Kleider machen Leute von Gottfried Keller. - Gottfried Keller - E-Book

Kleider machen Leute von Gottfried Keller. E-Book

Gottfried Keller

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Beschreibung

Königs Erläuterungen – Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick – ideal auch zum Wiederholen. - Das Stichwortregister ermöglicht dir schnelles Finden wichtiger Textstellen. . und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 184

Textanalyse und Interpretation zu

Gottfried Keller

KLEIDER MACHEN LEUTE

Daniel Rothenbühler

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgaben: Gottfried Keller: Kleider machen Leute. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag, 2011 (Hamburger Lesehefte Nr. 3, Heftbearbeitung: F. Bruckner und K. Sternelle.) Zitatverweise sind mit HL gekennzeichnet. Gottfried Keller: Kleider machen Leute. Novelle. Anmerkungen von Rolf Selbmann. Stuttgart: Reclam, 2000 (Universal-Bibliothek Nr. 7470). Zitatverweise sind mit R gekennzeichnet.

Über den Autor dieser Erläuterung: Dr. phil. hist. Daniel Rothenbühler wurde 1951 in Porrentruy geboren. Er hat in Heidelberg und in Bern Germanistik und Romanistik studiert und 1992 in Bern mit einer Dissertation über Der grüne Heinrich 1854/55 promoviert. Er publiziert regelmäßig über die deutschsprachige Literatur der Schweiz, hat das Schweizerische Literaturinstitut mitbegründet und ist in der Literaturvermittlung und -förderung der deutsch- und französischsprachigen Schweiz aktiv. Unterrichtet seit 1991 Deutsch und Französisch am Gymnasium Köniz-Lerbermatt bei Bern.

Hinweis: Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neuregelung angepasst.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

2. Auflage 2013

ISBN 978-3-8044-6965-5

© 2012 by Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Heinz Rühmann und Fritz Odemar im Film „Kleider machen Leute“, D 1940, © Cinetext

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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Verknüpfungen zu den Online-Aufgaben Im Abschnitt 6 „Prüfungsaufgaben“ finden Sie einen Hinweis zu zwei kostenlosen zusätzlichen Aufgaben. Diese Aufgaben können über die Webseite des Verlages aufgerufen werden. Tippen Sie auf die Verknüpfung und Sie werden direkt zu den Online-Aufgaben geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.

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INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick − Schnellübersicht

2. Gottfried keller: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Die literarische Epoche

Die Zeit der Entstehung

Die dargestellte Zeit

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

Möglicher Anlass und Plan

Mögliche Anregungen und Quellen

Niederschrift

Einordnung in den Novellenzyklus

Druck und Publikation

3.2 Inhaltsangabe

Ein falscher Graf verliebt sich

Die Verlobung führt zur Demaskierung

Die Verlobte rettet und heiratet den Entlarvten

3.3 Aufbau

Gliederung

Einheit

Mehrschichtigkeit

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Wenzel Strapinski

Nettchen

Mutter Strapinski †

Vater Amtsrat

Der Seldwyler Schneidermeister

Melchior Böhni

Die Initianten

Der Kutscher

Die Wirtsleute

Die rivalisierenden Nachbarstädte

Goldach

Seldwyla

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

Realismus

Bildhaftigkeit

Ironische Überhöhung

3.7 Interpretationsansätze

Die Persönlichkeit der zentralen Figur

Die Wendungen der Handlung

Die gesellschaftlichen Voraussetzungen

Die Bezüge auf die Zeitgeschichte

Die täuschende Zeichenhaftigkeit der Dinge

4. Rezeptionsgeschichte

Zeitgenössische Rezensionen

Spätere Würdigungen

Schullektüre

Übersetzungen

Bearbeitungen

Motivnachfolge

5. Materialien

Kellers Einleitung von 1856 zum ersten Teil der Leute von Seldwyla

Kellers Einleitung von 1873 zum zweiten Teil der Leute von Seldwyla

Gottfried Kellers Gedicht Jeder Schein trügt

6. Prüfungsaufgaben mit musterlösungen

Aufgabe 1 ***

Aufgabe 2 **

Aufgabe 3 ***

Aufgabe 4 *

Literatur

Zitierte Ausgabe

Kommentierte Ausgaben

Lernhilfen und Kommentare für Schüler

Gesamtausgaben von Kellers Werken

Verwendete Einzeltexte und -ausgaben der Werke Kellers

Verwendete Sekundärliteratur zu Keller

Verwendete Sekundärliteratur zum historischen Kontext

Verwendete Literatur anderer Autoren

Theaterstück

Hörspiel

Oper

Verfilmungen

Internet-Adressen

1.Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.

Im zweiten Kapitel beschreiben wir Kellers Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:

Gottfried Keller lebte von 1819 bis 1890, die meiste Zeit in seiner Heimatstadt Zürich.

Sein literarisches Schaffen von 1854 bis 1890 fällt mit der Zeit des deutschen Realismus zusammen.

Kleider machen Leute erschien 1873 und ist durch die Krise des Zürcher und Schweizer Liberalismus der 1860er Jahre geprägt.

Die Erzählung gehört zum Novellenzyklus Die Leute von Seldwyla in zwei Teilen, dem ersten von insgesamt vier Erzählzyk­len Kellers, die zwischen 1856 und 1882 entstanden.

Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.

Kleider machen Leute – Entstehung und Quellen:

Angeregt durch Betrugsaffären unter polnischen Emigranten in der Schweiz, arbeitet Keller mit längeren Unterbrechungen zwischen 1865 und 1873 an Kleider machen Leute und verknüpft die Novelle motivisch mit den vier weiteren Erzählungen des zweiten Teils des Seldwyla-Zyklus von 1873/74.

Inhalt:

Der arbeitslose Schneidergeselle Wenzel Strapinski wird aufgrund seiner vornehmen Art und Kleidung und seiner Ankunft in einer Grafenkutsche in Goldach, der Nachbarstadt Seldwylas, für einen polnischen Grafen gehalten. Aus Liebe zur Amtsrats-Tochter Nettchen spielt er die Grafenrolle trotz großer Skrupel erfolgreich weiter. Als die beiden sich verloben, veranlasst der Buchhalter Böhni, der selbst um Nettchen wirbt, die Seldwyler, den falschen Grafen bei der Verlobungsfeier durch ein fastnächtliches Maskenspiel unter dem Motto „Kleider machen Leute – Leute machen Kleider“ zu entlarven. Der gedemütigte Strapinski flieht und will im kalten Schnee den Erfrierungstod finden. Doch seine Braut eilt ihm nach, stellt ihn zur Rede, erfährt seine Lebensgeschichte und erkennt, dass er kein Betrüger ist, sondern ein edler Mensch. Sie veranlasst, dass er mit ihr nach Seldwyla zieht, sie heiratet und ein florierendes Schneidergeschäft und eine große Familie begründet, um nach zehn bis zwölf Jahren als wohlhabender und angesehener Bürger nach Goldach zurückzukehren.

Chronologie und Schauplätze:

Die Novelle spielt in den 1830 oder 1860er Jahren, in den fiktiven Schweizer Städtchen Goldach und Seldwyla.

Aufbau:

Die Dreiteilung der Novelle erinnert an ein Drama in drei Akten:

Exposition und Verwicklung: Ein falscher Graf verliebt sich.

Höhe- und Wendepunkt: Die Verlobung führt zu seiner Demaskierung.

Fall und Entscheidung: Die Verlobte rettet und heiratet ihn.

Für die Einheit der Novelle sorgen Seldwyla als Rahmen, das durchgehende Titelmotiv „Kleider machen Leute“ und die unerhörte Begebenheit einer Täuschung, die die Wahrheit offenbart.

Die Mehrschichtigkeit der Erzählung ergibt sich durch die Vielzahl einander kreuzender und ergänzender Perspektiven und den großen Anspielungsreichtum des auktorialen Erzählens.

Personen:

Die Beziehungen der Personen werden durch eine klare Symmetrie von Analogien und Gegensätzen markiert:

Der absichtlichen Täuschung durch den Kutscher steht die unabsichtliche Täuschung der Wirtsleute im Gasthaus „Zur Waage“ gegenüber.

Dem armen und unbeholfenen Halbwaisensohn Strapinski begegnet die wohlhabende und tatkräftige Halbwaisentochter Nettchen.

Der missgünstige Goldacher Buchhalter Böhni findet in einem missgünstigen Seldwyler Schneidermeister seinen Verbündeten.

Dem passiven Träumer Strapinski fällt das Glück zu, der aktive Realist Böhni schafft sein eigenes Unglück.

Die vornehmen, aber naiven Goldacher sehen sich durch einen falschen Grafen betrogen, die einfachen, aber schlauen Seld­wyler entlarven ihn.

Danach sehen sich die schlauen Seldwyler durch den Schneider um ihr Geld gebracht, während die naiven Goldacher ihn als angesehenen Bürger empfangen können.

Stil und Sprache Kellers:

Dem Stilprinzip des Realismus entsprechend ist die Sprache der Novelle einfach, klar und natürlich. Dem Bemühen um poetische Überhöhung entspringen die bildhafte Anschaulichkeit und die Ironie der anspielungsreichen Mehrdeutigkeit.

Fünf Interpretationsansätze bieten sich an:

Die Interpretation kann hauptsächlich ansetzen an

der komplexen Persönlichkeit der zentralen Figur,

den Wendungen der Handlung,

den gesellschaftlichen Voraussetzungen,

den Bezügen auf die Zeitgeschichte,

am Titelmotiv der täuschenden Zeichenhaftigkeit.

Rezeptionsgeschichte:

Zur Zeit Kellers wird Kleider machen Leute wenig wahrgenommen und in der scheinbar einfachen Verbindung von Komik, Märchenhaftigkeit und Realismus zwar gelobt, aber auch unterschätzt. Immerhin gehört die Novelle zu den ersten Werken Kellers, die sofort ins Französische und Englische übersetzt werden. Kritisiert werden mitunter vereinzelte Verstöße gegen die realistische Forderung nach Mäßigung des Stils und Wahrscheinlichkeit der Handlung.

Im 20. Jahrhundert wird die Novelle zur klassischen Schullektüre erhoben, vielfach für die Bühne bearbeitet, zweimal als Oper vertont und dreimal verfilmt.

2.Gottfried keller: Leben und Werk

Gottfried Keller (1819–1890) © Wikipedia

2.1Biografie

JAHR

ORT

EREIGNIS

ALTER

1819

Zürich

Am 19. Juli Geburt K.’s als Sohn des Drechslermeisters Hans Rudolf Keller (1791–1824) und der Arzttochter Elisabeth, geb. Scheuchzer (1787–1864), beide aus Glattfelden

1822

Zürich

1. Mai: Geburt der Schwester Regula

2

1822–1825

Zürich

Verlust von vier Geschwistern: Regina Elisabeth (1818–22), Anna Katharina (1820–22), Anna Elisabeth (1823–24) und Johann Rudolf (1824–25)

3–6

1824

Zürich

Am 12. August Tod des Vaters an Lungenschwindsucht

5

1825–1831

Zürich

Besuch der Armenschule gemäß dem Wunsch des verstorbenen Vaters

6–12

1826

Zürich

Im März Heirat der Mutter mit dem ersten Gesellen ihres Mannes Hans Heinrich Wild, „zwar nicht aus Neigung, wohl aber um ihren Gewerb fortsetzen zu können“[1].

6

1827

Zürich – Sumiswald

Wild verlässt die Familie, zieht nach Sumiswald.

8

1831–1833

Zürich

Besuch des Landknabeninstituts für Nicht-Stadtbürger

12–14

1832

Zürich

Niederschrift einiger Stücke für Puppenspiele[2]

13

1833–1834

Zürich

Besuch der nach dem liberalen Umsturz 1831 gegründeten Kantonalen Industrieschule

14–15

1834

Zürich

15. Februar: Scheidungsurteil zwischen der Mutter und Wild

9. Juli: Schulausschluss als Anführer eines Schülerprotests gegen einen Lehrer

14

Glattfelden

Sommer: Aufenthalt beim Onkel und Vormund Johann Heinrich Scheuchzer. K. will Landschaftsmaler werden, findet aber keinen guten Lehrmeister.

15

1834–1836

Zürich

Lehre im Atelier beim Manufakturisten Peter Steiger. K. stellt Kommerzbildchen her.

15–17

1837

Zürich

Juni: Bekanntschaft mit dem Landschaftsmaler Rudolf Meyer (1803–1857), „Römer“ genannt.

17

1837/

1838

Zürich

Bezahlter Unterricht bei Meyer im Aquarellieren

18

1838

Richterswil

14. Mai: Tod der Jugendgeliebten Henriette Keller (1818–1838). K. würdigt sie durch ein Aquarell und das Gedicht Das Grab am Zürichsee.

18

1839

Glattfelden – Zürich

6.–9. September: K. eilt von Glattfelden nach Zürich, um den konservativen Putsch zu bekämpfen.

20

1840–1842

München

Versuch, in der deutschen Kunststadt als Landschaftsmaler zu reüssieren, scheitert an mangelndem Geld und Talent.

20–23

1843

Zürich

Ab Juli: Die Lektüre der Gedichte G. Herweghs und A. Grüns bewegt K., mehr Gedichte zu schreiben.

24

1843–1844

Zürich

K. wird durch J. Fröbel und A. A. L. Follen als Dichter ermuntert und gefördert.

24–25

1844 und

1845

Zürich – Luzern

Teilnahme an den beiden Freischarenzügen gegen die konservative Regierung Luzerns

25

1845–1846

Zürich

A. A. L. Follen publiziert in zwei Jahrgängen des Deutschen Taschenbuches Gedichte von K.

26–27

1845/1846

Zürich

Winter: unerklärte Liebe zu F. Freiligraths Schwägerin Marie Melos (1820–1888)

26

1846

Heidelberg

Graubünden

C. Winter veröffentlicht den Band Gedichte.

Sommer: Reise nach Graubünden

27

1847

Zürich

Unerwiderte Liebe zu Luise Rieter (1828–1879)

28

1847–1848

Zürich

Arbeit in der Staatskanzlei des Kantons Zürich bei Staatsschreiber Alfred Escher

28–29

1848

Zürich

26. September: Der Kanton Zürich gewährt K. ein Stipendium für ein Bildungsjahr in Heidelberg zur Förderung seiner poetischen und dramatischen Pläne.

29

1848–1850

Heidelberg

Freundschaft mit J. Henle, H. Hettner und L. Feuerbach. Feuerbachs Religionsphilosphie prägt das weitere Schaffen K.’s.

29–30

1849

Heidelberg

Unerwiderte Liebe zu Feuerbachs Geliebter Johanna Kapp (1824–1883)

30

Zürich

13. Oktober: Erneutes Stipendium des Kantons Zürich

1850–1855

Berlin

Literarisch fruchtbarste Zeit: Niederschrift des Grünen Heinrich (1854/55), der Leute von Seldwyla, 1. Bd. (1856), des Apothekers von Chamounix, 1. Fs., (1883), Pläne zum 2. Bd. der Leute von Seldwyla, zum Sinngedicht, zu den Sieben Legenden, zu einer Züricher Novelle und zum nie geschriebenen Drama Therese.

30–36

1851

Braunschweig

Berlin

E. Vieweg veröffentlicht Neuere Gedichte.

K. besucht Salon F. Lewalds, ist nicht angetan.

32

1851–1852

Zürich

K. erhält weitere Jahresstipendien aus Zürich.

32–33

1854–1855

Berlin

Verkehr und Freundschaft mit F. Duncker und R. und K. A. Varnhagen v. Ense

34–36

1854

Zürich – Berlin

7. Februar: K. lehnt eine Dozentur am neugegründeten eidg. Polytechnikum (ETH) ab.

April: Ludmilla Assing (1821–1880), Nichte Varnhagens, erklärt K. ihre Liebe und porträtiert ihn. K. bleibt kühl.

34

1854–1855

Braunschweig

E. Vieweg veröffentlicht den Grünen Heinrich in 4 Bänden.

35–36

Berlin

Heftige, unerwiderte Liebe zu Betty Tendering (1831–1902), der Schwägerin F. Dunckers

1855–1861

Zürich

K. ist als freier Schriftsteller von Mutter und Schwester abhängig und wohnt bei ihnen. Er schreibt Festlieder und arbeitet an der Fortsetzung der Leute von Seldwyla, den Sieben Legenden und dem Projekt zum Sinngedicht.

36–42

1856

Braunschweig

E. Vieweg veröffentlicht Die Leute von Seldwyla.

37

1860

Leipzig

Berthold Auerbach’s Deutscher Volks-Kalender für das Jahr 1861 veröffentlicht Das Fähnlein der sieben Aufrechten.

41

1860–1861

Zürich

K. tritt in Opposition zum „System“ A. Eschers und betätigt sich als politischer Journalist.

41–42

1861

Zürich

14. September: Wahl zum Staatsschreiber der von K. kritisierten Kantonsregierung. Umzug mit Mutter und Schwester ins Haus der Staatskanzlei.

42

1863–1865

Zürich

Unterstützung des polnischen Aufstands 1863/64 als Sekretär des „Schweizerischen Central-Comités für Polen“

44–46

1864

Zürich

5. Februar: Tod der Mutter. K. lebt weiter mit Schwester.

44

Ab 1865

Zürich

Wiederaufnahme des literarischen Schreibens, darunter Arbeit an Kleider machen Leute

46

1866

Zürich

Mai: Verlobung mit der 23-jährigen Konzertpianistin Luise Scheidegger

46

Herzogenbuchsee

12. Juli: Freitod der Verlobten

1866–1868

Zürich

K. arbeitet als 2. Sekretär des Verfassungsrates an einer Verfassungsrevision, die er ablehnt.

47–49

1869

Zürich

19. Juli: Ehrendoktor zur Feier des 50. Geburtstags

Beginn der Freundschaft mit Adolf Exner und dessen Schwester Marie

50

1872

Stuttgart

Veröffentlichung der Sieben Legenden bei Göschen. Erster Verkaufserfolg K.’s

52

München

Herbst: Erster Amtsurlaub seit 1861

53

1873

Zürich – Braunschweig

März: K. fasst Existenz als freier Schriftsteller ins Auge und bricht wegen Honorarfragen mit Vieweg.

53

Zürich

April: Die 22-jährige Kellnerin Lina Weissert (1851–1910) lehnt K.’s brieflichen Heiratsantrag ab.

Sommer: Sommerurlaub bei A. und M. Exner

1873–1874

Stuttgart

Vierbändige zweite, vermehrte Ausgabe der Leute von Seldwyla bei Göschen mit den neuen Erzählungen in den Bänden 3 und 4

54–55

1874

Wien

Juli: Besuch bei A. und M. Exner

55

1875

Enge

Frühling: Umzug mit der Schwester auf das Bürgli in der Gemeinde Enge

56

Zürich

15. Juli: Rücktritt als Staatsschreiber nach 14 Jahren

1876–1877

Leipzig

Veröffentlichung der Züricher Novellen in der Deutschen Rundschau J. Rodenbergs

57–58

1877

Husum – Enge

Beginn der Brieffreundschaft mit Th. Storm

58

1878

Stuttgart

Veröffentlichung der Züricher Novellen in Buchform bei Göschen, zusammen mit dem Fähnlein der sieben Aufrechten und Ursula

59

1878–1880

Enge

Völlige Umarbeitung des Grünen Heinrich

59–61

1879–1880

Stuttgart

Veröffentlichung des neuen Grünen Heinrich in vier Bänden bei Göschen

60–61

1881

Leipzig

Januar–Mai: Veröffentlichung des Sinngedichts in der Deutschen Rundschau

61

1882

Berlin

Das Sinngedicht als Buchausgabe bei Hertz

63

Hottingen

Umzug mit Schwester ins „Thaleck“ in der Gemeinde Hottingen

1883

Berlin

Gesammelte Gedichte, selbst betreute Gesamtausgabe der Gedichte bei Hertz

64

1883–1886

Hottingen

Arbeit am Roman Martin Salander

64–67

Ab 1884

Zürich

Beginn der Freundschaft mit dem Maler Arnold Böcklin

65

1886

Leipzig – Berlin

Martin Salander in der Deutschen Rundschau. Buchausgabe bei Hertz im Dezember

67

1888

Hottingen

6. Oktober: Tod der Schwester Regula

69

1889

Seelisberg

19. Juli: K. entzieht sich im Hotel „Sonnenberg“ der schweizweiten Feier zu seinem 70. Geburtstag.

70

Berlin

Gesammelte Werke in 10 Bänden bei Hertz, von K. mitbetreut.

Baden

Herbst: Badekur

1890

Hottingen

Januar–Juli: K. ist bettlägerig.

15. Juli: K. stirbt vier Tage vor seinem 71. Geburtstag.

70

2.2Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Blütezeit des Realismus: Keller teilt die Grundvorstellungen der deutschen Realisten, aber mit deutlicherem poetischen Akzent.

Krise des Liberalismus: Zürich und die Schweiz erleben Ende der 1860er Jahre einen grundlegenden wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Wandel.

Verdeckte Zeitbezüge in Kleider machen Leute: Die Handlung kann in den 1830er oder 1860er Jahren angesiedelt werden

Die literarische Epoche

Kleider machen Leute erscheint zur Blütezeit des deutschen Realismus, und die Eckdaten von Kellers Schaffen decken sich ziemlich genau mit denjenigen dieser literarischen Epoche: 1850–1885. Keller orientiert sich an den Haupttendenzen dieser Epoche, sein Werk bestimmt umgekehrt wesentlich das Bild, das wir uns heute von ihr machen.

Der programmatische Realismus Deutschlands geht ab 1850 von drei Grundvoraussetzungen aus:

Die liberale Revolution von 1848 ist gescheitert, das Bürgertum kann keine politischen Umwälzungen mehr anstreben.

Die Stärken des Bürgertums liegen in seiner wirtschaftlichen Tüchtigkeit und seiner humanistischen Bildung.