Kein Mozart - Udo Fehring - E-Book

Kein Mozart E-Book

Udo Fehring

3,0

Beschreibung

Max ist ein musikbegeisterter Junge im Alter von 7 Jahren und durch seinen Großvater, der eine Geige besitzt, kommt er zum Geigespielen. Auch seinem Musiklehrer bleibt sein Talent nicht verborgen, weshalb er ihn einlädt, im Schulorchester mitzuspielen. Max‘ Fähigkeiten werden immer größer, und sein Wunsch ist nun eine eigene Geige, die er sich durch das Spielen in der Fußgängerzone finanzieren muss, da seine Eltern ihm diesen Wunsch nicht erfüllen können. Um besser zu werden, will er nun auch Geigenunterricht nehmen, den er sich wiederum durch das Spielen in der Fußgängerzone verdient. Seine Geigenlehrerin erkennt auch Max‘ Talent und meldet ihn beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ an. Max hat weiterhin viel Spaß am Geigespielen, aber die Leichtigkeit ist ein wenig verlorengegangen und Max merkt, dass er sich für einen Weg entscheiden muss.

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Seitenzahl: 64

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Fuer meine liebe Mutter

Max saß auf dem Kanapee, dem schon etwas in die Jahre gekommenen Zweisitzer Sofa seines Großvaters Ernst und lauschte bedächtig der Melodie, die sein Großvater auf seiner Geige spielte. Max war zwar erst 7 Jahre alt, kannte sich aber dank seines Großvaters schon gut mit den großen Komponisten aus. Sein Großvater wohnte nur 3 Straßen von seinem Zuhause in Berlin-Oranienburg entfernt. Regelmäßig an zwei Nachmittagen in der Woche besuchte Max ihn, der seit dem Tod seiner Frau alleine in seiner kleinen Altbauwohnung lebte. Dann spielten sie Karten, aber immer öfter fragte Max seinen Großvater, ob er ihm nicht etwas auf seiner Geige vorspielen könnte.

Auch zeigte er ihm schon ab und an ein paar Griffe für einfache Melodien, die Max dann nachspielen sollte. Nach etwas holprigen Anfängen machte Max aber schon gute Fortschritte. Großvater Ernst war deshalb zurecht stolz auf seinen Enkel, der eine gute Auffassungsgabe hatte und sich die einzelnen Griffe gut einprägte. Am liebsten hätte Max auch eine eigene Geige gehabt und dann zuhause geübt oder mit seinem Großvater zusammen gespielt, aber er wusste, dass seine Eltern nicht das Geld hatten, ihm eine noch gut erhaltene und wohl klingende Geige zu kaufen. Deshalb musste er sich fürs erste damit zufrieden geben, ab und zu auf der Geige seines Opas zu üben.

Max war ein Einzelkind und ging in die 2.Klasse der städtischen Grundschule Oranienburg nahe Berlin. Sein Lieblingsfach war, wie konnte es auch anders sein, Musik, auch wenn er meistens im Unterricht unterfordert war, denn Notenlesen, was gerade im Unterricht durchgenommen wurde, konnte er fast blind. Seinem Musiklehrer, Herrn Keller, war Max‘ Interesse fürs Geigenspielen natürlich auch nicht entgangen und so fragte er ihn eines Tages: „Du, Max, sag mal, willst Du nicht in unserem Schulorchester mitspielen? Wir brauchen noch eine Geige.“

„Klar!“, sagte Max wie selbstverständlich, „Aber ich habe selbst keine eigene Geige.“

„Das ist kein Problem, wir haben noch eine Geige im Schulfundus, sie müsste nur noch gestimmt werden, was ich liebend gerne für Dich tun würde.“, entgegnete Hr. Keller.

Max strahlte über das ganze Gesicht und war hin und weg ob dieses Angebots.

„Komm doch einfach zur nächsten Übungsstunde am Mittwochnachmittag.“, bot Hr. Keller Max an.

Max war sehr stolz, dass er von Hr. Keller gefragt wurde, denn eigentlich spielen im Orchester nur Dritt- und Viertklässler.

Nach der Schule und dem Mittagessen konnte es Max kaum erwarten, seinem Großvater diese Neuigkeit mitzuteilen. Um noch schneller dort zu sein, nahm er das Fahrrad.

„Opa, Opa, rat mal, was heute in der Schule passiert ist?“, fragte Max, noch völlig außer Atem, als sein Großvater die Türe geöffnet hatte.

Sein Großvater zog nur die Schultern hoch und schaute ahnungslos.

„Mein Musiklehrer hat mich gefragt, ob ich nicht im Schulorchester mitspielen möchte, auf der Geige. Ich bekomme auch eine Geige von der Schule geliehen. Leider muss die nur in den Musikräumen bleiben, sonst hätten wir zusammen spielen können.“ Auch sein Großvater war begeistert. „Na, das ist ja super! Dann kannst Du mir immer vorspielen, was ihr gerade lernt und ich lerne dann vielleicht noch etwas von Dir.“, merkte er an und nahm Max ganz fest in den Arm.

Die nächsten Tage vergingen für Max sehr langsam; zu langsam, denn er fieberte so sehr seiner ersten Orchesterprobe entgegen. Er war sehr interessiert, welche Stücke das Orchester spielen würde. Hr. Keller sagte auch, dass es noch zehn weitere Geigen im Orchester geben würde. Er freute sich darauf, mit Ihnen zu spielen. Vielleicht konnte er ja noch was von ihnen lernen, denn sie werden ja schon eine Weile im Orchester spielen und so ein wenig Erfahrung gesammelt haben.

Als dann der Mittwochnachmittag und damit die Orchesterprobe gekommen war, ging Max ganz neugierig in den Musikraum, in dem Hr. Keller schon dabei war, die Schulgeige zu stimmen.

Nach und nach kamen auch die anderen Schüler mit ihren zumeist eigenen Instrumenten.

Insgesamt waren vertreten: zehn Geigen, eine Klarinette, eine Querflöte, zwei Trompeten, ein Schlagzeug und zwei Cellos. Hr. Keller bat die anderen Schüler zunächst, sich vorzustellen. Nach der Vorstellungrunde hatte Max noch nicht mal die Hälfte der Namen behalten. Zu guter Letzt sollte Max sich dann selber vorstellen. Dazu stand er, wie die anderen auch, auf und begann: „Mein Name ist Max Fischer, ich bin sieben Jahre alt und gehe in die zweite Klasse. Mein Hobby ist das Geigenspielen und ich freue mich schon sehr, mit Euch zu spielen.“

Hr. Keller erzählte, an Max gerichtet, zunächst einmal, was das Orchester ansonsten so spielte bzw. was das Repertoire des Orchesters umfasst: Er sagte, dass man sonst sehr verschiedene, gemischte Musikrichtungen abdeckte. Das Orchester würde zum einen Klassik und Folklore spielen, aber auch Pop und Jazz. Er sagte, zur Einführung von Max wollte er erst einmal ein paar sehr einfache Folklore-Stücke spielen. Dazu teilte er einen Satz Partituren aus. Max war sehr aufgeregt, er hatte ja noch nie mit anderen zusammengespielt, geschweige denn, in einem Orchester.

Aber nach den ersten Sätzen, die er zusammen mit dem Orchester spielte, verflog die Nervosität schnell und der Spaß überwog. Nach vier Folklorestücken, bei denen Max nur kleinere Fehler unterliefen, wollte Hr. Keller eine kleine Pause machen. Er kam auf Max zu und sagte ihm, dass er die Geige wirklich schon gut beherrsche. Er klopfte ihm auf die Schulter und meinte: „Gleich werden wir damit beginnen, ein kleines Klassikstück einzuüben. Das wird dann etwas anspruchsvoller werden, aber keine Angst, das schaffst Du schon!“.

Hr. Keller spielte neu einzuübende Stücke erst einmal im CD-Spieler ab, damit alle einen Eindruck von dem neuen Stück bekamen. Diesmal handelte es sich um eine Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Sein Opa hatte Max erzählt, dass Beethoven ungefähr im Alter von 30 Jahren nach und nach taub wurde. Da hielt ihn aber nicht davon ab, weiter zu komponieren. Dabei war er aber nicht mehr in der Lage, seine eigenen Stücke zu hören. Als Max das hörte, war er überwältigt von dieser Tatsache, denn es war für ihn unvorstellbar, etwas zu komponieren, ohne es anschließend auch zu spielen oder zu hören.

Max mochte das Stück, welches Hr. Keller vorspielte, sehr. Es war sehr beschwingt. Nachdem das Stück zu Ende war, teilte Hr. Keller die zugehörigen Noten dazu aus. Hr. Keller postierte sich anschließend mit seinem Dirigentenstab vor dem Orchester und gab den Einsatz an. Max hatte nun doch mehr Schwierigkeiten, als er sich vorgestellt hatte. Das fiel auch Hr. Keller sofort auf und er unterbrach das Stück. „Max, halte den Bogen ein wenig lockerer, Du verkrampfst zu sehr.“

„Und nun nochmal von vorne“, gab Hr. Keller vor. Max tat, wie Hr. Keller ihm geraten hatte und hielt den Bogen ein wenig lockerer. Er merkte, dass ihm das das Spielen erleichterte, obwohl er mit einigen Noten noch immer seine Probleme hatte.

Nach eineinhalb Stunden und intensivem Üben war die Stunde zu ende. Max war ein wenig stolz auf sich. Dafür, dass er noch nie mit einem Orchester gespielt hatte, war er sehr zufrieden und freute sich schon auf die nächste Probe. Er gab die Geige Hr. Keller zurück, der auch ein paar lobende Worte fand: „Das hast Du wirklich toll gemacht. Das war nämlich kein einfaches Stück“. Er klopfte Max auf die Schulter und verabschiedete ihn. Auf dem Weg nach Hause summte Max die Melodie der Sinfonie vor sich hin. Sie hatte sich in seinem Kopf festgesetzt wie ein kleiner Ohrwurm.