König Heinrich VIII. - William Shakespeare - E-Book

König Heinrich VIII. E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

Heinrich VIII (englisch The Famous History of the Life of King Henry the Eighth oder einfach Henry VIII, Alternativtitel war bis zur Veröffentlichung im First Folio 1623 All is True) ist ein ca. 1612/13 entstandenes Historiendrama von William Shakespeare, das auf dem Leben König Heinrichs VIII. von England basiert. Das Werk entstand als Gemeinschaftsproduktion in Zusammenarbeit mit John Fletcher.

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William Shakespeare

König Heinrich VIII.

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

König Heinrich VIII.

Prolog

Erster Aufzug

Zweiter Aufzug

Dritter Aufzug

Vierter Aufzug

Fünfter Aufzug

Epilog

Impressum neobooks

König Heinrich VIII.

Prolog

Ich komme nicht mehr, daß ihr lacht. Gestalten,

Die eure Stirnen ziehn in ernste Falten,

Die traurig, groß, stark, voller Pomp und Schmerz,

So edle Szenen, daß in Leid das Herz

Zerrinnt, erscheinen heut. Die Mitleid fühlen,

Sie mögen Tränen schenken unsern Spielen

Der Inhalt ist es wert. Die, welche geben

Ihr Geld, um etwas Wahres zu erleben,

Sie finden hier Geschichte. Die an Zügen,

Geschmückten, sich erfreun und so begnügen,

Zürnen wohl nicht: zwei Stunden still und willig,

Dann steh' ich dafür ein, sie haben billig

Den Schilling eingebracht. Nur die allein,

Die sich an Spaß und Unzucht gern erfreun,

Am Tartschenlärm, die nur der Bursch ergetzt

Im bunten langen Kleid, mit Gelb besetzt,

Sie sind getäuscht; mit Wahrheit, groß und wichtig,

Darf, Edle, niemals Schattenwerk so nichtig

Als Narr und Kampf sich mischen, sonst entehrten

Wir uns und euch, – die uns Vertrau'n gewährten,

Daß wahr nur sei, was jetzt vor euch erscheint –

Und so verblieb' uns kein verständ'ger Freund.

Deshalb, weil man als weis' und klug euch kennt

Und in der Stadt die feinsten Hörer nennt,

Seid ernst, wie wir euch wünschen. Denkt, ihr seht,

Als lebten sie, in stolzer Majestät

Des edlen Spiels Personen. Denkt sie groß,

Vom Volk umringt; denkt ihrer Diener Troß,

Der Freunde Drang; seht hierauf, im Moment,

Wie solche Macht so bald zum Fall gewend't;

Und seid ihr dann noch lustig, möcht' ich meinen,

Es könn' ein Mann am Hochzeittage weinen.

Erster Aufzug

Erste Szene

London. Ein Vorzimmer im Palast des Königs.

Von der einen Seite kommt der Herzog von Norfolk, von der andern der Herzog von Buckingham und der Lord Abergavenny.

BUCKINGHAM.

Guten Morgen und willkommen! Wie ging es Euch,

Seit wir uns sahn in Frankreich?

NORFOLK.

Dank Eu'r Gnaden.

Wohlauf, und stets seitdem noch frisch bewundernd,

Was ich dort sah.

BUCKINGHAM.

Ein sehr unzeitig Fieber

Hielt mich gebannt auf meinem Zimmer fern,

Als die zween Ruhmessöhn' und Heldensterne

Im Ardetal sich trafen.

NORFOLK.

Zwischen Arde

Und Guines sah ich der Fürsten Gruß vom Pferd;

Sah, abgestiegen, beide sich umschließen,

Als wüchsen sie zusammen, so umarmt;

Und wären sie's: wo gab's vier Könige,

Dem Doppelt-Einen gleich?

BUCKINGHAM.

Die ganze Zeit

War ich des Betts Gefangner.

NORFOLK.

Da verlort Ihr

Die Schau des ird'schen Pomps. Man möchte sagen,

Pracht, einsam bis dahin, ward hier vermählt

Noch über ihrem Rang. Stets war das Morgen

Meister des Gestern, bis der letzte Tag

Die vor'gen Wunder einschlang. Überstrahlten

Ganz flimmernd, ganz in Gold, gleich Heldengöttern,

Die Franken heut uns: morgen schufen wir

Aus England India: jeder, wie er stand,

Glich einer Mine. Die Pagenzwerge schienen

Ganz Gold, wie Cherubim: die Damen auch,

Der Arbeit ungewohnt, keuchten beinah

Unter der Pracht; so daß die Mühe selber

Zur Schminke ward. Jetzt rief man diese Maske

Als einzig aus: der nächste Abend macht sie

Zum Narrn, zum Bettler. Beide Könige,

An Schimmer gleich, je wie in Gegenwart

Gewahrt, stehn höh'r und tiefer: wer im Aug',

Ist's auch im Preis; und beide gegenwärtig,

Sah man, so schien's, nur einen: und kein Urteil

Ward nur versucht vom Kenner. Wenn jene Sonnen

(Denn also hieß man sie) die edlen Geister

Durch Heroldsruf zum Kampf ermahnt, sind Taten

Jenseit des Denkbaren vollbracht; die Fabel,

So jetzt als möglich sich bewährt, fand Glauben,

Und Bevis dünkt uns wahr.

BUCKINGHAM.

Oh, Ihr geht weit.

NORFOLK.

So wahr ich Edelmann und immer strebte

Nach Redlichkeit: die Schild'rung jedes Dings

Verlör' an Leben wohl beim besten Redner,

Da Handlung selbst ihm Zunge war. Ganz königlich

War alles, nichts der Einrichtung empört,

Durch Ordnung alles sichtbar, jedes Amt

Erfüllte, was ihm oblag.

BUCKINGHAM.

Wer nur führte,

Ich sage, wer vereinte Haupt und Glieder

Zu diesem großen Fest nach Eurer Meinung?

NORFOLK.

Nun einer, wahrlich, der kein Element

Für solch Geschäft verspricht.

BUCKINGHAM.

Sagt, wer, Mylord?

NORFOLK.

Das alles schuf die klug verständ'ge Einsicht

Des hochehrwürd'gen Kardinals von York.

BUCKINGHAM.

Hol' ihn der Teufel! Er muß an jedem Brei

Ehrgeizig kochen helfen. – Was ging ihn

Dies weltliche Stolzieren an? Mich wundert,

Wie solch ein Klump mit seiner rohen Last

Der segensreichen Sonne Licht darf hemmen,

Der Erd' es vorenthaltend.

NORFOLK.

Wahrlich, Herr,

In ihm ist Stoff, der solche Zwecke fördert:

Denn, nicht gestützt auf Ahnentum (des Gunst

Dem Enkel sichre Bahn vorschreibt); nicht fußend

Auf Taten für die Krone; nicht geknüpft

An mächt'ge Helfer, sondern Spinnen gleich,

Aus seiner selbstgeschaffnen Webe, zeigt er,

Wie Kraft des eignen Werts die Bahn ihm schafft:

Vom Himmel ein Geschenk, das ihm erkauft

Den Platz zunächst am Thron.

ABERGAVENNY.

Ich kann's nicht sagen,

Was ihm der Himmel schenkt: ein schärfrer Blick

Erspähe das. Sein Hochmut aber blickt mir

Aus jedem Zug hervor; wer gab ihm den?

War's nicht die Hölle, so ist Satan Knauser,

Oder gab alles schon hinweg, und er

Erschafft 'ne neue Hölle selbst in sich.

BUCKINGHAM.

Beim fränk'schen Zug, wie Teufel nahm er's auf sich,

Ohne Königs Vorwissen sein Gefolg'

Ihm zu erwählen. Er entwirft die Liste

Vom ganzen Adel; wählt auch solche nur,

Auf die er so viel Bürd' als wenig Ehren

Zu häufen denkt: ja, einzig schon sein Handbrief,

Den hochachtbaren Staatsrat unbefragt,

Muß liefern, wen er hinschreibt.

ABERGAVENNY.

Weiß ich doch

Drei meiner Vettern mind'stens, die sich also

Ihr Erbteil hierdurch schwächten, daß sie nimmer

Wie vormals werden blühn.

BUCKINGHAM.

Oh, vielen brach

Der Rücken, die Landgüter drauf geladen

Für diesen großen Zug. Was half die Torheit,

Als Mittlerin zu werden einem höchst

Armsel'gen Ausgang?

NORFOLK.

Traurig denk' ich oft,

Wie uns der fränk'sche Friede nicht die Kosten,

Ihn abzuschließen, lohnt.

BUCKINGHAM.

Ward jeder nicht

Nach jenem grausen Sturm, der drauf erfolgt,

Vom Geist erfüllt und sprach, unabgeredet,

Das allgemeine Prophezein: es deute

Solch Zeichen, dieses Friedenskleid zerreißend,

Auf seinen bald'gen Bruch.

NORFOLK.

Der ist schon klar;

Denn Frankreich höhnt den Bund und legt Beschlag

Auf unsrer Kaufherrn Güter in Bourdeaux.

ABERGAVENNY.

Ward deshalb der Gesandte fortgeschickt? –

NORFOLK.

Gewiß!

ABERGAVENNY.

Ein saubrer Titel eines Friedens,

Und teuer übers Maß.

BUCKINGHAM.

Ei, lauter Arbeit

Des würd'gen Kardinals.

NORFOLK.

Verzeiht, Mylord,

Der Staat nimmt Kenntnis vom besondern Zwist

Zwischen dem Kardinal und Euch. Drum rat' ich

(Und nehmt aus einem Herzen dies, das Ehr'

Und Sicherheit Euch reichlich gönnt), – Ihr woll't

Des Priesters Arglist stets und seine Macht

Zusammenreihn; dann wohl erwägen, daß,

Worauf sein wilder Haß auch brüt', ihm nimmer

Ein Werkzeug fehlt. Ihr kennt sein Naturell,

Rachgierig ist er: und ich weiß, sein Schwert

Ist scharf gewetzt; 's ist lang, und, wohl weiß man,

Es reicht fernhin: und streckt er's nicht so weit,

So schleudert er's. Schließt meinen Rat ins Herz;

Er wird Euch frommen. Seht, da kommt die Klippe,

Der ich Euch riet zu weichen.

Kardinal Wolsey, vor dem die Tasche getragen wird, mehrere von der Leibwache und zwei Schreiber mit Papieren treten auf. Der Kardinal heftet im Vorbeigehn seinen Blick auf Buckingham, und dieser auf ihn; beide sehn einander voller Verachtung an.

WOLSEY.

Der Hausvogt Herzog Buckinghams? Schon gut!

Habt Ihr die Untersuchung?

SCHREIBER.

Hier, Mylord.

WOLSEY.

Hält er sich fertig in Person?

SCHREIBER.

Ja, gnäd'ger Herr.

WOLSEY.

Gut! Dann ergibt sich mehr; und Buckingham

Wird diesen stolzen Blick schon mäß'gen.

Kardinal Wolsey und sein Gefolge ab.

BUCKINGHAM.

Der Fleischerhund trägt Gift im Maul, und ich

Vermag nicht, ihn zu knebeln: drum, am besten,

Man weckt ihn nicht aus seinem Schlaf. Das Buch

Des Bettlers zählt vor edlem Blut! –

NORFOLK.

Wie, so erhitzt?

Fleht Gott um Mäßigung, das einz'ge Mittel,

Das Eure Krankheit heischt.

BUCKINGHAM.

Sein Blick verkündet

Was gegen mich: sein Aug' erniedrigte

Mich als verworfnen Knecht; und jetzt, jetzt eben,

Bohrt' er mich meuchlings durch: er ging zum König;

Ich folg' und will ihn übertrotzen.

NORFOLK.

Bleibt doch,

Mylord, und laßt Vernunft und Zorn sich fragen,

Was Ihr beginnt. Wer steilen Berg erklimmt,

Hebt an mit ruh'gem Schritt; der Ärger gleicht

'nem überhitz'gen Pferd, das, gebt Ihr Freiheit,

Am eignen Feu'r ermüdet. Keiner, glaubt mir,

Vermag, wie Ihr, mir Rat zu geben: seid

Für Euch, was Ihr dem Freund wär't.

BUCKINGHAM.

Ich will hin,

Und Ehrenmund soll völlig niederschreien

Den Hochmut des Ipswicher Knechts; sonst ruf' ich's:

Hin ist der Unterschied des Ranges.

NORFOLK.

Hört mich!

Heizt nicht den Ofen Euerm Feind so glühend,

Daß er Euch selbst versengt. Wir überrennen,

Durch jähe Eil', das Ziel, nach dem wir rennen,

Und gehn's verlustig. Denkt nur, wie die Flamme,

Wenn sie den Trank geschwellt zum Überschäumen,

Ihn, scheinbar mehrend, nur zerstäubt. Oh, hört!

Ich wiederhol', es gibt kein Haupt in England

So kräftig sich zu leiten, als das Eure,

Wenn Ihr mit Saft der Weisheit wolltet löschen,

Ja, dämpfen nur, die Glut des Jähzorns.

BUCKINGHAM.

Herr,

Nehmt meinen Dank. Entfernen will ich mich

Nach Euerm Wort. Doch der erzstolze Schwindler

(Nicht, weil der Zorn mir schwillt, nenn' ich ihn so,

Nein, aus rechtschaffnem Drang): durch sichre Kundschaft

Und Proben, die so klar wie Bäch' im Juli,

Wenn jedes Korn von Kies wir sehn, kenn« ich ihn

Feil und verrät'risch.

NORFOLK.

Nicht verrät'risch sagt.

BUCKINGHAM.

Dem König sag' ich's: mein Beweis soll stark sein,

Wie Felsenufer. Seht nur: Dieser heil'ge

Fuchs oder Wolf – wenn beides nicht! – (er ist

So räub'risch ja als schlau, so rasch zum Bösen,

Als fein es zu vollziehn; Gemüt und Amt

Hat gegenseitig sich an ihm verpestet):

Nur daß er seinen Prunk ausbreit' in Frankreich,

Wie hier zu Haus, trieb unsem Herrn, den König,

Zum letzten teuren Bündnis und Kongreß,

Der so viel Schätze schlang und wie ein Glas

Zerbrach im Spülen.

NORFOLK.

Ja gewiß, so war's.

BUCKINGHAM.

Erlaubt nur weiter, Herr. Der list'ge Pfaff'

Spann die Artikel nun der Übereinkunft,

Wie's ihm gefiel; dann ward ratifiziert,

Wie er nur winkt, »so sei's«; – zu nicht mehr Vorteil,

Als Krücken für den Toten. Doch unser Hofpfaff'

Ersann's, und so ist's gut; der würd'ge Wolsey,

Der niemals irrt, der tat's. Drauf folgt nun dies

(Was mich bedünkt, 'ne Art von Brut der alten

Hündin Verrat): – der Kaiser Karl, vorgeblich,

Die Kön'gin, seine Tante, zu besuchen

(Den Anstrich gab er wirklich; doch er kam,

Dem Wolsey zuzuflüstern), hält hier Einzug:

Er war in Furcht, ihm werd' aus dem Kongreß

Von Frankreich, durch der zween Monarchen Freundschaft,

Nachteil entstehn; und freilich blickte Unheil

Ihm dräuend aus dem Bund: drum pflog er heimlich

Mit unserm Kardinal, und, wie ich glaube,

Ja, vielmehr weiß, – weil sicher vor dem Abschluß

Der Kaiser zahlt', und also sein Gesuch

Erfüllt war, eh' genannt – genug, nachdem

Der Weg gebahnt und goldgepflastert, heischt

Der Kaiser nun, er möge gütigst anders

Den König stimmen und den Frieden brechen.

Ja, wissen muß der König (gleich, durch mich),

Wie so der Kardinal nach Wohlgefallen

Ihm seine Ehre kauft und auch verkauft,

Und zwar zu seinem Vorteil.

NORFOLK.

Mich betrübt's,

Solches von ihm zu hören, und ich wünsche,

Hier walt' ein Irrtum ob.

BUCKINGHAM.

In keiner Sylbe!

Ich stell' ihn dar in eben der Gestalt,

In der er bald entlarvt ist.

Brandon tritt auf; vor ihm her ein bewaffneter Gerichtsdiener, darauf zwei oder drei von der Leibwache.

BRANDON.

Sergeant,

Ihr wißt, was Eures Amts; vollzieht es!

GERICHTSDIENER.

Sir,

Mylord, Herzog von Buckingham, und Graf

Von Hereford, Stafford und Northampton, ich

Verhafte dich um Hochverrat, im Namen

Unsres großmächt'gen Königs.

BUCKINGHAM.

Seht, Mylord,

Das Netz fiel auf mich nieder; durch Verrat

Und Arglist muß ich untergehn.

BRANDON.

Mich schmerzt,

Der Freiheit Euch beraubt und diesen Hergang

Mit anzusehn; es ist des Königs Wille,

Ihr sollt zum Turm.

BUCKINGHAM.

Nichts hilft mir's, meine Unschuld

Dartun, da solcher Schatten fiel auf mich,

Der selbst das Weiße schwarz färbt. Herr, dein Ratschluß

Gescheh' hierin und allzeit! Ich gehorche.

O Mylord Aberga'ny, lebet wohl!

BRANDON.

Nein, er wird mit Euch gehn. Es ist des Königs

Gefall', Ihr sollt zum Turm, bis Ihr erfahrt,

Was ferner nachfolgt.

ABERGAVENNY.

Mit dem Herzog sag' ich:

Des Herrn Ratschluß gescheh', so wie des Königs

Gefallen!

BRANDON.

Vollmacht hab' ich hier vom König,

Lord Montacut' in Haft zu nehmen; ferner

Den Johann de la Court, des Herzogs Beicht'ger;

Dann seinen Kanzler, Gilbert Peck –

BUCKINGHAM.

So, so!

Das sind des Bunds Mitglieder! Habt Ihr noch mehr?

BRANDON.

Noch einen Karthäusermönch –

BUCKINGHAM.

Oh, Niklas Hopkins.

BRANDON.

Ja.

BUCKINGHAM.

Mein Hausvogt spielte: der große Priester

Bot Gold ihm an; mein Leben ist umspannt;

Ich bin nur Schatten noch des armen Buckingham,

Und dessen Züge selbst tilgt diese Wolke,

Mein helles Licht verdunkelnd. Mylord, lebt wohl!

Alle ab.

Zweite Szene

Das Zimmer des Staatsrats.

Trompeten. König Heinrich, auf des Kardinals Schulter gestützt; mehrere Edelleute und Sir Thomas Lovell treten auf.

KÖNIG.

Mein ganzes Leben dankt, mein Herzblut Euch

Für solche Sorgfalt. Stand ich doch im Schuß

Der schwergelad'nen Meuterei! Habt Dank,

Der sie vertilgt. Laßt jetzt vor uns erscheinen

Des Buckingham Hofmeister: in Person

Will ich rechtfert'gen hören sein Bekenntnis,

Und Punkt für Punkt soll er uns seines Herrn

Verrat aufs neu' berichten.

Der König setzt sich auf den Thron. Die Lords des Reiches nehmen ihre Plätze ein. Der Kardinal setzt sich zu des Königs Füßen auf der rechten Seite. Man hört hinter der Szene rufen. »Platz für die Königin!« Die Königin tritt auf, geführt von den Herzogen von Norfolk und Suffolk; sie knieet. Der König steht auf von seinem Thron, hebt sie auf, küßt sie und heißt sie, neben ihm sitzen.

KÖNIGIN.

Nein, laßt uns länger knien; ich kam, zu bitten.

KÖNIG.

Steht auf, nehmt Euren Platz; Eu'r halb Gesuch

Bleib' unberührt (halb unsre Macht ist Eure),

Die andre Hälft', eh' Ihr sie nennt, gewährt.

So sagt und nehmt die Bitte.

KÖNIGIN.

Dank, mein König.

Daß Ihr Euch selbst liebt, und in solcher Liebe

Nicht außer acht laßt Eure Ehre, noch

Die Hoheit Eures Amts: das ist der Inhalt

Von meiner Bitte:

KÖNIG.

Fahret fort, Gemahlin.

KÖNIGIN.

Ich werd' umlagert stets – und zwar von vielen,

Und von den Redlichsten, – weil Euer Volk

In hartem Trübsal seufzt. Es sind Sendschreiben

Erlassen, so die Herzen lösen mußten

Von aller Treu'; und ob sich zwar darob,

Werter Herr Kardinal, die herbsten Klagen

Auf Euch zumeist ergießen, als Anstifter