Kleider machen Leute: In Einfacher Sprache - Gottfried Keller - E-Book

Kleider machen Leute: In Einfacher Sprache E-Book

Gottfried Keller

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Beschreibung

Dieses Buch ist in einfacher Sprache geschrieben. Bei der Übersetzung in einfache Sprache folgen wir weitgehend der Norm DIN 8581-1. Das Buch eignet sich für Leserinnen und Leser, die eine eingeschränkte Lesefähigkeit haben (LRS), Deutsch als Zweitsprache lernen, mit komplexen Texten Schwierigkeiten haben oder einfach ein Buch in kompakter, lesefreundlicher Form genießen wollen. "Kleider machen Leute" ist eine bekannte Novelle des Schweizer Schriftstellers Gottfried Keller, die erstmals 1874 veröffentlicht worden ist. Die Geschichte gehört zu Kellers Novellenzyklus "Die Leute von Seldwyla" und thematisiert die Macht von äußeren Erscheinungen und sozialen Vorurteilen. Die Handlung dreht sich um Wenzel Strapinski, einen armen Schneidergesellen, der aufgrund seines gepflegten Aussehens und seiner feinen Kleidung fälschlicherweise für einen reichen Grafen gehalten wird. Während er in einer Kutsche unterwegs ist, wird er in das kleine Städtchen Goldach gebracht, wo die Einwohner ihn aufgrund seiner vornehmen Erscheinung sogleich als Adligen behandeln. Strapinski spielt widerstrebend mit, getrieben von der Angst, seine wahre Identität könnte ihn in Schwierigkeiten bringen. In Goldach wird Strapinski schnell zu einer beliebten Figur. Er wird zu verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen eingeladen und verliebt sich in Nettchen, die Tochter des angesehenen Amtsrats. Trotz seines schlechten Gewissens genießt Strapinski die Vorteile seines neuen Status. Die Situation eskaliert, als Strapinski und Nettchen verlobt werden und die Hochzeit geplant wird. "Kleider machen Leute" ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Oberflächlichkeit der Gesellschaft.

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Gottfried Keller

Kleider machen Leute: In Einfacher Sprache

Dieses Buch ist in einfacher Sprache geschrieben. Das Buch eignet sich für Leserinnen und Leser, die eine eingeschränkte Lesefähigkeit haben (LRS), Deutsch als Zweitsprache lernen, mit komplexen Texten Schwierigkeiten haben oder einfach ein Buch in kompakter, lesefreundlicher Form genießen wollen.

Inhaltsverzeichnis

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

Impressum

1. Kapitel

An einem kalten Novembertag wandert ein armer Schneider auf der Straße nach Goldach, einer kleinen, reichen Stadt. Er hat nur einen Fingerhut in der Tasche, den er ständig dreht, wenn seine Hände vor Kälte schmerzen. Er hat seinen Lohn verloren, als der Meister pleite gegangen ist. Er hat noch nichts gegessen außer ein paar Schneeflocken, die ihm in den Mund geflogen sind.

Er trägt einen grauen Mantel mit schwarzem Samtfutter über seinem einzigen schwarzen Sonntagskleid. Dies gibt ihm ein edles Aussehen. Er würde lieber hungern, als seinen Mantel und seine Pelzmütze wegzugeben.

In größeren Städten fällt er nicht so auf. Aber wenn er wandert und kein Geld hat, gerät er in große Not. Die Leute schauen ihn neugierig an und erwarten nicht, dass er bettelt. Da er nicht gut reden kann, findet er oft nicht die richtigen Worte und leidet Hunger.

Als er müde und traurig einen Hügel hinaufgeht, trifft er auf einen neuen, bequemen Reisewagen, den ein Kutscher in Basel für einen fremden Grafen abgeholt hat. Der Graf wohnt in der Ostschweiz in einem alten Schloss. Der Wagen ist leer. Der Kutscher geht wegen des steilen Wegs neben den Pferden. Oben angekommen, bietet er dem Schneider an, in den Wagen zu steigen. Es fängt gerade an zu regnen.

Der Schneider nimmt das Angebot dankbar an. Der Wagen fährt schnell los und erreicht nach einer Stunde den Eingang von Goldach. Sie halten vor dem Gasthof „Zur Waage“. Der Hausknecht läutet so stark, dass fast der Draht reißt. Wirt und Angestellte kommen heraus, Kinder und Nachbarn umringen den Wagen. Sie sind neugierig auf den Insassen.

Als der Schneider aussteigt, erscheint er ihnen wie ein geheimnisvoller Prinz. Er ist blass, trägt einen Mantel und schaut traurig. Der Weg ins Gasthaus ist eng und von Zuschauern blockiert. Der Schneider ist unschlüssig und überwältigt. Er lässt sich ins Haus führen. Er begreift seine Situation erst, als er in einem gemütlichen Speisesaal steht und ihm sein Mantel abgenommen wird.

„Möchte der Herr essen?“, wird er gefragt. „Das Essen wird gleich serviert, es ist gerade fertig!“

Ohne eine Antwort abzuwarten, rennt der Wirt in die Küche und ruft: „Verdammt, wir haben nur Rindfleisch und Hammelkeule! Die Rebhuhn-Pastete kann ich nicht anschneiden, die ist für die Gäste am Abend reserviert. Ausgerechnet heute, wenn wir keinen Gast erwarten und kaum etwas da ist, kommt so ein vornehmer Herr! Und der Kutscher trägt ein Wappen auf den Knöpfen. Der Wagen sieht aus wie der eines Herzogs! Und der junge Mann ist so vornehm, dass er kaum den Mund aufmacht!“

Aber die gelassene Köchin sagt: „Warum so aufgeregt, Herr? Servieren Sie einfach die Pastete, er wird sie eh nicht ganz aufessen! Die Gäste am Abend bekommen dann die Reste. Sechs Portionen kriegen wir bestimmt noch hin!“

2. Kapitel

„Sechs Portionen? Ihr vergesst, die Herren essen viel!“, sagt der Wirt.

Doch die Köchin bleibt ruhig. „Sie werden satt! Ich hole schnell ein paar Koteletts und was übrigbleibt, mische ich unter die Pastete. Lassen Sie mich nur machen!“

Der Wirt entgegnet ernst: „Köchin, das geht hier nicht. Wir sind anständig und ehrenhaft und können uns das leisten.“

„Na gut!“, antwortet die Köchin etwas verärgert. „Wenn es keine andere Lösung gibt, dann eben so! Hier sind zwei Schnepfen vom Jäger. Ich füge sie der Pastete hinzu. Eine mit Schnepfen verbesserte Pastete wird keiner bemängeln. Wir haben auch Fisch, Rindfleisch, Gemüse mit Koteletts, Hammelbraten und die Pastete. Geben Sie mir den Schlüssel für das Eingemachte und das Dessert! Sie können mir den Schlüssel anvertrauen, um Ihnen das Leben zu erleichtern.“

„Liebe Köchin, ich muss die Schlüssel behalten. Das ist ein Versprechen an meine verstorbene Frau gewesen. Ich tue es nicht aus Misstrauen. Hier sind Gurken, Kirschen, Birnen und Aprikosen. Das alte Konfekt stellen wir nicht mehr auf. Schicken Sie Liese, frisches Gebäck zu holen.“

„Aber Herr, Sie können dem einzigen Gast das alles nicht berechnen, das ist zu viel!“, sagt jemand.

„Es geht um die Ehre. Das wird mich nicht ruinieren. Ein großer Herr soll sagen können, dass er hier gut gegessen hat, auch wenn er unerwartet und im Winter gekommen ist. Wir wollen nicht wie die Wirte in Seldwyla sein, die das Beste selbst essen und den Gästen Knochen vorsetzen. Also, los!“

Während das Essen vorbereitet wird, fühlt sich der Schneider unwohl. Obwohl er kurz vorher noch hungrig gewesen ist, möchte er jetzt am liebsten fliehen. Er nimmt seinen Mantel, setzt die Mütze auf und versucht, das Haus zu verlassen. Doch weil er verwirrt ist, findet er die Treppe nicht.

Der Kellner meint, dass er die Toilette sucht. Er sagt: „Gestatten Sie, mein Herr, ich zeige Ihnen den Weg!“ und führt ihn zu einer Türe mit einer hübschen Inschrift.

Ohne Widerstand geht der Schneider hinein, schließt die Türe und wünscht sich trotz des schlechten Wetters, wieder frei auf der Straße zu sein.

Der Wirt sieht, dass der Schneider noch immer im Mantel ist. Er ruft: „Der Herr friert! Heizt mehr im Saal! Wo sind Liese und Anne? Schnell, Holz in den Ofen und Späne dazu, damit es brennt! Zum Teufel, sollen die Gäste in der ‚Waage‘ im Mantel essen?“

Melancholisch wie ein Geist kommt der Schneider aus dem Gang. Der Wirt führt ihn mit vielen Komplimenten zurück in den Saal.

---ENDE DER LESEPROBE---