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Leidenschaftlich und mit hohem künstlerischem und moralischem Anspruch widmete sich D.H. Lawrence den großen Fragen seiner Zeit – der er oft weit voraus war. „Lady Chatterley`s Lover“, sein letzter großer, 1928 fertiggestellter, aber erst seit 1960 in ungekürzter Form öffentlich verfügbarer Roman um den schwer kriegsversehrten Sir Clifford, seine Frau Lady Chatterley und deren Liebhaber, den Förster Mellors, ist dafür ein Paradebeispiel. Eindrucksvoll schildert Lawrence die gesellschaftlichen Verkrustungen seiner Zeit, unter denen seine Protagonisten leiden, und er erzählt – unkonventionell und freizügig – wie schön die Liebe sein kann, wenn sie von Zwängen befreit ist. Die Übersetzung der „Lady Chatterley“ von Georg Goyert, der seinen Ruf als großer Übersetzer mit der von James Joyce autorisierten Übertragung des „Ulysses“ ins Deutsche begründete, ist ein editorisches Juwel. Es wurde 2013 im Nachlass von Goyert aufgefunden; seine wissenschaftliche Bearbeitung und Einordnung hat die Bamberger Anglistin Christa Jansohn übernommen, die auch das Vorwort zu diesem E-Book verfasst hat.
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Seitenzahl: 571
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D.H. Lawrence
»Lady Chatterley«
Aus dem Englischen übersetzt von Georg Goyert. Bisher unveröffentlichte Übersetzung der ungekürzten Version von »Lady Chatterley's Lover«.
Für diese E-Book-Ausgabe wurde der Text gemäß den Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung gesetzt und behutsam modernisiert.
Mit einem Vorwort von Christa Jansohn
Mit einem Porträt des Übersetzers von Adolf Schulte
ISBN 978-3-944561-52-3
Dieses Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen
© Alle Rechte an der Übertragung ins Deutsche bei dem Erben des Nachlasses von Georg Goyert
© für das Vorwort: Christa Jansohn
© für das Nachwort: Verein für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark
© Deutsche E-Book-Ausgabe 2016 red.sign medien GbR, Stuttgart
www.redsign-media.de
von Christa Jansohn (Universität Bamberg)
Lady Chatterley’s Lover von D.H. Lawrence (1885-1930) entstand zwischen 1926 und 1928 und wurde 1928 in Florenz in privater Auflage gedruckt. Den Roman begann Lawrence im Oktober 1926. Er hatte ihn nach eigenen Angaben zunächst als eine kürzere Erzählung geplant, nachdem er unmittelbar vorher einen letzten Besuch in den englischen Midlands und seinem Geburtsort Eastwood unternommen und mit einem Jugendfreund auf längerem Spaziergang vertraute Örtlichkeiten besucht hatte.
Die erste, wesentlich kürzere Version (The First Lady Chatterley) wurde durch eine zweite, sehr viel ausführlichere Fassung, John Thomas and Lady Jane, ersetzt; diese beiden frühen Versionen wurden erst später getrennt veröffentlicht, und zwar die Erstfassung 1944 bei Dial Press in New York, zwei Jahre später in deutscher Übersetzung von Ursula von Wiese beim Berner Alfred Scherz Verlag und 1949 als Deutsche Lizenzausgabe im Hamburger J. P. Toth Verlag. Die zweite Fassung wurde 1972 vom Heinemann Verlag in London publiziert; drei Jahre später folgte die deutsche Übertragung John Thomas & Lady Jane von Susanna Rademacher im Züricher Diogenes-Verlag.
Im November 1927 hatte sich D.H. Lawrence nach einer mehrmonatigen Pause und Abwesenheit von Italien – unterbrochen durch Reisen u.a. nach Österreich und Deutschland – wiederum entschlossen, das ganze Werk zum dritten Mal komplett neu zu beginnen, wobei er einige in der Zwischenzeit gesammelte Eindrücke zusätzlich verarbeitete. Das Manuskript schloss er im Januar 1928 ab und ließ es unmittelbar tippen. Von Anfang an war für D.H. Lawrence klar, der schon den ersten Entwurf als „improper” bezeichnete, dass die dritte Fassung in der vorliegenden Form in England oder Amerika unzensiert kaum veröffentlicht werden konnte. Es gelang ihm jedoch, einen ihm bekannten italienischen Verleger (Pino Orioli, Florenz) zu gewinnen: Von ihm erhielt er am 31. Mai 1928 die letzten Korrekturfahnen, korrigierte diese bis zum 4. Juni 1928 und am 28. Juni desselben Jahres wurde die private Ausgabe in einer Auflage von 1000 Exemplaren an den Autor ausgeliefert bzw. nach seinen Wünschen an Freunde verschickt. Mit mehr oder weniger großem Erfolg versuchte Lawrence zusammen mit Bekannten, einzelne Exemplare auf privatem Wege aus Italien herauszuschmuggeln, was in einer Reihe von Fällen auch gelang; mehrere Bände wurden freilich bereits auf dem Postwege – auch Richtung USA – abgefangen und konfisziert. Dennoch konnte schon 1930 in Paris eine ungekürzte Ausgabe erscheinen und 1932 wurde eine „authorised expurgated” Ausgabe, teilweise von Lawrence widerwillig selbst gekürzt, bei Martin Secker in London verlegt. Für den englischen Leser war das ungekürzte und „ungereinigte” [„unexpurgated”] Werk allerdings nur illegal oder auf unkonventionellem Weg zugänglich. Erst 1960, nach dem aufsehenerregenden Prozess in London und dem Freispruch des Verlags Penguin Books Ltd. – brachte dieser Verlag im November eine erste Auflage von 200 000 Exemplaren auf den Markt und machte damit erstmals eine allgemeine Verbreitung in England überhaupt möglich.
Die erste Übersetzung des österreichischen Übersetzers Herberth E. Herlitschka (1893-1970) – offensichtlich von Lawrence oder einem Bevollmächtigten genehmigt – erschien 1930 in Wien.(1) Sie war nur durch Subskription erhältlich. Eine Übernahme der Übersetzung durch den Insel-Verlag, auch als Privatdruck, hatte der Leiter des Verlags, Anton Kippenberg, bereits ein Jahr vorher strikt abgelehnt, nachdem er sich offensichtlich juristischen Rat eingeholt hatte. Er schreibt Herlitschka dazu am 7. Januar 1929:
Ich habe den Roman gelesen: bin aber fest davon überzeugt, dass eine deutsche Ausgabe, unbeschadet der hohen künstlerischen Qualitäten des Werkes, auf Grund der geltenden deutschen Rechtsgesetze beschlagnahmt und der Verleger zur Verantwortung gezogen würde. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Buch allgemein in den Handel kommt oder nur als Privatdruck hergestellt und verkauft wird.(2)
Einige Monate später, am 20. August 1929, schreibt der Verleger nochmals an Herberth E. Herlitschka:
Auf die deutsche Ausgabe des Buches von Lawrence habe ich endgültig verzichtet; eine allgemeine Ausgabe kann ich unmöglich bringen, einen Privatdruck von einem solchen Buch aber zu veranstalten gehört nicht zu den Aufgaben des Insel-Verlages. Das muss ich Berliner Verlegern überlassen, von denen eine Reihe, wie ich höre, bereits wolfshungrig hinter dem Buche her ist.(3)
Der Roman wurde noch im selben Jahr von Herlitschka übersetzt und erschien 1930 in einer ungekürzten Ausgabe, jedoch nur für private Subskribenten, bei E. P. Tal, Wien.
Erst im Zusammenhang mit dem Prozess von 1960 und offensichtlich vor dem Erscheinen des ungekürzten Textes durch Penguin Books wurde der Roman auch von Georg Goyert (1884-1966) in Angriff genommen. Für den Insel-Verlag hatte er bereits eine Reihe von Lawrences Werken übersetzt (u. a. 1932: Apocalypse [Apokalypse], Sons and Lovers [Söhne und Liebhaber] und The Plumed Serpent [Die gefiederte Schlange]). Ähnlich wie Herberth E. Herlitschka(4) gehörte Georg Goyert zu den Übersetzern der Nachkriegszeit, die als erste mit viel Hingabe bekannte Werke der Weltliteratur aus dem Englischen ins Deutsche übertrugen (u. a. Aldous Huxley, D.H. Lawrence, Katherine Mansfield, William Butler Yeats, Virginia Woolf). Wohl am bekanntesten, wenngleich recht umstritten, ist Goyerts Übersetzung von James Joyces Ulysses. Sie erschien 1927 in drei Bänden.(5)
Georg Goyert war nach seinem Lehramtsstudium der Anglistik, Germanistik und Romanistik an den Universitäten Marburg und Münster (1902/3-1907) und anschließender Promotion zu Pierre Loti. Sein Wesen aus seinen Werken (Marburg, 1910) von 1909 bis 1938 als Studienrat am Realgymnasium seiner Heimatstadt Witten tätig, gab aber wegen seiner zunehmenden Hörschwäche seinen Beruf auf und wurde literarischer Übersetzer. Nachdem die Familie 1943 in Berlin, wohin sie 1938 umgezogen war, völlig ausgebombt wurde, lebte sie zunächst am Chiemsee, zog 1951 nach München und schließlich 1966 zurück nach Witten, wo Georg Goyert am 11. Mai 1966 verstarb.
In jenen Jahren übersetzte Goyert aus dem Englischen, Französischen sowie aus dem Flämischen, Italienischen und Niederländischen, und zwar 135 Titel von 59 Autoren und Autorinnen, darunter folgende Werke von D.H. Lawrence, die bis heute bei verschiedenen Verlagen mehrfach, oft unverändert nachgedruckt wurden. Im Folgenden wird nur die Erstpublikation angeführt:(6)
1. Apokalypse (Leipzig: Insel-Verlag, 1932). [= Apocalypse].
2. Frohe Geister, Eine englische Familie: Erzählungen (Insel-Bücherei, 428). Leipzig: Insel-Verlag, 1932. [= Glad Ghosts und England, My England]
3. Die gefiederte Schlange (Leipzig: Insel-Verlag, 1932). [= The Plumed Serpent].
4. Söhne und Liebhaber (Leipzig: Insel-Verlag, 1932). [= Sons and Lovers]
5. Mexikanischer MorgenundItalienische Dämmerung (Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1963). Enthält: Mexikanischer Morgen (übersetzt von Alfred Kuoni), Das Meer und Sardinien (übersetzt von Georg Goyert), Etruskische Stätten (übersetzt von Oswalt von Nostitz), Italienische Dämmerung (übersetzt von Georg Goyert). [= Mornings in Mexico, Sea and Sardinia, Etruscan Places, Twilight in Italy].
6. Todgeweihtes Herz (Wien, München, Basel: Desch, 1957). Unter dem neuen Titel: Auf verbotenen Wegen (rororo Paperback). Reinbek: Rowohlt, 1961. [= The Trespasser].
Dass sich trotz der üppig belegten Übersetzungstätigkeit in Goyerts Nachlass neben zahlreichen Briefen mit Verlegern und Freunden noch weitere unpublizierte Übersetzungen befinden, mag jeden erstaunen, zumal sowohl die Quantität als auch oft die Qualität seiner deutschen Versionen ins Auge stechen.
Zu den bisher unpublizierten Übertragungen zählt die hier abgedruckte von Lawrences letztem Roman Lady Chatterley’s Lover, die Goyert 1957/58 dem Münchener Desch-Verlag anbot.(7) Aus einer ganzen Reihe von Briefen von den Verlagen Desch in München, Insel-Verlag in Wiesbaden und Rowohlt in Hamburg gehen Goyerts Bemühungen um seine Übersetzung von Lady Chatterley’s Lover und die schließliche Ablehnung zunächst durch den Desch-Verlag, später durch den Rowohlt-Verlag hervor, der dann freilich in einiger Eile eine neue Übersetzung durch ein Team in Auftrag gab. Aus der bisher unveröffentlichten Korrespondenz lässt sich besonders anschaulich Goyerts unermüdliche Aktivität als Übersetzer und sein Bemühen um immer neue Projekte erkennen.
Der in München ansässige und vor allem in der Nachkriegszeit überaus wichtige Desch-Verlag lehnte Goyerts Arbeit nicht wegen der übersetzerischen Qualitäten ab, sondern drückte vor allem seine Enttäuschung über das Original aus. So schreibt Kurt Desch an Herrn Dr. Georg Goyert am 27. Februar 1958:
Nicht daß wir von Ihrer Übersetzung enttäuscht wären, aber das Buch hat uns insgesamt so enttäuscht, daß wir uns nicht entschliessen können, es herauszubringen. Ich habe an Mohrenwitz geschrieben, mit der Bitte, uns vom Vertrag zu entbinden. Gewiß ist Ihre Übersetzung besser als die von Herlitschka, aber das Buch wird darum nicht besser. Die Erotik darin wirkt krampfig, pubertär aufgesetzt. Sie wirkt nicht kühn, sondern verklemmt, das erotische Pathos überschreitet oft die Grenze des Kitschigen. Wenn man das Buch heute liest, dann fragt man sich, woher sein Ruhm kommt.(8)
Weitere Versuche Goyerts, den Roman sogleich dem Rowohlt-Verlag anzubieten, scheiterten ebenfalls, obgleich der Hamburger Verlag zunächst großes Interesse bekundete. Ob Heinrich Maria Ledig-Rowohlt aus Solidarität und Freundschaft zu den Inhabern von Penguin Books (Sir Alan Lane) und Grove’s Press (Barney Rossett) eine Publikation von Lady Chatterley anstrebte, oder nach Vladimir Nabokovs 1959 bei Rowohlt erschienenem Roman Lolita(9), die Reihe von Romanen fortgesetzt werden sollte, denen man zur damaligen Zeit den Vorwurf der Pornographie machte, bleibt Spekulation.(10) Tatsache ist, dass im Herbst des Jahres Ledig-Rowohlt Kontakt mit Georg Goyert aufnahm. Er schreibt am 4. September 1959:
Verehrter, lieber Herr Dr. Goyert,
da Sie unlängst anfragten: es sieht nun doch so aus, als würden wir demnächst die ungekürzte Ausgabe der LADY CHATTERLEY veröffentlichen. Ich bitte Sie jedoch, diese Information vorerst streng vertraulich zu behandeln. Lassen Sie mich doch bitte wissen, ob Sie das Manuskript Ihrer Übersetzung dort zur Verfügung haben oder wo es sich zur Zeit befindet. Die Sache wird, wie gesagt, jetzt allmählich aktuell für uns. Im Augenblick geht es nur darum, dass wir die Übertragung einmal kennenlernen; über die Bedingungen können wir uns dann später unterhalten.
Inzwischen sehr herzliche Grüsse
Ihr
(H.M. Ledig-Rowohlt)(11)
Bereits am 10. September 1959 signalisiert der Rowohlt-Verlag dem Übersetzer eine anstehende Vertragsschließung, und zwar mit dem „Estate of the late Mrs. Frieda Lawrence” in London,(12) weshalb Ledig-Rowohlt Goyert bittet, „sobald wie möglich” die Übersetzung zu schicken: „Ich wäre Ihnen daher sehr verbunden, wenn Sie sie sogleich mit Eilboten an uns auf den Weg bringen würden.”(13) Goyert sandte daraufhin sein Manuskript an den Rowohlt-Verlag,(14) welches Ende des Jahres abgelehnt wurde. Als Begründung führt Heinrich Maria Ledig-Rowohlt am 7. Dezember 1959 an:
… Inzwischen haben wir uns von mehreren Seiten wiederholt und sehr eingehend mit Ihrer LADY CHATTERLEY-Übertragung beschäftigt, dabei aber doch den Eindruck gewonnen, dass sie freier als wir es möchten, mit dem Lawrence-Text umgeht. Übrigens hat auch ein Vergleich mit der Übertragung durch Herlitschka ähnliche Eindrücke dieser Übersetzung gegenüber hinterlassen. So haben wir denn beschlossen, eine völlige Neuübertragung vornehmen zu lassen und damit eine jüngere, aber sehr einfühlsame und genaue Übersetzerin betraut. Dies schon darum, weil wir den endgültigen Text, ähnlich wie das im Fall von Nabokov/Lolita geschah, in einigen Wochen teamwork’s formen wollen.(15)
Die Übersetzung erschien 1960 ohne Nennung der Übersetzerin bzw. des Übersetzerteams. Auch heute noch sucht man vergebens nach einem oder mehreren Namen dieser enorm erfolgreichen deutschen Version, welche bereits im Erscheinungsjahr fünfmal nachgedruckt wurde(16) und 2015 in der 35. Auflage erschien. Lediglich 2002 wird in einer Preisrede Maria Carlsson, die heute besonders als Übersetzerin von John Updikes Werken bekannt ist, als Hauptübersetzerin von Lady Chatterley’s Lover genannt: In einem kurzen Beiseite heißt es dort: „Ledig-Rowohlt erteilte den Auftrag so: ,Übersetzen Sie einfach. Die Obszönitäten macht dann Grischa Rezzori rein.’ Rezzori hatte übrigens nicht viel zu tun.”(17) Weitere Namen (etwa Renate Gerhard, Heinrich-Maria Ledig-Rowohlt und Rino Sanders) werden auch vom Verlag als Mitübersetzer bestätigt, aber gleichzeitig auch betont: „Die Vorlage, nach der dort gearbeitet wurde, stammte von Maria Carlsson, sie hatte aber, soweit ich weiß, später darauf bestanden, daß ihr Name als Übersetzerin nicht genannt wurde.”(18) Diese Aussage steht in einem gewissen Widerspruch zu den Erinnerungen von Fritz J. Raddatz, der von 1960 bis 1969 stellvertretender Leiter des Rowohlt-Verlages war:
Ledig […] war selber sein bester Übersetzer; mindestens zweimal im Jahr packte er ein gut Teil seines Lektorats zusammen und zog „aufs Land": So wurden Miller und Genet, Nabokov und Lawrence, Klossowski und Hubert Selby „poliert”, abgehört, abgeschmeckt. Mit derselben Unerbittlichkeit, mit der im Chor bleicher, wankender Lektoren Nächte hindurch Klappentexte geschrieben und verworfen und ungeschrieben und neu geschrieben wurden, wurde auch, den großen Webster in der Hand, ein Wort gesucht und dann erlegt, und wenn es gegen Morgen war; denn das Wort hatte es ihm angetan, dem unmodernsten Verleger, den ich je kennengelernt habe.(19)
Sicherlich hat auch Georg Goyerts Übersetzung Lady Chatterley, die Heinrich Maria Ledig-Rowohlt und sein Team offensichtlich ausgiebig studierten, zur Entscheidungsfindung bei der eigenen Version für den Rowohlt-Verlag beigetragen. Welcher der beiden Texte dem Leser mehr zusagt, kann nun durch die vorliegende Erstpublikation von Georg Goyerts Lady Chatterley jeder für sich selbst entscheiden.
Mit dieser Publikation – 58 Jahre nach Fertigstellung des Manuskripts – soll auch zu Georg Goyerts fünzigstem Todestag am 11. Mai 2016 zum einem sein unermüdlicher Einsatz als Kulturvermittler gewürdigt werden, zum anderen kann die Rezeptions- und Publikationsgeschichte von D.H. Lawrence in Deutschland um eine weitere Facette bereichert werden. Dass dabei auch der Verleger eine wichtige Rolle spielt, beweist schließlich die Verlagskorrespondenz, die in Zukunft auch anhand des umfangreichen Nachlasses aufgearbeitet werden wird. Zwar kümmert man sich seit einiger Zeit in theoretischen Abhandlungen verstärkt um den Fragenkomplex „Edition und Übersetzung”, lässt dabei aber gern die Bedeutung des Verlegers für den Übersetzer außen vor, was einerseits mit der eher marginalisierten Funktion von Verleger und Übersetzer als lediglich nachschöpfende Literaturvermittler zusammenhängen mag, andererseits ist es häufig recht schwierig, diese Auseinandersetzung aufgrund der oft fehlenden Quellen detailliert zu dokumentieren und auszuwerten. Im Falle der frühen Übersetzungen von D. H. Lawrence sind wir allerdings in der glücklichen Lage, umfangreiche Korrespondenz zu besitzen, etwa zwischen dem Verlegerehepaar, Anton und Katharina Kippenberg (Insel-Verlag) und seinen Übersetzern (u. a. Herberth E. Herlitschka und Georg Goyert)(20) sowie zwischen Georg Goyert und zahlreichen anderen Verlagen. Sie geben uns häufig Auskunft über die Genese der Übertragungen, die Zusammenarbeit der Verleger mit ihren Übersetzern sowie über die Rezeption ihrer Werke in Deutschland. Darüber hinaus zeigen sie oft auch, dass sowohl das Original als auch die Übersetzung nicht ausschließlich vom Autor/Übersetzer, sondern durch eine ganze Reihe von internen und externen Determinanten bestimmt werden.
Die Auswahlbibliographie zu diesem Vorwort können Sie mit den folgenden Fußnoten 21 bis 27 ansteuern, insgesamt befindet sie sich auch im Anhang.
Quellen(21)
Bibliographie(22)
Primärliteratur(23)
Deutsche Übersetzungen von Lady Chatterley’s Lover (1., 2. und 3. Fassung)(24)
Hörbuch-Ausgaben(25)
Lady Chatterley’s Lover im Film (2. und 3. Fassung)(26)
Sekundärliteratur(27)
1 Emily Hayman: „English Modernism in German: Herberth and Marlys Herlitschka, Translators of Virginia Woolf”, Translation and Literature, 21 (2012), 383-401, hier S. 388-89.
2 Christa Jansohn und Dieter Mehl: „Lawrence, His German Publisher and His Translator”, in: The Reception of D.H. Lawrence around the World. Ed. Takeo Iida (Kyoto: Kyushu University Press, 1998), S. 85-116, hier S. 111, Anm. 39.
3 Ibid.
4 Vgl. hierzu Emily Hayman: „English Modernism in German: …” (Anm. 1).
5 Vgl. hierzu: Kritisches Erbe. Dokumente zur Rezeption von James Joyce im deutschen Sprachraum zu Lebzeiten des Autors. Ed. und eingeleitet von Wilhelm Füger (Amsterdam – Atlanta, GA: Rodopi, 2000); sowie Robert Weninger: „James Joyce in German-speaking Countries: The Early Reception, 1919-1945”, in: The Reception of James Joyce in Europe. Volume I: Germany, Northern and East Central Europe. Ed. Geert Lernout and Wim Van Mierlo (London, New York: Thoemmes Continuum, 2004), S. 14-50, hier S. 17, 21, 30, 35; und in demselben Band der Beitrag von Robert Weninger: „The Institutionalization of ,Joyce’ in West Germany, Austria and Switzerland, 1945 to the Present”, S. 51-69, hier bes. S. 54, 56, 59 und 64.
6 Vgl. Christa Jansohn und Dieter Mehl: „German Translation”, in: The Reception of D.H. Lawrence in Europe. Ed. Christa Jansohn und Dieter Mehl (London: Continuum, 2007), S. 266-69. Die folgende Bibliographie müsste für weitere Recherchen unbedingt korrigiert und ergänzt werden: In Witten geschrieben. Bibliografie von 1833 bis zur Gegenwart. Romane, Erzählungen, Dramen und Gedichte. Bearbeitet von Wolf-Dieter Lepiorz mit einem Vorwort von Hugo Ernst Käufer (Witten: Ruhrstadt Verlag, 2002). Dasselbe gilt für die Dissertation von Ulrike Aschermann, die sich mit der Übersetzung von Lawrences letztem Roman leider recht oberflächlich auseinandersetzt: D.H. Lawrence: Rezeption im deutschen Sprachraum. Eine deskriptive Übersetzungsanalyse von Lady Chatterley’s Lover (Frankfurt am Main: Peter Lang, 1995), S. 236-37.
7 Zum Kurt Desch Verlag vgl. den Eintrag und die Auswahlbibliographie im Historischen Lexikon Bayerns: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Kurt_Desch_Verlag. [Zugriff: 31. Mai 2016]
8 Zitiert aus dem Nachlass Georg Goyert, der sich zur Bearbeitung im Besitz der Autorin befindet. Es wurden keine editorischen Eingriffe vorgenommen.
9 Vgl. Vladimir Nabokov: Lolita. Roman. Aus dem Amerikanischen von Helen Hessel unter Mitarbeit von Maria Carlsson, Gregor von Rezzori, Kurt Kusenberg, H. M. Ledig-Rowohlt (Hamburg: Rowohlt Verlag, 1955. Grundlage war die Originalausgabe der Pariser Olympia Press, 1955). Die Auflagenzahl für 1965 – Auflage: 161 bis 185 Tausend – belegt den Verkaufserfolg. 1989 brachte der Rowohlt-Verlag eine von Dieter E. Zimmer revidierte Fassung mit einem Nachwort „Zur Übersetzung” (S. 655-60) heraus. In seiner Studie Wirbelsturm Lolita. Auskünfte zu einem epochalen Roman korrigiert Dieter E. Zimmer kenntnisreich und überzeugend die Beteiligung der oben genannten Übersetzer/innen bei der Genese der deutschen Version (Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2008), S. 181-95. Vgl. auch: „,Eine Geschichte der Unaufrichtigkeiten”: Andrea Schmittmann sprach mit Dieter E. Zimmer über Unzuverlässigkeit als Übersetzungsproblem in Vladimir Nabokovs Lolita”, Rezensionszeitschrift für Literaturübersetzung, 15 (2014), http://www.relue-online.de/2014/03/eine-geschichte-der-unaufrichtigkeiten/ (Zugriff: 04. Juni 2106).
10 So Ulrike Aschermann: D.H. Lawrence: Rezeption im deutschen Sprachraum, S. 168 (Anm. 6).
11 Nachlass Georg Goyert.
12 Ulrike Aschermann: D.H. Lawrence: Rezeption im deutschen Sprachraum, S. 168-69, hier S. 169 (Anm. 6).
13 Brief von Heinrich Maria Ledig-Rowohlt an Georg Goyert vom 10. September 1959 (Nachlass Georg Goyert).
14 Es handelt sich vermutlich um eine saubere Kopie des Manuskripts, die Goyert vom Desch-Verlag am 6. Oktober 1958 zurückerhalten hatte (vgl. den Brief von Kurt Desch an Georg Goyert: Nachlass Georg Goyert): „Wir geben zunächst einmal nur die Kopien zurück, da diese keine Anmerkungen und Streichungen enthalten.” Im Nachlass befindet sich nicht diese Kopie, sondern das üppig korrigierte Originalmanuskript. Die Korrekturen wurden vermutlich von verschiedenen Lektoren des Desch-Verlags vorgenommen, denn in demselben Brief heißt es am Anfang dazu: „Vorab schicke ich Ihnen schon einmal die Übersetzung der ,LADYCHATTERLEY’.
Sehen Sie sich doch bitte den Text durch, ehe Sie ihn aus der Hand geben, denn er trägt die Spuren aller Bearbeitungsversuche, die wir hier unternommen haben.
Wir sind selbstverständlich gerne bereit, diese Übersetzung Ihnen zurückzugeben, wenn sich der interessierte Verlag bereit erklärt, das gezahlte Honorar an uns zurückzuerstatten.”
15 Nachlass Georg Goyert. Zu dem Übersetzer-Team vgl. die Studie von Dieter E. Zimmer: Wirbelsturm Lolita (Anm. 9).
16 Zu den Verkaufszahlen vgl. Ulrike Aschermann: D.H. Lawrence: Rezeption im deutschen Sprachraum, S. 168 und Anm. 7 (Anm. 6).
17 Laudatio auf Maria Carlsson von Hans-Georg Heepe anlässlich des Helmut M. Braem-Preises 2002: http://literaturuebersetzer.de/pages/preise-preistraeger/lauda_heepe.htm. Zu Maria Carlsson-Augstein vgl. auch: Klaus Harpprecht: Schräges Licht. Erinnerungen ans Leben und Überleben (Frankfurt am Main: S. Fischer, 2014) S. 337 und S. 339f.: „Aber da ist Maria, die sich nun in einer Welt des Schweigens isoliert. Als ich sie kannte, war sie (und sie ist es noch) mit einer ungewöhnlichen Musikalität der Sprache begabt […]. Manchmal schienen mir ihre Übersetzungen poetischer und zugleich genauer zu sein als das Original.” (S. 337)
18 Brief von Hans Georg Heepe (1936-2009), Lektor beim Rowohlt-Verlag, an Dieter Mehl vom 3. November 1995. Auch im Rowohlt Almanach 1908-1962. Ed. Mara Hintermeier und Fritz J. Raddatz (Reinbek bei Hamburg, 1962), S. 648, werden keine Übersetzernamen genannt
2. Vgl. auch Arno Widmann: „Fritz J. Raddatz im Interview: ,Ich war eine sehr schnelle Ratte’”, Frankfurter Rundschau, 30. Januar 2015: „Rowohlt war damals der größte belletristische Verlag der Bundesrepublik. Weit größer, einflussreicher, mächtiger als S. Fischer, Suhrkamp oder Hanser. Auch wegen “Lady Chatterley” von D. H. Lawrence stand der Rowohlt-Verlag 1961 vor Gericht. Diese Bücher zu verlegen, war damals jedes Mal eine große Tat. Dafür brauchte es Mut. Den hatte vor allem Ledig. Meine Rolle war nicht unbedeutend, aber ich war nur der Einflüsterer. Ledig entschied. Ledig kam vor Gericht.”
19 Fritz J. Raddatz: Jahre mit Ledig. Eine Erinnerung. (Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2015), S. 53-54.
20 Diese Korrespondenz zwischen dem Insel-Verlag und Georg Goyert wird im Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar, verwahrt (GSA 50/1236). Die „Papers of Herberth E. Herlitschka” befinden sich an der Universität Reading: https://www.reading.ac.uk/special-collections/collections/sc-herlitschka.aspx; seine Korrespondenz mit dem Insel-Verlag liegt ebenfalls im Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar (GSA 50/1505).
21 Korrespondenz: Georg Goyert mit dem Insel-Verlag, Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar (GSA 50/1236).
Nachlass: Georg Goyert (Privatbesitz).
22D.H. Lawrence in Germany: A Checklist of Works by and about him, 1970-2005: http://www.uni-bamberg.de/britcult/leistungen/service/linksammlungen/d-h-lawrence-in-germany-1970-2005/. (Zugriff: 30. Mai 2016).
In Witten geschrieben. Bibliografie von 1833 bis zur Gegenwart. Romane, Erzählungen, Dramen und Gedichte. Bearbeitet von Wolf-Dieter Lepiorz mit einem Vorwort von Hugo Ernst Käufer (Witten: Ruhrstadt Verlag 2002).
23The Letters of D.H. Lawrence. Vol. V: 1924-27. Ed. James T. Boulton and Lindeth Vasey (The Cambridge Edition of the Letters and Works of D.H. Lawrence). Cambridge: Cambridge University Press, 1989.
The Letters of D.H. Lawrence. Vol.VI: 1927-28. Ed. James T. Boulton & Margareth H. Boulton with Gerald M. Lacy (The Cambridge Edition of the Letters and Works of D.H. Lawrence). Cambridge: Cambridge University Press, 1991.
The Letters of D.H. Lawrence. Vol.VII: 1928-30. Ed. Keith Sagar and James T. Boulton (The Cambridge Edition of the Letters and Works of D.H. Lawrence). Cambridge: Cambridge University Press, 1993.
D.H. Lawrence: The First and Second Lady Chatterley Novels. Ed. Christa Jansohn and Dieter Mehl (The Cambridge Edition of the Letters and Works of D.H. Lawrence). Cambridge: Cambridge University Press, 1999. First Version (Christa Jansohn); Second Version (Dieter Mehl).
D.H. Lawrence: Lady Chatterley’s Lover. A Propos of „Lady Chatterley’s Lover”. Ed. Michael Squires (The Cambridge Edition of the Letters and Works of D.H. Lawrence). Cambridge: Cambridge University Press, 1993.
24Die erste Lady Chatterley. Einzig autorisierte Übersetzung aus dem Englischen von Ursula von Wiese (Bern: Alfred Scherz Verlag, 1946). Deutsche Lizenzausgabe: Hamburg: J. P. Toth Verlag, 1949.
John Thomas & Lady Jane. Roman. Aus dem Englischen von Susanna Rademacher. Mit einem Nachwort von Roland Gart (Zürich: Diogenes Taschenbuch, 1975). – 2007 im selben Verlag erschienen unter dem Titel: Lady Chatterley’s Lover: Die zweite Fassung.
Lady Chatterley und ihr Liebhaber. Roman von D.H. Lawrence. Übertragen von Herberth E. Herlitschka (Leipzig, Wien: E. P. Tal & Co. Verlag, 1930).
Lady Chatterley. Übersetzt von Georg Goyert. Manuskript: Abgelehnt vom Kurt Desch-Verlag (München) am 27. Februar 1958.
Lady Chatterley. Autorisierte Übertragung aus dem Englischen (Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag, 1960). – Ohne Angabe der!des Übersetzer/in – laut Verlagskorrespondenz: Übersetzerteam u. a. mit Maria Carlsson. – Im September 1973 Nachdruck als „rororo Taschenbuchausgabe” im Rowohlt Taschenbuch Verlag (Reinbek bei Hamburg); 32. Auflage Februar 2015. – Unveränderte Neuausgabe ebenfalls: Reinbek bei Hamburg: Wunderlich Taschenbuch-Verlag, 2004.
Lady Chatterley. Transl. Franz Maier-Bruck (Wien: Buchgemeinschaft Donauland, 1971).
Lady Chatterley. Roman von D.H. Lawrence. Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen. Mit einem Nachwort von Anselm Schlösser (Taschenbibliothek der Weltliteratur). Berlin: Aufbau-Verlag, 1978. [Ausgabe für die Deutsche Demokratische Republik mit Genehmi-gung der Rowohlt Verlag GmbH Reinbek bei Hamburg).
Lady Chatterley. Aus dem Englischen von Tom Roberts. Mit einer Einleitung von Helmut Werner (Bastei-Lübbe-Taschenbuch, 11933). Bergisch Gladbach: Gustav Lübbe Verlag, 1992. (Nachdruck: Köln: Anaconda, 2009. [Copyright © der vorliegenden deutschen Übersetzung bei AVA – Autoren- und Verlagsagentur GmbH, München-Breitbrunn]) – (Übersetzername nicht verifizierbar).
Lady Chatterleys Liebhaber. Aus dem Englischen neu übersetzt von Axel Monte. Mit einem Nachwort und einer Zeittafel von Jürgen Kamm (Winkler Weltliteratur: Dünndruck-Ausgabe). Artemis & Winkler, 2004.
Weitere Nachdrucke der 3. Version u. a. im: CBX Verlag (2015), Deutsche Buch-Gemeinschaft (1968), Goldmann-Verlag (1982), OTUS Verlag (2006) sowie als E-book.
25Lady Chatterley (Playboy Hörbuch Edition 1). O. Skar Verlag, 2006. Gelesen von Hannes Jaenicke. (Hörbuch/MP3/Download). Gekürzte deutsche Version der 3. Fassung. Spieldauer: 2 Std., 38 Min.
Lady Chatterley’s Lover. Naxos Verlag, 2011. Gelesen von Maxine Peake (Hörbuch/11 CDs, vollständige 3. Fassung im Original). Spieldauer: 13 Std. 21 Min.
26 1955: Die Liebe der Lady Chatterley (L’amant de lady Chatterley) – Frankreich, Regie: Marc Allégret, mit Danielle Darrieux, Erno Crisa und Leo Genn. Spieldauer: 1 Std. 41 Min.
1981: Lady Chatterleys Liebhaber (Lady Chatterley’s Lover) – Großbritannien, Regie: Just Jaeckin, mit Sylvia Kristel und Nicholas Clay. Spieldauer: 1 Std. 44 Min.
1993: Lady Chatterley – Großbritannien, 4-teilige Mini-TV-Serie der BBC, Regie: Ken Russell, mit Joely Richardson und Sean Bean. Spieldauer: 3 Std. 25 Min.
2006: Lady Chatterley – Frankreich, Regie: Pascale Ferran, mit Marina Hands und Jean-Louis Coulloch. (2. Version). Spieldauer: 2 Std. 48 Min.
2015: Lady Chatterley’s Lover – Großbritannien. Regie: Jed Mercurio, mit Holliday Grainger, Richard Madden, James Norton. Spieldauer: 1 Std. 29 Min.
27 Aschermann, Ulrike: D.H. Lawrence: Rezeption im deutschen Sprachraum. Eine deskriptive Übersetzungsanalyse von Lady Chatterley’s Lover (Frankfurt am Main: Peter Lang, 1995).
Jansohn, Christa: Zitat und Anspielung im Frühwerk von D.H. Lawrence (Studien zur englischen Literatur, 1). Münster: LIT-Verlag, 1990.
Jansohn, Christa: „Die D.H. Lawrence-Ausgabe der Cambridge University Press“, editio. Internationales Jahrbuch für Editionswissenschaft, 5 (1991), 199-212.
Jansohn, Christa: „D.H. Lawrence and his German translators“, The D.H. Lawrence Review, 23 (1991), 157-166.
Jansohn, Christa: „D.H. Lawrence in Germany, Austria and Switzerland: A Checklist of Works by and about him, 1970-1996”, The D.H. Lawrence Review, 28 (1999), 55-74.
Jansohn, Christa und Dieter Mehl: „D.H. Lawrence and the Insel-Verlag”, Archiv für das Studi-um der neueren Sprachen und Literaturen, 227 (1990), 38-60. Erweiterte Fassung in: „Lawrence, His German Publisher and His Translator”, in: The Reception of D.H. Lawrence around the World. Ed. Takeo Iida (Kyoto: Kyushu University Press, 1998), S. 85-116.
The Reception of D.H. Lawrence in Europe, ed. Christa Jansohn und Dieter Mehl (London: Continuum, 2007).
Lepiorz, Wolf-Dieter: „Georg Goyert: Der erste Übersetzer des Ulysses”, Heimatbuch Hagen+Mark, 45 (2004), 195-97.
Mehl, Dieter: Drei Lady Chatterleys. Zur Genese eines Romans (Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Abhandlungen der Geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse, 8). Stuttgart: Steiner Verlag, 2000.
Rembar, Charles: The End of obscenity. The trials of „Lady Chatterley”, „Tropic of Cancer” and „Fanny Hill” (London: Deutsch Publisher, 1969).
The Trial of Lady Chatterley: Regina V. Penguin Books Limited: The Transcript of the Trial. Ed. Cecil H. Rolph] (Harmondsworth: Penguin Books, 1961). [Nachdruck: 1991]
Übersetzt von Georg Goyert
Das Manuskript dieser Übersetzung befindet sich im Nachlass von Georg Goyert. Für die vorliegende Erstpublikation wurde es behutsam modernisiert und nur leicht redigiert.
Eine der 430 Seiten des Übersetzermanuskripts konnte nicht aufgefunden werden; die entsprechende Textpassage im 16. Kapitel (im englischen Original von „,Draw the curtain, will you?‘“ bis „He ate in silence, his mind on the time that was quickly passing. That made her remember.“) wurde vom Bearbeiter der Übersetzung, Guido Huß, ins Deutsche übertragen.
Unser Zeitalter ist seinem Wesen nach tragisch, aber wir weigern uns, es tragisch zu nehmen. Die Katastrophe ist über uns hereingebrochen; wir leben zwischen Trümmern, beginnen wiederaufzubauen und ein wenig zu hoffen. Die Arbeit ist nicht leicht: Kein glatter Weg führt in die Zukunft. Aber wir umgehen die Hindernisse oder klettern über sie hinweg. Wir müssen leben, und mögen noch so viele Himmel eingestürzt sein.
So ungefähr sah die Situation der Constance Chatterley aus. Der Krieg hatte das Dach über ihr zum Einsturz gebracht, und sie hatte erkannt, dass sie leben und lernen musste.
Im Jahr 1917 hatte sie Clifford Chatterley geheiratet, als er einen Monat lang auf Urlaub war. Ihre Flitterwochen dauerten einen Monat. Dann musste er wieder nach Flandern, um ein halbes Jahr später, mehr oder weniger zerfetzt, nach England zurückzukehren. Seine Frau Constance war damals dreiundzwanzig, er neunundzwanzig Jahre alt.
Er liebte das Leben. Er starb nicht, und die Fetzen wuchsen wieder zusammen. Zwei Jahre lang war er dauernd in ärztlicher Behandlung. Dann wurde er als geheilt entlassen und kehrte ins Leben zurück. Der untere Teil seines Körpers war von den Hüften an gelähmt.
Das war im Jahre 1920. Clifford und Constance zogen nach Wragby Hall, dem Familiensitz der Chatterleys. Cliffords Vater war gestorben. Clifford war jetzt Sir und Constance Lady Chatterley. Sie begannen ihr gemeinsames Leben in dem etwas einsamen Schloss der Chatterleys, mit einem Einkommen, das eben ausreichte. Clifford hatte eine Schwester, aber sie hatte das elterliche Haus verlassen. Andere nahe Verwandte hatte er nicht. Der ältere Bruder war im Krieg gefallen. Für immer zum Krüppel geworden, wusste Clifford, dass er niemals Kinder haben würde. Clifford kam in die rauchigen Midlands zurück, um den Namen Chatterley, so lange er es vermochte, lebendig zu erhalten.
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