhaft, und Ayumi kniff die Augen fester zusammen. Um zu verhindern, dass sie sich öffneten. Doch der Drang wurde immer stärker. Wieder begann sie zu zittern. Ein Keuchen entwich ihr.

»Du darfst die Augen öffnen, Ayumi, die Prüfung ist vorbei«, erklärte eine neue, tiefe Stimme.

Sie riss geradezu die Augen auf und wurde geblendet. Ihre Perle war nicht mehr milchig weiß, sondern strahlte in einem kräftigen Pink. Hinter ihr ging ein Licht an, und sie drehte sich reflexartig um. Im ganzen Raum erwachte die Farbe Pink. Wie kleine Glühwürmchen tanzten die Lichtkugeln umher, bildeten Buchstaben, Zahlen, Formen. Stets waren sie in Bewegung, im Wandel. Umkreisten Ayumi und verbanden sie mit einem Mann, der auf einer kreisrunden Erhebung stand. Er trug einen weißen Anzug, dazu ein pinkes Hemd. Seine kastanienbraunen Haare standen leicht von seinem Kopf ab, so als würde er sie sich ständig raufen. Er war jünger als ihre Eltern und sein Lächeln freundlich, wenn auch erstaunt.

»Ich gratuliere dir, Ayumi Takahana. Eine strahlende Zukunft erwartet dich. Willkommen bei den Diamanten. Ich werde mein Bestes geben, dir die Umgewöhnung zu erleichtern.«

»Ähhh … Di … Diamanten?«

Der Mann lächelte, ignorierte das spöttische Schnauben eines anderen und deutete auf ihre Perle.

»Du hältst den Beweis in den Händen.«

Gebannt starrte sie auf ihre Perle, die nach wie vor in diesem kräftigen Ton leuchtete. »Das kann nicht sein. Niemand meiner Blutsverwandten ist stark. Zumindest niemand, der noch lebt.«

»Die Stärke der Magie ist unabhängig von unserem Erbgut. Es ist genauso gut möglich, dass eine Person schwach ist, obwohl beide Eltern der Kategorie Diamant angehören.« Der Mann trat von seinem Podest und kam auf sie zu. »Komm, deine Erweckung ist vorbei. Es ist an der Zeit, dass du dich der Party anschließt und dich von deiner Familie verabschiedest.«

Sanft nahm er sie am Arm und zog sie mit sich. Kaum dass sie die Plattform verlassen hatten, ging er in die Knie. Er betätigte einen Mechanismus, und das Leuchten verschwand. Stattdessen öffnete sich eine Treppe nach unten. Wieder grinste der Mann sie an und winkte ihr, ihm zu folgen.

Der Raum, den sie betraten, war sanft erhellt und voller Schließfächer in den acht Farbtönen der Elemente. Gelb, Blau, Grün, Pink, Rot, Braun, Grau und Lila. Der Mann ging auf eines der dunkelsten der pinkfarbenen Schließfächer zu und schob einen Zettel, vermutlich mit ihrem Namen darauf, hinter ein Fenster. Danach legte er seine Hand auf das Metall und ließ es glühen. Die Tür öffnete sich mit einem leisen Klicken.

»Ich bin übrigens Esteban Villareal und für das Schuljahr dein Elementlehrer und Vertrauter. Du darfst mich Esteban nennen. Wenn du Probleme hast, komm zu mir. Du findest mich in der Bibliothek.«

Er nahm eine Schatulle heraus und öffnete auch diese mit Magie. Danach hielt er sie ihr hin. Sie war mit rosafarbenem Samt gefüllt und in der Mitte befand sich eine Öffnung, so groß wie die Perle, die sie noch immer an sich presste. Mit einem Nicken deutete er darauf.

Ayumi sah ihn fragend an.

»Die Perle, rein damit.«

»Aber …«

»Nein!«, unterbrach er sie. »Die Perle behalte ich. Du bekommst sie, wenn du sie brauchst.«

Noch immer zögerte sie, wollte sich nicht von ihr trennen. Da er genervt aufseufzte, gab Ayumi widerwillig nach. Kaum hatte sie den Kontakt zur Perle unterbrochen, fühlte sie sich müde und erschlagen. Um dem Gefühl, halbiert worden zu sein, entgegenzuwirken, griff sie nach der Schatulle, mit der Absicht sich die Perle zurückzuholen. Doch der Deckel klappte wenige Millimeter vor ihren Finger zu und ihr Lehrer verstaute die Schatulle im Schließfach.

»Ehrlich gesagt, bin ich erstaunt, dass du eine der meinen bist. Siehst nicht unbedingt wie eine Geistmagierin aus.«

»Sondern?«, fragte sie und sah zu, wie er nach einem Stapel weißer Kleidung griff.

»Na, wie eine Feuermagierin. Impulsiv, keinerlei Beherrschung und schneller mit der Faust als mit dem Kopf.«

Ayumi blinzelte, überlegte, ob es eine Beleidigung oder ein Kompliment war.

»Und dann bist du auch noch ein Diamant. Ich meine, so lange, wie du gebraucht hast, um deine Magie zu rufen, habe ich gedacht, dass du kaum welche in dir hast und gerade mal zum Abstauben der Regale taugst. Aber gut, gut, wir beide bekommen das schon hin. Immerhin hast du ja mich. Kannst ja nichts dafür, dass du eher zu der langsamen Sorte gehörst.«

Ayumi beschloss, dass er sie beleidigte, kniff aber fest die Lippen zusammen. Er war ihr Lehrer, und sie konnte es sich nicht leisten, ihn gegen sich aufzubringen. Ein Jahr, sagte sie sich. Ein Jahr, danach musste sie ihn nie wieder sehen. Das würde sie schon schaffen.

Er reichte ihr die Kleidung.

»Ich bin mir zwar nicht sicher, ob sich das Weiß mit deiner Hautfarbe beißt, aber Vorschrift ist Vorschrift. Vielleicht etwas Make-up? Hm. Ich überleg mir schon etwas. Schließlich wollen wir ja nicht, dass du krank aussiehst. Das könnte ja deinen potenziellen Verlobten verschrecken, nicht wahr? Das wollen wir nicht, ganz und gar nicht.«

»Verlobten?«, kiekste sie.

»Hier ist deine komplette Generation für ein Jahr untergebracht. Sehr viele lernen hier ihren Partner kennen. Und da du jetzt zu den Diamanten gehörst, hast du freie Auswahl. Auch ich habe meine Frau hier kennengelernt. Oder bevorzugst du eine Verlobte?« Er winkte mit der Hand ab. »Auch kein Problem. Es sei denn, du siehst das ganze Jahr so blass wie eine Leiche aus. Wir kriegen das hin, versprochen.«

Ein Räuspern unterbrach, zum Glück, seinen Redefluss. Die strenge Frau stand in der Öffnung und tippte mit der Fußspitze auf den Boden.

»Wie dem auch sei, da hinten ist der Lift. Zieh dich um, steck die Brosche auf die linke Seite und dann auf zur Party!«

4. Kapitel

Ayumi wartete, bis sich die Tür hinter den beiden schloss, bevor sie sich die Kleidung besah. Es war eine Schuluniform, ähnlich der aus ihrer letzten Schule. Nur hatte diese zu ihrem Bedauern einen Rock. Und die falsche Farbe: Hemd und Blazer waren strahlend weiß. Es graute Ayumi davor, diese Uniform sauber zu halten, war das Weiß doch um einiges empfindlicher als das Schwarz, das sie bis jetzt getragen hatte. Widerwillig tauschte sie ihre dunkle Jeans gegen den pinken, knielangen Rock. Auch die Jacke hatte etwas Farbe abbekommen. An den Säumen waren pinke Streifen vernäht. Zum Schluss folgte die farblich zum Rock passende Krawatte. Sie sah sich im Spiegel an und verzog das Gesicht. Weiß und pink. Schlimmer konnte es nicht mehr werden, da war sie sich sicher. Vor allem weil ihr jetzt bewusst wurde, was ihr Lehrer meinte.

Nicht nur, dass sie aussah wie ein kleines Mädchen, durch das Weiß wirkte sie auch bleicher als sonst und die Augenringe stachen hervor. Das Schwarz ihrer hüftlangen Haare und die dunkelbraunen Augen bildeten einen starken Kontrast zu den grellen Farben. Ayumi schnitt eine Grimasse, sie verspürte nur wenig Lust, ein ganzes Jahr mit diesen Farben herumzulaufen. Schlimmer noch, ein ganzes Leben.

Mit einem Seufzer nahm sie die Brosche zur Hand. Ein Rubellit war in eine goldene Umrandung eingefasst. Schnell steckte sie das Schmuckstück an und drehte ihrem Spiegelbild den Rücken zu. Sie konnte und wollte sich nicht länger ansehen. Denn die Person, die ihr entgegensah, war nicht sie.

Erst im Lift fiel ihr wieder die Neuigkeit ein: In ihr verbarg sich mächtige Magie. Sie hatte Geschichten gehört, wie sich ihre eigene Magie gegen die Diamanten gewandt und viele mit in den Tod gerissen hatte. Noch nie hatte ein Diamant in ihrer Blutlinie überlebt. Entsetzt biss sie sich in den Handballen, um nicht laut aufzuschluchzen. Die Angst kehrte zurück. Ehe sie sich in diese hineinsteigern konnte, kündigte eine kurze Melodie das Ende der Fahrt an, und die Tür öffnete sich.

Die Menschen drehten sich zu ihr um und begannen bei dem Anblick ihrer Farben zu lächeln. Freundliche Worte wurden an sie gerichtet, doch auch wenn ihr niemand feindlich gesinnt war, hatte Ayumi wieder das Gefühl, beobachtet zu werden.

»Ayumi? Nein! Das kann nicht sein!«

Der Ausruf beendete ihre Suche nach dem Ursprung der kalten Schauer, und sie wandte sich Miyu zu, die in Erdmagiefarben gekleidet war.

»Ich konnte es auch nicht glauben«, antwortete sie ihrer Cousine. »Erde? Wie cool.« Aufrichtig freute sie sich für sie.

»Sagt die mächtige Geistmagierin. Ich bitte dich, das ist ein Witz.« Miyu zupfte an ihrem schwarzen Blazer und schnaubte.

»Hey, komm schon, dein Papa und meine Eltern sind ebenfalls Serendibiten. Davon geht die Welt nicht unter.« Ayumi trat einen Schritt nach vorne, um die Arme um ihre Cousine zu legen, doch diese blockte ab.

»Du hast gut reden. Du wirst ins Viertel der Diamanten ziehen, rund um die Uhr bedient werden, während ich in den Bedienstetentrakt eines versnobten Starken ziehen muss. Und während du freie Auswahl bei deinem Partner hast, muss ich nehmen, was übrig bleibt. Beziehungsweise, ja, sagen, wenn irgendein Vollidiot beschließt, dass ich seine Frau werden soll. Ich wurde degradiert. Das ist so unfair. Es hätte andersherum laufen sollen.« Wütend stampfte sie mit dem Fuß auf.

Geschockt von Miyus Ansicht über die Serendibiten trat Ayumi einen Schritt zurück. Sie schüttelte den Kopf und hob beschwichtigend eine Hand. »Jetzt beruhig dich, Miyu. Wir müssen erst einmal dieses Jahr überleben, und dann sehen wir weiter. Ich meine, deine Überlebenschance ist viel größer als meine.«

Ihre Cousine sah sie verächtlich an. »Stimmt, bei wie viel Prozent liegt sie … bei null Komma eins. Na ja, kann man nichts machen.«

Ayumi blieb die Spucke weg. Wo war ihre Cousine hin, mit der sie alles geteilt hatte?

»Vorsicht, wenn ihr nicht wollt, dass ein Exempel an euch statuiert wird. Ihr zieht die Aufmerksamkeit der Leute auf euch.«

Beide drehten sich zu der Stimme um. Das Mädchen war einen guten Kopf kleiner als Ayumi und Miyu und auch um einiges zierlicher. Sie trug die gleiche Uniform wie Ayumi, nur stand sie ihr um einiges besser. Mit den schulterlangen, hellblonden Wellen und den großen blauen Augen weckte sie Ayumis Beschützerinstinkt. Instinktiv wollte sie zwischen sie und Miyu treten. Doch die Fremde ließ dies nicht zu.

»Hast du noch etwas zu sagen?«

Sie wartete, bis Miyu mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf schüttelte.

»Dann geh, hier ist kein Platz für solche Sachen. Wir sind, was wir sind.«

Ayumi fiel auf, dass sich mittlerweile eine Traube um sie herum gebildet hatte und einige der Leute in den hellen Farben die Stirn runzelten. Auch Miyu schien sie zu bemerken, wurde rot und drehte sich auf dem Absatz um.

»Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen. Mit meiner Cousine wäre ich schon zurechtgekommen«, wandte sich Ayumi an ihre Helferin.

»Und dennoch darf sie dir nicht auf der Nase herumtanzen. Du musst lernen, dich durchzusetzen. Wenn es einmal kritisch wird, vermeidest du damit Blutvergießen.

»Ich werde es mir merken. Ayumi Takahana.«

»Kya Daramy. Bis bald.«

Ayumi beobachtete, wie das zierliche Mädchen zu einem Jungen mit dunkelbrauner Haut ging, der selbst Ayumi überragte, und sich in seine Arme kuschelte. Über ihren Kopf hinweg sah er sie kalt an, bevor er Kya etwas ins Ohr flüsterte. Ayumi wusste nicht, warum der Junge sie nicht mochte, war sie ihm doch nie zuvor begegnet. Aber in seinem Blick, da war sie sich ganz sicher, lag Mordlust.

»Ach, mein liebes Kind.«

Das Seufzen ihres Vaters verdrängte jegliche Gedanken an den Jungen. Sie setzte ein Lächeln auf und drehte sich zu ihm um. »Ich mache das Beste draus, Papa. Ich werde überleben und Geschichte schreiben.«

5. Kapitel

Schweigend gingen sie zu ihrer Mutter, die bei einem der Stehtische auf sie wartete. Ayumi ignorierte deren Angst, ihre Tochter nicht mehr lebend zu sehen. Versuchte, selbst optimistisch zu bleiben, nicht schon ihren Tod vor Augen zu haben.

Solange ihre Eltern sich zu beruhigen versuchten, behielt Ayumi den Lift im Blick. Nach vier weiteren Schülern stand er still. Die ersten Sonnenstrahlen erhellten den Raum, in dem sie sich noch vor wenigen Stunden zusammen auf ihre Prüfung gefreut hatten. Mit ihnen folgte ein kollektiver Aufschrei. Mehrere Mütter brachen zusammen, nur gestützt von ihren Partnern, die ebenfalls bleich geworden waren. Ihre Kinder waren durch die Prüfung gefallen.

Der Lift wirkte deaktiviert.

Ein Knoten bildete sich in ihrem Magen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Die Finger begannen zu kribbeln, sodass Ayumi beschloss, eine Runde zu drehen, die Menge immer im Blick. Freud und Leid lagen so nahe beieinander. Eltern, die weinten und klagten. Väter, die ihrem Kind stolz auf die Schulter klopften. Mütter, die ihren Kindern das Gesicht abküssten und dabei Gebete ausstießen.

Ayumi strich sich über die Arme, versuchte, den Schmerz in ihren Knochen zu vertreiben. Etwas sagte ihr, dass schreckliche Nachrichten auf sie zukommen würden.

Sie erreichte den Eingang und stoppte abrupt vor den Sonnenstrahlen, die vor ihr aufs Parkett fielen. Es widerstrebte ihr, sie zu durchschreiten. Der kalte Hauch des Todes lauerte in ihnen. Langsam streckte sie die Hand aus, zuckte zurück, als sie die Wärme spürte. Obwohl es der schnellste Weg zu ihren Eltern war, brachte Ayumi es nicht über sich, durch das Licht zu gehen. Stattdessen machte sie einen großen Bogen darum und nutzte andere Personen als Schutzschild, bis sie unversehrt ihr Ziel erreichte.

Gerade kam sie bei ihren Eltern an, da erklomm der Direktor die Stufen des Podiums.

»Die, die noch oben gewesen sind, leben nicht mehr, oder?«, fragte sie ihren Vater aus einem Impuls heraus. So sehr sie die Antwort auch fürchtete, ahnte sie bereits, dass sie richtig lag.

Er legte seine Hand auf ihre Schulter, drückte sie.

»Magie ist mächtig und grausam. So wie diese Schule. Merk dir eines, Ayumi: Hier herrschen andere Gesetze. Nur die Besten erhalten einen Abschluss.«

Wenn sie ihren Vater richtig verstanden hatte, sagte er ihr gerade, dass der Abschluss nur denen zustand, die überlebten. Hier wurde die Spreu vom Weizen getrennt. Nun war klar, warum jeder ein solches Geheimnis um die Akademie Karat machte.

Ein Jahr Überlebenskampf stand ihr bevor. Ayumi sah sich im Raum um, fragte sich, wer am Ende noch hier stehen würde. Ob sie eine von ihnen sein würde.

»Meine Damen und Herren. Schülerinnen und Schüler Die Erweckung ist hiermit beendet. Ich bitte Sie nun, Abschied zu nehmen. Sobald die Lehrkräfte zurückgekehrt sind, werden die Tore geöffnet und die Schülerinnen und Schüler hinein begleitet. Damit sie ihre wohlverdiente Pause erhalten. Mögen wir uns am Ende dieses Jahres wieder so zahlreich zusammenfinden.«

Damit verschwand der Direktor in die Akademie. Er blickte nicht zurück, sah denen, die ihr Kind gerade verloren hatten, nicht in die Augen.

»Pass auf dich auf, Ayumi.« Ihre Mutter drückte sie zuerst. So fest, dass sie glaubte, ihre Rippen knacken zu hören. »Wir sehen uns in einem Jahr, Schatz.«

Die Worte hallten in ihr wider. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. Nickte. »Bis bald, Mom. Ich hab dich lieb.«

Ein letzter Kuss auf die Wange, dann wandte sich ihre Mutter zum Gehen. Nicht in der Lage, den Abschied in die Länge zu ziehen.

»Esteban ist einer von den Guten. Mit ihm stehen deine Chancen gut. Halt dich an ihn, Ayumi. Er hat das Herz am rechten Fleck.«

Auch ihr Vater zog sie in eine Umarmung, bevor er seiner Frau hinterherhumpelte. Schon bald verschwanden sie im Strom der Eltern. Ayumi musste all ihre Kraft zusammennehmen, um nicht weinend hinter ihnen herzulaufen. Es gab keine Alternative, sie musste hierbleiben. Der Schulantritt in der Akademie Karat war verpflichtend. Obwohl die Todesrate anscheinend hoch war und niemand über die Zeit hier sprach, war jeder Erwachsene hier gewesen. Daher blieb ihr nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie sich die Tore schlossen und sie von ihren Eltern trennten. Nur mit Mühe konnte sie die Tränen zurückhalten und die Angst, hier zu sterben, niederkämpfen.

Die Tür zum Turm öffnete sich, und die Lehrenden kamen nacheinander heraus. Schweigend. Es war seltsam, sie niedergeschlagen und müde aus dem Tor treten zu sehen, durch das vor wenigen Stunden noch alle Schüler gestürmt waren. Mit Hoffnung und Zuversicht im Herzen. Ohne ihr Zutun bildeten die Jugendlichen Gruppen in ihrer jeweiligen Kategorie und blieben vor ihrer Vertrauensperson stehen.

War Esteban zuvor noch aufgeweckt und fröhlich gewesen und hatte ohne Punkt und Komma geredet, merkte sie ihm jetzt die Nacht an. Sein Blick glitt hin und her, fixierte keinen Punkt. Schweigsam blieb er vor seinen Schülern stehen, die Hände zu Fäusten geballt. Erst als alle in pinker und rosa Uniform vor ihm standen, seufzte er schwer.

»Nun denn, lasst uns hineingehen. Ihr seid sicherlich müde.«

Er führte sie zu dem bisher verschlossenen Torbogen an der gegenüberliegenden Wand des Eingangs, stieß die schwere Tür auf und trat in die Akademie ein. Ayumi stockte der Atem, als sie über die Schwelle trat.

Die Halle war riesig. Die Decke war höher, als sie es je gesehen hatte. Links und rechts verzweigten sich die Bögen zu Gängen. Zwei breite Treppen führten nach unten. Gegenüber war die Mensa zu sehen, auch sie war von zwei Treppen umfasst, jedoch gingen diese nach oben. Jugendliche raunten, tuschelten, fragten sich, wohin diese Stufen führen mochten.

Esteban brachte sie zum Schweigen. »Zum Erkunden habt ihr ein anderes Mal Zeit. Hopp, hopp, mir nach.«

Er geleitete sie zu einem Bogen, der die Farben für Körper und Geist trug: Grün und Pink. Nach der ersten Abzweigung wandte er sich nach links. Der Gang war in den unterschiedlichsten Pinktönen gestaltet, die Wände golden verziert. Bei genauerem Hinsehen erkannte Ayumi die Anwendungen von Geistmagie. Unwillkürlich betete sie, dass das ihr zugeteilte Zimmer nicht in Pink ertrank.

»Kya Daramy« war der erste Name, den er rief, zeitgleich deutete er auf die rechte Seite und gab ihr keine Möglichkeit zu antworten. Schon rief er den zweiten Namen auf und wiederholte das bei jeder Tür.

Ayumi seufzte innerlich, als sie nur noch zu fünft waren. Natürlich hatte sie das Glück, ganz hinten zu sein. Im letzten Zimmer auf der linken Seite rief er ihren Namen. Ohne sich umzusehen, ob sie auch hineinging, machte er auf dem Absatz kehrt und eilte den Gang zurück. Nun seufzte sie laut, blieb noch kurz allein im Gang stehen, sah sich die Strecke, die sie nun jeden Tag mehrmals überwinden musste, an. Dieser Weg würde sie zehn Minuten weniger Schlaf kosten. Ihr nächstes Seufzen verwandelte sich in ein Gähnen. Ayumi wandte sich der Tür zu. Es war an der Zeit, eine Mütze voll Schlaf zu bekommen.

6. Kapitel

Müde fuhr sie sich durch die Haare. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen. Mehrere Prüfungen hatten in der Woche angestanden, und sie hatte eine, bloß eine einzige, verkackt. Zumindest laut ihres Lehrers.

Sie selbst fand eine Drei Minus nicht schlecht. Aber da ihre Meinung nicht zählte, musste sie für die nächsten zwei Wochen nach dem Unterricht die Regale der Bibliothek reinigen. Das hieß, sie räumte die Bücher aus, wischte die Regalbretter ab und sortierte danach die Bücher nach System wieder ein. Sie hasste es. Aber immerhin blieb es ihr erspart, den Boden mit einer Zahnbürste zu schrubben. Ihr tat ihr Mitschüler leid, der eine Fünf geschrieben hatte.

Gedankenverloren stellte sie das letzte Buch in das Regal und fuhr mit dem Bücherwagen zu der nächsten Abteilung.

Naturkunde – Heilkunde.

Sie nahm ein Buch nach dem anderen heraus, doch bei einem der dicken Wälzer stockte sie.

»Hilfe bei Gedächtnisverlust«, las sie leise vor. Sie blickte nach links und nach rechts. Niemand war zu sehen, also nahm sie das Buch heraus. Sie klappte es auf und fand einen Zettel darin. Er wies die Handschrift ihres Lehrers auf. Da entdeckte sie ihren Namen, doppelt unterstrichen. Gerade als sie ihn in die Hand nehmen wollte, tropfte Blut auf die Seiten. Sie stieß einen gurgelnden Laut aus und weiteres Blut rann von ihrem Hals herab. Und bevor alles schwarz wurde, entschuldigte sie sich bei demjenigen, der die Sauerei wegwischen musste.

7. Kapitel

Ayumi richtete sich auf. Die Pause war viel zu kurz gewesen. Ihre Albträume hatten sie fest im Griff gehabt. Sogar jetzt, im wachen Zustand, konnte sie den kalten Stahl der Klinge an ihrem Hals spüren.

Zum wiederholten Male rieb sie sich über die Kehle, vergewisserte sich, dass keinerlei Spuren eines Schnitts vorhanden waren. Glockenläuten trieb Ayumi letztendlich aus dem Bett. Heute begann ihr letztes Schuljahr. Wobei dieses vermutlich nicht mit den vorherigen zu vergleichen wäre. Mathe und Physik würde sie hier sicherlich nicht lernen.

Zunächst öffnete sie das Fenster und ließ die kühle Morgenluft herein. Dann sah sie sich in ihrem neuen Zimmer um. Nach der Zimmerverteilung hatte sie kein Auge dafür gehabt und war einfach ins Bett gefallen.

Es war für eine Person recht groß geschnitten. Die Möbel wiesen ausgezeichnete Handwerkskunst auf. Ob im Bettgestell oder an den Griffen der Schränke, überall waren kleine Details geschnitzt, geblasen oder geschmiedet worden. Die hellen Farben des Zimmers waren genau aufeinander abgestimmt und verströmten eine Gemütlichkeit, wie sie Ayumi nicht kannte. Bei ihr zu Hause war alles gebraucht und zusammengewürfelt, manches sogar abgegriffen und beschädigt. Und dennoch sehnte sie sich nach ihrem alten Zimmer. Vielleicht war es nicht so hübsch wie das hier, aber es hatte ein Herz, und dort lauerte nicht der Tod an jeder Ecke. Ayumi gähnte, die fünf Stunden nach einer solchen Nacht reichten definitiv nicht aus, um ausgeruht zu sein. Dennoch riss sie sich zusammen, zog sich schnell eine neue Uniform an, die sie in einem der Schränke gefunden hatte, und eilte Richtung Turm.

Der Saal war bereits gut gefüllt, als sie dort ankam. Ayumi sah sich nach bekannten Gesichtern um, konnte aber niemanden entdecken. Dafür stellte sie fest, dass umgeräumt worden war. Die Tische waren nun an den Wänden aufgestellt, und auch das Buffet war verschwunden.