Kurz(e) Geschichten aus dem Alltag - Horst Becht - E-Book

Kurz(e) Geschichten aus dem Alltag E-Book

Horst Becht

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Beschreibung

Das vorliegende dünne Bändchen entstammt der Reihe "Kurz (e) Geschichten aus..." Handelt es sich im ersten Band um Dorfgeschichten, so geht es in diesem Buch mehr um Stadtgeschichten. Also um Ereignisse, die sich so oder auch ganz anders in einer schwäbischen Klein- stadt zugetragen haben könnten. Da es sich nicht um Dokumentationen handelt, hat sich der Autor bei der Schilderung viel Gestaltungsfreiheit gestattet. Somit kann ausgeschlossen werden ,dass reale Menschen dargestellt oder karrikiert werden. Die handelnden Figuren sind fiktiv und in ihrem Agieren von der Autoren-Fantasie geführt. Das Bändchen blättert einen bunten Reigen menschlicher Verhaltensweisen auf und lässt an manchen Stellen tief in Abgründe blicken. Es ist amüsant und unterhaltsam geschrieben.

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Seitenzahl: 54

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Inhaltsübersicht

Vorbemerkung

Verschwundene Perlenohrstecker

Die Maske

Schokoladenprügel

Der Unfall

Professors Erst -u. Letztgeborener

Der Hofgerichtsstuhl

Eine Kindergartenliebe

Die Enttäuschung

Im Backhäusle am Brunnen

Der Liebesversprecher

Schlussbetrachtung

Autoren – Biografie

Vorbemerkung

„Wunder geschehen nicht im Widerspruch zur Natur, sondern im Widerspruch zu dem, was uns über die Natur bekannt ist“ (Augustinus um 420 n. Chr.)

Liebe Leser,

sie haben den zweiten Band aus der Reihe „Kurz(e) Geschichten aus…“ in Händen und erwarten vielleicht ähnlich brisante Erzählungen wie im Band „Kurz(e)Geschichten aus dem Sackdorf“.

Dann muss ich sie etwas enttäuschen, denn in diesem Bändchen geht es – zumindest vorwiegend – gesitteter zu. Es geht ums Stadtgeschehen und die Stadt hatte schon immer ein vornehmeres Flair als das einfache Dorf.

Ein bisschen muss man an Wunder glauben(s. Eingangszitat), oder zumindest das Unmögliche gelten lassen, um von der Lektüre dieses Bändchens zu profitieren.

Es ist in bewährter Manier absichtlich schmal gehalten, somit wieder ein gern mitreisender Begleiter in U-Bahnen und unterwegs halt. Für Leute, die das Kindle auf Reisen bevorzugen, ist auch gesorgt. Es gibt dieses Bändchen auch als E-Book. Ich wünsche Ihnen schmunzelnde Augenblicke beim Lesen, vielleicht auch ein Kopfschütteln, oder dass die eine oder andere Frage auftaucht. Dann wie immer bitte unter [email protected]

Verschwundene Perlenohrstecker

Er schenkte sie mir nach einem wunderschönen Urlaub auf den Malediven, den wir mit Schnorcheln, Tauchen und Segeln auf einem Katamaran verbrachten. Wir genossen die unbeschwerten Tage in diesem Urlaubsparadies sehr. Ich glaube, wir sind uns vorher und danach nie näher gewesen als in diesem Urlaub. Die kranke Schwiegermutter, der trinkende Schwiegervater, die Sorgen im Betrieb und mit den Mietern. Alles war viele Flugstunden weit weg und eine heitere Unbeschwertheit trug uns durch die – leider viel zu rasch endenden – Tage.

Danach griff der Alltag wieder mit Macht nach uns und mein Mann ließ sich sofort ins Familien - und Berufskorsett pressen. Ich bedauerte dies sehr, konnte aber dem Alltagszwang nichts entgegensetzen.

Und so widmete auch ich mich wieder meinen Haushaltsverpflichtungen und half, so gut es ging, im Betrieb mit. Mein Mann hatte inzwischen eine neue Prokuristin eingestellt, jung, blond, lange Haare und unverschämt schlank. Ich bemerkte ihre Attribute mit einem gewissen Misstrauen, wollte mich aber nicht wieder in die Ecke der keifenden und eifersüchtigen Ehefrau stellen. Leider bewahrheiteten sich meine Ahnungen ziemlich schnell, aber der Reihe nach.

Erst einmal fuhren wir in die Hauptstadt und gingen dort geradewegs zum Juwelier Lokabi, dem ersten Geschäft am Platze. Eine Überraschung würde auf mich warten, deutete er geheimnisvoll an. Da wir dort schon unsere Eheringe anfertigen ließen, wusste ich über die Qualität dieses Juweliers Bescheid und war neugierig, was er sich ausgesucht hatte. Über seinen guten Geschmack bei Schmuck, bei Kleidung und leider auch bei jungen Frauen war ich schon hinlänglich informiert und war gespannt. Nach dem Anlass der Überraschung gefragt, bekam ich zur Antwort, dass dies noch ein Nachtrag zum Malediven-Urlaub sei, der ihm so gutgetan habe.

Frau Schreiber, die Inhaberin von Juwelier Lokabi, bediente uns wie immer ausgesucht höflich und dezent kompetent. Als sie die Schachtel öffnete, erblickte ich zwei Ohrgehänge mit beigefügter Expertise.

Daraus entnahm ich, dass es sich um Brillanten mit je 0,5 Ct, blauweiß, lupenrein, moderner Feinschliff und je Seite 6 Akoya-Perlen, 0,4 cm Durchmesser und einem wunderbaren Lüster handelte.

Ich war überwältigt, Tränen der Rührung liefen mir über die Wangen, diese Überraschung war ihm wahrlich gelungen. Dass ich Schmuck mag, war kein Geheimnis, aber wie punktgenau er meinen Geschmack getroffen hatte, war sensationell. Stolz trug ich das Gehänge, trennte mich nur ungern abends davon, denn im Bett konnte ich sie ja schlecht anlassen.

Vier Monate später sagte er ganz beiläufig, dass nächstes Wochenende eine für die Firma wichtige Fachmesse in Berlin stattfinden würde, Er habe sich angemeldet, auch schon im Kempinski zwei Einzelzimmer geordert.

„Weshalb zwei Zimmer“, fragte ich überrascht und ahnte bereits die Antwort. Ja, meinte er herumdrucksend, man müsse dort vor Ort rasch wichtige Entscheidungen treffen, das schaffe er nicht alleine.

Deshalb würde ihn Frau Hammerl, die Prokuristin, begleiten. Ich solle mir jetzt bloß nichts zusammen fantasieren und womöglich noch eifersüchteln, es sei alles nur geschäftlich.

Ich sagte erst mal kein Wort, widmete mich wieder meiner Hausarbeit und rief danach meine Freundin Karla in Berlin an. Sie hatte an jenem besagten Wochenende frei und würde sich sehr, sehr freuen, wenn ich sie besuchen komme. Abgemacht, sagte ich, da wird sich einer aber freuen. Unverzüglich buchte ich im Kempinski ein Doppel - und ein Einzelzimmer, was überhaupt kein Problem war. Mit etwas Magendrücken erwartete ich meinen, ach so treuen, Gemahl am Abend, schenkte ihm einen von seinen Lieblingsbränden ein und meinte: “Stell dir vor, Karla hat mich eingeladen, sie zu besuchen. Ich habe für uns im Kampinski schon umgebucht, wir können also zu dritt nach Berlin fahren. Du und Frau Hammerl plagt euch auf der Messe ab, ich geh mit Karla schoppen und quatschen, wie findest du das?“

In einem Zug stürzte er den Klaren hinunter, presste noch „toll!“ zwischen den Zähnen heraus und verschwand in seinem Arbeitszimmer. Natürlich hätte er mir liebend gerne eine saftige Szene gemacht, weil ich seine „Geschäftspläne“ so raffiniert durchkreuzt habe, aber er beherrschte sich.

Vor vier Wochen hat ihm mein Vater mit Nachdruck nochmals daran erinnert, von wem die Firma komme und dass ich als Gesellschafterin ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hätte, wenn Entscheidungen anfielen.

Da ich nichts von Wirtschaft verstand, habe ich mein Stimmrecht auf meinen Vater übertragen. Dieser nahm seine Aufgabe sehr gewissenhaft und sehr kompetent wahr. Mein Vater kannte meinen Mann nur zu gut. Vor allem seine spontanen Aktionen hatten die Firma schon viel Geld gekostet, allerdings auch schon manchen Erfolgstreffer gebracht.

Man muss ihm in jeder Hinsicht auf die Finger sehen, sagte mein Vater immer wieder zu mir. Ich ahnte, wie er das Wörtchen „jeder“, das er besonders hervorhob, meinte.

Wir fuhren also nach Berlin, ich freute mich sehr auf Karla. Die Stimmung im Firmenwagen war sehr gedämpft, ja fast schon konnte man von „dicker Luft“ reden. Wenn überhaupt, dann redete mein Mann mit Frau Hammerl über geschäftliche Vorgänge, die mich nicht interessierten. Wie sich wohl die junge Prokuristin in dieser Situation fühlen mag, ging es mir durch den Kopf. Aber das ist mein Problem nicht, verscheuchte ich diese Gedanken und genoss die Landschaft. Der Fahrer warf mir immer wieder mal einen bedeutungsvollen Blick zu, den ich aber nicht verstand.