Kira Kolumna: Plötzlich beliebt - Matthias von Bornstädt - E-Book

Kira Kolumna: Plötzlich beliebt E-Book

Matthias von Bornstädt

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Beschreibung

Was hilft gegen Fake News? Erster Schultag. Kein Grund zur Freude für Kira. Schon wieder ist sie die Neue. Zum Glück geht es mit einer Projektwoche zum Thema »Social Media« los. Nicht schlecht für die angehende Reporterin. Doch schnell wird klar, dass die Accounts der Mitschülerinnen auch die Hierarchie in der Klasse spiegeln. Die mit Abstand meisten Follower hat die hübsche Saskia. Ihre Fotostrecken sind vermeintliche Zeugen ihrer atemberaubenden Events und Reisen ... Klar, dass Nele ihre große Chance sieht, als sie ein Selfie mit dem Sänger Jannis ergattert. Warum nicht diese Story ein bisschen ausschmücken, um auch mal im Mittelpunkt zu stehen? Doch plötzlich hat sich Nele in totalen Fake News verheddert. Kann Kira ihr helfen, da wieder rauszukommen?

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Seitenzahl: 93

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Ungekürzte E-Book-Ausgabe der bei Schneiderbuch in der Verlagsgruppe HarperCollins erschienenen Buchausgabe

©2023 Schneiderbuch in der HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

©2023 KIDDINX Studios GmbH, Berlin

Lizenz durch

KIDDINX Media GmbH

Lahnstraße 21, 12055 Berlin

Redaktion KIDDINX Studios: Susanne C. Stephan

ISBN der E-Book-Ausgabe: 978-3-95918-722-0

E-Book-Produktion: rombach digitale manufaktur, Freiburg

Print-Ausgabe:

© 2023 für die Buchausgabe bei Schneiderbuch

in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Steffi Korda, Hamburg

Illustrationen: Fabia Zobel

Umschlaggestaltung: Frauke Schneider © 2022 KIDDINX Studios GmbH, Berlin

Lizenz durch KIDDINX Media GmbH

Gesetzt aus der Georgi a

von Fotosatz Amann, Memmingen

Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany · ISBN 9783505151095

#1

Wosch! Ein krass lautes Geräusch reißt mich aus dem Schlaf. Dabei bin ich gerade so schön auf Wolke sieben durchs Traumland geflogen.

Krawumm! Jetzt bin ich endgültig runter von der Wolke!

Ich sitze aufrecht in meinem Bett und blinzle in die Frühlingssonne, die durch mein Fenster scheint. Was ist das für ein Radau? Und die viel wichtigere Frage: Wo bin ich? Das ist doch nicht mein Zimmer!

Wo sind die bunte Glühbirnengirlande an der Decke, mein Lieblingsposter und die Palme vor meinem Fenster geblieben? Nur der Kugelkaktus, der auf einem halb aufgebauten Regal steht, kommt mir bekannt vor.

Die Gedanken wirbeln durch meinen Kopf. Träum ich noch? Wurde ich entführt? Dann fällt es mir ein: Wir sind ja umgezogen! Mal wieder ... Von Spanien nach Deutschland. Genauer gesagt von Madrid nach Südberg. Das ist ein gemütliches Viertel mitten im großen Mühlheim.

Von gemütlich kann man hingegen bei meinem Zimmer nicht wirklich sprechen. Überall stehen unausgepackte Kisten und Kartons herum, Bücher stapeln sich neben einer schräg an die Wand gelehnten Holzplatte, die irgendwann ein Schreibtisch werden soll. Die weißen, frisch gestrichenen Wände sind so kahl wie die Landschaft am Nordpol. Auch mein Kleiderschrank ist noch nicht aufgebaut. Meine Klamotten liegen noch in Kisten und Kleidersäcken.

Im Rest der Wohnung sieht es nicht anders aus. Nur im Schildkrötentempo kommen Paps und ich mit dem Aus­packen und Aufbauen der Möbel voran. Aber wir sind ja auch erst ein paar Tage da.

Plötzlich scheppert und klirrt es wieder. So laut, dass ich mir automatisch die Ohren zuhalte. Ich schlepp mich zum Fenster und sehe, woher das Geräusch kommt. Vor meinem Fenster steht ein Müllauto. Die Glascontainer werden geleert. Na super!

Ich flüchte zurück unter die gemütliche Decke auf meiner Matratze. Irgendwo in Reichweite müsste mein Handy liegen. Ich taste den Fußboden ringsum ab. Endlich spüre ich die glatte Fläche meines Smartphones halb unter der Matratze. Der Blick auf das Display versetzt mir gleich den nächsten Megaschreck.

»7:50 Uhr! Oh nein … Um acht geht doch hier die Schule los! Ach du Schei...benkleister!«

Ich komme zu spät! Und das am ersten Schultag. Toller Einstieg. Hastig springe ich aus dem Bett. »Vamos, Kira! Tempo!«, feuere ich mich dabei selbst an.

Zehn Minuten habe ich noch für Badezimmer, Anziehen und Schulweg. Selbst für die Nichte dritten Grades von Karla Kolumna, der rasenden Reporterin, eine erstgradige Herausforderung!

Aber ich habe mich ja noch gar nicht richtig vorgestellt. Ich bin Kira Kolumna. Wie Karla bin ich auch Reporterin. Außerdem gehe ich in die zehnte Klasse. Wenn ich einer spannenden Story auf der Spur bin, bin ich furchtbar ­neugierig und kann andere mit meinen Fragen schon mal auf die Kokospalme bringen. Außerdem bin ich ungern unpünktlich. Deshalb heißt es jetzt: Attacke, Badezimmer!

#2

Ich hetze über den Flur, im Slalom um die Kartons herum. Als ich jedoch die Türklinke zum Bad herunterdrücke, findet mein rekordverdächtiger Lauf ein jähes Ende.

»Was … zum …?«, stutze ich.

Durch die Badezimmertür ist eine Stimme zu hören, die vor sich hin trällert. Etwas schief und nicht gerade text­sicher. Ich stöhne. »Oh, Paps! Musst du ausgerechnet jetzt das Bad blockieren?«

Der Gesang verstummt. »Tut mir leid, ich bin spät dran, Kira!«, höre ich Paps dumpf durch die Tür antworten. »Gib mir fünf Minuten, ja?«

»Wo soll ich die denn hernehmen?! Die Schule geht gleich los!« Ich überlege kurz. »Warum hast du mich eigentlich nicht geweckt?«

»Dachte, du bist längst los«, antwortet Paps und fragt zurück: »Und warum hast du mich nicht geweckt?«

»Hä?! Ich bin das Kind, du bist der Vater«, antworte ich.

Da geht die Tür auf. Paps streckt mir sein noch halb mit Rasierschaum bedecktes Gesicht entgegen. Ein bisschen sieht er aus wie der Weihnachtsmann. Nur eben mit halbem Bart. »Mit sechzehn ist man kein Kind mehr«, antwortet er lächelnd. »Aber gut, mein Schatz, ich ziehe zum Rasieren in die Küche um.«

»Ohne Spiegel?«, antworte ich skeptisch. Schließlich kenn ich Paps. Das kann eigentlich nur schiefgehen. »Na, wenn du meinst. Aber ich kann dich nicht verarzten.«

»Also, Kira, wirklich«, entgegnet Paps ein wenig empört.

»Nur ein Witz«, schiebe ich schnell hinterher. »Bleib mal lieber hier, ich pack solange meine Tasche. Aber beeil dich bitte, ja?«

Paps nickt, bevor er sich wieder ins Badezimmer zurückzieht. »Mach ich doch immer.«

»… NICHT«, füge ich leise hinzu. Paps ist eher gründlich als schnell. Eben typisch Matheprofessor!

Deshalb ist Paps auch immer noch nicht fertig, als ich meine Tasche gepackt habe und angezogen bin. Aber ohne Zähneputzen gehe ich ganz sicher nicht aus dem Haus. Schon gar nicht in meine neue Schule. Ich bin so schon nervös genug. Da will ich mir nicht auch noch Gedanken machen müssen, ob ich Mundgeruch habe.

Fußwippend stehe ich deshalb vor der Badezimmertür und versuche das letzte Fünkchen Geduld aufzubringen, bis Paps endlich fertig ist. Da kommt mir eine Idee. Wenn ich schon warten muss, kann ich die Zeit ja auch sinnvoll nutzen. Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und öffne meinen Newsblog. Das ist so eine Art Internetzeitung für meine Freunde. Ich habe euch ja gesagt, dass ich Reporterin bin. In dem Newsblog schreibe ich alles auf, was so bei mir los ist. Und das ist manchmal ganz schön viel. Denn wie lautet die wichtigste Reporterinnenregel? Abenteuer gibt’s an jeder Ecke. Man muss nur genau hinschauen.

Kurz überlege ich, dann tippe ich in aller Eile drauflos:

Knapp fünfzehn Minuten später sind Paps und ich dann endlich fertig. Wir rasen die Treppe des Wohnhauses runter, raus auf die Straße und vorbei an dem Geschäft, über dem wir neuerdings wohnen. Es ist ein kleiner Gemischtwarenladen, in dem es von Aprikosenkonserven bis Zauberwürfel alles gibt, was das Herz begehrt. Drinnen ist der Laden echt hübsch mit einem großen Tresen, auf dem eine alte Registrierkasse steht, vielen Regalen und einer riesigen Vitrine mit süßen Köstlichkeiten. Im hinteren Teil des Ladens steht ein gemütliches Sofa, auf dem man super chillen kann.

Gerade als Paps und ich an dem Laden vorbeihetzen, erklingt das Windspiel und die Tür öffnet sich.

»Hallo, guten Morgen, ihr beiden, wartet mal kurz!«, ruft Laura uns zu. Sie ist die Besitzerin und supernett. Seit unserem ersten Tag hier in Südberg gibt sie mir das Gefühl, jederzeit in ihrem Laden willkommen zu sein. Ach ja! Und sie ist mit Abstand die weltbeste Muffin-Bäckerin.

»Oh, Laura, buenos dias!«, rufe ich ihr etwas außer Atem zu und bleibe kurz stehen.

Auch Paps stoppt. »Guten Morgen, liebe Laura«, keucht er zur Begrüßung. Eile hat ihn noch nie von Höflichkeit abgehalten.

»Nanu, übt ihr für Olympia?«, schmunzelt Laura. »In der Disziplin Zuspätkommer-Sprint?«

»Ertappt«, antworte ich grinsend. Bisher habe ich noch nicht über eine Sportlerinnen-Karriere nachgedacht. Aber falls das mit dem Schreiben nichts wird, könnte ich’s damit ja mal probieren. In folgenden Disziplinen wäre ich bestimmt auch nicht schlecht: Umzugskisten stapeln, Roller-Slalom und Fettnapf-Hüpfen. Und Paps wäre bestimmt supergut im Dauerrechnen.

Bevor ich mir weitere lustige Olympia-Wettkämpfe ausdenken kann, sehe ich, dass Laura die Arme hinter ihrem Rücken verschränkt hält. Es knistert leise, als sie nun die Hände hervorholt. Zum Vorschein kommen zwei Zuckertüten. Eine grüne und eine rote.

»Hier, für jeden von euch. Zum ersten Schultag.«

»Oh, wie lieb!«, sage ich erfreut und nehme die grüne Zuckertüte. Das Kreppband ist mit einer dicken Schleife zusammengebunden, sodass ich nicht sehen kann, was in der Tüte ist. Aber ich ahne, dass der Inhalt weder in die Kategorie gesund noch nahrhaft fällt.

Paps freut sich ebenso über die kleine Aufmerksamkeit. Auch wenn er im Moment mehr damit beschäftigt ist, nicht allzu verlegen zu sein. Was ihm nicht sonderlich gut gelingt. »Ja, also, äh … vielen Dank!«, antwortet er überrumpelt und wird beinahe genauso rot wie seine Zuckertüte.

Fürs Naschen ist jetzt aber keine Zeit. Zügig verabschiede ich mich von Laura und drücke Paps noch einen Kuss auf die Wange, bevor ich zum Parkplatz eile. Ich schwinge mich auf meinen Roller, setze den Helm auf und nichts wie ab zur Schule! Die ist zum Glück nicht weit. Ich düse die Kramerstraße runter und fahre am Supermarkt und mehreren kleineren Läden und Cafés vorbei, die um diese Uhrzeit noch ziemlich verschlafen wirken. Der Rest von Südberg scheint es an diesem Morgen nicht so eilig zu haben wie ich.

#3

Als ich auf dem Schulhof ankomme, ist dieser wie leer gefegt. Klar, der Unterricht hat ja schon angefangen. Neben dem Fahrradständer, an dem sich ein Drahtesel neben den anderen reiht, parke ich meinen Roller. Über den gepflasterten Hof hetze ich auf das Gebäude zu, das wie eine typische Schule aussieht. Durch unsere vielen Umzüge habe ich ja schon einige kennengelernt. Und eins steht fest: Schulen sind wie Erdbeerjoghurt. Das bedeutet: Lass dich nicht von der Verpackung täuschen. Manche Gebäude sehen von außen supermodern aus, aber drinnen gibt es gerade mal einen Informatikraum mit verstaubtem Modem. Andere wiederum erinnern eher an ein Spukschloss aus dem vorletzten Jahrhundert, verfügen aber über top ausgestattete Chemie- und Physikräume (die Joghurtverpackung verrät dir ja auch nie, wie viel Obst drinsteckt. Nur weil Erdbeeren drauf abgebildet sind, heißt das nicht, dass auch wirklich welche drin sind.).

Auf dem Weg zur Eingangstür ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche. Ob schon einer von meinen Freunden auf meinen Beitrag von heute Morgen reagiert hat?

»Oh! Claire hat gerade was gepo…«, murmle ich noch, als ich plötzlich gegen etwas Hartes stoße. Mein Handy fällt mir aus der Hand. Zusammen mit einem Taschenspiegel landet es auf dem Boden.

»Woohoo!«, stoße ich erschrocken aus.

»Huch! Hab dich gar nicht gesehen!« Die Mädchenstimme klingt genauso überrascht.

Das hat gesessen! Paps würde sagen: Mädchen plus Mädchen minus Blick nach vorn ist gleich Handy und Taschenspiegel auf dem Boden.

Mein Handy ist zum Glück noch heil. Der Spiegel von dem Mädchen offenbar auch. Sie hat blonde Locken wie aus dem Katalog und … wow … dieser Lidschatten ist ja mal echt blau. Das ist aber aktuell nicht das Auffälligste in ihrem Gesicht. Als sie in den Spiegel blickt, sieht sie es auch …

»Och nee! Vollkatastrophe! Mein Lippenstift ist total verschmiert … Ich sehe aus wie ein trauriger Smiley.«

Ich krame in meinem Rucksack. »Vielleicht ein Taschentuch?«, frage ich und zieh eine Packung heraus.

»Oh, danke! Superlieb von dir …«, antwortet sie, nimmt sich ein Taschentuch und wischt sich damit das Gesicht ab.

»Na also, sieht doch schon wieder aus wie neu«, sage ich, als kein Rot mehr an ihrer Wange zu sehen ist. »Ich bin übrigens Kira.«