Vom Wunsch, die Welt zu verändern - Udo Fehring - E-Book

Vom Wunsch, die Welt zu verändern E-Book

Udo Fehring

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Beschreibung

Heinrich Huber führt ein beschauliches Leben, hat weder Frau noch Kinder und arbeitet als Sachbearbeiter in einem Möbelhaus. Sein größter Wunsch war es immer, die Welt irgendwie ein bisschen besser zu machen. Doch mit seinen finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten sollte dies wohl ein hehrer Wunsch bleiben. Doch eines Tages landet er einen Sechser im Lotto und ist der einzige Gewinner im ersten Rang. Plötzlich eröffnen sich ihm ganz neue Perspektiven bezüglich dieses Wunsches. Bei der Suche nach geeigneten Projekten stößt er auf den damaligen Gewinner des Friedensnobelpreises, Mohammed Yunus, der den Preis für die Eröffnung einer Sozialbank in Bangladesch bekam, welche Kleinstkredite mit sehr günstigen Konditionen an Kleinbauern vergab. Heinrich beschließt, einen Brief an diesen Mann zu schicken. Als dieser tatsächlich antwortet und für die Eröffnung einer weiteren solchen Bank in Westafrika Feuer und Flamme ist, fängt Heinrichs Abenteuer an ...

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Für Tina und Kim!

Heinrich Huber schlief lange an diesem Samstag im Juli. Er genoss es, am Wochenende auszuschlafen. Zwar musste er wochentags nicht allzu früh aufstehen, denn als Sachbearbeiter in einem Möbelhaus konnte er sich seine Zeit selbst einteilen. Und da er eh kein Frühaufsteher war, fing er selten vor neun Uhr an zu arbeiten.

Er konnte erkennen, dass die Sonne zwischen den Rollladenschlitzen hindurchschien. Was wollte man mehr? Heinrich lebte in einer geräumigen Mietwohnung am Rande von Hamburg und er lebte gerne dort.

Heinrich stieg zuerst unter die Dusche.

Trotz des sommerlichen Wetters draußen tat es gut, den warmen Schauer der Dusche den Rücken entlanglaufen zu spüren.

Heinrich schlüpfte anschließend in seinen dunkelblauen flauschigen Bademantel und nahm die Zeitung aus dem Briefkasten und die Brötchen vor der Haustür. Es hatte sich eingebürgert, dass sein Nachbar, Hr. Kleiber, der immer zeitig aufstand, für Heinrich frische Brötchen vom Bäcker mitbrachte.

Er hatte keine Termine an diesem Samstag, daher konnte er in aller Ruhe frühstücken und das Neueste aus der Zeitung lesen. Heinrich zelebrierte das samstägliche Frühstück immer. Frisch gepresster Orangensaft, einen Latte Macchiato, ein gekochtes Ei, und frische Brötchen mit hausgemachter Marmelade von Frau Kleiber.

Dann ging er, wie jeden Samstag, auf dem Wochenmarkt einkaufen. Der Marktplatz war nur zwei Häuserblocks entfernt. Noch ein Blick ins Portemonnaie: Ebbe!

Also noch eben zur Volksbank um die Ecke. 200 € sollten erst mal reichen.

Nachdem der Automat das Geld ausspuckte, ging Heinrich zum Kontoauszugsdrucker. Ihm graute immer der Blick auf die ganze Reihe von Abbuchungen. Vier Blätter, das verhieß nichts Gutes. Er nahm das letzte Blatt zuerst und schaute auf den Saldo: Sein Herz setzte kurzzeitig aus. Heinrich rieb sich die Augen, das konnte nicht wahr sein, dort stand eine Zahl, wie er sie in dieser Größenordnung noch nie auf seinem Kontoauszug gesehen hatte: 1.001.236,78 €.

Heinrich schaute die Umsätze auf den anderen Blättern durch. Und stieß auf eine Haben-Buchung der Volksbank über den Betrag von 1.000.000 €. Als Belegtextstand dort nur lapidar: Gutschrift aus Kapitalanlage. Heinrich konnte sich keinen Reim drauf machen. Er hatte ein paar kleinere Sparbriefe bei der Volksbank abgeschlossen, aber nichts, was annähernd an diesen Betrag ran reichte.

Er rang nach Luft und fühlte, wie seine Beine langsam nachgaben. Mit Mühe erreichte er eine Sitzgruppe vor der Bank. Dann sah er noch einmal auf den Kontoauszug. Er kniff sich in den Arm, bis ein stechender Schmerz sich bemerkbar machte. Es war kein Traum, das stand fest.

Aber wie war das möglich? Heinrich sich an irgendwelche Gewinnspiele zu erinnern, die evtl. seine Bank veranstaltete. Ab und an nahm er bei solchen Gelegenheiten an Spielen teil, aber die Gewinne waren eigentlich immer kleineren Wertes. Seine Bank hatte bestimmt kein Budget, um Gewinnspiele zu starten mit der Gewinnchance auf 1.000.000 €.

Was blieb sonst noch? Woher oder weswegen hatte die Bank diese Summe überwiesen. Der Bankschalter war leider samstags nicht geöffnet und es gab auch keine Servicenummer, die er hätte anrufen können. Also konnte ihm frühestens Montag jemand sagen, was es mit dieser Überweisung auf sich hatte.

Heinrich stand auf, aber immer noch drehte sich alles um ihn. Dieses Gefühl kannte er sonst nur nach wilden Partys, auf denen er Mengen an Alkohol zu sich genommen hatte. Da das nicht sehr oft vorkam, haute es ihn immer ziemlich um und es war vorprogrammiert, dass der nächste "im Eimer" war.

Heinrich zwang sich, sich auf das zu konzentrieren, weshalb er hier war, also den Marktbesuch. Nachdem er seine Einkäufe erledigt hatte und wieder zuhause ankam, brauchte er erst mal einen doppelten Espresso.

Eine Frage, die ihn umtrieb, war: Sollte er wirklich am Montagmorgen zur Bank gehen und den Bankbeamten nach dem Grund für diese Buchung fragen? Was wäre, wenn es sich wirklich herausstellte, dass es sich wirklich herausstellte, dass es sich nur um einen Irrtum handelt und die Bank die Buchung einfach wieder storniert.

Eine andere Stimme in ihm sagte: Warum solltest Du Dich melden, Heinrich? Du hast keinen Fehler gemacht, also sollte die Bank schon selber drauf kommen.

Wie er so dasaß, ertappte sich Heinrich dabei, wie er anfing, sich auszumalen, was er Schönes mit dem Batzen Geld machen könnte. Er hatte schon immer von einer Weltreise geträumt. Er könnte sich unbezahlten Urlaub nehmen und einige Monate zwanglos durch die Welt reisen.

Und er könnte seine Arbeitszeit verkürzen. Wäre das nicht ein tolles Gefühl? Er brauchte nie mehr Angst haben, sein Chef könnte ihn feuern. Und wenn er gar keinen Spaß mehr an seiner Arbeit hätte, könnte er auch kündigen, ohne Angst haben zu müssen, "am Hungertuch zu nagen".

Heinrich spürte das Bedürfnis, mit jemandem über die Sache zu reden.

Aber wem könnte er es erzählen, ohne dass sofort die ganze Stadt davon weiß. Heinrichs Eltern waren schon beide gestorben und er hatte nur noch einen Bruder, Wilfried, der in der Nähe von Dresden wohnte. Wilfried hatte 3 Kinder und war so am Wochenende immer ziemlich gefordert. Heinrich überlegte, ob Wilfried überhaupt Zeit hatte.

"Was soll's, ich probier es einfach", sagte Heinrich zu sich. Er wählte Wilfrieds Nummer und wartete auf das Freizeichen. Es klingelte drei-, vier Mal, bis am anderen Ende jemand abnahm. "Leitner", sagte eine Frauenstimme, die zu Wilfrieds Frau Gisela gehörte. Nachdem Heinrich sich auch gemeldet hatte, sagte Gisela: "Heinrich, was für eine Überraschung!" Er wusste dass Gisela gerne auf Smalltalk machte, aber darauf hatte er keine Lust, weshalb er direkt nach Wilfried verlangte. "Hallo Bruderherz!", erschallte eine wohlbekannte Stimme aus dem Hörer. "Was für eine Überraschung."

"Ganz meinerseits", entgegnete Heinrich. "Sitzt Du gut?" fragte Heinrich.

"Nein, tue ich eigentlich nie beim Telefonieren." sagte Wilfried.

"Dann mach jetzt mal eine Ausnahme von der Regel." empfahl ihm Heinrich.

Wilfried war das Ganze nicht geheuer und er fragte nach: "Heinrich, was ist passiert, ist jemand gestorben?"

"Nein", entgegnete Heinrich, "ganz kalt".

"Komm, spann mich nicht auf die Folter, sag schon", forderte ihn Wilfried auf.

"OK, ich war heute Morgen bei meiner Bank, um Geld abzuheben und mir Kontoauszüge zu holen. Als ich gerade meine Abbuchungen kontrollieren wollte, blieb fast mein Herz stehen, als ich den Saldo sah"

"Bist Du einem Abzocker auf dem Leim gegangen?" fragte Wilfried besorgt.

"Wieder kalt." Du errätst es ja eh nicht. "Also, ganz im Gegenteil, der Saldo betrug eine gute Million Euro.

Meine Bank hatte mir genau eine Mio.

überwiesen. Ich verstehe es bis jetzt nicht, was da schiefgelaufen sein könnte. Wilfried, ich musste mit jemandem darüber reden, verstehst DU.

Und meine Wahl fiel auf Dich."

"Jetzt muss ich mich doch setzen", entfuhr es Wilfried. "Und was hast Du jetzt vor?"

"Eine Antwort auf diese Frage habe ich gehofft, von Dir zu bekommen", sagte Heinrich.

"Ich habe ebenso wenig Erfahrung mit einer solchen Situation wie Du, Heinrich. Mein Kontostand bewegt sich meist an der Grenze zum Minus."

"Wilfried, soll ich zur Bank gehen und dort die Fehlbuchung melden?"

"Hmmm, mach jetzt nichts Voreiliges.

Schlaf vielleicht erst mal eine Nacht drüber. Du solltest nun nicht panisch reagieren", empfahl Wilfried.

Heinrich bedankte sich für den Rat und legte auf. "Toller Rat", sagte er vor sich hin. Heinrich fasste den Beschluss, dass es keinen Sinn machte, weitere Leute zu kontaktieren und sie um Rat zu fragen. Natürlich hatte keiner Erfahrung mit solch einer Sache, was hatte er auch erwartet. So etwas passierte alle Jubeljahre mal.

In der kommenden Nacht machte Heinrich kein Auge zu. Zuviel ging in seinem Kopf rum. Wirres Zeug, welches sein Bewusstsein torpedierte.

Als die Sonne langsam durch die Rollladen schien, fiel Heinrich dann doch in den Schlaf und als er wieder auf dem Wecker blickte, sah er, dass er den Vormittag komplett verschlafen hatte.

Das Wetter hatte umgeschlagen und es goss in Strömen. Heinrich richtete sich auf einen Tag auf der Couch ein.

Es war später Nachmittag und Heinrich zappte so durch die Fernsehprogramme. Plötzlich landete er bei der Serie "Die Welt der Superreichen". Er schaute diese Sendung des Öfteren.

Diese Welt, wie sie in der Sendung dargestellt wurde, wirkte einerseits nicht echt auf ihn, ein bisschen wie im Märchen, andererseits schien das Leben der Superreichen so verdammt einfach und, was er sehr befremdlich fand, es schien immer die Sonne.

Die ersten Tage der neuen Woche vergingen sehr langsam. Heinrich hatte Probleme, sich auf die Arbeit zu konzentrieren und driftete auf Arbeit sehr oft in Tagträumerei ab. Er blieb nur solange, wie es seine Kernarbeitszeit bestimmte.

Sein erstes Ziel auf dem Heimweg war immer seine Bankfiliale, in der er nun regelmäßig einen Kontoauszug ausdruckte. Der Saldo veränderte sich so gut wie nicht. Heinrich vermied es, Blickkontakt mit den Mitarbeitern aus der Filiale aufzunehmen. Er hatte Angst, man könnte ihm dieses Geheimnis seines Kontostands ansehen.

Zuhause ging er auch nicht mehr ans Telefon, aus Angst, es könnte ein Bankangestellter sein. Wenn es etwas Wichtiges gebe, dann würde die Person schon etwas auf den Anrufbeantworter sprechen. Und wenn es wirklich jemand von der Bank wäre, so könnte er sich immer noch überlegen, zurückzurufen. Er könnte ja auch in Urlaub sein.

Als er am Donnerstag nach Hause kam, sah er, dass der Anrufbeantworter zwei Anrufe zeigte. Er drückte auf die Wiedergabe-Taste. Der erste Anruf kam von einer Gesellschaft, die im Auftrag eine Umfrage durchführen soll, Heinrich drückte sofort auf „Löschen“. Dann der zweite Anruf.