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Ein ironischer Blick auf das Leben von Menschen, die im Kaffeehaus sitzen. 25 Geschichten - mal kurz, mal verlängert - zeigen: im Kaffeehaus zu sitzen kann mehr sein, als im Kaffeehaus zu sitzen. Wie schon Anton Kuh sagte: "Was ist ein Kaffeehausliterat? Ein Mensch, der Zeit hat, darüber nachzudenken, was die anderen draußen nicht erleben."
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Seitenzahl: 39
Veröffentlichungsjahr: 2019
Was ist ein Kaffeehausliterat?
Ein Mensch, der Zeit hat, darüber nachzudenken,
was die anderen Menschen draußen nicht erleben.
Anton Kuh
Ristretto
Café I
Im Café II
Im Café III
Im Café IV
Im Café V
Im Café VI
Im Café VII
Cappuccino
Oberflächlichkeit
Magic Mike XXL
Problemzonen
Shoppen oder poppen
Schlawiner
Generationenkonflikt
Kurze Romanze
Missverständnis
Caffé Americano
Skurrilitäten
Der po
Caffé Corretto
Frankfurter kuss
Zwei Begegnungen
Von Liebe und Liebesleid
Langer Abschied
Parship
Coffee to go
Schuhe Kaufen
Im Badezimmer
Amaretto
Zwie Gespräch
Die Mantelkrägen hochgeschlagen sitze ich in der Mittagspause mit meinem Freund im Café auf der Außenterrasse.
Es tröpfelt leise in den Cappuccino.
»Ob das wohl gesund ist?«, murmele ich zweifelnd in seine Richtung.
»Was? Das Rauchen?«
»Das in der feuchten Kälte sitzen und rauchen....« Er schaut missmutig in die Ferne und versucht vergebens Rauchringe zu blasen.
»Wir könnten auch rein gehen und in der Wärme sitzen«, sage ich und irgendwie hat meine Stimme dabei einen flehentlichen Unterton.
»Ach was!«, wedelt er meinen Vorschlag beiseite.
»Echte Kerle frieren nicht!«
Wieder schaut er missmutig in die Ferne und zieht den Mantelkragen noch ein Stück höher.
»Zum Teufel!«, sagt er schließlich. »Seit wann sind wir echte Kerle! Lass uns reingehen...«
Da es endlich wärmer wurde, saß ich mit meinem Freund auf der Terrasse eines Cafés und wir philosophierten über die vorüberziehende Welt. Natürlich kamen wir – dem Klischee folgend – irgendwann auf das Thema: »Frauen«
»Erstaunlich!«, sagte ich zu meinem Freund. »Wie anders Frauen im Frühling sich geben! Kürzere Röcke, tiefere Ausschnitte… Für wen machen die das?!«
»Keine Ahnung«, antwortete mein Freund indigniert. »Aber eines ist mir klar: Für uns alte Säcke machen die das auf alle Fälle nicht!«
Heute in der Mittagspause saß ich wieder mit meinem Freund im Café. Und wie immer kamen wir schnell zu »Männerthemen«: Frauen.
»Was verlangen unsere Frauen alles von uns?!«, begann er seine Litanei. »Wir sollen eine breite Schulter haben, aber nicht klammern. Wir sollen stark sein und gleichzeitig sanft. Gefühlvoll, aber auch zupackend, gut über Gefühle reden, aber auch gut zuhören können…«
Am Nachbartisch räusperte sich lautstark eine Dame. »Ach, ihr armen Kerle!«, sagte sie zu uns gewandt. »Ihr armen Männer! Heult doch!«
»Siehste!«, sagte mein Freund perplex zu mir. »Heulen sollen wir auch noch!«
Heute saß ich wieder mit meinem Freund im Café, die Sonne schien, der Espresso war anregend und – wie immer – kamen wir rasch zu Männerthemen: Frauen und Schönheit.
»…Frauen machen sich nicht schön, um Männern zu gefallen«, nahm mein Freund den Faden eines Gesprächs wieder auf, das wir vor wenigen Wochen geführt hatten. »Sie tun es, um andere Frauen zu ärgern.«
Da drehte sich die Dame vom Nachbartisch um und fragte belustigt: »Und ihr? Was macht ihr? Bleibt ihr hässlich, um eure Frauen zu ärgern?«
In der Mittagspause war ich heute wieder mit meinem Freund im Café. Nachdem wir uns über die »Dies-und-Das« der vergangenen Woche ausgetauscht hatten, saßen wir schweigend da.
Das Gespräch am Nachbartisch war schlicht zu spannend: Zwei Frauen, geschätzt irgendwo zwischen 50 und 60, unterhielten sich über die amourösen Begebenheiten des Wochenendes.
Über die Details lege ich den Schleier der Diskretion. Obwohl ich den Verdacht nicht los werde, dass die Damen für uns – ich betone es: unfreiwilligen! – Zuhörer eine große Show abgezogen haben.
Wieder einmal saß ich mit meinem Freund im Café. Im Gespräch, in einem anderen Zusammenhang, sagte er, ich sei ein Künstler.
Plötzlich fühlte ich mich ertappt. Wie ein Hochstapler.
Ich empfände das, was ich mache, nicht als Kunst, antwortete ich vorsichtig. Schließlich würde ich nicht meinen Lebensunterhalt mit Kunst bestreiten. Lachhaft, wedelte er mein Argument mit der linken Hand beiseite. Das sei so, als würde man behaupten, dass nur Prostituierte die wahren Liebhaber sein könnten, schließlich würden sie ihr Geld damit verdienen.
Heute Mittag saß ich im Café und wartete auf meinen Freund. Am Tisch neben mir saß ein kleines Kind in einer Art Kinderwagen, die – glaube ich – »Buggy« genannt wird.
Ich bemerkte, dass das Kind mich aufmerksam beobachtete. »Oh!« machte das Kind, als ich es ansah, und formte einen runden Mund. Ich machte es nach: »Oh.« Das Kind lachte, streckte mir die Arme entgegen und rief: »Opa!«
»Das ist nicht Opa!«, sagte die daneben sitzende Mutter und sah mich entschuldigend an.