Kindermund - Wolfgang Hengstmann - E-Book

Kindermund E-Book

Wolfgang Hengstmann

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Die quirlige Miriam lernt schnell. Sie beobachtet uns Erwachsene ganz genau. Sie ist schlagfertig und weiß sich immer zu helfen. Nur uns Großen verschlägt es manchmal die Sprache bei ihren Weisheiten.

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Wolfgang Hengstmann

Kindermund

Miriam entgeht nichts

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Spaziergang in San Gimignano

Meine Mutter hatte sich ebenfalls für ein Sommerkleidchen entschieden. Ich staunte „Mein Sohn, das ist genau passend für hier und für die Situation. In Gumpoldskirchen, habe ich einen Ruf zu wahren, das ist ein Unterschied.“ Dazu lächelte sie milde. Rodrigo hatte schon recht, meine Mutter war eine Schauspielerin. „Ihr mögt doch Eis Miriam, Jona, oder? In San Gimignano gibt es das beste Eis der Welt. Ist das ein Wort?“ Die Kinder nickten eifrig. „Gibt es da auch Schlumpfeis, das mag ich sehr gern?“ Miriam schaute uns fragend an. Eva schaute Josefa an „Keine Lust Schwester?“ „Eigentlich wollte ich mit Karl einen ausgedehnten Spaziergang machen. Mir tun immer so schnell die Füße von der Pflasterlauferei weh.“ „Schade, dann nehmen wir aber die Kinder mit, dann habt ihr eure Ruhe.“ „Mit diesen Männern können wir uns sehen lassen, meinst du nicht Eva?“ Dann scheuchte sie uns mit einer Handbewegung zum Auto und reichte Rodrigo den Schlüssel. Miriam und Jona hatten es sich schon bequem gemacht. Wir winkten Josefa und Karl zu. Ein Tag mal ohne die kleinen Rangen würde ihnen auch gut tun. Seit Jona wusste, das Rodrigo malte, hatte er ihn ins Herz geschlossen und löcherte ihn mit Fragen. Jona hatte ein gutes Auge und seine Zeichnungen waren nicht schlecht. Rodrigo hatte ihm noch ein paar Tipps gegeben. Seitdem hatte er einen wissbegierigen Schüler. In San Gimignano lotste ich Mutter zum großen Parkplatz unterhalb der Porta San Giovanni. Dann schlenderten wir durchs enge Tor und betraten die Via San Giovanni. Eva schob ihre Hand in meine Gesäßtasche, was Miriam interessiert und neugierig beobachtete. Dann hängte sie ihre Hand an einer Seitenschlaufe meiner Hose ein. Meine Mutter beobachtete uns amüsiert. „Die Kleine lernt schnell, eines Tages wird sie den Männern den Kopf verdrehen.“ Dann schob sie Rodrigos Hand, die um ihre Taille lag weiter herunter. „Lass mich spüren, dass ich eine begehrenswerte Frau bin.“ Rodrigo ließ sich das nicht zweimal sagen und grabschte ihren Po. „Aber mein Herr, ich bin eine anständige Frau“ flötete sie mit gezierter Stimme. Eva verschluckte sich bald vor Lachen. „Warum kneift den der Onkel Rodrigo deiner Mama in den Po?“ Ich war zu verdutzt um zu antworten. „Das macht man, wenn man verliebt ist. Schau mal.“ Eva griff bei mir beherzt zu. Miriam überlegte und kniff dann ihrem Bruder in den kleinen Hintern. „Spinnst du doofe Liese. Das tut weh.“ Jona protestierte. Miriam runzelte die Stirn, dann hellte sich ihr Gesicht auf. „Ich bin ja auch nicht in den Jona verliebt, sondern in Georg vom Kindergarten.“ „Oh Gott, was geben wir den Kindern nur für einen Anschauungsunterricht.“ Wir blieben stehen und wischten uns erst einmal die Lachtränen aus den Augen. Meine Mutter und Eva betrachteten die Schaufensterauslagen. Jetzt Ende September hatte der Touristenstrom merklich nachgelassen. „Da sind wir morgen Abend.“ Ich deutete aufs Tre Archi. „Lass uns jetzt einen weiten Bogen machen. Ich nehme schon beim Gedanken daran zu.“ Meine Mutter zog ihren Rodrigo vorwärts. „Onkel Peter, wann bekomme ich denn ein Eis?“ Miriam zupfte mich am Hosenbein. „Gleich mein Schatz, wir sind gleich da.“ Eine ziemlich lange Schlange wand sich vor der Gelateria. „Bring uns ein Eis mit Peterl. Wir setzen uns dahinten auf den Brunnenrand.“ Miriam eilte mit ihrem großen Schlumpfeis über den Platz, Jona löffelte Erdbeereis, wir Männer hatten uns ein großes Hörnchen gegönnt. Und unsere Frauen, zwei extragroße Eisbecher mit Sahne. Wir hockten auf den Stufen und genossen unsere Eisleckereien. Wir bummelten über die Piazza della Cisterna. Bei Furla erspähte meine Mutter ein kleines Handtäschchen. „Lauft nicht weg ihr Männer. Ich geh mit Eva mal schauen.“ Die Zwei verschwanden im Laden. Miriam nahm meine Hand und zog mich Richtung Pizzeria. „Habt ihr Kinder etwa Hunger?“ Beide nickten. „Gut, dann holen wir uns eine Pizza.“ Miriams Stück war beinahe größer als ihr Kopf, doch sie biss sich tapfer durch. Das bisschen Tomatensoße das sich um den Mund verteilte, machte nichts. Ich tupfte der Kleinen den Mund sauber, nachdem sie die Riesenportion vertilgt hatte. „Habt ihr schon wieder Hunger?“ Eva schüttelte den Kopf, als sie mich beobachtete. „Nur ein kleines Stück Pizza. Miriam hat das ganz alleine geschafft.“ Meine Mutter zeigte stolz ihre neue Handtasche. „Wie findet ihr sie? Ich habe sowieso eine neue gebraucht.“ Wir bewunderten die Tasche natürlich angemessen. „Habt ihr Männer keinen Hunger?“ Meine Mutter schaute uns an. „Also ich muss dringend meine Füße etwas ausruhen. Na und Hunger hätte ich eigentlich auch. Nur eine Kleinigkeit. Meine Hüften werden hier langsam etwas rundlich.“ Als kein Widerspruch kam, schaute sie zuerst etwas pikiert, dann hellte sich ihre Miene wieder auf. Rodrigo hatte Mühe ein Lachen zurückzuhalten. „Ich weiß, dass es dir gefällt mein Lieber.“ Sie legte ihren Arm um seine Taille und küsste ihn. Wir nahmen unter einem Sonnenschirm platz , bestellten eine Antipastiplatte und dazu einen kühlen Prosecco. Eva und die Kinder tranken Orangensaft. Meine Mutter streifte ihre Sandalen ab und seufzte auf.

Bei der Tante in Wien

Nachmittags waren dann Josefa und Miriam zu Besuch gekommen. Wir freuten uns die Beiden wiederzusehen. „Mama!!!! Holst du den Puppenwagen aus dem Auto?“ „Ja, mein Schatz, gleich, wir müssen doch erst Grüß Gott sagen.“ „Grüß Gott. Mama!!“ „Kleine Nervensäge. Ich komm ja schon.“ Josefa schüttelte lächelnd den Kopf. Sie holte den Puppenwagen und die Puppe aus dem Auto. „Miriam, wo bist du? Ich bringe dir den Wagen nicht hinterher. Miriam?“ „Ja, ja Mami, ich komm ja schon. Ich habe nur Mohrle begrüßt.“ Miriam schob den Puppenwagen in den Garten zur Terrasse wo wir Platz genommen hatten. „Onkel Peter, hol mir mal ein Glas Wasser. Ich zeig euch jetzt wie Ronja Pippi machen kann.“ Ich zuckte die Schultern und ging in die Küche, nahm mir ein Glas und füllte es an der Wasserleitung. Dann eilte ich zurück. Ich hörte schon ihre Stimme. „Onkel Peter, wo bleibst du denn?“ „Komm, ich nehme die Ronja und du gibst ihr zu trinken. Du musst das aber richtig machen.“ „Nein warte. Warte Onkel Peter. Jetzt habe ich doch der Ronja noch keine Windel gegeben.“ Miriam wickelte der Puppe eine Windel um. Jetzt war es richtig. Ich flößte dem Puppenmund vorsichtig ein wenig Wasser hinein. Aber es passierte noch nichts. „Ronja muss mehr trinken.“ Also bekam die Puppe noch einen Schluck Wasser. „Jetzt müssen wir warten.“ Miriam drückte die Puppe ihrer Mama in die Hand. „Soll Ronja jetzt mich nass machen?“, fragte Josefa. Miriam nickte, schaute mich an und machte dann eine Schnute. „Mama hat mir verboten, dich in den Po zu zwicken. Tut das weh?“ Ich schüttelte den Kopf. „Siehst du Mama, Onkel Peter hat gesagt, das tut gar nicht weh.“ Ich zuckte die Schultern während Josefa mich leicht vorwurfsvoll ansah. Aua, das kleine Biest hatte mich schon wieder gezwickt. „Miriam Schluss jetzt, sonst fahren wir gleich nach Hause. Sie hat uns einen ganzen Tag lang gepiesackt und immer wieder gezwickt. Schließlich hat Jona auch noch damit angefangen.“ „Ja, sie sieht was die Großen machen und macht es nach.“ Tante Maria schmunzelte und wir mussten uns das Lachen verkneifen. „Och jetzt habt ihr gar nicht geschaut, wie Ronja Pippi gemacht hat.“ „Schluss jetzt kleines Fräulein. Wir können alle sehen, dass die Windel nass ist.“ „Warum heißt denn deine Puppe Ronja Miriam?“ „Na, nach dem Räuber natürlich. Kennst du den nicht?“ Eva warf ein „Miriam du meinst wohl Ronja Räubertochter?“ Miriam nickte „Ja.“ „Und wer ist der Räuber, wollte ich wissen?“ „Du weißt aber auch gar nichts Onkel Peter. Ich natürlich. Papa sagt doch immer Räuber zu mir. Und weil das meine Puppe ist, heißt sie Räubertochter.“ Von so viel Logik musste ich mich geschlagen geben. „Ja mein Peterl, gegen so viel weibliche Logik seid ihr Männer machtlos. Komm Liebster, lass dich trösten.