7,49 €
Dieses Buch ist in leichter Sprache geschrieben. Leichte Sprache hilft beim Lesen und Verstehen. Das Buch eignet sich zum Beispiel für Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeiten oder um die deutsche Sprache zu lernen (Niveau A1). Wir schreiben nach den Regeln für leichte Sprache. Diese Buchserie ist für alle, die einfache Texte mögen. "Kleider machen Leute" ist eine bekannte Novelle des Schweizer Schriftstellers Gottfried Keller, die erstmals 1874 veröffentlicht worden ist. Die Geschichte gehört zu Kellers Novellenzyklus "Die Leute von Seldwyla" und thematisiert die Macht von äußeren Erscheinungen und sozialen Vorurteilen. Die Handlung dreht sich um Wenzel Strapinski, einen armen Schneidergesellen, der aufgrund seines gepflegten Aussehens und seiner feinen Kleidung fälschlicherweise für einen reichen Grafen gehalten wird. Während er in einer Kutsche unterwegs ist, wird er in das kleine Städtchen Goldach gebracht, wo die Einwohner ihn aufgrund seiner vornehmen Erscheinung sogleich als Adligen behandeln. Strapinski spielt widerstrebend mit, getrieben von der Angst, seine wahre Identität könnte ihn in Schwierigkeiten bringen. In Goldach wird Strapinski schnell zu einer beliebten Figur. Er wird zu verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen eingeladen und verliebt sich in Nettchen, die Tochter des angesehenen Amtsrats. Trotz seines schlechten Gewissens genießt Strapinski die Vorteile seines neuen Status. Die Situation eskaliert, als Strapinski und Nettchen verlobt werden und die Hochzeit geplant wird. "Kleider machen Leute" ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Oberflächlichkeit der Gesellschaft.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
Impressum
Ein armer Schneider geht eine Straße entlang.
Es ist ein kalter November∙tag.
Er will nach Goldach gehen.
Goldach ist eine kleine Stadt.
Dort leben viele reiche Leute.
Der Schneider hat fast nichts bei sich.
Er hat nur einen kleinen Finger∙hut.
Er dreht ihn in der Hand.
Seine Finger tun weh.
Es ist sehr kalt.
Sein Meister hat kein Geld mehr gehabt.
Deshalb hat der Schneider auch keinen Lohn bekommen.
Er hat Hunger.
Er trägt einen langen, grauen Mantel.
Darunter trägt er seinen besten Anzug.
Er sieht dadurch edel aus.
Seinen Mantel wird er nie verkaufen.
Lieber hat er Hunger.
Seine Pelz∙mütze will er auch behalten.
In großen Städten fällt er nicht so auf.
Aber auf dem Land hat er es schwer.
Er hat kein Geld.
Die Leute schauen ihn neugierig an.
Sie halten ihn nicht für einen Bettler.
Er kann nicht gut reden.
Er findet oft die richtigen Worte nicht.
Darum leidet er oft Hunger.
Er geht müde einen Hügel hinauf.
Plötzlich sieht er eine schöne Kutsche.
Der Kutscher führt die Pferde zu Fuß den steilen Weg hinauf.
Die Kutsche ist leer.
Der Kutscher sagt freundlich:
„Steigen Sie ein!
Es fängt an zu regnen.“
Der Schneider ist dankbar.
Er setzt sich in die Kutsche.
Sie fährt schnell weiter.
Nach einer Stunde sind sie in Goldach.
Die Kutsche hält vor einem Gasthof.
Der Gasthof heißt „Zur Waage“.
Ein Knecht läutet an der Türe.
Die Glocke klingt sehr laut.
Der Wirt kommt heraus.
Auch die Angestellten schauen nach draußen.
Kinder und Nachbarn kommen dazu.
Alle sind neugierig.
Wer sitzt in der Kutsche?
Der Schneider steigt aus.
Er sieht blass aus.
Er trägt seinen Mantel.
Er schaut traurig.
Die Leute flüstern:
„Ein Prinz!
Ein fremder Herr!
Ein reicher Mann!“
Der Weg zum Gast∙haus ist voll mit Menschen.
Der Schneider ist überrascht.
Was soll er tun?
Er weiß es nicht.
Jemand führt ihn ins Haus.
Er steht in einem warmen Raum.
Ein Diener fragt höflich:
„Wollen Sie etwas essen?“
Der Wirt wartet keine Antwort ab.
Er läuft in die Küche.
Er ruft laut:
„Was soll ich nur tun?
Wir haben kaum Essen da!
Nur Rind∙fleisch und Hammel∙keule!
Die Rebhuhn-Pastete ist für den Abend!
Und dieser Herr sieht so vornehm aus!
Seine Kutsche hat ein Wappen!
Er spricht kaum.
Er ist so vornehm!“
Die Köchin bleibt ruhig.
Sie sagt:
„Nehmen Sie die Pastete!
Er wird sie nicht ganz aufessen.
Die Gäste am Abend bekommen den Rest.
Es reicht für sechs Leute!“
Der Wirt sagt streng:
„Sechs Portionen reichen nicht.
Die Herren essen viel.“
Die Köchin bleibt ruhig.
Sie sagt:
„Sie werden satt!
Ich hole Koteletts.
Ich mische die Reste in die Pastete.
Lassen Sie mich nur machen!