Ein Freund sieht für zwei - Udo Fehring - E-Book

Ein Freund sieht für zwei E-Book

Udo Fehring

3,0

Beschreibung

Joey ist ein lebensfroher Junge. Er lebt mit seiner Mutter Barbara und dem Collie-Männchen Whealer in einem Dorf nahe Chicago. Eines Tages bemerkt Barbara, dass Joey Probleme mit seinen Augen hat und bringt ihn zum Augenarzt. Der Augenarzt stellt eine ernüchternde Diagnose: Netzhautablösung, was im schlimmsten Fall zu einer Erblindung führen könnte. Barbara besorgt sich Literatur über die Erkrankung, u.a. auch ein Buch über Blindenhunde. Doch zunächst bewirken die Augentropfen, dass Joey wieder ganz normal sehen kann. Doch nach einem Urlaub, in dem Joey versehentlich zu wenig Tropfen mitgenommen hatte, verschlechtert sich die Situation leider soweit, dass auch der Augenarzt ihn vor einer Erblindung nicht mehr bewahren kann. In einem Gespräch mit Joey erzählte Barbara ihm u.a. von dem Buch über Blindenhunde. Aber ihr war klar, dass sie sich einen solchen Blindenhund nicht leisten können. Joey hatte da die Schnapsidee, dass vielleicht Whealer den Job übernehmen könnte. Wirklich nur eine Schnapsidee? Joey wollte es zumindest probieren mit Whealer, auch wenn die Bücher diesem Vorhaben keine Aussicht auf Erfolg gaben. Konnte Joeys Glaube in diesem Fall Berge versetzen?

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Für Claudia, weil Du mich glücklich machst!

Inhaltsverzeichnis

Kapitel

Kapitel

Kapitel

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Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

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Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

1. Kapitel

Plötzlich fegte der gelbe Schulbus um die Ecke und zog eine große Staubwolke hinter sich her. An der Bushaltestelle machte er beinahe eine Vollbremsung. Joey und seine beiden Freunde stiegen ein. Joey sah sich noch kurz um und winkte dabei seiner Mutter Barbara, die ihn zusammen mit Whealer, Ihrem 3-jährigen Collie-Männchen zur Bushaltestelle begleitet hatte.

Joey war ein aufgeweckter Junge von 10 Jahren und lebte mit seiner Mutter und Ihrem „Beschützer“ Whealer in Louisville, einem kleinen „Nest“ 50 Meilen vor Chicago. Joeys Vater hatte sich kurz nach seiner Geburt aus dem Staub gemacht und ward seitdem nicht mehr gesehen. Joey hatte zwar immer das Bedürfnis gehabt, auch seinen Vater kennenzulernen, aber seine Hoffnung auf ein Treffen schwand von Tag zu Tag.

Barbara, seine Mutter, verdiente ihren Lebensunterhalt, indem sie bei den wohlhabenden Familien in dem kleinen Ort als Putzhilfe jobbte. Sie verdiente dadurch zwar nicht „die Welt“, aber sie kamen damit dennoch gut über die Runden.

Joey musste jeden Morgen 15 Meilen mit dem Bus fahren, da die kleinen Orte in der Gegend keine eigene Schule hatten und die Schüler und Schülerinnen somit gezwungen waren, nach Parksville in die dortige Preliminary School zu gehen. Joey ging, wie seine Freunde Harry und Luther, in die 3.Klasse.

Da der Unterricht morgens immer recht zeitig um 7.30 Uhr begann, musste Joey jeden Morgen schon um 6 Uhr aufstehen, was ihm überhaupt nicht schmeckte. Er aß dann mit seiner Mutter zum Frühstück, welches aber auch nie sehr ausgedehnt war, da der Bus schon um 6.45 Uhr abfuhr und sie bis zur Bushaltestelle auch noch einige hundert Meter gehen mussten. Der Bus sammelte dann die Kinder aus allen möglichen Orten in der Gegend ein, teilweise stand an den Bushaltestellen nur ein einziges Kind, was darauf wartete, abgeholt zu werden.

Die Schule war ein großer roter Kasten, in dem nicht nur die Preliminary School untergebracht war, sondern auch die weiterführenden Schulen. Dieser rote Kasten vermittelte nicht eben den Eindruck einer Schule, man hatte eher den Eindruck, es handele sich um eine Lernfabrik, denn das Gebäude glich den Fabrikgebäuden im Industriegebiet am Stadtrand von Parksville doch erheblich.

Joeys Klassenraum befand sich gleich im Erdgeschoss des überdimensionalen Gebäudes. Die Klasse war für die Verhältnisse an der Schule eher eine kleine Klasse mit 20 Schülern. Dr. Watson, der Klassenlehrer, war ein sehr strenger Vertreter seines Fachs und es kam nicht gerade selten vor, dass z.B. Schüler, die ihre Hausaufgaben vergessen hatten, nachsitzen mussten. Joey bemühte sich schon deshalb, immer alle Hausaufgaben zu erledigen, weil der folgende Schulbus zurück nach Louisville erst um 16 Uhr fuhr, womit er den kompletten Nachmittag, an dem er nach den Hausaufgaben immer mit seinen Freunden Harry und Luther spielte, abhaken konnte.

Der Bus kam, wie immer, pünktlich gegen 7:20 Uhr vor der Schule an. Die Kinder erhoben sich träge von ihren Sitzen. Viele nutzten die lange Fahrt üblicherweise zum Ausgleichen eines durch das frühe Aufstehen entstandenen Schlafdefizits, was sich natürlich in einer ebenso trägen Anteilnahme an der ersten Schulstunde niederschlug. Joey und seine Freunde hatten fast schon „Stammplätze“ auf der letzten Bank, so dass sie auch als letzte den Bus verließen. Sie trotteten gemächlich zum Haupteingang des Gebäudes, denn, obwohl sie in der ersten Stunde bei Dr. Watson Mathematikunterricht hatten und dieser selbstverständlich großen Wert darauf legte, den Unterricht pünktlich zu beginnen, hatten sie immer noch genügend Zeit, um sich nicht abhetzen zu müssen.

Dr. Watson betrat zeitgleich mit dem Gong die Klasse. Alle Schüler und Schülerinnen erhoben sich darauf. Dr. Watson ging zum Pult, stellte seine Tasche dort ab, drehte sich dann zu den Schülern und, nachdem er alle gemustert hatte, sagte er mit kräftiger Stimme: „Guten Morgen, alle zusammen!“. Die Klasse erwiderte stimmgewaltig: „Guten Morgen, Dr. Watson!“.

Dr. Watson nickte noch einmal ganz leicht, erst daraufhin konnten sich die Schüler und Schülerinnen wieder setzen.

„Kommen wir zu den Hausaufgaben.“ Dr. Watson schlug dazu das Lehrbuch auf.

Joey fiel es wie Schuppen aus den Haaren, dass er diesmal gar keine Hausaufgaben gemacht hatte. Er war zwar in der letzten Stunde krank gewesen, doch dies interessierte Dr. Watson nicht, er bestand darauf, dass selbst die kranken Schüler sich bei ihren Klassenkameraden nach den Hausaufgaben zu erkundigen hatten. Und mit Vorliebe nahm er dann auch diejenigen Schüler oder Schülerinnen dran, die in der Vorstunde gefehlt hatten.

Joey ahnte nichts Gutes.

Dr. Watson ließ seinen Blick noch immer durch die Reihen schweifen und verharrte dann bei Joey. „Ja, Joey, wie ich Dich kenne, hast Du Dich bestimmt bei Luther erkundigt, was zu tun war und kannst uns die Aufgaben an der Tafel vorrechnen.“ sagte Dr. Watson.

Joey stammelte nur: „Dr. Watson, ich befürchte...“.

„Du willst doch damit nicht sagen, dass Du meine Erwartungen enttäuschen willst, Joey.“ fügte Dr. Watson mit strenger Stimme an.

Joey blickte nur nieder auf die Schreibtischplatte.

„Okay, Joey, Du weißt, was das heißt!“ belehrte ihn Dr. Watson.

Joey hob den Kopf keinen Zentimeter hoch. Ihm waren die Folgen natürlich mehr als bewusst.

Es war für Joey nur ein absolut ungünstiger Tag, um nachzusitzen. Seine Mutter hatte nämlich für Joey am Nachmittag einen Arzttermin beim Augenarzt reserviert und sich dafür ausnahmsweise den Nachmittag frei genommen. Joey wurde ganz schlecht, wenn er daran dachte. Allerdings würde es auch nichts bringen, Dr. Watson zu fragen, ob er das Nachsitzen auf einen anderen Tag verschieben durfte. Dr. Watson war nämlich der Ansicht, dass die Vergesslichkeit und Faulheit der Schüler sofort und auf der Stelle bestraft werden müsste und in der Vergangenheit hat er da niemals mit sich diskutieren lassen.

Es blieb Joey also nichts anderes übrig, als in der Pause bei seiner Mutter anzurufen und ihr die Sache zu beichten. Seine Mütter hatte für solche dringenden Fälle extra eine Liste angefertigt mit den Telefonnummern der Leute, für die sie putzte mit den exakten Zeiten, wann sie dort putzte.

Joeys Mutter war natürlich, wie vorauszusehen war, nicht sonderlich erfreut über die Neuigkeiten. Sie wollte nun versuchen, ihren freien Nachmittag mit einem Tag der kommenden Woche zu tauschen, aber das konnte sie wiederum auch erst machen, sobald sie einen neuen Arzttermin hatte.

Joey fühlte sich richtig schlecht, weil er wusste, welche Mühe es für seine Mutter bedeutete, einen freien Nachmittag auszuhandeln.

2. Kapitel

„Bist Du fertig, Joey?“ rief Barbara quer durchs Haus, während Joey immer noch genüsslich beim Mittagessen saß.

„Sofort, Mum, dauert nicht mehr lang.“ entgegnete Joey mit fast vollem Mund. Dementsprechend undeutlich kam es auch heraus und seine Mutter verstand keinen Ton.

„Wir müssen in zwei Minuten los, wenn wir unseren Bus noch erwischen wollen.“ drängte Barbara.

Nun sprang Joey vom Tisch auf, wobei seine Gabel durch den halben Raum flog.

„Kooommmmmmmeeeeee!!!“ rief Joey, wobei er schon dabei war, seine Turnschuhe zu schnüren.

Barbara hatte es geschafft, den ursprünglichen Arzttermin und ebenso ihren freien Nachmittag auf den heutigen Montag zu verlegen.

Es sollte eine reine Vorsorgeuntersuchung werden, doch Barbara wusste, dass sich die Sehstärke von Joeys Augen gerade in den letzten Monaten erheblich verschlechtert hatte. Auf dem Weg morgens zum Schulbus beispielsweise stolperte er des Öfteren über recht große Basaltsteine, die aus dem Wege herausragten und die man eigentlich sehr gut sehen konnte.

Auch in der Schule hatte Joey Probleme, das an der Tafel Geschriebene zu lesen. Aber anstatt sich eine Blöße zu geben und nachzufragen schaute er stattdessen in Luthers Heft, von wo er das Geschriebene übernahm. Da Luther üblicherweise auch nicht der schnellste Abschreiber war, war Joey somit in der Regel mit Abstand als Letzter fertig, sobald etwas mitzuschreiben war.

Barbara stand bereits in der Tür, als Joey aus der Küche kam.

„Nun komm, jetzt wird es aber wirklich Zeit.“ Barbara zog die Tür hinter Ihnen zu und nahm Joey bei der Hand, weil es ihr zu gefährlich erschien, bei dem schnellen Schritt, den sie nun gehen mussten, ihn sich selbst zu überlassen und wohlmöglich noch einen schweren Sturz zu riskieren. Sie kamen gerade pünktlich an der Bushaltestelle an, denn zeitgleich kam auch schon der Linienbus, mit dem sie fahren mussten.

Der Augenarzt hatte seine Praxis in einem kleinen Dorf ca. 5 km von Louisville entfernt.

Im Wartezimmer befanden sich noch keine Patienten, Barbara hatte nämlich darauf bestanden, den ersten Nachmittagstermin zu bekommen, weil sie genau wusste, dass die Warterei sonst trotz vorheriger Terminabsprache sehr lange dauern könnte.