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Sind Sie mit Ihrem Latein am Ende?
Vivat Latinum! Für eine tote Sprache ist Latein recht fidel. Sei es in Medizin, Jura, Biologie oder Geschichtswissenschaft – Latein ist die Grundlage. Die Autoren von Latein für Dummies zeigen Ihnen, wie Sie mit Spaß Latein lernen, auffrischen oder verbessern können. Neben Ablativus absolutus, Gerundivum, Plusquamperfekt und Co. erfahren Sie auch noch, wie die Römer lebten. Mit einem kleinen Wörterbuch, Konjugations- und Deklinationstabellen sowie Übungen samt Lösungen ist dies der ideale Einsteiger- und Auffrischungskurs für die Lateiner von morgen.
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Seitenzahl: 497
Latein für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
3. Auflage 2019
© 2019 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
Original English language edition © 2002 by Wiley Publishing, Inc. All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This translation published by arrangement with John Wiley and Sons, Inc.
Copyright der englischsprachigen Originalausgabe © 2002 by Wiley Publishing, Inc. Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Diese Übersetzung wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert.
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Coverfoto: © taraki / stock.adobe.comKorrektur: Petra Heubach-Erdmann, Düsseldorf
Print ISBN: 978-3-527-71641-8ePub ISBN: 978-3-527-82429-8
Clifford A. Hull unterrichtet seit mehr als 23 Jahren Latein. Er hat das Fach an der Universität Stellenbosch (Südafrika) studiert und mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Dann unterrichtete er zehn Jahre lang Latein an der Highschool und der Universität in Südafrika. Danach ging er in die USA, wo er einen Master of Arts in Klassischer Philologie und Klassischer Archäologie erwarb. Außerdem machte er an der Indiana University einen Master in Bibliothekswissenschaften. In den letzten Jahren hat er Latein, Griechisch, medizinische Fachbegriffe und klassische Mythologie sowohl an der Highschool als auch am College gelehrt. Zurzeit unterrichtet er in Indianapolis, Indiana, an der Park Tudor School Latein und Griechisch und sowohl an der Indiana University als auch an der Purdue University klassische Mythologie. Sein besonderes Interesse gilt der lateinischen Grammatik, Inschriften, römischer Architektur, Archäologie und den Oldtimern Morris Minor.
Steven R. Perkins ist Dozent für Klassische Philologie, der mehrere Preise gewonnen und Aufsätze über lateinische Pädagogik veröffentlicht hat. Als ehemaliger Lateinlehrer des Jahres in Texas hat er sowohl an weiterführenden Schulen als auch an der Universität Latein gelehrt. (Um ehrlich zu sein, kann ich diese Selbstbeweihräucherung nicht leiden, ich weiß aber, dass das Buch so zusätzliche Glaubwürdigkeit erhält. Hier noch einiges, das belegt, was ich gerade geschrieben habe: Von der Indiana University wurde ich für hervorragende Leistungen in Klassischer Philologie ausgezeichnet, an der University of Texas erhielt ich eine Anerkennung für herausragende Lehre in Klassischer Philologie, die Schulbehörde in Austin, Texas, erkannte meine Leistungen zwei Mal an.)
Tracy Barr ist Lektorin und Autorin. Sie lebt und arbeitet in Indianapolis.
Cover
Titelseite
Impressum
Die Autoren
Einführung
Über dieses Buch
Konventionen in diesem Buch
Törichte Annahmen über den Leser
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I: Los geht's
Kapitel 1: Ein wenig Latein kann jeder
Latein: Nicht so tot, wie man denkt
Gemeinsamkeit schafft Vertrauen: Bekanntes Latein
Von A bis Z: Das lateinische Alphabet
So klingt der Römer: Ausspracheregeln
Kapitel 2: Zur Sache: Grundlagen der lateinischen Grammatik
Regellos: Der Satzbau einer flektierenden Sprache
Das klingt bekannt: Lateinische Substantive
Bühne frei für die Verben
Konjunktionen verbinden
Kapitel 3: Salve! Hallo! Begrüßungen im alten Rom
Hallo und Tschüss: Begrüßung und Abschied im alten Rom
Hier ist esse (sein)
Woher kommst du?
Bist du Römer?
Fragen stellen
Vorangestellt: Präpositionen
Zahlenspiele
Teil II: Der Römer tägliches Latein
Kapitel 4: Familie und Gesellschaft im alten Rom
Es bleibt in der Familie
Was noch hinzuzufügen wäre: Adjektive
Die Vollendung von Vergangenheit und Zukunft
Kapitel 5: Essen und Wohnen im alten Rom
Leben, um zu essen, und essen, um zu leben
Esskultur im alten Rom
Sein oder essen: Das ist die wahre Frage
Trautes Heim, Glück allein
Kapitel 6: Der römische Kalender
Die Römer und ihr Kalender
Immer Ärger mit dem Ablativ
Ist das denn die Möglichkeit? – Der Konjunktiv
Nebensachen: Nebensätze
Er scheint einem Gott gleich – Der römische Götterhimmel
Kapitel 7: Das römische Militär
Bei den Soldaten
Die Substantive der vierten und fünften Deklination
Probleme mit Pronomen?
Kapitel 8: Sport und Unterhaltung im alten Rom
Lasset die Spiele beginnen
Schön, schöner, am schönsten: Die Steigerung des Adjektivs
Alles ausverkauft: Theater in Rom
Kapitel 9: Das römische Staatswesen
Die Herrscher der Welt
Infinite Verbformen
Kapitel 10: Dauerhafter als Erz: lateinische Literatur
Das geschriebene Wort
Gute Bedingungen für die Grammatik
Infos aus zweiter Hand – die indirekte Rede
Und was die Römer sonst noch geschrieben haben
Teil III: Unser tägliches Latein
Kapitel 11: Juristenlatein
Eine (sehr) kurze Geschichte des römischen Rechts
Das römische Gerichtsverfahren – und was die Römer dort sagten
Modernes Juristenlatein
Kapitel 12: Medizinerlatein
Die Benennung des Körpers: Anatomische Fachsprache
Einige gebräuchliche medizinische Fachbegriffe
Kapitel 13: Kirchenlatein
Christ sein im alten Rom
Die frühe Kirche und ihre Sprache
Kapitel 14: Biologenlatein
Grundsätzliches zur Bestimmung
Fauna und Flora
Kapitel 15: Latein übersetzen und lesen
Satzstellung oder wo zum Teufel ist das Subjekt?
Wie man zu einer sinnvollen Übersetzung kommt
Kapitel 16: Latein für jede Lebenslage
Der zitierbare Römer
Lateinische Weisheiten: Ratschläge zum Leben
Lateinische Wahlsprüche
Teil IV: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 17: Zehn lateinische Fremdwörter
Kapitel 18: Zehn Falsche Freunde: Was beim Übersetzen oft falsch gemacht wird
Kapitel 19: Zehn häufige lateinische Präfixe
Kapitel 20: Zehn wichtige lateinische Suffixe
Kapitel 21: Zehn heute gebräuchliche lateinische Abkürzungen
Kapitel 22: Zehn nützliche Websites über Latein und die Römer
Teil V: Anhang
A: Deklinations- und Konjugationstabellen
Deklinationstabellen
B: Konjugationstabellen
C: Mini-Wörterbuch
Latein-Deutsch
Deutsch-Latein
D: Spiel, Spaß und Denksport: Lösungen
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 1
Tabelle 1.1: Lateinische Lehnwörter
Tabelle 1.2: Lateinische Fremdwörter
Tabelle 1.3: Vokale
Tabelle 1.4: Diphthonge im klassischen Latein
Tabelle 1.5: Konsonanten im klassischen Latein
Tabelle 1.6: Diphthonge im Kirchenlatein
Tabelle 1.7: Konsonanten im Kirchenlatein
Kapitel 2
Tabelle 2.1: Kasusendungen der ersten Deklination
Tabelle 2.2: Deklination eines Substantivs der ersten Deklination
Tabelle 2.3: Kasusendungen der Maskulina/Feminina der zweiten Deklination
Tabelle 2.4: Kasusendungen der zweiten Deklination
Tabelle 2.5: Kasusendungen der Neutra der 2. Deklination
Tabelle 2.6: Kasusendungen der 2. Deklination
Tabelle 2.7: Infinitivformen der vier Konjugationen
Tabelle 2.8: Personalendungen des Aktivs
Tabelle 2.9: Formen des Indikativ Präsens Aktiv
Tabelle 2.10: Formen des Indikativ Imperfekt Aktiv
Tabelle 2.11: Formen des Futur I Aktiv: 1. und 2. Konjugation
Tabelle 2.12: Formen des Futur I Aktiv: 3. und 4. Konjugation
Kapitel 3
Tabelle 3.1: Einige Städte und Provinzen des Römischen Reiches
Tabelle 3.2: Genus bei Nationalitätsbezeichnungen
Tabelle 3.3: Kardinalzahlen 1, 2, 3
Tabelle 3.4: Kardinalzahlen von 4 bis 10
Tabelle 3.5: Lateinische Ordinalzahlen
Kapitel 4
Tabelle 4.1: Kasusendungen der dritten Deklination
Tabelle 4.2: Deklination eines Substantivs (maskulinum) der dritten Deklination
Tabelle 4.3: Deklination eines Substantivs (neutrum) der dritten Deklination
Tabelle 4.4: Endungen von Adjektiven der dritten Deklination
Tabelle 4.5: Personalendungen beim Perfekt
Tabelle 4.6: Personalendungen beim Plusquamperfekt
Tabelle 4.7: Personalendungen beim Futur II
Kapitel 6
Tabelle 6.1: Griechisch-römische Göttinnen und Götter
Kapitel 7
Tabelle 7.1: Kasusendungen von Maskulina und Feminina der vierten Deklination
Tabelle 7.2: Deklination eines Substantivs (maskulinum) der vierten Deklination
Tabelle 7.3: Kasusendungen von Neutra der vierten Deklination
Tabelle 7.4: Deklination eines Substantivs (neutrum) der vierten Deklination
Tabelle 7.5: Kasusendungen der fünften Deklination
Tabelle 7.6: Deklination eines Substantivs (maskulinum) der fünften Deklination
Tabelle 7.7: Personalpronomen der ersten Person
Tabelle 7.8: Personalpronomen der zweiten Person
Tabelle 7.9: Possessivpronomen im Nominativ
Tabelle 7.10: hic, haec, hoc – dieser, diese, dieses
Tabelle 7.11: ille, illa, illud – jener, jene, jenes
Tabelle 7.12: is, ea, id – der, die, das; dieser, diese, dieses
Tabelle 7.13: Relativpronomen
Kapitel 8
Tabelle 8.1: Deklination des Komparativs (Maskulinum/Femininum)
Tabelle 8.2: Deklination des Komparativs (Neutrum)
Tabelle 8.3: Unregelmäßig gesteigerte Adjektive
Kapitel 9
Tabelle 9.1: Personalendungen des Passivs
Tabelle 9.2: Indikativ Perfekt Passiv
Tabelle 9.3: Indikativ Plusquamperfekt Passiv
Tabelle 9.4: Indikativ Futur II Passiv
Tabelle 9.5: Konjunktiv Perfekt Passiv
Tabelle 9.6: Konjunktiv Plusquamperfekt Passiv
Tabelle 9.7: Deklination des Partizip Präsens Aktiv Maskulinum/Femininum
Tabelle 9.8: Deklination des Partizip Präsens Aktiv Neutrum
Tabelle 9.9: Die Deklination des Partizip Perfekt Passiv
Tabelle 9.10: Die Deklination des Partizip Futur Aktiv
Tabelle 9.11: Die Deklination des Gerundivum
Tabelle 9.12: Die Deklination der Gerundiums
Kapitel 10
Tabelle 10.1: Infinitive
Kapitel 11
Tabelle 11.1: Beteiligte bei einem Gerichtsverfahren
Tabelle 11.2: Vokabeln, die die Römer bei Gericht benutzten
Tabelle 11.3: Heutzutage benutzte lateinische Rechtsbegriffe
Tabelle 11.4: Weitere lateinische Rechtsbegriffe
Tabelle 11.5: Selten benutzte lateinische Rechtsbegriffe
Kapitel 12
Tabelle 12.1: Lateinische Bezeichnungen für Körperteile
Tabelle 12.2: Lateinische Bezeichnungen für Knochen
Tabelle 12.3: Lateinische Bezeichnungen für Muskeln
Tabelle 12.4: Lateinische Bezeichnungen für innere Organe
Tabelle 12.5: Medizinische Fachbegriffe
Kapitel 13
Tabelle 13.1: Gebräuchliche religiöse Ausdrücke auf Latein
Tabelle 13.2: Begriffe der Buße und des Vertrauens
Tabelle 13.3: Begriffe, die die Welt beschreiben
Tabelle 13.4: Begriffe aus dem Vaterunser
Kapitel 14
Tabelle 14.1: Farben von Tieren und Pflanzen
Tabelle 14.2: Gebräuchliche Adjektive in Tier- und Pflanzennamen
Anhang A
Tabelle A.1: Substantive der 1. Deklination im Maskulinum und Femininum
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Inhaltsverzeichnis
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E1
Man kann die Menschheit in zwei Gruppen unterteilen: die, die in der Schule Latein gelernt haben (oder lernen), und die, die es nicht gelernt haben (oder nicht lernen). Zu welcher Gruppe man gehört, hängt von der Schmerzgrenze des Einzelnen ab und davon, wie motivierend späte Genugtuung für ihn ist. Warum? Weil Latein im Ruf steht, schwierig, todlangweilig und, wenn man es dann mal beherrscht, unnütz zu sein – außer, Gott bewahre, man will Lateinlehrer werden.
Latein hat diesen schlechten Ruf zu Unrecht. Erstens ist es nicht wirklich schwierig. Klar muss man ein paar Regeln kennen und einige Kniffe beherrschen, wenn man das aber erst mal kann, ist Latein eigentlich ziemlich einfach. Zweitens ist es nicht langweilig. Latein war die Sprache des alten Rom, der Großmacht der Antike. Die Römer waren die, die eine Republik gründeten, die irgendwann zu einem Weltreich wurde, das Jahrhunderte Bestand hatte; die Römer erschufen (und zerstörten) Kaiser; sie erbauten das Kolosseum, das Pantheon, den Limes; und ihnen gebührt der Lorbeer für eine der wichtigsten Erfindungen, die der Mensch je gemacht hat: Zement.
Außerdem ist es oft ganz nützlich, Latein zu können. Wohl wahr, man wird es wahrscheinlich nicht sprechen, schließlich gibt es niemanden mehr, dessen Muttersprache Latein ist. Latein übt aber immer noch einen gewissen Einfluss auf die Welt aus, und zwar durch die vielen Sprachen, die sich daraus entwickelt haben, wie zum Beispiel Französisch, Italienisch und Spanisch. Latein hatte auch einen starken Einfluss auf die deutsche Sprache, denn unglaublich viele deutsche Wörter kommen aus dem Lateinischen. (Jeder von uns benutzt lateinische Wörter, ohne dass er es bemerkt.) Eines der bestgehüteten Geheimnisse über Latein ist, dass man, wenn man Latein lernt, nicht nur irgendwann Latein versteht, es hilft auch, die deutsche Sprache besser zu verstehen.
Alles in allem nicht übel für eine tote Sprache.
Was macht dieses Buch so gut? Sie bestimmen, wo Sie anfangen und was Sie lesen. Sie können in dieses Buch ein- und aus diesem Buch aussteigen, wie Sie wollen. Schauen Sie sich das Inhaltsverzeichnis oder das Stichwortverzeichnis an, dort finden Sie, was Sie suchen.
Jedes Kapitel besteht aus mehreren Abschnitten, und in jedem Abschnitt finden sich Informationen, die Sie brauchen, um Latein zu verstehen, zum Beispiel:
Wie man lateinische Substantive und Adjektive dekliniert und lateinische Verben konjugiert
Wie Sie einen Satz so übersetzen, dass er im Deutschen sinnvoll klingt
Wie Latein auch heute noch das Deutsche beeinflusst
Interessante Dinge über die römische Kultur
Damit Sie sich in diesem Buch gut zurechtfinden können, gibt es einige Konventionen:
Lateinische Begriffe sind
fett gedruckt
, um sie hervorzuheben.
Übersetzungen stehen in Klammern nach den lateinischen Begriffen.
Konjugationstabellen (Tabellen, in denen ein Verb mit seinen verschiedenen Formen aufgeführt ist) sind zweispaltig. In der ersten Spalte stehen die Personalformen des Verbs im Singular (Einzahl), also »ich« (1. Person Singular), »du« (2. Pers. Sg.), »er/sie/es« (3. Pers. Sg.). In der zweiten Spalte stehen die Personalformen des Verbs im Plural (Mehrzahl), also »wir« (1. Person Plural), »ihr« (2. Pers. Pl.), »sie« (3. Pers. Pl.). Hier als Beispiel mal die Konjugation des Verbs
amo, amare, amavi, amatum
(lieben).
Singular
Plural
amo
amamus
amas
amatis
amat
amant
Das Lernen von Sprachen ist schon was Spezielles, deshalb gibt es in diesem Buch einige Dinge, die es in anderen … für Dummies nicht gibt:
Im Gespräch:
Am besten (und am leichtesten) lernt man Sprachen, wenn man sie benutzt. Sie werden wohl nicht viele Leute finden, mit denen Sie sich auf Latein unterhalten können, aber diese Dialoge zeigen, wie die Sprache funktioniert. Die kurzen Dialoge unter der Überschrift »Im Gespräch« zeigen die lateinischen Vokabeln, ihre Verwendung im Satz und die deutsche Übersetzung.
Kleiner Wortschatz: Wenn man eine Sprache lernt, ist es unerlässlich, wichtige Vokabeln und Wendungen zu kennen, deshalb haben wir die wichtigsten Vokabeln eines Kapitels (oder eines Abschnitts) am Ende des Kapitels (oder des Abschnitts) in einer Liste zusammengestellt. Es gibt einiges, das man über diese Listen wissen sollte:
Die Funktion lateinischer Substantive ist abhängig von ihrer Deklination und ihrem Genus (grammatisches Geschlecht), deshalb sind die Substantive in den Listen in den ersten beiden Kasus (Fällen), dem Nominativ und dem Genitiv, angegeben, in denen sie auch im Wörterbuch stehen. Außerdem ist das Genus der Substantive angegeben, mehr darüber in Kapitel 2.
coquus, coqui, m (Hahn)
Weil lateinische Adjektive in Kasus, Genus und Numerus mit dem Substantiv übereinstimmen müssen, das sie ergänzen, sind die Adjektive in den Listen im Maskulinum, Femininum und Neutrum angegeben.
frigidus, frigida, frigidum (kalt)
Verben werden in Abhängigkeit von ihrer konjugierten Form übersetzt, deshalb stehen in den Listen nicht nur der Infinitiv eines Verbs, sondern auch seine Stammformen in der Reihenfolge, in der sie auch im Wörterbuch zu finden sind, nämlich 1. Person Singular Indikativ Präsens Aktiv, Infinitiv, 1. Person Singular Indikativ Perfekt Aktiv und das Partizip Perfekt Passiv.
paro, parare, paravi, paratum (vorbereiten)
Spiel, Spaß und Denksport:
Die Chancen, dass Sie jemanden finden, der mit Ihnen Latein spricht, damit Sie das Gelernte üben können, sind relativ gering. Deshalb haben wir uns einige Rätsel und kurzweilige Aufgaben ausgedacht, anhand derer Sie das Gelernte vertiefen können. Mit den »Spiel-Spaß-und-Denksport«-Aufgaben können Sie außerdem Ihre Lernfortschritte überprüfen.
Als wir dieses Buch geschrieben haben, haben wir uns ein paar Gedanken über Sie gemacht:
Sie können kein Latein – oder Sie hatten Latein in der Schule und haben alles vergessen.
Sie suchen kein Buch, mit dem Sie perfekt Latein lernen können; Sie wollen ein paar Vokabeln, Wendungen und den Aufbau einfacher Sätze lernen, damit Sie einfaches Latein verstehen können, wenn Sie es sehen (oder erkennen, wenn Sie es hören).
Sie wollen keine langen Vokabellisten oder Unmengen an langweiligen Grammatikregeln auswendig lernen.
Sie wollen Spaß haben und gleichzeitig etwas Latein lernen.
Damit Sie schnell das finden, was Sie suchen, besteht dieses Buch aus fünf Teilen, die alle ein bestimmtes Thema behandeln. In jedem Teil gibt es eine Reihe von Kapiteln, die sich mit diesem Thema befassen.
Dieser Teil vermittelt die Grundlagen, die Sie brauchen, um mit Latein zurechtzukommen – die Aussprache der Wörter und die grundlegenden Regeln der lateinischen Grammatik. Um Ihr Selbstvertrauen zu stärken, werden Sie hier auch einiges finden, das Ihnen bekannt vorkommen dürfte.
Die Welt der Römer ist faszinierend. In diesem Teil erfahren Sie alles mögliche Wissenswerte über das Leben im alten Rom und darüber, wie die Römer ihre Sprache in den entsprechenden Situationen benutzt haben. Teil II bietet Wissenswertes über die römische Familie, die mächtige römische Armee, römische Unterhaltung und vieles mehr.
Latein wird heute zwar nicht mehr gesprochen, es spielt in vielen Bereichen der Wissenschaft aber immer noch eine große Rolle. Dazu gehören Medizin und Rechtswissenschaft, einige Bereiche der Naturwissenschaft wie Zoologie und Botanik und, nicht zu vergessen, die Kirche. Weil man so oft auf die lateinische Sprache stößt, werden in diesem Teil die Begriffe und Wendungen erklärt, die man oft hört. Da Sie hier all diese Vokabeln kennenlernen, sind Sie dann in der Lage, Latein zu übersetzen. In diesem Teil erfahren Sie also, wie Sie sich das, was Sie lesen oder hören, zusammenreimen müssen, damit etwas Sinnvolles rauskommt.
Im Top-Ten-Teil finden Sie Listen, die ganz hilfreich sind, wenn Sie leicht verdauliche Informationen suchen. In diesem Teil sind Listen mit zehn gebräuchlichen lateinischen Abkürzungen, mit lateinischen Vorsilben und Wortendungen und mit lateinischen Fremdwörtern.
Dieser Teil dient vor allem zum Nachschlagen. Wir haben hier Deklinations- und Konjugationstabellen und ein kleines Wörterbuch reingepackt. So können Sie ganz einfach Vokabeln nachschlagen, die Sie sich partout nicht merken können. Wenn Sie Ihre »Spiel-Spaß-und-Denksport«-Aufgaben kontrollieren wollen, finden Sie hier die Lösungen.
Damit Sie einfacher die Dinge finden, die Sie wirklich interessieren, und um die Informationen hervorzuheben, die besonders nützlich sind, haben wir die folgenden Symbole benutzt:
Dieses Symbol hebt Ratschläge, Vorschläge und Hinweise hervor, die jemand, der Latein lernt, gut brauchen kann.
Dieses Symbol ist neben wichtigen Informationen, die Sie sich merken sollten, zu finden.
Dieses Symbol taucht neben Wissenswertem auf, das zwar interessant ist, das Sie aber ohne Weiteres überspringen können, Sie verpassen nichts, was Sie unbedingt fürs Weiterlernen brauchen.
Latein hat ziemlich viele Eigenarten, die einen aus dem Konzept bringen können; es gibt zu viele Ausnahmen, die man kennen muss, um korrekt übersetzen zu können. Manchmal werden Grammatikregeln ausführlicher erklärt, damit Sie besser verstehen, warum Latein ist, wie es ist. Dieses Symbol soll Ihre Aufmerksamkeit auf diese grammatischen Eigenarten lenken.
Mit diesem Symbol sind kulturelle Schmankerln gekennzeichnet und Informationen über Latein und die Römer hervorgehoben. Wenn Sie mehr über die Kultur wissen wollen, die so eng mit der lateinischen Sprache verknüpft ist, suchen Sie dieses Symbol.
Dieses Buch ist so aufgebaut, dass Sie anfangen können, wo Sie wollen. Sie müssen nicht vorne anfangen und sich dann bis zum Ende durcharbeiten. Sollten Sie Latein auch dann nicht erkennen, wenn es Sie anspringt, dann fangen Sie vielleicht am besten mit Teil I an – dort finden Sie die wichtigsten Grammatikregeln. Danach können Sie machen, was Sie wollen. Blättern Sie das Buch durch, schauen Sie sich das Stichwortverzeichnis an, gehen Sie das Inhaltsverzeichnis durch. Sie finden bestimmt etwas, das Sie interessiert und Ihr Wissen auf diesem Gebiet mehrt.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
Viele Leute trauen sich nicht so recht an die lateinische Sprache, weil sie ihnen so fremd erscheint. Denn warum sollte jemand, dessen Muttersprache das heutige Deutsch ist, auch mit einer toten Sprache vertraut sein? Es fällt uns doch schon schwer genug, Mittelhochdeutsch, ganz zu schweigen von Althochdeutsch, zu verstehen.
In Wirklichkeit ist Latein gar nicht so fremd, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Viele Fremdwörter, die wir tagtäglich benutzen, kommen aus dem Lateinischen – sie haben die gleiche Bedeutung, die gleiche oder eine ähnliche Schreibung und sie werden genauso gebraucht wie das lateinische Wort. Außerdem gibt es durchaus Ähnlichkeiten in der Grammatik des Lateinischen und des Deutschen (zum Beispiel werden Nomen in beiden Sprachen dekliniert und Nomen und Adjektive, die zusammengehören, stimmen in Kasus, Genus und Numerus überein). Aber dennoch gibt es große Unterschiede zwischen Latein und Deutsch, und um Latein vernünftig lesen zu können, muss man diese Unterschiede verstehen.
Dieser Teil bietet all denen, die kein Latein können (oder sich nicht daran erinnern), einen guten Anfangspunkt. Hier können Sie herausfinden, wie viel Latein Sie schon können, und hier werden die Grundlagen der lateinischen Grammatik erklärt.
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Lateinische Wörter, die jeder kennt
Lateinische Fremd- und Lehnwörter
Das lateinische Alphabet
Ausspracheregeln
Wenn Sie sich Latein zum ersten Mal anschauen, denken Sie vielleicht »Das kommt mir spanisch vor!« Sie erinnern sich an Geschichten über strenge Lehrer und es geistern Bilder von endlosem Auswendiglernen durch den Kopf. Immerhin ist Latein nichts für intellektuelle Leichtgewichte. Es ist die Sprache von Julius Caesar, Marc Anton, Vergil, Ovid und Augustinus. Dichter, Philosophen und Politiker der Neuzeit wie Johann Wolfgang von Goethe, Karl Marx und Franz Josef Strauß konnten Latein. Leonardo da Vinci benutzte Latein als Code, indem er es rückwärts schrieb, damit man seine Notizen nicht so einfach lesen konnte. Und im Film Tombstone erkennt Doc Holliday, dass sein Gegner ein gebildeter Mann ist, weil er die Sprache der Cäsaren beherrscht.
Noli timere!, würden die Römer jetzt sagen. »Fürchte dich nicht!« Denn was haben denn die Sklaven, Gladiatoren und Tagelöhner im alten Rom gesprochen? Latein natürlich – und das kann jeder. Die meisten Leute können schon ein wenig Latein, sie sind sich dessen nur nicht bewusst. In diesem Kapitel geht es um bekannte Wörter und Ausdrücke. Lehnen Sie sich also zurück und genießen Sie unseren kleinen Ausflug ins alte Rom.
Es heißt ja immer, Latein sei eine tote Sprache. Es gab wohl auch zu allen Zeiten genügend Schüler, die im Lateinunterricht vor Langeweile fast gestorben sind. Dennoch sind die Gerüchte über das Ableben von Latein ziemlich übertrieben.
Ursprünglich war Latein die Sprache von einigen wenigen Menschen, die um das 8. Jahrhundert v. Chr. in Mittelitalien lebten. Irgendwie gelang es diesen Leuten, den Einwohnern einer Stadt namens Rom, ihr Einflussgebiet immer weiter zu vergrößern, bis sie schließlich den gesamten Mittelmeerraum beherrschten. Damit wurde Latein neben Griechisch zur Verkehrssprache im Römischen Reich.
Kriege, Intrigen und ein allgemeiner Niedergang führten 476 n. Chr. zum Fall des einstmals mächtigen Römischen Reiches – aber Latein ging nicht mit dem letzten römischen Kaiser dahin. Die Menschen schrieben, lasen und sprachen weiterhin Latein. Nach und nach wurde Latein dann immer weniger gebraucht, aber an Universitäten wurde bis weit in die Neuzeit noch auf Latein gelehrt. Heute ist Latein nur in dem Sinn tot, als es niemanden mehr gibt, dessen Muttersprache es ist. Anders ausgedrückt: Kein Mensch lernt mehr als erste Sprache Latein. Dennoch reicht der Einfluss der lateinischen Sprache bis in die Gegenwart, denn zum einen haben viele moderne Sprachen ihre Ursprünge in der lateinischen Sprache, zum anderen beeinflusst Latein die Welt durch die reiche Literatur, Kunst und Kultur, die in der Größe Roms wurzelt.
Der Einfluss des Lateinischen auf den deutschen Wortschatz ist zwar nicht so groß wie der auf den englischen, wo mehr als die Hälfte aller Wörter lateinischen Ursprungs sind. Allerdings ist es ziemlich schwierig, Zahlen für das Deutsche anzugeben, weil man durch die Kombination von zwei oder mehr Wörtern immer neue Wörter schaffen kann. Insofern kann man sich schon trefflich darüber streiten, wie groß der deutsche Wortschatz überhaupt ist. Bei Zeitungstexten liegt der Anteil der Fremdwörter bei circa zehn Prozent, in Fachtexten ist ihr Anteil oft wesentlich höher. Von diesen Fremdwörtern sind wiederum circa 75 Prozent lateinischstämmig, entweder sie sind direkt vom Lateinischen ins Deutsche gekommen oder sie haben den Umweg über das Englische oder die romanischen Sprachen, vor allem das Französische, genommen. Aber jetzt soll endlich Schluss sein mit der Theorie (übrigens ein griechisches Fremdwort). Also nun in medias res (mitten hinein in die Dinge), wie der Lateiner sagt:
Schon mal ein Video gesehen oder eine Audiokassette gehört? Oder ein Dokument verschickt? Wer die kursiv gedruckten Wörter im letzten Satz schon mal benutzt hat, hat Latein benutzt. Video heißt »ich sehe« und audio heißt »ich höre«, documentum bedeutet »Lehre« oder »Beweis«. Sind Sie ein homo sapiens? Dann gehören Sie nicht nur der Menschheit an, der lateinische Begriff bezeichnet Sie auch noch als klug. Große Sportereignisse finden oft in einer Arena statt. Die Römer nannten den runden Kampfplatz im Amphitheater arena.
Viele lateinische Redewendungen sind so bekannt, dass sogar Nicht-Lateiner etwas damit anfangen können. Dazu gehört Caesars wohl berühmtester Ausspruch veni, vidi, vici! (Ich kam, ich sah, ich siegte!)
Im Deutschen gibt es viele Fremdwörter, die sich in ihrer Schreibung gar nicht oder nur geringfügig vom Lateinischen unterscheiden. In Kapitel 17 sind noch mehr aufgeführt, aber hier sind erst mal ein paar zur Einstimmung:
senator
(Senator)
gladiator
(Gladiator)
consul
(Konsul)
absolutus
(absolut)
excellens
(exzellent)
experimentum
(Experiment)
In den folgenden Abschnitten geht es um lateinische Lehn- und Fremdwörter, die beweisen, dass Latein alles andere als tot ist.
Man glaubt es kaum, aber das Deutsche hat viele Wörter aus dem Lateinischen übernommen, für die es gar keine deutsche Entsprechung gibt und denen man auch nicht ansieht, dass sie aus einer anderen Sprache kommen, denn im Laufe der Jahrhunderte haben sie sich immer mehr verändert. Das sind die sogenannten Lehnwörter. Manchmal hat sich allerdings auch die Bedeutung dieser Wörter gewandelt.
In Tabelle 1.1 sind einige lateinische Lehnwörter aufgeführt. Wer hätte gedacht, dass all diese Wörter ihren Ursprung im Lateinischen haben?
Latein
Bedeutung
Lehnwort
cella
Kammer, Keller
Keller
corpus
Körper
Körper
dictare
befehlen, verfassen
dichten
fenestra
Fenster
Fenster
Iuno moneta
Juno, die Mahnerin
Münze
legere
sammeln, lesen
lesen
murus
Mauer
Mauer
nasus
Nase
Nase
nocturnus
nächtlich
nüchtern
schola
Vorlesung, Lehre, Schule
Schule
scribere
schreiben
schreiben
tegula
Dachziegel
Ziegel
via strata
gepflasterter Weg
Straße
vinum
Wein
Wein
Tabelle 1.1: Lateinische Lehnwörter
Und das sind nur einige Beispiele für lateinische Lehnwörter.
Diese Lehnwörter sind nicht alle auf einmal in die deutsche Sprache übernommen worden. Es gibt mehrere Phasen, in denen Wörter aus dem Lateinischen entlehnt wurden. Schon ziemlich früh haben die Germanen Wörter wie vinum, fenestra, murus und via strata übernommen. Strata ist übrigens ein Partizip Perfekt Passiv, im Wörterbuch findet man es unter sterno, sternere, stravi, stratum, was so viel heißt wie »hinstreuen«, »ausbreiten« und im Zusammenhang mit Wegen und Straßen eben auch »pflastern« (mehr zu Wörterbuchformen finden Sie in Kapitel 2). Im frühen Mittelalter vermittelten dann die Klöster weitere lateinische Wörter ins Deutsche, das waren unter anderem legere, scribere und schola (was die Römer aus dem Griechischen übernommen hatten).
Manch einer mag sich angesichts der Tabelle 1.1 wundern, was die Göttin Juno mit Münzen zu hat. Eigentlich nichts, der Beiname Moneta bedeutet »die Mahnerin« und steht in keinerlei Zusammenhang mit Geld. Aber im oder beim Tempel dieser Iuno Moneta auf dem Kapitol, einem der sieben Hügel Roms, wurden Münzen mit dem Bild der Göttin geprägt. Auf diesem Weg kamen die »Moneten« und die »Münzen« ins Deutsche, »money« ins Englische und »monnaie« ins Französische.
Auch eine ganze Reihe von Ortsnamen sind lateinischen Ursprungs und geben einen Hinweis auf die lange Geschichte dieser Orte, die bis in die Römerzeit zurückreicht. Als älteste Stadt Deutschlands gilt Trier, das römische Augusta Treverorum, die Stadt wurde spätestens 16 v. Chr. gegründet und war lange Zeit die größte Stadt nördlich der Alpen. Ganz in der Nähe an der Mosel, die die Römer Mosella nannten, befand sich Noviomagus Nemetum, das heutige Speyer, wo im 4. Jahrhundert n. Chr. ein Kastell gebaut wurde. Weitere römische Stadtgründungen findet man am Rhein und in Süddeutschland. Da wäre zum Beispiel Bonna, das heutige Bonn. Köln nannten die Römer Colonia Claudia Ara Agrippinensium, die Stadt war Sitz des Stadthalters der Provinz Germania Inferior. Hauptstadt der Provinz Germania Superior war Mogontiacum, das heutige Mainz. Gegenüber der Mündung des Neckars in den Rhein bauten die Römer im 4. Jahrhundert n. Chr. ein Kastell, das sie Alta ripa (hohes Ufer) nannten, heute heißt dieser Ort Altrip. Das kurz nach Trier als Legionslager gegründete Augusta Vindelicorum heißt heute Augsburg und war die Hauptstadt der Provinz Raetia. Diese Liste ließe sich beliebig erweitern. Fakt ist, dass die Namen von vielen Städten und Dörfern, die es schon in römischer Zeit gab und die in den Teilen Deutschlands liegen, die zum Römischen Reich gehörten, auf die lateinischen Namen zurückgehen, die sie vor Jahrhunderten erhalten haben.
Die Ursprünge von Lehnwörtern sind nur schwer zu erkennen, so sehr haben sie sich dem Deutschen angepasst. Fremdwörter erkennt man dagegen ziemlich leicht, sie tragen ihre Herkunft praktisch vor sich her, weil sie sich kaum vom Lateinischen unterscheiden. Gerade in der Wissenschaftssprache gibt es unendlich viele Fremdwörter aus dem Lateinischen, und da ist es ziemlich egal, um welche Wissenschaft es geht, in den meisten wissenschaftlichen Texten ist der Anteil der Fremdwörter viel höher als in anderen Texten. In Kapitel 11 bis 14 geht es um den Einfluss des Lateinischen auf die Fachsprachen.
Oft unterscheiden sich Fremdwörter in ihrer Schreibung nur wenig vom Latein, manchmal hat sich aber ihre Bedeutung gewandelt. Viele lateinische Wörter sind auch nicht auf direktem Weg ins Deutsche gelangt, sondern haben den Umweg über das Englische oder eine romanische Sprache wie Französisch und Italienisch genommen. Manchmal hat sich auch nur die Endung des Wortes geändert. So wurde aus auctoritasAutorität und aus religioReligion. In Tabelle 1.2 sind einige gebräuchliche Fremdwörter mit ihrer lateinischen Bedeutung aufgeführt.
Latein
Bedeutung
Fremdwort
argumentum
Beweis
argumentieren, Argument
computare
zusammenrechnen
Computer
concurrere
zusammenlaufen, zusammenstoßen
konkurrieren, Konkurrenz
conservare
bewahren
konservativ, konservieren, Konserve
contexere
zusammenweben
Kontext
definire
abgrenzen
definieren, Definition
perspectare
genau betrachten
Perspektive
probare
prüfen, untersuchen
Probieren, Probe, Proband
producere
vorführen
produzieren, Produkt
propagare
fortpflanzen, ausdehnen
propagieren, Propaganda
reformare
umgestalten
reformieren, Reform
simulare
nachahmen, vorgeben
simulieren, Simulant
Tabelle 1.2: Lateinische Fremdwörter
Oft erkennt man lateinische Fremdwörter an ihren Endungen. Wörter auf -ion kommen meist aus dem Lateinischen, wo sie auf -io enden, sie sind in der Regel femininum. Dazu gehören Nation, Religion, Station. Manche Endungen sagen auch etwas über die Bedeutung der Wörter aus. Lateinische Fremdwörter auf -nt bezeichnen jemanden, der aktiv etwas tut, dazu gehören der Agent, der Informant und der Simulant. Endet ein lateinisches Fremdwort aber auf -nd, passiert mit dieser Person oder Sache etwas, sie selbst ist passiv, das kann ein Proband oder ein Konfirmand sein.
Wenn ein Römer sich um ein Amt bewarb, trug er eine besondere Toga, die so stark gebleicht war, dass sie die Sonne reflektierte. Dieses besondere Kleidungsstück nannten die Römer toga candida (glänzendweiße Toga). So wusste jeder gleich, wer für ein öffentliches Amt kandidierte. Als es noch keine Wahlwerbung und Fernsehdebatten gab, musste man sich eben mit etwas anderem Aufmerksamkeit verschaffen. Und so sind wir zu unseren Kandidaten gekommen.
Decken Sie die letzte Spalte ab und versuchen Sie, die Bedeutung der lateinischen Verben mithilfe der Fremdwörter, die von ihnen abstammen, zu erraten:
Fremdwort
Lateinisches Verb
Bedeutung
Amateur
amare
lieben
navigieren
navigare
segeln, fahren
demonstrieren
demonstrare
genau zeigen, hinweisen
Gaudi
gaudere
sich freuen
konservativ
conservare
bewahren
Wir kennen lateinische Werke meist nur, weil Mönche im Mittelalter diese Werke immer wieder abgeschrieben haben. Dank dieser handschriftlichen Kopien sind die lateinischen Texte erhalten geblieben. Aber nicht nur das ist ein Verdienst der Mönche, sie sorgten auch dafür, dass man die Texte besser lesen konnte, indem sie Dinge wie Satzzeichen und Kleinbuchstaben einführten. Allerdings trugen nicht alle Veränderungen der Schrift zu einer besseren Lesbarkeit der lateinischen Texte bei. Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert benutzten die Mönche eine Schrift, bei der die Buchstabenlinien genauso breit waren wie der Abstand zwischen den Buchstaben. Waren dann zu viele ähnliche Buchstaben hintereinander, sah das Ganze irgendwie aus wie ein Lattenzaun, zum Beispiel so:
Miminumiumniviumminimimuniumnimium
vinimuniminumimminuiviviminimumvolunt
Übersetzt lautet der Satz: »Die winzigen Mimen der Schneegeister wünschen keinesfalls, solange sie leben, die gewaltige Aufgabe, den Wein der Verteidigung [zu bringen], um abzunehmen.« Das ist auch auf Deutsch nicht viel besser verständlich. Aber Sie erkennen, um was es geht.
Eine Sache, die Latein lernen ziemlich erleichtert, ist das Alphabet. Das Lateinische kennt keine ungewöhnlichen Buchstaben oder seltsamen Akzente. Wer in der Lage ist, mit dem deutschen Alphabet umzugehen, kommt auch mit dem lateinischen zurecht, denn es ist das gleiche. Einige Dinge sollten Sie sich jedoch merken:
Latein wird mit den gleichen Buchstaben geschrieben wie Deutsch, es gibt allerdings ein paar Unterschiede:
Die Römer kannten kein
W
.
Es gibt nur ganz wenige lateinische Wörter mit
K
. Stattdessen benutzten die Römer
C
.
I
und
V
wurden sowohl als Konsonant als auch als Vokal benutzt. Erst viel später kam jemand auf den Gedanken, das
I
zu einem
J
zu biegen und aus dem
V
ein
U
zu machen.
Ä
,
Ö
und
Ü
gibt es im Lateinischen ebenso wenig wie
ß
.
Alles wurde zusammengeschrieben. Die Römer ließen keine Zwischenräume zwischen den Wörtern und benutzten keine Satzzeichen, außerdem schrieben sie nur Großbuchstaben.
MANKANNHIERSEHENWIEDIERÖMERLANGEZEITGESCHRIEBENHABENSIEBENUTZ
TENNURGROSSBUCHSTABENUNDKAMENOHNESATZZEICHENAUSZWISCHENDENWÖR
TERNLIESSENSIENICHTMEHRPLATZALSZWISCHENDENBUCHSTABENANSCHEINEND
HATTENDIERÖMERMITDIESEMSYSTEMABERKEINESCHWIERIGKEITENDENNSIE
BRACHTENLATEINBISINDIELETZTEECKEIHRESREICHES
Schwer zu lesen, oder? Hier das Ganze noch mal mit Wortzwischenräumen, Satzzeichen und Groß- und Kleinschreibung:
Man kann hier sehen, wie die Römer lange Zeit geschrieben haben. Sie benutzten nur Großbuchstaben und kamen ohne Satzzeichen aus. Zwischen den Wörtern ließen sie nicht mehr Platz als zwischen den Buchstaben. Anscheinend hatten die Römer mit diesem System aber keine Schwierigkeiten, denn sie brachten Latein bis in die letzte Ecke ihres Reiches.
Zum Glück richten sich gedruckte lateinische Texte nach heute gängigen Konventionen. Es gibt also Satzzeichen; Satzanfänge und Namen werden großgeschrieben, und die einzelnen Wörter sind deutlich voneinander abgesetzt. In den meisten Texten wird auch zwischen V und U unterschieden, allerdings dient I weiterhin sowohl als Vokal als auch als Konsonant.
Latein ist heute keine gesprochene Sprache mehr, es gibt niemanden, dessen Muttersprache Latein ist. Das war mal anders: In den Tagen, als das Römische Reich in seiner Blüte stand, sprach die gesamte zivilisierte Welt – also der Teil der Welt, den die Römer für zivilisiert hielten, weil sie ihn erobert hatten – Latein. Die meisten Leute, die Latein sprechen konnten, konnten es aber nicht lesen oder schreiben, Bildung konnte sich nur leisten, wer Geld hatte.
Zum Glück hinterließen Grammatiklehrer, die den immer zahlreicher werdenden barbari (Fremden) Latein, die Sprache der neuen Weltmacht, beibrachten, einige Hinweise zur Aussprache des Lateinischen. Auch die lateinische Literatur birgt Anhaltspunkte zur Aussprache. So macht der Dichter Catull (84–54 v. Chr.) sich zum Beispiel in einem seiner Gedichte über die Art und Weise lustig, wie jemand bestimmte Wörter ausspricht. Arrius, das Opfer von Catulls Spott, hat einige seiner Wörter übertrieben behaucht ausgesprochen. Genaugenommen hat er ein »h« vor Vokale gesetzt, vielleicht sollte das Griechisch klingen und Arrius somit gebildeter. Da Catull sich über diese Aussprache lustig macht, kann man daraus schließen, dass diese Aussprache bei den Römern zu dieser Zeit nicht üblich – oder zumindest nicht salonfähig – war.
Durch die Kombination solcher Hinweise mit dem Wissen über die Bildung und Veränderung von Sprachen (in der Wissenschaft historische Linguistik genannt) konnten sich Wissenschaftler weitgehend über die Aussprache des Lateinischen einig werden, das zu Zeiten von Caesar und Cicero gesprochen wurde, das klassische Latein. Andere Ausspracheregeln hat das Kirchenlatein, das sich im Mittelalter herausgebildet hat und heute noch in der katholischen Kirche in der lateinischen Messe oder in lateinischen Kirchenliedern benutzt wird.
Wenn Sie sich hauptsächlich für Texte interessieren, die vor dem 2. Jahrhundert n. Chr. entstanden sind, dann sollten Sie sich an die klassische Aussprache halten. Wenn es um das Latein geht, das mit der Kirche in Verbindung steht, oder um profane Texte, die seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. entstanden sind, sollten Sie sich an die Aussprache des Kirchenlateins halten.
Ein großer Vorteil von Latein ist, dass alle Buchstaben ausgesprochen werden. In einem lateinischen Wort kann man jeden Buchstaben hören. Bei der Aussprache müssen Sie deshalb nur wissen, wie Vokale (siehe Tabellen 1.3 und 1.4) und Konsonanten (siehe Tabelle 1.5) klingen.
Langer Vokal
Aussprache
Kurzer Vokal
Aussprache
a
ah (Vater)
a
a (hat)
e
eh (nehmen)
e
ä (Gäste)
i
ie (Miete)
i
i (Bitte)
o
oh (Krone)
o
o (Flotte)
u
uh (Flur)
u
u (Kutte)
y
ü (über)
y
ü (Hütte)
Tabelle 1.3: Vokale
Einige Laute aus zwei Vokalen, Diphthonge, sind zu einem Laut verschmolzen. Tabelle 1.4 zeigt ihre Aussprache.
Diphthong
Aussprache
ae
ei (mein)
au
au (Maus)
ei
ej (englisch they)
ie
immer getrennt i-e
oe
eu (Europa)
Tabelle 1.4: Diphthonge im klassischen Latein
Sehr selten sind die Diphthonge ui und eu, letzterer kommt fast nur in griechischen Fremdwörtern vor.
Die meisten lateinischen Konsonanten klingen, mit einigen Ausnahmen, wie im Deutschen. In Tabelle 1.5 sind die Ausnahmen:
Konsonant
Aussprache
c
k (kalt; nie wie zivil)
ch
k (Chaos)
gn
ng+n (ng aus Angst + n)
i
j (jung; vor Vokal in derselben Silbe und zwischen Vokalen)
ph
p (pur, nie wie Delphin)
r
r (auf der Zungenspitze gerollt wie im Italienischen)
s
s (Los; immer stimmlos)
ti
t+i (also natio, nicht wie »Nation«)
u
w (englisch woman; vor Vokal)
v
w (englisch woman)
Tabelle 1.5: Konsonanten im klassischen Latein
Ein römischer Senator unterhält sich mit seinem Vater:
Senator:
Pater, cur dignitatem in viris Romanis non video?
Vater, warum sehe ich bei den römischen Männern keine Würde?
Pater:
Cur me rogas?
Warum fragst du mich?
Senator:
Quod magna de dignitate et scribis et dicis.
Weil du Bedeutendes über die Würde schreibst und sagst.
Pater:
Fama in magnis, dignitas autem in humilitate habitat.
Ruhm wohnt bedeutenden Dingen inne, Würde dagegen wohnt der Demut inne.
Sie sollten daran denken, dass in der Antike der Buchstabe I anstelle des Konsonanten J benutzt wurde. Viele moderne Ausgaben lateinischer Texte haben diese Schreibweise beibehalten.
Latein wurde in späteren Jahrhunderten ähnlich ausgesprochen wie das klassische Latein. Die Vokale wurden sogar genauso ausgesprochen. (Die Aussprache der Vokale im klassischen Latein ist in Tabelle 1.2 zu finden.) Unterschiede gibt es bei Diphthongen und Konsonanten. Siehe dazu Tabelle 1.6 und 1.7, in denen nur angegeben ist, was von der klassischen Aussprache abweicht.
Diphthong
Aussprache
ae
ä (Fälle)
oe
ä (Fälle)
Tabelle 1.6: Diphthonge im Kirchenlatein
Konsonant
Aussprache
c
tsch (vor e- und i-Lauten [e, i, ae, oe und y] wie in Tratsch, ansonsten k wie in kalt)
cc
tsch (vor e- und i-Lauten wie in klatschen, ansonsten ck wie in Mücke)
g
dsch (vor e- und i-Lauten wie in Dschungel, ansonsten g wie in gut)
gg
dsch (vor e- und i-Lauten etwas stärker als in Dschungel, ansonsten wie in ging gut)
gn
nj (spanisch cañon)
ph
ph (Delphin)
sc
sch (vor e- und i-Lauten wie in Schiene)
ti
tsi (Nation)
v
w (Wein)
Tabelle 1.7: Konsonanten im Kirchenlatein
Die Konsonanten werden im Großen und Ganzen so ausgesprochen wie beim klassischen Latein (siehe Tabelle 1.5). Einige Laute werden später etwas weicher ausgesprochen, die Aussprache einiger Doppelkonsonanten wie cc, gg und sc ändert sich. Siehe Tabelle 1.7.
Bevor Sie in die Welt des gesprochenen Lateins eintauchen können, brauchen Sie noch eine Kleinigkeit: die Betonung. Ein lateinisches Wort richtig zu betonen, ist aber so einfach wie eins, zwei, drei … im wahrsten Sinne des Wortes. Bei einem zweisilbigen Wort ist die erste Silbe betont. Wörter mit mindestens drei Silben sind auf der drittletzten Silbe betont, außer die vorletzte Silbe ist lang, dann wird diese betont.
Und woher soll man wissen, ob die vorletzte Silbe lang ist? Es ist wieder so einfach wie eins, zwei, drei. Die vorletzte Silbe ist lang, wenn
ihr Vokal lang ist,
vi-
de
-re
(sehen) zum Beispiel.
ihrem Vokal zwei Konsonanten folgen,
ter-
res
-tris
(irdisch) zum Beispiel.
sie einen Diphthong hat,
in-
au
-res
(Ohrringe) zum Beispiel.
Die letzten drei Silben haben Namen, auf die Sie in der ein oder anderen Lateingrammatik stoßen könnten: antepaenultima, paenultima und ultima. Klingt verwirrend, ist es aber nicht.
Wenn Sie wissen, dass ante »vor« heißt, paene »fast« bedeutet und ultima »die letzte« ist, dann finden Sie ziemlich schnell raus, was diese Wörter eigentlich bedeuten:
Antepaenultima bedeutet »fast vor der letzten« oder »drittletzte«.
Paenultima bedeutet »vor der letzten«.
Ultima bedeutet »die letzte«.
Auf Deutsch sind das also die letzte, die vorletzte und die vorvorletzte Silbe.
Kapitel 2
IN DIESEM KAPITEL
Wie die Sache mit der Satzstellung und dem Genus von Substantiven funktioniert
Wozu die Kasus des Substantivs und Konjunktionen da sind
Woran man Substantive der ersten und zweiten Deklination erkennt
Wie Verben das Präsens, das Imperfekt und das Futur bilden
In der Monty-Python-Komödie Das Leben des Brian gibt es eine Szene, die jeder begeisterte Lateiner kennt. Ein judäischer Rebell, mit Farbeimer und Pinsel bewaffnet, schreibt an eine Wand, dass die Römer nach Hause gehen sollen. Anstatt den Rebellen festzunehmen, fragt der zu grammatischer Erbsenzählerei aufgelegte Zenturio, der gerade vorbeikommt und »Romanes eunt domus« liest, ob der Rebell wirklich »Menschen, genannt Romanes gehen das Haus« schreiben wollte. Der Rebell muss nun so lange deklinieren und konjugieren, bis die lateinischen Formen stimmen. Damit der Rebell es sich wirklich merkt, muss er als Strafe den Satz 100 Mal in der grammatisch korrekten Form schreiben.
Um Latein zu können, braucht man mehr als ein paar Vokabeln, und, Sie mögen es glauben oder nicht, dabei ist die Grammatik extrem hilfreich. Latein ist eine sehr ausdrucksstarke Sprache, die ganze Gedanken mit nur einem Wort ausdrücken kann. Dieses Kapitel führt in die Grundlagen der Grammatik ein, sie macht mit Substantiven und Verben und nebenbei mit ein paar anderen Dingen bekannt.
Man betrachte die folgenden deutschen Sätze:
Das Kind hat seinem Vater den Block mitgebracht.
Das Kind hat den Block seinem Vater mitgebracht.
Seinem Vater hat das Kind den Block mitgebracht.
Den Block hat das Kind seinem Vater mitgebracht.
Die Satzstellung verändert sich, die Bedeutung des Satzes aber nicht (auch wenn er nicht in jeder Version gut klingt). Das geht im Deutschen, weil die grammatischen Beziehungen zwischen den Wörtern mithilfe der Wortendungen (Suffixe) ausgedrückt werden. Deshalb ist die Satzstellung im Deutschen recht flexibel. Das Lateinische ist in der Satzstellung noch flexibler. Auch im Lateinischen sind es die Wortendungen, die verraten, welche Aufgabe das betreffende Wort im Satz hat. Die Wörter selbst können in jeder beliebigen Reihenfolge stehen. Die Endung bestimmt, welches Wort Subjekt und welches Wort Objekt des Satzes ist. Endungen sind bestimmte Buchstabenkombinationen, die die verschiedenen Kasus (Fälle; sie zeigen an, welche Funktion das Substantiv im Satz hat) des Substantivs anzeigen.
Sprachen wie Deutsch und Latein nennt man flektierende (beugende) Sprachen. In diesen Sprachen wird die Funktion des Wortes im Satz durch die Flexion(Beugung) und nicht durch die Satzstellung bestimmt. Konkret heißt das, dass sich Artikel, Substantive, Pronomen und Adjektive verändern, je nachdem in welchem Kasus sie stehen. Auch Verben gehören zu den flektierbaren Wortarten.
Um mit Latein zurechtzukommen, müssen Sie verstehen, wie lateinische Substantive funktionieren, das ist dem Deutschen zum Glück einigermaßen ähnlich.
Lateinische Substantive haben genau wie deutsche ein Genus
(grammatisches Geschlecht): Das sind Maskulinum
, Femininum
und Neutrum
. Im Deutschen erkennt man das Genus eines Substantivs am besten an seinem Artikel
, Latein kennt zwar keine Artikel, das Genus ist aber an der Endung des Substantivs zu erkennen.
Lateinische Substantive
können in fünf Kasus
stehen (das ist einer mehr als im Deutschen), die ihre Funktion im Satz bestimmen. Auch den Kasus erkennt man an der Endung des Substantivs.
Lateinische Substantive lassen sich in fünf Deklinationsklassen
einteilen. Das sind Gruppen von Substantiven, die nach dem gleichen Schema dekliniert werden. Genau wie die Kenntnis der fünf Kasus helfen die verschiedenen Deklinationen dabei, Latein korrekt zu übersetzen. (Mehr zum Deklinieren im Abschnitt
Deklination lateinischer Substantive
weiter hinten in diesem Kapitel.)
Einst fragte ein kleiner Junge seinen Vater, warum alle Schiffe weiblich seien. Der Vater antwortet, weil sie sich nicht rasieren müssten. Als der Junge darauf hinwies, dass er das auch nicht täte, erlitt der Vater grammatischen Schiffbruch. Pech, dass er dieses Buch nicht hatte.
Man unterscheidet zwischen natürlichem und grammatischem Geschlecht. Das grammatische Geschlecht wird in der Fachsprache Genus (das ist natürlich Latein und bedeutet »Geschlecht«, es heißt übrigens das Genus, der Plural ist Genera) genannt. Was das natürliche Geschlecht ist, ist klar – man ist entweder männlichen oder weiblichen Geschlechts. Aber was hat das Ganze mit Substantiven zu tun? Eigentlich ist das Ganze nur die Einteilung von Substantiven in drei Gruppen: in männliche, weibliche und sächliche (in der Fachsprache auf Latein: Maskulinum, Femininum und Neutrum). Im Deutschen ist das Genus eindeutig durch den Artikelder, die oder das zu bestimmen. Latein hat zwar keine Artikel, aber Sie können das Genus von Substantiven an ihrer Endung erkennen. Sie müssen nicht wissen, warum das so ist, wichtig ist, dass Sie wissen, wie es funktioniert.
Der einfachste Weg, das Genus eines Wortes festzustellen, ist, im Wörterbuch nachzuschlagen. Hinter jedem im Wörterbuch eingetragenen Substantiv steht m, f oder n – die Abkürzungen für Maskulinum, Femininum und Neutrum.
Das Genus eines Substantivs ist dann wichtig, wenn es um Adjektive geht. Adjektive beschreiben ein Substantiv näher und passen sich an das Genus des Substantivs an, daran können Sie auch erkennen, welches Adjektiv zu welchem Substantiv gehört (mehr über Adjektive gibt es in Kapitel 4). Hierin ähneln sich das Lateinische und das Deutsche, schließlich heißt es: guter Hund, gute Katze, gutes Pferd. Auf Latein sieht das so aus: equus bonus (gutes Pferd), puella bona (gutes Mädchen), verbum bonum (gutes Wort).
In vielen Sprachen, auch im Deutschen, erkennt man am Artikel (der, die, das, ein, eine), welches Genus das Substantiv hat. Latein gehört nicht dazu. Im klassischen Latein gibt es keine Artikel. Ob jemand von einem Hund (das kann irgendein beliebiger Hund sein) oder von dem Hund (das ist ein ganz bestimmter Hund) sprach, war eine Frage der Interpretation und konnte nur aus dem Zusammenhang geschlossen werden. Im Laufe der Zeit übernahmen dann Demonstrativpronomen (siehe Kapitel 7) die Funktion von Artikeln.
Im Satz kann ein Substantiv als Subjekt (Satzgegenstand) oder als Objekt (Satzergänzung) auftreten. Welche Funktion das Substantiv erfüllt, ist am Kasus (Fall; Plural Kasus) erkennbar, in dem es steht. Darin ähneln sich das Lateinische und das Deutsche wieder. Im Deutschen gibt es vier Kasus, das Lateinische kennt im Wesentlichen fünf Kasus. In welchem Kasus ein Substantiv steht, erkennt man an der Endung des Substantivs, sie ändert sich von Fall zu Fall.
Hier die fünf wesentlichen Kasus:
Nominativ
(Wer-Fall): Das Subjekt steht im Nominativ. Er antwortet auf die Frage
wer oder was?
(
Der Koch
versalzte die Suppe.)
Da Latein keine Artikel (der, die, das, ein, eine) hat, müssen Sie sie selbst einfügen, wenn Sie vom Lateinischen ins Deutsche übersetzen.
Genitiv
(Wessen-Fall): Zeigt ein Besitzverhältnis an. Er antwortet auf die Frage
wessen?
(Der Chef
des Kochs
war darüber nicht begeistert.)
Dativ
(Wem-Fall): Indirektes Objekt, bezeichnet meist Personen oder Belebtes. Antwortet auf die Frage
wem?
(Der Chef nahm
dem Koch
das Salzfass weg.)
Akkusativ
(Wen-Fall): Direktes Objekt, ist sehr vielseitig und kann die Richtung einer Tätigkeit oder das Ziel einer Handlung bezeichnen. Antwortet auf die Frage
wen oder was?
(Der Chef sah
den Koch
aus der Tür hinausgehen.)
Ablativ: Diesen Kasus gibt es im Deutschen nicht. Ist sehr vielseitig und kann ausdrücken wie, wann, wo oder warum etwas geschieht. (Der Chef findet den Koch heulend in einer Ecke.)
Da es diesen Fall im Deutschen nicht gibt, muss man sich bei der Übersetzung mit Präpositionen und Nebensätzen helfen.
Kasus und der Numerus (Singular – Einzahl und Plural – Mehrzahl) eines lateinischen Substantivs lassen sich an seiner Endung (Suffix) erkennen. Im folgenden Abschnitt geht es um Suffixe und wie sie gebraucht werden.
Latein kennt fünf Deklinationsklassen. Das sind Gruppen von Wörtern, die ihre Kasus auf die gleiche Art und Weise bilden – das heißt, sie verwenden die gleichen Endungen. Ein Substantiv deklinieren bedeutet, es in alle möglichen Kasus zu setzen. In diesem Kapitel geht es um die ersten beiden Deklinationsklassen des Lateinischen. (Die anderen drei sind in Kapitel 4 und 7 dran.)
Die erste Wortgruppe, die die gleichen Wortendungen verwendet, heißt, Überraschung, erste Deklination oder a-Deklination (weil der Ablativ Singular auf -a endet). Alle Substantive der ersten Deklination haben die Endungen, die in Tabelle 2.1 zu sehen sind, um ihren Kasus anzuzeigen. Diese Substantive sind meistens feminin, nur Flüsse, zum Beispiel Mosella (Mosel), und die Substantive, deren natürliches Geschlecht es nahelegt, zum Beispiel nauta (Seemann), sind maskulin. Es gibt in dieser Deklination keine neutralen Substantive.
Kasus
Singular
Plural
Nominativ
-a
-ae
Genitiv
-ae
-arum
Dativ
-ae
-is
Akkusativ
-am
-as
Ablativ
-a
-is
Tabelle 2.1: Kasusendungen der ersten Deklination
In Tabelle 2.2 ist das Substantiv puella