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Königs Erläuterungen – Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick – ideal auch zum Wiederholen. - Das Stichwortregister ermöglicht dir schnelles Finden wichtiger Textstellen. . und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.
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Seitenzahl: 142
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 184
Textanalyse und Interpretation zu
Gottfried Keller
KLEIDER MACHEN LEUTE
Daniel Rothenbühler
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Gottfried Keller: Kleider machen Leute. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag, 2011 (Hamburger Lesehefte Nr. 3, Heftbearbeitung: F. Bruckner und K. Sternelle.) Zitatverweise sind mit HL gekennzeichnet. Gottfried Keller: Kleider machen Leute. Novelle. Anmerkungen von Rolf Selbmann. Stuttgart: Reclam, 2000 (Universal-Bibliothek Nr. 7470). Zitatverweise sind mit R gekennzeichnet.
Über den Autor dieser Erläuterung: Dr. phil. hist. Daniel Rothenbühler wurde 1951 in Porrentruy geboren. Er hat in Heidelberg und in Bern Germanistik und Romanistik studiert und 1992 in Bern mit einer Dissertation über Der grüne Heinrich 1854/55 promoviert. Er publiziert regelmäßig über die deutschsprachige Literatur der Schweiz, hat das Schweizerische Literaturinstitut mitbegründet und ist in der Literaturvermittlung und -förderung der deutsch- und französischsprachigen Schweiz aktiv. Unterrichtet seit 1991 Deutsch und Französisch am Gymnasium Köniz-Lerbermatt bei Bern.
Hinweis: Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neuregelung angepasst.
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2. Auflage 2013
ISBN 978-3-8044-6965-5
© 2012 by Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Heinz Rühmann und Fritz Odemar im Film „Kleider machen Leute“, D 1940, © Cinetext
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INHALT
1. Das Wichtigste auf einen Blick − Schnellübersicht
2. Gottfried keller: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Die literarische Epoche
Die Zeit der Entstehung
Die dargestellte Zeit
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
Möglicher Anlass und Plan
Mögliche Anregungen und Quellen
Niederschrift
Einordnung in den Novellenzyklus
Druck und Publikation
3.2 Inhaltsangabe
Ein falscher Graf verliebt sich
Die Verlobung führt zur Demaskierung
Die Verlobte rettet und heiratet den Entlarvten
3.3 Aufbau
Gliederung
Einheit
Mehrschichtigkeit
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Wenzel Strapinski
Nettchen
Mutter Strapinski †
Vater Amtsrat
Der Seldwyler Schneidermeister
Melchior Böhni
Die Initianten
Der Kutscher
Die Wirtsleute
Die rivalisierenden Nachbarstädte
Goldach
Seldwyla
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
Realismus
Bildhaftigkeit
Ironische Überhöhung
3.7 Interpretationsansätze
Die Persönlichkeit der zentralen Figur
Die Wendungen der Handlung
Die gesellschaftlichen Voraussetzungen
Die Bezüge auf die Zeitgeschichte
Die täuschende Zeichenhaftigkeit der Dinge
4. Rezeptionsgeschichte
Zeitgenössische Rezensionen
Spätere Würdigungen
Schullektüre
Übersetzungen
Bearbeitungen
Motivnachfolge
5. Materialien
Kellers Einleitung von 1856 zum ersten Teil der Leute von Seldwyla
Kellers Einleitung von 1873 zum zweiten Teil der Leute von Seldwyla
Gottfried Kellers Gedicht Jeder Schein trügt
6. Prüfungsaufgaben mit musterlösungen
Aufgabe 1 ***
Aufgabe 2 **
Aufgabe 3 ***
Aufgabe 4 *
Literatur
Zitierte Ausgabe
Kommentierte Ausgaben
Lernhilfen und Kommentare für Schüler
Gesamtausgaben von Kellers Werken
Verwendete Einzeltexte und -ausgaben der Werke Kellers
Verwendete Sekundärliteratur zu Keller
Verwendete Sekundärliteratur zum historischen Kontext
Verwendete Literatur anderer Autoren
Theaterstück
Hörspiel
Oper
Verfilmungen
Internet-Adressen
Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.
Im zweiten Kapitel beschreiben wir Kellers Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:
Gottfried Keller lebte von 1819 bis 1890, die meiste Zeit in seiner Heimatstadt Zürich.
Sein literarisches Schaffen von 1854 bis 1890 fällt mit der Zeit des deutschen Realismus zusammen.
Kleider machen Leute erschien 1873 und ist durch die Krise des Zürcher und Schweizer Liberalismus der 1860er Jahre geprägt.
Die Erzählung gehört zum Novellenzyklus Die Leute von Seldwyla in zwei Teilen, dem ersten von insgesamt vier Erzählzyklen Kellers, die zwischen 1856 und 1882 entstanden.
Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.
Kleider machen Leute – Entstehung und Quellen:
Angeregt durch Betrugsaffären unter polnischen Emigranten in der Schweiz, arbeitet Keller mit längeren Unterbrechungen zwischen 1865 und 1873 an Kleider machen Leute und verknüpft die Novelle motivisch mit den vier weiteren Erzählungen des zweiten Teils des Seldwyla-Zyklus von 1873/74.
Inhalt:
Der arbeitslose Schneidergeselle Wenzel Strapinski wird aufgrund seiner vornehmen Art und Kleidung und seiner Ankunft in einer Grafenkutsche in Goldach, der Nachbarstadt Seldwylas, für einen polnischen Grafen gehalten. Aus Liebe zur Amtsrats-Tochter Nettchen spielt er die Grafenrolle trotz großer Skrupel erfolgreich weiter. Als die beiden sich verloben, veranlasst der Buchhalter Böhni, der selbst um Nettchen wirbt, die Seldwyler, den falschen Grafen bei der Verlobungsfeier durch ein fastnächtliches Maskenspiel unter dem Motto „Kleider machen Leute – Leute machen Kleider“ zu entlarven. Der gedemütigte Strapinski flieht und will im kalten Schnee den Erfrierungstod finden. Doch seine Braut eilt ihm nach, stellt ihn zur Rede, erfährt seine Lebensgeschichte und erkennt, dass er kein Betrüger ist, sondern ein edler Mensch. Sie veranlasst, dass er mit ihr nach Seldwyla zieht, sie heiratet und ein florierendes Schneidergeschäft und eine große Familie begründet, um nach zehn bis zwölf Jahren als wohlhabender und angesehener Bürger nach Goldach zurückzukehren.
Chronologie und Schauplätze:
Die Novelle spielt in den 1830 oder 1860er Jahren, in den fiktiven Schweizer Städtchen Goldach und Seldwyla.
Aufbau:
Die Dreiteilung der Novelle erinnert an ein Drama in drei Akten:
Exposition und Verwicklung: Ein falscher Graf verliebt sich.
Höhe- und Wendepunkt: Die Verlobung führt zu seiner Demaskierung.
Fall und Entscheidung: Die Verlobte rettet und heiratet ihn.
Für die Einheit der Novelle sorgen Seldwyla als Rahmen, das durchgehende Titelmotiv „Kleider machen Leute“ und die unerhörte Begebenheit einer Täuschung, die die Wahrheit offenbart.
Die Mehrschichtigkeit der Erzählung ergibt sich durch die Vielzahl einander kreuzender und ergänzender Perspektiven und den großen Anspielungsreichtum des auktorialen Erzählens.
Personen:
Die Beziehungen der Personen werden durch eine klare Symmetrie von Analogien und Gegensätzen markiert:
Der absichtlichen Täuschung durch den Kutscher steht die unabsichtliche Täuschung der Wirtsleute im Gasthaus „Zur Waage“ gegenüber.
Dem armen und unbeholfenen Halbwaisensohn Strapinski begegnet die wohlhabende und tatkräftige Halbwaisentochter Nettchen.
Der missgünstige Goldacher Buchhalter Böhni findet in einem missgünstigen Seldwyler Schneidermeister seinen Verbündeten.
Dem passiven Träumer Strapinski fällt das Glück zu, der aktive Realist Böhni schafft sein eigenes Unglück.
Die vornehmen, aber naiven Goldacher sehen sich durch einen falschen Grafen betrogen, die einfachen, aber schlauen Seldwyler entlarven ihn.
Danach sehen sich die schlauen Seldwyler durch den Schneider um ihr Geld gebracht, während die naiven Goldacher ihn als angesehenen Bürger empfangen können.
Stil und Sprache Kellers:
Dem Stilprinzip des Realismus entsprechend ist die Sprache der Novelle einfach, klar und natürlich. Dem Bemühen um poetische Überhöhung entspringen die bildhafte Anschaulichkeit und die Ironie der anspielungsreichen Mehrdeutigkeit.
Fünf Interpretationsansätze bieten sich an:
Die Interpretation kann hauptsächlich ansetzen an
der komplexen Persönlichkeit der zentralen Figur,
den Wendungen der Handlung,
den gesellschaftlichen Voraussetzungen,
den Bezügen auf die Zeitgeschichte,
am Titelmotiv der täuschenden Zeichenhaftigkeit.
Rezeptionsgeschichte:
Zur Zeit Kellers wird Kleider machen Leute wenig wahrgenommen und in der scheinbar einfachen Verbindung von Komik, Märchenhaftigkeit und Realismus zwar gelobt, aber auch unterschätzt. Immerhin gehört die Novelle zu den ersten Werken Kellers, die sofort ins Französische und Englische übersetzt werden. Kritisiert werden mitunter vereinzelte Verstöße gegen die realistische Forderung nach Mäßigung des Stils und Wahrscheinlichkeit der Handlung.
Im 20. Jahrhundert wird die Novelle zur klassischen Schullektüre erhoben, vielfach für die Bühne bearbeitet, zweimal als Oper vertont und dreimal verfilmt.
Gottfried Keller (1819–1890) © Wikipedia
JAHR
ORT
EREIGNIS
ALTER
1819
Zürich
Am 19. Juli Geburt K.’s als Sohn des Drechslermeisters Hans Rudolf Keller (1791–1824) und der Arzttochter Elisabeth, geb. Scheuchzer (1787–1864), beide aus Glattfelden
1822
Zürich
1. Mai: Geburt der Schwester Regula
2
1822–1825
Zürich
Verlust von vier Geschwistern: Regina Elisabeth (1818–22), Anna Katharina (1820–22), Anna Elisabeth (1823–24) und Johann Rudolf (1824–25)
3–6
1824
Zürich
Am 12. August Tod des Vaters an Lungenschwindsucht
5
1825–1831
Zürich
Besuch der Armenschule gemäß dem Wunsch des verstorbenen Vaters
6–12
1826
Zürich
Im März Heirat der Mutter mit dem ersten Gesellen ihres Mannes Hans Heinrich Wild, „zwar nicht aus Neigung, wohl aber um ihren Gewerb fortsetzen zu können“[1].
6
1827
Zürich – Sumiswald
Wild verlässt die Familie, zieht nach Sumiswald.
8
1831–1833
Zürich
Besuch des Landknabeninstituts für Nicht-Stadtbürger
12–14
1832
Zürich
Niederschrift einiger Stücke für Puppenspiele[2]
13
1833–1834
Zürich
Besuch der nach dem liberalen Umsturz 1831 gegründeten Kantonalen Industrieschule
14–15
1834
Zürich
15. Februar: Scheidungsurteil zwischen der Mutter und Wild
9. Juli: Schulausschluss als Anführer eines Schülerprotests gegen einen Lehrer
14
Glattfelden
Sommer: Aufenthalt beim Onkel und Vormund Johann Heinrich Scheuchzer. K. will Landschaftsmaler werden, findet aber keinen guten Lehrmeister.
15
1834–1836
Zürich
Lehre im Atelier beim Manufakturisten Peter Steiger. K. stellt Kommerzbildchen her.
15–17
1837
Zürich
Juni: Bekanntschaft mit dem Landschaftsmaler Rudolf Meyer (1803–1857), „Römer“ genannt.
17
1837/
1838
Zürich
Bezahlter Unterricht bei Meyer im Aquarellieren
18
1838
Richterswil
14. Mai: Tod der Jugendgeliebten Henriette Keller (1818–1838). K. würdigt sie durch ein Aquarell und das Gedicht Das Grab am Zürichsee.
18
1839
Glattfelden – Zürich
6.–9. September: K. eilt von Glattfelden nach Zürich, um den konservativen Putsch zu bekämpfen.
20
1840–1842
München
Versuch, in der deutschen Kunststadt als Landschaftsmaler zu reüssieren, scheitert an mangelndem Geld und Talent.
20–23
1843
Zürich
Ab Juli: Die Lektüre der Gedichte G. Herweghs und A. Grüns bewegt K., mehr Gedichte zu schreiben.
24
1843–1844
Zürich
K. wird durch J. Fröbel und A. A. L. Follen als Dichter ermuntert und gefördert.
24–25
1844 und
1845
Zürich – Luzern
Teilnahme an den beiden Freischarenzügen gegen die konservative Regierung Luzerns
25
1845–1846
Zürich
A. A. L. Follen publiziert in zwei Jahrgängen des Deutschen Taschenbuches Gedichte von K.
26–27
1845/1846
Zürich
Winter: unerklärte Liebe zu F. Freiligraths Schwägerin Marie Melos (1820–1888)
26
1846
Heidelberg
Graubünden
C. Winter veröffentlicht den Band Gedichte.
Sommer: Reise nach Graubünden
27
1847
Zürich
Unerwiderte Liebe zu Luise Rieter (1828–1879)
28
1847–1848
Zürich
Arbeit in der Staatskanzlei des Kantons Zürich bei Staatsschreiber Alfred Escher
28–29
1848
Zürich
26. September: Der Kanton Zürich gewährt K. ein Stipendium für ein Bildungsjahr in Heidelberg zur Förderung seiner poetischen und dramatischen Pläne.
29
1848–1850
Heidelberg
Freundschaft mit J. Henle, H. Hettner und L. Feuerbach. Feuerbachs Religionsphilosphie prägt das weitere Schaffen K.’s.
29–30
1849
Heidelberg
Unerwiderte Liebe zu Feuerbachs Geliebter Johanna Kapp (1824–1883)
30
Zürich
13. Oktober: Erneutes Stipendium des Kantons Zürich
1850–1855
Berlin
Literarisch fruchtbarste Zeit: Niederschrift des Grünen Heinrich (1854/55), der Leute von Seldwyla, 1. Bd. (1856), des Apothekers von Chamounix, 1. Fs., (1883), Pläne zum 2. Bd. der Leute von Seldwyla, zum Sinngedicht, zu den Sieben Legenden, zu einer Züricher Novelle und zum nie geschriebenen Drama Therese.
30–36
1851
Braunschweig
Berlin
E. Vieweg veröffentlicht Neuere Gedichte.
K. besucht Salon F. Lewalds, ist nicht angetan.
32
1851–1852
Zürich
K. erhält weitere Jahresstipendien aus Zürich.
32–33
1854–1855
Berlin
Verkehr und Freundschaft mit F. Duncker und R. und K. A. Varnhagen v. Ense
34–36
1854
Zürich – Berlin
7. Februar: K. lehnt eine Dozentur am neugegründeten eidg. Polytechnikum (ETH) ab.
April: Ludmilla Assing (1821–1880), Nichte Varnhagens, erklärt K. ihre Liebe und porträtiert ihn. K. bleibt kühl.
34
1854–1855
Braunschweig
E. Vieweg veröffentlicht den Grünen Heinrich in 4 Bänden.
35–36
Berlin
Heftige, unerwiderte Liebe zu Betty Tendering (1831–1902), der Schwägerin F. Dunckers
1855–1861
Zürich
K. ist als freier Schriftsteller von Mutter und Schwester abhängig und wohnt bei ihnen. Er schreibt Festlieder und arbeitet an der Fortsetzung der Leute von Seldwyla, den Sieben Legenden und dem Projekt zum Sinngedicht.
36–42
1856
Braunschweig
E. Vieweg veröffentlicht Die Leute von Seldwyla.
37
1860
Leipzig
Berthold Auerbach’s Deutscher Volks-Kalender für das Jahr 1861 veröffentlicht Das Fähnlein der sieben Aufrechten.
41
1860–1861
Zürich
K. tritt in Opposition zum „System“ A. Eschers und betätigt sich als politischer Journalist.
41–42
1861
Zürich
14. September: Wahl zum Staatsschreiber der von K. kritisierten Kantonsregierung. Umzug mit Mutter und Schwester ins Haus der Staatskanzlei.
42
1863–1865
Zürich
Unterstützung des polnischen Aufstands 1863/64 als Sekretär des „Schweizerischen Central-Comités für Polen“
44–46
1864
Zürich
5. Februar: Tod der Mutter. K. lebt weiter mit Schwester.
44
Ab 1865
Zürich
Wiederaufnahme des literarischen Schreibens, darunter Arbeit an Kleider machen Leute
46
1866
Zürich
Mai: Verlobung mit der 23-jährigen Konzertpianistin Luise Scheidegger
46
Herzogenbuchsee
12. Juli: Freitod der Verlobten
1866–1868
Zürich
K. arbeitet als 2. Sekretär des Verfassungsrates an einer Verfassungsrevision, die er ablehnt.
47–49
1869
Zürich
19. Juli: Ehrendoktor zur Feier des 50. Geburtstags
Beginn der Freundschaft mit Adolf Exner und dessen Schwester Marie
50
1872
Stuttgart
Veröffentlichung der Sieben Legenden bei Göschen. Erster Verkaufserfolg K.’s
52
München
Herbst: Erster Amtsurlaub seit 1861
53
1873
Zürich – Braunschweig
März: K. fasst Existenz als freier Schriftsteller ins Auge und bricht wegen Honorarfragen mit Vieweg.
53
Zürich
April: Die 22-jährige Kellnerin Lina Weissert (1851–1910) lehnt K.’s brieflichen Heiratsantrag ab.
Sommer: Sommerurlaub bei A. und M. Exner
1873–1874
Stuttgart
Vierbändige zweite, vermehrte Ausgabe der Leute von Seldwyla bei Göschen mit den neuen Erzählungen in den Bänden 3 und 4
54–55
1874
Wien
Juli: Besuch bei A. und M. Exner
55
1875
Enge
Frühling: Umzug mit der Schwester auf das Bürgli in der Gemeinde Enge
56
Zürich
15. Juli: Rücktritt als Staatsschreiber nach 14 Jahren
1876–1877
Leipzig
Veröffentlichung der Züricher Novellen in der Deutschen Rundschau J. Rodenbergs
57–58
1877
Husum – Enge
Beginn der Brieffreundschaft mit Th. Storm
58
1878
Stuttgart
Veröffentlichung der Züricher Novellen in Buchform bei Göschen, zusammen mit dem Fähnlein der sieben Aufrechten und Ursula
59
1878–1880
Enge
Völlige Umarbeitung des Grünen Heinrich
59–61
1879–1880
Stuttgart
Veröffentlichung des neuen Grünen Heinrich in vier Bänden bei Göschen
60–61
1881
Leipzig
Januar–Mai: Veröffentlichung des Sinngedichts in der Deutschen Rundschau
61
1882
Berlin
Das Sinngedicht als Buchausgabe bei Hertz
63
Hottingen
Umzug mit Schwester ins „Thaleck“ in der Gemeinde Hottingen
1883
Berlin
Gesammelte Gedichte, selbst betreute Gesamtausgabe der Gedichte bei Hertz
64
1883–1886
Hottingen
Arbeit am Roman Martin Salander
64–67
Ab 1884
Zürich
Beginn der Freundschaft mit dem Maler Arnold Böcklin
65
1886
Leipzig – Berlin
Martin Salander in der Deutschen Rundschau. Buchausgabe bei Hertz im Dezember
67
1888
Hottingen
6. Oktober: Tod der Schwester Regula
69
1889
Seelisberg
19. Juli: K. entzieht sich im Hotel „Sonnenberg“ der schweizweiten Feier zu seinem 70. Geburtstag.
70
Berlin
Gesammelte Werke in 10 Bänden bei Hertz, von K. mitbetreut.
Baden
Herbst: Badekur
1890
Hottingen
Januar–Juli: K. ist bettlägerig.
15. Juli: K. stirbt vier Tage vor seinem 71. Geburtstag.
70
ZUSAMMENFASSUNG
Blütezeit des Realismus: Keller teilt die Grundvorstellungen der deutschen Realisten, aber mit deutlicherem poetischen Akzent.
Krise des Liberalismus: Zürich und die Schweiz erleben Ende der 1860er Jahre einen grundlegenden wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Wandel.
Verdeckte Zeitbezüge in Kleider machen Leute: Die Handlung kann in den 1830er oder 1860er Jahren angesiedelt werden
Die literarische Epoche
Kleider machen Leute erscheint zur Blütezeit des deutschen Realismus, und die Eckdaten von Kellers Schaffen decken sich ziemlich genau mit denjenigen dieser literarischen Epoche: 1850–1885. Keller orientiert sich an den Haupttendenzen dieser Epoche, sein Werk bestimmt umgekehrt wesentlich das Bild, das wir uns heute von ihr machen.
Der programmatische Realismus Deutschlands geht ab 1850 von drei Grundvoraussetzungen aus:
Die liberale Revolution von 1848 ist gescheitert, das Bürgertum kann keine politischen Umwälzungen mehr anstreben.
Die Stärken des Bürgertums liegen in seiner wirtschaftlichen Tüchtigkeit und seiner humanistischen Bildung.