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Nun, ein pflegeleichtes Kind ist der kleine Ludwig wirklich nicht, und die ganz modern alleinerziehende Mutter hat ihre liebe Not mit dem Bengel. Doch der Lausbub ist nicht einfach ein verzogenes Kind. Mit seinen Streichen entlarvt er immer wieder die Heuchelei der ach so vernünftigen Erwachsenen. Ludwig Thomas humoristischer Klassiker neu herausgegeben mit dynamischem Inhaltsverzeichnis und Erläuterungen zu Dialektausdrücken.
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Seitenzahl: 104
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Ludwig Thoma
Lausbubengeschichten
Zum Scheckbauern ist im Sommer eine Familie gekommen. Die war sehr vornehm, und sie ist aus Preußen gewesen.
Wie ihr Gepäck gekommen ist, war ich auf der Bahn, und der Stationsdiener hat gesagt, es ist lauter Juchtenleder, die müssen viel Gerstl [Geld, "Kohle"] haben.
Und meine Mutter hat gesagt, es sind feine Leute, du mußt sie immer grüßen, Ludwig.
Er hat einen weißen Bart gehabt, und seine Stiefel haben laut geknarrzt. Sie hat immer Handschuhe angehabt, und wenn es wo naß war auf dem Boden, hat sie huh! geschrien und hat ihr Kleid aufgehoben.
Wie sie den ersten Tag da waren, sind sie im Dorf herumgegangen. Er hat die Häuser angeschaut und ist stehengeblieben. Da habe ich gehört, wie er gesagt hat: "Ich möchte nur wissen, von was diese Leute leben."
Bei uns sind sie am Abend vorbei, wie wir gerade gegessen haben. Meine Mutter hat gegrüßt, und Ännchen auch. Da ist er her gekommen mit seiner Frau und hat gefragt: "Was essen Sie da?" Wir haben Lunge mit Knödel gegessen, und meine Mutter hat es ihm gesagt. Da hat er gefragt, ob wir immer Knödel essen, und seine Frau hat uns durch einen Zwicker angeschaut. Es war aber kein rechter Zwicker, sondern er war an einer kleinen Stange, und sie hat ihn auf- und zugemacht.
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