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Gesichter, in Stein, in Holz gehauen, stolz und stark, zart und androgyn, manche nur vage Fragmente, gefunden in Kirchen, in Ruinen, auf alten Grabplatten, Hausgiebeln, Jahrhunderte alt, die Bildhauer unbekannt, manche Schönheit ist zu erahnen, auch wenn die Nase eingeschlagen. Mit etwas Farbe wird ihnen ein neues/anderes Leben geschenkt (Hippe). Drei Autoren/Lyriker (Hippe, Schuur, Falk) spüren diesen Gesichtern nach, assoziieren, doppeldeutig/ jeder ist des anderen schlüssel/ die wenige erkenntnis/ zieht die Maske nicht ab.
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Seitenzahl: 18
am grab der freude
wachst du über die lebens
lust verjagst jede leichtigkeit
du halbgott, du sklaventreiber
ein mensch mit vorsätzen
das leid der welt, die verantwortung
die last in deinem gesicht da
schält sich unsere hoffnung von den händen
(hippe)
giftiger grünspan
überzieht dich
keine edle patina
täuscht werte vor
dich zu ergründen
würde mir
die farbe versetzen
(schuur)
vor dem vergängnis
eine beklommenheit
der schakalsgesichtige
der den mund öffnen wird
zähne blecken
höhnisches gelächter
der pelikan wartet am steg
die nachtbarke liegt bereit
(falk)
abbrüche verzweigungen
verkrustet wie eingeprägt diese feinen
spalten wurzelreste
eine keilschrift die ich nicht entziffern
kann was wächst da weiter
in deinem gesicht fragmente
die neu austreiben
die wir pflegen müssen
(hippe)
gezeichnet
wie ein muster der verwesung
im totenreich der gewalt
dem urstoff fehlt
die prägung
nicht wiederherstellbar
ohne schablone
(schuur)
das staunen will kein ende nehmen
o ammirabile sposa del crocifisso
intercedi ora e sempre per le mie neccessità
s. rita da cascia
prega para me
(falk)
der porträtierte
namenlos vergessen
der steinmetz
namenlos vergessen
ein korpus ein
poröser stein
(hippe)
unbeweglich, aufgerichtet
ging es dir darum
standhaft zu sein
gegen wind und wetter?
stand sonst dein leben auf dem spiel?
es gibt unwägbarkeiten
nicht vorzubereitendes
es gibt die erkenntnis
dass selbst die fehlende gewohnheit
die möglichkeit der angewöhnung bietet
(schuur)
augen, nase, mund
aufgelöstes fleisch, von maden zersetztes
ging den weg, unausweichlich
kostete die aurore du mal
durchquerte rimbauds höllen
ergab sich cthulhus umarmungen
augen, nase, mund
unausweichlich
(falk)
habe schon mit deinen kindern gespielt
im obstgarten das hohe gras
der hahnenfuß butterblume gänseblümchen
sperlinge meisen die elstern schimpften
erst die roten kirschen später die pflaumen
und die köstlichen birnen
eigentlich war immer sommer und dann …
und dann fiel der schnee
(hippe)
keine ruhe
du bist noch nicht freigelegt
die jahreszeiten verlieren sich später
verlieren auch dich
erst gestern stimmte ein vogel sein lied an
mitten auf deiner stirn sitzend
erreichte mich deine antwort
(schuur)
selbst in tagen, die alt und grau dahergehen
mit wolken, die so schwer sind
dass sie sich auf deinen schultern abladen
es ist eine unheilbare krankheit
der glaube an den silberfaden
(falk)