König Heinrich V. (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch) - William Shakespeare - E-Book
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König Heinrich V. (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch) E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

In der zweisprachigen Ausgabe von "König Heinrich V." taucht der Leser in die dramatische Welt von William Shakespeare ein, die von politischem Intrigenspiel, kriegerischen Schlachten und persönlichem Mut geprägt ist. Der historische Kontext des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich schafft eine eindrucksvolle Kulisse für Shakespeares beeindruckendes Werk. Der Autor verwendet einen kraftvollen und poetischen Schreibstil, der die Emotionen und die Spannung der Geschichte effektiv zum Ausdruck bringt. Die zweisprachige Ausgabe ermöglicht es dem Leser, sowohl die Originalsprache als auch die deutsche Übersetzung zu erleben, was eine tiefere kulturelle und sprachliche Verbindung zum Text herstellt. William Shakespeare, einer der größten Dramatiker seiner Zeit, bringt mit "König Heinrich V." ein meisterhaftes drama geschichtlichen Ereignissen und dem persönlichen Charakter des Königs nahe. Im Drama finden sich auch zeitlose Themen wie Führung, Ehre und Schicksal, die auch heute noch relevant sind und zum Nachdenken anregen. Für Leser, die historische Dramen mit tiefgründiger Charakterentwicklung und poetischer Sprache schätzen, ist "König Heinrich V." eine fesselnde Lektüre, die sie in eine faszinierende Welt des mittelalterlichen Englands entführt.

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William Shakespeare

König Heinrich V.

(Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch)

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1483-9

Inhaltsverzeichnis - Table of Contents

KÖNIG HEINRICH V (german)
KING HENRY V (englisch)
Englisch

KÖNIG HEINRICH V

(german)

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

PERSONEN

PROLOG

ERSTER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

ZWEITER AUFZUG

PROLOG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

VIERTE SZENE

DRITTER AUFZUG

PROLOG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

VIERTE SZENE

FÜNFTE SZENE

SECHSTE SZENE

SIEBENTE SZENE

VIERTER AUFZUG

PROLOG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

VIERTE SZENE

FÜNFTE SZENE

SECHSTE SZENE

SIEBENTE SZENE

ACHTE SZENE

FÜNFTER AUFZUG

PROLOG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

Englisch

PERSONEN

Inhaltsverzeichnis

König Heinrich der Fünfte

HERZOG VON GLOSTER, brüder des königs HERZOG VON BEDFORD, brüder des königs

HERZOG VON EXETER, Oheim des Königs

HERZOG VON YORK, Vetter des Königs

GRAF VON SALISBURY

GRAF VON WESTMORELAND

GRAF VON WARWICK

ERZBISCHOF VON CANTERBURY

BISCHOF VON ELY

GRAF VON CAMBRIDGE

LORD SCROOP

Sir Thomas Grey, Verschworene gegen den König

Sir Thomas Erpingham

Gower

Fluellen

Macmorris

Jamy, Offiziere in Heinrichs Armee

Bates

Court

Williams, Soldaten in derselben

PISTOL, ehemals Bediente

Nym

Bardolph,ehemals Bediente

Falstaffs, jetzt ebenfalls Soldaten in derselben

Ein Bursch, der sie bedient

Karl der Sechste, König von Frankreich

Louis, der Dauphin

Herzog von Burgund

Herzog von Orleans

Herzog von Bourbon

Der Connétable von Frankreich

Rambures

Grandpré, französische Edelleute

Der Befehlshaber von Harfleur

Montjoye, ein französischer Herold

Gesandte an den König von England

Isabelle, Königin von Frankreich

Katharina, Tochter Karls und Isabellens

Alice, ein Fräulein im Gefolge der Prinzessin Katharina

Wirtin Hurtig, Pistols Frau

Herren und Frauen von Adel, Offiziere, französische und englische Soldaten, Boten und Gefolge

Die Szene ist anfangs in England, nachher ununterbrochen in Frankreich

Englisch

PROLOG

Inhaltsverzeichnis

Chorus(tritt ein).

Oh! eine Feuermuse, die hinan Den hellsten Himmel der Erfindung stiege! Ein Reich zur Bühne, Prinzen drauf zu spielen, Monarchen, um der Szene Pomp zu schaun! Dann käm, sich selber gleich, der tapfre Heinrich In Marsgestalt; wie Hund' an seinen Fersen Gekoppelt, würde Hunger, Feur und Schwert Um Dienst sich schmiegen. Doch verzeiht, ihr Teuren, Dem schwunglos seichten Geiste, ders gewagt, Auf dies unwürdige Gerüst zu bringen Solch großen Vorwurf. Diese Hahnengrube, Faßt sie die Ebnen Frankreichs? Stopft man wohl In dieses O von Holz die Helme nur, Wovor bei Azincourt die Luft erbebt? O so verzeiht, weil ja in engem Raum Ein krummer Zug für Millionen zeugt, Und laßt uns Nullen dieser großen Summe, Auf eure einbildsamen Kräfte wirken! Denkt euch im Gürtel dieser Mauern nun Zwei mächtge Monarchien eingeschlossen, Die, mit den hocherhobnen Stirnen dräuend, Der furchtbar enge Ozean nur trennt. Ergänzt mit dem Gedanken unsre Mängel, Zerlegt in tausend Teile einen Mann Und schaffet eingebildte Heereskraft. Denkt, wenn wir Pferde nennen, daß ihr sie Den stolzen Huf seht in die Erde prägen; Denn euer Sinn muß unsre Kön'ge schmücken. Bringt hin und her sie, überspringt die Zeiten, Verkürzet das Ereignis manches Jahrs

Englisch

ERSTER AUFZUG

Inhaltsverzeichnis

ERSTE SZENE

Inhaltsverzeichnis

London. Ein Vorzimmer im Palast des Königs

Der Erzbischof von Canterbury und Bischof von Ely treten auf

Canterbury. Mylord, ich sag Euch, eben die Verordnung Wird jetzt betrieben, die im elften Jahr Von der Regierung des verstorbnen Königs Beinahe wider uns wär durchgegangen, Wenn die verworrne, unruhvolle Zeit Aus weitrer Frage nicht verdrängt sie hätte.

Ely. Doch sagt, Mylord, wie wehrt man jetzt sie ab?

Canterbury. Man muß drauf denken. Geht sie durch, so büßen Wir unsrer Güter beßre Hälfte ein. Denn all das weltlich Land, das fromme Menschen Im Testament der Kirche zugeteilt, Will man uns nehmen; nämlich so geschätzt: Soviel, um für des Königs Staat zu halten An fünfzehn Grafen, fünfzehnhundert Ritter, Sechstausendundzweihundert gute Knappen; Zum Trost für Sieche dann und schwaches Alter, Für dürftge Seelen, leiblich unvermögend, Einhundert wohlbegabte Armenhäuser; Und sonst noch, in des Königs Schatz, des Jahrs Eintausend Pfund: so lautet die Verordnung.

Ely. Das wär ein starker Zug.

Canterbury. Der schlänge Kelch und alles mit hinab.

Ely. Allein wie vorzubeugen?

Canterbury. Der König ist voll Huld und milder Rücksicht.

Ely. Und ein wahrhafter Freund der heilgen Kirche.

Canterbury. Sein Jugendwandel zwar verhieß es nicht. Doch kaum lag seines Vaters Leib entseelt, Als seine Wildheit auch, in ihm ertötet, Zu sterben schien: ja in dem Augenblick Kam beßre Überlegung wie ein Engel Und peitscht' aus ihm den sündgen Adam weg, Daß wie ein Paradies sein Leib nun blieb, Das Himmelsgeister aufnimmt und umfaßt. Nie ward so schnell ein Zögling noch gebildet, Nie hat noch Besserung mit einer Flut So raschen Sturmes Fehler weggeschwemmt, Und nie hat hydraköpfger Eigensinn So bald den Sitz verloren, und mit eins, Als jetzt bei diesem König.

Ely. Die Umwandlung ist segensvoll für uns.

Canterbury. Hört ihn nur über Gottsgelahrtheit reden, Und, ganz Bewundrung, werdet Ihr den Wunsch Im Innern tun, der König wär Prälat; Hört ihn verhandeln über Staatsgeschäfte, So glaubt Ihr, daß er einzig das studiert; Horcht auf sein Kriegsgespräch, und grause Schlachten Vernehmt Ihr vorgetragen in Musik. Bringt ihn auf einen Fall der Politik, Er wird desselben Gordschen Knoten lösen, Vertraulich wie sein Knieband; daß, wenn er spricht, Die Luft, der ungebundne Wüstling, schweigt, Und stumm Erstaunen lauscht in aller Ohren, Die honigsüßen Sprüche zu erhaschen, So daß des Lebens Kunst und praktisch Teil Der Meister dieser Theorie muß sein. Ein Wunder, wie sie Seine Hoheit auflas, Da doch sein Hang nach eitlem Wandel war, Sein Umgang ungelehrt und roh und seicht, Die Stunden hingebracht in Saus und Braus, Und man nie regen Fleiß an ihm bemerkt, Auch kein Zurückziehn, keine Sonderung Von freiem Zulauf und von Volksgewühl!

Ely. Es wächst die Erdbeer unter Nesseln auf, Gesunde Beeren reifen und gedeihn Am besten neben Früchten schlechtrer Art; Und so verbarg der Prinz auch die Betrachtung Im Schleier seiner Wildheit; ohne Zweifel Wuchs sie wie Sommergras bei Nacht am schnellsten, Das ungesehn doch kräftges Wachstum hat.

Canterbury. Es muß so sein, denn Wunder gibts nicht mehr; Deshalb muß man die Mittel eingestehn, Wie was zustande kommt.

Ely. Doch, bester Lord, Was nun zu tun zur Mildrung dieses Vorschlags, Den die Gemeinen tun? Ist Seine Majestät Für oder wider?

Canterbury. Er scheint unbestimmt, Doch neigt er mehr auf unsre Seite sich, Als daß er wider uns den Antrag fördert. Denn ein Erbieten tat ich Seiner Majestät Auf unsre geistliche Zusammenrufung, Und in Betracht von jetzt vorhandnen Gründen, Die Seiner Hoheit näher ich eröffnet, Anlangend Frankreich: eine größre Summe Zu geben, als die Geistlichkeit noch je Auf einmal seinen Vorfahrn ausgezahlt.

Ely. Wie nahm man dies Erbieten auf, Mylord?

Canterbury. Es ward von Seiner Majestät genehmigt; Nur war nicht Zeit genug, um anzuhören (Was Seine Hoheit, merkt ich, gern getan),

Englisch

ZWEITE SZENE

Inhaltsverzeichnis

Ein Audienzsaal im Palast

König Heinrich, Gloster, Bedford, Exeter, Warwick, Westmoreland und Gefolge

König Heinrich. Wo ist der würdge Herr von Canterbury?

Exeter. Nicht gegenwärtig.

König Heinrich. Sendet nach ihm, Oheim.

Westmoreland. Mein König, soll man den Gesandten rufen?

König Heinrich. Noch nicht, mein Vetter; Dinge von Gewicht, Betreffend uns und Frankreich, liegen uns Im Sinne, über die wir Auskunft wünschen, Eh wir ihn sprechen.

Der Erzbischof von Canterbury und Bischof von Ely treten auf.

Canterbury. Gott samt seinen Engeln Beschirme Euren heilgen Thron und gebe, Daß Ihr ihn lange ziert!

König Heinrich. Wir danken Euch. Fahrt fort, wir bitten, mein gelehrter Herr; Erklärt rechtmäßig und gewissenhaft, Ob uns das Salische Gesetz in Frankreich Von unserm Anspruch ausschließt oder nicht. Und Gott verhüte, mein getreuer Herr, Daß Ihr die Einsicht drehn und modeln solltet Und schlau Eur wissendes Gemüt beschweren Durch Vortrag eines mißerzeugten Anspruchs, Des eigne Farbe nicht zur Wahrheit stimmt. Denn Gott weiß wie so mancher, jetzt gesund, Sein Blut zu des Bewährung noch vergießt, Wozu uns Eur Hochwürden treiben wird. Darum gebt acht, wie Ihr Euch selbst verpfändet, Wie Ihr des Krieges schlummernd Schwert erweckt; In Gottes Namen mahn ich Euch: gebt acht! Denn niemals stritten noch zwei solche Reiche, Daß nicht viel Blut floß, des unschuldge Tropfen Ein jeglicher ein weh und bittre Klage Sind über den, der schuldig Schwerter wetzte, Die so die kurze Sterblichkeit verheeren. Nach der Beschwörung sprecht, mein würdger Herr; Wir wollens merken und im Herzen glauben, Das, was Ihr sagt, sei im Gewissen Euch So rein wie Sünde bei der Tauf gewaschen.

Canterbury. So hört mich, gnädiger Monarch, und Pairs, Die diesem Herrscherthron eur Leben, Treue Und Dienste schuldig seid: nichts einzuwenden Ist wider Seiner Hoheit Recht an Frankreich, Als dies, was sie vom Pharamund ableiten:In terram Salicam mulieres ne succedant, Auf Weiber soll nicht erben Salisch Land. Dies Sal'sche Land nun deuten die Franzosen Als Frankreich fälschlich aus, und Pharamund Als Stifter dieser Ausschließung der Frauen. Doch treu bezeugen ihre eignen Schreiber, Daß dieses Sal'sche Land in Deutschland liegt, Zwischen der Sala und der Elbe Strömen, Wo Karl der Große, nach der Unterjochung Der Sachsen, Franken angesiedelt ließ, Die aus Geringschätzung der deutschen Fraun, Als die in unehrbaren Sitten lebten, Dort dies Gesetz gestiftet, daß kein Weib Je Erbin sollte sein im Sal'schen Land, Das, wie ich sagte, zwischen Elb und Sala In Deutschland heutzutage Meißen heißt. So zeigt sichs klar: das Salische Gesetz Ward nicht ersonnen für der Franken Reich; Noch auch besaßen sie das Sal'sche Land Als bis vierhunderteinundzwanzig Jahre Nach dem Hinscheiden König Pharamunds, Den man den Stifter des Gesetzes wähnt. Er starb im Jahr nach unsers Heilands Kunft Vierhundertsechsundzwanzig; Karl der Große Bezwang die Sachsen, setzte Franken ein Jenseits des Flusses Sala, in dem Jahr Achthundertfünf. Dann sagen ihre Schreiber, König Pippin, der Childrich abgesetzt, Gab Recht und Anspruch vor an Frankreichs Krone, Als allgemeiner Erbe, von Blithilden, Der Tochter stammend Königes Chlotar. Auch Hugo Capet, der die Kron entriß Herzogen Karl von Lothring, einzgem Erben Vom echten Haus und Mannsstamm Karls des Großen, Mit ein'gem Schein den Anspruch zu beschönen, Der doch in Wahrheit schlecht und nichtig war, Gab sich als Erben aus von Frau Lingaren, Der Tochter Karlmanns, der von Kaiser Ludwig Der Sohn war, so wie Ludewig der Sohn Von Karl dem Großen. Auch Ludewig der Zehnte, Des Usurpators Capet einzger Erbe, Konnt im Gewissen keine Ruhe haben Bei Frankreichs Krone, bis man ihm erwies, Daß Isabell, die schöne Königin, Von der er Enkel war in grader Reih, Abstamme von Frau Irmengard, der Tochter Des vorerwähnten Herzogs Karl von Lothring; Durch welche Eh die Linie Karls des Großen Mit Frankreichs Krone neu vereinigt ward, So daß so klar wie Sonnenlicht erscheint: Das Recht Pippins und Hugo Capets Vorwand Und Ludewigs Beruhigung, sie gründen Sich auf der Frauen Recht und Anspruch alle; Wie Frankreichs Kön'ge tun bis diesen Tag, Wiewohl sie gern das Salische Gesetz Behaupten möchten, Euer Hoheit Anspruch Von Frauen Seite damit auszuschließen, Und lieber sich verstricken in ein Netz, Als die verdrehten Rechte bloßzulegen, Die Euch und Euren Vordern sie entwandt.

König Heinrich. Kann ich nach Pflicht und Recht die Fordrung tun?

Canterbury. Die Sünde auf mein Haupt, gestrenger Fürst! Denn in dem Buch der Numeri steht geschrieben «Der Tochter sei das Erbe zugewandt, Wenn der Sohn stirbt.» Behauptet, gnädger Herr, Was Euch gebührt; entrollt Eur' Blutpanier'; Schaut Euch nach Euren mächtgen Ahnen um, Geht Herr, zu Eures Ältervaters Gruft, Auf den Ihr Euch mit Eurer Fordrung stützt; Ruft seinen tapfern Geist und Eduards an, Des Schwarzen Prinzen, Eures Großoheims, Der dort auf fränkschem Grund ein Trauerspiel, Die Macht von Frankreich schlagend, aufgeführt, Indes sein großer Vater lächelnd stand Auf einer Höh und seinen jungen Löwen Sich weiden sah im Blut des fränkschen Adels. O edle Englische, die trotzen konnten Mit halbem Heere Frankreichs ganzem Stolz, Und lachend stand dabei die andre Hälfte, Ganz kühl und unbeschäftigt bei dem Kampf.

Ely. Weckt die Erinnrung dieser tapfern Toten, Mit mächtgem Arm erneuet ihre Taten! Ihr seid ihr Erb, Ihr sitzt auf ihrem Thron, Das Blut, der Mut rinnt in den Adern Euch, Der sie erhob; mein dreimal mächtger Fürst Ist in dem Maienmorgen seiner Jugend, Zu Tat und großer Unternehmung reif.

Canterbury. Die Herrn der Erde, Eure Mitmonarchen, Erwarten alle, daß Ihr Euch ermannt, So wie die vorgen Löwen Eures Bluts.

Westmoreland. Sie wissen, Ihr habt Grund und Macht und Mittel: Die hat Eur Hoheit auch; kein König Englands Hat einen reichern Adel je gehabt, Noch treure Untertanen, deren Herzen Die Leiber hier in England heim gelassen Und sich in Frankreichs Feldern schon gelagert.

Canterbury. O laßt die Leiber folgen, bester Fürst, Gewinnt Eur Recht mit Blut und Feur und Schwert, Wozu wir von der Geistlichkeit Eur Hoheit Solch eine starke Summ erheben wollen, Als nie die Klerisei mit einemmal Noch einem Eurer Ahnen zugebracht.

König Heinrich. Man muß nicht bloß sich wider die Franzosen Zum Angriff rüsten, auch zum Widerstand Die Vorkehrungen gegen Schottland treffen, Das einen Zug sonst wider uns wird tun Mit allem Vorteil.

Canterbury. Die an den Marken dort, mein gnädger Fürst, Sind stark genug zur Maur, das innre Land Vor Plünderern der Grenze zu beschützen.

König Heinrich. Wir meinen nicht die leichten Streifer bloß, Die Hauptgewalt des Schotten fürchten wir, Der stets für uns ein wilder Nachbar war. Denn ihr könnt lesen, daß mein Ältervater Mit seinen Truppen nie nach Frankreich zog, Daß nicht der Schott' ins unbewehrte Reich Hereinbrach wie die Flut in einen Riß, Mit reicher Überfülle seiner Kraft, Das leere Land mit heißem Angriff plagend, Die Städt und Burgen mit Belagrung gürtend, Daß unsre Landschaft aller Wehr entblößt, Gebebt vor solcher üblen Nachbarschaft.

Canterbury. Sie hatte dann mehr Schreck als Schaden, Herr; Denn hört sie nur bewähret durch sich selbst: Als ihre Ritterschaft in Frankreich war Und sie betrübte Witwe ihrer Edlen, Hat sie nicht bloß sich selber gut verteidigt, Sie fing der Schotten König, sperrt' ihn ein, Sandt ihn nach Frankreich dann, um Eduards Ruhm Zu füllen mit gefangner Kön'ge Zahl Und Eure Chronik reich an Preis zu machen, Wie Meeres Schlamm und Boden ist an Trümmern Gesunkner Schiff' und Schätzen ohne Maß.

Westmoreland. Doch gibt es einen Spruch, sehr alt und wahr: «So du Frankreich willst gewinnen, Mußt mit Schottland erst beginnen.» Denn ist der Adler England erst auf Raub, So kommt das Wiesel Schottland angeschlichen Zu seinem unbewachten Nest und saugt Ihm so die königlichen Eier aus; Es spielt die Maus, die, wenn die Katze fort, Besudelt und verdirbt, was sie nicht frißt.

Exeter. Die Katze muß demnach zu Hause bleiben; Doch unbedingt ist solche Nöt'gung nicht. Gibts Schlösser doch, den Vorrat zu verwahren, Und feine Fallen für die kleinen Diebe. Indes die Hand bewaffnet auswärts ficht, Wehrt sich zu Hause das beratne Haupt. Denn Regiment, zwar hoch, und tief und tiefer Verteilt an Glieder, hält den Einklang doch Und stimmt zu einem vollen, reinen Schluß So wie Musik.

Canterbury. Sehr wahr; drum teilt der Himmel Des Menschen Stand in mancherlei Beruf Und setzt Bestrebung in beständgen Gang, Dem als zum Ziel Gehorsam ist gestellt; So tun die Honigbienen, Kreaturen, Die durch die Regel der Natur uns lehren Zur Ordnung fügen ein bevölkert Reich. Sie haben einen König und Beamte Von unterschiednem Rang, wovon die einen Wie Obrigkeiten, Zucht zu Hause halten, Wie Kaufleut andre auswärts Handel treiben, Noch andre, wie Soldaten, mit den Stacheln Bewehrt, die samtnen Sommerknospen plündern Und dann den Raub mit lustgem Marsch nach Haus Zum Hauptgezelte ihres Kaisers bringen; Der, emsig in der Majestät, beachtet, Wie Maurer singend goldne Dächer baun, Die stillen Bürger ihren Honig kneten, Wie sich die armen Tagelöhner drängen Mit schweren Bürden an dem engen Tor; Wie, mürrisch summend, der gestrenge Richter Die gähnende und faule Drohne liefert In bleicher Henker Hand. Ich folgte dies: Daß viele Dinge, die zusammen stimmen Zur Harmonie, verschieden wirken können, Wie viele Pfeile da- und dorthin fliegen Zu einem Ziel; Wieviel verschiedne Weg' in eine Stadt, Wie viele frische Ström in eine See, Wie viele Linien in den Mittelpunkt An einer Sonnenuhr zusammenlaufen: So, erst im Gang, kann tausendfaches Wirken Zu einem Zweck gedeihn, wohl durchgeführt Und ohne Mangel. Drum nach Frankreich, Herr! Teilt Euer glücklich England in vier Teile: Ein Viertel nehmt davon nach Frankreich hin, Ihr könnt damit ganz Gallien zittern machen; Wenn wir mit dreimal soviel Macht zu Haus Die eigne Tür dem Hund nicht wehren können, So laßt uns zausen, und dies Volk verliere Den Ruhm der Tapferkeit und Politik.

König Heinrich. Ruft die vom Dauphin hergesandten Boten!

(Einer vom Gefolge ab. Der König besteigt den Thron.)

Wir sind entschlossen, und mit Gottes Hilfe Und eurer (unsrer Stärke edlen Sehnen), Da Frankreich unser, wollen wir vor uns Es beugen, oder ganz in Stücke brechen; Wir wollen dort entweder waltend sitzen In weiter hoher Herrschaft über Frankreich Und die fast königlichen Herzogtümer; Sonst ruhe dies Gebein in schlechter Urne, Grablos und ohne Denkmal über ihm. Wenn die Geschichte nicht mit vollem Mund Kühn meine Taten spricht, so sei mein Grab Gleich einem türkschen Stummen ohne Zunge, Nicht mit papiernem Epitaph geehrt.

Die französischen Gesandten treten auf.

Wir sind bereit, was unserm Vetter Dauphin Beliebt, nun zu vernehmen; denn wir hören, Von ihm ist euer Gruß, vom König nicht.

Gesandter. Geruhn Eur Majestät, uns zu erlauben, Frei zu bestellen, was der Auftrag ist; Wie, oder sollen schonend wir von fern Des Dauphins Meinung, unsre Botschaft, zeigen?

König Heinrich. Nicht ein Tyrann, ein christlicher Monarch Sind Wir, und Unsre Leidenschaft der Gnade So unterworfen, wie in Unsern Kerkern Verbrecher angefesselt; darum sagt Mit freier, ungehemmter Offenheit Des Dauphins Meinung uns.

Gesandter. Dann kürzlich so: Eur Hoheit, neulich hin nach Frankreich sendend, Sprach dort gewisse Herzogtümer an, Kraft Eures großen Vorfahrn Eduard des Dritten. Zur Antwort nun sagt unser Herr, der Prinz, Daß Ihr zu sehr nach Eurer Jugend schmeckt, Und heißt Euch wohl bedenken, daß in Frankreich Mit muntern Tänzen nichts gewonnen wird; Ihr könnt Euch nicht in Herzogtümer schwärmen. Drum schickt er, angemeßner Eurem Geist, Euch dieser Tonne Schatz, begehrt dafür, Ihr wollet fernerhin die Herzogtümer Nicht von Euch hören lassen. So der Dauphin.

König Heinrich. Der Schatz, mein Oheim?

Exeter. Federbälle, Herr.

König Heinrich. Wir freun uns, daß der Dauphin mit uns scherzt; Habt Dank für eure Müh und sein Geschenk. Wenn wir zu diesen Bällen die Rakette Erst ausgesucht, so wollen wir in Frankreich Mit Gottes Gnad in einer Spielpartie Des Vaters Kron ihm in die Schanze schlagen; Sagt ihm, er ließ sich ein mit solchem Streiter, Daß alle Höfe Frankreichs ängsten wird Der Bälle Sprung. Und – wir verstehn ihn wohl, Wie er uns vorhält unsre wildern Tage Und nicht ermißt, wozu wir sie benutzt. Wir schätzten niemals diesen armen Sitz Von England hoch; drum in der Ferne lebend, Ergaben wir uns wilder Ausschweifung, Wie Menschen immer es zu halten pflegen,

Englisch

ZWEITER AUFZUG

Inhaltsverzeichnis

PROLOG

Inhaltsverzeichnis

Chorus tritt auf

Chorus. Nun ist die Jugend Englands ganz in Glut, Und seidne Buhlschaft liegt im Kleiderschrank; Die Waffenschmiede nun gedeihn, der Ehre Gedanke herrscht allein in aller Brust. Sie geben um das Pferd die Weide feil, Dem Spiegel aller Christenkön'ge folgend, Beschwingten Tritts, wie englische Merkure. Denn jetzo sitzt Erwartung in der Luft Und birgt ein Schwert, vom Griff bis an die Spitze Mit Kaiserkronen, Herrn- und Grafenkronen, Heinrich und seinen Treuen zugesagt. Die Franken, welche gute Kundschaft warnt Vor dieser Schreckensrüstung, schütteln sich In ihrer Furcht, und bleiche Politik Bemüht sich, Englands Zwecke abzulenken. O England! Vorbild deiner innern Größe, Gleich einem kleinen Leib mit mächtgem Herzen, Was könntest du nicht tun, was Ehre will, Wär jedes deiner Kinder gut und echt! Doch sieh nur! Frankreich fand in dir ein Nest Von hohlen Busen, und das füllt es an Mit falschen Kronen. Drei verderbte Männer: Der eine, Richard, Graf von Cambridge, dann Heinrich, Lord Scroop von Masham, und der dritte, Sir Thomas Grey, northumberlandscher Ritter, Sie sind um fränkschen Sold (o Schuld, nicht Sold!) Eidlich verschworen mit dem bangen Frankreich. Und dieser Ausbund aller Kön'ge muß Von ihren Händen sterben (wenn ihr Wort Verrat und Hölle halten), eh er sich Nach Frankreich eingeschifft, und in Southampton. Verlängt noch die Geduld, so ordnen wir Der Ferne Mißbrauch nach des Spieles Zwang. Die Summe ist bezahlt, die Frevler einig, Der König fort von London, und die Szene Ist nun verlegt, ihr Teuren, nach Southampton. Da ist das Schauspielhaus, da müßt ihr sitzen; Von da geleiten wir nach Frankreich euch Und bringen sicher euch zurück, beschwörend

Englisch

ERSTE SZENE

Inhaltsverzeichnis

London. Straße in Eastcheap

Nym und Bardolph begegnen einander

Bardolph. Willkommen, Korporal Nym.

Nym. Guten Morgen, Leutnant Bardolph.

Bardolph. Sagt, seid Ihr und Fähnrich Pistol wieder gute Freunde?

Nym. Ich für mein Teil frage nicht danach, ich sage wenig, aber wenn die Zeit kommt, kann es freundlich zugehen; doch das mag sein, wie es will. Fechten mag ich nicht; aber ich kann die Augen zutun und meinen Spieß vorhalten. Es ist nur ganz einfältig, aber was tuts ? Man kann Käse daran rösten, und er hält die Kälte aus sogut wie andrer Menschen Degen auch, und das ist der Humor davon.

Bardolph. Ich will ein Frühstück daran wenden, euch zu guten Freunden zu machen, und dann wollen wir alle als geschworne Brüder nach Frankreich ziehn. Bietet dazu die Hand, guter Korporal Nym.

Nym. Meiner Treu, ich will so lange leben, als es geht, das ist ausgemacht, und wenn ich nicht länger leben kann, so will ich sehen, wie ich es mache. Das ist mein Schluß, das ist das laus deo dabei.

Bardolph. Es ist gewiß, Korporal, daß er mit Lene Hurtig verheiratet ist, und gewißlich, er tat Euch unrecht, denn Ihr wart mit ihr versprochen.

Nym. Ich weiß es nicht, die Sachen müssen gehn, wie sie können: es kann kommen, daß Leute schlafen und daß sie zu der Zeit ihre Gurgel bei sich haben, und etliche behaupten, Messer haben Schneiden. Es muß gehen, wie es kann. Ist Geduld schon eine abgetriebene Mähre, so schleppt sie sich doch fort. Es muß eine Endschaft werden. Nun, ich weiß es nicht.

Pistol und Frau Hurtig kommen.

Bardolph. Da kommt Fähnrich Pistol und seine Frau. Guter Korporal, nun haltet Euch ruhig. – Nun, wie stehts, Herr Wirt?

Pistol. Du Zecke, nennst mich Wirt? Bei dieser Hand, das ist für mich kein Name, Noch herbergt meine Lene.

Frau Hurtig. Wenigstens nicht lange, meiner Treu; denn wir können nicht ein Dutzend Frauenzimmer oder was drüber in Wohnung und Kost haben, die sich ehrbar vom Stich ihrer Nadeln ernähren, ohne daß man gleich denkt, wir hielten ein liederliches Haus. (Nym zieht den Degen.) O Herr! da ist Korporal Nym seiner – nun haben wir hier vorsätzlichen Ehebruch und Mord. Guter Korporal Nym, zeige dich als ein tüchtiger Mann und steck den Degen ein.

Bardolph. Guter Leutnant – guter Korporal, nehmt nichts vor!

Nym. Pah!

Pistol. Pah dir, isländischer Hund! Du kecker Spitz von Island!

Nym. Willst du abziehn? Ich möchte dich solus haben.

(Steckt den Degen in die Scheide.)

Pistol.Solus, du ungemeiner Hund? O Viper! Das solus in dein seltsamlich Gesicht, Das solus in die Zähn und Kehle dir, In deine schnöde Lunge, ja, in deinen Magen, Und, was noch schlimmer, in den garstgen Mund! Dein solus schleudr' ich dir ins Eingeweide, Denn reden kann ich, und der Hahn Pistols Ist schon gespannt, und blitzend Feuer folgt.

Nym. Ich bin nicht Barbason, Ihr könnt mich nicht beschwören. Ich bin im Humor, Euch leidlich derb auszupochen; wenn Ihr mir Schimpf antut, so will ich Euch mit meinem Rapier fegen, wie ich in allen Ehren tun darf; wollt Ihr davongehn, so möchte ich Euch ein bißchen in die Gedärme prickeln, wie ich nach guter Sitte tun darf, und das ist der Humor davon.

Pistol. O Prahler feig, verdammter, grimmger Wicht! Es gähnt das Grab, und Tod ist ächzend nah; Drum hol heraus! (Pistol und Nym ziehen.)

Bardolph(zieht). Hört mich an, hört an, was ich sage: wer den ersten Streich tut, dem renn ich den Degen bis ans Gefäß in den Leib, so wahr ich ein Soldat bin.

Pistol. Ein Schwur von sondrer Kraft, und legen soll sich Wut. Gib deine Faust, den Vorderfuß mir gib: Dein Mut ist kernhaft stark.

Nym. Ich will dir die Kehle abschneiden, über kurz oder lang in allen Ehren, das ist der Humor davon.

Pistol. So heißt es, coupe la gorge? – Ich trotze dir aufs neu. O Hund von Kreta, hoffst du auf mein Weib? Nein! Geh in das Spital Und hol vom Pökelfaß der Schande dir Den eklen Geir von Cressidas Gezücht, Genannt mit Namen Dortchen Lakenreißer; Die nimm zur Eh; ich hab und will behaupten Die quondam Hurtig als die einzge Sie; Und pauca, damit gut!

Der Bursch kommt.

Bursch. Herr Wirt Pistol, Ihr müßt zu meinem Herrn kommen, – Ihr auch, Wirtin; – er ist sehr krank und will zu Bett. Guter Bardolph, steck die Nase zwischen seine Bettlaken und verrichte den Dienst eines Bettwärmers; wahrhaftig, ihm ist sehr schlimm.

Bardolph. Fort, du Schelm!

Frau Hurtig. Meiner Treu, er wird nächster Tage den Krähen eine fette Mahlzeit geben; der König hat ihm das Herz gebrochen. – Lieber Mann, komm gleich nach Hause.

(Frau Hurtig und der Bursch ab.)

Bardolph. Kommt, soll ich euch beide zu Freunden machen? Wir müssen zusammen nach Frankreich: was Teufel sollen wir Messer führen, einander die Gurgeln abzuschneiden?

Pistol. Die Flut schwell' an, die Hölle heul' um Raub!

Nym.