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Ein spannendes Fantasyabenteuer und der Beginn einer neuen Kinderbuchreihe ab 8 Jahren. Die Zahnfee Lambadu muss mit ihrem Freund Cooper und vielen Verbündeten ihre eigene Welt und auch die Märchenwelt retten. Der Zeitgeist zerstört die Märchen. Die Kinder verbringen viel mehr Zeit mit anderen Medien und die Märchenbücher bleiben ungelesen. Nur mit dem Zahnfeenstab der Magie des Herzens kann Lambadu alle retten. Aber dazu braucht sie sieben Zutaten, die gar nicht so leicht zu beschaffen sind. Und so stürzen sich die Freunde in ein turbulentes Abenteuer. Dieses Buch besticht mit wunderschönen Illustrationen von Sabine Marie Körfgen. Kurze Kapitel und eine sich immer weiter aufbauende Spannung bis zuletzt sorgen für einen maximalen Lesespaß für Groß und Klein! Buchrückseite: In der Nacht poltert es laut im Schloss der Zahnfeen. Lambadu und ihr Freund Cooper machen sich auf den Weg, das Rätsel um das seltsame Ding zu lösen, das sie finden. Schon bald wird klar: Die Kinder auf der Erde glauben nicht mehr an Fabelwesen und Märchen. Lambadus Welt beginnt zu verschwinden. Jetzt gibt es nur noch eine Möglichkeit alle zu retten! Lambadu muss den Zahnfeenstab der Magie des Herzens erschaffen. Doch dann wird sie plötzlich von der Feuerhexe Helar und dem mächtigen Zeitgeist gejagt. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig alle Aufgaben zu lösen und die Kinder wieder zu verzaubern? Buchtrailer: https://www.youtube.com/watch?v=zGGOvY33MsY
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Seitenzahl: 170
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Impressum
Text & Idee © Nadine Seidel 2020
Illustration, Gestaltung & Layout © Sabine Marie Körfgen 2020
www.sabinemariekoerfgen.com
Lektorat: Bettina Bergmann
www.lektorat-bergmann.de
Cover: Römische Ziffern und Uhrzeiger: pixabay
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
1. Auflage
ISBN 978-3-347-04700-6 (Paperback)
ISBN 978-3-347-04701-3 (Hardcover)
ISBN 978-3-347-04702-0 (e-Book)
Alle Personen in dieser Geschichte sind fiktive Figuren. Ähnlichkeiten sind nur zufällig und nicht gewollt. Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Kapitelverzeichnis
Kapitel 1: Die geheimnisvolle Uhr
Kapitel 2: Ein seltsamer Fund
Kapitel 3: Die Turmschlüssel
Kapitel 4: Das unbekannte Ding
Kapitel 5: Heimlicher Aufbruch nach Zoldaum
Kapitel 6: Der Raupenblitz
Kapitel 7: Die Nacht im Moor
Kapitel 8: Die Schluchten von Zoldaum
Kapitel 9: Der Zauberer Xülibert
Kapitel 10: Lambadus Auftrag
Kapitel 11: Aufbruch ins Elfenland
Kapitel 12: Die Schriftrolle
Kapitel 13: Die Tümpelflamme
Kapitel 14: Die Glutwölfe
Kapitel 15: Helars Plan
Kapitel 16: Die magische Kammer
Kapitel 17: Auf Spurensuche
Kapitel 18: Die Seillektion
Kapitel 19: Graf Kado
Kapitel 20: Die magischen Deuxel
Kapitel 21: Xüliberts Taschenuhr
Kapitel 22: Der Sand der Zeit
Kapitel 23: Der große Zauber
Kapitel 24: Die drei Sterntaler
Kapitel 25: Bei den Riesen
Kapitel 26: Helar entkommt
Kapitel 27: Im Keller des Schlosses
Kapitel 28: Angriff der Feuerhexen
Kapitel 29: Die Verfolgungsjagd
Kapitel 30: Die goldenen Pforten
Kapitel 31: Der Zahnfeenstab erwacht
Kapitel 32: Magie findet immer einen Weg
Kapitel 33: Überraschungsgäste
Kapitel 1
Die geheimnisvolle Uhr
Eines Nachts fielen viele Schneeflocken vom Himmel auf die Erde. Die kleinen Kristalle landeten auf dem Boden der Großstädte. Ein Mäusepaar tanzte glücklich unter einer Brücke im Park. Die Mäuse fiepsten, kicherten, bewegten sich über den gefrorenen See, als sie in der Ferne eine goldene Taschenuhr sahen, die wie eine Sternschnuppe, durch den Himmel schoss. Der Wind wehte die Uhr durch die Luft, sie sauste hinab und landete tickend vor den winzigen Füßen der Mäuse. Neugierig schlichen die Mäuse näher. Sie schnupperten an dem kalten Gehäuse, zuckten zurück.
Das tickende Geräusch im Inneren wurde lauter. Plötzlich sprang der Deckel auf. Ein mächtiger Lichtstrahl strömte aus dem alten Uhrwerk. Die Eiszapfen, die am oberen Rand der Brücke hingen, schepperten herunter. Die Mäuse sprangen zur Seite und flitzten über das Eis. Die Zeiger der Uhr drehten sich und die Jahreszeiten auf der Erde veränderten sich in Windeseile. Der Schnee löste sich auf und das Eis taute. Die Uhr zappelte, als ein gewaltiger Wirbelsturm aus dem alten Uhrwerk schoss und über den See jagte. Stocksteif blieben die Mäuse stehen, als das Eis unter ihnen knackte. Dann sprangen sie in den kräftigen Wirbelsturm hinein. Der Wind wirbelte ans Ufer und schließlich mit den Mäusen fort. Die leuchtende goldene Taschenuhr versank zwischen Algen in der Tiefe des Sees. Die Zeiger der Uhr blieben ruckartig stehen. Es wurde in wenigen Sekunden Frühling, Sommer, Herbst und wieder Winter. Dann klappte der Deckel zu. Das magische Licht verschwand. Grasgrüne Algen legten sich wie ein Teppich über die magische Taschenuhr. Das Wasser des Sees erstarrte erneut zu Eis.
Vom Himmel rieselte neuer Schnee auf die kalte Eisfläche und neue Eiszapfen hingen an der Brücke. Die kalten Schneekristalle bedeckten langsam wieder die Straßen, Wiesen und Häuser der Großstädte. Sie verteilten sich und fegten über den grauen Asphalt. Der Wirbelsturm raste mit den Mäusen weiter durch die Städte und Dörfer. Doch wie durch ein Wunder riss er nur die Handys der Menschen mit sich. Sie flogen von Nachttischen, Matratzen, Schreibtischen oder Schränken. Sie schwebten durch die Zimmer der schlafenden Kinder und suchten sich ihre Wege durch offene Fenster oder Briefschlitze der Türen. Dann verschwanden sie allesamt im magischen Wirbel. Kreuz und quer sausten sie umher, bis schließlich kraftvolle Magie explodierte. Es donnerte und blitzte gewaltig am Himmel. Die Handys segelten zurück auf die Erde. Der Wirbelsturm verschwand.
Nur das Handy eines kleinen Mädchens sauste in der Finsternis in eine andere Richtung. Es bahnte sich seinen Weg in eine magische Welt voller Fabelwesen und landete im Schloss der Zahnfeen. Mit Schwung schoss es durch die alten Dachziegel eines Turms und blieb auf dem verstaubten Boden liegen. Das Handy klingelte einmal, dann ging es aus.
Kapitel 2
Ein seltsamer Fund
Geheimnisvoll fegte der Wind über die Länder der Fabelwesen. In den Wäldern raschelten die Blätter der Bäume. Ein paar Wolken hingen am Himmel, sonst leuchteten die Sterne. Im Schloss des Zahnfeenlandes schliefen alle Bewohner friedlich. Die ganze Welt der Fabelwesen war zu dieser Zeit wie ausgestorben. Nur ein paar Glühwürmchen flogen durch die Wälder und spendeten etwas Licht.
Lambadu wachte auf. Ein polterndes Geräusch hatte sie geweckt. Neugierig schlug die Zahnfee ihre Bettdecke zur Seite. Das alte Holzbett quietschte, als sie aufstand. Barfuß und nur mit einem dünnen, weißen Nachthemd bekleidet lief sie durchs Zimmer. Ihr langes Haar flatterte in der Luft. Lambadu öffnete sehr leise ihre Tür.
»Hallo, hört mich jemand?«, flüsterte sie und sah sich um.
Es war dunkel. Sie betrat den Flur und schlich Stück für Stück durchs Schloss. Die alten Holzdielen des Bodens knarrten. Sie spreizte ihre Flügel und flog weiter den Flur entlang, bis sie vor einer Tür landete.
Lambadu drückte leise die Türklinke herunter. Doch die Tür war verschlossen. Sie klopfte.
»Cooper? Mach mal auf!« Immer wieder klopfte Lambadu gegen die Tür ihres besten Freundes.
Auf einmal hörte sie ein Knacken und die Tür öffnete sich etwas.
»Was ist los? Es ist mitten in der Nacht!«
»Der Knall eben, Cooper. Ich glaube, er kam vom Dach. Ich möchte nachschauen, aber du musst mit.«
»Ich habe nichts gehört!« Der Schmetterling öffnete die Tür etwas mehr. »Woher kam der Knall?«, fragte er.
Lambadu schlich näher zu Cooper heran, flüsterte: »Aus den alten Türmen!«
»Jetzt hast du mich neugierig gemacht!« Cooper flatterte in den Flur und machte seine Zimmertür zu.
Gemeinsam flogen sie durchs Schloss: durch enge Gänge, an verschlossenen Türen vorbei. Der Mond schien durch die gebogenen Fenster auf das alte Mauerwerk.
»Nach links, Cooper!«
Sie bogen ab und landeten. Auf Zehenspitzen schlichen sie weiter, bis sie schließlich den ersten Turm erreichten. Gespannt betrachtete Lambadu die Tür.
Cooper drehte den großen verrosteten Schlüssel im Schloss. Die Tür quietschte, als sie sich öffnete. Lambadu und Cooper gingen in den Turm.
»Hier ist nichts!«
»Du hast recht! Nur Gerümpel und alte Gemälde!«
»Wir fliegen weiter!«
»Der Knall war sehr laut, irgendwo müssen wir etwas finden! Lass uns im Südturm schauen!«
Cooper drückte die Tür zu, Lambadu drehte den Schlüssel. Dann flogen sie hinüber zum Südturm.
»Warst du schon einmal dort?«
»Ja, früher sehr oft. Er ist für mich der schönste Turm im Schloss. Von außen erinnert er mich immer an ein gewaltiges Fass mit einem spitzen Dach. Und die großen Fenster! Für mich sind sie magisch, man kann die ganze Welt der Fabelwesen überblicken. Wir sind da!«
Lambadu und Cooper blieben vor der dicken Holztür des Südturms stehen. Auf dem Knauf lag viel Staub. Sie schauten auf das zerkratzte Türschloss, aber einen Schlüssel gab es nicht. Sie drehten an dem großen Knauf, doch die Tür war verschlossen.
»Hier ist kein Schlüssel!«, flüsterte Cooper.
»Dann muss der Schlüssel bei Grumulu sein! Er bewacht heute Nacht unsere Bibliothek. Du weißt doch, da sitzt er davor auf dem alten Holzstuhl und bewacht die Tore. Aber irgendwann schläft er ein. Wir müssen uns den Schlüssel ausleihen. Los, komm!«
Der Schmetterling bewegte zweifelnd seine Fühler hin und her. Schließlich antwortete er: »Aber nur, weil du es bist!«
Lambadu lächelte und die beiden machten sich auf den Weg zu Grumulu.
Kapitel 3
Die Turmschlüssel
Der Mond und die Sterne schienen durch die Fenster des Flures, als Lambadu und Cooper in die gewaltige Schlossküche flogen. Alte Metalltöpfe stapelten sich in Regalen an den Wänden. Kochrezepte hingen an einer Schnur. Lambadu flog daran vorbei und öffnete die Hintertür. Ein kräftiger Windstoß schoss in die Schlossküche. Die beiden verließen das Schloss und die Tür fiel hinter ihnen zu.
Draußen landeten sie im hohen Gras und blieben an der Seite der Bibliothek stehen. Lambadu lief auf die Fenster der Bibliothek zu und kletterte auf eine vermooste Fensterbank. Cooper stapfte hinter ihr her.
Neugierig schaute Lambadu durch die trübe Glasscheibe. Sie war von innen beschlagen, deshalb fiel es ihr schwer, die alten Bücherregale zu sehen. Tausende magischer Bücher verstaubten hier in der Bibliothek.
»Kennst du viele Bücher?«, fragte Lambadu.
»Nur das Buch des geheimnisvollen Zahnes. In diesem Buch geht es um die Kraft der Milchzähne, die die Menschenkinder gar nicht mehr brauchen. Sie bekommen ja neue. Die Zähne helfen uns aber dabei, den immer da gewesenen Glanz des Zahnfeenlands zu bewahren. Ich sage dir, Magie lodert zwischen allen Zeilen.«
»Tante Pampur sagt, hier stehen Werke über alle Länder der Fabelwesen, Märchenbücher mit fantastischen Geschichten und Bücher voller Magie. Sogar alte Zauber- und Hexenwerke werden hier aufgehoben!«
Lambadu sprang wieder vom Fensterbrett. Sie schlichen um die Ecke der Bibliothek. Grumulu saß schlafend auf seinem grauen Holzstuhl, der an einer Seite leicht in den Boden sackte. Seine Arme lagen auf seinem runden Bauch, über dem das karierte Hemd ein wenig spannte.
»Siehst du, sein Schlüsselring ist an der Kette an seinem Arm befestigt, den kriegen wir nie los«, seufzte Cooper.
Sie flogen näher an Grumulu heran. Dann blieben sie vor dem schlafenden Zwerg stehen.
Cooper wackelte mit seinen Fühlern.
»Wie sollen wir nur den richtigen Schlüssel finden? Oder willst du den ganzen Schlüsselring ausleihen?«
Lambadu betrachtete den großen Metallring, an dem die Schlüssel hingen.
»Ich weiß es noch nicht, ich muss mir das erst genauer ansehen!«
Sie schlich dichter an Grumulu heran. Cooper folgte ihr.
»Na gut, die neueren Schlüssel können wir ausschließen. Die schwebenden Schlüssel sind uralt und magisch, das weiß ich von Pampur. Die gehören auch nicht zum Schloss des Südturms. Es können nur die zwei großen Schlüssel sein. Schau, da ist sogar ein Turm drauf!«, erklärte Lambadu.
»Aber wie sollen wir sie unbemerkt von Grumulus Schlüsselring bekommen? Das funktioniert nie. Die Kette ist stramm um sein Handgelenk gewickelt. Wir bekommen die Schlüssel nicht ab, ohne dass er wach wird«, antwortete Cooper.
»Das müssen wir auch nicht! Der Schlüs- selring lässt sich öffnen. Wir müssen nur den Haken aus der Öse ziehen, dann vorsichtig einen Turmschlüssel nach dem anderen lösen und die anderen Schlüssel dabei festhalten. Die alten können nämlich schweben. Wenn sie wegfliegen, dann haben wir ein Problem. Und die beiden Turmschlüssel dürfen nicht klimpern! Nicht, dass Grumulu aufwacht.«
»Also gut, wir probieren es!«
Grumulus braune Mütze rutschte von seinem Kopf und fiel ins Gras. Der Zwerg schnarchte lauter, als Cooper den kleinen Metallhaken festhielt und aus der Öse zog. Lambadu hielt die Schlüssel in ihrer Faust.
»Die magischen Schlüssel zappeln. Ihre Magie kitzelt meine Hand. Beeil dich!« Lambadu kicherte leise, sie drückte die Turmschlüssel mit der anderen Hand zusammen.
»Er ist auf!«, flüsterte Cooper und kippte den kleinen Metallhaken zur Seite. Lambadu öffnete ihre Finger mit den Turmschlüsseln. Cooper nahm den ersten Schlüssel und lenkte ihn sicher zur Öffnung. Er fiel in Lambadus Schoß. Grumulu schmatzte und drehte sein Gesicht zur Seite. Cooper nahm den zweiten Turmschlüssel und bewegte ihn wie den ersten. Dann war es geschafft! Vorsichtig drückte er den Metallhaken des Schlüsselringes zurück in seine Öse. Lambadu legte die restlichen Schlüssel zurück auf Grumulus Bauch. Die magischen Schlüssel zappelten etwas, bis sie wieder ruhig über seinem dicken Bauch schwebten. Dann nahm Lambadu die zwei großen Turmschlüssel, stand auf und flog mit Cooper zurück zum Schloss.
»Die Schlüssel sind ganz schön schwer!«
Lambadu ballte ihre Faust fester zusammen, um die Turmschlüssel nicht zu verlieren.
»Wir sind gleich da!«
Cooper flog schneller.
»Lass uns durch das offene Fenster fliegen!«
Unbemerkt flogen sie in den Flur. Plötzlich sahen sie Schatten und hörten Stimmen. Cooper öffnete blitzschnell eine Zimmertür, sie huschten hinein. Versteckt hinter der alten Holztür hörten sie Schritte und Stimmen, die nach und nach wieder leiser wurden. Vorsichtig drückte Lambadu die Klinke herunter. Sie steckte neugierig ihren Kopf heraus.
»Komm, die Luft ist rein!«
Sie hasteten durch den Flur, bis sie vor der Tür des Südturms landeten.
»Einer der Schlüssel dreht sich im Schloss, aber welcher?«
Lambadu zeigte Cooper die beiden Schlüssel mit dem Kranz aus Efeublättern und einem Turm in der Mitte. Aufgeregt nahm er einen in die Hand, dann steckte er ihn ins Schloss.
»Das ist der falsche Schlüssel, er lässt sich nicht drehen!« Lambadu nahm den zweiten Schlüssel und versuchte ihr Glück. Der Schlüssel drehte sich und die Holztür knarrte.
Kapitel 4
Das unbekannte Ding
Licht strömte in den dunklen Flur. Lambadu betrat den runden Eckturm. Ihre Blicke folgten dem hellen Lichtstrahl, der durch ein kleines Loch im steilen Dach fiel.
»Der Mond scheint hindurch. Wir müssen Grumulu Bescheid sagen. Er muss das Dach reparieren, bevor es anfängt zu regnen. Schau mal, hier liegen zwei zerbrochene Dachziegel«, sagte Cooper.
Lambadu flog weiter in den Raum hinein.
»Warum liegen sie nicht draußen im Gras, sondern hier im Turm? Sie sind völlig kaputt. Irgendetwas muss durch das Dach gefallen sein, Cooper.«
Lambadu schaute sich um, dann schob sie einen verstaubten Sessel zur Seite.
»Hier ist etwas!«
Vor ihren Füßen lag ein rechteckiges Ding. Sie bückte sich, mit ihren Fingern schubste sie es neugierig an. Es hatte eine graue Gummihülle.
»Was ist das? So etwas habe ich noch nie gesehen. Guck mal, auf der Rückseite steht etwas. Ich kann es aber nicht lesen!« Cooper flog über den alten Sessel näher. »Das Ding ist nicht von hier«
»Aber wo kommt es her? Das Glas ist kaputt, kann man es reparieren? Was kann man damit machen, Cooper?«
Der Schmetterling wusste es auch nicht.
»Wir müssen es mitnehmen und uns beeilen«, entschied Lambadu. »Die Schlüssel müssen zurück zu Grumulu, bevor er aufwacht.«
»Gut, was hast du vor?«
»Ich nehme es mit und verstecke es, bevor es meine Tanten finden! Dann werden wir uns später etwas überlegen!«
Lambadu hob das Ding auf. Sie verließen den Südturm. Cooper drehte den Schlüssel im Schloss.
Zusammen flogen sie zurück zu Grumulu. Während Cooper zur Bibliothek flog, machte Lambadu kurz in ihrem Zimmer halt. Sie versteckte das geheimnisvolle Ding unter ihrem Kopfkissen. Dann folgte sie Cooper. Er hatte sich mit den Schlüsseln hinter einer Eiche neben der Bibliothek versteckt. Cooper beobachtete den schlafenden Zwerg. Grumulus Stuhl steckte noch tiefer im weichen Boden fest. Der Zwerg schnaufte und schnarchte.
»Es wird bald Tag, wir müssen schnell sein«, flüsterte Cooper.
Sie schlichen zu Grumulu. Cooper gab Lambadu die Schlüssel, dann zog er den Metallhaken erneut aus der Öse. Mit einer Hand drückte Lambadu alle Schlüssel wieder fest zusammen.
»Ich habe sie!«, grinste sie.
Der Schmetterling steckte beide Turmschlüssel zurück. Im gleichen Augenblick, als Cooper den Haken am Schlüsselring schloss und Lambadu die Schlüssel vorsichtig losließ, bewegten sich die magischen Schlüssel wie wild. Sie flatterten aufgeregt in der Luft. Der Zwerg wachte auf.
»Was ist los?«, rief er verwundert.
Er fiel vom Stuhl und polterte auf den Boden. Sein Holzstuhl kippte zur Seite weg. Erschrocken sprang der Zwerg auf, nahm seine Mütze vom Boden und setzte sie auf. Seine buschigen Augenbrauen zogen sich zusammen.
»Meine Schlüssel! Was habt ihr hier zu suchen?«
»Die magischen Schlüssel haben sich nur erschreckt. Wir haben die ganze Nacht Glühwürmchen beobachtet. Für ein Schulprojekt!« Lambadu lächelte nervös.
»Ein Schulprojekt? Mitten in der Nacht?«
»Nur dann kann man die Glühwürmchen sehen. Es tut uns leid. Die Sonne geht bald auf und wir müssen zurück zum Schloss. Sei uns bitte nicht böse!«, bat Lambadu.
»Na ja, dann fliegt schnell ins Schloss! Der neue Tag beginnt«, grummelte der Zwerg.
Lambadu und Cooper nickten, dann machten sie sich eilig auf den Heimweg.
Es wurde schon hell, als sie durch den Nadelwald zum Schloss kamen.
»Das Fenster ist geschlossen und ich höre Stimmen!«, rief Lambadu. Sie hielt im Schlosshof an. Nach und nach leuchteten immer mehr Lichter im Schloss auf.
»Selbst der große Kronleuchter im Saal brennt! Wie kommen wir jetzt unbemerkt hinein?«
Cooper überlegte.
»Deine Tanten sind wach! Ich kann sie hören. Vielleicht schaffen wir es durch die Küche. Oder schrubbt Okolus schon die Töpfe?«
»Wir müssen es probieren!«
Sie schlichen an riesigen Rosenbüschen vorbei zur Küchentür. Durch einen Spalt in der Tür fiel Licht. In der Küche klapperte bereits Geschirr und auch hier waren Stimmen zu hören.
»Was jetzt?«
»Wir warten und wenn die Luft rein ist, ab ins Schloss, bevor uns Simvasta wecken kommt. Es gibt richtig Ärger, wenn wir nicht in unseren Betten liegen.«
Cooper schaute durch den Spalt in der Holztür. Er beobachtete Okolus, der sauberes Geschirr in die Küchenschränke räumte. Dann ließ der Koch heißes Wasser in die Spüle ein, es dampfte. Summend verließ er den Raum.
»Los, komm jetzt!«
Blitzschnell zog der Schmetterling an der Tür. Unbemerkt flogen sie in die Küche. Noch immer schoss das klare Wasser aus dem Wasserhahn, in die fast volle Spüle, als Okolus in die Küche platzte.
»Duck dich!«, rief Lambadu erschrocken.
Sie blieben hinter einem Schrank hocken. Lambadu starrte zu Okolus hinüber, der Teller und Tassen stapelte, bis er wieder hektisch den Raum verließ.
»Jetzt!«, flüsterte Cooper und flatterte los.
Lambadu eilte hinter Cooper durchs Schloss. Bevor jemand sie entdecken konnte, verschwanden sie in ihren Zimmern.
Lambadu kroch unter die Bettdecke und befühlte mit der Hand das Ding unter ihrem Kopfkissen.
»Was kann man mit dir wohl machen und wo kommst du her?«, fragte sie sich, als Tante Simvasta ihre Zimmertür öffnete. Erschrocken zog Lambadu ihre Hand unter dem Kissen hervor, streckte sich und gähnte.
»Guten Morgen, Lambadu! Aufstehen!«, rief Simvasta.
»Guten Morgen!«, entgegnete Lambadu fröhlich. Die Tür schloss sich. Lambadu warf die Bettdecke zur Seite. Sie hob das flauschige Kopfkissen an und schaute auf das unbekannte Ding.
Cooper platzte ins Zimmer: »Puh, das war knapp!« Lambadu zuckte zusammen.
»Du hast mich erschreckt! Ja, Tante Simvasta hätte uns sonst bestimmt wieder mit Zähnepolieren bestraft! Was machen wir jetzt mit dem Ding hier?«
Cooper überlegte, dann sagte er: »Wenn du wissen willst, was das ist, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder müssen wir in die Schluchten Zoldaums zu Zauberer Xülibert. Zauberer sind Wächter und Gelehrte des geheimen Wissens. Oder wir gehen zu Isar Xave hinter den Bergen von Swövtje. Du weißt, sie ist eine Elfe und sehr klug. Sie kennt alles und jeden hier!«
»Der Weg durch die Schluchten ist steinig und hart. Vorher müssen wir die Sümpfe von Mabelhuk durchqueren, aber ich glaube, dass uns Xülibert besser helfen kann. Er kennt das komplette Universum. Das Teil ist nicht aus der Fabelwelt. Kommst du mit mir, Cooper?«
»Natürlich komme ich mit, dann kann ich meinen Raupenblitz ausprobieren.«
»Deinen Raupenblitz?«, wunderte sich Lambadu.
»Ja, es haben zwar alle über meine Idee gelacht, aber Schmetterlinge können schrauben, was das Zeug hält. Das Ding ist voll cool und wahnsinnig schnell. Ich habe Okolus ständig mit dem Abwasch geholfen und mir Milchzähne verdient. Davon habe ich die Teile gekauft. Der Motor läuft wie geschmiert mit magischem Flugstaub, aber das Schwierigste war, die Gedankenkraft einzubauen. Jetzt kann ich ihn lenken, wie ich will. Wenn niemand drinsitzt, folgt er mir. Ich muss nur an ihn denken!«, schwärmte Cooper und Lambadu staunte.
»Aber wenn er voll beladen ist, brauche ich noch ein Pedal, um ihn zu steuern und zu beschleunigen. Daran muss ich noch tüfteln,« fuhr er fort. Dann rief er: »Zieh dich um, dann zeig ich ihn dir. Hier, nimm den Apfel und das Brot!« Er gab Lambadu beides.
»Woher hast du das?«
»Schlossküche! Komm gleich in mein Zimmer, ich warte auf dich.«
Cooper flatterte los und flog in sein Zimmer. Etwas Flugstaub blieb auf dem Holzboden zurück.
Kapitel 5
Heimlicher Aufbruch nach Zoldaum
Lambadu legte das Ding zurück unter ihr Kopfkissen. Sie stand auf und öffnete ihr Fenster, Vögel zwitscherten. Sie zerbröselte das letzte Stück vom Brot und streute es auf ihre Fensterbank. Dann putzte sie ihre Zähne und wusch ihr Gesicht. Als sie ihr Kleid anzog, legte sie eine Hand auf ihre Kette. Ihr blutroter Anhänger leuchtete kurz auf.
Lambadu streckte ihre Arme und Flügel weit aus. Schließlich griff sie unter das Kopfkissen und steckte das geheimnisvolle Ding in ihre Umhängetasche. Den Gurt der Tasche fest umklammert schlenderte sie zu Cooper. Laut klopfte sie an seine Tür.
»Komm rein!«, rief es von drinnen.
Lambadu betrat das Zimmer. Auf seinem Schreibtisch hatte Cooper bereits alte Landkarten ausgerollt und markiert.