Lass mich deinen Herzschlag spüren - Jennifer Faye - E-Book

Lass mich deinen Herzschlag spüren E-Book

Jennifer Faye

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Beschreibung

Die Wahrheit war, dass sie nie genug von ihm haben würde. Trey war alles, wovon sie je geträumt hatte. Das Magazin, für das Sage arbeitet, schreibt endlich wieder schwarze Zahlen. Aber statt weiter am Erfolg der Zeitung zu feilen, verliert sich die schöne Chefredakteurin in erotischen Tagträumen! Schuld an den tanzenden Schmetterlingen in ihrem Bauch ist ihr neuer Assistent Trey Renault. Heiß flirtet der sexy Franzose mit ihr und schenkt ihr zugleich zärtlich die Zuversicht, die ihr die erbitterten Familienstreitigkeiten genommen haben. Sage ahnt nicht, dass zwischen ihr und einem Happy End mit dem Traumprinzen eine zerstörerische Lüge steht …

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Seitenzahl: 206

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IMPRESSUM

JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2018 by Jennifer F. Stroka Originaltitel: „Miss White and the Seventh Heir“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 022019 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Meriam Pstross

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 01/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733711948

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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PROLOG

Elsa White stand vor dem Fenster ihres Büros in Manhattan. Es war ein elegantes Büro mit schwarzen, goldverzierten Möbeln, und es befand sich nicht in irgendeinem Bürogebäude, sondern im Wolkenkratzer des White Verlags. Elsas Büro lag im obersten Stock, und sie genoss den Blick hinunter auf den Rest der Welt.

Von hier oben sahen die Menschen wie Ameisen aus – klein und unbedeutend. Elsa lächelte bei dem Gedanken, wie viel wichtiger sie selbst doch war. Sie besaß Geld, sehr viel Geld, und großen Einfluss. Und sie würde immer Wege finde, um diesen Einfluss noch zu verstärken. Ob legal oder illegal, das machte für sie keinen Unterschied.

Elsa trat vor den riesigen goldenen Spiegel, der an der Wand neben ihrem Schreibtisch hing. Immer den Blick auf ihr Spiegelbild gerichtet, spazierte sie auf hohen Pumps auf und ab, drehte und wendete sich. Perfekt! Sie lächelte und strich sich mit den rot lackierten Fingernägeln über die elfenbeinfarbene Wange. In ihrem makellosen Gesicht zeigte sich keine einzige Falte. Das sollte auch so sein, schließlich hatte sie dem Schönheitschirurg genug dafür bezahlt.

Sie strich sich ein paar Strähnen der platinblonden Haare hinters Ohr, während sie das andere Ohr bedeckt ließ. Perfekt.

Es klopfte.

„Herein.“ Sie hatte ihren Assistenten angewiesen, Mr. Hunter, von Beruf Privatdetektiv, sofort zu ihr durchzulassen.

Elsa fuhr fort, sich im Spiegel zu betrachten. Von ihrem Anblick konnte sie nie genug bekommen. Sie beschloss, sich die Lippen nachzuziehen, und griff nach dem Lippenstift, der auf dem Glastisch neben dem Spiegel lag.

Als sie die Kappe abzog, fiel ihr Blick auf das Spiegelbild des Mannes. „Stehen Sie nicht so rum. Berichten Sie mir lieber, was Sie über meine Stieftochter herausgefunden haben.“

Den großen Mann mit den kurzen, dunklen Haaren schien ihr bissiges Wesen nicht zu beeindrucken. „Sie arbeitet in Los Angeles.“

„Dann lebt sie also immer noch weit weg von hier. Sehr gut.“

„Sie arbeitet für das QTR Magazine …“

„Was?“ Elsa fuhr herum und starrte den Mann wütend an. „Ich dachte, ich hätte es geschafft, dass kein Verlag sie mehr nimmt!“

„Haben Sie auch. Aber QTR war in irgendeinen Rechtsstreit verwickelt, und so bekam sie einen Fuß in die Tür. Soweit ich herausfinden konnte, war der Seniorchef Rousseau gezwungen, von seinem Posten zurückzutreten. Zuvor hat er aber noch Ihre Stieftochter unter Vertrag genommen. Und der ist so wasserdicht, dass noch nicht einmal der Vorstand ihn lösen kann, solange Miss White für eine ständige Verbesserung der finanziellen Lage des Verlags sorgt.“

Sie legte den Lippenstift zurück auf den Tisch. „Wieso höre ich erst jetzt davon? Ich zahle Ihnen gutes Geld dafür, damit Sie sie nicht aus den Augen lassen!“

Das Gesicht des Mannes verhärtete sich. „Es war eine Nacht- und Nebel-Aktion. Selbst der Vorstand erfuhr es erst, als alles schon zu spät war.“

Elsa tippte sich mit den langen Fingernägeln an ihr Kinn, während sie nachdachte. Sie durfte nicht zulassen, dass Sage Erfolg hatte. Ausgestattet mit genügend Mitteln, konnte Sage nämlich in der Vergangenheit graben und die Wahrheit herausfinden. Und somit Elsas Imperium, dass sie sich mit Lügen und Betrug schlichtweg ergaunert hatte, in den Ruin stürzen.

Seit dem Tod von Sages Vater hatte Elsa das Mädchen immer wieder ausgetrickst. Und das würde sie auch weiterhin tun. Schließlich sorgte das Unternehmen für den Lebensstandard, der ihr zustand, und erlaubte ihr, sich ihre Schönheit zu erhalten.

Elsa musterte Hunter aus zusammengekniffenen Augen. „Erzählen Sie mir mehr über QTR.“

„Wie es aussieht, geht es mit denen bergab.“

„Gut. Sehr gut.“ Aber sie wusste, dass sie Sage nicht unterschätzen durfte. „Behalten Sie meine Stieftochter im Auge. Sie darf auf keinen Fall bei QTR Erfolg haben.“ Elsa deutete zur Tür.

Niemand würde sie als Königin des Zeitungsimperiums entthronen. Da musste sie sich keine Sorgen machen. Schon gar nicht wegen so einer faden Person wie diesem Mädchen. Ein einziger schlagzeilenträchtiger Fehler würde Sages Zukunft im Verlagswesen ein für alle Mal ruinieren.

Elsa brach in ein gackerndes Gelächter aus.

Ihr Vorhaben würde funktionieren. Dafür würde sie schon sorgen.

1. KAPITEL

Fünf Monate später.

Ihr blieb nur noch ein Monat Zeit.

Ein Monat, um zu beweisen, dass ihr Plan funktionierte. Und um ihren Job zu behalten.

Sage White nagte an ihrer Unterlippe. Obwohl sie die immensen Ausgaben von QTR Magazine hatte drücken können und tatsächlich bereits einen kleinen Gewinn erwirtschaftete, würde es noch lange dauern, bis sie den Vorstand von sich überzeugt hatte. Sie musste beweisen, dass ihr Plan, die Zeitung völlig umzugestalten, auch langfristig funktionierte.

Die Zeitschrift hatte kurz vor dem Bankrott gestanden, als Quentin Rousseau II sich an sie gewandt hatte. Während des Studiums arbeitete sie als Praktikantin für ihn, und er hatte Gefallen an ihr gefunden. Zwei Sommer lang sog sie alles Wissen ein, das er ihr bereitwillig vermittelte. Damals besaß die Zeitschrift noch eine gewisse Seriosität. Aber in den letzten Jahren hatten reißerische Artikel die solide journalistische Recherche in den Hintergrund gedrängt.

Quentin Rousseau II war gut zu ihr gewesen. Er hatte sogar Elsas raffiniert verbreiteten Lügen über Sage eine Abfuhr erteilt. Das war bei Elsa gar nicht gut angekommen. Doch ihre Drohungen konnten den alten Rousseau nicht aus der Fassung bringen. Deswegen fühlte Sage sich ihm verpflichtet.

Trotzdem hatte sie gezögert, den Job anzunehmen. Wer wollte schon die Leitung eines in den Bankrott schlitternden Verlags übernehmen? Wie auch immer, Rousseau hatte ihr einen entsprechenden Anreiz geboten, einen hohen finanziellen Anreiz, damit sie diese Aufgabe übernahm. Allerdings war damit eine Frist verbunden. Er gab ihr sechs Monate Zeit, die Situation der Zeitschrift zu verbessern und einen verbindlichen Plan für das nächste Jahr auszuarbeiten.

Jetzt, als Chefredakteurin, fragte sie sich, ob sie nicht doch einen Fehler gemacht hatte. Während der letzten fünf Monate hatte sie jeden Augenblick damit verbracht, die Zukunft der Zeitschrift zu sichern. Mit wenig mehr als purer Entschlossenheit und einer Handvoll Mitarbeitern hatte sie das Unmögliche vollbracht und den Themenkreis der Zeitschrift verändert. Weg von den reißerischen Schlagzeilen, hin zu aussagekräftigen Interviews über wichtige Themen. Immerhin konnte sie damit den Vorstand so beeindrucken, dass er einer bescheidenen Erhöhung ihrer finanziellen Mittel zustimmte. Deswegen war es jetzt möglich, den lange benötigten Assistenten einstellen.

Sie überflog den Lebenslauf, der vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Es war der ziemlich ausführliche Lebenslauf eines Herrn namens Trey Renault. Er war heute schon der siebte Bewerber.

Seine Ausbildung und Referenzen waren einwandfrei. Allerdings fehlte es ihm an Erfahrung im Verlagswesen.

Ihr Telefon klingelte. Man teilte ihr mit, der fragliche Herr sei da. Volle zehn Minuten zu früh! Ein Mann nach ihrem Geschmack. Sie bat die Empfangsdame, ihn zu ihr zu führen.

Es klopfte.

Sage stand auf, strich den dunkelblauen Rock glatt und fuhr sich mit der Hand über die langen, dunklen Haare. Sie wusste selbst nicht, warum. Schließlich war nicht sie es, die sich um den Job bewarb.

Sie ging und öffnete die Tür. Sie musste den Kopf etwas in den Nacken legen, um zu ihm aufzuschauen. Durch eine dunkel gerahmte Brille traf sie sein Blick, den sie nicht zu deuten vermochte. Ein rätselhafter Mann. Sage war fasziniert.

Sie streckte ihm die Hand hin. „Hallo. Mein Name ist Sage White.“

Sein Griff war fest, aber nicht zu fest. „Bonjour. Ich bin Trey … Renault.“

Ein Franzose. Sie musste zugeben, der Akzent war sexy. Und er sah gar nicht schlecht aus. Seine leicht gelockten braunen Haare waren an den Seiten kurz und auf dem Kopf etwas länger. Sein Gesicht schien ganz attraktiv zu sein, nur war es teilweise von einem Bart und einem Schnurrbart verdeckt. Unwillkürlich fragte sie sich, wie er wohl glatt rasiert aussehen würde.

„Willkommen, Trey. Bitte, treten Sie ein.“

Sage schloss die Tür hinter ihm und wandte sich wieder dem Mann zu, der sie mehr faszinierte als alle anderen Bewerber.

Er ließ kurz den Blick durch den Raum schweifen, dann nahm er in einem der schwarzen Ledersessel vor ihrem Schreibtisch Platz, und Sage kehrte zu ihrem eigenen Sessel zurück. Sie wusste nicht genau, was sie an ihm so faszinierte. Abgesehen von seinem Akzent war da noch etwas anderes, etwas, dass ihr vertraut vorkam.

Sage unterdrückte einen Seufzer. Ihre Fantasie spielte ihr einen Streich. Trey Renault war auch nicht anders als seine sechs Vorgänger.

Der erste Mann hatte ihr einen Vortrag über sämtliche Bakterien dieser Welt gehalten, der zweite während des ganzen Gespräches nur gegähnt. Der dritte Mann schien mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein. Er beklagte sich über alles. Der vierte nieste fortwährend, sodass sie sich fragte, ob er vielleicht allergisch auf sie reagierte.

Nummer fünf war eine erfreuliche Abwechslung. Er hatte ein nettes Lächeln und gutes Benehmen, doch im Laufe des Gesprächs gewann sie den Eindruck, dass er lächelnd mit allem einverstanden war, was sie sagte. Nummer sechs sah toll aus, schien aber nicht engagiert genug zu sein.

Bald fand das renommierte Filmfestival von Cannes statt. Es war wichtig für die Zukunft der Zeitschrift. Ihr blieb einfach keine Zeit mehr, noch mehr Bewerber zu interviewen. Den Besten von diesen sieben musste sie nehmen.

Und der schien in diesem Moment vor ihr zu sitzen.

Sage betrachtete sein gut geschnittenes Gesicht. Besonders seine Augen zogen sie an. Dunkel und mit einer hypnotisierenden Tiefe. Man konnte sich leicht in ihnen verlieren.

Sie riss den Blick von ihm los, konzentrierte sich und hieß ihn noch einmal willkommen. Dann sprach sie routiniert über die Vorzüge der Zeitschrift und gab ihm einen Überblick über die Anforderungen des Jobs. Sie konnte es sich nicht erlauben, von seinem guten Aussehen abgelenkt zu werden. Die Vorstandsversammlung am Ende des Monats würde über ihre Zukunft entscheiden. Und wie sie gehört hatte, war der Sohn ihres früheren Chefs, der sich mit seinem Vater zerstritten hatte, jetzt in leitender Position und fest entschlossen, die Zeitschrift vom Markt zu drängen.

Sage hatte im Internet recherchiert, aber noch nicht einmal ein Foto von diesem mysteriösen Sohn auftreiben können.

Seine Aufgabe war es, die Wahrheit herauszufinden.

Quentin Thomas Rousseau III hatte die meisten Vorstandsmitglieder von QTR überzeugen können, die geliebte Zeitschrift seines Vaters aufzugeben. Das Letzte, das sein Vater jedoch noch als Herausgeber der Zeitschrift getan hatte, war, eine neue Chefredakteurin einzustellen. Und irgendwie hatte diese Frau es geschafft, das Rad herumzureißen. Sie hatte die roten Zahlen verschwinden lassen, und wenn der Verkauf weiter anstieg, so würde sie bald auch noch einen ansehnlichen Gewinn erwirtschaften. Aber wie hatte sie das vollbracht?

Quentin wusste, dass sein Vater viele Verbindungen hatte und genug Geld besaß, um Leute zu beeinflussen. Deshalb konnte nur einer die Wahrheit herausfinden.

Ich selbst.

Das bedeutete jedoch, er musste zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen.

Und dann war ihm zu Ohren gekommen, dass die neue Chefredakteurin unbedingt einen Assistenten brauchte. Das war der Augenblick gewesen, in dem sein Plan Gestalt annahm.

Schließlich musste er sich nur noch einen Decknamen zulegen. Er entschied sich für den Namen, den sie ihm in der Schule gegeben hatten. Seine Freunde fanden, sein wirklicher Name Quentin Thomas Rousseau lll klänge einfach zu hochnäsig, und so wurde aus ihm Trey, was der Dritte bedeutet. Für sein Unterfangen hatte er seinen Spitznamen mit dem Mädchennamen seiner Mutter verbunden.

Nach einer Besprechung mit dem Vorstand von QTR International hatte er sich einen Bart und Schnurrbart wachsen und seine Haare ganz kurz schneiden lassen. Um seinen neuen Look zu vervollständigen, verzichtete er auf die Kontaktlinsen und kaufte sich eine Brille mit dunklem Rand. Selbst seine eigene Mutter hätte ihn kaum noch erkannt. Allerdings hatte er nicht erwartet, dass Sage White noch so jung war. Das musste er bei seinen Nachforschungen übersehen haben. Und mehr noch, er hatte nicht erwartet, dass sie derart umwerfend aussah. Die Bilder im Internet wurden ihr nicht gerecht. Beim Anblick ihrer dunklen Haaren, der hellen Haut und der fast violetten Augen tat es ihm beinahe leid, dass sie bei diesem Zeitungsdeal Gegner waren.

„Mr. Renault?“

„Oui.“ Er räusperte sich. „Ich meine, ja.“

„Ich muss gestehen, Ihr Lebenslauf ist ziemlich beeindruckend.“ Entspannt lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück. Sie machte den Eindruck, als wäre sie dafür geboren, hier zu sitzen. Vielleicht war sie das auch, wenn man bedachte, dass ihr Vater eine Legende im Verlagswesen war. Doch nach seinem Tod musste etwas schiefgelaufen sein. Bei keinem Verlag hatte sie einen Fuß in die Tür bekommen … bis jetzt. Was wusste sein Vater über Sage White, das er nicht wusste?

Sage sah ihn erwartungsvoll an.

„Merci.“ Er hatte sich alle Mühe gegeben, mit seinen Qualifikationen ihre Aufmerksamkeit zu erregen.

„Warum wollen Sie bei QTR arbeiten?“

Um deine Tricks kennenzulernen. Und um ihnen ein Ende zu bereiten.

Das Beste war, so nah wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben. „Ich habe gehört, dass Sie dabei sind, die Zeitschrift völlig umzukrempeln. Da möchte ich dabei sein.“

Sie nickte, als würde seine Antwort ihr gefallen. Dann warf sie einen Blick auf seinen Lebenslauf. „Ich finde hier nirgends einen Hinweis darauf, dass Sie Erfahrung im Verlagswesen besitzen.“

Das war ihm auch aufgefallen, als er diesen allerersten Lebenslauf verfasste. Er hatte nie einen benötigt. Noch auf dem College hatte er seine erste Softwarefirma gegründet und war immer sein eigener Boss gewesen. Eigentlich war er es, der anderen Leuten Fragen stellte, nicht umgekehrt. Bei seinem neuen Job würde er sich umstellen müssen.

Trey schluckte schwer. „Das Zeitungswesen ist für mich neu. Aber ich liebe Herausforderungen. Und ich lerne schnell.“

„Für mich hört sich das an, als würden Sie sich schnell langweilen“, meinte Sage. „Ist das so?“

Wie hatte sie es geschafft, ihn so rasch zu durchschauen? Er musste gestehen, dass er sich etwas unbehaglich fühlte. Verzweifelt suchte er nach einer Antwort. „Bei Herausforderungen komme ich so richtig in Fahrt.“

Der besorgte Ausdruck in ihren Augen verschwand. „Die können Sie bei mir haben.“

Plötzlich sah er sie vor sich, wie sie ihn herausforderte. Aber nicht mit Reportagen, sondern mit ihren vollen tiefroten Lippen. Sie waren so verführerisch.

„Hört sich an, als könnten wir ein gutes Team werden.“

„Nicht so schnell, ich habe Sie noch nicht engagiert.“

„Aber das werden Sie. Sie brauchen mich nämlich.“ Er schenkte ihr sein schönstes Lächeln.

Es schien sie nicht zu beeindrucken. „Ich brauche niemanden.“

„Dann sind Sie also eine von denen.“

„Was soll das heißen?“

Er wollte nichts Falsches sagen und meinte: „Sie brauchen mich, nur wissen Sie es noch nicht.“

Sage lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Sie haben eine seltsame Vorstellung von einem Bewerbungsgespräch.“

Möglich, aber immerhin hatte er ihr Interesse geweckt. Sie würde ihn nicht vergessen.

„Ich bin der Mann, den Sie brauchen. Ich bin klug, tüchtig und komme zur rechten Zeit.“

„Ganz schön arrogant.“

Er schüttelte den Kopf. „Das ist keine Arroganz, das ist eine Tatsache. Geben Sie mir dreißig Tage Zeit, und ich beweise es Ihnen.“

Er sah ihr an, dass er zu ihr durchgedrungen war. Sie würde ihn einstellen.

Natürlich war er eingebildet.

Aber manchmal war das gar nicht so schlecht.

Von allen Kandidaten hatte er sie am meisten beeindruckt, weil er ein Macher war. Und genau so einen brauchte sie jetzt in ihrem Team, wenn sie die Zeitschrift retten wollte. Deshalb hatte er den Job bekommen.

Eine E-Mail poppte im Bildschirm auf. Der Name, der in der Betreffzeile stand, genügte, um ihre Laune in den Keller zu schicken. Elsa White. Was führte ihre Stiefmutter diesmal im Schilde?

Sage hatte immer gewusst, dass ihre Stiefmutter sie aus dem Verlag verdrängt hatte. Sie war jung und naiv gewesen und hatte glauben wollen, dass ihre Stiefmutter kein Monster war. Es war ihr Geburtstag gewesen, an dem sie das Haus ihrer Kindheit, die ihr bestimmte Zukunft und ihre Naivität verlor.

Wenn sie klug war, vergaß sie das Vergangene und schaute vorwärts. Doch das konnte sie nicht. Sie erinnerte sich, wie sie als kleines Mädchen hinter dem großen Schreibtisch ihres Vaters im Verlagshaus von White Publishing gesessen hatte. Und wie er ihr sagte, dass all das einmal ihr gehören würde. Dass sie als Verlagschefin eine große Verantwortung tragen würde und ihren Mitarbeitern gegenüber großzügig und verständnisvoll sein müsste.

Das war, bevor Elsa ihn verhexte. Danach war es nie mehr wie zuvor. Hatte ihr Vater wirklich seine Meinung geändert, was den Verlag und ihre Position betraf? Seit Jahren dachte sie über diese Frage nach.

Es klopfte.

Trey streckte den Kopf herein. Es schien, als wollte er etwas sagen. Doch er zögerte.

„Was ist?“

Er trat einen Schritt in den Raum. „Ich habe die E-Mail an die Abteilungsleiter geschickt, und jetzt wollte ich zum Lunch gehen …“

„Schon?“ Es war Viertel vor zwölf.

„Ich war schon früh da.“

An ihre neue Rolle musste sie sich erst gewöhnen. Viele Jahre lang war sie es gewesen, die Anordnungen entgegennahm. Doch sie durfte sich ihr Unbehagen nicht anmerken lassen.

„Der Lunch kann warten.“

Trey hob die Brauen. „Aber ich habe noch etwas vor.“

„Die Arbeit hier hat Priorität.“

Sage nahm ein paar Akten von ihrem Schreibtisch und hielt sie ihm hin. „Die Berichte habe ich geprüft. Bitte sorgen Sie dafür, dass sie an die Abteilungen zurückgehen.“

Er nahm die Akten entgegen. „Sonst noch etwas?“

Sie ignorierte seinen kühlen Ton. „Ja.“

Und dann erklärte sie ihm, dass sie jeden Monat von ihm eine Analyse der Anzeigen und Werbung in der Zeitschrift erwarte.

Trey machte sich Notizen. „Könnten Sie die nicht auch von der Werbeabteilung bekommen?“

„Könnte ich.“ Doch sie war sich nicht sicher, ob sie dem Leiter der Werbeabteilung noch vertrauen konnte.

„Warum tun Sie es dann nicht?“

Sie sah ihn kalt an. „Weil ich Ihnen den Auftrag gegeben haben.“

Mit den Akten unter dem Arm verließ Trey ihr Büro. War sie vielleicht nicht doch zu hart mit ihm umgesprungen?

Ihre Entscheidungen im Nachhinein anzuzweifeln, war etwas, das sie sich nach dem Tod ihres Vaters angewöhnt hatte. Als sie Elsa nichts hatte recht machen können. Sage verdrängte die unangenehmen Erinnerungen. Die Arbeit wartete.

Und da war auch noch die E-Mail.

Seufzend wandte sie sich wieder ihrem Computer zu. Sie arbeitete sich durch alle E-Mails und redete sich ein, dass das keine Verzögerungstaktik, sondern ihre normale Arbeitsweise wäre. Schließlich öffnete sie die E-Mail von ihrem Privatdetektiv.

Als Erstes weckte die Tatsache, dass er etwas über ihre Stiefmutter herausgefunden hatte, ihr Interesse.

Das Zweite, was ihre Aufmerksamkeit weckte, war die Mitteilung, er bräuchte mehr Geld. Dieses Geld konnte sie ihm nur zahlen, wenn der Vorstand ihren Businessplan akzeptierte und sie den Bonus erhielt, der in ihrem Vertrag vereinbart war.

Wieder klopfte es.

Es war Trey. „Der Papierkram ist erledigt. Ich gehe jetzt essen.“ Einen Moment lang betrachtete er sie aufmerksam. „Außer, Sie haben damit ein Problem.“

„Schon in Ordnung.“

„Sicher? Sie runzeln schon wieder die Stirn.“

Sie nickte. Als sie seinen zweifelnden Blick bemerkte, meinte sie: „Das betrifft nicht Sie. Es geht um eine E-Mail, die ich erhalten habe.“

„Dafür gibt es den Löschbutton.“

Sie lehnte sich zurück. „Sie ahnen nicht, wie verlockend der im Augenblick ist. Aber er löst das Problem nicht.“

„Gehe ich recht in der Annahme, dass wir nicht über QTR reden?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Aber gehen Sie ruhig essen.“

„Und was ist mit Ihnen?“

„Mit mir?“

„Sie brauchen doch auch mal eine Pause und müssen etwas essen.“

Forderte er sie etwa auf, mit zum Lunch zu gehen? Irritiert musste sie feststellen, dass es ihr Spaß machen würde, ihm beim Essen gemütlich eine Stunde gegenüberzusitzen.

Sie riss sich zusammen. „Ich habe heute keine Zeit für einen Lunch.“

„Langsam erkenne ich gewisse Gewohnheiten bei Ihnen.“

„Und was für Gewohnheiten wären das?“

„Sie haben nie Zeit für Lunch oder irgendetwas anderes, das nicht mit Ihrer Arbeit zu tun hat.“

Die Mittagszeit war ihre ruhige Zeit. Sie aß auch etwas, aber es war immer etwas Einfaches, das sie an ihrem Schreibtisch zu sich nehmen konnte, während sie E-Mails beantwortete und Termine überprüfte.

„Mir gefällt es so.“ Für ein Privatleben hatte sie keine Zeit.

Es passte ihr nicht, dass Trey ihr Verhalten analysierte. Sie wollte nicht, dass er ihre Unzulänglichkeiten entdeckte. Neben seinem verführerisch guten Aussehen war er auch noch scharfsinnig und nicht leicht zu überzeugen. Deswegen wollte sie seinen Respekt gewinnen. Sollte sie besser immun sein gegenüber den Gefühlen ihrer Angestellten, selbst wenn sie geheimnisvolle schwarze Augen besaßen, gut gebaut und über eins achtundachtzig groß waren?

Am nächsten Tag saß Trey noch immer an dem Bericht über die Werbung. Jedes Mal, wenn er glaubte, eine tadellose Arbeit abgeliefert zu haben, verlangte Sage weitere Änderungen. Dabei zögerte sie das Unvermeidliche nur hinaus. Am Ende des Monats würde der Vorstand die Zeitschrift ja doch sterben lassen.

„Trey, gut, dass ich Sie sehe.“ Louise, die Leiterin der Personalabteilung, winkte ihn in ihr Büro. Die ältere Frau mit den kurzen silbergrauen Haaren schenkte ihm ein warmes Lächeln.

„Ich muss wirklich weiter. Sage braucht diese Informationen.“ Er hielt die Papiere hoch.

Louise schüttelte den Kopf. „Keine Angst. Es dauert auch nur einen Moment.“

Er sah sich um und bemerkte, dass er nicht der Einzige war, den sie in ihr Büro gelockt hatte. Ron von der Abonnementabteilung lehnte an einem Aktenschrank in der Ecke. Er winkte Trey zu, und Trey winkte zurück. Auf der anderen Seite stand Jane mit den rosa Strähnen in den kurzen blonden Haaren. Ihm fiel nicht ein, in welcher Abteilung sie arbeitete. Wozu hatte Louise sie alle in ihr Büro gezerrt?

Louise ging zur Tür, um sie zu schließen, nachdem sie vorsichtig nach rechts und links geschaut hatte. Dann wandte sie sich zu ihnen um. „Ich habe rausgekriegt, dass Sage in diesem Monat Geburtstag hat. Und ich finde, wir sollten ihr etwas schenken.“

Das gefiel Trey ganz und gar nicht. Er wollte für das Ende von QTR sorgen, nicht Freundschaften schließen. Je länger er hier war, desto schwerer fiel es ihm, Distanz zu der Belegschaft zu halten. Inzwischen wusste er bereits, dass Rons Leidenschaft das Surfen war.

Jeden Tag verwandelten sich die Angestellten von QTR mehr von namenlosen Nummern auf Listen in lächelnde Gesichter mit Familien, für die sie sorgen mussten. Daran hatte er nicht gedacht, als er beschloss, das Lieblingsunternehmen seines Vaters pleitegehen zu lassen.

Am schlimmsten war Sages unerschütterliche Entschlossenheit, die Zeitschrift zu retten. Wie würde sie es wohl aufnehmen, wenn er das Ende der Zeitschrift herbeiführte?

„Trey?“ Louises Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.

Er blickte auf.

Louise hielt ihm einen Teller mit Keksen hin. „Na los, nehmen Sie von jeder Sorte einen. Ich muss wissen, welche ich für Sages Geburtstag machen soll.“

Er nahm den doppelten Schokoladenkeks mit dem weißen Zuckerüberguss. „Aber wäre da ein Geburtstagskuchen nicht das Übliche?“

„Ich habe mich ein bisschen umgehört“, meinte Luise. „Das Geburtstagskind zieht Kekse vor. Und da es ein runder Geburtstag ist, bekommt sie, was sie lieber hat.“

„Ein runder Geburtstag?“

Louise nickte und drückte ihm ein paar andere Kekse in die Hand. „Ja, sie wird dreißig. Ich wollte es gar nicht glauben.“

Trey musste ihr zustimmen. Sage sah eher wie ein Collegegirl aus. Inzwischen fiel es ihm immer schwerer, sich in ihrer Gegenwart auf seine Arbeit zu konzentrieren. Sie war wirklich eine umwerfende Schönheit.

Er machte kurzen Prozess mit den Keksen und entschied sich am Ende für die mit der Schokolade.

Als er wieder ging, quälten ihn Gewissensbisse. Er war im Begriff, diesen Menschen ihren Job wegzunehmen. Die Mitarbeiter von QTR waren nicht kalt und herzlos wie sein Vater. Sie waren das genaue Gegenteil von ihm.

Auf dem Weg zu seinem Schreibtisch grüßten ihn mehrere Leute mit einem freundlichen Lächeln. Das hier war wirklich der netteste Betrieb, in dem er je gearbeitet hatte. Selbst an einem Montagmorgen. Die Erkenntnis stürzte ihn in einen noch größeren Konflikt, was seinen Plan betraf.

2. KAPITEL