Liebesgeflimmer - Annalena Schramm - E-Book

Liebesgeflimmer E-Book

Annalena Schramm

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Beschreibung

Annalena hat absolut das Talent, sich in den Falschen - oder besser gesagt nicht in den Richtigen - zu verlieben. Dich nimmt sie mit auf eine fulminante Reise voller filmreifer Stories und großem Drama. Von der schönsten Liebeserklärung, die man sich vorstellen kann, über total hirnrissige Eroberungsversuche bis hin zum Auffliegen eines hinterlistigen Betrugs ist alles dabei. Als wäre das nicht schon genug, spielt ihr Herz dabei auch noch komplett verrückt. Das Drama ist perfekt! Ein wahres Liebesgeflimmer mit vielen bewegenden, emotionalen Momenten, unfassbaren Geschehnissen und einer Menge Aufregung!

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„Je höher man fliegt,

desto tiefer kann man fallen.“

Playlist

„Willow“ von Taylor Swift

„Feeling Good“ von Michael Bublé

„Someone to you” von Nicholas Lentz

„Perfectly Imperfect“ von Declan J Donovan

„I’m Toxic“ von Jack Moy

„Fire Is Love“ von SAARLOOS

„Follow you“ von Imagine Dragons

„All The Lies“ von Alok, Felix Jaehn, The Vamps

„Thin“ von Victoria Voss

„Tangerine Skies“ von Declan J Donovan

Aus tiefstem Herzen für

David, meinen ersten und superlieben Freund

Jonas, meine erste große Liebe

Oskar, den ich sehr gernhatte

Felix, den ich mir als Mann meines Lebens vorstellen hätte können

Severin, der für mich viel aufgegeben hätte

Manuel, meinen besten Freund

Ebenfalls danke ich meiner Familie - im Besonderen meiner Mama - meiner besten Freundin Jasmin und meinen Freunden für jegliche Art von Unterstützung.

Inhaltsverzeichnis

„Je höher man fliegt,desto tiefer kann man fallen.“

Playlist

Aus tiefstem Herzen für

Vorwort

Der absolute Tiefpunkt in meinem Leben

Erster Kuss

Mein erster Freund

Die erste große Liebe

Das Leben geht weiter …

Jemand, den ich sehr

Der Mann fürs Leben?

Meine Freunde

Jemand, der für mich viel

Er ist zurück!

Vorwort

Bevor ich euch, liebe Leserinnen und Leser, mit auf eine fulminante Reise durch mein Liebesleben nehme, möchte ich zuerst einmal erläutern, warum ich dieses Buch geschrieben habe. Hier zitiere ich meine beste Freundin Jasmin, die wortwörtlich zu mir meinte: „Dein Leben ist wie eine Liebesstory aus Büchern und Filmen - nur viel krasser!“ Das hat mir Anlass zum Nachdenken gegeben. In gewisser Weise hatte sie auf jeden Fall recht! Doch natürlich ist nicht mein gesamtes Liebesleben die perfekte Romanze, sonst wäre im Buchtitel nicht von großem Drama die Rede. Vieles von dem, was ich erlebt habe, hat bis heute eine innere Narbe hinterlassen, prägt mich und lässt sich niemals unvergessen machen, weshalb das Schreiben dieses Buches ein Versuch war, die Geschehnisse zu verarbeiten und Kapitel für Kapitel abzuschließen.

Ebendiese Freundin, von der ich gerade gesprochen habe, meinte nämlich auch: „Schreib doch mal auf, was dich so beschäftigt. Vielleicht kannst du es dadurch besser verarbeiten.“ Und ja, liebe Jasmin, das habe ich hiermit gemacht!

Darüber hinaus möchte ich mich mit diesem Buch bei all jenen Personen in meinem Leben bedanken, die mich zu jeder Zeit - und besonders in den in diesem Buch beschriebenen Momenten - begleitet, unterstützt, getröstet, mir einfach nur zugehört oder sich auch für mich und mit mir gefreut haben.

Einen weiteren Grund stellen all jene Menschen dar, die in diesem Buch eine Hauptrolle spielen. Falls ihr dieses Buch lesen solltet: Hiermit bekommt ihr die Chance, meine Sichtweise kennenzulernen, mich vielleicht besser zu verstehen, die Konsequenzen der einzelnen Handlungen zu reflektieren und daraus für euer künftiges Leben zu lernen. Das war ja jetzt eher im negativen Sinne gemeint. Zugleich möchte ich mich aber - auch wenn das jetzt vielleicht komisch klingen mag - bei euch bedanken. Denn nur durch euch bin ich zu dem Menschen geworden, der ich heute bin! Abschließend möchte ich euch Folgendes mitteilen: Ich verzeihe euch und hoffe, ihr könnt mir auch verzeihen.

Ein letzter Grund für das Schreiben dieses Buches seid schließlich ihr, meine lieben Leserinnen und Leser. Vieles meiner dramatischen Geschichte hätte sich vermeiden lassen oder wäre höchst wahrscheinlich anders gekommen, wenn ich manches früher gewusst hätte und in einigen Situation anders gehandelt hätte. Diese Dinge werde ich euch im Laufe des Buches mitteilen und mitgeben. Dabei wünsche ich mir sehr, dass diese Tipps Anwendung in eurem Leben finden und euch vor viel Schmerz und Kummer bewahren. Aber natürlich soll euch dieses Buch vorrangig zur Unterhaltung dienen. Also viel Freude beim Lesen!

Der absolute Tiefpunkt in meinem Leben

„Setz dich. Willst du etwas trinken?“, bot mir meine Freundin Susi ein Glas Wasser an. „Gerne“, meinte ich und setzte mich auf einen der beiden Stühle. Ich war total beunruhigt und angespannt. „Du kennst ja den Moritz. Der hat einen Freund und der kennt die beste Freundin von Johanna“, versuchte sie, die schwierige Situation zu erklären. Nervös nippte ich an meinem Glas Wasser. Auf was wollte sie hinaus? „Moritz hat etwas herausgefunden“, fuhr sie fort. Laut begann sie nun die Worte auszusprechen, die für mich nicht real waren oder zumindest nicht real sein wollten - noch nicht. Nein, das konnte nicht sein - das durfte nicht sein! Das war bestimmt eine Verwechslung! Das war einfach nicht möglich! Für mich brach in diesem Moment eine Welt zusammen. Mein Körper erstarrte; ich konnte nicht mehr sprechen. Ich war schockiert! Das war einfach zu krass! Meine Hände begannen zu zittern und alles um mich herum fing an sich zu drehen.

Susi kam sofort zu mir herüber, nahm mich in den Arm und drückte mich ganz fest. Ihr tat das alles so leid. Aber sie konnte doch nicht einmal etwas dafür. Im Gegenteil: Jonas hatte Mist gebaut - großen Mist! Und ich würde mit ihm so schnell es ging darüber reden müssen!

Als Jonas an meine Tür klopfte und ich ihm öffnete, schmerzte mich sein Anblick. Wir hatten uns mittlerweile seit einer Woche nicht gesehen und seit unserem Abschied hatte ich so sehr auf genau diesen Moment hingefiebert, in dem ich ihn wiedersehen würde. Dabei hätte ich nie damit gerechnet, dass das Wiedersehen unter diesen Umständen sein würde. Sein Aufenthalt in Nürnberg - diese eine Woche - hatte alles verändert!

Er kam herein und wir setzten uns gegenüber an den Tisch. Ich merkte ihm an, dass er unruhig war. Ungeduldig wollte er wissen, was denn los sei. Ich redete nicht lange um den heißen Brei, sondern konfrontierte ihn sofort mit dem, was ich von Susi vor nicht einmal zwei Stunden erfahren hatte. An seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er damit nicht gerechnet hatte und deshalb erst einmal gar nicht wusste, was er dazu sagen sollte. Es gab ja auch keine gute Erklärung dafür! Doch auch ich hatte keine Worte. Der Schmerz zerfraß mich innerlich. So saß ich einfach nur stumm da, während mir eine Träne über die Wange lief.

„Habe ich noch eine Chance?“, fragte er reumütig. Ich blickte auf. Dabei trafen sich unsere Blicke und ich sah ihm direkt in die Augen. Er hatte so schöne Augen! Weitere Tränen entwichen mir und liefen meine Wange hinunter. Noch immer zitternd saß ich reglos da und starrte ihn weiter an. Antworten konnte ich nicht, denn dazu fehlten mir die Worte.

Das, meine lieben Leserinnen und Leser, war zu diesem Zeitpunkt der absolute Tiefpunkt in meinem Leben. Ich dachte damals schon, ich hätte einmal Glück im Leben, da holte mich die knallharte Realität zurück auf den Boden der Tatsachen. Ein Moment, der mich bis heute prägt und noch lange verfolgen wird. Doch beginnen wir von vorne …

Erster Kuss

Lorenz

Erster Kuss - und auch erster Vertrauensbruch

Meine Geschichte beginnt bei meinem ersten Kuss.

Ich war zu der Zeit die brave Streberin. Ich gebe ja zu: Ich hatte gute Noten in der Schule. Zugleich hatte ich aber auch ein sehr geringes Selbstbewusstsein und war deshalb sehr schüchtern und zurückhaltend. Dabei hatte ich aber auch nie die Gelegenheit, aus mir herauszukommen. Doch dieses Chance sollte ich bekommen.

Mein Nachbar wurde zu der Geburtstagsparty eines Freundes eingeladen und wollte mich mitnehmen. Er organisierte mit ein paar Leuten aus meiner Klasse, die auch zu der Party eingeladen waren, eine Fahrgemeinschaft und nahm mich mit auf diese Feier. Es fühlte sich gut an, endlich mal bei den Coolen dabei zu sein! Praktischerweise wurde ich auch noch zu Hause abgeholt.

Als ich ins Auto einstieg, vernahm ich ein peinliches Kichern. Ich bedankte mich fürs Mitnehmen und fing an, mit meinen Freunden ins Gespräch zu kommen. Von denen kam prompt der blöde Spruch: „Hoffentlich hast du dir die Zähne geputzt.“ Hä, was? Warum sollte ich mir die Zähne putzen?

Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht verstanden hatte, ist mir heute sonnenklar! Damals war ich sehr naiv und hatte absolut keine Ahnung, was meine Freunde damit meinten. Ich fuhr also komplett ahnungslos mit den anderen zur Party.

Vor Ort wurde bereits Bier-Pong gespielt. Es dauerte nicht lange, da kam ein Junge auf mich zu, legte seinen Arm um mich und schleifte mich zur Bar.

„Was willst du trinken?“, fragte er, während er mich mit einem flirty Blick angrinste. Ich muss schon sagen, dass er ziemlich gut aussah. Ich hatte nur leider überhaupt keine Ahnung von den Getränken, die da auf der Karte standen, da ich noch keines davon getrunken hatte. Das hier war schließlich das erste Mal, dass ich richtig feiern ging. „Was würdest du mir denn empfehlen? Such du was aus!", gab ich die Entscheidung ab. „Zwei Vodka Energy", bestellte er beim Barkeeper. So wie eigentlich jedes alkoholische Getränk schmeckte mir auch dieses nicht sonderlich. Dennoch begann ich daran zu nippen und gewöhnte mich nach und nach an den Geschmack. Mit jedem Schluck schmeckte es mir besser.

„Ich bin Lorenz. Freut mich, dich kennenzulernen.“ „Annalena, hi. Freut mich ebenfalls. Danke fürs Getränk!", gab ich zurück. Wir fingen an, uns zu unterhalten. Er war echt nett und sah noch dazu ziemlich gut aus. Ich hatte ihn zuvor noch nie gesehen, er schien aber ein Freund meiner Freunde zu sein. „Wollen wir rausgehen?", fragte er, nachdem wir uns etwas unterhalten hatten. Klar, warum denn auch nicht?

Es war Oktober und zumindest abends schon recht kühl. Dennoch tat die frische Luft gut.

„Ich glaube, da ums Haus ist eine Bank. Da könnten wir uns hinsetzen“, meinte er und ging los - ich hinterher. Wir bogen um die Ecke des Hauses. Hier befand sich eine Art Terrasse mit einer schönen, alten Holzbank. Wir setzten uns darauf und führten unser Gespräch fort. Er war ein wirklich angenehmer Gesprächspartner, hörte aufmerksam zu, fragte nach und erzählte auch etwas von sich. Ein paar Mal lugte einer der Gäste ums Eck. Der ein oder andere grinste wissend, zog den Kopf aber sofort wieder zurück, denn keiner wollte uns stören.

Ich blickte auf die Uhr. Mittlerweile saßen wir da schon ganze zwei Stunden, was mir allerdings definitiv nicht so lange vorkam. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war. Anscheinend war ich so ins Gespräch vertieft gewesen. Erst jetzt spürte ich, dass die Kälte immer weiter unter meine Kleidung kroch. Ich fror ganz schön. Das war mir bis jetzt gar nicht so aufgefallen. Aber dass ich fror, war mir in dem Moment ziemlich egal. Ich wollte nicht aufstehen und reingehen, denn damit würde ich unser Gespräch unterbrechen. Also blieb ich.

Da legte er seinen Arm hinter mir auf die Lehne der Bank. Mit seinen smaragdgrünen Augen blickte er mich lange und eindringlich an. Je länger wir uns unterhielten, desto näher rückte er an mich heran und drehte seinen Oberkörper in meine Richtung. Er wandte sich immer mehr mir zu. Irgendwann war er mir so nah, dass sich unsere Lippen beinahe berührten. Seine Hand wanderte an meinen Hals und zog mich in seine Richtung. „Warte!", platzte es da aus mir heraus.

Meine Intuition

Ich weiß nicht wieso, aber ich hatte da auf einmal einen Gedankenblitz. Das habe ich manchmal ganz aus dem Nichts. Ich nenne es meine Intuition. Und die hatte ich in diesem Moment auch. Was, wenn er mich verarscht? Was, wenn er den Kuss nicht ernst meint oder etwas anderes dahintersteckt? Eine Wette zum Beispiel. Fragt mich nicht, wie ich auf die Idee gekommen war. Ich denke, ich hatte einfach Angst, verarscht zu werden. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, warum mich jemand küssen wollte. Und ja, mein Selbstbewusstsein war zu dem Zeitpunkt im Prinzip nicht vorhanden.

So fragte ich ihn - auch wenn mir die Frage total dämlich vorkam: „Du machst das jetzt nicht wegen einer Wette oder sowas, oder?" Er sah mir in die Augen: „Nein, wie kommst du denn darauf?" Keine Ahnung. Das konnte ich mir selbst nicht beantworten. Aber so leicht war ich nicht zu haben! Außerdem wollte ich meinen ersten Kuss nicht mit irgendwem aus einer Laune heraus erleben. Für mich war das eine ernste Sache! „Ich kenne dich ja erst seit zwei Stunden", ließ ich ihn wissen. „Verstehe. Was müsste ich denn tun, damit du mich küsst?", wollte Lorenz wissen. „Ich muss dich erst einmal besser kennenlernen", gab ich ihm zur Antwort. Ihm war es anscheinend echt ernst, denn er zog das durch und wir redeten weitere zwei Stunden nebeneinandersitzend auf der Bank, während wir an unseren Getränken nippten. Natürlich konnte ich jemanden nach vier Stunden nicht supergut kennen, aber zumindest hatte ich nun das Gefühl, ihn gut genug zu kennen. Sein Arm lag mittlerweile nicht mehr nur auf der Banklehne. Er hatte ihn über meine Schultern gelegt und zog mich immer näher an sich.

Als sich sein Gesicht erneut dem meinem näherte, zuckte ich dieses Mal nicht zurück, sondern ließ mich darauf ein. Seine Lippen trafen auf meine. Ich schloss die Augen. Er hatte sehr sanfte, weiche Lippen. Es fühlte sich an, als wären tausend Schmetterlinge in meinem Bauch. Ich hatte mir meinen ersten Kuss schon öfter vorgestellt und hatte immer Angst davor, ich könne nicht küssen. Schließlich kann man das nirgendwo lernen. Aber es lief ganz automatisch. Ich hatte das Gefühl, Lorenz wusste, was er tat. Zu Beginn bewegten sich unsere Lippen lediglich in einem gemeinsamen Rhythmus. Es dauerte allerdings nicht lange, da spürte ich seine Zunge an meiner. Er griff mit seiner Hand unter meine Kniekehlen, hob meine Beine hoch und legte sie über die Seinen. Damit saß ich nun halb auf seinem Schoß. Den Kuss setzten wir hingebungsvoll fort.

Wie lange wir so dasaßen und miteinander schmusten, konnte ich nicht sagen. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Aber es war schön. Jede einzelne Sekunde dieses für mich besonderen Momentes genoss ich in vollen Zügen. Leider war es dann irgendwann an der Zeit, uns wieder zu den anderen zu gesellen.

Als wir um die Ecke bogen, standen die meisten der Gäste draußen und unterhielten sich. Auch die Leute, mit denen ich gekommen war, standen dort zusammen und grinsten verschmitzt, als sie uns kommen sahen. Anscheinend war es für alle offensichtlich, dass wir geknutscht hatten. Es war mir schon etwas peinlich. Was würden die anderen nun von mir denken? Wir stellten uns zu meiner Freundesgruppe. Lorenz allerdings war kurz darauf verschwunden. Wie ich später erfuhr, war er mit einem anderen aus der Gruppe an der Bar.

Doch nur wegen einer Wette!

Es dauerte nicht mehr lange, da bog auch schon das Auto um die Ecke, von welchem meine Freunde und ich abgeholt und nach Hause gebracht wurden. Von Lorenz konnte ich mich leider nicht mehr verabschieden, weil ich ihn auf die Schnelle nicht finden konnte. Nachdem wir eingestiegen waren, wollten die anderen wissen, was ich denn die ganze Zeit mit Lorenz gemacht hätte. Eigentlich konnten sie es sich doch eh schon denken, also gab ich zu, dass wir geknutscht hatten. „Allerdings erst, nachdem wir uns vier Stunden lang nur unterhalten hatten“, betonte ich. Es sollte schließlich nicht so aussehen, als würde ich jeden, der mir über den Weg lief, sofort küssen.

Mit meinen Gedanken war ich noch bei Lorenz, seinen schönen Augen, den weichen Lippen und dem innigen Kuss. Ich glaube, ich hatte mich in ihn verguckt. Doch da wurde ich auch schon aus meinem Tagtraum gerissen. Was ich nun erfuhr, verletzte mich sehr. Die Jungs teilten mir mit, dass sie gewettet hatten, ob es jemand schaffen würde, mich rumzubekommen.

Das saß! Ich wusste nicht, von wem ich mehr enttäuscht war: meinen Freunden oder Lorenz. „Was hat er denn dafür bekommen?“, wollte ich wissen. „Einen Drink“, gaben sie zu. Ein Drink!? Das war ein sehr niedriger Wetteinsatz wie ich fand. Jetzt war mir auch klar, warum Lorenz gleich danach an die Bar verschwunden war. Ich war geknickt. Er hatte mich also nicht geküsst, weil er mich mochte, sondern wegen einer Wette. Und das Schlimmste daran war, dass er mir zuvor auch noch ins Gesicht gelogen hatte. Das war schon ziemlich mies! Zugleich schwärmte ich noch immer von ihm. Auch wenn er mich verletzt hatte, musste ich ständig an ihn und an den Kuss denken.

Was von diesem Abend bleibt, ist eine schöne und gleichzeitig verletzende Erinnerung.

Hochsensibiilität

Die Sache hatte mich damals sehr beschäftigt. Das lag neben dem Vertrauensbruch unter anderem an meiner Sensibilität.

Als sensibel werden meist eher Mädchen beschrieben. So zähle auch ich zu diesen Personen. Doch leider bin ich nicht nur sensibel, sondern extrem sensibel - ja sogar hochsensibel. Dadurch nehme ich Gefühle besonders intensiv wahr und empfinde diese automatisch nach. Ich kann meine eigenen Gefühle nur schwer vor anderen verstecken, besitze eine ausgeprägte Intuition und habe die Tendenz, über alles gründlich nachzudenken und - wie ihr im Laufe des Buches merken werdet - auch zu zerdenken. Zudem besitze ich einen Blick für Details und bin sehr nahe am Wasser gebaut.

Hochsensibel zu sein heißt darüber hinaus, sich heftiger zu verlieben und eine sehr intensive Liebe zu empfinden. Konkret für Beziehungen bedeutet dies, dass etwas Oberflächliches mit halbherzigen Emotionen absolut nicht infrage kommt. Zugleich ist die Angst vor Verletzung und Zurückweisung sehr groß und es besteht ein starkes Bedürfnis nach Zeit allein sowie einem sicheren Rückzugsort.

So wie alles im Leben hat auch die Hochsensibilität ihre guten und schlechten Seiten. Wichtig ist es, sich dieser Eigenschaft bewusst zu sein, die negativen Seiten anzunehmen und die positiven Seiten zu schätzen.

Mein erster Freund

David

An dieser Stelle beginnt eine Liebesgeschichte, von der jedes Mädchen nur träumen kann. Ich warne euch vor - sie ist wirklich herzzerreißend. Also macht euch auf etwas gefasst, wenn ihr hier weiterlest.

Wir beide hatten uns über eine Dating-Plattform kennengelernt. Ich persönlich war und bin kein Fan von diesen Dating-Portalen, dennoch wollte ich die Plattform einfach einmal ausprobieren und da lernte ich David kennen. Er machte auf mich einen sehr netten Eindruck, woraufhin wir uns verabredeten. Unser erstes Treffen sagte er ab, weshalb ich erst dachte, er hätte kein Interesse. Wie sich herausstellte, war dem aber nicht so. Eigentlich hatten wir beim zweiten Anlauf vor, Essen zu gehen, doch dann kam Corona. Die Restaurants fingen an, nur noch per Lieferdienst oder Abholung Bestellungen aufzunehmen, weshalb wir uns dann fürs Kino entschieden. Netterweise reservierte David schon vorab Karten für uns beide.

Wir trafen uns vor dem Eingang eines kleinen, schon etwas älteren Stadtkinos, begrüßten uns und betraten gemeinsam das Kino. Als wir an der Kasse die Karten abholten, wollte mich David einladen. Sein Vorhaben funktionierte nur nicht so ganz: Man konnte in diesem Kino nicht mit Karte zahlen. Er hatte allerdings nicht genug Bargeld dabei und konnte demnach nicht einmal seine eigene Karte bezahlen. So lud ich ihn kurzerhand ein.

David war das sichtlich peinlich - noch dazu, weil der Kinobesitzer einen leicht spöttischen Kommentar von sich gab. Für mich war das allerdings kein Problem. Wieso sollte es auch? Ich bin zwar grundsätzlich klassisch eingestellt, allerdings konnte doch auch das Mädchen den Jungen einladen.

Wir nutzen die restliche Zeit vor dem Film, um uns etwas kennenzulernen. Wir hatten zwar zuvor schon viel miteinander geschrieben, aber mit jemandem persönlich zu reden, ist schon etwas anderes. Viele sind zwar der Meinung, dass das Kino als erstes Date eher ungeeignet sei. Das empfinde ich allerdings nicht so - im Gegenteil. Eigentlich ist ein Kinobesuch fürs erste Date optimal. Man trifft sich persönlich an einem neutralen Ort und merkt dabei, ob man auf einer Wellenlänge ist oder eben nicht. Nach dem Film kann man über diesen reden und sich darüber austauschen - hat also gleich Gesprächsstoff - und es besteht die Möglichkeit, das Treffen - falls es einem taugt und man sich noch etwas länger unterhalten möchte - zu verlängern. Es besteht aber zugleich auch die Option, es bei dem Film zu belassen und das Date danach zu beenden.

Bei uns war Ersteres der Fall: Wir beschlossen also, noch ein bisschen durch die Altstadt zu spazieren. Dabei tauschten wir uns über den Film aus und waren uns einig: Der Film an sich war schon ein ziemlicher Schmarrn, aber wenigstens war er lustig und unterhaltsam.

Es war ein echt angenehmes, schönes erstes Treffen, was auch er mir - gleich, nachdem er wieder zu Hause angekommen war - in einer Nachricht rückmeldete: Mir hat der Abend mit dir echt gut gefallen. Daraufhin erkundigte ich mich, ob er denn gut nach Hause gekommen sei. Er hatte nämlich einen etwas längeren Heimweg als ich. Er bejahte dies. Ich würde dich gerne wiedersehen, kam gleich darauf. Das wollte ich auch! Doch unser Wiedersehen stellte sich als gar nicht so einfach heraus und würde lange auf sich warten lassen …

Corona kann zwei Menschen trennen -aber nicht zwei Herzen

Die Corona-Pandemie nahm weiter ihren Lauf und kurze Zeit nach unserem ersten Treffen wurde eine Ausgangssperre verhängt. Das war echt mies - besonders zum jetzigen Zeitpunkt. Wir hatten uns nun ein Mal getroffen und wollten uns so schnell wie möglich wiedersehen. Wie überbrückte man nun diese lange Zeit, von der man nicht einmal wusste, wie lange genau sie dauern würde und die einem automatisch noch länger erschien, wenn man sich nach etwas oder jemandem sehnte? Genau so ging es nämlich uns: Wir beide konnten es gar nicht mehr erwarten, uns wiederzusehen. So fingen wir an, miteinander zu telefonieren. Keines unserer Telefonate dauerte unter einer Stunde. Wir knackten einmal sogar fast die drei Stunden. Ich freue mich schon, später deine Stimme zu hören, teilte David meist bereits am Nachmittag seine Vorfreude auf das anstehende Telefonat mit. Ich kann es auch kaum erwarten, gab ich zu. Doch durch die langen Gespräche ließ die Sehnsucht nacheinander nicht nach. Im Gegenteil: Sie wurde dadurch nur noch größer!

Wir lernten uns dabei auch immer besser kennen. Wie wir feststellten, passte vieles - ja eigentlich sogar alles - ziemlich gut zusammen. David war - genau wie ich - ein Familienmensch. Er hatte ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern sowie zu seinem großen Bruder. Er legte zudem großen Wert auf gemeinsame Zeit mit ihnen und wie sich herausstellte: später auch mit mir. Das passte schon mal!

David hatte - genau wie ich - einen bayrischen Dialekt und trug gerne Tracht - dazu später noch mehr. David war groß, muskulös und hatte eine modische Brille. Er studierte gerade Psychologie, was ich super fand. Ich studierte ja - wie ihr bereits wisst - auch (Schul-) Psychologie. Und dann noch sein Lieblingsfilm: Twilight. Schwer zu glauben, dass es möglich war, dass Twilight der Lieblingsfilm eines Jungen war - beziehungsweise eigentlich schon die Tatsache, dass sich ein Junge freiwillig den Film ansehen wollte. Aber es ist wahr! Ich selbst bin großer Twilight-Fan. Das bot sich doch für einen gemeinsamen Filmabend an, wenn die Ausgangssperre denn irgendwann mal aufgehoben wurde - was sich für uns allerdings noch wie eine Ewigkeit anfühlte.

Ich wäre jetzt am liebsten bei dir, schrieb er mir oft. Doch das war leider nicht möglich. So kamen wir eines Tages auf die Idee, uns gegenseitig Briefe zu schreiben. Voll oldschool, werden sich viele von euch vielleicht denken. Aber nein, das war es nicht! Es war einfach nur romantisch! Jeder Brief war etwas Besonderes. Etwas, worauf man sich schon tagelang freute. Wenn man dann einen solchen Brief in der Hand hielt, war es fast so, als hätte man den anderen etwas näher bei sich. Und da es sich schließlich rentieren musste, so lange auf einen Brief zu warten, umfasste jeder Einzelne mindesten zwei DINA4-Seiten.

Den ersten Brief verfasste ich an ihn. Ich gab mir sehr viel Mühe und war stolz auf das Ergebnis. Als ich dann damit fertig war, packte ich ihn in einen großen Umschlag. Was riecht denn hier so komisch?, rümpfte ich die Nase. Ich habe eine sehr feine Nase und bin recht empfindlich, was Gerüche angeht. Es war der Umschlag aus braunem Recyclingpapier, welcher widerlich stank. So konnte ich den Brief definitiv nicht abschicken! Was würde David sich denn denken, wenn der Brief so stinkend bei ihm ankam. Er war schließlich noch nie bei mir gewesen und wusste nicht, wie es bei mir zu Hause zuging. So sprühte ich auf den Umschlag meinen Duft.

Bei meinem Duft handelt es sich um ein Bodyspray der Marke Victoria's Secret - ein süßlicher Duft mit einer zart blumigen Duftnote und einem Hauch von Bittermandeln, was sehr gut mit meinem Eigengeruch harmoniert und damit meine Persönlichkeit unterstreicht. Doch auch das Parfüm half gefühlt nichts. So besprühte ich nicht nur den Umschlag von außen damit, sondern auch das Innere des Umschlags sowie den Brief selbst. Mehr konnte ich nun wirklich nicht machen! Also schickte ich den Brief ab.

Anscheinend hatte das Besprühen wirklich etwas gebracht: David berichtete total begeistert, dass sein ganzes Zimmer nun nach mir roch - und das blieb auch noch eine Weile so.

Poesie zum Anfassen

Ich konnte es kaum erwarten, seinen ersten Brief zu bekommen. Aber natürlich dauerte das schon noch ein bisschen. Mein Brief musste ja erst einmal bei David ankommen, dann musste er einen zurückschreiben und bis der dann bei mir war, würden ein paar Tage vergehen.

Als es dann so weit war und der Brief endlich bei mir ankam, war ich total aufgeregt. Schon seit Tagen hatte ich die Straße im Blick, um sofort mitzubekommen, wenn der Postbote kam. Als das gelbe Postauto um die Ecke bog, sprang ich wie elektrisiert von meinem Schreibtischstuhl auf und rannte nach unten zur Haustür. Tatsächlich hatte der Postbote heute den Brief dabei. Ungeduldig schnappte ich ihn mir und rannte in mein Zimmer. Hinter mir schloss ich die Tür und öffnete den Umschlag mit zittrigen Händen. Noch bevor ich überhaupt die Chance hatte, den Brief zu lesen, stieg mir ein angenehm männlicher Duft in die Nase: Davids Duft! Es war der Brief, der nach ihm roch. Offensichtlich hatte David diesen mit seinem Parfüm eingesprüht, so wie ich es gemacht hatte. Und ich kann euch sagen: Der Brief riecht noch heute nach ihm!

David hatte eine schöne, gut leserliche Handschrift. Der Brief war sehr lebendig geschrieben. An einigen Stellen konnte ich mir das Lachen kaum verkneifen. Relativ am Anfang führte er ein Zitat an, bei welchem er persönliche und auf unsere Situation angepasste Ergänzungen vorgenommen hatte. Ein paar Stellen aus dem Brief blieben mir im Gedächtnis hängen:

Der Tag, an dem wir uns das erste Mal getroffen haben, ist eine sehr wertvolle Erinnerung für mich.

Jede Minute mit dir wäre es wert, gegen die Ausgangssperre zu verstoßen und damit 250 € Strafe zu kassieren.

Der Gedanke, dich wiederzusehen, freut mich heute schon unbeschreiblich.

Der Brief endete mit den Worten: Bis ganz bald, dein David.

Aber keine Angst: Wir haben nicht gegen die Ausgangssperre verstoßen. Das kann ich schon mal vorwegnehmen. Bis ich seinen nächsten Brief erhielt, würde wieder eine ganze Weile vergehen, da nun erst einmal ich an der Reihe war, ihm einen Brief zu schreiben. Aber wir telefonierten mittlerweile so gut wie jeden Tag - und das jedes Mal echt lange. Fragt mich nicht, wie wir die ganze Zeit mit Gesprächsstoff füllen konnten, denn zumindest bei mir passierte außer Uni durch die Ausgangssperre nur wenig.

Ich setzte mich also an meinen Schreibtisch und begann sofort, ihm einen Brief zurückzuschreiben. Bis jetzt hatte jeder von uns ein Zitat eingebaut. Diese Tradition führte ich fort, was er anscheinend gut fand. Jedenfalls war auch in seinem zweiten Brief, den ich bereits voller Sehnsucht erwartete, ein Zitat:

„Viel zu oft verbringt man im Leben Zeit damit nachzudenken und vergisst Dinge auszusprechen, für die es sich lohnen würde.“

Daher dachte ich mir, schreibe ich ein paar Dinge, die ich besonders an dir schätze.

Daraufhin begann er aufzuzählen, was er alles an mir mochte. Mit so vielen Komplimenten war ich fast schon überfordert. Aber total süß von ihm! Er schrieb außerdem darüber, dass wir uns nun bald wiedersehen durften und er schon die Stunden bis dahin zähle.

Kaum zu glauben, aber wahr: Wir hatten es nun tatsächlich fast geschafft, drei Wochen zu überbrücken!

Das lang ersehnte Wiedersehen

Nach ganzen drei Wochen Ausgangssperre hatten wir uns zu einem Spaziergang an einem See verabredet. Das war in der Tat ein wunderschöner, idyllischer Ort. Der See war perfekt für uns. Man konnte einmal drumherum spazieren und war dabei in etwa eine Dreiviertelstunde unterwegs. Auf dem Weg gab es Skulpturen und Kunstwerke, die man betrachten konnte - auch wenn bei einigen der Kunstwerke schon sehr viel Fantasie sowie Vorstellungskraft gefragt war. Ein weiterer Vorteil war, dass es viele Bänke gab, auf denen man Platz nehmen und den Blick auf den See genießen konnte.

Vor Ort gab es einen Parkplatz. Dort wollten wir uns treffen. Da ich gerne pünktlich war, fuhr ich schon etwas früher von zu Hause los, um einen ausreichenden (Zeit-) Puffer zu haben.

Dort angekommen, parkte ich mein Auto und wartete auf David. Er kam kurze Zeit später angesaust und stellte sein Auto neben meines. Gekonnt lässig stieg er aus. Der Moment, auf den wir nun sooo lange hingefiebert hatten! Wir hatten uns zuvor darauf geeinigt, den Sicherheitsabstand nicht einzuhalten, und so fielen wir uns sofort um den Hals.

Es fühlte sich noch surreal an, ihn nun bei mir zu haben. Zugleich waren wir uns durch die stundenlangen Telefonate auf eine gewisse Art und Weise schon sehr vertraut.

Nach der Begrüßung machten wir uns auf den Weg um den See. Doch die Dreiviertelstunde reichte uns bei Weitem nicht aus! So starteten wir eine zweite Runde. Fast zur Hälfte hatten wir den See bereits umrundet, da entdeckten wir einen Grünstreifen, der Richtung See führte. An dessen Ende stand direkt am Wasser eine massive Holzbank unter einem alten Baum. Von dort aus hatte man den optimalen Blick über den gesamten See. Also setzten wir uns auf genau diese Bank. Sie war perfekt für uns beide! Und heute war zufälligerweise auch noch wenig los am See, sodass wir fast ungestört waren. Wir saßen ewig auf dieser Bank und genossen jede einzelne Minute, die wir miteinander hatten. Wir beide hatten diesen Tag so lange herbeigesehnt, dass es fast unwirklich war, nun hier nebeneinander zu sitzen.

Und dann passierte es: unser erster Kuss. Zärtlich, voller Leidenschaft und aus Liebe. Der Moment war mehr als perfekt. Nun war diese Bank nicht mehr nur irgendeine Bank, sondern unsere Bank.

An diesem Tag war es schwer, sich voneinander zu trennen. Doch es blieb uns keine andere Wahl. Früher oder später musste jeder von uns wieder zu sich nach Hause fahren.

Im Schilf versteckt

Nach diesem Treffen nutzten wir noch einige weitere Male die Gelegenheit, an diesem See spazieren zu gehen. Unsere Bank war schon toll, aber man war nicht immer ungestört. Ab und zu kamen dann doch Leute auf den Grünstreifen, um von dort die herrliche Sicht zu genießen.

Bei einer unserer Runden um den See fanden wir dann zufällig einen kleinen Trampelpfad durch ein Meer aus Schilf, welches etwas abseits des ursprünglichen Weges lag. Gemeinsam kämpften wir uns durch. Was wir am Ende des inoffiziellen Weges fanden, war atemberaubend. Wir befanden uns auf einer etwas größeren, von Schilf umgebenen Fläche genau am Wasser, mit einem traumhaften Blick über den kompletten See. Sofort wussten wir: Das ist unser Platz! Es gab zwar keine Bank, aber das störte uns nicht. David stellte sich meistens hinter mich, schlang seine Arme um meine Brust oder meine Hüfte und so standen wir dann einfach nur da. Gemeinsam verbrachten wir hier Stunden. Der Vorteil war, dass man sich ungestört küssen konnte. Nur einmal fuhr ein Kanu an uns vorbei. Allerdings waren wir so im Schilf versteckt, dass wir nicht zu sehen waren.

Ganz geheuer war mir der Ort zwar nicht, denn ab und zu raschelte es unter uns im Schilf. Einmal kam tatsächlich auch eine Maus zum Vorschein. Doch das nahmen wir in Kauf, um ungestört zu sein.

Noch heute habe ich den Blick auf den See von dort aus bildlich vor Augen. Eine besonders schöne Erinnerung!

David, derStarr

Tatsächlich war es dann irgendwann so weit, dass David zu mir nach Hause kam und meine Familie kennenlernte. Die war total begeistert von ihm. Kein Wunder, denn er war ein äußerst anständiger und liebenswürdiger Kerl, der wusste, was sich gehört.

Mit meiner Mama trank er gerne eine Tasse Kaffee. Dabei wollte er mir auch immer welchen andrehen, doch ich mochte zu dieser Zeit noch keinen Kaffee, weil er mir nicht schmeckte. „Irgendwann wirst du auch noch zum Kaffeetrinker, wirst schon sehen!“, meinte er dann jedes Mal. Ich konnte mir das damals zwar nicht vorstellen, aber er hatte recht! Heute arbeite ich als Barista in einem Café und habe mir sogar vor Kurzem eine kleine Kaffeemaschine im Retrodesign gekauft.

Doch nicht nur mit meiner Mama, sondern auch mit den Männern im Haus, verstand er sich prima. Mein Papa braucht zwar grundsätzlich immer ein bisschen Zeit, bis er anderen gegenüber auftaut, aber sogar er konnte David von Anfang an gut leiden. Und bei meinen zwei kleinen Brüdern brauche ich gar nicht erst anfangen: Die waren große Fans von ihm - besonders mein kleinster Bruder. Der fuhr voll auf ihn ab und wollte immer etwas zusammen mit ihm - beziehungsweise uns - machen.

Beim Filmschauen wollten wir allerdings allein sein. Wir entschieden uns heute für eine deutsche Komödie, die eigentlich echt super gewesen wäre. Jedoch bekamen wir es einfach nicht hin, den Film zu schauen. Stattdessen kuschelten, quatschten oder knutschten wir miteinander. Kaum war der Film vorbei, starteten wir einen zweiten Versuch, doch auch dieser scheiterte kläglich. Tja, da kann man nichts machen …

Tatsächlich versuchten wir es auch noch öfter, den Film zu schauen - jedes Mal vergeblich. Was sich Netflix wohl denkt!? (Da schauen die fünf Mal hintereinander den gleichen Film …) Und was soll ich sagen: Bis heute kenne ich lediglich die Anfangsszene des Films.

Auch wenn wir uns nun treffen konnten, führten wir das Briefeschreiben weiterhin fort. In einem weiteren Brief schrieb mir David:

Die letzten Treffen mit dir waren unbeschreiblich schön. Noch immer kann ich es kaum fassen, was in den letzten Wochen passiert ist. Jede Minute eines Treffens mit dir ist einzigartig und weckt die Lust nach mehr gemeinsamer Zeit.

Besonders in Erinnerung ist mir unser erster Kuss auf unserer Bank. Diesen Moment werde ich nie vergessen!

Was mich besonders freut:

Du schenkst mir dein Vertrauen; eines der wichtigsten Dinge in einer Beziehung (gerade sitze ich unheimlich glücklich an meinem Schreibtisch; das Wort Beziehung im gleichen Atemzug mit dir zu erwähnen … unbeschreiblich!). Lange habe ich überlegt, welches Zitat ich heute anbringe. Da musste ich feststellen, dass kein Zitat eines Fremden für dich ausreicht. Anstelle dessen würde eine Umarmung oder ein sanfter Kuss mehr aussagen als tausend Worte.

Vollkommen gerührt - wie eigentlich von jedem seiner Briefe - saß ich nun wieder in meinem Zimmer und konnte seine Anwesenheit fast spüren. Der Brief war gefüllt mit so viel Liebe! Seine Worte waren präzise gewählt und doch hatte er sie nur heruntergeschrieben - so, wie sie ihm in den Kopf gekommen waren. Ich war sprachlos. Ja, Jasmin, du hast recht! Eine Liebesgeschichte, wie in einem Liebesfilm - nur, dass das hier kein Film war, sondern Realität. Es war meine Realität!

Den nächsten Brief brachte er mir persönlich zu unserem nächsten Treffen mit. Ich bestand darauf, dass er ihn mir vorlas. Seine Briefe waren alle so lebendig geschrieben; da wollte ich einfach hören, wie die Worte aus seinem Mund klangen.

David setzte sich in meinen Hängesessel; ich mich dazu. Während ich nun halb auf ihm lag - der Hängesessel war schließlich nur für eine Person ausgelegt -, las er mir seinen Brief vor.

Liebe Annalena,