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1929, München, Oktoberfest: Karoline möchte sich amüsieren; ihr Verlobter Kasimir ist nicht in Feierstimmung, weil dem Chauffeur gerade seine Stellung gekündigt wurde, was kurz nach der Weltwirtschaftskrise besonders dramatisch ist ... - 1932 uraufgeführtes Volksstück mit dem Motto: Und die Liebe höret nimmer auf.
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Seitenzahl: 63
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Ödön von Horváth
Kasimir und Karoline
- mit Leitfaden zur Interpretation -
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Personen:
1. Szene
2. Szene
3. Szene
4. Szene
5. Szene
6. Szene
7. Szene
8. Szene
9. Szene
10. Szene
11. Szene
12. Szene
13. Szene
14. Szene
15. Szene
16. Szene
17. Szene
18. Szene
19. Szene
20. Szene
21. Szene
22. Szene
23. Szene
24. Szene
25. Szene
26. Szene
27. Szene
28. Szene
29. Szene
30. Szene
31. Szene
32. Szene
33. Szene
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35. Szene
36. Szene
37. Szene
38. Szene
39. Szene
40. Szene
41. Szene
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45. Szene
46. Szene
47. Szene
48. Szene
49. Szene
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51. Szene
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53. Szene
54. Szene
55. Szene
56. Szene
57. Szene
58. Szene
59. Szene
60. Szene
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62. Szene
63. Szene
64. Szene
65. Szene
66. Szene
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68. Szene
69. Szene
70. Szene
71. Szene
72. Szene
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75. Szene
76. Szene
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79. Szene
80. Szene
81. Szene
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88. Szene
89. Szene
90. Szene
91. Szene
92. Szene
93. Szene
94. Szene
95. Szene
96. Szene
97. Szene
98. Szene
99. Szene
100. Szene
101. Szene
102. Szene
103. Szene
104. Szene
105. Szene
106. Szene
107. Szene
108. Szene
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114. Szene
115. Szene
116. Szene
117. Szene
Leitfaden zur Analyse von Dramenszenen
Impressum neobooks
Und die Liebe höret nimmer auf.
Kasimir
Karoline
Rauch
Speer
Der Ausrufer
Der Liliputaner
Schürzinger
Der Merkl Franz
Dem Merkl Franz seine Erna
Elli
Maria
Der Mann mit dem Bulldoggkopf
Juanita
Die dicke Dame
Die Kellnerin
Der Sanitäter
Der Arzt
Abnormitäten und Oktoberfestleute
Dieses Volksstück spielt auf dem Münchener Oktoberfest, und zwar in unserer Zeit.
Es wird dunkel im Zuschauerraum und das Orchester spielt die münchener Hymne »Solang der alte Peter«. Hierauf hebt sich der Vorhang.
Schauplatz: Gleich hinter dem Dorf der Lippennegerinnen. Links ein Eismann mit türkischem Honig und Luftballons. Rechts ein Haut-den-Lukas – (das ist so ein althergebrachter Kraftmesser, wo du unten mit einem Holzbeil auf einen Bolzen draufhaust, und dann saust ein anderer Bolzen an einer Stange in die Höhe, und wenn dann dieser andere Bolzen die Spitze der Stange erreicht, dann knallt es, und dann wirst du dekoriert, und zwar für jeden Knall mit einem Orden). Es ist bereits spät am Nachmittag und jetzt fliegt gerade der Zeppelin in einer ganz geringen Höhe über die Oktoberfestwiese – in der Ferne Geheul mit allgemeinem Musiktusch und Trommelwirbel.
RauchBravo Zeppelin! Bravo Eckener! Bravo!
ein AusruferHeil!
SpeerMajestätisch. Hipp hipp hurrah!
Pause.
ein LiliputanerWenn man bedenkt, wie weit es wir Menschen schon gebracht haben –Er winkt mit seinem Taschentuch. Pause.
KarolineJetzt ist er gleich verschwunden, der Zeppelin –
der LiliputanerAm Horizont.
KarolineIch kann ihn kaum mehr sehen –
der LiliputanerIch seh ihn noch ganz scharf.
KarolineJetzt seh ich nichts mehr.Sie erblickt Kasimir; lächelt.Du, Kasimir. Jetzt werden wir bald alle fliegen.
KasimirGeh so lasse mich doch aus.Er wendet sich dem Lukas zu und haut ihn vor einem stumm interessierten Publikum – aber erst beim drittenmal knallt es, und dann zahlt der Kasimir und wird mit einem Orden dekoriert.
KarolineIch gratuliere.
KasimirZu was denn?
KarolineZu deiner Auszeichnung da.
KasimirDanke.Stille.
KarolineDer Zeppelin, der fliegt jetzt nach Oberammergau, aber dann kommt er wieder zurück und wird einige Schleifen über uns beschreiben.
KasimirDas ist mir wurscht! Da fliegen droben zwanzig Wirtschaftskapitäne und herunten verhungern derweil einige Millionen! Ich scheiß dir was auf den Zeppelin, ich kenne diesen Schwindel und hab mich damit auseinandergesetzt – Der Zeppelin, verstehst du mich, das ist ein Luftschiff und wenn einer von uns dieses Luftschiff sieht, dann hat er so ein Gefühl, als tät er auch mitfliegen – derweil haben wir bloß die schiefen Absätz und das Maul können wir uns an das Tischeck hinhaun!
KarolineWenn du so traurig bist, dann werd ich auch traurig.
KasimirIch bin kein trauriger Mensch.
KarolineDoch. Du bist ein Pessimist.
KasimirDas schon. Ein jeder intelligente Mensch ist ein Pessimist.Er läßt sie wieder stehen und haut abermals den Lukas; jetzt knallt es dreimal, er zahlt und bekommt drei Orden; dann nähert er sich wieder Karoline.Du kannst natürlich leicht lachen. Ich habe es dir doch gleich gesagt, daß ich heut unter gar keinen Umständen auf dein Oktoberfestgeh. Gestern abgebaut und morgen stempeln, aber heut sich amüsieren, vielleicht sogar noch mit lachendem Gesicht!
KarolineIch habe ja garnicht gelacht.
KasimirNatürlich hast du gelacht. Und das darfst du ja auch – du verdienst ja noch was und lebst bei deinen Eltern, die wo pensionsberechtigt sind. Aber ich habe keine Eltern mehr und steh allein in der Welt, ganz und gar allein.
Stille.
KarolineVielleicht sind wir zu schwer füreinander –
KasimirWie meinst du das jetzt?
KarolineWeil du halt ein Pessimist bist und ich neige auch zur Melancholie – Schau, zum Beispiel zuvor – beim Zeppelin–
KasimirGeh halt doch dein Maul mit dem Zeppelin!
KarolineDu sollst mich nicht immer so anschreien, das hab ich mir nicht verdient um dich!
KasimirHabe mich gerne!Ab.
Karoline sieht ihm nach; wendet sich dann langsam dem Eismann zu, kauft sich eine Portion und schleckt daran gedankenvoll. Schürzinger schleckt bereits die zweite Portion.
Karoline Was schauns mich denn so blöd an?
Schürzinger Pardon! Ich habe an etwas ganz anderes gedacht.
Karoline Drum. Stille.
Schürzinger Ich habe gerade an den Zeppelin gedacht.
Stille.
Karoline Der Zeppelin, der fliegt jetzt nach Oberammergau.
Schürzinger Waren das Fräulein schon einmal in Oberammergau?
Karoline Schon dreimal.
Schürzinger Respekt!
Stille.
Karoline Aber die Oberammergauer sind auch keine Heiligen. Die Menschen sind halt überall schlechte Menschen.
Schürzinger Das darf man nicht sagen, Fräulein! Die Menschen sind weder gut noch böse. Allerdings werden sie durch unser heutiges wirtschaftliches System gezwungen, egoistischer zu sein, als sie es eigentlich wären, da sie doch schließlich vegetieren müssen. Verstehens mich?
Karoline Nein.
Schürzinger Sie werden mich schon gleich verstehen. Nehmen wir an, Sie lieben einen Mann. Und nehmen wir weiter an, dieser Mann wird nun arbeitslos. Dann läßt die Liebe nach, und zwar automatisch.
Karoline Also das glaub ich nicht!
Schürzinger Bestimmt!
Karoline Oh nein! Wenn es dem Manne schlecht geht, dann hängt das wertvolle Weib nur noch intensiver an ihm könnt ich mir schon vorstellen.
Schürzinger Ich nicht.
Stille.
Karoline Können Sie handlesen ?
Schürzinger Nein.
Karoline Was sind denn der Herr eigentlich von Beruf?
Schürzinger Raten Sie doch mal.
Karoline Feinmechaniker?
Schürzinger Nein. Zuschneider.
Karoline Also das hätt ich jetzt nicht gedacht!
Schürzinger Und warum denn nicht?
Karoline Weil ich die Zuschneider nicht mag. Alle Zuschneider bilden sich gleich soviel ein. Stille.
Schürzinger Bei mir ist das eine Ausnahme. Ich hab mich mal mit dem Schicksalsproblem beschäftigt.
Karoline Essen Sie auch gern Eis?
Schürzinger Meine einzige Leidenschaft, wie man so zu sagen pflegt.
Karoline Die einzige?
Schürzinger Ja.
Karoline Schad!
Schürzinger Wieso?
Karoline Ich meine, da fehlt Ihnen doch dann was.
Kasimir erscheint wieder und winkt Karoline zu sich heran, Karoline folgt ihm.
KasimirWer ist denn das, mit dem du dort sprichst?
KarolineEin Bekannter von mir.
KasimirSeit wann denn?
KarolineSchon seit lang. Wir haben uns gerade ausnahmsweise getroffen. Glaubst du mir denn das nicht?
Kasimir