Kira Kolumna: Umzugsalarm - Matthias von Bornstädt - E-Book

Kira Kolumna: Umzugsalarm E-Book

Matthias von Bornstädt

0,0

Beschreibung

Bloggerin Kira Kolumna geht den Dingen auf den Grund! Die 16-jährige Kira ist gerade aus dem aufregenden Madrid im eher beschaulichen Südberg angekommen. Sie ist ziemlich sauer, weil ihr Vater sie – mal wieder! – ungefragt verpflanzt hat. Nicht besonders viel los hier, stellt die begeisterte Bloggerin und Jungreporterin nüchtern fest. Wird gleich mal für die Freunde in der Welt gepostet, pah! Doch dann erfährt Kira von rätselhaften Diebstählen in der Nachbarschaft. Kira wäre nicht Kira, wenn sie dem nicht nachgehen würde. Zusammen mit Lars, dem Drachenjäger aus der Nachbarschaft, stürzt sie sich in eine nicht ganz ungefährliche Situation …

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 92

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ungekürzte E-Book-Ausgabe der bei Schneiderbuch in der Verlagsgruppe HarperCollins erschienenen Buchausgabe

©2023 Schneiderbuch in der HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

©2023 KIDDINX Studios GmbH, Berlin

Lizenz durch

KIDDINX Media GmbH

Lahnstraße 21, 12055 Berlin

Redaktion KIDDINX Studios: Susanne C. Stephan

ISBN der E-Book-Ausgabe: 978-3-95918-721-3

E-Book-Produktion: rombach digitale manufaktur, Freiburg

Print-Ausgabe:

© 2023 für die Buchausgabe bei Schneiderbuch

in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Steffi Korda, Hamburg

Umschlaggestaltung: Frauke Schneider © 2022 KIDDINX Studios GmbH, Berlin

Lizenz durch KIDDINX Media GmbH

Gesetzt aus der Georgia

Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany · ISBN 978-3-505-15108-8

#1

… meine Daumen fliegen nur so über das Display meines Smartphones. Wie Cola, die in der Flasche zu sehr geschüttelt wurde, sprudeln die Worte aus mir heraus.

Habe ich mich eigentlich vorgestellt? Ich bin 16 Jahre alt – aber das wisst ihr ja schon – und gehe in die 10. Klasse. Ich liebe:

1. Schreiben (in meinem Blog, für eine Zeitung oder einfach so)

2. Abenteuer (die gibt es überall, man muss nur genau hinsehen)

3. Fragen stellen (immer erstaunlich, was dabei rauskommt, wenn man nachhakt. Okay, vielleicht bin ich da manchmal etwas zu schnell )

4. Alles, was aus Teig ist und süß schmeckt

5. Schnell unterwegs sein

Was ich gar nicht mag, sind hochgelegte Füße, ­Menschen, denen Äußerlichkeiten wichtiger sind als der Charakter- und Langeweile. Die kommt mir nicht aufs Butterbrot.

Mal kurz überlegen, was müsst ihr noch über mich wissen? Ach ja, wie ich heiße, hab ich euch noch nicht verraten. Ich bin Kira. Kira Kolumna.

Der Name kommt euch bekannt vor? Dann kennt ihr wohl Karla Kolumna. Mit der rasenden Reporterin bin ich um drei Ecken verwandt. Besonders häufig laufen wir uns aber nicht über den Weg. Karla und ich sind meistens an ganz verschiedenen Orten unterwegs. Aber wir haben eine große Gemeinsamkeit: Wir lieben spannende Storys! Für meinen News-Blog im Internet spüre ich jede noch so versteckte Geschichte auf. Und gerade schreibe ich an dem Blogpost von meinem neuesten Umzugsalarm:

tippe ich nun weiter.

Südberg in Mühlheim! Klingt nicht gerade aufregend. Nicht so wie Madrid. Bei dem Wort fangen die Buchstaben schon auf der Zunge an zu tanzen. Findet ihr nicht auch?

Der Blick aus dem Autofenster bestätigt meinen Verdacht: Die Häuser und Straßen hier sind so mausgrau wie die Hemden meines letzten Geschichtslehrers.

Ich mache ein paar Fotos mit meinem Smartphone für meinen Blogbeitrag. Schließlich liefert jede gute Reporterin gleich die Beweise mit. Ein Selfie darf natürlich auch nicht fehlen. Bevor ich abdrücke, streiche ich mir eine Strähne hinters Ohr, die mir jedoch sofort wieder ins Gesicht fällt. Wie immer machen meine dunkelbraunen Locken, was sie wollen.

Der fette Fleck auf meinem Lieblingskapuzenpulli ist auch nicht unbedingt fototauglich. Den habe ich meinem Sitznachbarn im Flugzeug zu verdanken. Leider wusste er nicht, wie man ein Sandwich isst, ohne den halben Flieger mit Mayonnaise vollzuspritzen. Vielen Dank dafür! Ihr merkt schon: Der Start in mein neues Leben ist nicht gerade perfekt gelaufen.

»Ziemlich öde hier!«, murmele ich leise und werfe einen kurzen Blick zu meinem Vater hinüber, der den Mietwagen durch die Straßen von Südberg lenkt. »Nicht mal die Bäume haben Blätter.«

Ich öffne die Fotogalerie in meinem Handy und klicke mich im Schnelldurchlauf durch die letzten Aufnahmen. Ich im Retiro-Park, rudernd in einem dieser kleinen blauen Boote, die nicht größer sind als eine spanische Sardinenbüchse. Ein anderes Foto zeigt mich mit einer Tüte ­Churros in der Hand auf der Plaza Mayor. Das süße spanische Gebäck sieht aus wie Pommes. Doch statt mit Ketchup sind sie mit einer dicken Puderzuckerschicht überzogen. Mhm, lecker! Und noch mal ich mit meinen spanischen Freunden, Kakao schlürfend in einem Café vor dem Palacio Real. »In Madrid war schon alles sooo schön grün …«

Doch Paps hört mir gar nicht zu. Über die Autosprechanlage des Wagens telefoniert er mit Theo, einem Kollegen von der Universität in ... wo auch immer.

Die Unis sind übrigens schuld daran, dass wir ständig umziehen müssen. Andauernd bieten sie Paps neue Jobs an. Er ist Professor für Mathematik, müsst ihr wissen. Und zwar ein sehr guter und leider auch ein sehr gefragter. Außer der Antarktis haben wir gefühlt auf jedem Kontinent schon mal gewohnt. Es ist zwar toll, so viel von der Welt zu sehen. Aber unter uns … so langsam wäre es echt cool, mal irgendwo anzukommen. Tja, aber da kann ich wohl weiterträumen.

»Hm? Bitte was?«, antwortet Paps nun doch etwas zerstreut.

»Deine Stochastikvorlesung, Johannes«, rauscht es sofort durch die Gegensprechanlage. »Die brauch ich noch mal per Mail …«

»Entschuldige, ich hab gerade mit Kira gesprochen.«

»Das hätte ich aber bemerkt«, mische ich mich nun ein. Die kleine Spitze kann ich mir einfach nicht verkneifen.

Paps wirft mir auch gleich einen Blick zu.

Ich grinse kurz, bevor ich wieder aus dem Fenster sehe.

»Oh, hallo, Kira. Wusste gar nicht, dass du auch da bist«, begrüßt mich Theo. »Wo seid ihr denn?«

Ohne Paps zu Wort kommen zu lassen, antworte ich schnell: »Wir kommen gerade bei unserem hundert­tausendsten ›Zuhause‹ an. Wenn man es so nennen möchte.«

Wieder ernte ich einen Seitenblick. »Kira, das tut jetzt nichts zur Sache. Theo …«, versucht mein Vater, das Telefonat wieder auf die Arbeit zu lenken.

»Auch nicht, wenn wir da sind?«, unterbreche ich ihn weiter und grinse.

Jetzt stutzt Paps doch. Etwas hektisch blickt er über seinen Lenker nach links und rechts. »Wie? Was? Wo?«

»Wo DU einziehen willst. Kramerstraße 14. Du bist eben daran vorbeigefahren.«

Typisch Paps! Im Kühlschrank nicht die Butter finden, aber dafür den Durchblick bei komplizierten Rechenaufgaben behalten. Die Hausnummer an dem Mehrfamilienhaus war gut zu sehen, als wir daran vorbeigefahren sind.

»Oh? Wirklich?«, antwortet er nur.

»Ups, jetzt müssen wir wohl zum Flughafen zurück«, entgegne ich. »Na, wir kriegen heute bestimmt noch einen Flug nach Madrid!«

Doch Paps geht gar nicht darauf ein. Na ja, einen Versuch war es wert.

Er blickt sich immer noch hektisch um. »Wo kann ich denn jetzt umdrehen?«, murmelt er mehr zu sich selbst.

»Gar nicht. Einbahnstraße«, kläre ich ihn auf. Auch das Straßenschild hat er wohl übersehen.

Er seufzt. »Auch das noch!«

Da kommt es plötzlich aus der Gegensprechanlage: »Ähm, soll ich mich später noch mal melden?«

»Das wäre nett, Theo«, antworte ich.

»Na dann, alles Gute für euch«, wünscht Paps Kollege.

» Yep, danke, für dich auch. Ciao!«, erwidere ich. Dann legt Theo auf.

»Kira, du weißt, ich mag es nicht, wenn du meine Telefonate führst«, sagt Paps.

»Und du weißt, ich hasse es, einfach so von einem Land ins andere verfrachtet zu werden«, antworte ich nur. »Mit einer Woche Vorwarnzeit! Das …« Ich stocke kurz. Eigentlich verstehen Paps und ich uns gut. Er ist für mich da, wenn ich ihn brauche. Sonst habe ich einigermaßen viele Freiheiten. Wir sind ein super Team. Aber das heißt ja nicht, dass ich alles gutheißen muss, was er entscheidet. »Das grenzt an Verschleppung!«, fahre ich deshalb fort.

»Also, jetzt halt mal die Luft an. Das Angebot kam eben sehr überraschend«, sagt er. »Und überhaupt, wir ziehen um, seit du vier bist. Das fandest du doch immer ganz spannend.«

»Mit vier fand ich auch Kuscheltiere spannend«, gebe ich etwas flapsig zurück. Kurz denke ich an den alten Wuschel­hasen, den Paps mir zu meinem dritten Geburtstag geschenkt hat. Dem habe ich schon von meinen Abenteuern berichtet, bevor ich überhaupt einen Stift richtig halten konnte.

Apropos, wo ist der Hase überhaupt geblieben? ­Bestimmt in dieser einen Umzugskiste, die ich nie aus­packe, egal wie oft wir umziehen. Aber vielleicht schaffe ich es dieses Mal, wenigstens einen Blick hineinzuwerfen. Wer weiß, was sich noch für Schätze darin verbergen. Meinen Lieblingsschal vermisse ich nämlich auch schon länger.

Paps schaut mich wieder von der Seite an. Ich kann sehen, dass das schlechte Gewissen nun doch etwas an ihm nagt. Wenigstens gibt er sich Mühe, mich zu verstehen. Na ja, auf seine Art zumindest.

»Kira, lass uns mal systematisch an das Problem herangehen«, beginnt er nun. »Stellen wir uns eine Zeitachse vor. Wir sind jetzt an Punkt x …«

Weiter kommt er nicht. Durch die Windschutzscheibe sehe ich eine Gestalt, die plötzlich zwischen zwei geparkten Autos auf die Straße tritt.

»Stopp!!!!«, schreie ich.

Paps zuckt zusammen und verstummt sofort. Dann sieht auch er den Typen, der offensichtlich noch nie etwas von Verkehrsregeln gehört hat.

Mit voller Kraft tritt Paps aufs Bremspedal. Nur den Bruchteil einer Sekunde später werde ich mit voller Wucht nach vorn gedrückt. Zum Glück bin ich angeschnallt. Sonst würde meine Nase vermutlich an der Scheibe kleben.

Mit quietschenden Reifen kommt der Wagen zum Stehen, wenige Zentimeter vor dem Typen. Das war knapp!

Ich höre, wie mein Vater erleichtert neben mir ausatmet. Auch mein Herz ist bis in die linke Zehenspitze gerutscht. Nur langsam klettert es wieder hoch.

Paps drückt auf den Knopf in der seitlichen Armatur seiner Tür und lässt das Autofenster herunter. Dann beugt er sich hinaus. Noch immer besorgt blickt er den Kerl an, der vor unserer Motorhaube stehen geblieben ist. Er scheint gerade mal zwei oder drei Jahre älter zu sein als ich. »He, alles in Ordnung bei dir?«, ruft Paps ihm zu.

Statt auf die Frage zu antworten , schnauft der Typ nur wütend. »Ey, Alter! Geht’s noch?!«

Echt frech! Dabei sollte er froh sein, dass meinen Reporterinnenaugen nichts entgeht. Hätte ich ihn nicht rechtzeitig gesehen, wer weiß, was dann passiert wäre.

»Geht’s bei dir noch?«, mische ich mich deshalb ein, nachdem ich mein Seitenfenster ebenso heruntergelassen habe. »Vielleicht mal gucken, bevor man über die Straße läuft?«

»Pff«, zischt der Kerl jedoch nur. »Geh mit deinen Puppen spielen, Kleine.«

Breitbeinig steht der Typ Marke Muskelberg vor unserem Mietwagen. Er trägt einen dunklen Trainingsanzug, der nicht nur an den Oberarmen spannt. Zum Frühstück verputzt der wohl mehr als eine Schale Müsli. Seine Kopfhaare sind raspelkurz, seine Augen funkeln ziemlich wütend.

Bevor ich auf seinen wenig einfallsreichen Spruch eingehen kann, schaut er zu Paps herüber, der immer noch entgeistert aus dem Seitenfenster starrt. »Und du pass auf, wo du hinfährst – Penner!« Mit voller Wucht schlägt er dabei mit seiner Faust auf unsere Motorhaube. Dann stapft er weiter, ohne sich noch einmal umzublicken.

»Aber … he!«, echauffiert sich Paps nun. Mehr bringt er nicht heraus.

»Tja, Paps. Lass uns mal systematisch an das Problem herangehen«, antworte ich nicht ganz ernst gemeint.

Doch mein Vater seufzt nur verärgert. »Das geht ja wirklich gut los hier …«

Endlich merkt Paps es auch! Er tritt nun wieder aufs Gaspedal und sucht weiter nach einem Weg zurück zur Nummer 14.

Währenddessen blicke ich dem bulligen Kerl hinterher. Er geht schnurstracks auf einen Spielplatz. Ein weiterer Typ hängt dort ab, wie ich durchs Autofenster erkennen kann. Er ist schlaksiger, wirkt dadurch aber nicht unbedingt sympathischer. Der Kerl sitzt auf einem riesigen Holzdrachen, der eigentlich zum Klettern gedacht ist. Aber das Nur-für-Kinder-unter-14-Jahren-Schild haben die beiden wohl übersehen.

Noch einmal nehme ich das Smartphone zur Hand und öffne meinen Blog:

#2