5,49 €
Die satirischen Texte dieses Buch richten sich an Menschen, die sich ihren Sinn für das Erkennen alltäglicher Zumutungen bewahrt haben, und die vorhaben, auch weiterhin offenen Auges durchs Leben gehen. Schließlich muss man heutzutage schon genauer hinsehen, um nicht ständig belogen und betrogen zu werden. Man kann sich da gut an den Gepflogenheiten beim Gebrauchtwagenkauf orientieren.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 191
Veröffentlichungsjahr: 2020
Für den Text ist der Autor verantwortlich. Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, sind ausdrücklich untersagt. Die Textrechte verbleiben beim Autor.
Die satirischen Texte dieses Buch richten sich an Menschen, die sich ihren Sinn für das Erkennen alltäglicher Zumutungen bewahrt haben – und die vorhaben, auch weiterhin offenen Auges durchs Leben gehen. Schließlich muss man heutzutage schon genauer hinsehen, um nicht ständig belogen und betrogen zu werden. Man kann sich da gut an den Gepflogenheiten beim Gebrauchtwagenkauf orientieren.
Widmen will ich dieses Buch meiner Ute – wie alle meine bisherigen Bücher. Schließlich ist sie es, die mich in langen Schreibphasen entbehren muss und die dennoch stets bereit ist, mich geduldig und nachsichtig mit Kritik und unverzichtbaren Hinweisen zu unterstützen.
Liedertexte
Abstieg
Ballade vom seelischen Krüppel
Das Bänkellied von Wuttke und Kasulke
Ich parshippe jetzt
Das Trump-Lied
Ich bin ein echter Fan
Teile-und-herrsche-Lied
Er will doch nur spielen
Das Dreckslied
Hinterm Tresen
Ein guter Tag
Soziopathen-Boogie
Er sieht nix – außer Netflix
Geschichten, Sketche, Lyrik
Test einer Verschwörungstheorie
Ein Blick in die Welt von Amazon
Heimat-Obmann
Noch eine Verschwörung
Von Gutmenschen, dem Zeitgeist und der Duden-Redaktion
Yin und Yang
Gutmensch
Bankgespräch
Auf der Brücke
Was wird aus der Morgenröte?
Roter Jochen
Fridjof und die Eingeborenen
Gespräch im Lehrerzimmer
Der meistgesprochene Satz im deutschsprachigen Fernsehen
Anrüchig
Bremsspuren
Undercut
Ein nicht geschriebener Brief an den Generalbundesanwalt
Das Neueste von der Computermesse
Selbstbetrug
Selbstüberwindung lohnt sich
Wolfenbüttels wundersame Wandlung
Von großen und kleinen Fluchten
Meine spezielle Lektorin
Das Springen der Schweinswale
Am Tag, als das Geld verschwand
Der Pessimist
Alles nur Übung
Deutscher Weihnachtsmarkt
Aufregung
Was ist geschehen?
Per Rollstuhl in die Zukunft
Freiheit im Kapitalismus
Der Hildesheimer Untergrund
Das Manifest des denkenden Menschen
Weshalb ich keine unpolitischen Texte schreiben kann
Wer fragt, der führt (alte Betriebspsychologenweisheit)
Das lässt tief blicken
Das 8. Gebot – und wie Gläubige damit umgehen
Kinder lehren uns das Lachen
Eine Frau denkt – mit dem Rücken an der Wand
Problemlösung
Wie die selbstsichere Thekla einmal sprachlos wurde
Schweißtreibend
Das lokale El Niňo
Von großen und kleinen Fluchten
Ein Tannenbäumchen erzählt
Was sich seinerzeit vor Sigmar Gabriels Rücktritt zutrug
Da kann ja schon mal die Maske verrutschen
Wut?
www.abhaengig.de
Biografie
Du hast für sie viele Dinge verkauft
Dank Werbung kauften alle gern
Doch dann wurdest du mit deinem Job gekauft
Von einem noch größeren Konzern
Das Vertraute begannst du zu vermissen
Was danach kam konntest du noch nicht wissen
Da hast du dich erstmal zum Schutz geduckt
Doch bald hat man dir nichts mehr zugetraut
Und dann wurdest du einfach ausgespuckt
Nachdem sie all deine Kraft verdaut
Haben sie dich ausgeschissen
Was danach kam konntest du noch nicht wissen
Wenn du am Rand der Gesellschaft stehst
Fragst du wohin geht wohl die Reise
Du schläfst recht lange aus und gehst
Spät zu Bett und dann weinst du leise
In dein verheultes Kissen
Was danach kommt kannst du noch nicht wissen
Wenn du merkst, dass du überflüssig bist
Kannst du nicht leben, nur vegetieren
Kaum Selbstwertgefühl dir geblieben ist
Bald bewegst du dich auf allen Vieren
Und siehst alles im Leben verbissen
Was danach kommt kannst du noch nicht wissen
Kinder sehen scheel von unten hoch
Kannst dich nur noch scheu durch die Straßen hangeln
Nur diesen einen Abfallkorb noch
Nur noch zwei schmutzige Pfandflaschen angeln
Deine Kleidung ist längst schon zerrissen
Was danach kommt kannst du noch nicht wissen
Das Ende ahnend mit dem Rücken zur Wand
Dein Leben wie Sand im Sieb verrinnt
Wer wie du so lang in der Gosse stand
In der schon so viele gelandet sind
Den wird kaum einer noch vermissen
Denn man braucht dich nicht, du bist verschlissen
Man nennt ihn Radfahrer, Katzbuckler, Schleimer
Denn er speichelt sich schamlos nach oben
Bei Kollegen ist sein Ruf längst im Eimer
Doch vom Chef lässt er sich dafür loben
Mit viel Seife am Kopf kriecht er dem in den Po
Und nach denen da unten schnappt er
Vertrauen gibt es für ihn nirgendwo
Er hat ´nen autoritären Charakter
Den aufrechten Gang hat er nie gelernt
Nur Rad fahren, buckeln und schleimen
Und solange er sich nicht zu ändern lernt
Wird bei den andern das Misstrauen keimen
Will immer gewinnen, stets der Sieger sein
Kann keine Kompromisse machen
Und pflegt obendrein seinen Heiligenschein
Es ist nur traurig und gar nicht zum Lachen
Refr.:
Wer wirklich aufrechte Menschen will
Muss sie auf Augenhöhe erziehen
Mit Angst, Dressur und Kadaverdrill
Ist noch kein Mensch gediehen
(Melodie: Sabinchen war ein Frauenzimmer)
Heinz Wuttke war ein Werkzeugmacher
Und in der SPD
Im Ortsverein mischte er mit beim Geschacher
Das tat ihm als Sozi nicht weh
Wir haben so viel zu verlieren
Der Kapitalismus ist nicht unser Feind
Mit dem werden wir uns schon arrangieren
Dann wird er unser Freund (2X)
Kurt Kasulke war Werkzeugmacherkollege
Doch für Wuttke ein Bürgerschreck
Denn er ging noch viel radikalere Wege
Und sprach Kapitalismus muss weg
Sie waren in einer Gewerkschaft
Und streikten auch beide für Lohn
Doch was sie jeweils als solidarisch verstanden
Das war der blanke Hohn (2X)
Kurt Kasulke sprach zu dem Heinz Wuttke
So einer wie du der spinnt
Statt Kapitalismus zu bekämpfen
Machst du dich bei ihm Liebkind
Du bist niemals mein Genosse
Nur ein Arbeiterverräterschwein
Das nahm Wuttke krumm und wurde laut
In seinem Ortsverein (2X)
Und als die nächste Krise sich senkte
Über die kapitalistische Welt
Unterstützten die Bosse die lärmenden Nazis
Und sammelten für sie viel Geld
Da forderten schlaue Leute
Dass sich die Linke vereint
Doch Kasulke und Wuttke schrien sich an
Bist nicht mein Genosse, nur Feind (2X)
Erst nachdem die Nazis die Macht an sich rissen
War´n Kasulke und Wuttke sehr nett
Denn da hatten sie reichlich Zeit zur Gewöhnung
Als Insassen im KZ
Da schworen sich beide leise
Nun solidarisch zu sein jeden Tag
Denn jeder begriff auf seine Weise
Nur gemeinsam ist man stark (2X)
Und sechsundachtzig Jahre später
Hab´n ihre Nachfahr´n dasselbe Problem
Geschichtsvergessenheit die gebiert neue Täter
Denn die Leut´ sind schon wieder bequem
Wenn die Kasulkes und die Wuttkes
Ihren Arsch kriegen wieder nicht hoch
Wird´s ihnen wie ihren Großvätern gehen
Geschichte wiederholt sich dann doch (2X)
Roswitha hatte rotes Haar
Das stand ihr wirklich gut
Doch als ich ihr mal näher kam
Verließ mich gleich der Mut
Denn sie hat mir mit wirrem Blick
Das Unterhemd zerfetzt –
Ich parshippe jetzt!
Ich war mit Annegret liiert
Die war ganz lieb zu mir
Und fütterte mich jeden Tag
Mit Torten, stets um Vier
Doch als ich nicht mehr mochte
War sie irgendwie vergrätzt –
Ich parshippe jetzt!
Die Rosie konnte kochen
Da ging ich gerne hin
Doch dafür auch noch zahlen
Kam mir nicht in den Sinn
Als ich den Abwasch machen sollt´
Hat sie Wasser aufgesetzt –
Ich parshippe jetzt!
Tamara wollte nur mein Geld
Und Liebe noch dazu
An keinem einz´gen Wochentage
Ließ sie mich in Ruh
Gegen ihre Unersättlichkeit
Wehrte ich mich bis zuletzt –
Ich parshippe jetzt!
Susanne die war schön und klug
Und zeigte das auch gern
Sie war Miss Universum
Von einem andern Stern
Doch dass sie mich für blöd hielt
Das hat mich sehr verletzt –
Ich parshippe jetzt!
Marita liebte Zierfische
Hatte ein Aquarium
Die Fische war´n gelangweilt
Schwammen nur so drin herum
Als ich mein Bier ins Wasser kippte
Schnappten sie bis zuletzt –
Ich parshippe jetzt!
Ines hatte einen Mitbewohner
Der blieb in seinem Zimmer
Wenn Ines und ich kuschelten
Verpieselte er sich immer
Doch eines Tages hat er dann
die Nachbarn aufgehetzt –
Ich parshippe jetzt!
Martina hatte es mal eilig
Bei einem kurzen Date
Da konnte sie es kaum erwarten
Und ich kam zu spät
Besser spät als stets zu früh
rief sie ganz abgehetzt –
Ich parshippe jetzt!
Die Aishe hatte einen Bruder
Der hütete sie sehr
Doch als er mal nicht hinsah
Da hatten wir Verkehr
Erst in der Klinik merkte ich
Da hab ich mich verschätzt –
Ich parshippe jetzt!
Die Thekla war ´ne Rockerbraut
Mit schwarzer Lederjacke
und Schaftstiefeln mit Silbernieten
Das war ´ne echte Macke
Als der Rockerboss mich sah
Hat er das Messer gleich gewetzt –
Ich parshippe jetzt!
Warum nennt ihr mich denn einen Lump?
Ich bin doch der große Donald Trump
ich biege alles wunderbar
so hin, wie´s früher einmal war
Die Frauen wollen von mir nur das eine
grapsch ich nach ihrem Arsch, geht´s von alleine
meinem Charme kann keine widersteh´n
schrei´n erst #Me Too und finden mich dann schön
Refr.: Ich trage maisgelbes Haar mit ´nem Entenarsch
und wer mir blöde kommt, dem blas ich gleich den Marsch
America first, so bau ich mir die Welt
Moral wird nicht gebraucht, für mich zählt nur das Geld
Meine Kumpels von der Waffenlobby
sorgen für unser Kinder schönstes Hobby
die ballern nach der Schule wirklich gern
nur wer ´ne Knarre hat, der kann sich wirklich wehr´n
Wer mich wählt der hat bestimmt kein leichtes Leben
doch alle woll´n mir ihre Stimme geben
und denen hab ich ziemlich viel versprochen
ein Trump, der hat noch nie sein Wort gebrochen
(Refr.)
Die Schwachköpfe aus allen and´ren Ländern
schütteln nur den Kopf, das wird nichts ändern
und die Traumtanzpräsidenten der G7
verarsch ich gern, die müssen mich nicht lieben
Meine Gedanken muss ich einmal täglich twittern
und wer das liest, der fängt gleich an zu zittern
doch äußert einer tadelnd sein Bedauern
kratzt mich das nicht, wegen mir dann der versauern
(Refr.)
Nach Mexiko hin bau ich eine Mauer
das macht dann alle Grenzverletzer sauer
zehn Meter hoch und tausend Meilen lang
Mexikaner machen mich nun einmal krank
Die USA als Führungsmacht der Welt
wollen´s weiter sein und das kostet viel Geld
das hol´n wir uns schon irgendwie zurück
denn wir haben Militär, na welch ein Glück
(Refr.)
Das alte Rom ist Vorbild für die USA
Brot und Spiele für das Volk sind wunderbar
wir machen das genauso, wen wundert´s
wir sind das Rom des einundzwanzigsten Jahrhunderts
Wir haben Coca-Cola und auch Amazon
die Römer hielten Sklaven, na was ist das schon?
bei uns merkt keiner was, versklavt sich selber
als Metzger braucht man jede Menge Kälber
(Refr.)
Es ist längst klar, bei all den schönen Siegen
werd´ ich demnächst auch den Nobelpreis kriegen
bei meinem segensreichen Tun steht der mir zu
erst wenn ich ihn hab´, dann geb ich endlich Ruh
Als Präsident habe ich maximal acht Jahre
doch auch davon krieg ich keine grauen Haare
wie´s weitergeht, wollt ihr nun sicher fragen
danach dürft ihr dann Cäsar zu mir sagen
(Refr.)
Und wenn ich irgendwann mal in den Himmel komm
das klappt ganz gewiss, den ich bin richtig fromm
dann schieb ich Petrus erst einmal zur Seite
und sag „ich bin dein neuer Boss – ab heute“
(Refr.)
Ich bin ein echter Fan von Bayern München
Weil ich gern auf der Siegerseite bin
So kann ich meine Einfalt übertünchen
Ich sieg, obwohl ich ein Versager bin
Ich bin auch für den Neoliberalismus
Trotz eigener Not üb´ ich mich in Geduld
Es gibt nichts Schlimmeres als Altruismus
Wer sich zurücklehnt und nicht kämpft hat selber Schuld
Selbstredend stärke ich Kapitalisten
Im Kampf für freies Unternehmertum
Wenn linke Spinner oder Sozialisten
Dagegen sind, kriegen sie´s mit mir zu tun
Ich find´ den Hype um´s Klima übertrieben
Denn Kohlestrom und Plastik werd´n gebraucht
Den Wirtschaftsaufschwung werden wir noch lieben
Wenn überall der Schornstein wieder raucht
Was braucht ´ne Oma tausend Euro Rente
Und Mietzuschüsse für so´n kleines Loch
Braucht weder Hilfe, noch Alimente
Liegt lang genug uns auf der Tasche noch
Wenn wir wieder besser leben wollen
Gehör´n Grenzen dicht und Linke eingesperrt
Die Rechten bringen alles schon ins Rollen
Dann läuft in diesem Land nichts mehr verkehrt
Ja, bei der nächsten Wahl, da mach ich´s vielleicht wirklich
Und wähle trotz der Skrupel AfD
Ich weiß nicht, ob ich mir damit selbst schade
Vielleicht tun Neonazis ja nicht weh? Oder doch?
Der Rest der Welt kümmert dich wenig
Bist dir der wichtigste Mensch, sorgst dich nur um dich
Du speist jeden Tag opulent wie ein König
Wenn andere nicht satt sind, schert dich das nicht
Refr.:
Du teilst und herrschst und bist autoritär
Lebst wie ein Raubtier und willst immer mehr
Gehst ander´n an die Kehlen, nur Hass ist dein Lohn
Doch du siehst dich als Krone der Evolution
Bei der Arbeit genießt du es, herrschen zu können
Wenn du fehlst, ist das für and´re ein Glück
Dann grinsen sie, wenn sie dich Arschloch nennen
Und schweigen vor Angst, bist du wieder zurück
Kaufst nur Bio, denn du kannst dir das leisten
Was du nicht isst, wirst du in den Müll
In der Schlange zur Tafel sind hungrig die meisten
Doch du hasst dieses Pack, das nicht arbeiten will
(Refr.)
Du hast Einfluss, verfolgst nur deine Interessen
Untergebenen ist dazu der Zugang verbaut
Du als Mächtiger hältst dir Lakai´n und Mätressen
Du empörst dich, wird unsereins peinlich und laut
Nur wenige steh´n so wie du weit oben
Die meisten bilden den Bodensatz
Du hast Macht und musst die da unten nur loben
Dann bleiben alle an ihrem Platz
(Refr.)
Du bist da oben, wir sind da unten
Wurdest gebor´n und erzogen für Macht und Geld
Schule, Kirche und verblödende Medien
Dressierten uns für den Erhalt dieser Welt
Für unser Leben wurden wir abgerichtet
So wie du für die Machtposition
Irgendwann, wenn die Dummheit sich lichtet
Stößt man dich endlich von deinem Thron
(Refr.)
Ein Lied, in dem zwei Fremdwörter überhaupt nicht vorkommen:
Eskapismus (Realitätsflucht) und Homo ludens (Der spielende Mensch. Und dennoch hat es damit etwas zu tun.
Wenn zu Hause Besuch war, zeigte Mutter ganz stolz
Wie ihr Sohn so schön spielte, mit den Autos aus Holz
Da saß der ganz versunken, und ließ sich nicht stör´n
Auch wenn´s ringsum laut war, von ihm war nichts zu hör´n
Mit fünfzehn stand er niemals mit Freunden herum
Er spielte zu Hause, und man hielt ihn für dumm
Da saß er ganz versunken, und ließ sich nicht stör´n
Auch wenn´s ringsum laut war, von ihm war nichts zu hör´n
Er will doch nur spielen
Dann vergisst er die Welt
In der es zwar lärmt und rumort
Doch die für ihn gar nicht zählt
Man sah ihn nie feiern, und auch mit zwanzig Jahr´n
Saß er allein in dem Zimmer, wo die Spielsachen war´n
Da saß er ganz versunken, und ließ sich nicht stör´n
Auch wenn´s ringsum laut war, von ihm war nichts zu hör´n
Als er Vater war, nahm er Frau und Kind
Mit in sein Zimmer und zeigte, wie schön Spielsachen sind
Da saßen sie ganz versunken, ließen sich niemals stör´n
Auch wenn´s ringsum laut war, von ihnen war nichts zu hör´n
Sie woll´n doch nur spielen
Dann vergessen sie die Welt
In der es zwar lärmt und rumort
Doch die für sie gar nicht zählt
Als er Großvater wurde, sein Haar war schon licht
Wuchsen draußen Gefahren, doch das störte ihn nicht
Denn er saß ganz versunken, und ließ sich nicht stör´n
Auch wenn´s ringsum laut war, von ihm war nichts zu hör´n
Eines Nachts hört´ er Schreie, da wurd´ der Nachbar geholt
Weil der nicht nur spielen, sondern sich einmischen wollt´
Doch er blieb in dem Zimmer, wollt´ die Schergen nicht stör´n
Und weil er vor Angst bebte, war von ihm nichts zu hör´n
Er will doch nur spielen
Dann vergisst er die Welt
In der es zwar lärmt und rumort
Und für die er nicht mehr zählt
Wir sind von der Müllabfuhr und machen unsern Job
Wir tun das ohne Widerspruch und ohne lang zu zicken
Jeden Tag malochen wir und hör´n doch niemals Lob
Wenn wir nicht wär´n würdet ihr im Müll ersticken
Wir sind nicht euer Dreck, wir machen den nur weg
Wir sind von der Polizei und bringen Sicherheit
Setzen uns ein gegen Chaos und Verbrechen
Sind jeden Tag im Dienst für euch zu jeder Tageszeit
Ohne uns gäb´s täglich ein Hauen und ein Stechen
Wir sind nicht euer Dreck, wir machen den nur weg
Wir sind von der Putzkolonne, wischen euch hinterher
Wir tun das ohne Murr´n für wenig Geld
Im Unrat zu ersticken fiele euch nicht schwer
Wenn wir nicht wär´n gäb´s ´ne vermüllte Welt
Wir sind nicht euer Dreck, wir machen den nur weg
Wir sind an der Hauptschule das Restlehrpersonal
Und stell´n alle ruhig, auch wenn der Schornstein raucht
Sie jeden Tag nur hinhalten ist schon eine Qual
Wir machen Hartz-IV-Bezieher, die sonst niemand braucht
Wir sind nicht euer Dreck, wir machen den nur weg
Wir sind vom hiesigen Amtsgericht, die Richter in den Roben
Wir pflegen Recht in allen Rechtsbereichen
Durch unsere Urteile tadeln wir und loben
Auch schwere Schicksale können uns nichts erweichen
Wir sind nicht euer Dreck, wir machen den nur weg
Wir sind Sozialarbeiter und wühlen auch im Müll
Weil Menschen oft an der Gesellschaft scheitern
Hol´n wir sie aus der Gosse, auch wenn keiner hinseh´n will
Auch wenn die Pestbeul´n der Gesellschaft weiter eitern
Wir sind nicht euer Dreck, wir machen den nur weg
Wir arbeiten als Altenpfleger in privaten Residenzen
Im Schichtbetrieb, für´n Appel und ´n Ei
Wer menschlich sein will, muss seine Pausen schwänzen
Nur Rendite ist Investoren nicht einerlei
Wir sind nicht euer Dreck, wir machen den nur weg
Wir sind vom Roten Kreuz und bergen die Gestrandeten
Teil´n Suppe aus und helfen, wo wir können
Sind immer schützend da für Jene, die hier landeten
Ohne uns würden sie vor eurer Haustür pennen
Wir sind nicht euer Dreck, wir machen den nur weg
Wenn ihr in Zukunft irgendwann mal in die Lage kommt
Dass ihr in eurem eig´nen Dreck zu ersticken droht
Dann hofft, dass wir euch helfen, effektiv und prompt
Auch wenn ihr uns schlecht bezahlt, eure Helfer in der Not
Wir sind nicht euer Dreck, wir machen den nur weg
Wenn er hinterm Tresen steht
Den Kunden Hamburger andreht
Dann denkt er: meine Arbeitswelt
Hab ich mir anders vorgestellt
Er fuhr mal Taxi, jede Nacht
Das hat ihn auch nicht weit gebracht
Tagsüber schlief er lange aus
Wer wenig Geld hat bleibt zu Haus
Er hat jahrelang studiert
Doch wohin hat das geführt?
Denn was er kann und was er weiß
Schert die Leute einen Scheiß
Mit ´nem gelieh´nen Lieferwagen
Hat er Pakete ausgetragen
Vier Treppen rauf, das Trinkgeld rar
Wenn einer mal zu Hause war
Bald ist er wieder arbeitslos
Dann droht Hartz IV, was macht er bloß?
Er denkt dran, was der Vater riet:
„Jeder ist seines Glückes Schmied!“
Er hat jahrelang studiert
Doch wohin hat das geführt?
Denn was er kann und was er weiß
Schert die Leute einen Scheiß
Ein guter Tag soll´s werden in der Seniorenresidenz
Es riecht nach frischem Kuchen und nach Flatulenz
Noch schnell gelüftet, den Unrat schafft man fort
Und hört des Bürgermeisters salbungsvolles Wort
Ein Senior wird heute hundert Jahr
Der Bürgermeister gratuliert dem Jubilar
Die anderen Alten schauen peinlich berührt weg
Sich zu beschweren, hat doch keinen Zweck
Im Hintergrund harren die Pflegekräfte aus,
nur eine Putzfrau macht sich da nichts draus,
sie drückt den Feudel aus und lächelt dabei stumm
die Dame vom Empfang reicht Käsehäppchen rum
Der Hauswart, den man Facility-Manager nennt
Schlurft in den Saal und wirkt irgendwie verpennt
Ein altes Abflussrohr trägt er unterm Arm
Der Dame vom Empfang ist´s peinlich, doch sie lächelt warm
Alle spielen mit bei dem verlog´nen Spiel
Wer hier betreut wird, dem ist Auflehnung zu viel
Und alle Angestellten fühl´n sich ausgenutzt
Bleibt nur die Frage, wem das alles nutzt
Der Bürgermeister geht, und alles ist wie immer,
Die Alten scheucht man barsch zurück in ihre Zimmer
Das Personal wird hektisch, muss seinen Plan geregelt kriegen
Drum lässt man manchen Alten in seiner vollen Windel liegen
Es kehrt der Alltag ein, das Lächeln ist verflogen
Der gute Tag an diesem Ort war nur gelogen
Doch es gibt Menschen, die das nicht stören mag
Denn für die Aktionäre ist jeder Tag ein guter Tag
Er kennt weder Skrupel noch Reue
Und er ist niemals schuld
Er versucht es stets aufs Neue
Und er hat keine Geduld
Wenn er sich mit dir anlegt
Und an deinen Nerven sägt
Wenn dich so einer herabsetzt
Gehst du verstört aus dem Zimmer
er hat dich entwürdigt und verletzt
Du fühlst dich machtlos wie immer
Im Rücken spürst du seinen bohrenden Blick
Dein Feind sitzt dir im Genick
Er ist egozentrisch und asozial
Und will dich nur manipulieren
Jeder Vermittlungsversuch ist ihm scheißegal
Er kann sein Handeln nicht reflektieren
Und aus seinen Fehlern nichts lernen
Du musst dich von ihm entfernen
Solche Typen gibt´s in allen Ländern
Halt dich besser von ihnen fern
Und versuch nicht, sie zu ändern
Denn genau das hätten sie gern
Doch es würde dir niemals gelingen
Ihre Kälte zu durchdringen
Soziopathen triffst du überall
Jeder Vierte ist einer von denen
Du fühlst dich wie nach einem Überfall
Während sie sich im Triumph zurücklehnen
Nur eines vertragen sie nicht
Sag´s ihnen einfach ins Gesicht
Er sieht nicht den abgerissenen Alten
Der verschämt in der Mülltonne wühlt
Nicht die Frau mit den Sorgenfalten
Die sich von keinem verstanden fühlt
Er blickt an dem vorbei, der an der Tafel ansteht
Und sieht nicht, wie man Schulkinder aussortiert
Ihm ist´s gleich, wenn deren Eltern die Hoffnung abgeht
Ihre Zukunft auf Hartz IV reduziert
Beim Wegschau´n kennt er alle Tricks
Nein, er sieht nix – außer Netflix
Ihn stört nicht, dass wenige Reiche das verprassen
Was sie den vielen Armen stahlen
Und dass sie obendrein jene hassen
Denen sie Duldsamkeit befahlen
Ihn empört nicht der Zynismus solcher Leute
Die grinsend von Neiddebatte sprechen
Sieht nicht die Fratzen jener, die sich heute
Für den zaghaften Protest von gestern rächen
Beim Wegschau´n kennt er alle Tricks
Nein, er sieht nix – außer Netflix
Er schaut weg bei den Kerlen mit gereckten Armen
Sieht nicht ihren bösen, hasserfüllten Blick
Er erkennt nicht, wie sie ohne Erbarmen
Vorwärtsmarschieren und niemals zurück
Er sieht nicht die Furcht und die Unsicherheit
Jener, die vor Angst stumm am Rande steh´n
Ihre Mäuler verschlossen, die Angst macht sich breit
wenn sie stumm vor Furcht nach Hause geh´n
Beim Wegschau´n kennt er alle Tricks
Nein, er sieht nix – außer Netflix
Nur bei Netflix sieht er die wahre Welt
wo sich alle Konflikte in Luft auflösen
Und dafür zahlt er gern sein Geld
So kann er jeden Widerspruch dieser Welt verdösen