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Intrigen, Verrat und ein aussichtslos scheinender Krieg: William Shakespeares spannendes Historiendrama um König Heinrich V. entführt das Publikum in die Zeit des Hundertjährigen Krieges. Heinrich V. hat gerade den englischen Thron bestiegen, ist jedoch selbst am eigenen Hof von Feinden umgeben. Ein Feldzug führt den jungen Monarchen nach Frankreich, wo er und seine Armee mit einem scheinbar übermächtigen Gegner konfrontiert werden. Ist Heinrich den Herausforderungen eines Königs gewachsen? -
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Seitenzahl: 134
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William Shakespeare
Übersezt von August Wilhelm von Schlegel
Saga
König Heinrich V.
Übersezt von August Wilhelm von Schlegel
Titel der Originalausgabe: Henry V
Originalsprache: dem Englischen
Coverbild/Illustration: Shutterstock
Copyright © 1801, 2021 SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788726885880
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.
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Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com
Herren und Frauen von Adel, Offiziere, französische und englische Soldaten, Boten und Gefolge
Die Szene ist anfangs in England, nachher ununterbrochen in Frankreich
Chorus(tritt ein).
Oh! eine Feuermuse, die hinan
Den hellsten Himmel der Erfindung stiege!
Ein Reich zur Bühne, Prinzen drauf zu spielen,
Monarchen, um der Szene Pomp zu schaun!
Dann käm, sich selber gleich, der tapfre Heinrich
In Marsgestalt; wie Hund' an seinen Fersen
Gekoppelt, würde Hunger, Feur und Schwert
Um Dienst sich schmiegen. Doch verzeiht, ihr Teuren,
Dem schwunglos seichten Geiste, ders gewagt,
Auf dies unwürdige Gerüst zu bringen
Solch großen Vorwurf. Diese Hahnengrube,
Faßt sie die Ebnen Frankreichs? Stopft man wohl
In dieses O von Holz die Helme nur,
Wovor bei Azincourt die Luft erbebt?
O so verzeiht, weil ja in engem Raum
Ein krummer Zug für Millionen zeugt,
Und laßt uns Nullen dieser großen Summe,
Auf eure einbildsamen Kräfte wirken!
Denkt euch im Gürtel dieser Mauern nun
Zwei mächtge Monarchien eingeschlossen,
Die, mit den hocherhobnen Stirnen dräuend,
Der furchtbar enge Ozean nur trennt.
Ergänzt mit dem Gedanken unsre Mängel,
Zerlegt in tausend Teile einen Mann
Und schaffet eingebildte Heereskraft.
Denkt, wenn wir Pferde nennen, daß ihr sie
Den stolzen Huf seht in die Erde prägen;
Denn euer Sinn muß unsre Kön'ge schmücken.
Bringt hin und her sie, überspringt die Zeiten,
Verkürzet das Ereignis manches Jahrs
Zum Stundenglase. Daß ich dies verrichte,
Nehmt mich zum Chorus an für die Geschichte,
Der als Prolog euch bittet um Geduld;
Hört denn und richtet unser Stück mit Huld!
London. Ein Vorzimmer im Palast des Königs
Der Erzbischof von Canterbury und Bischof von Ely treten auf
Canterbury.
Mylord, ich sag Euch, eben die Verordnung
Wird jetzt betrieben, die im elften Jahr
Von der Regierung des verstorbnen Königs
Beinahe wider uns wär durchgegangen,
Wenn die verworrne, unruhvolle Zeit
Aus weitrer Frage nicht verdrängt sie hätte.
Ely.
Doch sagt, Mylord, wie wehrt man jetzt sie ab?
Canterbury.
Man muß drauf denken. Geht sie durch, so büßen
Wir unsrer Güter beßre Hälfte ein.
Denn all das weltlich Land, das fromme Menschen
Im Testament der Kirche zugeteilt,
Will man uns nehmen; nämlich so geschätzt:
Soviel, um für des Königs Staat zu halten
An fünfzehn Grafen, fünfzehnhundert Ritter,
Sechstausendundzweihundert gute Knappen;
Zum Trost für Sieche dann und schwaches Alter,
Für dürftge Seelen, leiblich unvermögend,
Einhundert wohlbegabte Armenhäuser;
Und sonst noch, in des Königs Schatz, des Jahrs
Eintausend Pfund: so lautet die Verordnung.
Ely.
Das wär ein starker Zug.
Canterbury.
Der schlänge Kelch und alles mit hinab.
Ely.
Allein wie vorzubeugen?
Canterbury.
Der König ist voll Huld und milder Rücksicht.
Ely.
Und ein wahrhafter Freund der heilgen Kirche.
Canterbury.
Sein Jugendwandel zwar verhieß es nicht.
Doch kaum lag seines Vaters Leib entseelt,
Als seine Wildheit auch, in ihm ertötet,
Zu sterben schien: ja in dem Augenblick
Kam beßre Überlegung wie ein Engel
Und peitscht' aus ihm den sündgen Adam weg,
Daß wie ein Paradies sein Leib nun blieb,
Das Himmelsgeister aufnimmt und umfaßt.
Nie ward so schnell ein Zögling noch gebildet,
Nie hat noch Besserung mit einer Flut
So raschen Sturmes Fehler weggeschwemmt,
Und nie hat hydraköpfger Eigensinn
So bald den Sitz verloren, und mit eins,
Als jetzt bei diesem König.
Ely.
Die Umwandlung ist segensvoll für uns.
Canterbury.
Hört ihn nur über Gottsgelahrtheit reden,
Und, ganz Bewundrung, werdet Ihr den Wunsch
Im Innern tun, der König wär Prälat;
Hört ihn verhandeln über Staatsgeschäfte,
So glaubt Ihr, daß er einzig das studiert;
Horcht auf sein Kriegsgespräch, und grause Schlachten
Vernehmt Ihr vorgetragen in Musik.
Bringt ihn auf einen Fall der Politik,
Er wird desselben Gordschen Knoten lösen,
Vertraulich wie sein Knieband; daß, wenn er spricht,
Die Luft, der ungebundne Wüstling, schweigt,
Und stumm Erstaunen lauscht in aller Ohren,
Die honigsüßen Sprüche zu erhaschen,
So daß des Lebens Kunst und praktisch Teil
Der Meister dieser Theorie muß sein.
Ein Wunder, wie sie Seine Hoheit auflas,
Da doch sein Hang nach eitlem Wandel war,
Sein Umgang ungelehrt und roh und seicht,
Die Stunden hingebracht in Saus und Braus,
Und man nie regen Fleiß an ihm bemerkt,
Auch kein Zurückziehn, keine Sonderung
Von freiem Zulauf und von Volksgewühl!
Ely.
Es wächst die Erdbeer unter Nesseln auf,
Gesunde Beeren reifen und gedeihn
Am besten neben Früchten schlechtrer Art;
Und so verbarg der Prinz auch die Betrachtung
Im Schleier seiner Wildheit; ohne Zweifel
Wuchs sie wie Sommergras bei Nacht am schnellsten,
Das ungesehn doch kräftges Wachstum hat.
Canterbury.
Es muß so sein, denn Wunder gibts nicht mehr;
Deshalb muß man die Mittel eingestehn,
Wie was zustande kommt.
Ely.
Doch, bester Lord,
Was nun zu tun zur Mildrung dieses Vorschlags,
Den die Gemeinen tun? Ist Seine Majestät
Für oder wider?
Canterbury.
Er scheint unbestimmt,
Doch neigt er mehr auf unsre Seite sich,
Als daß er wider uns den Antrag fördert.
Denn ein Erbieten tat ich Seiner Majestät
Auf unsre geistliche Zusammenrufung,
Und in Betracht von jetzt vorhandnen Gründen,
Die Seiner Hoheit näher ich eröffnet,
Anlangend Frankreich: eine größre Summe
Zu geben, als die Geistlichkeit noch je
Auf einmal seinen Vorfahrn ausgezahlt.
Ely.
Wie nahm man dies Erbieten auf, Mylord?
Canterbury.
Es ward von Seiner Majestät genehmigt;
Nur war nicht Zeit genug, um anzuhören
(Was Seine Hoheit, merkt ich, gern getan),
Das Näh're und die klare Ableitung
Von seinem Recht an ein'ge Herzogtümer
Und überhaupt an Frankreichs Kron und Land
Von Eduard, seinem Ältervater, her.
Ely.
Was war die Hindrung, die dies unterbrach?
Canterbury.
Den Augenblick bat Frankreichs Abgesandter
Gehör sich aus; die Stund ist, denk ich, da,
Ihn vorzulassen. Ist es nicht vier Uhr?
Ely.
Ja.
Canterbury.
Gehn wir hinein, die Botschaft zu erfahren,
Die ich jedoch gar leichtlich raten wollte,
Eh der Franzose noch ein Wort gesagt.
Ely.
Ich folg Euch, mich verlangt, sie anzuhören. (Ab.)
Ein Audienzsaal im Palast
König Heinrich, Gloster, Bedford, Exeter, Warwick, Westmoreland und Gefolge
König Heinrich.
Wo ist der würdge Herr von Canterbury?
Exeter.
Nicht gegenwärtig.
König Heinrich.
Sendet nach ihm, Oheim.
Westmoreland.
Mein König, soll man den Gesandten rufen?
König Heinrich.
Noch nicht, mein Vetter; Dinge von Gewicht,
Betreffend uns und Frankreich, liegen uns
Im Sinne, über die wir Auskunft wünschen,
Eh wir ihn sprechen.
Der Erzbischof von Canterbury und Bischof von Ely treten auf.
Canterbury.
Gott samt seinen Engeln
Beschirme Euren heilgen Thron und gebe,
Daß Ihr ihn lange ziert!
König Heinrich.
Wir danken Euch.
Fahrt fort, wir bitten, mein gelehrter Herr;
Erklärt rechtmäßig und gewissenhaft,
Ob uns das Salische Gesetz in Frankreich
Von unserm Anspruch ausschließt oder nicht.
Und Gott verhüte, mein getreuer Herr,
Daß Ihr die Einsicht drehn und modeln solltet
Und schlau Eur wissendes Gemüt beschweren
Durch Vortrag eines mißerzeugten Anspruchs,
Des eigne Farbe nicht zur Wahrheit stimmt.
Denn Gott weiß wie so mancher, jetzt gesund,
Sein Blut zu des Bewährung noch vergießt,
Wozu uns Eur Hochwürden treiben wird.
Darum gebt acht, wie Ihr Euch selbst verpfändet,
Wie Ihr des Krieges schlummernd Schwert erweckt;
In Gottes Namen mahn ich Euch: gebt acht!
Denn niemals stritten noch zwei solche Reiche,
Daß nicht viel Blut floß, des unschuldge Tropfen
Ein jeglicher ein weh und bittre Klage
Sind über den, der schuldig Schwerter wetzte,
Die so die kurze Sterblichkeit verheeren.
Nach der Beschwörung sprecht, mein würdger Herr;
Wir wollens merken und im Herzen glauben,
Das, was Ihr sagt, sei im Gewissen Euch
So rein wie Sünde bei der Tauf gewaschen.
Canterbury.
So hört mich, gnädiger Monarch, und Pairs,
Die diesem Herrscherthron eur Leben, Treue
Und Dienste schuldig seid: nichts einzuwenden
Ist wider Seiner Hoheit Recht an Frankreich,
Als dies, was sie vom Pharamund ableiten:
In terram Salicam mulieres ne succedant,
Auf Weiber soll nicht erben Salisch Land.
Dies Sal'sche Land nun deuten die Franzosen
Als Frankreich fälschlich aus, und Pharamund
Als Stifter dieser Ausschließung der Frauen.
Doch treu bezeugen ihre eignen Schreiber,
Daß dieses Sal'sche Land in Deutschland liegt,
Zwischen der Sala und der Elbe Strömen,
Wo Karl der Große, nach der Unterjochung
Der Sachsen, Franken angesiedelt ließ,
Die aus Geringschätzung der deutschen Fraun,
Als die in unehrbaren Sitten lebten,
Dort dies Gesetz gestiftet, daß kein Weib
Je Erbin sollte sein im Sal'schen Land,
Das, wie ich sagte, zwischen Elb und Sala
In Deutschland heutzutage Meißen heißt.
So zeigt sichs klar: das Salische Gesetz
Ward nicht ersonnen für der Franken Reich;
Noch auch besaßen sie das Sal'sche Land
Als bis vierhunderteinundzwanzig Jahre
Nach dem Hinscheiden König Pharamunds,
Den man den Stifter des Gesetzes wähnt.
Er starb im Jahr nach unsers Heilands Kunft
Vierhundertsechsundzwanzig; Karl der Große
Bezwang die Sachsen, setzte Franken ein
Jenseits des Flusses Sala, in dem Jahr
Achthundertfünf. Dann sagen ihre Schreiber,
König Pippin, der Childrich abgesetzt,
Gab Recht und Anspruch vor an Frankreichs Krone,
Als allgemeiner Erbe, von Blithilden,
Der Tochter stammend Königes Chlotar.
Auch Hugo Capet, der die Kron entriß
Herzogen Karl von Lothring, einzgem Erben
Vom echten Haus und Mannsstamm Karls des Großen,
Mit ein'gem Schein den Anspruch zu beschönen,
Der doch in Wahrheit schlecht und nichtig war,
Gab sich als Erben aus von Frau Lingaren,
Der Tochter Karlmanns, der von Kaiser Ludwig
Der Sohn war, so wie Ludewig der Sohn
Von Karl dem Großen. Auch Ludewig der Zehnte,
Des Usurpators Capet einzger Erbe,
Konnt im Gewissen keine Ruhe haben
Bei Frankreichs Krone, bis man ihm erwies,
Daß Isabell, die schöne Königin,
Von der er Enkel war in grader Reih,
Abstamme von Frau Irmengard, der Tochter
Des vorerwähnten Herzogs Karl von Lothring;
Durch welche Eh die Linie Karls des Großen
Mit Frankreichs Krone neu vereinigt ward,
So daß so klar wie Sonnenlicht erscheint:
Das Recht Pippins und Hugo Capets Vorwand
Und Ludewigs Beruhigung, sie gründen
Sich auf der Frauen Recht und Anspruch alle;
Wie Frankreichs Kön'ge tun bis diesen Tag,
Wiewohl sie gern das Salische Gesetz
Behaupten möchten, Euer Hoheit Anspruch
Von Frauen Seite damit auszuschließen,
Und lieber sich verstricken in ein Netz,
Als die verdrehten Rechte bloßzulegen,
Die Euch und Euren Vordern sie entwandt.
König Heinrich.
Kann ich nach Pflicht und Recht die Fordrung tun?
Canterbury.
Die Sünde auf mein Haupt, gestrenger Fürst!
Denn in dem Buch der Numeri steht geschrieben
«Der Tochter sei das Erbe zugewandt,
Wenn der Sohn stirbt.» Behauptet, gnädger Herr,
Was Euch gebührt; entrollt Eur' Blutpanier';
Schaut Euch nach Euren mächtgen Ahnen um,
Geht Herr, zu Eures Ältervaters Gruft,
Auf den Ihr Euch mit Eurer Fordrung stützt;
Ruft seinen tapfern Geist und Eduards an,
Des Schwarzen Prinzen, Eures Großoheims,
Der dort auf fränkschem Grund ein Trauerspiel,
Die Macht von Frankreich schlagend, aufgeführt,
Indes sein großer Vater lächelnd stand
Auf einer Höh und seinen jungen Löwen
Sich weiden sah im Blut des fränkschen Adels.
O edle Englische, die trotzen konnten
Mit halbem Heere Frankreichs ganzem Stolz,
Und lachend stand dabei die andre Hälfte,
Ganz kühl und unbeschäftigt bei dem Kampf.
Ely.
Weckt die Erinnrung dieser tapfern Toten,
Mit mächtgem Arm erneuet ihre Taten!
Ihr seid ihr Erb, Ihr sitzt auf ihrem Thron,
Das Blut, der Mut rinnt in den Adern Euch,
Der sie erhob; mein dreimal mächtger Fürst
Ist in dem Maienmorgen seiner Jugend,
Zu Tat und großer Unternehmung reif.
Canterbury.
Die Herrn der Erde, Eure Mitmonarchen,
Erwarten alle, daß Ihr Euch ermannt,
So wie die vorgen Löwen Eures Bluts.
Westmoreland.
Sie wissen, Ihr habt Grund und Macht und Mittel:
Die hat Eur Hoheit auch; kein König Englands
Hat einen reichern Adel je gehabt,
Noch treure Untertanen, deren Herzen
Die Leiber hier in England heim gelassen
Und sich in Frankreichs Feldern schon gelagert.
Canterbury.
O laßt die Leiber folgen, bester Fürst,
Gewinnt Eur Recht mit Blut und Feur und Schwert,
Wozu wir von der Geistlichkeit Eur Hoheit
Solch eine starke Summ erheben wollen,
Als nie die Klerisei mit einemmal
Noch einem Eurer Ahnen zugebracht.
König Heinrich.
Man muß nicht bloß sich wider die Franzosen
Zum Angriff rüsten, auch zum Widerstand
Die Vorkehrungen gegen Schottland treffen,
Das einen Zug sonst wider uns wird tun
Mit allem Vorteil.
Canterbury.
Die an den Marken dort, mein gnädger Fürst,
Sind stark genug zur Maur, das innre Land
Vor Plünderern der Grenze zu beschützen.
König Heinrich.
Wir meinen nicht die leichten Streifer bloß,
Die Hauptgewalt des Schotten fürchten wir,
Der stets für uns ein wilder Nachbar war.
Denn ihr könnt lesen, daß mein Ältervater
Mit seinen Truppen nie nach Frankreich zog,
Daß nicht der Schott' ins unbewehrte Reich
Hereinbrach wie die Flut in einen Riß,
Mit reicher Überfülle seiner Kraft,
Das leere Land mit heißem Angriff plagend,
Die Städt und Burgen mit Belagrung gürtend,
Daß unsre Landschaft aller Wehr entblößt,
Gebebt vor solcher üblen Nachbarschaft.
Canterbury.
Sie hatte dann mehr Schreck als Schaden, Herr;
Denn hört sie nur bewähret durch sich selbst:
Als ihre Ritterschaft in Frankreich war
Und sie betrübte Witwe ihrer Edlen,
Hat sie nicht bloß sich selber gut verteidigt,
Sie fing der Schotten König, sperrt' ihn ein,
Sandt ihn nach Frankreich dann, um Eduards Ruhm
Zu füllen mit gefangner Kön'ge Zahl
Und Eure Chronik reich an Preis zu machen,
Wie Meeres Schlamm und Boden ist an Trümmern
Gesunkner Schiff' und Schätzen ohne Maß.
Westmoreland.
Doch gibt es einen Spruch, sehr alt und wahr:
«So du Frankreich willst gewinnen,
Mußt mit Schottland erst beginnen.»
Denn ist der Adler England erst auf Raub,
So kommt das Wiesel Schottland angeschlichen
Zu seinem unbewachten Nest und saugt
Ihm so die königlichen Eier aus;
Es spielt die Maus, die, wenn die Katze fort,
Besudelt und verdirbt, was sie nicht frißt.
Exeter.
Die Katze muß demnach zu Hause bleiben;
Doch unbedingt ist solche Nöt'gung nicht.
Gibts Schlösser doch, den Vorrat zu verwahren,
Und feine Fallen für die kleinen Diebe.
Indes die Hand bewaffnet auswärts ficht,
Wehrt sich zu Hause das beratne Haupt.
Denn Regiment, zwar hoch, und tief und tiefer
Verteilt an Glieder, hält den Einklang doch
Und stimmt zu einem vollen, reinen Schluß
So wie Musik.
Canterbury.
Sehr wahr; drum teilt der Himmel
Des Menschen Stand in mancherlei Beruf
Und setzt Bestrebung in beständgen Gang,
Dem als zum Ziel Gehorsam ist gestellt;
So tun die Honigbienen, Kreaturen,
Die durch die Regel der Natur uns lehren
Zur Ordnung fügen ein bevölkert Reich.
Sie haben einen König und Beamte
Von unterschiednem Rang, wovon die einen
Wie Obrigkeiten, Zucht zu Hause halten,
Wie Kaufleut andre auswärts Handel treiben,
Noch andre, wie Soldaten, mit den Stacheln