... damit das Lachen im Halse stecken bleibt - Hans-Jürgen Fischer - E-Book

... damit das Lachen im Halse stecken bleibt E-Book

Hans-Jürgen Fischer

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Beschreibung

In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Umbrüche und Verunsicherungen sowie schwindender Medienangebote zu politischer Bildung ist es notwendig, solche Trends umzukehren. Satire kann Menschen zum Nachdenken bringen, sodass sie die Notwendigkeit gesellschaftlicher Veränderungen erkennen. Außerdem erweitert jede für Satire notwendige Recherche im Nebeneffekt bei Schreibenden deren politische Bildung. Das Buch soll hierzu Beiträge leisten. Der Ratgeber gliedert sich in drei Teile, die folgende Themenbereiche beinhalten: >>> Beantwortung der Frage: Was ist Satire? >>> Das Arbeiten mit Satire: Mögliche Themenfelder; Annäherung an Satiretexte und Methoden zu ihrer Realisierung; Wege an die Öffentlichkeit. >>> Exemplarische, nach Textsorten geordnete Satiretexte; Literaturvorschläge zu Satire. Das Buch richtet sich erstens an am Satireschreiben interessierte Menschen, die bereits über Kenntnisse im Schreiben kreativer Texte verfügen. Zweitens an Schreibpädagogen und Personen, die Schreibgruppen oder Lesebühnen leiten, in denen das Thema Satire vermittelt werden soll. Drittens an Teilnehmende, die solche Angebote nutzen.

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Für den Text ist der Autor verantwortlich. Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, sind ausdrücklich untersagt. Die Textrechte verbleiben beim Autor.

Danksagung

Hiermit möchte ich allen danken, die mir bei der Realisierung meines lange gehegten Herzenswunsches halfen, dieses Buch über das Schreiben satirischer Texte zu realisieren.

Besonders danke ich meiner Ehefrau Ute, die wie stets alle Textentwürfe kritisch-konstruktiv begleitete, ohne die Geduld oder gar die Nerven zu verlieren.

Auch danke ich meinem Neffen Jan, der wichtige Hinweise zum Rohmanuskript beisteuerte und so für Verbesserungen sorgte.

Danken will ich auch den Teilnehmenden der Schreibgruppe „Dranbleiben“, die mir bei einzelnen Punkten zu neuen Sichtweisen verhalfen.

Hans-Jürgen Fischer

Inhalt

Vorwort: Wozu ein solches Buch?

Teil 1: Was ist Satire?

Satire als Bildungsmedium

Was kann Satire auslösen, was kann sie bewirken?

Satire ist originäre politische Bildungsarbeit

Das Schreiben satirischer Inhalte fördert Kreativität und beflügelt die Fantasie

Satire – ein blinder Fleck in der Schreibpädagogik

Grundlagen der Satire

Geschichtlicher Abriss

Abgrenzungen: Was ist Satire – und was nicht?

Die immer noch aktuelle Frage: Was darf Satire?

Überzeugende Texte durch das Überwinden von Schreibhemmungen und Selbstzensur

Die eigene Haltung zu den Problemen: Es grüßt Herr Ohnemichel

Gaffer-Mentalität überwinden

Welche Rolle spielt der „gesunde Menschenverstand“?

Welche Rolle spielt Humor, und welche Funktion hat er in der Satire?

Teil 2: Arbeiten mit Satire

Welche Themen eignen sich für Satire?

Gesellschaftliche Missstände

Manifestierte Fehlentwicklungen

Gefahren in der Zukunft

Kriege: Wer treibt sie an, wer gewinnt an ihnen?

Prominenz und ihre Fehlleistungen

Umgang mit unserer Muttersprache

Deutschland – ein mörderisches Land?

Die Wege zum Satiretext

Grundlagen des Kreativen Schreibens beachten und nutzen

Wie Ideen reifen: Inspiration – Inkubation – Illumination

Von der Rohfassung zum vortragsreifen Text

Ereignisse und Anregungen festhalten mit: Schreibzeug, Tonaufzeichnung oder Foto

Medien aufmerksam verfolgen: in Funk, TV, Zeitung, Cartoons, Internet, Blogs

Strategisches Vorgehen beim Satireschreiben

Satirische Umsetzung unserer Strategien anhand dreier Beispiele

Die Wege an die Öffentlichkeit

Vortrag im vertrauten Kreis

Lesebühne, Poetry Slam, Kabarett

Eine Anthologie zusammenstellen

Veröffentlichen des eigenen Buches

Teil 3: Beispieltexte für Satire

Exemplarische Satire aus eigener Feder

Kurzprosa

Glosse

Essay

Sketch

Fiktive Reportage

Gedicht

Aphorismus

Lied und Ballade

Märchen und Gleichnisse

Nachwort

Anhang

Schreibratgeber

Literaturvorschläge zu Satire

Eigene Bücher

Kurzbiografie

Vorwort: Wozu ein solches Buch?

Haben Sie oft das Gefühl, von anderen milde belächelt zu werden, weil Sie Ungerechtigkeiten in dieser Welt erkennen und sich für deren Abschaffung einsetzen? Weil Sie auf der Hand liegende Lügengespinste entlarven können? Schwillt Ihnen der Kamm, wenn Ihnen schon wieder eine dreiste Unverfrorenheit zu Ohren kommt, die den Zusammenhalt unserer Gesellschaft unterminiert? Reagieren Sie dann mit beißendem Spott und entlarvendem Witz, wollen Sie gar Ihre eigene Auffassung dagegen setzen und einen Text dazu verfassen? Wenn auf Sie so etwas zutrifft, dann sind Sie hier richtig. Dann sind Sie jemand, der mit Satire einen kleinen Beitrag zur positiven Veränderung der Gesellschaft leisten kann – und die fängt eben in den Köpfen der Zeitgenossen an.

Satire verlangt Parteilichkeit. Satiriker stehen stets an der Seite der Zukurzgekommenen, der um ihre Lebensleistungen Betrogenen, der Verhöhnten. Sie sind solidarisch mit allen Opfern, die den sie beherrschenden Mächten ohnmächtig gegenüberstehen. Und deshalb verlangt auch das Schreiben dieses Buches eine eindeutige Parteilichkeit. Eine moderierende Haltung, die Verständnis für die falsche Seite aufzubringen versucht und sich ihr anbiedert, ist hier eindeutig fehl am Platze, und sie schwächt jeden Argumentationsversuch im Kampf gegen die Ungerechtigkeiten, Verblendungen und Unterdrückungsmethoden dieser Welt. Lesende, die eine solch klare Haltung während der Lektüre als störend oder gar übergriffig empfinden, seien deshalb an die grundlegende gesellschaftliche Funktion von Satire erinnert.

Dies ist vornehmlich ein Buch für Menschen, die einerseits ihre Leidenschaft für das Kreative Schreiben als Hobby pflegen und andererseits konstruktive Gesellschaftskritik leisten wollen. Ich schrieb es als Schreibpädagoge mit Praxiserfahrung im Anleiten von Schreibgruppen und im Verfassen von Satire. Es dient dazu, das Kreative Schreiben mit der Ausrichtung auf Satire thematisch zu bereichern. Auch hauptberuflich Schreibende werden hier sicherlich Hinweise auf Sachverhalte und Sichtweisen finden, die ihnen bisher nicht geläufig waren und ihnen neue Perspektiven eröffnen. Darüber hinaus richtet sich das Buch an Leitungskräfte von Schreibgruppen, in denen das Schreiben von Satire vermittelt werden soll. Dieses Buch erhebt dennoch weder einen literaturtheoretischen noch einen wissenschaftstheoretischen Anspruch.

Uns allen wurde ein gesunder Menschenverstand eingepflanzt – durch die gängigen Sozialisationsinstanzen wie Elternhaus, Kita, Schule, Peer Group, Ausbildungsstätte usw. Auf dieser Grundlage bewerten wir gewöhnlich, ohne es allzu lange zu hinterfragen, was da alles an Alltagserfahrungen und Informationen auf uns einströmt. Aber gerade dieses Hinterfragen brauchen wir, um nicht ständig belogen und betrogen zu werden. Wir wollen unser Leben nicht völlig fremdbestimmt fristen müssen und nicht zum Spielball jener Interessen werden, die nicht die unsrigen sind. Und vieles von dem, was so täglich auf uns einprasselt, sollte auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft werden. Sich darauf einzustellen, probate Gegenmittel zu nutzen und einzuüben, wäre praktische Lebenshilfe und ein emanzipatorischer Akt.

Satire bietet die Chance dazu. Vermeintliche Gewissheiten auf den Prüfstand zu stellen, fragwürdige Botschaften über Personen, Ereignisse oder Zustände mit Humor näher zu beleuchten, sie mit Witz und Verstand zu analysieren, sie zu demaskieren und konstruktiv Alternativen zu formulieren, dies alles leistet Satire. Sie hat bei wachsender Empörung Ventilfunktion. So entlastet sie und wird zum Akt seelischer Hygiene. Sie klärt auf über die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit gesellschaftlicher Bedingungen, denn sie bringt uns dazu, gewohnte Dinge mit einem bisher ungewohnten Blick neu zu betrachten und widerständig zu bewerten. Dem wachsenden individuellen Gefühl der Vereinzelung und Machtlosigkeit kann sie somit etwas entgegensetzen. Sie hat letztlich das Ziel, diese Welt ein wenig besser zu machen. Der Kabarettist und Satiriker Werner Schneyder brachte einmal die besondere Melange von künstlerischem Wirken und kritischem Blick, die Satire ausmacht, wie folgt auf den Punkt: Satire ist die artistische Ausformung von Kritik.1

Satire ist kein Hexenwerk, sondern ein Handwerk, das von jedem interessierten Menschen in seinen Theorien und ungeschriebenen Regeln erfasst und erlernt werden kann – diese sind nur zu beachten und umzusetzen. Unsere ständig unsicherer werdende Welt bietet einen unendlichen Fundus an Anknüpfungspunkten, die Anlass für satirische Betrachtungen geben, und täglich kommen neue hinzu.

Gerade in der heutigen Zeit, in der verstärkt Verunsicherung durch Fake News und einseitige Medienberichterstattung erzeugt wird, hat der emanzipatorische Charakter dieses Stilmittels eine wichtige Funktion. Wer Satire schreiben will, muss sich zunächst mit dem jeweiligen Thema inhaltlich auseinandersetzen, sich kundig machen, das Wesen des jeweiligen Problems erfassen. Dies allein ist schon ein Akt politischer Bildung. Dann muss sie/er die Inhalte literarisch so aufbereiten und logisch nachvollziehbar darstellen, dass die Lesenden oder Zuschauer dem folgen können. Schließlich braucht es Witz und Humor, um die gewonnene Erkenntnis treffend auf den Punkt zu bringen und sie anderen nahezubringen. Im Unterschied zur Comedy ist es nicht das Ziel, ein Publikum vordergründig zum Lachen zu bringen. Bei Satire soll ihm stattdessen das Lachen im Halse stecken bleiben.

Doch wer sind eigentlich die Adressat*innen? Aus folgenden Gründen kann es bei der Satire eher nicht darum gehen, Skandalverursachende als Hauptadressat*innen von Satire zu sehen, ihnen ihr Fehlverhalten zu spiegeln und so auf eine positive Verhaltensänderung zu hoffen. Denn wenn sie bewusst so handeln, dann um irgendwelcher Vorteile willen. Es wäre dann davon auszugehen, dass eine Abwägung zwischen materiellen und moralischen Vorteilen bereits erfolgte – zugunsten der materiellen Vorteile. Wenn sie unbewusst so handeln, bleibt die Frage, ob sie durch das Erkennen ihres Fehlverhaltens zur Selbstkritik und zur Verhaltensänderung fähig wären. Notwendig ist allerdings, solche Verursacher klar und zielgenau zu benennen. Hierbei sind solche Kollateralschäden zu vermeiden, die daraus resultieren, dass Täter und Opfer in einen Topf geworfen werden. In beiden Fällen kann also aus den genannten Gründen mit höherer Wahrscheinlichkeit nicht davon ausgegangen werden, dass Satire das Handeln der Skandalverursachenden in eine positive Richtung lenkt. Daher richtet sich Satire an jene Menschen, die unter den egoistischen und/oder unreflektierten Handlungsweisen der Skandalverursachenden zu leiden haben.

Eine Spaltung der Gesellschaft in zwei grundsätzlich unterschiedliche Gruppen ist als gegeben anzunehmen – nämlich in die da oben und in die da unten. Der von der erstgenannten Gruppe vorgebrachte Vorwurf, Satire hätte einen gesellschaftspaltenden Effekt, ist somit erkennbar bigott und dient lediglich der Abwehr berechtigter Kritik.

Es ist ein Unterschied, ob wir Satire passiv konsumieren und darüber lachen, uns also unterhalten lassen mit den Einfällen etablierter Künstler*innen, oder ob wir selbst aktiv werden und uns daran versuchen. Denn in diesem zweiten Fall mischen wir uns in gesellschaftliche Probleme ein, anstatt sie lediglich zu registrieren. Doch dazu hört man viel zu oft den Einwand: Das kann ich nicht. Seit ich Schreibgruppen anleite, begegnet mir immer wieder dieser Satz, und stets antworte ich mit dem bekannten Standardhinweis aus der Schreibpädagogik: Wir kicken als Kinder oder als Erwachsene auf dem Bolzplatz, ohne jemals den Anspruch zu haben, irgendwann bei einer Fußball-Weltmeisterschaft mitspielen zu können. Wir singen bei Feiern oder unter der Dusche, ohne ernsthaft in Erwägung zu ziehen, irgendwann in der Mailänder Scala auftreten zu können. Wir tun dies einfach nur, weil wir Spaß und Freude an solchen Aktivitäten haben. Warum soll das beim Schreiben anders sein, und in diesem Fall beim Schreiben von Satire? Tun wir auch dies doch einfach, weil es uns Freude macht und weil wir uns damit ein paar Schritte hin zur Selbstverwirklichung gönnen. Und wie bei allen kreativen Tätigkeiten gibt es auch hier den Effekt, dass sich zunehmend mit Erfahrung und Training die Leistungen steigern lassen. Weshalb sollte es eines Tages nicht möglich sein, die eigenen Texte zu veröffentlichen und einem Publikum vorzutragen?

Als aufgeklärter Mensch und unbedingter Befürworter der Emanzipation aller Menschen aus sie bedrängenden und erniedrigenden Verhältnissen habe ich bei allem, was ich mir von der Seele schreibe, diskriminierte Personen und demzufolge auch alle Geschlechter im Blick. Schon deshalb bemühe ich mich, dieses Buch nach Genderregeln zu schreiben. Ein weiterer Grund ist für mich der Umstand, dass derzeit aus rechtsradikaler Ecke ein Feldzug dagegen geführt wird. Über den Verein Deutsche Sprache (VDS) wird derzeit versucht, sowohl gegen das Gendern als auch gegen den grassierenden Gebrauch von Anglizismen zu hetzen, um rechtsgerichtete Tendenzen zu fördern und weitere Ansatzpunkte zur Volksverhetzung zu liefern. Solche Leute bezeichnen das Gendern als eine Attacke auf die Sprache. Hier geht es letztlich darum, sich aus politischen Motiven heraus in Deutschtümelei zu üben. Und da regt sich mein Widerstand. Schon Bert Brecht verwies mit dem folgenden entlarvenden Satz auf den Schwachsinn solcher Tendenzen: Ein Volk tümelt nicht! Ungeachtet dessen halte ich in diesem Zusammenhang den Hinweis für angebracht, dass mit Anwendung der Genderpraxis lediglich Frauen in ihrem Anliegen nach Gleichbeachtung eine Unterstützung erfahren. Wenn man jedoch die damit verbundene Begründung bejaht, dass bewusste Sprache das Denken verändert – und das tue ich – muss man schon deshalb auch die Einbeziehung anderer diskriminierter Gruppen beachten und die Gedankenlosigkeit bei der Verwendung problematischer Begriffe abstellen. Und dabei dürfen wir nicht bei der Streichung der heutzutage als rassistisch angesehenen Begriffe in älteren Kinderbüchern stehen bleiben.

Drei Beispiele: Wenn erstens eine Nachrichtensprecherin ihren Text flüssig gendert, indem sie nach jeder männlichen Form und vor dem Zusatz *innen artig eine Kunstpause einlegt, und dann beim nächsten Thema über AfD-Erfolge ohne zu stocken von rechtem Gedankengut spricht, müsste eigentlich vor den Fernsehgeräten ein bundesweites Aufstöhnen erfolgen. Doch derzeit geschieht dies kaum, und nur wenige kommen auf die Idee, zu fragen, was eigentlich an rechten Gedanken gut sein kann. Wenn zweitens auch konsequent gendernde Menschen ohne Skrupel das Wort Gutmensch in ihren aktiven Wortschatz aufnehmen – das ist originaler Nazi-Sprech – kann es bei ihnen entweder mit dem entwickelten Sprachbewusstsein nicht weit her sein, oder sie haben entsprechende Scheuklappen angelegt. Drittens haben sich manche faktenverdrehende Begriffe so weit in unseren Wortschatz eingefressen, dass sie es sich in unserem Sprachgebrauch vermeintlich unausrottbar gemütlich gemacht haben: Ein Beispiel dafür ist das Begriffspaar Arbeitgeber – Arbeitnehmer. Wer fragt sich da schon noch, wer die Arbeit gibt und wer sie nimmt? Geben nicht die Lohnabhängigen ihre Arbeit dem Chef, der sie nimmt und dafür zahlt? So wird mit semantischen und ideologischen Tricks ein den Profitinteressen dienendes Weltbild vermittelt. Das sollte eigentlich ein gefundenes Fressen sein für selbsternannte Wächter der deutschen Sprache, entsprechende Hinweise werden ihnen aber wohl kaum in den Kram passen.

Diese Sachverhalte bedeuten für Menschen, die über unsere Sprache gesellschaftsverändernde Entwicklungen fördern wollen, das Erkennen einer notwendigen Bedingung: Wenn wir überzeugt sind, dass über Sprache das Bewusstsein verändert werden kann, dann sollten wir es deshalb nicht nur beim Gendern belassen, sondern eine entsprechende Achtsamkeit in allen gesellschaftlichen Bereichen entwickeln. Auch das ist ein Anliegen dieses Buches.

Im Übrigen wird diese Welt nicht lediglich durch wohlgesetzte Worte besser. Dies wäre eine notwendige, aber längst noch keine hinreichende Bedingung. Dazu gehört auch ein aktives Überzeugen mit den Zielen, Veränderungen gesellschaftlicher Missstände zu bewirken und neue Perspektiven zu bieten, durch die unsere Welt auf ungewohnte Weise betrachtet werden kann. Ohne dies bleiben solche Sprachpirouetten sinnentleert, sind lediglich Hülle. Sie gehen dann letztlich zu Lasten der Lesbarkeit und lenken dadurch auch vom eigentlich wichtigeren Inhalt ab.

Bei all diesen Aspekten sollte letztlich, solange vereinheitlichte Genderregelungen noch keinen offiziellen Eingang in unsere Sprache gefunden haben (z.B. wenn sie im Duden stehen), allen Schreibenden ohne Zwang überlassen bleiben, ob sie freiwillig das Gendern anwenden. Wo Institutionen da vorpreschen und Sanktionen bei Nichtanwendung verhängen (z.B. wenn Hochschulen nicht gegenderte wissenschaftliche Arbeiten zurückweisen oder Verwaltungen ihr Personal mit disziplinierendem Druck dazu zwingen), ist eine Grenze überschritten, was neuen Stoff für satirische Betrachtungen bietet.

1https://andmorebears.com/labels/other/kabarett/ vom 01.10.2023, 15.52 Uhr

Teil 1 Was ist Satire?

Satire als Bildungsmedium

Was kann Satire auslösen, was kann sie bewirken?

Stellen wir uns vor, wir säßen in einer Kabarettaufführung. Innerlich haben wir uns bereits darauf eingestellt, Überraschungen zu erleben, ungewohnte Einsichten serviert zu bekommen. Wir sind gespannt, weil wir zwar die grobe Richtung kennen, weil wir vermuten, dass gesellschaftliche Zustände und Fehltritte Prominenter mit geistreichem Witz thematisiert und skandalisiert werden – aber wir können nicht wissen, was sich das Ensemble dazu hat einfallen lassen. Es steht also bereits vor dieser Aufführung fest, dass es Überraschungen geben wird. Wozu sollten wir auch sonst so viel Geld für die begehrten Karten ausgeben, wenn wir das alles schon wissen und nur müde lächeln werden?

Dann treten die Akteure auf, und wir erleben ein Feuerwerk unerwarteter Hinweise zu ungeahnten Zusammenhängen. Das Programm kommt beim Publikum an. Auch wenn wir aktiv mitgehen, indem wir lachen, grölen oder frenetisch applaudieren, gehen wir nach Veranstaltungsschluss nicht zufrieden nach Hause und haken das Erlebnis ab. Was uns an neuen Informationen, Ansichten und Einsichten vermittelt wurde, arbeitet noch eine Weile in uns weiter, und wir versuchen, es in unser eigenes Weltbild einzuflechten. Wenn wir indes jemand sind, dem die ganze Richtung nicht passt, werden wir grollend versuchen, die satirischen Punkte durch die eigene Einstellung zu widerlegen und zu konterkarieren. Wie auch immer wir reagieren – ob positiv oder negativ – ohne eigene Reaktion kommen wir da jedenfalls nicht davon. Dieser Effekt stellt sich übrigens nicht nur ein, wenn die satirischen Botschaften von der Bühne kommen, sondern auch dann, wenn sie über Radio- oder Fernsehgeräte gesendet oder über das Lesen eines gedruckten Textes vermittelt werden.

Und genau diese Reaktion der Adressat*innen macht Satire so wirkungsvoll. Dies zeigt sich zunächst durch die erlebte Überraschung. Kontexte werden hergestellt, deren Existenz wir bisher nicht erahnten, und wir werden zum Nachdenken gebracht über bisher vermeintlich klare Sachverhalte, die sich uns auf den zweiten Blick als völlig anders beschaffen präsentieren. Wir sind erstaunt über fremde Sichtweisen, die wir plötzlich für plausibel halten, und die eine ungewohnte Betrachtung der Dinge vermitteln. Da stellt sich dann entweder ein Aha-Effekt ein, der das Bedürfnis auslöst, nähere Informationen einzuholen, oder aber Entrüstung und Abwehrhaltung, wenn dies dem eigenen Weltbild widerstrebt. Im ersten Fall fühlt man sich aufgeklärt, im zweiten auf den Schlips getreten. Denn bei Satire gibt es keine flaumweiche Vermittlung zwischen konträren Positionen, hier wird eindeutig Stellung bezogen, zugespitzt und polarisiert. Bei solchen Botschaften bleiben nur zwei mögliche Haltungen: zustimmen oder verdammen. Jeder in satirischen Texten enthaltene Gag lässt vordergründig lächeln, doch die eigentlich beabsichtigte Reaktion ist es, Nachdenken auszulösen, sodass der Lacher im Halse stecken bleibt. Es wird ein Spiegel vorgehalten, der uns dazu bringen soll, die bisher gewohnten eigenen Einstellungen zu reflektieren ein daraus resultierendes Verhalten ggf. zu modifizieren. Widersprüche im gesellschaftlichen Miteinander sowie Anspruch und Wirklichkeit in der Lebensführung prominenter Personen werden so freigelegt.

Skeptiker*innen mögen sagen, Satire könne nichts verändern. Dem will ich entgegnen: Wenn auch kritisierte Tatbestände durch Satire nicht unmittelbar verändert werden können, weil keine direkten Machtmittel damit verknüpft sind, so regt sie dennoch Menschen an, über diese Dinge nachzudenken, eine kritische Perspektive einzunehmen, Sichtweisen zu überprüfen und so möglicherweise Einstellungen zu diesen Fragen zu verändern. Indes ist Selbstdenken anstatt andere denken zu lassen die notwendige Voraussetzung, vorherrschenden Sichtweisen etwas entgegensetzen zu können. Je mehr Menschen dazu fähig sind, desto schwieriger wird es für Herrschende, ihre hegemonialen Sichtweisen und Wahrheiten von oben ungestört und unhinterfragt durchzusetzen. Eine lebendige Demokratie braucht denkende Menschen, kein Stimmvieh, das alles schluckt, was man ihm vorsetzt. Der öffentliche kritische Blick ist oft schon vorhanden, und Satiriker schreiben dann, was andere kritische Zeitgenossen denken, aber nur selten so pointiert auszudrücken vermögen.

Dies alles ermöglicht, dass über Satire Missstände aufgespürt, ihre Hintergründe beleuchtet, aufbereitet und enthüllt präsentiert werden. Etwas oder jemand wird durch den Kakao gezogen, und dies löst bei uns Erkenntnis und Schadenfreude aus sowie den Impuls, die jeweilige Kernaussage in uns weiter wirken zu lassen. Sachverhalte werden als Täuschung und Lüge zulasten der Gesellschaft entlarvt, und als Folge unserer gedanklichen Auseinandersetzung mit solchen Botschaften wird jeder noch so schräge Witz die Welt ein wenig besser machen.

Satire ist originäre politische Bildungsarbeit

Selbst Satire zu schreiben ist etwas für Überzeugungstäter*innen, für Menschen mit dem Anspruch, ihren Verstand politisch zu bilden, und wohl auch für Zeitgenoss*innen mit Sendungsbewusstsein. Ein solches Schreiben kann seelische Entlastung bewirken, den Leidensdruck an gesellschaftlichen Realitäten mindern. Wenn wir also einen solchen Druck verspüren, uns dabei in allgemein gesellschaftlichen und politischen Fragen auf der Höhe fühlen, wenn wir außerdem auch Humor haben, sind dies vermutlich Gründe dafür, weshalb wir uns für das Satireschreiben interessieren. Also legen wir einfach los. Sollten wir da jedoch Defizite bei uns spüren, wäre es für uns sinnvoll und naheliegend, uns hinreichend sachkundig zu machen. Denn wer Sachverhalte, Zustände, das Agieren von Personen oder sich abzeichnende Entwicklungen wirkungsvoll kritisieren will, muss das nötige und belastbare Hintergrundwissen dazu parat haben. Authentische Texte zeugen davon, dass ihre Urheber*innen sich auf sicherem Terrain bewegen, also wissen, wovon sie schreiben. Mit Halbwissen kommt man da nicht weit. Wenn das durchschimmert und die Adressat*innen es erkennen, werden sie den sich entwickelnden Gedankengängen nur selten folgen wollen, und schließlich werden sie einfach innerlich abschalten. Diesen Effekt kennt jeder, der sich mit dem Schreiben fiktiver Texte befasst hat. Denn sobald die innere Logik beim Erzählen reißt, die Nachvollziehbarkeit fehlt oder Unglaubwürdigkeit die Oberhand gewinnt, legen Lesende den Text einfach zur Seite. Wir müssen unsere Adressat*innen an den Text fesseln und ihre Neugier auf den Fortgang schüren. Und weil dieser Mechanismus auch und gerade bei Satire wirkt, ist unsere Glaubwürdigkeit gefragt.

Satireschreiben kann also nur dann authentisch auf Adressat*innen wirken und dadurch überzeugen, wenn wir wissen, worüber wir erzählen. Als Beispiel kommt hier ein Herrschaftsinstrument ins Spiel, das in den letzten vierzig Jahren zunehmend aus dem Blickfeld geriet, aber unterschwellig stets vorhanden ist – Klassismus. Die bis in die 1980er Jahre entstandene Mittelschicht bröckelt seit der Durchsetzung neoliberaler Konzepte und der damit verbundenen Globalisierung zunehmend, die Schere zwischen Arm und Reich klafft mehr und mehr auseinander. Armut bedingt neben fehlender materieller Versorgung auch und gerade massive Benachteiligungen im Bildungssystem, sodass nachfolgende Generationen sich dadurch ebenfalls nicht aus ihrer Benachteiligung befreien können. Die früher propagierte und bis in die 1980er Jahre staatlich geförderte Chancengleichheit ist derzeit nicht mehr viel wert und steht oft nur noch auf dem Papier, die gesellschaftliche Realität hat sich dramatisch gewandelt. Doch anders als in früheren Zeiten der kapitalistischen Gesellschaft, in denen bei Unterprivilegierten und sozial Benachteiligten ein Bewusstsein für die eigene ungünstige Lage bestand und unter den Generationen weitergegeben wurde, ist ein solches Bewusstsein bei Betroffenen zunehmend geschwunden. Erst in jüngerer Zeit und vornehmlich bei akademisch Gebildeten, die sich mit Glück und besonderer Energie aus dem Schicksal ihrer (unteren) Klasse befreien konnten, indem sie sich trotz großer Widerstände Bildung aneigneten, bildet sich erneut ein Bewusstsein über die schwierigen Startbedingungen heraus.

Privilegiertere Zeitgenoss*innen reden und schreiben manchmal über Themen, die nicht die ihren sind, weil sie aufgrund günstiger Sozialisationsbedingungen solchen Erfahrungen nicht ausgesetzt waren. Tiefergehende Erlebnisse und Erfahrungen sozialer Diskriminierung durch Verhalten, Wort, Tat oder Mangel sind ihnen fremd. Doch gerade solche Herabsetzungen und Verletzungen prägen einen Menschen, verfestigen Ansichten und Haltungen, sind mit negativen Gefühlen verknüpft. So etwas lässt sich auch mit noch so intensiver Recherche nicht wettmachen. Wer in behüteten, gut situierten Familienkonstellationen aufwuchs, kann dies kaum wirklich nachvollziehen. Neben dem meist durch Geburt zugeteilten materiellen Kapital konnte er/sie im Laufe seiner Sozialisation auch Bildungskapital, Kulturelles Kapital und Soziales Kapital2 erwerben. Wer sich lohnende soziale Beziehungen aufbauen konnte, wer die richtige Musik zu schätzen weiß, wer am Tisch Manieren zeigt, ist im Vorteil, wenn er sich in seinen Kreisen bewegt. In der Welt Unterprivilegierter ist ihm da vieles nicht geläufig. Deswegen ist an dieser Stelle ein Hinweis wichtig: Wer sozialkritische Themen wie Armut und soziale Diskriminierung satirisch bearbeiten will, sollte gut überlegen, welche Perspektive er dabei einnimmt. Würde er so etwas aus der Sicht Betroffener angehen, wäre Authentizität ohne entsprechende eigene Erfahrungen kaum zu erreichen. Es würde sich so anhören, wie wenn Blinde von der Farbe sprächen.

Ungeachtet dessen sind wir stets gefordert, uns über den Gegenstand unserer Erörterungen kundig zu machen. Dazu gehören zunächst Interesse an gesellschaftlichen Entwicklungen und aktuellen Vorgängen und eine tiefergehende Recherche. Darüber gelingt es uns, die Zusammenhänge der zu kritisierenden Tatbestände und Ereignisse zu überblicken und die Kritik auf den Punkt zu bringen. Wer z.B. in seinen Texten Kritik an Zuständen übt, die aus dem Grundwiderspruch von Kapital und Arbeit erwachsen, sollte zumindest in Grundzügen mit Kapitalismuskritik vertraut sein; wer Skandale aufgreift, wäre gut beraten, sich mit den gesellschaftlichen Mechanismen vertraut zu machen, die solche Skandale begünstigen; wer über das gesellschaftliche Hierarchiegefälle und seine Auswirkungen schreibt, sollte sich mit den Ungerechtigkeiten der Bildungslandschaft auseinandersetzen; wer die wachsende Armut in der Gesellschaft thematisiert, sollte über die Historie sozialer Entwicklung in Deutschland Bescheid wissen, und ihm sollte bewusst sein, dass analog zur gewachsenen Hegemonie neoliberaler Konzepte auch die Armut im Land wächst – reziprok zum gesellschaftlichen Bewusstsein der Betroffenen. Wer technische Entwicklungen und ihre möglichen Auswüchse in der Zukunft aufs Korn nehmen will, sollte mit seinem technischen Verständnis auf Höhe der Zeit sein.

Wer also bei all diesen oder auch anderen Themenfeldern auf sicherem Boden bleiben und überzeugend sein will, sollte vor dem Schreiben von Satire stets die für das jeweilige Thema erforderlichen Recherchen vornehmen. Und dies gilt auch für Schreibende mit einem größeren Fundus an Allgemeinwissen. Vertieft Dinge zu beleuchten, eigenes Wissen zu aktualisieren, mögliche Wissenslücken aufzuspüren und auszufüllen, dies alles kommt stets der Texterstellung zugute.

Manchmal erfährt man Dinge oder hört man von Vorgängen, die so unglaublich dreist sind, dass die eigene Fantasie niemals ausreichte, sie zu erfinden. Sie stehen und sprechen für sich und für den Zustand der Gesellschaft. Sie öffnen oft auch die Augen jener, die solche Signale üblicherweise ignorieren. Die einzige Anwendungsmöglichkeit für Satire wäre hier bestenfalls, diese Tatsachen in ihrem Fortgang zu extrapolieren, d.h. mögliche daraus resultierende Entwicklungen satirisch überspitzt fortzuschreiben und dadurch den ihnen innewohnenden Irrsinn zu entlarven.

Zusammengefasst: Jedes kreative Schreiben ist ein Akt der Selbstermächtigung und als ein Schritt zur Selbstverwirklichung zu verstehen. Dies gilt auch und gerade für Satire. Das Befassen mit politischen und gesellschaftlich relevanten Vorgängen und Sachverhalten erfordert vertiefte Kenntnisse der zu kritisierenden Subjekte und Objekte. Sind unsere Kenntnisse und Einsichten unzureichend, sollten wir je nach Themenstellung dem Schreiben satirischer Texte gründliche Recherchen zu kulturellen, gesellschaftlichen oder politischen Gegebenheiten vorschalten. Eine Auseinandersetzung mit den jeweils zugrunde liegenden Tatbeständen ist deshalb unerlässlich. Satirische Texte können nur dann überzeugend sein, wenn sie auch einen fundierten Hintergrund aufweisen. Authentizität ist dabei unerlässlich.

Es gilt also, sich damit auseinandersetzen und sich dadurch selbst die Möglichkeit geben, mit dem jeweiligen Thema souverän umzugehen. Dies ist sowohl politische Bildung als darauf aufbauend und darüber hinaus ein emanzipatorischer Prozess. Beides spielt sich zudem in zwei Dimensionen ab, weil wir unseren Adressat*Innen über die Texte neue Einsichten vermitteln und zugleich unsere eigenen Einsichten in gesellschaftliche Tatbestände verfestigen und vervollständigen.

Das Schreiben satirischer Inhalte fördert Kreativität und beflügelt die Fantasie

Wenn wir Sachverhalte, Tatbestände oder aktuelle Geschehnisse mit satirischen Methoden aufs Korn nehmen wollen, müssen wir Ideen dazu entwickeln, wie die jeweiligen Themenanstöße aufgegriffen werden können. Wir sollten solche Anlässe also reflektieren, modifizieren und zu neuen Ideen reifen lassen.

Sechs Fragenkomplexe sind es, die wir uns in diesem Kontext beantworten sollten:

Was bildet den Kern der zugrunde liegenden Geschichte, die uns dazu anreizt, sie satirisch zu bearbeiten; was ist daran witzig, was empört uns, wo spielt da jemand mit gezinkten Karten, und worin liegt eigentlich der Skandal begründet?

Wie können wir die von den Urheber*innen aufgebauten Lügen, die Bigotterie und die darin enthaltenen Unverfrorenheiten demaskieren; was ist die dahinter zu vermutende wahre Absicht, und wie können wir sie verdeutlichen und somit bloßstellen?

Welche Textform eignet sich im Einzelfall besonders, um dies alles wirkungsvoll auf den Punkt zu bringen und den Finger in die Wunde zu legen?

An wen ist unsere satirische Botschaft gerichtet; d.h. wer ist Adressat*in unseres Textes, und wie muss der Text sprachlich verfasst sein, um Adressat*innen auf ihrem jeweiligen intellektuellen Niveau zu erreichen?

Zum Stil des Textes: Wollen wir mit der Holzhammermethode vorgehen, also eine klare, direkte, unverblümte Sprache nutzen, oder eignen sich die leisen Töne besser, sodass wir unsere Botschaft über den Subtext senden? Da bewegt man sich auf einem schmalen Grad: Oft sind leise, sanft daherkommende Andeutungen wirkungsvoller als breite Erklärungen, weil sich dadurch der Adressat in die Rolle des Aufgeklärten, Wissenden versetzt sieht, und wenige Hinweise schon genügen, um die Botschaft begreiflich zu machen. Doch bei zu thematisierenden Ungeheuerlichkeiten gilt manchmal auch, dass auf einen groben Klotz ein grober Keil gehört.

Wo liegt der Witz, was ist die mögliche Pointe in unserem Text?

Abstrakt beschrieben ist ein Problem die Diskrepanz zwischen einem Soll- und einem Istzustand. Und dies gilt es im jeweiligen Text herauszuarbeiten. Zur näheren Erfassung und Beschreibung des Problems bietet sich die Beantwortung jener sieben W-Fragen an, mit denen Journalist*innen jeweilige Themenstellungen erfassen.

Diese Fragen sind:

Wer (hat etwas getan oder veranlasst oder unterlassen etc.)?

Was (hat sich ereignet)?

Wo (hat es sich ereignet oder ist es verhindert worden oder wurde es registriert etc.)?

Wann (ist es geschehen oder soll es geschehen etc.)?

Wie (ist es abgelaufen oder geplant etc.)?

Warum (was ist die Motivation oder die Ursache etc.)?

Woher (stammt die Information, wer ist die Quelle der Information)?